Sonntag, 30. Mai 2010
Neulich, in der Bahn
Ich bekam im Zug mit, wie eine Mutter zu ihrer kleinen Tochter, die vielleicht 5 war, sagte "Sei jetzt still und halte still, sonst kommst Du an den Pflock!". Die Tochter plapperte munter vor sich hin und trat von einem Bein auf andere. Das sagte die Mutter "Ich habe Dich gewarnt, das habe ich nicht nur so gesagt, Du wirst jetzt den gesamten Nachmittag an den Pflock gebunden!". Ich machte die Frau an wegen solcher Erziehungsmethoden, aber helfen tut das der Tochter natürlich auch nicht. Widerwärtig, so etwas.

... comment

 
Komisch, dass ausgerechnet die Kreise, die SM-Praktiken feiern (bist da ja wohl kaum anders als deine freundin onlineschlampe) ein bißchen schwarze Pädagogik kritisieren. Nachdenken hilft!

... link  

 
Komisch, dass ausgerechnet die Vertreter des braven Normalotums, die sich bislang niemals in gesellschaftskritikrelevanten Debatten hervorgetan haben, solch abstruses Zeug schreiben. Misshandlung von Kindern und gewalttägige, aber freiwillige Sexpraktiken haben so viel miteinander zu tun wie Krieg und Kampfsport oder Brandstiftung und Feuerwerk. Nachdenken hilft - darüber, ob Lustgewinn auch anders erreicht werden kann als über langweiligen Kuschelsex oder ob Erziehung etwas mit Didaktik oder Einschüchterung zu tun hat, oder ob es einen Unterschied zwischen Angst und Respekt gibt. Fühle mich gerade als der Buhle von Netbitch so ganz und gar nicht respektiert. Und bin nicht etwa ein vor Frauen kriechendes Weichei, sondern ein robuster Autoreparateur mit nem Landfriedensbruch im Führungszeugnis.

... link  

 
Ja, das du das so siehst dachte ich mir. Ein Mann, der sich von einer Frau verprügeln lassen muss, damit er einen hochkriegt, und die ihrerseits nicht mal einen Saunaflirt hinkriegt. Und mit euren linken Idealen sind doch diese perversen Praktiken überhaupt nicht vereinbar.

... link  

 
Ich verstehe die Wutausbrüche von Momo und Loellie immer besser. Ich lasse das hier jetzt stehen als Dokument von Narrow-Minded-Phrasendenken.

Und zitiere zum Ausgleich die hier autorisierte Mail eines lieben Freundes und dann auch noch eine der sog. "Onlineschlampe":

Freund:

"Bei den "Blümchen" fehlen schlichtweg Genußfähigkeit und Phantasie. Das will man sich nicht eingestehen, und dann wird rationalisiert. Dann kommen diese pseudorationalen Erklärungen für den Ausschluß ganzer erotischer Planeten.

Solche Menschen sind eigentlich erotische - nicht sexuelle - Temperenzler. Das ist so ein Fall, wo man ganz dreist, ironisch und offensiv einen Umkehrdiskurs führen sollte: Nicht die Genußfähigen und Phantasievollen haben sich zu rechtfertigen vor der begrenzten und beschränkten Empfindungsweise, sondern die (ich formuliere jetzt mal bewußt holzschnittartig) Spaßbremsen haben zu erklären, wieso sie das Entgrenzende, die Lust, die sie doch auch genießen wollen, zugleich wieder in enge Grenzen einsperren.
Diesen Widerspruch sollen die doch erst mal erläutern!

Und wenn man schon begrenzt: Wo dann denn haltmachen? Wieso nicht gleich "Kein Sex vor der Ehe" oder "Beischlaf nur zur Zeugung"? Ganz klar: Wenn eine Frau es nicht in den Hintern mag, ist das zwingend zu respektieren.
Es ist aber ein Riesenunterschied, ob jemand sagt "Ich will das nicht, weil es mir nicht gefällt", oder ob er seine subjektive Abneigung objektivistisch verbrämt, und bloß, um sich selber abzusichern, grottige Verallgemeinerungen politischer oder moralischer Art anführt.

