Donnerstag, 17. April 2008
Wohnungsverkleinerung und HartzIV
Dass HartzIV nicht dem Einsparen von Sozialausgaben bei knappen Kassen dient und auch nicht dem Fördern und Fordern von Langzeitarbeitslosen, um diesen zu neuen Jobs zu verhelfen, sondern als Mittel der sozialen Schikane, der Einschränkung von Lebenschancen und der Schaffung einer Schicht von Parias, um so Druck auf die noch in Arbeit Befindlichen zu machen und deren eigenes Elend durch die Möglichkeit des Herunterschauens erträglich zu machen, dafür bietet dieser bei der hochgeschätzten Frau Generator gefundene Beitrag Beleg:

http://avi.antville.org/stories/1781648

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Lesenswert: Islamkritik und Geschlechtervergleich
Oder: Der Rassosexismus vermeintlich aufgeklärter Leute. Sehr lesenswerter Beitrag bei Schatten kontrastieren.

http://schattenkontrastieren.blogspot.com/2008/04/der-antimuslimische-geschlechterdiskurs.html

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Dienstag, 15. April 2008
Der proletarische Abend
In den 90ern war Topact unter unseren internen Veranstaltungen der vierteljährlich ausgerichtete “proletarische Abend”, der zeitweise gerüchteumwittert war und zu dem viele Leute gerne eingeladen werden wollten. Im Kern ging es dabei darum: Ein Mitglied unseres Freundeskreises gab einen bunten Abend, zu dem ein Gericht gekocht wurde, das gehaltvoll und bodenständig sein musste. Vor oder bei der Zubereitung wurde vom Gastgeber, bei uns Ghostgiver genannt, ein Referat im Stil eines volkskundlichen Vortrags zu den historischen und sozialen Hintergründen dieser Speise gehalten, dann wurden drei Videos mit Filmen rebellischen Inhalts geguckt und sich dabei die Kante gegeben. Eingeladen wurde zu dieser Veranstaltung mit Briefen oder später emails, die im Sprachstil von Guerrilla-Kommandoerklärungen zum “Proletarischen Abend” der Proletarischen Front/Gruppe Internationaler Befreiungskampf/Sektion Proletarischer Abend/Untersektion Pongi-Pongi (Pongi-Pongi ist das traditionelle Männerpalaver in Polynesien) aufriefen. Ein alter Genosse erzählte davon kürzlich einem Jung-Autonomen in Linden, der sich das alles nicht vorstellen konnte und fragte, was daran witzig sein sollte, worauf mein Freund erwiderte: “Na, alles!” Für Jemanden, der schon nichts mehr damit anfangen kann, dass man politische Aktionen aus Theorien herleitet und sich andererseits über theoretische Selbstverständnisse lustig macht war das überhaupt nicht mehr nachvollziehbar. Ers tellte dann in Frage, dass das überhaupt stattgefunden hätte und telefonierte dann in der GÖ-Szene rum, mit dem Resultat, dass niemand davon etwas wusste. Als mein Freund sagte, logen, Deine Freunde sind Anfang 20, diejenigen, um die es hier geht, aber 40 +, wollte er die Namen wissen. Als mein Genosse drauf antwortete “Anna und Artur halten´s Maul”, wusste er auch damit nichts anzufangen. Oh diese Jugend!

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Sonntag, 13. April 2008
Ein besonderer Fisch
Mal wieder köstlich gespiesen nach eigenem Rezept. Man nehme einen Zackenbarsch, in diesem Fall einen Erdbeergrouper, es kann im Grunde aber auch eine Dorade, ein Red Snapper oder ein pazifischer Rotbarsch sein, Rotbarsche kaufe ich aufgrund ihrer Gefährdung allerdings grundsätzlich nicht, ein paar Steinpilze, eine rote und grüne Pfefferschote und eine Portion Reis.



Die Steinpilze werden gründlich gewaschen, kleingeschnitten und mindestens zwei Stunden in Wasser eingeweicht.
Während man den Fisch 35 Minuten im Backofen schmoren lässt, zerhackt man die Pfefferschoten und brät sie gemeinsam mit den Steinpilzstücken in der Pfanne.








Das Steinpilzwasser mische man 1 : 1 mit Hummerfond, dazu kommt je ein Esslöffel voll Ketchup und Créme fraiche, das lässt man dann unter unentwegtem Umrühren aufkochen und gibt ein Dutzend brasilianische grüne Pfefferkörner und eine Prise Singapore-Curry hinzu. Am Schluss wird das mit einigen Spritzern Worcester-Sauce abgeschmeckt.
Parallel dazu lässt man den Reis kochen. Wenn der Fisch zerlegt ist, sieht das Ganze eher unspektakulär aus, schmeckt aber fantastisch.

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Samstag, 12. April 2008
Auf dem Bazar
"Ob ich meine Juwelen und Steinschnitzereien in Idar Oberstein kaufe? Entschuldigen Sie mal, aus Idar Oberstein kommt doch überhaupt nichts, das ist nur ein Verwertungszentrum. Ich beliefere Idar Oberstein. Diese Jade-Nilpferde sind aus Ushen Etzo, das ist ein Künstlerdorf am Stadtrand von Harare. Nur in Simbabwe gibt es diese grüne Jade. Oder Verdit, wie das Material auch heißt." "Hey, wo warst Du die letzten beiden Male?" "In Indien, Familie besuchen!" "Muss auch sein!" "Ich bin 15 Jahre lang mit nem Hänger nach Suchumi runtergefahren und habe Ware mitgebracht. Jetzt fahre ich nicht mehr, sondern verkaufe mein Lager ab. Alles feinste mundgeblasene georgische Bleikristallware!"

--- Ich kenne ja aus eigenem Erleben den Khan el Khalili und die Souks von Tunis, aber der heimische Flohmarkt steht dem an Exotik kaum nach ;-)

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Für die Maoisten ist die Schweiz das Vorbild
Die Führung der nepalesischen Maoisten erklärte, sie orientiere sich politisch am Modell der Schweizer Demokratie. Beide Länder hätten viel gemeinsam: Kleine rohstoffarme Hochgebirgsländer und zugleich Vielvölkerstaaten. Die direkte Demokratie mit regionalen Volksabstimmungen entspräche den Mao-Tse-Tung-Ideen am Meisten. Man dürfe nicht den Fehler machen, den politischen Weg Chinas nach dem Zweiten Weltkrieg zu absolutieren.

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We want much more, we want much more!
Das ist die Parole der im Augenblick streikenden ägytischen TextilarbeiterInnen. In den letzten Monaten haben sich in Ägypten die Preise für Nahrungsmittel und Rohstoffe teilweise verdoppelt. Daher fordern die TextilarbeiterInnen eine Lohnerhöhung mindestens um das doppelte. Während die Revolten gegen vom IWF diktierten Brotpreiserhöhungen 1983 und 1986 zusammengeschossen wurden, ist dieser Streik legal.

