Dienstag, 27. März 2007
Und lebt´s sich völlig ungeniert
Bei dieser Gehaltsklasse http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,474066,00.html betrachtet man logischerweise die Einkommen anderer Menschen als Peanuts, die man zur kurzfristigen Kurserhöhung auch mal wegrationalisieren kann. Im Grunde ist das Geld ja auch viel zu schade für Leute, die nichts vom Geld versteh´n, weil sie sowieso den ganzen Tag arbeiten geh´n.

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nur kein neid. der mann ist immerhin der "erste" verkäufer seines unternehmens, arbeitet 24/7 hat null privatleben und steht immer mit einem bein im knast. da braucht er schon ein schmerzensgeld.

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und steht immer mit einem bein im knast

risikoprämie also. schein in vielen fällen auch so hinzukommen.

wäre aber einmal eine untersuchung wert, wie derlei topgagen zustandekommen und wie sie gerechtfertigt werden.

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gerechtfertigt werden diese gagen mit dem gehobenen lebensstandard und der außerordentlichen leistung der damen und herren. wie z.b. bei herrn corti von der swiss air, der sich seine tantiemen im zweistelligen millionenbereich im voraus bezahlen ließ und anschließend die swiss air in den ruin trieb. (wofür er derzeit vor gericht steht.) was nicht heißt, dass ein mitarbeiter aus dem mittleren management das auch dürfte.

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Die Gehälter beschließt der Aufsichtsrat. Und da sitzen meist Leute, die zu ihrer aktiven Zeit so ein Gehalt für sich auch für angemessen gehalten hätten. Die Verantwortung ist halt soooooooo ein schweres Gewicht!

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Tja, Wirtschaftsdemokratie würde aus meiner Sicht bedeuten, dass die Vorstände von der Belegschaft gewählt werden. Wie wäre es denn damit? Die liberale Demokratie könnte sich endlich mal in der Unternehmensorganisation betätigen!

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"Liberal" im Sinne der Rechtslibertären sind aber nur die Interessen a) von Eigentümern (je größer, umso liberaler) und b) von Kriegstreibern und Militaristen und c) von "Es-gibt-keine-menschlichen-Einflüsse-auf-das-Klima"-Apologeten.

Vor allem a).

Die Belegschaft sollte deshalb nach Möglichkeit völlig rechtefrei sein. Das wäre ideal - dann gäbe es nämlich den superen Zustand "freier Verträge". Hayeks tribalistische "natürliche Ordnung" lässt grüßen.

Und es gäbe die Arschkarte für alle, die das Pech hatten, nicht zu den sich als "Leistungsträger" selbst bejubelnden Priviligierten der Gesellschaft zu gehören.

Die "Nicht-Leistungsträger", Arbeitnehmer sowie der übrige Rest nämlich, haben im liberalen Idealstaat natürlich nichts zu melden. Warum auch? Und vor allem: Bloß keine Mitbestimmung! Bloß keine Demokratie!

Demokratie ist für rechtsliberale Staatsfeinde ohnehin abschaffenswert völlig überschätzt.

Demokratie ist in deren Augen potentieller "Terror" gegen die Eigentum habende Minderheit. Also falsch. Ein Hindernis auf dem Weg zum "Minimalstaat" oder der Auflösung des Staatlichen. Im Übrigen halten diese Rechtslibertären sich selbst für eine "Elite" (doch!) - ganz im Gegensatz zur schäbigen "Masse" (uns!), die man entrechten möchte und die man von jeglichen Einfluss auf Politik fernhalten möchte.

Die Rechtslibertären wollen: "Freie" Menschen. Freie Märkte. Freiheit nur für Eigentümer. Eigentümlich frei.

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Und Du solltest mal so frei sein, Dich zu melden. Dringend!

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Liberal im Sinne des Liberalismus wäre ja eher liberal ;-)

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ich als liberaler würde sagen, dass liberal nur sein kann, wenn nicht nur liberal draufsteht, sondern auch liberal drin ist.

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auch-einer hat gefragt:
wäre aber einmal eine untersuchung wert, wie derlei topgagen zustandekommen und wie sie gerechtfertigt werden.

jolly rogers hat geantwortet:
gerechtfertigt werden diese gagen mit dem gehobenen lebensstandard und der außerordentlichen leistung der damen und herren.

auch-einer meint dazu:
gerechtfertigt wird eher nicht mit dem höheren lebensstandard, weil da könnte ja jeder kommen und sagen, wir wollen auch mal wissen, wie das so ist.
angeblich soll bei der coop (war einmal ein gewerkschaftseigener konzern, der sauer in die pleite geführt wurde) die argumantation für dei fettlebe einiger weniger gewesen sein, man müsse stellvertetend für alle auskosten, was jetzt schon möglich sei.

richtig ist die beobachtung, dass jede diskussion um gerechten lohn recht bald in der frage nach dem angemessenen lebensstil endet. das wussten unsere vorderen schon zur zeit der reformation. da wurden die ersten kleider- und luxusordnungen erlassen - einschließlich der überwachung dieser regeln durch die kirchenältesten und die selbstkritik der übertreter vor der kirchgemeinde.

