Donnerstag, 27. September 2007
Zu Burma
oder Birma oder Myanmar oder wie immer sich dieser halb drawidische und halb monkhmerische Begriff auch sonst ausspricht: Eines der bizarrsten Regime der Welt (mit China befreundete Militärdiktatur, die weniger den Mao-Zedong-Ideen als der Astrologie frönt und von Alkoholikern gelenkt wird) ist dabei zu fallen. Wünsche ich mal freien Fall und den gegen das Regime Kämpfenden alles Gute. Immerhin konnte in diesem Land bisher jedeR seine freie Meinung sagen. Genau einmal.

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Ich kenne mich dort nicht aus.
Diesen Artikel fand ich aber einigermaßen differenzierend.
http://www.jungewelt.de/2007/09-27/010.php

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Es wird kein gutes Ende nehmen
Die Diktatur in Burma/Birma/Mynanmar, übrigens ein Land mit einer doppelt so großen Bevölkerung wie der Irak, wird noch viele Jahre fortgesetzt werden. Mit dem sicheren Gefühl im Rücken, dass sie dabei von China und Indien voll unterstützt werden, wird die militaristische Machtelite dieses Staates mit eskalierender Härte reagieren.

Und siegen.

Gegen den grausamen Willen der Militärs und die Mordmaschinerie moderner Tötungstechnologie hat die weitgehend wehrlose Bevölkerung wenig Chancen.

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BBC hat Augenzeugenberichte:
http://news.bbc.co.uk/2/hi/asia-pacific/7011884.stm
Sofern sich China nicht zu einem klareren Kurs durchringt (auch wenns angesichts eigener Haltung zu Demokratie und Menschenrechte vielleicht ein Spagat ist), muss ich meine Ideen bzgl. Toleranz-gegenüber- wirtschaftlich- prosperierenden Schwellenländern ernsthaft überdenken. Wenn man das so über die Elektronik relativ Echtzeit hier in den Lapptop im warmen Büro fliesst: Es gibt schon einen Bestand an universal gültigen Menschenrechten, deren Durchsetzung nix mit Neo-Imperialismus zu tun hat.
Sofern China die Rohstoffe dort als wichtiger einschätzt als die Beendigung dieses Nanking 2.0 bin ich für den Boykott der Olympiade.

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Kein westliches Wirtschaftsunternehmen wird es wagen, die olympischen Spiele in Peking zu boykottieren...

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Erschütternd
ist immer wieder, dass unschuldige Menschen getötet (besser abgeschlachtet) werden und der Rest der Welt einfach nur zu sieht oder versucht, aus solchen Krisen auch noch Kapital zu schlagen. Das gilt nicht nur für Birma, sondern auch im Rest der Welt. Frust!!! Was mich dann wieder mal zu der Frage führt, wozu solche Institutionen wie "UNO" und "Blauhelme" eigentlich gut sind...????? Wahrscheinlich um sowieso schon "Mächtige" vor den "Armen" zu schützen???? ( eine Frage: Wurde die Menschenrechtscarta in Birma überhaupt ratifiziert? Ich habe bei Wikipedia auf die schnelle nichts gefunden...)

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Was soll die Welt tun? Militärisch losschlagen und anschließend einen Krieg mit den Freunden der Machthaber, China und Indien führen?

Da die UNO nicht von sich aus militärisch tätig werden kann, sollte etwaiger Protest denn eher an den Sicherheitsrat - und ganz besonders an Indien und China adressiert werden. Kizuchan, und doch hast Du recht:

Militär dient i.d.R. Herrschaftsinteressen.

[auch deshalb finden Neocons und ihre deutschen Nachäffer das US-Militär und seine expansive Geostrategie klasse - das Militär dient zudem als zu vergötzendes autoritäre Objekt]

Eine herrschaftsfreiere Welt geht i.d.R. mit Entmilitarisierung und der Entmachtung von Militärs einher.

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Vielen Dank für den Artikel kranich05. Besonders der letzte Abschnitt ist wirklich lesenswert, denn die Frage, warum ungewohnt prominent über Proteste in einem recht fernen Land berichtet wird, wird dadurch zumindest erklärbarer.

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Aber auch nur teilweise. Das Regime dort ist tatsächlich brutal, korrupt und verkommen und nicht nur durch eine interessengeleitete westliche Brille betrachtet. Aber es fällt schon auf, dass sich beispielsweise für Guinea-Bissau keine Sau interessiert.

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versaut
Im Grunde genommen leben wir in einer Zeit des zivilisatorischen Rückschritts, jedenfalls, was den Bereich staatlicher Gewalt angeht.

Im Bereich der Außenpolitik gilt zunehmend das schäbige Durchsetzen eigener Interessen als maßgeblich und wird entweder als vermeintlich notwendige "Realpolitik" geschönt, natürlich unter freundlicher Unterstützung der Medien, oder aber eine militaristische Neocon-Ideologie in ihren verschiedenen Facetten begründet eine "Politik" militärischer Interventionen.

Parallel haben wir in der Innenpolitik zunehmende Erscheinungen von Amts-, Gewalt-, und Kontrollanmaßungen. Es geht sogar so weit, dass friedliche Demonstranten extra in teuren, unnötigen und gegen jede Verhältnismäßigkeit verstoßende Käfige verfrachtet werden, einzig, um sie zu schikanieren.

In diesem unseren Staat.

Es gibt Momente, da wünsche ich mir die Regierung Kohl zurück...