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Montag, 7. April 2008
Wellcome back, Boocompany
http://www.boocompany.my/

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Niemand hat das Recht, zu gehorchen
Hannah Arendt

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Bloggen ohne Schwanzvergleich
Ein recht interessanter Beitrag, nicht nur wegen der Referentin:


http://www.derwesten.de/blogs/fliegendesauge/stories/1436/

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Von Dortmund in den Kongo - Deportationclass Extra Service
Meines Wissens wird am 17.04. in der Zentralen Ausländerbehörde Dortmund, Kaiserstraße 129 - 131, eine Sammelanhörung für (vermeintliche) Staatsangehörige der Demokratischen Republik Kongo stattfinden.

"Vor Reisen in die Demokratische Republik Kongo wird gewarnt", meint das Auswärtige Amt. Denn: "Die Sicherheitslage ist im gesamten Land weiterhin fragil."
Das gilt natürlich - einmal wieder nicht - für Flüchtlinge und MigrantInnen!

Die Bevölkerung Kogos zählt zu den ärmsten der Welt. Im November 2002 verfügte das OVG Münster die Aufhebung einer Abschiebeandrohung, da dem Betroffenen nach seiner Abschiebung "Gefahr für Leib und Leben in Form von Verhungern" drohe.

Ende letzten Jahres gab es (zum wiederholten Mal) in verschiedenen Zeitungen Berichte über Massenvergewaltigungen in den immer noch von Auseinandersetzungen geschüttelten Provinzen. "... Schätzungsweise 60 000 Frauen und Mädchen sind in den Provinzen Nord- und Süd-Kivu in den vergangenen drei Jahren Opfer sexueller Gewalt geworden. ..." (Frankfurter Rundschau, 02.11.07: "Im Kongo herrscht ein Krieg gegen die Frauen".)

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Montag, 7. April 2008
Die US-Immobilienkrise erreicht Hangover
Das Ihme-Center ist Hannovers augenfälligstes Beispiel schlimmer Monstralarchitektur. Während das Lindener Heizkraftwerk, vom Volksmund "Die drei warmen Brüder" genannt, sich einer gewissen Beliebtheit erfreut,





so gilt das Ihme-Center eher als der Schandfleck von Linden. Nun gehört es der Carlyle-Group, und diese ist im Zuge der US-Immobilienkrise schwer angeschlagen. Momentan kursieren Gerüchte, der gesamte Gebäudekomplex solle verkloppt werden, was für Wohneigentumsbesitzer im Ihme-Center, die ihre Baufinanzierung noch nicht abbezahlt haben sehr unangenehm werden könnte. Happy verrecking, oder so.


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Subversives Handeln oder wenn man sich verschwören tut
Ich schrub ja wiederholt, dass ich es höchst seltsam finde, wenn sich Terroristen durch Bundestrojaner oder Online-Spionage ausfindig machen lassen. Als ich Kontakt zu härteren Autonomskis hatte, besprachen die sich zu heikleren Themen nur mit ausgestöpselten und in den Kühlschrank gestellten Telefonen, laufenden Duschen und angeschalteter Musik, weil sie ohnehin davon ausgingen, dass sie abgehört würden. Dabei waren das ja gar keine richtigen Terroristen; es galt aber die Wahrung von Diskretion durch entsprechende Sicherheitsmaßnahmen und ansonsten "Anna und Artur halten´s Maul". Was Hänschen nicht gelernt hat, lernt Hans nimmermehr, und so nimmt es unter heutigen Umständen nicht Wunder, dass Azubis, die sich gegen ihren Chef zusammenrotten, ausgerechnet ein Medium nutzen, dass durch wenig Diskretion bekannt ist. Muarharharhar!


http://www.tagesspiegel.de/berlin/Brandenburg-Internet-Hetze%3Bart128,2506268

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Na, das liest sich lustig
"Zahl des Tages: Blogvermarkter adical.de präsentierte 2007 vor 100 Kunden und erwirtschaftete 250.000 Euro Umsatz. Insgesamt 0 Kunden ließen sich davon überzeugen, für Blogs eigene, kommentierbare Werbeformen zu schalten."

Feste Jungs, macht weiter so ;-)

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Die Dialektik von Politik und Fete
Schon Marius sang: "Alle, die von Freiheit träumen, sollen´s Feiern nicht versäumen", und so diskutierten wir mit alten Streitern vom Komitee für Grundrechte und Demokratie über, wen wundert´s, Grundrechte und Demokratie. Ich muss ja sagen, meine Vorstellungen von Autonomie und Antiimperialismus finden sich bei denen z.T. besser wieder als bei so manchen Schwarzjacken. Tja ja, das Alter ;-)


Anschließend gab es ein mehrgängiges Luxusmahl, und das ist wohl tatsächlich Foodporn
























Von hochinteressanten Gesprächen abgesehen, schufen wir mit dem Essen die Grundlage, um zu siebt insgesamt 14 Liter große Weine zu bewältigen. Nennt man das Hektoliteratur?

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Dienstag, 1. April 2008
Bauernproteste gegen Müllermilch
http://www.augsburger-allgemeine.de/Home/Lokales/Augsburg-Land/Uebersicht/Artikel,-Die-Fairness-ist-nun-begraben-_arid,1199750_regid,2_puid,2_pageid,4493.html

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Dienstag, 1. April 2008
Außenwirkung und Eigenwahrnehmung
Habe gerade mit dem G. einen Zug durch die Gemeinde gemacht. Hinterher meinte er, es wäre auffällig, wie die Frauen mir, teils offen, teils verstohlen nachsehen, teilweise aber auch Männer. Irgendeine besondere erotische Austrahlung müsste ich haben. Komisch. Ich merke davon gar nichts. Weder nehme ich die Blicke wahr, noch würde ich annehmen, irgendeine Ausstrahlung zu haben. Ich würde mich selber als unscheinbar bezeichnen. Merkwürdig, diese Wahrnehmungsdifferenzen. Projiziert da der G., oder fehlt mir eine nonverbale Kommunikationsweise?

