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Zwischen der Medizinprodukte-Industrie und dem Gesundheitswesen gibt es ein umfangreiches und enges Netzwerk. Eine jetzt im British Medical Journal erschienene Studie zeigt auf, über welche Wege Beeinflussung stattfindet.
Nach den Erkenntnissen von Susan Chimonas vom Memorial Sloan Kettering Cancer Center in New York und Kollegen scheint dieses Netzwerk finanzieller und nicht finanzieller Verbindungen größtenteils unreguliert und undurchsichtig zu sein. Die Forscher fordern eine verstärkte Aufsicht und Transparenz, ?um die Patientenversorgung vor kommerziellem Einfluss zu schützen und das öffentliche Vertrauen in die Gesundheitsversorgung zu erhalten?.
Obwohl die Medizinprodukteindustrie ein wichtiger Partner für die Gesundheitsversorgung ist, insbesondere bei der Entwicklung neuer Tests und Therapien, bestehe ihr Hauptziel darin, den Aktionären finanzielle Erträge zu sichern. In einem Bericht aus dem Jahr 2009 hatte das Institute of Medicine ein vielschichtiges System im Gesundheitswesen beschrieben, das von der Industrie beeinflusst wird.
Die meisten Studien über Interessenkonflikte haben sich bislang auf einzelne Aspekte konzentriert, z.B. auf Angehörige der Gesundheitsberufe, Krankenhäuser oder Zeitschriften oder auf eine einzelne Tätigkeit wie Forschung, Ausbildung oder klinische Versorgung. ?Das volle Ausmaß der Verflechtungen der Industrie im gesamten Gesundheitswesen ist daher noch unklar?, schreiben Chimonas und Kollegen.
Eine Karte der Vernetzungen
Um diese Lücke zu schließen, suchten die Forscher in der medizinischen Literatur nach Belegen für Verbindungen zwischen Pharma-, Medizintechnik- und Biotechnologieunternehmen und Parteien (einschließlich Krankenhäusern, verschreibenden Ärzten und Berufsverbänden) und Aktivitäten (einschließlich Forschung, Ausbildung von Gesundheitsfachkräften und Entwicklung von Leitlinien) in der Gesundheitsversorgung.
Anhand von Daten aus 538 Artikeln aus 37 Ländern und Beiträgen von Experten erstellten sie eine Karte, auf der diese Verbindungen verzeichnet sind. Die Ergebnisse zeigen ein umfangreiches Netz von Verbindungen und dass alle Arten von Parteien finanzielle Verbindungen zu Medizinproduktunternehmen haben.
Die am häufigsten ermittelten Beteiligten waren die Angehörigen der Gesundheitsberufe, wobei in 422 (78%) einbezogenen Studien einzelne Fachleute beschrieben wurden. In mehr als der Hälfte (303, 56%) der Veröffentlichungen wurden Verbindungen zwischen der Medizinprodukteindustrie und der Forschung dokumentiert, während die klinische Versorgung (156, 29%), die Ausbildung von Gesundheitsfachkräften (145, 27%), die Entwicklung von Leitlinien (33,6%) und die Auswahl von Arzneimitteln (8,1%) seltener vorkamen.
Richtlinien für Interessenkonflikte fehlen
Die Ergebnisse zeigen auch, dass es für einige finanzielle und einige wenige nicht-finanzielle Verbindungen Maßnahmen zur Vermeidung von Interessenkonflikten gibt, aber öffentlich verfügbare Datenquellen beschreiben oder quantifizieren diese Verbindungen nur selten.
Die Forscher beschreiben beispielsweise, wie Opioidhersteller verschiedenen Akteuren des Gesundheitswesens Finanzmittel und andere Mittel zur Verfügung stellten, die wiederum Druck auf Aufsichtsbehörden und Gesundheitsbehörden ausübten, um Richtlinien zur Therapie mit Opioiden aufzuheben oder aufzuweichen. Chimonas und Kollegen warnen, dass viele andere Beispiele für Schäden durch von der Industrie geförderte Produkte noch unerforscht sind.
Sie räumen ein, dass sich ihre Ergebnisse auf bekannte oder dokumentierte Branchenverbindungen beschränken und dass einige Daten möglicherweise übersehen wurden. Es sei jedoch unwahrscheinlich, dass sie durch ihre Strategie der systematischen, doppelten Suche und des Feedbacks eines internationalen Expertengremiums gemeinsame oder wichtige Verbindungen übersehen hätten.
?Im Gesundheitswesens existiert ein umfangreiches Netz von Verbindungen der Medizinprodukteindustrie zu Aktivitäten und Parteien. Es fehlt an Richtlinien für Interessenkonflikte und öffentlich zugängliche Daten. Das deutet daraufhin, dass eine verstärkte Aufsicht und Transparenz erforderlich sind, um Patienten vor kommerziellem Einfluss zu schützen und das Vertrauen der Öffentlichkeit zu gewährleisten.
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Am Abend des 17. November 1989 wurde meine Kommilitonin Conny Wessmann bei einem brutalen Polizeieinsatz getötet. Und nachdem Conny auf dem Straßenpflaster aufgeschlagen war meinte ein Hundeführer der Bullei zu meinen GenossInnen, darunter dem hier kommentierenden tuc, der hinter Conny gestanden hatte, bevor sie getötet wurde "Ihr könnt euch gleich danebenlegen", während ich wenige Hundert Meter entfernt in einer Kneipe saß und nichts mitbekam. Am nächsten Tag waren Fadenkreuze auf Unigebäude gesprüht und der Spruch "Tote Conny=gute Conny, wir danken unserer Polizei!", einen weiteren Tag später sagte mir, als ich Flugblätter zu Connys Tod verteilte ein späterer NPD-Abgeordneter "Jetzt habt ihr euern Horst Wessel!", und noch einen Tag später wurde ein Brandanschlag auf ein Haus verübt, in dem GenossInnen von mir wohnten. Es verwundert da nicht, dass kurze Zeit später die Parole "Was wir brauchen, Genossen, sind Gewehre" auftauchte und bei einer späteren Nazi-Randale gegen Schwarze, bei der Bullen gemütlich kommentierend ohne einzugreifen danebensaßen ("Ein ausländischer Mitbürger betritt die Disco. Bin gespannt, wie er wieder rauskommt. ... Es wurde ein Notarztwagen verständigt") jemand einen Karabiner auf ein Nazischwein anlegte, glücklicherweise aber gestoppt wurde.
Fazit: Mich wundert an dem engen Verhältnis zwischen "Diensten" und Nazis gar nichts. Das ist Beides dasselbe Pack.
Schnell bildeten sich Mythen um die Person Conny, die zur heroischen Antifafighterin zurechtstilisiert wurde. Dabei war sie überhaupt keine Autonome. Geschichtsstudentin, Minicarfahrerin und Bewohnerin des HC. Das HC, Abkürzung steht für Historisches Colloqium, war im Ursprung ein von einem Verein getragenes Wohnheim für Studierende der Geschichtswissenschaften, gegründet unter anderem von Rudolph von Thadden, damals eine Koryphäe (Konifere, wie wir sagten) am Seminar für Mittlere und Neuere Geschichte, ein linksliberales Gegenmodell zu den Verbindungshäusern.
Aufgrunddessen war das HC frühzeitig zum Angriffsziel von Neonaziattacken geworden, und es hatte sich, quasi als Selbstschutztruppe, eine Art Haus-Antifa des HC gebildet, die parallel zur Autonomen Antifa aktiv war. Vermummt und mit Schlagstöcken ausgerüstet zogen diese Leute los, wenn die Telefonkette mal wieder gegen Naziübergriffe und sonstige rechtsextreme Vorkomnisse mobilisierte, was damals mindestens einmal die Woche passierte. Sie war also eher aufgrund unmittelbarer persönlicher Betroffenheit ins antifaschistische Handlungsfeld getreten als eine typische Autonome.
Die Trauer- und Wut-Demo am 25. 11. selbst verlief weitgehend friedlich, wenn auch am Rande ein Supermarkt entglast und die Schnapsregale geplündert wurden. Als vor dem Polizeihauptquartier Am Steinsgraben zwei Wasserwerfer auffuhren und eine Hundertschaft Bereitschaftspolizei drohend mit den Knüppeln auf die Schilde trommelte, kam es zu einer Panik, welche die Demo kurzfristig in zwei Hälften zerteilte. Nur die plötzlich gezückten Knüppel aus den vorderen Reihen des Schwarzen Blocks hielten die Polizei davon ab, sich auf die Demo zu stürzen, die nun zügig am Polizeipräsidium vorbeizog und dieses mit Krachern und anderen Feuerwerkskörpern eindeckte. Die Abschlußkundgebung sollte auf dem Hiroshimaplatz stattfinden, aber permanente Provokationen der Polizei zwangen schließlich dazu, diese vor das JUZI zu verlegen. Die Demo war bereits offiziell aufgelöst, als eine Braunschweiger Hundertschaft in einem amokartigen Alleingang, der offensichtlich mit der übrigen Polizei nicht abgesprochen war, aus der Lotzestraße auf das JUZI zustürmte - und dermaßen mit Feuerwerkskörpern, Pflastersteinen, Leuchtkugeln und sogar Molotow-Cocktails eingedeckt wurde, daß sie ebenso schnell wieder verschwand. Die Demoleitung behielt die Nerven und deeskalierte die Lage, indem sie die TeilnehmerInnen aufforderte, sich ins JUZI zurückzuziehen. Martialische Bilder waren zu sehen, als zwei Panzerwagen auf der Bürgerstraße auffuhren und einige Scharfschützen der Polizei auftauchten. Doch dies waren nur Muskelspiele am Rande; es kam an diesem Tag zu keinen weiteren Auseinandersetzungen.
In der Folge führten diese Ereignisse zu einem Führungswechsel bei der Göttinger Polizei und einer über einen Runden Tisch moderierten Deeskalationsstrategie.