Eine Frau sagte mir mal, Oralverkehr sei eine Sauerei. Ich antwortete: "Eben drum."

"Pornographisierung der Gesellschaft" - vielleicht kommt die ja auch daher, weil die Pornographisierung bloß die andere Seite der Medaille der Unfähigkeit zum Genuß ist.

Ich kannte nur eine einzige Frau, die in diesen Dingen richtig Gas gab. Einmal wollte sie "vergewaltigt" werden, aber es sollte echt sein in dem Sinn, dass sie sich nicht zum Schein, sondern mit aller Kraft wehrt. Da mußten wir dann sehr lachen, weil sich herausstellte, dass sie, obwohl sie nicht so aussah, über erheblich größere Körperkräfte verfügte als ich.
Bei "perversen" Praktiken ließ ich fast immer ihr den Vortritt, da ich bislang nur Frauen kannte, die in unterschiedlichen Graden da eingeschränkt waren. Manchmal Blümchen, mal auch Fesseln aber sonst nichts, mal anal als einzige Variante; na OK, immerhin.

Als wir irgendwann alles durchhatten (Demütigung, SklavInnen-Sachen, inkl. gefesselt nackt aufhängen an der Decke ...), was nur irgendwie machbar schien, sagte sie, ich hätte doch auch sonst immer Ideen, ich sollte mir jetzt etwas ausdenken, etwas, was aber so richtig versaut ist. Ich zermartete mir das Hirn und wollte schon aufgeben, bis ich auf "Inzest-Rollenspiele" kam. Das schien mir allerdings so schräg, dass ich erst etwas rumdruckste. Sie war total begeistert!

"Unterdrücker" - ha, ha, ha! Da fiele mir aber so manches Argument ein, um mal glattzuziehen, auf welcher Seite da die autoritär-repressiven Mentalitäten liegen.
Ich sage nur: Umkehrdiskurs! Unter Rechtfertigungszwang steht die Blümchen-Fraktion, und sonst niemand.

Mit Schweinegruß."

Und Netbitch:

"Che, wenn ich etwas über SM-Praktiken poste, dann sind das meine privaten Erlebnisse und keine Propaganda für BDSM an sich. Mit diesen ganzen Ledermasken und Deprivationsspielen, Sauerstoffentzug und Kliniken kann ich gar nichts anfangen. Ich liebe Peitschenhiebe, sowohl sie zu bekommen als auch sie auszuteilen, und zwar mit echtem Werkzeug, nicht diesen Softgeräten aus dem Sexshop - als eine besondere Art des Vorspiels zu genitalem Sex. Der für mich immer im Mittelpunkt ist. So gesehen bin ich keine Sadomasochistin, sondern eine Frau, die auf sehr sehr harten Sex steht. Was ich auf meinem Blog gepostet hatte, diente einerseits meiner lustvollen Selbsterinnerung/Selbstvergewisserung, andererseits unserer gemeinsamen (also, Du, Nörgli, Ich) Festlegung auf einen Bildungsauftrag: Andere sollten auf die Idee gebracht werden, so schöne Dinge für sich zu entdecken. Es ist wunderbar, nach stundenlanger Peinigung mit einem extrem aufgewärmten Rücken und Arsch miteinander zärtlich zu sein. Es ist wunderbar, Schmerzen, Überraschungseffekte und Zärtlichkeit zu verbinden. Es ist wunderbar, sich für heftige Hiebe, heißes Wachs und bis an den Rand der Glut erhitztes Eisen auf der Haut zu rächen und dann in einem Maße, dass ohne diese Vorbereitung nicht möglich wäre fantastinatisch zu ficken. Was bekam ich zurück? Von meinen üblichen Verehrern, Dir, Momo, Nörgler Anerkennung, von Genuin und anderen so ne Mischung aus völligem Unverständnis und einer "Haha-diese Schlampe"-Haltung. Und dann wird mir auch noch mein durchaus feministisches Selbstverständnis ja ständig abgestritten, für die gibt es ja nur sanften Schmusesex oder SM unter Lesben."

