Montag, 15. Juni 2020
Heutiger Medscape-Newsletter zu Covid 19
Bei schwerem COVID-19-Verlauf können Patienten einen Atemstillstand erleiden und sterben. Warum aber deutlich weniger als 10% aller SARS-CoV-2-infizierten Patienten sterben, bei starken Schwankungen von Land zu Land, ist unklar. Bislang brachte man das Alter, Bluthochdruck, Adipositas oder Diabetes mit der Morbidität beziehungsweise Mortalität in Verbindung (wie Medscape berichtete). Einer neuen genomweiten Assoziationsstudie (GWAS) zufolge scheinen auch unterschiedliche Blutgruppen eine Rolle zu spielen. Das berichten Forscher um Prof. Dr. David Ellinghaus von der Christian-Albrechts-University, Kiel. Bislang existiert nur ein Preprint auf dem Server von medRxiv[1].
Ein sehr (!) erstaunliches Ergebnis, aber gezeigt in robuster Studie. Prof. Dr. Karl Lauterbach
„Ein sehr (!) erstaunliches Ergebnis, aber gezeigt in robuster Studie“, kommentiert SPD-Gesundheitsexperte Prof. Dr. Karl Lauterbach auf Twitter . Bei Blutgruppe A sehe man ein um 50% höheres Risiko für einen schweren Verlauf von COVID-19, doppelt so hoch wie bei der Blutgruppe 0. Blutgruppe B liege dazwischen. „Da [die] Immunantwort von der Blutgruppe abhängt, macht das Sinn“, so Lauterbach.
GWAS mit knapp 2.000 Patienten
Zu den Details: Für eine genomweite Assoziationsanalyse wurden 1.980 Patienten mit respiratorischer Insuffizienz aufgrund von COVID-19 in den italienischen und spanischen Epizentren der SARS-CoV-2-Pandemie untersucht. Dazu zählten 7 Kliniken aus Mailand, Monza, Madrid, San Sebastian und Barcelona.
Nach einer Qualitätskontrolle und nach dem Ausschluss fehlerhafter Daten wurden 835 Patienten und 1.255 adjustierte Kontrollen aus Italien sowie 775 Patienten und 950 Kontrollen aus Spanien in die abschließende Analyse einbezogen. Insgesamt untersuchten die Forscher 8.582.968 Einzel-Nukleotid-Polymorphismen (SNPs) und führten eine Metaanalyse beider Fall-Kontroll-Panels durch.
Dabei entdeckten Ellinghaus und Kollegen 2 genetische Loci auf dem Chromosom 3 beziehungsweise 9. Die Assoziation mit einer höheren Mortalität war in beiden Fällen hochsignifikant:
• rs11385942 auf Chromosom 3p21.31: Odds Ratio: 1,77; 95%-Konfidenzintervall: 1,48 bis 2,11; p = 1,14x10-10
• rs657152 auf 9q34: OR: 1,32; 95%-KI: 1,20 bis 1,47; p = 4,95x10-8
Von 6 Genen bei 3p21.31 kodiert SLC6A20 für einen bekannten Interaktionspartner mit dem Angiotensin-Converting-Enzym 2 (ACE2). Das Signal durch SNPs bei 9q34 war am ABO-Blutgruppenlocus zu finden. Eine blutgruppenspezifische Analyse zeigte ein höheres Risiko für A-positive Personen (OR: 1,45, 95%-KI: 1,20 bis 1,75, p = 1,48x10-4) und einen protektiven Effekt für die Blutgruppe 0 (OR: 0,65, 95%-KI: 0,53 bis 0,79, p = 1,06x10-5).
Die identifizierten Varianten könnten bei der gezielten Erforschung der schweren Pathophysiologie von COVID-19 helfen.

Bestätigung in weiteren Studien
Weitere GWAS bestätigen diese Assoziation. Auch der Sequenzier-Dienstleister 23andMe hat laut Informationen von Bloomberg Resultate vorzuweisen. Vorläufige Ergebnisse von mehr als 750.000 Teilnehmern legen nahe, dass die Blutgruppe 0 besonders vor SARS-CoV-2 schützt.
Bereits im März fanden Dr. Jiao Zhao und Kollegen von der Southern University of Science and Technology im chinesischen Shenzhen Hinweise, dass Patienten mit der Blutgruppe A ein höheres Risiko haben könnten. Sie verwiesen aber auf methodische Schwächen und forderten damals weitere Studien, um ihre Vermutung zu untermauern.
Die 3. Vorveröffentlichung kommt von Dr. Michael Zietz, Columbia University, und Kollegen. Auch diesen Autoren zufolge haben Blutgruppe-A-Träger ein höheres Risiko für einen schweren Verlauf als Blutgruppe-0-Träger