Autonomer Heldenkult
Hatte schon auf der Demo am 25.11. die Parole "Conny ist ermordet - wir kämpfen weiter!" einen pathetisch-heroischen Unterton, der so gar nicht zum Wesen der Getöteten und den von vielen Zufällen bestimmten Umständen ihres Todes passen wollte, so wurde in der Folgezeit Conny zu einer Art Göttinger Jeanne d´Arc. Besonders die Autonome Antifa (M) stilisierte die Frau zur Heldin und stellte sie als eine straighte Straßenkämpferin und Antifa-Aktivistin dar, die sie nie gewesen war. Ein zweiter Märtyrer war schnell gefunden: In der Sylvesternacht 1990-91 wurde Alexander Selchow von dem Neonazi Oliver Simon erstochen. Alexander war ein Bundeswehrsoldat gewesen, der mit der linken Szene überhaupt nichts am Hut, aber aufgrund eines weitgehend italienischen Freundeskreises sehr viel gegen deutsche Rassisten hatte. Obwohl seine FreundInnen und Verwandten sich ausdrücklich gegen eine politische Inanspruchnahme von Alex durch Autonome verwehrten, stellte ein Redner der M ihn als Antifa-Kämpfer dar, der seinen Antifaschismus nur auf andere Weise gelebt habe als die Leute von der M. 1997 verwendete die M bei einer Veranstaltung Fotos von Conny ohne Autorisierung und gegen den erklärten Willen von Angehörigen und FreundInnen der Getöteten. Während der ganzen neunziger Jahre spielte sich zwischen der M und praktisch der gesamten übrigen autonomen Szene Göttingens eine Auseinandersetzung ab, bei der es im Wesentlichen um zwei Punkte ging. Zum einen war die Zielsetzung der M, eine partei- oder verbandsähnliche organisierte Antifa zu schaffen, äußerst umstritten, zum anderen wurde ihr sinnentleerter Militanzfetisch vorgeworfen. So pflegte sie vermummt und behelmt zu demonstrieren, wenn dafür jeder Anlaß entfiel, einmal sogar in zwei auch noch mit Knüppeln ausgerüsteten Ketten, brav hinter einem Streifenwagen herlaufend, als mit der Polizei vereinbarte Inszenierung. In diesem Kontext wurde das Hochhalten der Erinnerung an Conny zu einem Heldengedenktag für eine Gruppe, die mit der Getöten persönlich nichts zu tun gehabt hatte. In der Folge fanden ab 1992 jeweils zwei getrennte Conny-Demos statt, eine von der M und eine von der übrigen Szene veranstaltet. An Letzterer nahmen diejenigen teil, die Conny gekannt hatten und sich gegen ihre Instrumentalisierung wandten. In der zweiten Hälfte der Neunziger flauten die Conny-Demos und Mahnwachen schließlich ab. In einer Szene, die so sehr durch junge Studierende geprägt ist wie in Göttingen, geriet manches in Vergessenheit, und 1998 wurde in einer Publikation einer autonomen Gruppe schon mal aus dem Mörder Oliver Simon dessen brauner Kamerad Sven Scharf.
Heute erinnern ein Gedenkstein und eine gußeiserne Skulptur an den Tod von Conny Weßmann. Es ist sehr zu hoffen, daß Conny nicht als legendäre Heldin in den Köpfen weiterleben wird. Die Beiläufigkeit und Zufälligkeit ihres Todes ist vielmehr ein schlagendes Zeichen dafür, daß es jeden und jede hätte treffen können- alle Menschen, die in Auseinandersetzungen mit Neonazis und Polizei hineingeraten
https://www.bing.com/videos/search?q=Jupiter+Jones+Still+Official&&view=detail&mid=375D9C6F41FE45157EAF375D9C6F41FE45157EAF&&FORM=VRDGAR&ru=%2Fvideos%2Fsearch%3Fq%3DJupiter%2BJones%2BStill%2BOfficial%26FORM%3DVDMHRS
http://goest.de/conny.htm
https://de.wikipedia.org/wiki/Conny_Wessmann
https://www.youtube.com/watch?v=4fV_fRhHW60
Die in dem zuletzt verlinkten Film auftauchende Darstellung, die Polizei hätte das JUZI gestürmt stimmt allerdings nicht, stattdessen wurde die auf das JUZI zustürmende Braunschweiger Einsatzhundertschaft dermaßen mit Steinen, Kanonenschlägen und auch Mollies bepflastert dass sie in die Flucht geschlagen wurde. Später zogen Panzerwagen und Scharfschützen vor dem JUZI auf, trotzdem konnte - von autonomer Seite - die Situation deeskaliert werden.
https://www.youtube.com/watch?v=Wi9fwiGZr1Y
https://www.youtube.com/watch?v=L84in9gW-kg
http://netbitch1.twoday.net/stories/1575267/
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https://www.gmx.net/magazine/politik/deutschland-krankenhaeuser-36335418
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Schwedens zurückhaltende Corona-Strategie hat einer Studie zufolge dazu beigetragen, dass das Virus in andere Länder getragen werden konnte. Zu diesem Ergebnis kommen Forscher der Universität Uppsala in Schweden, des Norwegischen Instituts für öffentliche Gesundheit und der Universität Sydney in Australien. Die Studie wurde in der Fachzeitschrift "Eurosurveillance" veröffentlicht.
"Schweden war im ersten Jahr der Pandemie ein Nettoexporteur des SARS-CoV-2-Virus in unsere nordischen Nachbarländer", sagte John Pettersson von der Universität in Uppsala am Dienstag dem schwedischen TV-Sender SVT. Das Land hatte zu Beginn im Gegensatz zu den anderen skandinavischen Ländern kaum Maßnahmen ergriffen, um eine Verbreitung des Virus zu stoppen. Die Folge waren hohe Ansteckungszahlen, die letztendlich auch die Mutation des Virus begünstigten.
Der Studie zugrunde liegt die Analyse von 71.000 Patientenproben, anhand derer eine Art genetischer Stammbaum für die Ausbreitung des Virus in den nordischen Ländern erstellt werden konnte. Es stellte sich heraus, dass Infektionsketten mit Ursprung in Schweden in mehreren hundert Fällen die Landesgrenzen überschritten.
"Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass Schwedens Eindämmungsstrategie einen Einfluss auf die epidemiologische Situation im Land und in der gesamten nordischen Region hatte", heißt es in der Studie. Man müsse allerdings berücksichtigen, dass Schweden - wie auch Dänemark - ein Transitland sei.
Dramatische Lage in Salzburg - Krankenhäuser bereiten Triage vor
Die Krankenhaus-Versorgung im österreichischen Bundesland Salzburg steht wegen der angespannten Corona-Lage auf der Kippe. Die Salzburger Landeskliniken gaben am Dienstag bekannt, dass ein Triage-Team zusammengestellt wird, weil die Behandlung aller Patienten nach geltenden Standards schon bald nicht mehr garantiert werden könne. Laut Sprecher der Kliniken soll das Team künftig darüber beraten, wer noch intensivmedizinisch behandelt werden kann und wer nicht.
Salzburg verzeichnet derzeit mit mehr als 1.500 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern die höchste Sieben-Tage-Inzidenz unter den österreichischen Bundesländern. Als Reaktion auf den Hilferuf des Klinikbetreibers mit seinen vier Krankenhäusern kündigte Salzburgs Landeschef Wilfried Haslauer (ÖVP) Entlastungsmaßnahmen an. Unter anderem sollen manche Corona-Patienten in Zentren für medizinische Rehabilitation untergebracht werden.
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Das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) warnt vor einer möglicherweise schweren Grippesaison.
Nach Angaben des Zentrums ist die Gesamtzahl der in den meisten Ländern der Europäischen Union und des Europäischen Wirtschaftsraums (EU/EWR) festgestellten Grippefälle zwar noch gering, doch gebe es Anzeichen dafür, dass die Zirkulation in Kroatien über dem saisonalen Schwellenwert liege, so das ECDC.
Früher Nachweis von Erregern
Im vergangenen Monat meldeten Labore in der EU bzw. im EWR am häufigsten den Subtyp ist A(H3N2). Von solchen Infektionen waren überproportional viele ältere Menschen betroffen. A(H3N2) wird mit einer geringeren Wirksamkeit des Impfstoffs in Verbindung gebracht. ?Die frühen Nachweise des A(H3N2)-Subtyps sind ein Hinweis darauf, dass die kommende Grippesaison schwerwiegend sein könnte, auch wenn wir nicht mit Sicherheit wissen können, wie die kommende Grippesaison aussehen wird?, sagte Pasi Penttinen, Leiter des Grippeprogramms des ECDC.
Die frühen Nachweise des A(H3N2)-Subtyps sind ein Hinweis darauf, dass die kommende Grippesaison schwerwiegend sein könnte (?). Pasi Penttinen
?Ein steiler Anstieg der Grippeinfektionen während der laufenden COVID-19-Pandemie könnte schwerwiegende Folgen für ältere Menschen und Menschen mit geschwächtem Immunsystem haben und die durch COVID-19 bereits belasteten Gesundheitssysteme zusätzlich belasten?, so Penttinen. ?Daher ist es wichtig, dass wir die notwendigen Vorsichtsmaßnahmen ergreifen und diejenigen schützen, die am meisten gefährdet sind?, sagte Penttinen.
Blick auf Deutschland
Die Aktivität der akuten Atemwegserkrankungen (ARE-Rate) in der Bevölkerung ist in der 42. Kalenderwoche 2021 im Vergleich zur Vorwoche bundesweit gesunken. Im Nationalen Referenzzentrum (NRZ) für Influenzaviren haben Ärzte in insgesamt 126 (63%) der 201 eingesandten Sentinelproben respiratorische Viren identifiziert, darunter 51 (25%) Proben mit Rhinoviren, 50 (25%) mit Respiratorischen Synzytialviren (RSV), 20 (10%) mit Parainfluenzaviren (PIV), 15 (7%) mit humanen saisonalen Coronaviren (hCoV) des Typs OC43 bzw. 229E, 4 (2%) mit SARS-CoV-2, 2 (1%) mit humanen Metapneumoviren (hMPV) sowie 1 (0,5%) Probe mit Influenza A-Viren.
Der Artikel ist im Original bei Univadis erschienen.
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Herdenimmunität unerreichbar?
Laut Angaben des Bundesgesundheitsministeriums wurden mittlerweile 67,4 % der Gesamtbevölkerung vollständig geimpft. Hinzu kommen etwa 5,3% Genesene. Zu Beginn der Pandemie spekulierten Epidemiologen, dass ab einem Gesamtschutz von 70%, vielleicht 80%, Herdenimmunität eintreten könnte. Diese Hoffnung scheint sich nicht zu bewahrheiten, wie eine neue Literaturübersicht zeigt. Sie wurde vom baden-württembergischen Gesundheitsministerium in Auftrag gegeben.
Im 1. Schritt ging es um die Effektivität verschiedener Impfstoffe:
AstraZeneca: Die Wirksamkeit gegen Infektion lag vor Auftreten der Delta-Variante bei 51-79%, gegen die Delta-Variante sind es 67%.
BioNTech/Pfizer: Die Impfwirksamkeit gegen Infektion lag vor Auftreten der Delta-Variante bei 77%-95%, gegen die Delta-Variante wurden 54-80% genannt.
Johnson: Die Impfwirksamkeit gegen Infektion lag vor Auftreten der Delta-Variante bei etwa 60%
Moderna: Die Impfwirksamkeit gegen Infektion lag vor Auftreten der Delta-Variante bei 82-100%, gegen die Delta-Variante wurden 51-87% berichtet.
Prof. Dr. Martin Eichner vom Institut für Klinische Epidemiologie und angewandte Biometrie an der Universität Tübingen hat im 2. Schritt Berechnungen unter der Annahme verschiedener Szenarien durchgeführt: mit Wirksamkeitswerten von 60% (pessimistisch), 70% (mittlerer Wert) und 80% (optimistisch).
Wenn die optimistische Impfwirksamkeit zutrifft, müssten 86,9% der gesamten Bevölkerung geimpft sein, bei der mittleren Impfwirksamkeit 93,3% und bei der pessimistischen Impfwirksamkeit sogar 100%. Das gilt, wenn die Delta-Variante weiter wie bisher zirkuliert und alle Kontakteinschränkungen aufgehoben würden.