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Sonntag, 30. März 2008
Die Architektur, die ich so liebe
In den 1920er Jahren wurde am Bauhaus in Dessau der Stil der Klassischen Moderne in der Architektur mit seinen geometrischen Formen begründet. Doch der Bauhaus-Stil ist nicht die typische Architektur der 20er. Charakteristischer für die Zeit selber ist die sogenannte Reform-Architektur, die Formensprache und Bauweise des Jugendstils aufgriff und weiterentwickelte und z.B. die für diesen charakteristischen Blumen- und Rankenmuster durch geometrische Dekors ersetzte. Hinzu kamen neuartige Formen von Balkons und Loggien, und allmählich wurden auch Elemente der Bauhausarchitektur aufgenommen. Reformerisch an dieser Architektur war nicht nur das äußere Erscheinungsbild, sondern eher noch die Anwendung. War der Historismus vor allem ein Stil staatlicher, adeliger oder großbürgerlicher Repräsentationsbauten sowie für Bahnhöfe und Banken, waren Gründerzeitstil und Jugendstil vor allem präsent bei bürgerlichen Stadthäusern, so kam die Reformarchitektur erstmals für Arbeiterwohnungen zur Anwendung. Nicht mehr triste rote Mietskasernen, sondern schöne Häuser wurden von Eisenbahnervereinen, Wohnungsbaugenossenschaften und Raiffeisengenossenschaften errichtet. So entstanden der Karl-Marx-Hof in Wien, der Bebelhof in Braunschweig, der Mehringhof in Berlin, die Großsiedlung Siemensstadt in Berlin. Es wurden aber auch Villen im Reform-Stil errichtet.




Uns mag dieser Stil heute altbacken erscheinen, verglichen mit den großbürgerlichen Häusern, die in den Jahren unmittelbar vor dem Ersten Weltkrieg errichtet wurden war er fast revolutionär. Und wenn ich beides sehe, finde ich retro gar nicht schlecht.

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Das Haus vergisst nichts
Als ich kürzlich bei meinen Eltern war, fragte ich meine Mutter nach dem Namen eines Gastwirtes, bei dem wir in den 70er Jahren viel gegessen hatten und der mir entfallen war. Sie wusste ihn auch nicht mehr, sah dann aber in ihrer Zuckerwürfel-Dose nach, in der die in farbiges Papier mit Name und Adresse eingeschlagenen Würfelzucker der von unserer Familie besuchten Hotels, Kneipen, Gaststätten, Krankenhäuser und Airlines aufbewahrt werden. 40 Jahre, archiviert in Zuckerwürfeln.

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Mittwoch, 26. März 2008
Wurde Boocompany von Abmahnern gekapert?
Seit einiger Zeit ist Boocompany, Nachfolgeprojekt von Dotcomtod, der Mutter aller kritischen Wirtschaftsblogs in Deutschland, nur noch über diese Adresse hier erreichbar:

http://195.137.172.122/

Es gibt den begründeten Verdacht, dass die Domain von Leuten aus der Abmahnerszene erworben wurde. Seit geraumer Zeit gibt es diverse Webseiten, die Dienstleistungen wie Berechnung der Lebenserwartung, Sexkontakte, social networkimg oder Ahnenforschung anbieten, vor allem aber denen, die sich dort einloggen, sehr hohe Rechnungen für diese Leistungen und dann kurz danach Abmahnungen bzw. Inkassobriefe schicken, mit denen sie wohl vor kaum einem Gericht durchkommen würden. Die Unternehmen, die diese Webseiten betreiben, sind Briefkastenfirmen auf den British Virgin Islands, in Dubai oder Nuie Island, die Betreiber leben eher so um Frankfurt und München herum. Beispiele hierfür gibt es viele:

http://gravenreuth.wordpress.com/category/ronny-neugeboren/


http://www.basicthinking.de/blog/2007/02/27/genealogiede-vorsicht-vor-dem-kleingedruckten/

http://www.jurablogs.com/de/online-service-ltd-beerbt-die-vitaactive-ltd


und auch schon Gerichtsurteile:

http://adressbuchbetrug-info.net/6-Online/Trickbetrug-weitere/Recht-und-Gerechtigkeit/Prozesse-gewonnen/LG-FfM-3-08_O_35-07-Unterlassung_genealogie.pdf


http://img524.imageshack.us/img524/6741/faz105357bejpgmf9yd1.jpg

Jedenfalls ist Boocompany-Gründerin Lanu der Auffassung, es mit einem Angriff aus diesen Kreisen zu tun zu haben. Immerhin war diese Thematik gerade Diskussionsgegenstand im Forum von Boocompany, als die Domain Lanu und Umfeld zufolge gegrabbt wurde.

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Solidarität ist eine Waffe! Olympische Sommerspiele in Peking: Yang Chunlin verurteilt
amnesty international fordert Freilassung von Olympiakritikern


Berlin, 25. März 2008 - Fünf Jahre Haft wegen "Anstiftung zum Sturz der Regierung", so lautet das gestern verkündete Urteil gegen den chinesischen Menschenrechtler Yang Chunlin. amnesty international (ai) fordert die sofortige Freilassung des Olympiakritikers, der nach Ansicht der Organisation allein von seinem Recht auf freie Meinungsäußerung Gebrauch gemacht hat. "Yang Chunlin ist einer von vielen Bürgerrechtlern, die im Vorfeld der Olympischen Spiele Opfer des harten Vorgehens der chinesischen Behörden geworden sind" so Verena Harpe, Asien-Referentin von ai. "Kritiker werden gezielt eingeschüchtert, unter Hausarrest gestellt oder inhaftiert."

Yang Chunlin hatte 2007 eine Petition mit der Forderung "Wir wollen Menschenrechte und keine Olympischen Spiele" verfasst, um auf die Not der Bauern in seiner Heimatprovinz Heilongjiang aufmerksam zu machen. Über 10.000 Menschen, größtenteils landlose Bauern, sollen den Aufruf unterzeichnet haben. Yang Chunlin wurde daraufhin am 6. Juli 2007 verhaftet und Berichten zufolge in der Haft schwer misshandelt und gefoltert. Der Prozess gegen ihn fand am 19. Februar 2008 statt. Yang Chunlin wurde dabei mit einer Kapuze über dem Kopf sowie Handschellen und Fußfesseln vorgeführt. Während des Verfahrens konnte er sich kaum bewegen, da seine Beine mit einem Metallring fixiert wurden. Gestern dann verkündete der Richter das Urteil. Yang Chunlin legte Berufung ein.

ai bekräftigt die Forderung, den Druck gegenüber Peking zu erhöhen: "Wir rufen die Öffentlichkeit, Regierungen und das IOC weiterhin dazu auf, die versprochene Verbesserung der Menschenrechtslage konsequent von der chinesischen Regierung einzufordern", sagte Harpe. "Jeder kann etwas tun: Unterstützen Sie unsere Aktionen und Forderungen. Zensur und Repression dürfen nicht zu 'olympischen Disziplinen' werden!"


