Montag, 3. Mai 2010
Subkulturelle Selbstzuschreibungen
Ich weiß gar nicht mehr, ob ich das nun bei Momorulez, bei Hartmut oder woanders gelesen habe, aber: Es ging darum, dass Ökopax-Linke in den frühen Achtzigern Hippies gewesen seien, die als Punks aufgetreten wären. Also so etwas kenne ich aus eigenem Erleben gar nicht. Hippies waren für uns damals die Flower-Power-Leute aus dem Zeitraum Mitte Sechziger bis Mitte Siebziger und die Aussteiger in Poona, Gomera oder den Höhlen von Mattala auf Kreta, die langhaarigen, tendenziell kiffenden, Fischerhemden, Streifenjeans und Palitücher tragenden VertreterInnen der Neuen Sozialen Bewegungen im Umfeld Anti-AKW-Öko-und HausbesetzerInnenszene hießen bei uns und z.T. unter sich selber (was ja ineinander übergeht) Freaks, ohne die negative Bedeutung, die dieser Begriff heute hat. Und auch der Gegensatz Hippies-Punks oder Ökos-Punks ist mir nur aus der Literatur bekannt. In den Zusammenhängen, in denen ich lebte, ging das immer locker-flockig zusammen. Da gab es in ein und derselben politischen Kleingruppe Punks, Freaks, Headbanger, Rastaaussehende und diverse Mischformen. Wer weiß heute noch, dass es mal eine eigene Ska-Szene gab, die in Trenchcoats, Filzhüten und übergroßen italienischen Herrenschuhen umherlief, oder eine OI-Szene, die nicht mit Oi-Skins zu verwechseln ist (Oi-Skins: unpolitische Skinheads, Oi: Leute mit sehr kurzem Irokesenschnitt, die rechts, aber nicht rechtsradikal waren). Die bunte Vielfalt von Jugendsubkulturen der 1980er gehört nicht nur der Vergangenheit an, sie scheint mir auch wirklich vergessen.

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mir berichtete mal wer (der selber dabei war), dass es um 1980 in HH auch noch "Roller(s)" (englische Aussprache) gab, Rock'n & Roll-Fans mit kurzer Tolle denen die Ted-Szene zu rassistisch und zu wenig proletarisch war und Elvis als zu schmalzig empfanden, gab da sowohl mit Punks wie auch mit Psychs gewisse Überschneidungen

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Ja, und zur Zeit der großen Discowelle 1976-79 bildeten die eigentlichen Fans dieser Musik auch wieder eine eigene Szene, die sich Teenie-Bopper nannten und die so auf halbem Wege zwischen den Glam-and-Glitter-Leuten und den Poppern standen.

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OI?
Wo ich aufgewachsen bin (Wien), nannte man die Typen mit den kurzen Iros Psychobillies (kann mich da nur dunkel an zugehörige Renee-ähnliche Mädels erinnern) und die Elvis-Jungs und Petticoat-Mädels Rockabillies...
Ich kann mich auch gut daran erinnern, dass diese Begriffe in Holland, Frankreich und England, wo wir so heruminterrailt sind, verstanden wurden.

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Also bei uns in Norddeutschland waren Psychabillies Leute mit Elvis-ähnlicher Haartolle und ansonsten Kurzhaarschnitt, aber etwas länger als Skins, oder mit Iro-artiger Bürste, aber auch Haaren drumrum (also keine bis auf den Iro kahle Platte), die eine Musik hörten, die eine Mischung aus Punk und Rockabilly darstellte. Die Elvis-Jungs und Pettycoat-Mädels waren nicht direkt Rockabillies, sondern sehr häufig Teds (erkennbar an Süstaatenfahne auf der Jacke, Jeans-oder Cordjacken, rechte Gesinnung). Rockabilly ist eine eigene Musikrichtung, eine Synthese aus Rock´n Roll und Hillbilly (Hillbilly=sog. Backcountry-Musik, Hinterwäldlermusik, Country-Musik abseits des Nashville-Mainstreams). Bekannte Künstler sind Charlie Perkins, Buddy Holly und Eddie Cochrane. Die Rockabilly-Szene war eine andere als die der Teds.

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was in HH gegen Ende der 1980er von der Psychobilly- und der Tedszene noch übrig war teilte zumeist eine ziemlich rechte, zumindest aber eine "unpolitisch-rassistische" Einstellung ... bei den meisten Punks waren Teds in HH sehr unbeliebt: http://www.youtube.com/watch?v=pHUuQ6dtmW4

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Schweinesystem!
Ich wollte daran erinnern, dass heute vor 40 Jahren 13 Studenten der Kent State University, Ohio, von der verhetzten Nationalgarden-Soldateska durch Schüsse verletzt wurden, vier davon tödlich.
Als die gezielten Schüsse anfingen, blieben die Studenten zuerst einfach stehen. Denn da die Schützen über 100 Meter entfernt waren und von den Studenten nicht attackiert wurden, glaubten die Demonstranten, es könne sich nur um Platzpatronen zur Einschüchterung handeln.

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Und ein amerikanischer Freund hatte einige Zeit davor zu denjenigen gehört, die rund um den Campus von Berkeley Schützengräben aushoben. So weit waren die Auseinanderstzungen in den USA zu der Zeit. Daniel Cohn-Bendit schrieb in seinen Büchern "Linksradikalismus - Gewaltkur gegen die Alterskrankheit des Kommunismus" und "Der Große Basar", dass die Konfrontation zwischen Staatsmacht und radikaler Linker qualitativ und quantitativ in den USA am weitesten fortgeschritten sei.

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