Samstag, 3. Juni 2006
Die Gräber meiner Ahnen
Ich habe gerade einen lieben Verwandten zu Grabe getragen. Dabei fiel mir auf, dass es die Gräber meiner Urgroßeltern nicht mehr gibt. Nun gibt es Sepulkralkulturen, in denen die Flüchtigkeit, das Verschwinden der Körperlichkeit der Hingeschiedenen im Vordergrund steht, wie die Totentürme der Parsen oder die Hindu-Sitte, die Asche in den Fluss zu streuen. Im alten Kurdistan war es früher üblich, die Toten den Geiern zu schenken und später die Knochen wieder einzusammeln und beizusetzen. Aber unsere Sepulkralkultur hat den Anspruch, das Andenken an die Toten für die Ewigkeit zu bewahren. Das Auflösen alter Gräber folgt einem kapitalistischen Effizienzschema, vor dem wir nicht einmal im Grabe Ruhe haben. Irgendwie verstehe ich, wieso man einmal Pyramiden errichtete, und vielleicht sollte man über die Familiengruft nachdenken. Die ist zwar sehr teuer, aber man hat ja auch nicht billig gelebt.

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