... link  

 
Bin "Genuin" ich?

... link  

 
Kritikaster vertritt den repressiv-verdrucksten Muff der 50er und 60er Jahre, der dann Ende des Jahrzehnts einige rebellische Jugendliche dazu veranlaßte, mal das Fenster aufzumachen um frische Luft reinzulassen.
Die schärfsten Gegner waren diejenigen, von denen man heute weiß, dass sie Kinder mit Fäusten, Stöcken und Gürteln prügelten, sie dabei mit "In dir wohnt der Satan!" anbrüllten; es waren diejenigen, die ihre Sexualität an wehrlosen Schutzbefohlenen auslebten, inkl. derjenigen Nonnen, denen ihre Alleinvermählung mit dem Herrn Jesus Christus doch etwas zu unkonkret war, so dass sie lieber zu knackigen Jungs griffen.
___________________________

"Linke Ideale", Kritikaster, fallen nicht in meinen Zuständigkeitsbereich. Du jedoch scheinst hier über Expertise zu verfügen. Dann erkläre mal, was Deiner Auffassung nach "linke Ideale" sind.

... link  

 
Na, in diesem speziellen Fall eine Sexualität, die an Fairness, Gleichberechtigung und Zärtlichkeit ausgerichtet ist, und nicht das nachstellen von Folterszenen. Und mit den Erziehungsmethoden oder der Sexualmoral der Altvorderen habe ich nun gar nichts zu tun. Rettet die Zärtlichkeit

... link  

 
Die Zärtlichkeit
braucht man nicht eigens zu retten. Man praktiziere sie, auf dass sie nicht ausstirbt, und gut is'. Mehr gibt es da auch für mich als erklärtes Mitglied der Kuschelsex-Fraktion nicht zu tun. Wer es anders, also härter, mag, kann das doch halten wie Herr Nolte (der machte es, wie ers wollte). Solange es das ist, was beide (oder wieviel Beteiligte auch immer) wollen, so what?

... link  

 
Genau das sehen die Blümchen-für-alle-Überzeugten ja aber nicht ein. Erinnere mich aus alten linken Zeiten voll Grausen an Diskussionen über politisch korrekten Sex. Da passt ja der Ulrike-Heider-Thread weiter unten ganz gut zu.

... link  

 
Wieso passt der dazu? Ist jetzt eine neue Wendung für mich.

... link  

 
Das sollten wir unten in dem Thread weiterbesprechen, dann ist das kontextualisiert.

... link  

 
Mit dem Vertrauen und der Intimität tendiert bei mir der Sex auch ein wenig "härter" zu werden. Auf Tisch, gegenseitig blasen.
Ich finds auch völlig abnormal, dass Sexualität nur etwas mit Zärtlichkeit zu tun hat. Die Illusion jemand anders ausgeliefert zu haben oder ausgeliefert zu sein spielt da definitiv rein.
Kann jedes Paar selbst entscheiden, wie weit man da gehen soll. Mit 20 kannte ich vom Zivildienst einen Schwulen, der einen ziemlich heftigen Maso irgendwie terapieren wollte. Der wiederum hatte eine Art Suchtverhalten bzgl. Besuchen einer harten SM-Location. Wollte das nicht und ging dann trotzdem hin, inklusive schlechtes Gewissen danach. Für den wurd die eigene Befreiung zu einer Art Gefängnis.
Kann aber jeder experimentieren wie er will. Solange jeder freiwillig mitmacht, ist es unkultiviert, Leute wg. ihrer Sexualpraktiken zu verurteilen.

... link  


... comment
 
Hallo?
Könnte mir mal jemand meine Frage beanworten? Vielleicht die liebe Netbitch? Oder sonstwer? Ignorieren wäre doch ein wenig zu viel Kindergarten, oder?

... link  

 
Huhu!
Na, scheint nicht so einfach zu sein mit der Antwort. Aber ich bin ja ein geduldiger Mensch.

... link  


... comment