Sonntag, 6. März 2022
Desinformation
Bei all den seltsameren Beiträgen von Corona-Maßnahmen-GegnerInnen, etwa solchen, die in mikrobiologischen Fragen sehr spezifische Dinge formulieren, die aber stark vom aktuellen Forschungsstand der globalen scientific community abweichen und solchen, die sehr stark verschwörungsmythologisch ausgerichtet sind hatte ich von Anfang an vermutet, dass da von Geheimdienstseite dran gedreht wird und insbesondere den FSB -oder ganz allgemein russische Dienste - im Verdacht. Dies scheint sich nun zu bestätigen. Seit der russischen Invasion in der Ukraine schreiben die einschlägigen Portale dieses Lagers nämlich Dinge, die dieses Ereignis und Covid in spezieller Weise miteinander kontextualisieren: Die Berichterstattung der "Mainstreammedien" würde zum Ukraine-Thema nach der gleichen Systematik lügen wie zum Thema Covid 19 ist da öfter zu lesen.

Ein Bekannter schrieb mir, er erkenne auf einem solchen Blog FSB-Trollmethoden wieder.

Das Ziel ist nicht: Es war nicht so, sondern so.
Das Ziel ist: Wer weiß schon, wie es gewesen ist.

Um auf diesem Wege maximale Verunsicherung zu schaffen.

Und das findet sich ganz direkt auf einem bei Multipolar verlinkten Beitrag des Corbett-Reports (den ich hier nicht verlinke, wer das lesen will kann ja googeln), wo die Pro-Putin-Erzählung und die Darstellungsweisen der westlichen "Mainstreammedien" einander gegenübergestellt werden und mehr oder weniger im Plauderton gesagt wird, die Wahrheit läge im Auge des Betrachters, aber wohl jenseits beider Darstellungsweisen. Liest sich erstmal ziemlich sophisticated. Wer weiß, wer James Corbett ist wird das allerdings anders sehen: Das ist ein Menschgemachteklimakatastropheleugner, der an Chemtrails glaubt (oder vorgibt, dies zu tun) und von JFK bis 9/11 zu jedem heißen Thema seine Verschwörungstheorie hat.


Multipolar ist überhaupt ein irres Blog: Die gehen davon aus, dass die gesamte westliche Weltwahrnehmung eine ap- reuters- afp- dpa-Blase bzw. Echokammer ist und dass man dieser Wahrnehmung in unserer multikulturellen und multipolaren Welt eine offenere Sichtweise entgegensetzen sollte.

Damit meinen die aber keine Sichtweise von unten oder von Basisbewegungen, wie indymedia oder BUKO das machen, sondern etwa tass, Xinhua, Anadolu und Irna mit einzubeziehen.

Ich denke, es liegt auf der Hand, dass wir Diskussionsmustern, die nach ähnlichem Modell gestrickt sind alltäglich begegnen.

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Die russischen Geheimdienste sind bestens darin geübt, das hat Tradition.

Als 'Kunst' bezeichnete Sergej Ivanov, ehemaliger Leiter des Desinformations-Dienstes 'A' im sowjetischen Geheimdienst KGB, die Durchführung aktiver Maßnahmen. Denn Inhalte mussten passgenau auf Situationen, Publikum und Medium zugeschnitten werden. Außerdem musste der sowjetische Ursprung unter allen Umständen verschleiert werden. Erst dadurch waren die aktiven Maßnahmen des KGB nicht auf den ersten Blick als sowjetische Desinformation zu erkennen. Ein wichtiges Ziel war es, Medien oder Persönlichkeiten im Westen dazu zu kriegen, eine oder mehrere Inhalte der Desinformation zu übernehmen. Wenn das klappte, konnte im Anschluss auf die westliche Quelle als vermeintlicher Ursprung verwiesen werden. Denn verdeckte und offene Propaganda wurden als Einheit gedacht und ergänzten sich wechselseitig. Aktive Maßnahmen griffen Inhalte der grauen Propaganda auf und umgekehrt. So wurde der wahre Urheber verschleiert, Wechselwirkungen geschaffen und möglichst viele unwissende Multiplikatoren miteinbezogen.

Corona-Desinformation: immer dieselben Muster (DW, 21.03.2020)

Russische Desinformation in der Coronakrise: Methoden aus dem Lehrbuch des KGB (Tagesspiegel, 21.03.2020)

Russische Desinformation: Das Netzwerk gefälschter Auslandsmedien (netzpolitik.org, 08.12.2020)

Informationskrieg in Deutschland? Zur Gefahr russischer Desinformation im Bundestagswahljahr (APuZ, 19.05.2017)

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Meine Liebe,


danke für diesen äußerst instruktiven Kommentar!

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Eben habe ich den interessanten Thread von @Marc Owen Jones wiedergefunden:

This is a thread on pro-Russian propaganda & #disinformation. I analysed the hashtags "i stand with Putin" & "i stand with Russia'. I analysed around 20,000 Twitter interactions involving 9600 unique accounts

Hübsche bunte Visualisierungen der Cluster.

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