Urgent Action zugunsten von Yang Chunlin (UA-240/2007-2): www.amnesty.de/ua <http://service.gmx.net/de/cgi/derefer?TYPE=3&DEST=http%3A%2F%2Fwww.amnesty.de%2Fua>

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Essen auf Rädern
Meine Eltern,beide so um die 80, beziehen seit einem Jahr Essen auf Rädern,um nicht mehr kochen zu müssen. Das Essen wird frisch gekocht in Alu-Assietten und einer Styropor-Frischhaltebox angeliefert und bleibt stundenlang warm.Eigentlich, denn meine Mutter macht die Box immer auf, lässt das Essen kalt oder zumindest lauwarm werden, heizt dann den Backofen vor, zieht die Aluabdeckung von den Assietten und wärmt das Essen auf. Als ich meinen Eltern gegenüber meinte, das Ganze sei sinnlose Energieverschwendung,bekam ich zu hören, ich hätte doch keine Ahnung, und Energieverschwender sei höchstens ich aufgrund meiner Gourmet-Ernährungsgewohnheiten. Es geht wohl darum, die Illusion aufrechtzuerhalten, selber gekocht zu haben :-)

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Sonntag, 23. März 2008
Endlich wieder weiße Ostern!
Süßer die Glocken nie klingen, als zu der Osterzeit! Herrlich, die Eiersuche im Schnee unterm Osterbaum.




Erquickend, der Osterspaziergang an der guten Frühlingsluft.



Es ist Frühling, alles grünt und blüht, z.B. in unserem Garten die Forsythien.





Ich bekam eine typisch österliche Leckerei geschenkt.




Und ich freue mich auf ein typisch deutsches Osteressen, passend zum Frühjahrswetter. Wie wär´s mit Soljanka, gedünstetem Wels und Flußkrebs an Soleiern und Moskauer Gurken?

Übrigens flog einer über´s Osternest.

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Donnerstag, 20. März 2008
Bürgermeister demonstrieren gegen Rechtsextremismus
Hintergrund für die Aktion war ein rechter Überfall in Colditz
Colditz (ddp-lsc). Mit einer Protestaktion bei Colditz (Muldentalkreis) haben am Dienstag rund 20 Bürgermeister ein Zeichen gegen Rechtsextremismus gesetzt. Für etwa eine Viertelstunde sei dabei die Bundesstraße zwischen Colditz und Mittweida blockiert worden, teilte Mittweidas Bürgermeister Matthias Damm (CDU) am Dienstag auf ddp-Anfrage mit. Mit der Aktion sollte gezeigt werden, dass sich die Bürgermeister der Region gemeinsam gegen Rechts engagierten.
Damm verwies auf die jüngsten Vorfälle in Mittweida am vergangenen Wochenende. Dort seien in der Nacht zu Samstag auf dem Innenhof des Rathauses rechte Schmierereien, darunter ein großes Hakenkreuz, festgestellt worden. Auch Damm selbst sei bei dieser Aktion verbal angegriffen worden. Die Schmierereien seien inzwischen entfernt worden.



Hintergrund für die Aktion der Bürgermeister war ein rechter Überfall vor etwa drei Wochen in Colditz. Dabei hatten etwa 100 rechte Jugendliche in der Stadt randaliert. Sie wollten ein linkes Konzert stören. Unter ihnen waren auch drei Mitglieder der verbotenen rechtsextremistischen Organisation Sturm 34 aus Mittweida.

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Dienstag, 18. März 2008
Jugoslawien-Krieg revisited
Nachdem hier der Jugoslawien-Band der Materialien für einen neuen Antiimperialismus wegen seiner hochgestochenen Sprache schlecht angekommen war, will ich es nochmal mit einem eigenen Beitrag versuchen, der inhaltlich das Gleiche sagt, sprachlich aber schlichter gehalten ist und von mir 1999, während des NATO-Kriegs gegen Jugoslawien verfasst wurde.Wie gesagt, Stand 1999.


Historische, wirtschaftliche und soziale Hintergründe des jugoslawischen Bürgerkriegs

Vom Zweiten Weltkrieg zur Sozialistischen Republik

Die Geschichte des letzten Krieges in Jugoslawien beginnt spätestens mit dem Zweiten Weltkrieg. Um sich eine Aufmarschbasis für den geplanten Überfall auf die Sowjetunion zu schaffen und den britischen Truppen potentielle Aufmarschgebiete in Südosteuropa zu nehmen, bezogen die faschistischen Achsenmächte (Deutschland/ Italien) den Balkan in ihre militärischen Operationen ein. Nach einer erfolglosen italienischen Invasion griff die deutsche Wehrmacht und Luftwaffe am 6.April 1941 Jugoslawien an. Der überlegenen deutschen Waffentechnik und der "Blitzkrieg"-Strategie hatten die jugoslawischen Streitkräfte nichts entgegenzusetzen und mußten am 17. April kapitulieren.

In Kroatien nutzte die faschistische Ustascha-Partei die Gunst der Stunde und rief schon am 10.April die "unabhängige" Republik Kroatien aus. So unabhängig war diese allerdings nicht, war sie doch von deutschen und italienischen Truppen besetzt und seit dem Wirtschaftsabkommen vom Mai '41 ein Satellitenstaat des deutschen Reiches. Die "unabhängigste" Leistung der Ustascha war jedoch die Tatsache, daß sie von sich aus einen systematischen Völkermord betrieb. Mit dem Ziel, ein "ethnisch reines" Kroatien zu schaffen, wurden in den KZ's der Ustascha 750 000 SerbInnen, 60 000 JüdInnen und 26.000 Roma ermordet.

Der von PartisanInnengruppen getragene bewaffnete Widerstand gegen Besatzer und Ustascha bestand aus drei Fraktionen, die weitgehend getrennt kämpften. Dies waren zum Einen die KämpferInnen der Kommunistischen Partei Jugoslawiens (KPJ) unter Tito, zum Anderen die königstreuen, serbisch-nationalistischen Cetniks, die für ein unabhängiges Serbien kämpften und drittens die politisch pluralistische Slowenische Befreiungsfront. Darüber hinaus hatten sich unmittelbar nach der Kapitulation der jugoslawischen Armee spontan zahlreiche lokale und regionale, unabhängige und ideologisch nicht festgelegte Widerstandsgruppen gebildet. Diese gerieten im Verlauf des Partisanenkrieges überwiegend unter kommunistische Führung. Aufgrund ihrer besseren Organisation und der Unterstützung durch die Sowjetunion nach dem Einmarsch deutscher Truppen in die UDSSR waren die kommunistischen PartsanInnen den übrigen Widerstandsgruppen an Kampfkraft weit überlegen.