Indischer Totimpfstoff schützt zu rund 78% vor COVID-19
In The Lancet stellen Forscher neue Daten zur klinischen Wirksamkeit von BBV152 (Covaxin®) von Bharat Biotech, Indien, vor. Es handelt sich um einen Totimpfstoff, der mit einem an Alaun adsorbierten Toll-like-Rezeptor 7/8-Agonisten formuliert wird. Darüber hat Univadis.de berichtet.
An der Phase-3-Studie nahmen 25.798 Personen aus Indien teil. 24.419 erhielten bis zur Analyse 2 intramuskuläre Injektionen (n = 12.221 Verum, n = 12.198 Placebo). 0,3% aller Teilnehmer in der Verumgruppe bekamen eine symptomatische COVID-19-Infektion, unter Placebo waren es 1,2%. Dies entsprach einer Effektivität von 77,8% gegen alle Varianten von SARS-CoV-2. Gegen die Delta-Variante betrug die Schutzwirkung 65,2% und gegen die Kappa-Variante 90,1%. Vor schweren COVID-19-Infektionen schützte BBV152 zu 93,4 % und vor asymptomatischen Infektionen zu 63,6%.
Der Impfstoff wurde gut vertragen. In beiden Gruppen gab es bei 12,4 % der Probanden unerwünschte Effekte, vor allem lokale Schmerzreaktionen, aber keine anaphylaktischen Reaktionen oder impfassoziierte Todesfälle.
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Meine Lieblingsschwester kann ja nicht verstehen, dass ich überhaupt noch zu einem Gruppensport gehe. Letztes Jahr war unsere große Schwester die Panikperson, jetzt ist sie es. Sie stellt schon in Frage, ob sie zu meinem Geburtstag kommt - der schon unter G2+ Bedingungen abläuft, d.h. geimpft und getestet - weil sie es für intolerabel hält, dass sich 8 Personen in einem beheizten Raum aufhalten.
Unter Feiern versteht man im Fall meiner Familie gemeinsam essen bzw. Kaffee trinken und sich länger unterhalten, da wird nicht getanzt oder geschunkelt, es gibt gar keinen Körperkontakt. Das ist ihr, deren einzige Sozialkontakte außerhalb ihrer Partnerbeziehung im maskiert im Supermarkt einkaufen bestehen und die allein in einem Einfamilienhaus wohnt schon viel zu viel. Sie kann auch nicht verstehen dass ich meine Kunden zu Hause besuche und wir im Büro arbeiten und kein Homeoffice machen. Also schlug sie vor, wir könnten meinen Geburtstag doch im Garten feiern, oder sie übergibt mir die Geschenke an der Wohnungstür und wir gehen dann zusammen mit dem Hund Gassi und sie fährt wieder nach Hause. Sie kündigte schon an dass es mit Weihnachten wohl nichts werden wird, zumindest würde sie nicht bei uns übernachten.
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Wieso benutzt Du keine Corona-Warn-App/Luca App?
Warum machst Du Deinen Job?
Wieso hast Du keine Kinder?
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Heute meldet das Robert Koch-Institut, Berlin, erneut Höchstwerte bei wichtigen Kennzahlen. Innerhalb der letzten 24 Stunden haben sich weitere 50.196 Personen mit SARS-CoV-2 infiziert. Am Vortag waren es 39.676 Ansteckungen und vor 1 Woche 33.949 zusätzliche Fälle. Die bundesweite 7-Tage-Inzidenz ist auf 249,1 Infektionen pro 100.000 Einwohner angestiegen (Vortag 249,1, Vorwoche 154,5). Weitere 235 Patienten aufgrund von COVID-19 gestorben (Vorwoche 165 Todesfälle).
Laut DIVI-Intensivregister waren am 10. November 2.739 Patienten in intensivmedizinischer Behandlung, also 52 mehr als am Vortag. Aktuell sind 763 Betten im Low-Care- und 1.654 im High-Care-Bereich frei. Hinzu kommen 364 freie ECMO-Behandlungsplätze. Einzelne Krankenhäuser haben aber ihr Limit bereits erreicht.
Angesichts der Entwicklung rechnet Prof. Dr. Christian Drosten von der Charité-Universitätsmedizin in Berlin damit, dass es bald zum nächsten Lockdown kommen könnte. 3G- oder 2G-Regelungen reichten vermutlich nicht aus, um die Zahl der Infektionen angesichts der Delta-Variante ausreichend zu senken, so der Virologe. Einmal mehr appelliert er an alle Bürger, sich impfen zu lassen. Ohne zusätzlichen Schutz, so seine ?konservative Schätzung?, könnten weitere 100.000 Menschen bundesweit an COVID-19 sterben. Damit würde sich die derzeitige Zahl von rund 97.000 Toten mehr als verdoppeln, prognostiziert Drosten.
Ringen um eine Strategie ? mit Bürgertests für alle
Trotz der aktuellen Entwicklung spricht sich Jens Spahn (CDU), mittlerweile kommissarischer Bundesgesundheitsminister, weiter dafür aus, die epidemische Notlage in knapp 2 Wochen zu beenden. Ohne rechtliche Handhabe wird es jedoch schwer, bundeseinheitliche Maßnahmen umzusetzen. Ein Bund -Länder-Treffen soll für mehr Klarheit sorgen.
Zeitgleich arbeiten SPD, Grüne und FDP an einem Katalog mit Maßnahmen. Das Papier soll bis März 2022 gelten. Es setzt stark auf 3G, sowohl am Arbeitsplatz als auch bei der Freizeit. Mittlerweile zirkuliert ein Verordnungsentwurf, der einen kostenfreien Antigen-Schnelltest pro Woche vorsieht ? auch für Geimpfte oder Genesene. Seit 11. Oktober sind solche Untersuchungen kostenpflichtig. Der Marburger Bund fordert Tests als Teil einer 2G-Plus-Strategie, falls sich die Pandemie durch 2G allein nicht kontrollieren lässt. 2G-Plus bedeutet, dass Genesene und Geimpfte ebenfalls getestet werden.
Genau hier liegt ein weiteres Problem. Experten des Paul-Ehrlich-Instituts haben zusammen mit Kooperationspartnern 122 Antigen-Tests bewertet. 96 erfüllten die geforderten Kriterien, teilweise mit sehr guten Ergebnissen. 26 Tests erbrachten jedoch nicht die geforderte Sensitivität. Es gibt eklatante Unterschiede.
STIKO: Für Personen unter 30 nur noch Comirnaty®
Am 10. November hat die Ständige Impfkommission ihre COVID-19-Impfempfehlung aktualisiert. Vaxzevria® (AstraZeneca) und Janssen (Janssen-Cilag/Johnson & Johnson), 2 Vektorvirus-Impfstoffe, werden weiterhin erst ab 60 Jahren empfohlen. Ab sofort rät die STIKO aber, bei Personen unter 30 Jahren nur noch Comirnaty® von Biontech/Pfizer einzusetzen. Das gilt bei Erst- und bei Auffrischungsimpfungen ? unabhängig von der Erstimpfung.
Zur Begründung verweist die STIKO auf seltenen Fällen von Herzentzündungen in Zusammenhang mit Spikevax® von Moderna. Bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen unter 30 ist das Risiko einer Myokarditis oder Perikarditis erhöht. Doch wie kommt es zu dieser Nebenwirkung?
Prof. Dr. Andreas Zeiher vom Universitätsklinikum Frankfurt hält 2 Mechanismen für denkbar: ?Zum einen könnte es eine Reaktion auf die aktive Komponente des Impfstoffs sein, etwa die mRNA-Sequenz, die für das Spike-Protein von SARS-CoV-2 kodiert, oder die generelle Immunreaktion auf die Impfung.? Der Experte weiter: ?Die Tatsache, dass eine Myokarditis häufiger nach der 2. Impfung auftritt, zumindest beim BioNTech-Impfstoff, könnte eher für eine generelle Reaktion des Immunsystems auf die Impfung sprechen, das ist aber spekulativ.? Was dagegen eher für die RNA-Sequenz an sich spreche, sei, dass es nach Impfung mit dem Moderna-Impfstoff etwas häufiger zu Myokarditis-Fällen komme.
Die mRNAs der Impfstoffe codieren zwar beide für das Spike-Protein. Es handelt sich aber um unterschiedliche Ausschnitte (also Teilsequenzen). Die Sequenzunterschiede wären daher zumindest eine mögliche Erklärung.
?Als einzige Risikoparameter wurden bisher ein Alter zwischen 16 und 29 Jahren und dazu das männliche Geschlecht identifiziert?, sagt Zeiher. Die Gründe dafür seien unklar, die Daten lassen sich aber in allen Studien ?sehr einheitlich? bestätigen.
?Insgesamt bleibt festzuhalten: Peri- und Myokarditis sind seltene, aber nach mRNA-Impfung gegen SARS-CoV-2 vermehrt vorkommende Nebenwirkungen mit einer excess rate von etwa 2,7 auf 100.000 Geimpfte (überwiegend junger Männer), aber immer noch 4- bis 10-mal niedriger in der Häufigkeit als die Myokarditis, die im Zuge einer COVID-19-Erkrankung beobachtet wird?, lautet sein Resümee.
Neurologische Komplikationen nach COVID-19 häufiger als nach Impfungen
Sehr selten kann es nach Corona-Impfungen zu neurologischen Symptomen wie einem Guillain-Barré-Syndrom, einer Fazialisparese oder hämorrhagischen Schlaganfällen kommen. Das Risiko für solche Ereignisse ist aber nach einer Infektion mit SARS-CoV-2 um ein Vielfaches höher, wie eine Analyse aus England und Schottland gezeigt hat, wie Univadis.de berichtete.
Um die Häufigkeit von Komplikationen nach den verschiedenen Impfungen zu ermitteln, arbeiteten britische Wissenschaftler mit der ?Self-Controlled-Cases Series?-Methode (SCCS): einem Verfahren zur Überprüfung der Sicherheit von Impfstoffen. Dabei werden die ersten Wochen nach der Impfung mit einem zufällig ausgewählten anderen Zeitraum im Leben derselben Personen verglichen.
Die Forschenden analysierten Daten von 32,5 Millionen Personen aus England, die ihre erste Dosis des AstraZeneca- oder BionNTech/Pfizer-Impfstoffes vor dem 21. Mai 2021 erhalten hatten.
Nach der Impfung mit dem AstraZeneca-Impfstoff (AZD1222) fiel insbesondere im Zeitraum von 15 bis 21 Tagen nach der Impfung ein Anstieg von Guillain-Barré-Syndromen auf (Inzidenzrate [IRR] 2,90). Auch eine Fazialisparese trat nach dieser Impfung gehäuft auf (IRR 1,29).
Nach der Impfung mit dem BioNTech/Pfizer-Impfstoff wurde kein Signal für diese Erkrankungen beobachtet ? dafür aber ein Anstieg von hämorrhagischen Schlaganfällen (IRR 1,38 für den Zeitraum von 15 bis 21 Tagen nach der Impfung). Vermehrte entzündliche Erkrankungen des Gehirns oder akute demyelinisierende Ereignisse wurde nach den Impfungen nicht beobachtet.
