Montag, 17. April 2006
Elemente der Gegenaufklärung, heute: Neokonservative
Neokonservative gibt es gleich zweimal. Einmal bedeutet dieser Begriff nämlich in Deutschland eine Richtung des Konservatismus, die bevorzugt traditionelle Schwerpunktthemen der Linken inhaltlich gegen den Strich bürstet, also etwa Selbstbestimmung der Frau, Sexualmoral, Abrüstung, kapitalistische Moderne. Während die klassischen Konservativen hier ihre Positionen vertreten, die sie aber im Allgemeinen nicht mit Links verhandeln wollen, haben die deutschen Neokonservativen sozusagen den Kampf um die verlorenen Seelen aufgenommen. Klassische Konservative mögen hinsichtlich Homosexualität, alternative Lebensweisen und Beziehungsmodelle etc.moderat und tolerant sein, Leute vom Schlage des heutigen CDU-Mainstreams haben hauptsächlich wirtschaftliche Sorgen und sind in vielen Fällen kaum noch ideologisch überzeugte Konservative im tradierten Sinne. Im Unterschied hierzu ist das eigentliche Anliegen der deutschen Neokonservativen (um Namen zu nennen: Christa Mewes, Odo Marquardt, Arnulf Baring, Friedbert Pflüger) eine kulturelle Gegenrevolution gegen die Vorstellungen der 68er, die Wiederverankerung von Bürgerlichkeit und Bürgertugenden. Im Grunde wollen sie ein Lebensgefühl und eine geistige Verankerung der Bevölkerung wiederherstellen, die seit über 30 Jahren obsolet ist, aber aufgrund sozialer Verunsicherung und riskanter gewordenener Lebenslagen gerade unter behütet aufgewachsenen jungen Menschen der heutigen Mittelschicht wieder interessant erscheint - was psychologisch gesehen nichts Anderes ist als eine Regression, insofern könnte man auch sagen, dass die Neokonservativen einen unreiferen Menschen haben wollen, und dass genau dies gerade auf Nachfrage stößt, weil unsere Risikogesellschaft einerseits ein hohes Mass an eigenverantwortlichem Handeln verlangt, andererseits immer mehr Menschen ausgesondert, ihre Lebenschancen verbaut, ihre Perspektiven eingeschränkt werden, und so Etliche ernsthaft glauben, durch Anpassung und Bravheit ließen sich diese widersprüche abwehren.


Zum Anderen gibt es die Neocons, also die Neokonservativen US-amerikanischen Zuschnitts. Ihre Ideologie ist nicht identisch mit dem deutschen Neokonservatismus. Vielmehr vertreten sie zunächst mal den traditionellen US-Konservatismus, der den sein Land auf sich gestellt bewirtschaftenden selbstständigen Farmer oder Rancher oder den kleinen oder mittelständischen Unternehmer zum Idealbild hat. Wirtschaftsliberalismus in seiner harten, manchesterliken Form wird hier als selbstverständlich betrachtet, verbunden mit einer fast paranoiden Abneigung gegen staatliche Eingriffe (Big Government ist etwas, wogegen der Redneck im Zweifelsfalle auf seinem Recht auf bewaffnetem Widerstand beharrt) und einem extremen politischen Konservatismus, dessen integrale Bestandteile eine geradezu begeisterte Befürwortung der Todesstrafe, eine rigorose Ablehnung legaler Abtreibung und eine Sexualmoral darstellen, die es hierzulande seit den 50er Jahren nicht mehr gibt. Wirtschaftsliberalismus geht hier also ganz unmittelbar zusammen mit einem antiliberalen Norm-und Moralkonservatismus, eine Erscheinung, die nur vor dem historischen Hintergrund der US-Gesellschaft erklärbar und sowohl dem deutschen Konservatismus als auch dem deutschen Liberalismus wesensfremd ist. Neo an der Ideologie der US-Neocons ist die Tatsache, dass die traditionellen US-Konservativen einen auf den eigenen Kontinent bezogenen Isolationismus vertreten. Eine aktive Außenpolitik, UNO-Engagement, auch militärische Interventionen im Ausland waren lange Zeit das Steckenpferd und Betätigungsfeld der Demokraten bzw. der sogenannten Dumbarton Oaks Republicans, des fortschrittlicheren Flügels der Republikaner. Neocons sind hingegen Leute, die den traditionellen US-Konservatismus mit politischem Interventionismus, militärische Doktrinen der Falken im Pentagon und einer pathetischen Weltbefreiungs/Befriedungspropaganda verbinden. In der politischen Landschaft der Bundesrepublik Deutschland gibt es für solche Positionen keinerlei Background oder Tradition. Bei Leuten, die in Deutschland genau diesen US-Neokonservatismus vertreten, stellt sich daher die Frage, ob er nur eine geborgte Identität und Hülle für andere, sehr viel rechtere Positionen ist.

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Die andere Meinung
Übrigens, es muss nicht immer medea oder inamo sein. Auch hier finden sich Nahost-Neuigkeiten, die anderswo unter den Tisch fallen:

http://alsharq.blogspot.com/

Ach ja, und dann gleich noch was musikalisches: Kennt jemand Ha Dag Nachash? Israelischer Hiphop mit gesellschaftskritischen Texten. Oder Babylon Fighters, irakischer Rai, der wohl weder Saddam noch Bush passen dürfte.

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Neues vom Osterhasen
Der Osterhase hoppelt am Fuchsbau vorbei, als ihm die kleinen Füchse zurufen: "Mami wird dich jagen, und dann fressen wir dich" Da antwortet der Hase: "Ehe das passiert, ***** ich eure Muttern van Achtern!" "Das sagen wir, das sagen wir!"


Tags darauf kommt die Füchsin bei der Hasensasse vorbei und macht Jagd auf den Hasen. Dieser haut in einen benachbarten Kaninchenbau ab, die Füchsin immer hinterher, bis sie an einer Engstelle hängenbleibt. Si kann weder vor noch zurück und zappelt hilflos vor sich hin. Der Hase kommt am anderen Ende aus dem Bau, kehrt aber um und geht erneut in den ersten Eingang, sich der Füchsin von hinten nähernd mit den Worten: "Glaub ja nicht, dass ich auf dich stehe, aber ich hab´s den Kindern versprochen!"

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