Ende 1941 stoppten unter der Androhung massenhafter Geiselerschiessungen die Cetniks ihre Widerstandsaktionen gegen die Deutschen, um kurz darauf, unter dem Einfluß deutscher Versprechungen und der Erwartung eines schnellen deutschen Sieges an der Ostfront, gegen die kommunistischen Gruppen vorzugehen. Ab Frühjahr 1943, als sich nach Stalingrad die deutsche Niederlage an der Ostfront abzuzeichnen begann, kämpften die Cetniks gemeinsam mit der Wehrmacht gegen die PartisanInnenverbände, um eine kommunistische Machtübernahme nach Kriegsende zu verhindern. Heutzutage nimmt die offizielle serbische Propaganda die Gleichsetzung Kroatische Armee = Faschisten mit Ustascha-Tradition, serbische Milizen = Cetniks = Antifaschisten vor. Aufgrund verbreiteter Ängste in der serbischen Bevölkerung, die durch die Ustascha-Vergangenheit bedingt sind, ist diese Propaganda ausgesprochen wirkungsvoll, politisch und historisch gesehen aber falsch.

Seit August 1944 stießen sowjetische Truppen auf den Balkan vor, die sich am 6.September mit Partisanenverbänden Titos vereinigten. Am 18.10. befreiten Titos Truppen Belgrad.
Im Zuge der sukzessiven Befreiung von Dörfern, Städten und Regionen durch die Partisanenarmee waren überall lokale Volksbefreiungskommitees gegründet worden, welche die Verwaltung in ihre Hände nahmen und die Interessen der Bevölkerung auch gegen die KPJ vertraten. Von Anfang an entwickelten sich in Jugoslawien Selbstverwaltungsstrukturen, die in deutlichem Kontrast zu der stalinistischen Ordnung in allen übrigen sozialistischen Staaten Europas stehen. Insgesamt läßt sich der sozialistische Staat Jugoslawien eher als zur Staatsmacht gelangte PartisanInnenbewegung denn als ein sozialistisches System im herkömmlichen Sinne begreifen. Von entscheidender Bedeutung ist hierbei die Tatsache, daß Jugoslawien sich selbst befreit und die Rote Armee nur in der Schlußphase des Krieges eine Rolle gespielt hat.

Da die Regierung Tito nicht bereit war, den Wiederaufbau der jugoslawischen Wirtschaft nach dem Zweiten Weltkrieg auf die Erfordernisse des sowjetischen Plansystems umzustellen, wurde Jugoslawien 1948 aus der Kominform ausgeschlossen. Gleichzeitig stieß die im Rahmen des Fünfjahresplans 1947-51 anvisierte Kollektivierung der Landwirtschaft auf bäuerlichen Widerstand, der zur Einrichtung bzw. nachträglichen Legalisierung von Selbstverwaltungsstrukturen in Industrie und Landwirtschaft führte.

Die weitere Entwicklung des jugoslawischen Modells wurde durch drei Faktoren bestimmt:

1) Der Ausschluß Jugoslawiens aus dem osteuropäischen Wirtschaftsraum und das damit verbundene Fehlen von osteuropäischen Wirtschaftshilfen machte das Land von der Devisenbeschaffung aus dem kapitalistischen Ausland abhängig. Dies bedeutete auch eine für den kapitalistischen Weltmarkt bestimmte Produktion nach den vom westlichen Ausland festgelegten Handelsbestimmungen.
2) Die Selbstverwaltungsstrukturen wurden weiter ausgebaut. Offiziell gehörten die Industriebetriebe Arbeiterräten, in der Praxis bildeten Manager und Betriebsleiter die gesellschaftliche Elite.
3) Beide Faktoren führten dazu, daß das bereits vor dem Zweiten Weltkrieg stark ausgeprägte Nord-Südgefälle in der industriellen Entwicklung Jugoslawiens weiter vertieft wurde. Der Aufbau Sloweniens und Kroatiens wurde weitgehend von BRD-Kapital finanziert. In Slowenien durch Zulieferproduktion für deutsche Industriebetriebe, in Slowenien und Serbien auch durch die Kooperation der Volkswagengruppe mit dem Autohersteller Zastava/Yugo. Aus Kroatien wurden Kühlschränke und sonstige Küchengeräte in die BRD exportiert. Durch den Massentourismus vornehmlich deutscher UrlauberInnen an der dalmatinischen Adriaküste setzte sich die D-Mark als zweites Zahlungsmittel neben dem Dinar durch.

In Serbien und den „unterentwickelten“ Regionen Bosnien, Mazedonien, Kosova und Montenegro blieben, abgesehen vom Autobau, westliche Investitionen hingegen aus. Parallel zur Migration von ArbeiterInnen aus Slowenien, Kroatien und Serbien in die BRD und Österreich kam es in Jugoslawien selbst zu einer Binnenmigration. Aus Bosnien-Herzegowina gingen ArbeitsmigranInnen nach Slowenien und Kroatien, aus Montenegro und Kosova nach Kroatien und Serbien, wo sie als "GastarbeiterInnen" entsprechend diskriminiert wurden.




Der Weg in die Krise


Vor dem Hintergrund weltwirtschaftlicher Entwicklungen Ende der 70er Anfang 80er Jahre, eine Zeit, die durch die Namen Reagan und Thatcher geprägt ist, muß auch die Vorgeschichte des Bürgerkriegs in Jugoslawien gesehen werden. Die jugoslawische Bundesbank hatte Anfang 1980 eine Auslandsverschuldung von fast 14 Milliarden Dollar, was hauptsächlich auf die Erhöhung der Energie- und Brennstoffpreise auf dem Weltmarkt und die gestiegenen Kreditzinsen zurückzuführen war. Die wesentlichsten Deviseneinnahmen des Landes, Überweisungen der ArbeitsmigrantInnen und im Tourismus erwirtschaftete Gelder, verschwanden zum größten Teil im grauen und schwarzen Markt und gingen somit an der Staatsbank vorbei. Angesichts des drückenden Schuldenbergs trat Jugoslawien 1980 dem Internationalen Währungsfonds (IWF) bei. Dieser gewährte dem Land 1981 den größten je gegebenen Kredit und führte für Jugoslawien die Umschuldungsverhandlungen mit ca. 600 westlichen Gläubigerbanken. Dafür forderte der IWF von der jugoslawischen Regierung Lohnbegrenzungen für zahlungsunfähige Betriebe, Freigabe der staatlich subventionierten Lebensmittel- und Gebrauchsgüterpreise, Zinserhöhungen und eine 25% tige Abwertung des Dinar. Aus diesen IWF-Auflagen leitete die jugoslawische Regierung eigene Maßnahmen zur Modernisierung der Industrie, zur Produktivitätssteigerung und zur Kostensenkung ab. Dazu gehörte insbesondere auch eine generelle Senkung der Arbeitslöhne, was nur über eine Zerschlagung der ArbeiterInnenräte möglich war.

