Donnerstag, 28. August 2008
Scharfmacher im Georgien-Konflikt 1: Lügt das Wall Street Journal?
In der aktuellen Ausgabe der Wirtschaftswoche wird auf einen Artikel im Wall Street Journal Bezug genommen, demzufolge die Analyse des russischen Truppenaufmarschs gegen Georgien ergäbe, dass die russische Armee mangelhaft gerüstet sei. Die noch in den 1970ern gefertigten T72-Panzer, die dort bisher zum Einsatz gekommen sind, verfügten über keinerlei Schutzvorrichtung gegen moderne Panzerabwehrraketen.
Daher sei davon auszugehen, dass demnächst Milliardenbeträge zur Verstärkung der Panzerungen ausgegeben würden, die hinsichtlich der zivilen Wirtschaftsentwicklung in Russland fehlen würden und deshalb negative Auswirkungen auf die russische Konjunktur erwarten ließen.
Nun besitzen einerseits die T72-Panzer hochfeste sog. Cobham-Panzerungen aus Mehrschichtmaterial, die seit den 1970ern nachgerüstet wurden, andererseits sah ich auf den Fernsehbildern zu besagtem Konflikt vor allem hochmoderne T80 und T90-Panzer, die vor Reaktivpanzerungen (externe Sprengladungen, die aufprallende Geschosse durch entgegengesetzte Explosionen neutralisieren) strotzen. Solche Panzer sind nur noch mit schwerer Artillerie oder speziellen Kampfhubschraubern oder Jagdbombern zu bekämpfen.

Die für jeden sichtbaren Fernsehbilder stehen also in völligem Gegensatz zur Aussage des Wall Street Journal, einer an und für sich hochseriösen Zeitschrift. Was hat das zu sagen? Peinlicher Redaktionsfehler oder bewusste Meinungsmache, wenn ja, zu welchem Zweck?

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