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les ich in der chilenischen Debatte seit 7 Wochen
Chilenen haben einen sehr hohen Blutgruppe 0 Anteil. 60% oder so.
Wenns aber mit der Prävention wg. fehlender Sozialleistungen an Arme nicht funktioniert, wächst die Zahl der Infizierten sehr schnell. Mittwoch werden die uns bezüglich Infizierter insgesamt überholen bei ca. 22% unserer Bevölkerung.
Letalitätsrate liegt bei offiziell aktuell etwa 1,8%. Darauf basieren btw auch nach wie vor die John Hopkins Daten. Allerdings stimmt die Zählung der Covid 19 Toten hinten und vorne nicht. Nach massiven Druck seitens v.a. der großartigen Journalistin Alejandra Matus via twitter und später auch einiger Wissenschaftler mussten die aus meiner subjektiven Sicht Wahnsinnigen an der Regierung inzwischen zugeben, dass sie an die WHO 2/3 mehr Covid 19 Tote melden als sie offiziell bekanntgeben. Daraufhin ist dann endlich der Gesundheitsminister Manalich zurückgetreten.
Verfolg das Epos Matus vs Idioten seit ca. 6 Wochen intensiv auf twitter. Die Frau sass die ganze Zeit in einem Appartment in Brooklyn in Quarantäne, weil sie während eines sabaticals Kurse an einer New Yorker Uni belegt. Die hatte nur
- Reputation
- viel Zeit
- massig Erfahrung als Investigativ-Journalistin
- öffentlich zugängliche Daten, von denen einige auch noch nicht rausgerückt wurden
- einen Bruder, der bei der statistischen Analyse mithalf - Energie
- und twitter.
Am Anfang gabs in Chile auch unter vernünftigen Leuten Zweifel an ihrer Arbeit. Nicht mehr. Großartig.
In Deutschen Medien wird man davon nichts erfahren. Die Frau fällt wohl auch für die Cuba-Freunde zu stark durch jedes Raster. 1999 bis 2002 hatte die mal politisches Asyl in der USA beantragt und erhalten, weil ihr Schwarzbuch der chilenischen Justiz wg Landesverrat oder so justiziabel war.
Ich glaube v.a. eins: Diese Krise trifft die Armen härter.
https://twitter.com/Karl_Lauterbach/status/1272521193346736130

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Peru und Chile haben (von Brasilien abgesehen), die höchsten Infiziertenzahlen. Beide Länder haben aber um ein Vielfaches mehr getestet als Brasilien.

Die realen Zahlen in Brasilien dürften um ein Vielfaches höher liegen.

Den Vogel schießt aber Venezuela ab. Trotz angeblich recht vielen Tests absurd niedrige Zahlen. Wer die hygienischen Verhältnisse dort kennt, weiß, dass dies reinste Fiktion ist.

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Peru hat zumindest eine Wirtschaftsministerin, die in diesen dunklen Zeiten aufzeigt, dass Intelligenz in der Lateinamerikanischen Politik möglich ist...

Venezuela spielt in einer eigenen Liga. Nichts lässt sich mit damit vergleichen.

Die chilenische Regierung dreht seit 3 Monaten völlig frei. Hab eben beim Putzen auf Kopfhöhrer den Monolog eines Journalisten der Rechten, den ich mir eigentlich anhören kann: Fernando Villegas. Seit Oktober dreht der am Rad und es wird jede Woche schlimmer.
Chile hätte ganz andere Möglichkeiten als Peru. Die haben seit Monaten vom IWF einen standby Kredit von 29 Mrd US$, den sie nicht abrufen.
Vielleicht geht das jetzt mit einer sehr inklusiven Regierung der nationalen Einheit. Aber die letzten 6 Wochen mit Gesundheitsminister Manalich als großen Führer war selbst aus 11.000 km schwer zu ertragen. Covid-19 deckt die egomanische, empathiefreie und missachtende Haltung weiter Teile der chilenischen Rechte gegenüber den Armen sehr frei.
Die Tests skallieren nicht mit der Infiziertenzahl. Fast 1/3 der Tests sind seit nun schon 3 Wochen positiv, wie in der schlimmsten Woche in Italien. Schau Dir das mal an: https://twitter.com/juancriolivares/status/1271935918392266753
und vergleich das mit meiner Antwort zu den italienischen Zahlen.
In Italien sank die Rapporto nuovi contagi/casi testati. In Chile stieg sie und verharrte dann auf einem hohen Niveau. Ich dachte, dass letzte Woche die Infektionsrate zurückginge. Eben nach wie vor nicht.

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