Alle neurologischen Komplikationen waren nach einer Infektion mit SARS-CoV-2 wesentlich häufiger. Die Angaben selbst stammen vom Tag des positiven Tests:
IRR 19,34 für akute demyelinisierende Ereignisse (z.B. MS-Schub)
IRR 38,57 für entzündliche Erkrankungen des Gehirns (Enzephalitis, Meningitis und Myelitis)
IRR 24,22 für Subarachnoidalblutungen
IRR 33,7 für das Guillain-Barré-Syndrom
IRR 33,23 für eine Fazialisparese
In absoluten Zahlen sind neurologische Komplikationen nach Impfungen sehr selten. So rechnen Forscher nach 10 Millionen Impfungen mit dem AstraZeneca-Vakzin mit 38 zusätzlichen Fälle eines Guillain-Barré-Syndroms gerechnet ? nach ebenso viel SARS-CoV-2-Infektionen wären es 145 zusätzliche Fälle.
BioNTech/Pfizer-Impfstoff: Daten zur Sicherheit und Wirksamkeit bei Kindern zwischen 5 und 11 Jahren
Im NEJM berichten BioNTech und Pfizer über eine Dosisfindungsstudie der Phase 1 und eine laufende randomisierte Studie der Phasen 2/3.
Während der Phase-1-Studie erhielten insgesamt 48 Kinder im Alter von 5 bis 11 Jahren 10 μg, 20 μg oder 30 μg des BNT162b2-Impfstoffs; 16 Kinder in jeder Dosisstufe. Auf Grundlage der Reaktogenität und Immunogenität wurde eine Dosis von 10 μg für die weitere Untersuchung ausgewählt.
In der Phase-2/3-Studie wurden bekamen 2.268 Probanden nach dem Zufallsprinzip dem BNT162b2-Impfstoff (1.517 Kinder) oder Placebo (751 Kinder). Zum Zeitpunkt der Datenerhebung lag die Nachbeobachtungszeit im Median bei 2,3 Monaten.
Bei den 5- bis 11-Jährigen wies der BNT162b2-Impfstoff wie auch in den anderen Altersgruppen ein günstiges Sicherheitsprofil auf. Es wurden keine impfstoffbedingten schwerwiegenden unerwünschten Ereignisse festgestellt. 1 Monat nach der 2. Dosis betrug das mittlere Verhältnis neutralisierender Antikörper gegen SARS-CoV-2 bei 5- bis 11-Jährigen im Vergleich zu 16- bis 25-Jährigen 1,04 (95 % Konfidenzintervall [KI] 0,93 bis 1,18). Damit sei das vorgegebene Erfolgskriterium für die Immunogenität erfüllt worden, so die Autoren.
COVID-19 mit Beginn 7 Tage oder später nach der 2. Dosis wurde bei drei Empfängern des BNT162b2-Impfstoffs und bei 16 Placebo-Empfängern gemeldet. Die Wirksamkeit liegt bei 90,7% (95%-KI, 67,7% bis 98,3%).
?Ein Impfschema, bestehend aus zwei 10-μg-Dosen von BNT162b2, die im Abstand von 21 Tagen verabreicht wurden, erwies sich bei Kindern im Alter von 5 bis 11 Jahren als sicher, immunogen und wirksam?, so das Fazit der Autoren.
Die US Food and Drug Administration (FDA) hat auf Grundlage der Daten ihre Zulassung bereits auf 5- bis 11-Jährige ausgeweitet. Die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) wertet entsprechende Studien derzeit aus.
Moderna will Zulassung auf 6- bis 11-Jährige ausdehnen
Von ähnlichen Plänen berichtet auch Moderna in einer Pressemeldung. Der Konzern hat bei der EMA eine Erweiterung der bedingten Marktzulassung auf Kinder zwischen 6 und 11 Jahren beantragt.
Grundlage ist die KidCOVE-Studie, eine randomisierte, placebokontrollierte Expansionsstudie zur Bewertung der Sicherheit, Verträglichkeit, Reaktogenität und Wirksamkeit von 2 Dosen mit je 50 µg mRNA-1273 im Abstand von 28 Tagen. Die Studienpopulation wird in 3 Altersgruppen unterteilt (6 bis < 12 Jahre, 2 bis < 6 Jahre und 6 Monate bis < 2 Jahre).
Jetzt wurden Daten zur Reaktigenität bei Kindern im Alter von 6 bis unter 12 Jahren veröffentlicht, und zwar im Vergleich zu jungen Erwachsenen aus der Phase-3-Studie COVE. Im Mittel lag das Verhältnis des Ansprechens bei 1,5 (95%-KI 1,3 bis 1,8), mit einer Seroresponse-Rate von 99,3%.
Zuvor hatte Moderna bereits Daten aus der KidCOVE-Studie publiziert. 2 Wochen nach der 1. Dosis wurde eine Impfwirksamkeit von 100% gemäß der Falldefinition für COVID-19 beobachtet. Für asymptotische SARS-CoV-2-Infektionen gibt der Hersteller 2 Wochen nach der 1. Dosis 65% (95%-KI 0,16 bis 0,85). an. Bei einer SARS-CoV-2-Infektion unabhängig von den Symptomen betrug die Wirksamkeit des Impfstoffs 2 Wochen nach der ersten Dosis 80% (95%-KI 0,62 bis 0,90).
Kognitive Defizite nach COVID-19 häufig
Mittlerweile haben zahlreiche Arbeitsgruppen Daten über kognitive Defizite nach COVID-19 veröffentlicht. Ein Überblick ist kürzlich bei Univadis.de erschienen.
Wissenschaftler der Universität von Cambridge berichten in einem Preprint über Daten von 181 Personen nach COVID-19. Sie fanden ein ?konsistentes Muster von Gedächtnisstörungen? sowie von ?objektiven? Unterschieden zwischen Genesenen und Personen ohne COVID-19 in der Vorgeschichte. Die Schwere kognitiver Beeinträchtigungen gen korreliere mit der Schwere der Infektionskrankheit, heißt es weiter.
Laut Meldung der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) haben 72% aller Genesenen kognitive Beeinträchtigungen. Die Zahlen beziehen sich auf eine Post-COVID-Ambulanz an der Charité-Universitätsmedizin, Berlin.
In JAMA Neurology berichten Wissenschaftler von Patienten, die COVID-19 mit unterschiedlichem Schweregrad überstanden hatten. Von ihnen litten 23% an Gedächtnisproblemen, bei 18% war die Verarbeitungsgeschwindigkeit vermindert, bei 16% die exekutive Funktion und bei 15% der Sprachfluss. Zwar traten die meisten kognitiven Probleme häufiger bei schweren Infektionserkrankungen auf ? aber selbst bei mildem Verlauf berichteten Patienten von solchen Einschränkungen.
Schwedische Forscher wollten wissen, ob sich kognitive Defizite auch anhand von Biomarkern im Plasma nachweisen lassen. In EBioMedicine berichten sie, nur während der Akutphase von COVID-19 seien die Werte verschiedener Proteine erhöht gewesen, hätten sich ? trotz andauernder kognitiver Beschwerden der Patienten ? dann aber normalisiert.
Selbst bei asymptomatischen SARS-CoV-2-Infektionen zeigte sich ein Verlust an IQ und Merkfähigkeit, wie britische Forscher in EBioMedicine schreiben.
Droht nach der SARS-CoV-2-Pandemie eine Post-COVID- oder Long-COVID-Pandemie? Das halten Experten für recht wahrscheinlich. ?Es ist damit zu rechnen, dass sich Hausärzte, Psychiater, Neurologen, Sozialpädagogen und andere in den nächsten Monaten und Jahren vermehrt der Aktivierung, Reintegration und Begutachtung betroffener Patienten widmen werden?, konstatieren Prof. Dr. Peter Berlit von der DGN und Kollegen jetzt in der Deutschen Medizinischen Wochenschrift .
Mehr als das Spike-Protein: Was Delta so gefährlich macht
Seit Beginn der Pandemie untersuchen Wissenschaftler, wie sich Mutationen im Genom des neuartigen Coronavirus auf seine Eigenschaften auswirken. Sie haben sich vor allem auf Gene des Spike-Protein konzentriert. Neue Sequenzen werden in Lentiviren eingebracht und exprimiert. Diese ?Pseudoviren? lassen sich gut untersuchen. Bei 3 weiteren Strukturproteinen von SARS-CoV-2 versagt diese Technik allerdings.
Jetzt ist Forschenden ein Durchbruch gelungen. Sie stellten virusähnliche Partikel (VLP) her, die alle Strukturproteine von SARS-CoV-2, jedoch kein Genom enthalten. Äußerlich sieht ein SARS-CoV-2-VLP genauso aus wie ein vollwertiges Virus. Es kann sich im Labor mit Zellen verbinden und in sie eindringen, was sich anhand eines Markers nachweisen lässt. Da VLP das RNA-Genom fehlt, können sie nicht die Zellmaschinerie zur Replikation kapern und aus der Wirtszelle ausbrechen, um weitere Zellen zu infizieren. Das macht Experimente gefahrloser.
Als nächstes veränderten Forscher die Proteine der VLP. Sie arbeiteten mit R203M, einer Mutation, die in Delta gefunden wurde und das Nukleokapsid (N) verändert. Das N-Protein gilt als ein zentraler Akteur bei der Virusreplikation. Es trägt zur Stabilisierung und zur Freisetzung des genetischen Materials des Virus bei. Und es enthält einen Mutations-Hotspot: einen Abschnitt aus 7 Aminosäuren, der in jeder besorgniserregenden SARS-CoV-2-Variante mutiert ist. R203M ist eine Mutation aus diesem Bereich. Im Experiment wurden Zellen tatsächlich stärker infiziert, verglichen mit dem Wildtyp des N-Proteins.
Anschließend testeten die Wissenschaftler ein echtes Coronavirus, das so konstruiert wurde, dass es die R203M-Mutation enthält, unter geeigneten Laborbedingungen für die biologische Sicherheit. Nach dem Eindringen in Lungenzellen im Labor produzierte das mutierte Virus 51-mal mehr infektiöse Viren als ein ursprünglicher SARS-CoV-2-Stamm.
Bei Menschen, die mit dem Coronavirus infiziert sind, infiziert ein sehr kleiner Teil der Viruspartikel, die von einer Zelle produziert werden, tatsächlich andere Zellen, weil vielen Viruspartikeln Teile oder das gesamte virale RNA-Genom fehlen. ?Mutationen, die das Virus beim Einbringen von RNA in die Wirtszellen effizienter machen, können also die Anzahl der produzierten infektiösen Partikel erhöhen?, erklären die Forscher.
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Ute Eppinger, Medscape
Kein Ende der Pandemie in Sicht: Die Inzidenz erreicht immer neue Rekorde. Erste Intensivstationen schlagen Alarm. Neben der Impfung für noch Ungeimpfte gilt eine Booster-Impfung als möglicher Weg aus der Krise. In den meisten Bundesländern werden seit Anfang September Auffrischimpfungen gegen COVID-19 angeboten.