Zum Anderen wurde eine Inwertsetzung der Armutsregionen im Süden, also des Kosova, Montenegros und Bosniens sowie der angrenzenden serbischen Randgebiete angestrebt. Das beabsichtigte Ziel war dabei die Schaffung riesiger Anbauflächen für die Zucht von Nutzpflanzen für den Weltmarkt gegen westliche Devisen. Durchsetzbar war dies nur durch die Zerstörung der traditionellen Strukturen, die auf dem Lande noch vielfach durch eine subsistenzwirtschaftliche, sich selbst versorgende Sippengesellschaft geprägt war. Diese hatte es bisher ermöglicht, in ziemlicher Armut, aber sehr autark zu leben, da fast nur das gegessen wurde, was man selber anbaute.

Die in den Achtziger Jahren geplante Landreform stand vor dem gleichen Problem wie die Kollektivierung der Landwirtschaft unter Tito: es regte sich heftiger bäuerlicher Widerstand. Daneben lief die Agrarreform auf Massenentlassungen in der landwirtschaftlichen Industrie hinaus, verbunden mit der Abwanderung oder Vertreibung der Entlassenen als billiges Arbeitskräftereservoir in die Großstädte.

Zwischen Klasse und Rasse: Die Ethnisierung des Sozialen

Noch ehe diese geplanten Maßnahmen zur Wirkung gelangten, setzte eine Welle heftigen Widerstandes vor allem der IndustriearbeiterInnenschaft gegen die rapide fortschreitenden Teuerungen ein. Mitte der Achtziger Jahre begann eine Kette von wilden Streiks von Slowenien aus das Land zu überziehen. 1987 erreichten diese den Höhepunkt. 1986 wurde in Belgrad Tausenden von Familien Strom und Gas abgestellt, weil sie die Rechnungen nicht bezahlten.

Im jugoslawischen Armenhaus Kosova, wo sich die Krise am frühesten zugespitzt hatte und es bereits 1981 zu bewaffneten Auseinandersetzungen gekommen war, eskalierte die Entwicklung zu einem Aufstand, auf den die jugoslawische Bundesregierung mit der Aufhebung der Autonomie des Kosovo und der Verhängung des Ausnahmezustandes reagierte. Hier nahmen die Auseinandersetzungen erstmals ethnisch-nationalen Charakter an. Die jugoslawische Regierung schürte in ihrer Propaganda einen aggressiven Chauvinismus gegen die albanische Bevölkerung des Kosova, da sie die ökonomischen Ursachen des Konfliktes nicht zugeben konnte. Dies deckte sich mit serbischen Ansprüchen auf den Kosova. Das Gebiet ist zwar heute mehrheitlich albanisch besiedelt, aber die ursprüngliche Heimat der SerbInnen und durch die historische Schlacht auf dem Amselfeld Gegenstand nationalistischer Mythenbildung. Diese fand neue Aktualität, als der Kosova unter serbische Verwaltung gestellt wurde. Darauf reagierte die Führung der Aufstandsbewegung mit der Forderung nach sofortigem Austritt aus dem jugoslawischen Staatsverband und dem Anschluß an Albanien.

Die jugoslawische Staatsführung und die Regierungen der einzelnen Republiken blockierten sich gegenseitig bei der Umsetzung von Lösungsstrategien, zumal sie alle sich einer das ganze Land erfassenden Streikbewegung gegenüber sahen, die den Charakter einer proletarischen Revolte gegen einen formell noch immer sozialistischen Staat annahm.

Insbesondere die Regierungen von Slowenien und Kroatien waren nicht länger bereit, die Armut des Südens mitzufinanzieren. Bisher waren die dort getätigten Investitionen von den beiden reichsten Republiken getragen worden, ohne daß sie zu sichtbaren Erfolgen geführt hätten. Nachdem sich ein zunehmend aggressiver werdender serbischer Nationalismus am rüden Besatzungsregime im Kosova und der serbischen Annektion der bis dahin autonomen Vojvodina deutlich zeigte, setzten die Staatsführungen der beiden Republiken auf die nationale Unabhängigkeit. Dabei konnten sie auf die Unterstützung der österreichischen und der bundesdeutschen Regierung bauen, für die Slowenien und Kroatien wirtschaftlich interessant waren, der Rest Jugoslawiens hingegen überhaupt nicht. Schon seit Mitte der Achtziger Jahre wurde in osteuropäischen Arbeitskreisen der bundesdeutschen Industrie eine Abtrennung Kroatiens und Sloweniens als wünschenswert bezeichnet

Einig waren sich die Führungen aller Republiken im repressiven Vorgehen gegen die Bewegungen von unten, die mit Polizeigewalt zerschlagen wurden. Propagandistisch wurden diese in den einzelnen Republiken als Machenschaften anderer Teilrepubliken oder bestimmter Volksgruppen dargestellt. Ethnische Konflikte waren es teilweise tatsächlich; dies aber in dem Sinne, daß die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Volksgruppe mit einem bestimmten sozialen Status verbunden war. Ab 1987 kann von einer allgemeinen "Ethnisierung" ursprünglich sozial bestimmter Konflikte geredet werden. Zunehmend begannen die AkteurInnen sich über ihre Volksgruppenzugehörigkeit zu definieren.


Die Bombe platzt

Zu den ersten bürgerkriegsartigen Auseinandersetzungen außerhalb des Kosova kam es Frühjahr 1991 in der Krajna. Dieses Gebiet, das die kroatische Adriaküste von der Herzegowina trennt, bessaß eine sehr spezielle Bevölkerungsstruktur. Noch zur Zeit der K.u.K.-Monarchie waren dort, entlang der damaligen Militärgrenze zum Osmanischen Reich, Wehrdörfer zur Grenzsicherung angelegt worden. Diese wurden mit SerbInnen besiedelt, die in dem Bewußtsein aufwuchsen, die militärische Vorhut des Abendlandes gegen den Islam zu sein. Bis zur Zerstörung der Krajna-Republik durch die kroatische Armee im Spätsommer 1995 hatte sich die Wehrbauernmentalität dort ungebrochen erhalten. Als sich Ende der Achtziger die Pläne der kroatischen Regierung zum kapitalistischen Umbau und zur Herauslösung aus dem jugoslawischen Staatsverband immer deutlicher abzeichneten, begannen von hier aus militante serbische Nationalisten ihre Aktionen gegen Kroatien. Sie wurden von Kroatien so rigoros niedergeschlagen wie ungefähr gleichzeitig unter serbischer Regie die Unruhen im Kosova.