Jedenfalls ist die Vernachlässigung der Menschen und ihrer Rechte - weltweit - kein größeres Wunder, wenn im Bereich der Außenpolitik schäbige Interessensetzung (z.B. Energie"politik") oder lügnerische Manipulation (sogenannter "Think" Tanks) in Medien und Politik das gesellschaftliche Sein stark beeinflussen, zusammen mit einer verheerend wirkenden Rhetorik, die grundsätzlich und in Barbarenart auf "mehr Härte" setzt und Forderungen nach einem abwägenden, angemessenen Vorgehen z.B. als lässliches "Gutmenschentum" verhöhnt. Damit werden, so sehe ich es, zivilisatorische Grundlagen erodiert, was sogar so weit reichen kann, dass die Politik eines Staates in Teilbereichen offen faschistisch agiert.

Doch, auch bei uns.

Ich meine einen sogar engen, inneren Zusammenhang zu sehen, zwischen der von Medien und Politik vorangetriebenen Verrohung im Bereich von Innen- und Außenpolitik sowie der von Che aufgeworfenen Frage, warum das menschliche Leid in so vielen Ländern weitgehend ignoriert wird.

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first_dr.dean vertritt seine Interessen nicht
Was regst du dich auf? Menschen vertreten ihre Interessen, Völker vertreten ihre Interessen, jeder vertritt irgendwas. Was ist daran auszusetzen? Du kannst ja machen was Du willst und Deine Interessen nicht vertreten. Allerdings bist Du dann ein Irrläufer der Evolution.

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Du, adriano, magst gerne glauben, dass politische Ansichten einen Menschen zu einen "Irrläufer der Evolution" machen, insofern bist Du - und das ist sicher, ein Irrläufer des Sozialdarwinismus...

Mich verwundern Menschen, die daran glauben, dass es Grundrecht darauf gibt, auf andere Menschen Macht auszuüben oder ihnen die eigenen Interessen aufzuzwingen. Die Idee von Zivilisation und politischer Kultur steht der enthemmten Interessenwahrnehmung grundsätzlich entgegen; sie steht auch deppenhaften Argumenten entgegen, welche mit Biologismus und Evolutionsgeschwafel jeden Unfug auf Kosten anderer Menschen für begründet halten.

Und nun verpiss Dich.

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@Es gibt Momente, da wünsche ich mir die Regierung Kohl zurück...
So weit bin ich noch nicht, aber bisweilen zumindest die Regierung Schmidt, allerdings minus Doppelbeschluss und Neubau von AKWs.

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@che: Ich kenne nur die Regierung Kohl bis Merkel und ich habe das subjektive Gefühl, dass es ständig bergabgeht....oder???!!!:-(
@first_dr.dean: "Die Idee von Zivilisation und politischer Kultur steht der enthemmten Interessenwahrnehmung grundsätzlich entgegen...": Endlich sagt es jemand in aller Deutlichkeit!!!! Danke! Wenn Interessenwahrung über Menschenleben gestellt wird, läuft etwas ganz gewaltig schief und dagegen müßte man doch etwas tun...können???
(Ich hasse paasives zuschauen...ehrlich...)
Die Wertschätzung von menschlichem und allen Lebens liegt wohl ziemlich am Boden. Frust!

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@first_dr.dean: Da siehst Du mal, was die Evolution in deinem Fall angerichtet hat. Lesen kannst Du nur oberflächlich, Inhalte verstehen schon gar nicht, und die Schwurbelitis hat Dich auch noch befallen. Das ist diese Krankheit, die einem dieses erhabene Gefühl vermittelt, zu den Guten zu gehören und im Besitz der alleinigen und umfassenden Wahrheit zu sein. Übrigens befällt sie vorwiegend Loser.

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Link
Diesen Artikel habe ich noch gefunden. Er passt gut zu meinem Eindruck des Nichts-tun-könnens(Wollens, Sollens...).



http://debatte.welt.de/kommentare/40824/das+grosse+schweigen+zu+burma

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Ich finde die naturalistische Debatte ja durchaus interessant, aber dann doch bitte argumentativ belegt und mit deutlicher Verbindung zum Thema: wie kann denn die hochpolitische, kulturell gestaltete Interessenwahrnehmung, die viel mehr ist als eben nur die Vertretung der eigenen Interesse, nämlich der egoistisch übersteigerte Wahn, für Rohstoffe über Leichen zu gehen. Es geht eben auch anders, deswegen spielt hier Biologie anscheinend keine Rolle....ich kann evolutiononsbedingt nicht fliegen, aber anders Politik machen schon...

Spannend zum Thema (auch im Hinblick auf das vorherige): http://swiss-lupe.blogspot.com/2007/09/blogger-fr-burma-untersttzungsaktion.html

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@gk: Danke für den guten Link! Da bekommt man ja wieder Hoffnung!:-)
"..., nämlich der egoistisch übersteigerte Wahn, für Rohstoffe über Leichen zu gehen."

Und für die Macht an sich nicht zu vergessen. Ich glaube, dass Macht haben auf die Dauer für Menschen einfach nicht gut ist. Das ist jetzt ne ziemlich stumpfe Aussage meinerseits, aber ich denke, dass Macht Menschen auf lange Sicht korrumpiert. Und um diese Macht zu erhalten tun Menschen eben a l l e s. Unteranderem andere Menschen, die andere Ziele haben umbringen. Schlimm ist das! Und das gilt ja nicht nur für die Ereignisse in Burma/Birma/Myanmar. Und die Suche nach alternativen Lösungen ist wichtiger denn je.

@che: Du hast recht, wir nehmen viel zu wenig Anteil an dem Schicksal von Millionen Menschen auf der Welt. Aber hier spielt, glaube ich, der Zusammenhang von Politik und Medienberichterstattung eine große, entscheidende Rolle. Ich denke, gerade weil Burma/Birma/Myanmar so ein eher abgeschottetes Land ist, erfahren die Berichte darüber eine größere Aufmerksamkeit? (So was first_dr. dean oben angedeutet hat)

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