Doch wie schnell sind Booster-Impfungen umsetzbar? Nur wenige Bundesländer ? darunter Berlin, Bayern und Thüringen bieten in ihren Impfzentren neben Erstimpfungen auch die Auffrischungsimpfung an. Bayern hat gestern angekündigt, alle seine Impfzentren wieder hochzufahren. Boostern sei der beste Schutz, so Ministerpräsident Markus Söder (CSU). Die Impfzentren sollten alle Menschen über 60 Jahren direkt anschreiben, es gebe aber keine Reihenfolge. ?Wer kommt, wird geimpft ? niemand wird zurückgewiesen?, sagte Söder.
Booster-Strategien der Länder
Die meisten Bundesländer haben ihre Impfzentren geschlossen und setzen beim Boostern auf Hausarztpraxen, Betriebsärzte und mobile Impfteams. Um die Geschwindigkeit in der Durchführung zu erhöhen will Nordrhein-Westfalen in Landkreisen und kreisfreien Städten weitere mobile Impfungen anbieten und zusätzliche Impfstellen schaffen ? ergänzend zu den Impfungen der niedergelassenen Ärzteschaft, teilt Carsten Duif, Sprecher des Sozialministeriums in NRW mit.
?Für die kommenden Monate ist der Impffortschritt von zentraler Bedeutung. Hier müssen wir weiter an Geschwindigkeit zulegen. Die Voraussetzung dafür schaffen wir jetzt: Mit den ergänzenden Impfmöglichkeiten bringen wir weiteren Schwung in die Impfkampagne. Die niedergelassene Ärzteschaft macht einen guten Job. Gemeinsam schaffen wir aber mehr?, betont Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann.
Geschlossen sind die Impfzentren auch in Baden-Württemberg. Das Land fährt zweigleisig: Ärzteschaft und mobile Impfteams, bestätigt Pascal Murmann, Sprecher des Ministeriums für Soziales, Gesundheit und Integration. Seit gut 4 Wochen liegen die Impfungen in den Händen der Ärzteschaft.
Um die mehr als 7.000 Hausärzte und fast 10.000 Fachärzte zu unterstützen und ?aufgrund des teilweise enormen Andrangs vor den Impfbussen und lokalen Impfstationen sowie der stark belasteten Arztpraxen haben wir letzte Woche bereits 50 zusätzliche mobile Impfteams an den Start gebracht?, berichtet Murmann.
Sozialminister Manne Lucha hat angekündigt, weitere 50 mobile Impfteams in die Fläche zu bringen ? dann wären es 130 Teams für ganz Baden-Württemberg. Auch viele Kommunen werden aktiv. In enger Zusammenarbeit mit Ärzteschaft und Klinik bietet etwa Stuttgart 2 kleine Impfzentren in Einkaufspassagen an.
Bislang ist die Quote der Booster-Impfungen überschaubar: Wie das RKI mit Stand 9. November berichtet, liegt die Rate der 3-fach Geimpften bundesweit bei 4,1%. Wobei es zwischen den Bundesländern deutliche Unterschiede gibt: Während Baden-Württemberg mit 3,7% (1,3% bei den 18-59-Jährigen und 8,4% bei den über 60-Jährigen) wie auch Bayern (3,7% bzw. 7,7%) unter dem Schnitt liegen, schneiden Berlin (5,7% bzw. 18,8%), Bremen (6,2% bzw. 12,8%) und Schleswig-Holstein (5,7% bzw.12,1%) überdurchschnittlich gut ab.
Booster ab 70, ab 60 oder doch für alle ab 12 Jahren?
In einem gemeinsamen Aufruf an die Vertragsärzte bitten KBV-Vorsitzender Dr. Andreas Gassen und Gesundheitsminister Spahn darum, ?die COVID-19-Impfkampagne weiterhin mit aller Kraft zu unterstützen?.
Eine Zulassung der EU-Kommission für die Auffrischimpfung mindestens 6 Monate nach der zweiten Impfung liegt für die Impfstoffe von BioNTech/Pfizer und Moderna für alle Personen ab 18 Jahren vor. Eine aktuelle Empfehlung der STIKO rät, für unter 30-Jährige vorzugsweise den BioNTech/Pfizer-Impfstoff zu verwenden ? nach der Auswertung von Daten zur Myokarditis-Nebenwirkung unter jungen Menschen.
Die STIKO empfiehlt allerdings nach wie vor eine Auffrischungsimpfung mit einem mRNA-Impfstoff (frühestens 6 Monate nach der zweiten Impfung) für Menschen, die besonders gefährdet sind. Das betrifft u.a. Menschen ab 70 Jahren, Menschen in Pflegeheimen und immundefiziente Personen.
Die Gesundheitsminister der Länder haben jedoch die Booster-Impfung für alle ab 60 beschlossen, Bundesgesundheitsminister Jens Spahn sprach vom Booster für alle und inzwischen ? das teilt das Bundesgesundheitsministerium mit ? kann jeder ab 12 Jahre 6 Monate nach der 2. Impfung eine Booster-Impfung bekommen. Insbesondere sollten Ältere, Menschen mit Vorerkrankungen und medizinisches Personal die Auffrischungsimpfungen erhalten.
Hausärzte überfordert?
Das Hin und Her um den Booster hat das die Arbeit der Hausärzte nicht leichter gemacht, bestätigt Manfred King, Sprecher des Hausärzteverbandes Baden-Württemberg im Gespräch mit Medscape: ?Das hat schon zu deutlich mehr Diskussionen in den Praxen geführt und den Ärzten noch mehr Arbeit beschert.?
Der Fokus der Booster-Impfung in Baden-Württemberg liegt laut Sozialministerium bei den älteren und vulnerablen Personengruppen, grundsätzlich aber könnten sich in Baden-Württemberg alle Menschen einen Booster hoffen, wenn die Zeiträume (6 Monate) eingehalten werden.
Wer mit dem Vakzin von Johnson & Johnson geimpft wurde, kann sich seinen Booster mit einem mRNA-Impfstoff bereits nach 4 Wochen abholen. Geboostert wird nach Möglichkeit mit einem anderen Impfstoff als dem bei den vorangegangenen Impfungen verwendeten.
Der Hausärzteverband Baden-Württemberg führt die Booster-Impfungen entsprechend den STIKO-Empfehlungen durch, sagt King. ?Wir halten uns da an die STIKO. Wer darüber hinaus eine Booster-Impfung möchte, kann das mit dem Hausarzt individuell besprechen und wenn entsprechende Gründe vorliegen, kann sich derjenige boostern lassen.?
Der Aufwand, der für die Praxen durch die Auffrischimpfungen entsteht, ist ganz unterschiedlich: ?Wir haben große regionale Unterschiede bei der Impfquote ? insofern ist die Belastung der Praxen durch die Booster-Impfung auch sehr unterschiedlich?, berichtet King.
Ärzte haben keine Zeit für Impf-Bürokratie
Die KBV verweist darauf, dass sowohl das PEI als auch die STIKO klarstellen, dass die Vakzine zur Influenza- und COVID19-Impfung simultan verabreicht werden können. ?Die Möglichkeit einer gemeinsamen Durchführung dieser beiden wichtigen Impfungen sollte möglichst breit zur Anwendung kommen, um die Infektionswellen beider Krankheiten so niedrig wie möglich zu halten.?
Wer verlangt, Ärzte sollen die Patienten einladen, lebt fern der Realität. Das ist Unsinn, und ist schlicht und ergreifend nicht machbar. Vorstände der KBV und der KVen
Die KBV und die KVen stellen aber auch klar, dass es den Ärzten nicht möglich ist, Patienten zum Boostern einzuladen. Die Praxen hätten bereits bewiesen, dass sie das Impfen stemmen können und 3,4 Millionen Impfungen pro Woche oder 13,5 Millionen Impfungen pro Monat schaffen.
?Das geht aber nur, wenn sie impfen, impfen und impfen ? und sich nicht auch noch mit überbordender Bürokratie beschäftigen müssen. Wer verlangt, Ärzte sollen die Patienten einladen, lebt fern der Realität. Das ist Unsinn, und ist schlicht und ergreifend nicht machbar?, betonten die Vorstände in einer Stellungnahme.
Sinnvoll sei ein gestuftes Vorgehen, Gesundheitsbehörden der Bundesländer oder die Krankenkassen sollten gezielt zum Impfen einladen. Auch sollte die bisherige Bestellsystematik beibehalten werden.
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Von
Jo Schilling
Die Menschen, die derzeit mit einer Corona-Infektion im Krankenhaus liegen, sind in den
allermeisten Fällen ungeimpft. In den letzten drei Wochen waren laut RKI 88 Prozent der
erwachsenen Covid-Patienten unter 60 Jahren auf den Intensivstationen nicht geimpft. Auf
das gesamte Jahr 2021 bezogen sind es sogar stolze 96,5 Prozent. Dass die persönliche
Ablehnung einer Impfung das Klinikpersonal an und über seine Belastungsgrenzen treibt, ist
hinlänglich bekannt. Interessant wäre, wie viele dieser Impfverweigerer zu Beginn der
Pandemie Solidarität mit dem medizinischen Personal bekundet haben und abends fleißig am
Fenster applaudiert haben ? Sie erinnern sich? Aber dazu gibt es wohl keine Statistiken.
Sehr wohl gibt es aber Untersuchungen dazu, was für Folgen die vergangenen Covid-Wellen
? beziehungsweise die daraus resultierende Überlastung des Gesundheitssystems ? für kranke
Menschen hatten, die nicht an SARS-Cov-2 erkrankt sind. Weltweit konnte jeder siebte
Krebspatienten nicht operiert werden, obwohl die Operation potenziell sein oder ihr Leben
gerettet hätte. Während der Zeiten des vollständigen Lockdowns mussten Krebskranke im
Durchschnitt über fünf Monate auf ihre Operation warten, legt eine aktuelle Studie des
Fachmagazins The Lancet dar.
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Die Notaufnahmen in den Krankenhäusern sind zwar normal weiter betrieben worden, aber es
gab in deutschen Krankenhäusern weder reguläre Sprechstunden noch ein durchgeplantes OPProgramm. Die klinische Infrastruktur war so damit beschäftigt, Covid-Patienten am Leben
halten, dass es grade so gelang, Notfälle zu versorgen und die Krebspatienten weiter zu
betreuen. Daten des wissenschaftlichen Dienstes der AOK zeigen, dass die Lockdown-Zeiten
einen regelrechten Rattenschwanz hinter sich herziehen. Beispiel Darmkrebs: Durch die
Lockdown-Phasen wurden im Jahresdurchschnitt etwa 13 Prozent weniger Fälle von
Darmkrebs diagnostiziert. Diese Diagnosen werden vermutlich zu einem späteren Zeitpunkt
gestellt werden ? mit dann fortgeschrittenem Darmkrebs und einer deutlich schlechteren
Prognose. Bereits jetzt operieren Ärztinnen und Ärzte weniger Betroffene mit Darmkrebs in
frühen Stadien. Ähnliches gilt für Brustkrebs.