Am 27. Juli 1991 trat der Konflikt ans Licht der Weltöffentlichkeit: Slowenien und Kroatien erklärten ihre Unabhängigkeit. Es folgte ein kurzer Krieg um die Unabhängigkeit Sloweniens und ein sehr blutiger und grausamer Krieg zwischen Kroatien und Rest- Jugoslawien einerseits und der Krajna sowie serbischen Volksgruppen in Ost- und West-Slawonien andererseits. Alle Seiten taten sich durch die Bestialität der sog. ethnischen Säuberungen hervor, die planmäßige Ermordung und Vertreibung der Bevölkerung ganzer Landstriche. Von Anfang an war die BRD aufgrund ihrer ökonomischen Interessen auf der Seite Kroatiens, während sich die übrigen westeuropäischen Mächte mit Parteinahme zurückhielten, Großbritannien und Frankreich hauptsächlich aus Rücksichtnahme auf ihre eigenen ethnischen Minderheiten. Als der Konflikt im Frühjahr 1992 mit der Anerkennung Kroatiens durch Rest-Jugoslawien beigelegt schien, explodierte er in Bosnien-Herzegowina. Serbische Separatisten riefen in der Furcht vor einer völligen Bevormundung durch die miteinander verbündeten Moslems und KroatInnen die unabhängige Republik von Pale aus. Ehe es zu einer Verhandlungslösung kommen konnte, begannen serbische Söldnermilizen die bosnische Hauptstadt Sarajevo mit Granatwerfern zu beschießen und von der Außenwelt abzuschneiden, um auf diese Weise die Unabhängigkeit der Republik zu erzwingen. Die bosnische Führung reagierte mit militärischen Mitteln. Es folgte ein langer, blutiger Krieg, in dem beide Seiten hauptsächlich wehrlose Zivilbevölkerung niedermetzelten.

Der weitere Verlauf des Konflikts bis zum Herbeibomben des Friedens von Dayton durch die NATO dürfte, abgesehen von den Verfälschungen durch eine allgemein antiserbische Ausrichtung in der deutschen Medienberichterstattung, zumindest in groben Zügen bekannt sein. Nach dem Friedensschluß in Bosnien eskalierte die Entwicklung im Kosova.

Zweierlei Imperialismus - ein Ausblick in die nahe Zukunft

Wenn nach dem Eingreifen von NATO-Kampfeinheiten der Eindruck entstanden ist, daß die Westmächte im Jugoslawienkrieg an einem Strang ziehen, so täuscht dieser. Die Interessen der verschiedenen NATO- und WEU-Staaten sind durchaus nicht deckungsgleich.

Das Interesse der BRD an einer Unabhängigkeit von Kroatien und Slowenien wurde oben bereits dargestellt. Die jetzige Interessenlage der BRD gestaltet sich komplex. Zunächst einmal fährt sie in ihrer Balkan- und Osteuropapolitik einen Kurs, der mit der Rest-EU nur wenig abgesprochen wird. Seit 1991 betreibt die Bundesregierung eine sehr aktive Ostpolitik, die auf die Schaffung eines eigenen "Hinterhofes" in Osteuropa abzielt. Vorbild ist hierbei die Durchdringung Mittelamerikas durch US-Interessen. In Kroatien ist die BRD bereits gut im Geschäft; so gehört ein Großteil der kroatischen Energieversorgung der Firma Siemens, überhaupt der größte westliche Investor in Kroatien. Eine Rolle spielen auch deutsche Waffenlieferungen. Im Unterschied zur Lieferung von billigem NVA-Material in alle Welt wurden hier neuartige Waffen im Einsatz getestet, wie die neue Panzerabwehrrakete "Armbrust". Ein Testfall ist ebenfalls der Einsatz deutscher Schiffe, Flugzeuge und Bodentruppen. Von den Alliierten wird er gewollt, um die BRD militärisch möglichst stark einzubinden, für die BRD ist er Teil eines Stufenplanes zur Erhöhung der Akzeptanz von deutschen Militäreinsätzen ganz anderen Ausmaßes. Fernziel ist die uneingeschränkte Möglichkeit zu weltweiten Dauerinterventionen nach dem Vorbild der USA und Frankreichs. Die BRD betreibt in Jugoslawien also Großmachtpolitik auf allen Ebenen. Damit die in Kroatien getätigten Investitionen sich lohnen, liegt es im Interesse des deutschen Kapitals, daß langsam Ruhe in die Region kommt oder daß die bewaffneten Auseinandersetzungen sich nach außen verlagern. Tatsächlich besteht die Möglichkeit, daß in der Vojvodina der Bürgerkrieg noch bevorsteht.

Demgegenüber haben die USA eher ein Interesse daran, den Störfaktor Serbien auszuschalten, ohne daß BRD-Kapital allzuviel daran verdient, was vielleicht auch die besondere Gründlichkeit amerikanischer Bombenangriffe erklärt.

Großbritannien und Frankreich hatten lange gezögert, sich dem prokroatisch-promuslimischen Kurs der BRD anzuschließen. Dies geschah, wie gesagt, vor allem mit Rücksichtnahme auf die ethnischen Unabhängigkeitsbewegungen in diesen Ländern sowie vor dem Hintergrund, daß die ökonomischen Interessen der BRD nicht die Ihren sind. Mittlerweile steht die EU in Jugoslawien aber recht einheitlich da, militärisch von Großbritannien und Frankreich angeführt, zugunsten von BRD-Wirtschaftsinteressen. Militärisch kämpfen US-amerikanische und deutsche Einheiten zusammen, politisch teilweise gegeneinander.

Andererseits gibt es natürlich auch gemeinsame imperialistische Interessen. Sowohl die Durchsetzung imperialistischer Hegemonial- und Profitinteressen durch territoriale Aufteilung als auch die Kriegsweise finden sich auch anderswo wieder. Was Letztere angeht, handelt es sich um eine Mischung aus einer weltweiten Unterstützung völkermordender regionaler Heerführer, begrenzter Intervention durch eine multinationale Streitmacht und zeitweilige militärische Besetzung von Schlüsselzonen. Ähnliches fanden wir in Ruanda und Somalia vor, im Falle einer Eskalation der Auseinandersetzungen in Algerien zum offenen Bürgerkrieg würde sich dort unter französischer Führung die Fortsetzung abspielen.

Das Modell Jugoslawien ist charakteristisch für die noch kommende Neuaufteilung der Welt: Eine strikte Trennung von für das Metropolenkapital ökonomisch interessanten Regionen und Armutsgebieten, eine territoriale Abschottung notfalls mit militärischen Mitteln und die wirtschaftliche Neuerschließung durch völlige Zerstörung und anschließenden Wiederaufbau.
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In Jugoslawien hat die Vertreibung der Kosova - Albaner bzw. jetzt der Serben aus dem Kosova den Charakter, eine territoriale Neuaufteilung durch die "Schaffung" einer auf das jeweilige Territorium zugeschnittenen Bevölkerung zu erreichen. Inwieweit dies dauerhaften Erfolg zeitigen wird, wird die Zukunft zeigen.