die letzten luxusordnungen verdanken wir, so wie den kameralismus, der aufklärung. weil nämlich nicht alle sondern nur wenige der staat waren, und diese wenigen im schweisse ihres angesichts (deshalb die reichliche anwendung von parfüm in der damaligen zeit) repräsentieren mussten.

wohingegen die parole des aufstebenden kapitalismus das freche: frei bahn dem tüchtigen war. wobei die tüchtigsten einerseits ihr erwirtschaftetes kapital akkumulierten - heute würde man sagen, sich selber finanzierten. anfdererseits gab es auch damals schon die erkenntnis, dass ostentativer lebensstil dem kredit förderlich ist. wie bei zola beschrieben, die beute und das geld, wen hat er nur mit saccard gemeint?

mouchi hat geantwortet:
Die Gehälter beschließt der Aufsichtsrat. Und da sitzen meist Leute, die zu ihrer aktiven Zeit so ein Gehalt für sich auch für angemessen gehalten hätten.

auch-einer meint dazu:
der aufsichtsrat, schon.
aber der wird von der hauptversammlung gewählt, und irgendwann einmal könnte einer von den kleinen aktionären schon auf die idee kommen, dass das, was die leitung einsackt, nicht mehr an die aktionäre ausgeschüttet werden kann. neues futter für herrn prof. wenger oder einen tribunen, der sich als aktionärssschützer gebärden will, weil er das schweigegeld gut gebrauchen kann.

es könnte doch etwas ganz anderes sache sein. nämlich dass die konzentration vieler kleiner kapitalien in wenigen grossen fonds - hilferding hat dies vor knapp hundert jahren als die aufgabe und das wirken der banken beschrieben.

aber offenbar sind wir schon eine runde weiter, es geht nicht mehr um finanzierung durch darlehen, sondern um finanzierung durch beteiligung. eine sache die sehr viel lukrativer sein kann, als poplige darlehensausreichung, die aber dafür sehr viel risikoreicher ist.

dies immer vor dem hintergrund, dass die kleinen leute, die ihr weniges erspartes geld, oder ihre altersversorgung

- ja, herr müntefering, die zeiten, als die genossen, die über die wirtschaft redeten, sich auf dem gebiet auch auskannten, scheinen auch vorbei zu sein. wenn einer eine heuschrecke ist, dann doch sie auf ihrem ministerposten -

in diesen fonds stecken haben, und sich von daher ein gebaren, wie es die deutsche bank lange zeit pflegen konnte, eher auf langfristigen erhalt als auf schnelle rendite zu setzen, sich weder leisten können noch wollen. wobei dieses wollen als triebkraft in dem ganzen prozess, der so unzureichend als globalisierung bezeichnet wird, nicht zu unterschätzen ist *).

was natürlich auf die managergehälter auswirkungen haben wird.

das mittlere management scheint neuerdings entbehrlich und wird derzeit ausgekehrt, nein, dem arbeitsmarkt zur verfügung gestellt, heisst die derzeit korrekte bezeichnung.

das top-management steht unter starkem, dabei kurzfristig ausgerichtetem erfolgsdruck. das wird weder die ehrlichkeit noch die bescheidenheit fördern. heisst also, die gage ist wirklich eine risikoprämie, weil man sich in kurzer zeit für den rest seines anspruchsvollen lebens saniert haben muss.

so dass in zukunft die tätigkeit eines top-managers derjenigen eines spitzensportlers einer publikumswirksamen sportart vergleichbar sein wird **)

und wie eben schumi gesagt haben wird, ich bin mein geld zehnfach wert, mindestens, wird eben auch einer der top-fondsverwalter sagen, ich habe euch im letzten jahr soundsoviel verdient, ich habe euch um soundsoviel recher gemacht. stimmt jetzt meiner gage zu, oder sucht euch einen anderen, selber könnt ihr es nicht, was ihr von mir verlangt.

*) der börsenjournalist frank lehmann, glaube ich, sagte einmal, auf die frage, ob ihn das, was da neuerdings passiert, abstosse, er habe sich da einmal mit einer dame unterhalten, die ihm sagte, sie wolle kurzfristige rendite. auf seinen hinweis, dass die folgen solchen denkens langfristig schädlich sind, kam zur antwort, ich will trotzdem gute und schnelle rendite. das habe ihn schon entsetzt, so frank lehmann.

**) man müsste das gesellschaftsrecht hinssichtlich der hauptversdammlungen dahingehend ändern, dass diese einer publikumssportart vergleichbar werden.

erstens wäre das dem gedanken der kapitalgedeckten vorsorge förderlich, zweitens liessen sich aus diesen veranstaltungen enorme einnahmen aus übertragungen, berichterstattung, fanartikeln und abschluss von wetten sowie der vergabe weiterer rechte (deuba jetzt in addidas, allianz-dreba weiter in puma) generieren.

so, und mit diesem ausblick, dass dax die neue trendsportart vor fussball, autorennen und tennis werden wird, mit der folge, dass die heranwachsenden in zukunft manager-quartett spielen und manager-bilder sammeln werden, während dem samstags 18:00 die eltern wirtschaftsschau gucken, höre ich jetzt auf.

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