Eine andere Situation
In den ersten drei Wellen war das der Preis für das Überleben vieler Menschen in der
Pandemie. Das war richtig und konsequent, um die Pandemie in den Griff zu bekommen. Jetzt
ist die Situation anders. Jetzt haben wir einen Impfstoff. Dennoch rollt die vierte Welle. Das
resultiert aus dem Unwillen eines Drittels der Bevölkerung sich impfen zu lassen und aus der
Gewöhnung an die Gefahr.
Die Delta-Variante ist so schnell und potent, dass Experten sicher sind, dass sich innerhalb
der nächsten Monate jeder, der nicht geimpft ist, mit dem Virus infizieren wird. Und ein nicht
unbeträchtlicher Teil dieser Menschen wird in den Krankenhäusern und auf den
Intensivstationen landen.
In den Krankenhäusern löst das zwei Effekte aus: Einerseits wird keine größere Krebs-OP
geplant, wenn für den operierten Menschen kein Intensivbett für den Notfall (oder sogar bei
schweren Fällen für die geplante Nachversorgung) zu Verfügung steht. Liegen in diesen
Betten ungeimpfte Covid-Patienten, kann also ein Krebspatient nicht operiert werden, weil ein
anderer die Impfung verweigert hat.
Kein OP-Personal: Keine OPs
Andererseits ist die Betreuungsintensität von Covid-Patienten auf den Intensivstationen
deutlich größer als bei anderen Fällen. Während sich eine Intensivpflegekraft um drei
Herzinfarkt-Patienten kümmern kann, ist der Betreuungsschlüssel bei Covid-Patienten fast
1:1. Wird die Situation auf den Intensivstationen kritisch, müssen Pflegekräfte aus den
Operationssälen und den Stationen abberufen werden, um auf den Intensivstationen
auszuhelfen. Kein OP-Personal: keine OPs.
Hinzu kommt, dass Ungeimpfte ungleich infektiöser sind als Geimpfte. Das Pflegepersonal ist
zu einem frühen Zeitpunkt der Pandemie geimpft worden. Das war gut so. Jetzt wird es zur
Falle, denn der Impfschutz der früh geimpften Menschen lässt nach. Sie treffen nun an ihrem
Arbeitsplatz gezwungenermaßen auf Delta-Infizierte, die hochansteckend sind. Und jede
Intensivpflegekraft, die krank wird, bedeutet ? leicht, aber wirklich nur leicht, überspitzt ?
wieder ein Intensivbett weniger.
Die Essenz: Wer sich nicht impfen lässt, spielt nicht nur mit seinem eigenen Leben (das kann
jeder halten wie der möchte, das hat selbst der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte
2011 anerkannt), sondern mittelbar mit dem anderer Menschen.
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Personen, die 2 Dosen von SARS-CoV-2-Vakzinen erhalten haben, geben bei Impfdurchbrüchen Infektionen teilweise an geimpfte und ungeimpfte Haushaltsmitglieder weiter. In beiden Fällen waren Spitzenwerte der Viruslast ähnlich hoch. Allerdings erholten sich geimpfte Personen schneller als ungeimpfte.
Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Impfung allein nicht ausreicht, um zu verhindern, dass sich Menschen mit der Delta-Variante infizieren und die Krankheit im häuslichen Umfeld verbreiten. Prof. Dr. Ajit Lalvani
Dies hat eine Studie mit 621 Patienten aus dem Vereinigten Königreich ergeben. Aus ihren Daten leiten Dr. Anika Singanayagam vom Imperial College London und ihre Kollegen die Forderung ab, sich impfen zu lassen bzw. ? soweit zutreffend ? einen Termin für Booster-Shots in Anspruch zu nehmen [1].
?Impfstoffe sind für die Kontrolle der Pandemie von entscheidender Bedeutung, denn wir wissen, dass sie sehr wirksam sind, um schwere Erkrankungen und Todesfälle durch COVID-19 zu verhindern?, sagt Prof. Dr. Ajit Lalvani vom Imperial College London, einer der Koautoren. ?Unsere Ergebnisse zeigen jedoch, dass die Impfung allein nicht ausreicht, um zu verhindern, dass sich Menschen mit der Delta-Variante infizieren und die Krankheit im häuslichen Umfeld verbreiten.?
Die anhaltende Übertragung zwischen geimpften Personen mache es für ungeimpfte wichtiger denn je, sich impfen zu lassen, um sich vor einer Infektion und schweren COVID-19-Erkrankungen zu schützen, zumal sich in den Wintermonaten mehr Menschen in geschlossenen Räumen aufhalten würden, so Lalvani.
?Wir haben aber auch festgestellt, dass die Anfälligkeit für eine Infektion bereits innerhalb weniger Monate nach der 2. Impfdosis ansteigt ? Personen, die für eine COVID-19-Auffrischungsimpfung in Frage kommen, sollten diese also umgehend erhalten.?
Infektion in Haushalten durch die Delta-Variante
Zum Hintergrund: Impfstoffe sind nach wie vor hochwirksam, um schweres COVID-19 mit Hospitalisierungen und mit Todesfällen zu vermeiden. Einige Studien deuten aber darauf hin, dass sie gegen die aktuell vorherrschende Delta-Variante weniger effektiv sein könnten.
Übertragungen finden meist in geschlossenen Räumen statt; Haushalte sind neben Arbeitsplätzen von großer Bedeutung. Daten über das Risiko einer Übertragung der Delta-Variante durch geimpfte Personen mit asymptomatischen oder leichten Infektionen im Haushalt gab es bislang nicht.
Deshalb haben Singanayagam und ihre Kollegen 621 Teilnehmer in ihre Studie aufgenommen. Alle Probanden wurden zwischen September 2020 und September 2021 über das britische System zur Ermittlung von Kontaktpersonen rekrutiert. Sie hatten eine leichte COVID-19-Erkrankung oder waren asymptomatisch. Gleichzeitig wurden demografische Daten und der Impfstatus erhoben. Tägliche PCR-Tests kamen mit hinzu, unabhängig von den Symptomen.
Es handelt sich um eine der wenigen Studien, die bisher mit derart detaillierten Daten aus realen Haushalten durchgeführt wurden und wichtige Erkenntnisse darüber liefern, wie geimpfte Personen dennoch mit der Delta-Variante infiziert werden und diese an andere weitergeben können?, schreiben die Autoren zum Design. Sie definierten 3 Kategorien beim Impfstatus:
Teilnehmer wurden als ungeimpft definiert, wenn sie mindestens 7 Tage vor der Rekrutierung keine einzige COVID-19-Impfdosis erhalten hatten.
Teilweise geimpft waren sie, wenn sie mehr als 7 Tage vor der Teilnahme 1 Dosis bekommen hatten.
Vollständig geimpfte Personen hatten mehr als 7 Tage vor der Einschreibung 2 Dosen erhalten.
Die Studie fand statt, bevor Auffrischungsimpfungen verfügbar waren.
Singanayagams Team erfasste Übertragungsrisiken in Haushalten mit Indexfällen der Delta-Variante. Die Wissenschaftler führten 14 bis 20 Tage lang täglich PCR-Tests durch, um die Virusmenge in Nase und Rachen abzuschätzen. Ziel der Strategie war, Vergleiche zwischen geimpften und ungeimpften Personen zu ermöglichen.
Infektionen werden im Haushalt auch zwischen Geimpften weitergegeben
Insgesamt wurden 205 Haushaltskontakte von Index-Patienten mit der Delta-Variante identifiziert. 126 (62%) hatten 2 Impfstoffdosen erhalten, 39 (19%) 1 Impfstoffdosis und 40 (19%) waren ungeimpft.
Von Haushaltskontakten, die 2 Impfdosen erhalten hatten, infizierten sich 25% (31/126 Kontakte) mit der Delta-Variante, verglichen mit 38% (15/40) der ungeimpften Haushaltskontakte. ?Dies deutet darauf hin, dass das Infektionsrisiko innerhalb von 3 Monaten nach Erhalt einer 2. Impfdosis anstieg, was wahrscheinlich auf eine nachlassende schützende Immunität zurückzuführen ist?, so die Autoren.
Sie weisen darauf hin, dass ihr Befund ein wichtiges Indiz dafür sei, dass alle infrage kommenden Personen Auffrischungsimpfungen erhalten sollten.
Wir haben festgestellt, dass sich geimpfte Personen anstecken und die Infektion innerhalb des Haushalts weitergeben können, auch an geimpfte Haushaltsmitglieder. Dr. Anika Singanayagam
Bei insgesamt 133 Teilnehmern wurden die täglichen Verläufe der Viruslast analysiert. 49 von ihnen hatten Prä-Alpha (Wildtyp-ähnlich) und waren ungeimpft, 39 hatten Alpha und waren ungeimpft, 29 hatten Delta und waren vollständig geimpft, und 16 hatten Delta und waren ungeimpft.
Die Viruslast ging bei geimpften Personen, welche mit der Delta-Variante infiziert waren, schneller zurück (um 0,95 Zehnerpotenzen an Viruskopien/ml/Tag) als bei ungeimpften Personen mit Delta (0,79), Alpha (0,82) oder Prä-Alpha (0,69). Die Autoren stellen jedoch fest, dass geimpfte Personen keine niedrigere Spitzenviruslast aufwiesen als ungeimpfte, was erklären könnte, warum sich die Delta-Variante trotz Impfung weiter ausbreitet.
?Durch wiederholte und häufige Probenahmen bei Kontaktpersonen von COVID-19-Fällen haben wir festgestellt, dass sich geimpfte Personen anstecken und die Infektion innerhalb des Haushalts weitergeben können, auch an geimpfte Haushaltsmitglieder?, fasst Singanayagam zusammen.
?Unsere Ergebnisse liefern wichtige Erkenntnisse über die Wirkung der Impfung angesichts neuer Varianten und insbesondere darüber, warum die Delta-Variante weiterhin hohe COVID-19-Fallzahlen in der ganzen Welt verursacht, selbst in Ländern mit hohen Impfraten?, so Singanayagam weiter.
Was sich in den nächsten Monaten ändern könnte
Im Artikel weisen die Autoren auf mehrere Einschränkungen zur Aussagekraft ihrer Studie hin. Der 1. Schritt war immer, dass Personen ihrem Arzt oder Gesundheitsamt Beschwerden gemeldet haben. Mit einer hohen Ziffer an symptomlosen Infektionen sei auch in Haushalten zu rechnen, heißt es im Artikel.
Möglich sei, dass ein anderes Haushaltsmitglied bereits infiziert gewesen sei und das Virus auf den vermeintlichen Indexpatienten übertragen habe ? inklusive einer falschen Klassifizierung.
Auch das Alter könne laut Paper zu Verzerrungen führen. Senioren wurden früh geimpft, hatten zum Studienzeitpunkt aber noch keine Booster-Shots bekommen. Jugendliche rücken erst jetzt nach; manche hatten noch keine Dosis bekommen. Deshalb könne sich die Situation perspektivisch ändern, geben Singanayagam und ihre Kollegen zu bedenken.
