Montag, 3. Juni 2013
Kritik an Femen
Gerade dachte ich noch darüber nach, wie ich die in Papier verfasste, ungebloggte autonome Kritik an den Aktionen von Femen ins Netz bringen sollte - da stieß ich auf den Text von Merle Stoever, der das alles sehr gut zusammenfasst:


http://merlestoever.blogspot.hu/2013/05/warum-ich-mich-nie-mit-femen.html

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Merle, das gute Kind
Stoever schreibt gegen die Femen:

„Gefordert wurden die Illegalisierung der Freier und Zuhälter. Kurz gesagt: Sexarbeiterinnen werden entmündigt, es wird aberkannt, dass diese Arbeit wie jede andere Lohnarbeit frei gewählt werden kann.“

So sieht der Zuhälter das auch.

Die Legalisierung der Prostitution war gut gemeint, funktioniert in der Praxis aber genau andersherum: Die Position von Freiern und Zuhältern gegenüber den Frauen wurde nochmals gestärkt. Das Gesetz bewirkt mehr Entmündigung, nicht weniger.
Hinzu kommt, das das Gesetz insbesondere die Täter der Zwangsprostitution schützt, denn die betrogenen, erpressten, verprügelten, serienvergewaltigten und gefolterten Frauen erzählen der Polizei aus Angst standhaft, dass sie es freiwillig machen. Obwohl die kontrollierenden Kripobeamten genau wissen, dass das nicht stimmt, können sie nicht eingreifen, denn Prostitution ist nicht mehr illegal.

Dem Kind wäre zu empfehlen:
Das hier heute abend gucken, um 22:45 Uhr in der ARD „Die Story im Ersten – Sex Made in Germany“.
Dann über den fatalen und realitätsfernen Satz nochmal nachdenken, und ein selbstkritisches Edit schreiben.

Bereits in den letzten Wochen gab es mehrfach TV-Reportagen, in denen Zuhälter und Freier sich hochbefriedigt darüber ausließen, wieviel besser die neue Rechtslage für sie ist.

Dass die Femen dagegen vorgehen, ist zutiefst berechtigt. Die Mädchenmannschaft bekämpft alles, was sie in der öffentlichen Aufmerksamkeitskonkurrenz alt aussehen läßt. Das war auch bei Noah Sow zu beobachten, als sie auf Wallraff herumhackte.

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Völlige Zustimmung im Punkt Schwächen des Gesetzes und was Stoevers Vorstellung von "selbstbestimmter" Prostitution angeht. In anderen Bereichen ist die Kritik an Femen allerdings wirklich berechtigt, z.B. vertreten die einen unreflektierten ukrainischen Nationalismus, und die Inszenierung ihrer enblößten Körper ist von einer feministischen kritischen Sichtweise von Körperkult völlig unberührt. Aber vielleicht macht es Sinn, den Text, auf den ich mich da bezog mal selber ins Netz zu stellen.

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Hier, zum Selberlesen
http://antimilitarismus.blogsport.de/images/nr.13web.pdf

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@"Dass die Femen dagegen vorgehen, ist zutiefst berechtigt. Die Mädchenmannschaft bekämpft alles, was sie in der öffentlichen Aufmerksamkeitskonkurrenz alt aussehen läßt. Das war auch bei Noah Sow zu beobachten, als sie auf Wallraff herumhackte." ---- Nun, da spielt etwas ganz Anderes eine zentrale Rolle. Wallraff schminkte sich schwarz, um zu erleben, wie es sich anfühlt, diskriminiert zu werden. Er konnte sich die Farbe hinterher abwischen. Echte Schwarze können das nicht. Für Noah hatte das etwas Anmaßendes. Hinzu kommt, dass der Braune Mob insgesamt gegen Blackfacing vorgeht, darunter verstehen die aber etwas, das dieser Begriff sonst nicht meint. Wenn Weiße sich schwarz schminken, um auf der Bühne Othello zu spielen ist das für sie bereits Blackfacing, sie meinen, dass dafür PoC engagiert werden sollten, denen Schauspielerrollen auf diese Weise vorenthalten werden. Es gibt ein eigenes Blog - Bühnenwatch oder so ähnlich - das sich ausschließlich damit beschäftigt. Als sich Angehörige eines Karnevalsvereins schwarz schminkten wurde das als Blackfacing kritisiert. Eine solche Kritik missversteht das Wesen eines Karnevalsvereins. Da wurde ja sogar eine knapp bekleidete blonde weiße Frau mit Knochenkette und Knochen im Haar (und ohne schwarze Schminke) als ekelhaftes Beispiel für kolonialrassistische Klischees angeführt. Dabei inszenierte die sich gar nicht als Schwarze, sondern als mitteleuropäische Steinzeitfrau, als Neandertalerin. Eigentlich bezeichnet Blackface Weiße, die sich als Schwarze kostümieren, um rassistische Klischeevorstellungen über Schwarze zu präsentieren, und zwar in der rassistischen Absicht sie zu verspotten. Bloßes sich Schminken damit zu vermischen verharmlost einerseits tatsächliches Blackfacing, andererseits dehnt es dieses auf Fragestellungen der Stellenbesetzung in Ensembles aus, die zu diskutieren wären, aber eher im Sinne von Quoting. Und es hat nichts zu tun mit jenem Antirassismus, der mit PoC und arm, PoC und ohne Pass usw. zu tun hat, bei dem es um soziale Kämpfe aus Unterschichtsperspektive geht. Das war ja bei der Mohrenlampendebatte auf meinem Blog deutlich zu spüren, als sich für meinen zeitgleichen Aufruf, Roma-Abschiebungen aus Hamburg zu verhindern niemand aus dem Spektrum interessierte - stattdessen der Vorwurf, Leute wie ich würden PoC auf Augenhöhe nicht ertragen, sondern bräuchten gedemütigte und gefolterte PoC als Objekte zum Betutteln, die paternalistisch betreut würden. Dabei sind in den Zusammenhängen, in denen ich mich bewege, Menschen aus Kongo, Sri Lanka, Elfenbeinküste, Sudan usw. sehr aktiv, und zwar auf Augenhöhe mit Solchen wie mir. Nur sind das halt keine KünstlerInnen, sondern Leute, die Flüchtlingssozialarbeit aus der Perspektive der Ersten Person machen.


@"Die Mädchenmannschaft bekämpft alles, was sie in der öffentlichen Aufmerksamkeitskonkurrenz alt aussehen läßt." ---- So weit ich weiß gehört Merle Stöwer nicht zur Mädchenmannschaft. Hier übrigens eine Kritik von Accalmie an Femen:

http://stoptalk.wordpress.com/2013/01/30/what-fresh-hell-is-this/

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Eine hamma noch
Liest sich wirklich gut;-)


http://shehadistan.com/2013/04/16/rettungsaktion-femen-aufruf-zum-angezogenen-jihad/

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