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Sonntag, 16. März 2008
Those were the days oder die Ballade von Knall
In meiner Jugend und Studentenzeit haben wir viel gekifft. Es gehörte zum Ehrenkodex, Shit bei Dealern zu kaufen, die nichts mit harten Drogen zu tun hatten und eher zur Subkultur als zur Halbwelt gehörten. Einer davon war Knall, eine etwas verrückter lieber Hippie. Als Dealer war er leider sehr erfolgreich. Leider, denn er wurde von einer Quelle aus dem Zuhältermillieu bei der Schmiere denunziert, und man fand sein Haschischdepot - so große Mengen, dass es für mehrere Jahre Knast ausgereicht hätte. Wen man nicht fand war Knall, der im wahrsten Sinne des Wortes in den Untergrund ging. Er versteckte sich in einem Bombentrichter, den er mit einem Bretterdach und tarnnetz abdeckte, und mein Freund A. versorgte ihn mit einer LKW-Batterie zur Stromversorgung und Koks.


Also, kein Kokain, sondern aus dem Stahlwerk abgezweigtes Koks, mit dem er heizen konnte, ohne dass es eine weithin sichtbare Rauchfahne gab. 6 Monate hauste Knall in seinem Trichter, dann, als die Bullei ihn längst im Ausland wähnte, reiste er tatsächlich aus: Im Clownskostüm am Steuer eines Traktors, der einen knallbunt bemalten Zigeunerwohnwagen zog über die Grenze nach frankreich, getreu dem Motto, dass die beste Tarnung die Auffälligste ist. Er wurde nie von der deutschen Justiz belangt.

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Der eiserne Vorhang steht und wird täglich neu ausgebaut
Keine 20 Jahre nach der Öffnung der Grenzen Osteuropas gibt es einen neuen eisernern Vorhang, an dem jedes Jahr mehr Menschen starben als während der gesamten Existenz der DDR an deren Westgrenze gestorben sind. Sie fliehen nach Europa, weil Europa ihnen in ihrer Heimat die Lebensgrundlagen nimmt. Ein Bauer in Kamerun kann 15 Stunden am Tag schuften, das nützt ihm gar nichts, weil die subventionierten EU-Agrarprodukte auf dem Markt seines eigenen Landes billiger sind als die im Land erzeugten. Das große Bauernlegen, das mit der Grünen Revolution in den 1950er und 60ern begonnen hatte, nimmt weiterhin zu, und in den afrikanischen Großstädten türmt sich das Elend zu Gebirgen.

Vor Mauretanien und Senegambien oder Guinea-Bissau haben kanadische, portugiesische und japanische Fischereigesellschaften die Fanggründe gepachtet, den einheimischen Fischern bleiben Hunger, Piraterie oder Migration. Die Situation in manchen afrikanischen Ländern ist so verzweifelt, dass Nachrichten über das Ausbrechen eines Krieges in einem anderen afrikanischen Staat als Hoffnungszeichen begriffen werden, weil man sich als Söldner Geld verdienen kann.

War das Entstehen der globalisierten Weltwirtschaft in ihrer aktuellen Form und die Aufgabe des Organisierens ökonomischer Interessenssphären in geographisch voneinander abgeschotteten Räumen noch mit Kriegen verbunden gewesen, die dem Aufbrechen von Entwicklungsblockaden, dem Freisetzen von für die new world order benötigten Potenzialen und der Inwertsetzung bestimmter Regionen für die kapitalistische Entwicklung dienten (Golf II, auch Golf GTI - Globaler Transatlantischer Imperialismus - genannt, Yugoslawien), so dienen die Kriege heute ganz direkt dem Zugriff auf Rohstoffe und der Vernichtung überflüssiger Esser (Sierra Leone, Liberia, Kongo). In der europäischen Peripherie werden unter deutscher Regie (Herr Schily war da mal federführend und Bosnien-Herzegowina das Experimentierfeld für Nordafrika) riesige Internierungslager eingerichtet, um zu verhindern, dass Flüchtlinge in die EU gelangen, und EU-Neubeitreter wie Bulgarien werden dazu verpflichtet, das EU-Grenzregime zu übernehmen. Hunger, Lager, Deportation, das bedeuten die Wörter “Schengen” und “Dublin” für Schwarzafrika und Teile des Kaukasus.

Aminata Traoré sagte hierzu auf dem Weltsozialforum in Nairobi 2007: “Die menschlichen, finanziellen und technologischen Mittel, die Europa gegen die Migrationswellen aus Afrika einsetzt, sind in Wahrheit die Werkzeuge eines Krieges zwischen dieser Weltmacht und jungen Afrikanern aus Stadt und Land, deren Recht auf Bildung, wirtschaftliche Betätigung, Arbeit und Nahrung in ihren Herkunftsländern unter der Knute der strukturellen Anpassung vollkommen missachtet wird. Als Opfer makroökonomischer Entscheidungen, für die sie in keiner Weise verantwortlich sind, werden sie gejagt, aufgespürt und gedemütigt, sobald sie einen Ausweg in der Emigration suchen.”

Völkermord gegen soziale Emanzipation, das ist das Ergebnis europäischer Entwicklungspolitik. Interessiert hierzulande aber niemanden, sind ja nur Neger.

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Ming Mang
Falls ich doch noch mal ein eigenes Haus baue, sollte sein Eingang von alten Ming-Löwen bewacht sein.



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Frühling in der Stadt
Ich lustwandelte gestern nachmittag bei schönem Wetter durch mein schönes Viertel. Dieser Stadtteil mit seinem Ausländeranteil von 45 Prozent und einem Bevölkerungs-Drittelmix aus Akademikern, Arbeitern und Kleingewerbetreibenden und ohne sichtbare soziale Spannungen gefällt mir einfach auch rein architektonisch richtig gut.











Präsentierte sich schon der November überwiegend nicht grau in grau,


so war gestern der Frühling schon zu atmen. Ich sehe einen großen, vierschrötigen Mann, der langsam dahinradelt. Plötzlich kommt eine kleine rothaarige Frau mit schwarzer Lederjacke mit hoher Geschwindigkeit auf ihrem Mountainbike angezischt, ruft laut "hey", klatscht dem Mann im vorbeiradeln mit der flachen Hand auf den Hintern und überholt.

Ja, es ist Frühling!

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Wort der Woche
“Wir wollen nicht die Kerkermeister unserer Brüder sein.”

Abdelasis Bouteflika zur Weigerung Algeriens, Auffanglager für afrikanische Flüchtlinge einzurichten

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