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Im Medscape-Corona-Newsblog finden Sie regelmäßig die aktuellen Trends zu Neuinfektionen und Belegung von Intensivstationen sowie eine Auswahl von klinisch relevanten Kurzmeldungen zur Pandemie.
Corona-Newsblog, Update vom 8. November 2021
Heute meldet das Robert Koch-Institut, Berlin, eine 7-Tage-Inzidenz von 201,1 Fällen pro 100.000 Einwohner, der höchste Wert seit Beginn der Pandemie. Am Vortag hatte die Inzidenz bei 191,5 und vor 1 Woche bei 154,8 gelegen.
?Wir können so nicht weiter machen?, twitterte der SPD-Gesundheitsexperte Prof. Dr. Karl Lauterbach. ?Jeden Tag 100 Tote oder mehr in den nächsten Wochen würde bedeuten, dass wir in der 4. Welle versagt hätten. Bei dieser Entwicklung sollten die Bundesländer alle konsequent auf 2G wechseln und mit Stichproben kontrollieren.?
Der Ruf nach einer Impfpflicht wird lauter
Delegierte des Marburger Bundes haben bei ihrer 138. Hauptversammlung gefordert, berufsbezogene COVID-219-Impfpflichten einzuführen. Rechtlich sei dies anhand von Paragraph 20 Absatz 8 Nr. 3 des Infektionsschutzgesetzes analog zur Masern-Impfpflicht möglich, schreibt der Verband. Konkret nennt er Personen, die in medizinischen Einrichtungen, Alten- und Pflegeheimen sowie Schulen und Kindertagesstätten arbeiten.
Das ist keine Einzelmeinung: Auch Wolfram Henn vom Ethikrat fordert eine Impfpflicht ? speziell für Pflegende. ?Es ist völlig inakzeptabel und unprofessionell, wenn Personen, die tagtäglich mit vulnerablen Gruppen arbeiten, nicht geimpft sind?, so Henn. Eine Impfpflicht werde durch eine ? jetzt beschlossene ? Testpflicht nicht ersetzt.
Ungeimpfte füllen Intensivstationen
Fall-Kontroll-Analysen in JAMA bestätigen, dass im stationären Bereich Corona zu einer Pandemie der Ungeimpften geworden ist.
Die Kohorte umfasste 4.513 Patienten (mittleres Alter 59 Jahre), die im Sommer vergangenen Jahres in amerikanischen Krankenhäusern lagen. 1.983 Patienten davon wurden mit COVID-19 und 2.530 Kontrollen ohne COVID-19 stationär behandelt. Auf ungeimpfte Patienten entfielen 84,2% (1669/1983) der COVID-19-Hospitalisierungen.
Die Forscher fanden heraus, dass unter den hospitalisierten COVID-19-Patienten 15,8% vollständig geimpft waren gegenüber 54,8% der Kontrollpatienten. Das entspricht einer Impfstoffwirksamkeit von 85%, um Hospitalisierungen durch COVID-19 zu verhindern. Der Schutz vor einer Krankenhauseinweisung war für die Alpha- und Delta-Varianten ähnlich hoch.
Für immunkompetente COVID-19-Krankenhaus-Patienten war die Assoziation stärker: 11,2% geimpft, verglichen mit 53,5% der Kontrollen. Bei immungeschwächten COVID-19-Patienten geben die Forscher als Impfrate 40,1% an; in der Kontrollgruppe waren es 58,8%.
In einem begleitenden Editorial heißt es: Zwar kenne man aus der Praxis schwere Durchbruchsinfektionen. Meist hätten Geimpfte aber einen milderen Verlauf und eine schneller absinkende Viruslast als Ungeimpfte, auch bei der Delta-Variante. Schweres COVID-19 mit Hospitalisierung oder gar mit intensivmedizinischer Therapie sei seltener. Das würden Daten aus Israel ? jetzt nach der Gabe von Booster Shots ? bestätigen.
Pfusch bei Zulassungsstudie: Das PEI gibt Entwarnung
Kürzlich hat eine Whistleblowerin in BMJ Investigation schwere Vorwürfe gegen einen Dienstleister von BioNTech/Pfizer erhoben; Medscape hatte darüber berichtet. Er soll mehrfach gegen die gute Praxis zur Durchführung klinischer Studien verstoßen haben.
Jetzt meldet sich das Paul-Ehrlich-Institut mit einer Stellungnahme zu Wort. ?Das Auftragsunternehmen (Ventavia), gegen das die Vorwürfe erhoben wurden, hat rund 1.000 Studienteilnehmerinnen und Studienteilnehmer betreut?, schreibt das PEI. Insgesamt hätten an der Phase-3-Studie aber mehr als 40.000 Personen in etwa 150 Studienzentren teilgenommen.
?Die Wirksamkeit und Sicherheit des COVID-19-Impfstoffs Comirnaty von Biontech/Pfizer sowie die entsprechenden Ergebnisse aus der klinischen Phase-3-Prüfung haben sich auch nach der Zulassung bei der inzwischen millionenfachen Anwendung des Impfstoffs bestätigt?, heißt es weiter. Für Überwachungen in den USA sei jedoch die FDA und nicht das PEI zuständig. Die Whistleblowerin hatte die FDA benachrichtigt, wohl ohne erkennbare Reaktion seitens der US-Behörde.
DGGG: Empfehlungen zur Schwangerschaft, Geburt und Stillzeit
Aufgrund neuer Veröffentlichungen hat die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) Empfehlungen zur Versorgung infizierter Schwangerer und deren Neugeborenen aktualisiert. Die wichtigsten Punkte:
Spontangeburten sind auch bei einer Infektion mit SARS-CoV-2 oder beim Krankheitsbild COVID-19 möglich.
Eine Geburtseinleitung oder ein Kaiserschnitt sollte nur durchgeführt werden, wenn dies anderweitig medizinisch begründet ist.
SARS-CoV-2 und COVID-19 sind keine Kontraindikationen zur Durchführung von Regionalanästhesien.
Eine Trennung von Mutter und Kind ist nach der Geburt nicht erforderlich, wenn Hygieneregeln und Maßnahmen zur Vermeidung einer Virusübertragung eingehalten werden.
Haut-zu-Haut Kontakt zwischen Mutter und Kind (Bonding) sind möglich bei Einhaltung von Hygieneregeln wie Händedesinfektion, Mund-Nasen-Schutz und Vermeidung von Schleimhautkontakt etwa durch Küssen.
Auch SARS-CoV-2-positive Mütter können stillen. Das Übertragungsrisiko sei bei Einhaltung der Hygieneempfehlungen als ?sehr gering? einzustufen, falls Mütter Hygienemaßnahmen beachten würden, schreibt die DGGG. Sie weist neben einem Mund-Nasen-Schutz vor allem auf die korrekte Reinigung von Händen, Brust und Milchpumpe.
COVID-19-Therapie: Pfizer stellt Phase-2/3-Daten zu Proteinasehemmer vor
Neuigkeiten gibt es auch zur Behandlung von COVID-19. In einer Pressemeldung berichtet Pfizer über Zwischenergebnisse der ?Evaluation of Protease Inhibition for COVID-19 in High-Risk Patients?-Studie (EPIC-HR). Untersucht wurde der experimentelle Wirkstoff PF-07321332 (PAXLOVID?), ein Inhibitor der SARS-CoV-2-3CL-Protease. Ohne dieses Enzym ist die Replikation der Coronaviren nicht möglich. PAXLOVID? wird oral verabreicht.
Forscher werteten Daten von 1.219 Erwachsenen, die bis 29. September 2021 rekrutiert worden waren, aus. Sie hatten SARS-CoV-2-Infektion mit leichten bis mittelschweren Symptomen und mussten mindestens ein Merkmal oder eine Grunderkrankung aufweisen, die mit einem erhöhten Risiko für eine schwere Erkrankung durch COVID-19 verbunden ist. Patienten wurden randomisiert (1:1). Sie erhielten 5 Tage lang alle 12 Stunden oral PAXLOVID? oder Placebo.
Die geplante Zwischenanalyse zeigte eine 89-prozentige Verringerung des Risikos einer COVID-19-bedingten Krankenhauseinweisung oder eines Todes aus jeglicher Ursache im Vergleich zu Placebo bei Patienten, die innerhalb von 3 Tagen nach Symptombeginn behandelt wurden. 0,8% der Patienten im Verum-Arm wurden bis zum Tag 28 nach der Randomisierung ins Krankenhaus eingewiesen (3/389 Krankenhaus-Einweisungen ohne Todesfälle), verglichen mit 7,0% der Patienten, die Placebo erhielten und ins Krankenhaus eingewiesen wurden oder starben (27/385 stationäre Aufnahmen, 7 Todesfälle). Die Unterschiede waren statistisch signifikant (p < 0,0001).
Ein ähnlicher Rückgang der COVID-19-bedingten Krankenhaus-Einweisungen bzw. der Todesfälle wurde bei Patienten beobachtet, die innerhalb von 5 Tagen nach Auftreten der Symptome behandelt worden waren.
1,0% der Patienten, die PAXLOVID? erhielten, wurden bis zum Tag 28 nach der Randomisierung ins Krankenhaus eingewiesen (6/607 Krankenhauseinweisungen, keine Todesfälle), verglichen mit 6,7% unter Placebo (41/612 Krankenhauseinweisungen mit 10 Todesfällen; p < 0,0001).
In der gesamten Studienpopulation wurden unter Verum bis zum 28. Tag keine Todesfälle gemeldet, verglichen mit 10 (1,6%) Todesfällen bei Patienten im Placebo-Arm.
Die Studie wurde nach einer geplanten Zwischenauswertung vorzeitig beendet. Eine Notfallzulassung bei der FDA soll jetzt beantragt werden.
Rückblick: 4% aller Todesfälle in 2020 durch COVID-19
Das Statistische Bundesamt (DESTATIS) hat jetzt Details aus der Todesursachenstatistik 2020 veröffentlicht. Im Zeitraum sind 985.572 Menschen gestorben, darunter 492.797 Männer und 492.775 Frauen.
Herz-/Kreislauferkrankungen: 34,3%
Krebserkrankungen: 23,5%
Krankheiten des Atmungssystems: 6,2%
Psychische Erkrankungen: 6,0%
Krankheiten des Verdauungssystems: 4,3%
Verletzungen und Vergiftungen: 4,2%
COVID-19: 4,0%
An COVID-19 als Grundleiden starben 2020 in Deutschland insgesamt 39.758 Menschen. Damit war COVID-19 bei 4,0% aller Verstorbenen die ausschlaggebende Todesursache. Eine Dunkelziffer bleibt. ?In dieser Zahl sind diejenigen Fälle nicht enthalten, in denen COVID-19 von der leichenschauenden Ärztin beziehungsweise dem leichenschauenden Arzt auf dem Totenschein als Begleiterkrankung dokumentiert wurde?, kommentiert DESTATIS.
Innerhalb der letzten 24 Stunden haben Gesundheitsämter dem RKI 15.513 Neuinfektionen mit SARS-CoV-2 gemeldet (Vorwoche 9.658 Fälle). Weitere 33 Patienten sind aufgrund von COVID-19 gestorben (Vorwoche 23 Todesfälle).
Ähnlich alarmierende Zahlen kommen aus Krankenhäusern. Laut DIVI-Intensivregister waren am 7. November 2.532 Patienten in intensivmedizinischer Behandlung, also 83 mehr als am Vortag. Aktuell sind 867 Betten im Low-Care- und 1.934 im High-Care-Bereich frei. Hinzu kommen 371 freie ECMO-Behandlungsplätze.
In den kommenden Wochen werde sich die Zahl aus den Intensivstationen voraussichtlich fast verdoppeln, wenn die Neuinfektionen weiter so ansteige wie bisher, warnt Dr. Christian Karagiannidis, wissenschaftlicher Leiter des DIVI-Intensivregisters. ?Bei einer Inzidenz von 300 erwarten wir bundesweit etwa 4.500 COVID-Patienten ? mit großen regionalen Unterschieden.?
Gesundheitsministerkonferenz: Reichen die Maßnahmen aus?
Der Ruf nach einer Impfpflicht wird lauter
Ungeimpfte füllen Intensivstationen
Pfusch bei Zulassungsstudie: Das PEI gibt Entwarnung
DGGG: Empfehlungen zur Schwangerschaft, Geburt und Stillzeit
COVID-19-Therapie: Pfizer stellt Phase-2/3-Daten zu Proteinase-Hemmer vor
Rückblick: 4% aller Todesfälle in 2020 durch COVID-19
Gesundheitsministerkonferenz: Reichen die Maßnahmen aus?
Ende letzter Woche traf sich Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) mit den Gesundheitsministern der Länder. Die brennende Frage war, was Deutschland angesichts steigender Inzidenzen und angesichts sinkender intensivmedizinischer Kapazitäten unternehmen sollte, um den 2. Corona-Winter zu überstehen.
Die Ergebnisse blieben hinter vielen Erwartungen zurück: Einen neuerlichen Lockdown wird es nicht geben. Verpflichtenden Impfungen kommen auch nicht infrage. Gesundheitspolitiker setzen wie erwartet stark auf die 2G-Regel. Hinzu kommen Booster Shots ? anfangs für Risikopatienten, später jedoch für alle Bürger. Bei Impfungen verständigte sich die Runde darauf, niedergelassene Ärzte ? wie gehabt ? einzubinden. Geschlossene Impfzentren werden kaum wieder geöffnet werden. Mit diesem Vorschlag hatte Spahn für Irritationen gesorgt. Zumindest soll die Testpflicht in Alten- und Pflegeheimen ausgeweitet werden. Details werden erst noch ausgearbeitet.
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Ein Kollege von mir hat Krebs und kriegt Chemo. Das ist eine adjuvante Chemo, d.h. sie soll den Tumor drastisch verkleinern, damit der dann in einer minimalinvasiven OP entfernt werden kann. Ich will nur hoffen, dass bei uns keine OPs wegen Corona verschoben werden müssen. Falls mein Kollege deswegen sterben sollte, was zum Glück bislang sehr unwahrscheinlich ist hätte ich aber einen ganz konkreten Grund zur Wut auf die Impfverweigerer.
Dazu gehört auch die Zugehfrau, die bei uns zweimal die Woche die Wohnung feudelt. Ungeimpft, ungetestet und ohne Mundschutz. Wir sollten es nicht mehr akzeptieren dass die es so macht.
<edit: Was natürlich nicht bedeuten soll, dass die Ungeimpften die Schuld an der Misere tragen oder irgendetwas in der Richtung. Es wird ja gerade viel repressiver Mist dieser Art verzapft, der durchaus Züge von strukturellem Antisemitismus annimmt.>
Unabhängig von solchen Tagesaktualitäten treiben mich Überlegungen politisch-historischer und medizinhistorischer Art um.
Die Entwicklung der Impfstoffe wurde von privaten Pharmaunternehmen durchgeführt, die dafür mit Milliardenbeträgen von Regierungen subventioniert wurden, wobei sie für etwaige Risiken nicht haften.
Das ist einer der Höhepunkte des Spätkapitalismus. "Neoliberal" kann man das schon gar nicht mehr nennen. Denn Neoliberalismus, das war die Welt der Eisernen Lady und der Reaganomics. Angebotsökonomie im Geiste Milton Friedmans, durchgeführt in Form von Reprivatisierung von Konzernen mit einer damals hohen Staatsquote bei gleichzeitiger Streichung staatlicher sozialer Leistungen und Konjunkturankurbelung durch Investitionen in den Rüstungssektor und Hochzinspolitik, verbunden mit einem Krieg gegen die Klasse, etwa in Form massiver Aufrüstung der Polizei und Zerschlagung von Streiks durch deren Einsatz. Im innenpolitischen und staatsrechtlichen Sinne war der Neoliberalismus überhaupt nicht liberal. Zu dessen Ideologie gehörte der "Nachtwächterstaat", in dem die Regierung sich aus dem Wirtschaftsleben zurückzieht.
Heute hat der auf diese Weise deregulierte Staat es nötig, staatliche Gelder an die private Wirtschaft zu vergeben, weil, anders als im vergangenen Halbjahrhundert, die staatlichen Forschungseinrichtungen dafür nicht mehr ausreichen.Gleichzeitig verschmelzen durch Private Public Partnership staatliche und private Organisationen bis hin zur Untrennbarkeit. Und das unter den Bedingungen von Null- und Minuszinsen. Neoliberalismus ist das schon lange nicht mehr, sondern ein neues Stadium des Kapitalismus, das Detlef Hartmann und Karl Heinz Roth als Postfordismus bezeichnen, ein Terminus der sich bisher nicht durchgesetzt hat.
Mein eigenes Verständnis von Sozioökonomie ist geprägt von Marx und Engels, Max Weber, Schumpeter und Norbert Elias. Vor diesem Hintergrund stellt für mich das aktuelle Modell so eine Art Mischung aus Neoliberalismus und einem "entarteten" Keynesianismus dar, ich bin mir allerdings unsicher, wie weit dieser Ansatz trägt. Hartmann und Geppert hatten in ihrem hier rezensierten Cluster-Buch das Modell u.a. am Beispiel von VW durchanalysiert. Da beschäftigt ein Weltkonzern einerseits seine Kernbelegschaft zu den Bedingungen eines weltweit als vorbildlich angesehenen Tarifvertrags und lagert andererseits Produktionsprozesse innerhalb des eigenen Werkverbundes unter Beschäftigung von Billigarbeitskräften zu entgarantierten Beschäftigungsbedingungen aus.
https://che2001.blogger.de/stories/1285136/
https://che2001.blogger.de/stories/1295889/#1296588
Mit den Hartz-Gesetzen und der Einführung eines Billiglohnsektors ist in den Grundzügen dieses Modell auf weite Bereiche der deutschen Volkswirtschaft und Großindustrie übertragen worden. Damit fiel zugleich die Zulieferproduktion im benachbarten europäischen Ausland, die vom Lohngefälle zwischen diesen Ländern und Deutschland lebte weg. Während in Deutschland durch Lohndumping und Intensivierung der unmittelbaren Ausbeutung nahezu Vollbeschäftigung in der Großindustrie erreicht wurde gingen die entsprechenden Arbeitsplätze in den Ländern der "verlängerten Werkbank", Polen, Italien, Slowenien, Kroatien zum Teufel.
Deutschland hat seine Arbeitslosigkeit gekillt und zugleich exportiert, andere Länder zu Bettlern gemacht. Empörung darüber bleibt hierzulande aus, ebenso wie Solidarität mit den in schikanösen Verhältnissen prekär Beschäftigten.
Auf der anderen Seite beobachte ich mit Faszination die Fortschritte in der Medizin. Einen Impfstoff entwickeln, das dauerte mal Jahre bis Jahrzehnte, nicht Monate. Zudem versprechen die MRNA-Therapien auch Durchbrüche in ganz anderen Bereichen: Die erfolgreiche Therapie von Herzinfarkten ganz ohne OP, nur durch Spritzen, Impfungen gegen Malaria und Aids, prophylaktische Behandlung von MS, Parkinson und Altersheimer. Und natürlich Krebs. Eine umfassende medizinische Revolution könnte uns bevorstehen.
Aus der Retrospektive betrachte ich, was in den letzten Jahrzehnten schon erreicht wurde, ich mache es an zwei Beispielen fest:
Chemotherapie und Vollnarkose.
Mein krebskranker Kollege bekommt eine Chemotherapie in vier Zyklen von jeweils zwei Wochen Abstand. Diese erfolgt ambulant. Für einige Stunden bekommt er eine Infusion mit Fluoruracil, Folinsäure, Cisplatin und Prednison, dazu oral Diclofenac in magensaftresistenten Kapseln. Er hat kaum Nebenwirkungen und geht ganz normal seiner Arbeit nach.
Ich erinnere mich an meinen Zivildienst in den Achtzigern im Göttinger Uniklinikum. Die ChemopatientInnen damals waren stationär untergebracht, weil die Nebenwirkungen viel zu schwer waren, um sie alleine zu lassen. Denen fielen büschelweise die Haare aus, sie hatten Brechdurchfall und Schmerzen. Sie bekamen Zytostatika auf Basis des Gelbkreuzkampfstoffes Lost. Damals ging es darum, das Leben um einige Jahre zu verlängern, heute darum, Krebs zu heilen.
Als meine Mutter in den Fünfziger Jahren eine OP mit Vollnarkose hatte bekam sie diese durch eine Äthermaske, ein Jahrzehnt später mit Lachgas. In beiden Fällen hatte sie hinterher tagelange Katerzustände und war bettlägerig, bei Äthernarkose bestand das Risiko des unverhofften Aufwachens mitten in der OP, weswegen zur Sicherheit eine Morphiumspritze bereit lag.
Ich hatte 2005 eine schwere OP mit Vollnarkose, da bekam ich eine Spritze Ketanest und ein paar Minuten hinterher eine Spritze Rohypnol. Das habe ich gut überstanden, hatte allerdings eine Amnesie. Der Zeitraum einige Minuten vor der Injektion bis zwei Stunden nach dem Aufwachen auf der Intensivstation war dauerhaft gelöscht. Ich war den ganzen Folgetag noch ziemlich apathisch.
Diesen Februar hatte ich wieder eine schwere OP, die viereinhalb Stunden dauerte. Ich bekam in 5 Minuten-Intervallen Injektionen mit Fentanyl, Propofol und Diazepam, nach der OP wurde ich mit Ephedrin geweckt. Ich war sehr schnell wieder fit, habe mich nach zwei Stunden selbst extubiert und konnte dann ohne fremde Hilfe aufstehen. Sogar die Schläuche und Drähte an denen ich hing, bis auf die Reddos, konnte ich mir selber noch am gleichen Tag entfernen. Ich verbrachte einen Tag auf der Intensiv, war dort aber munter wie ein Gesunder.
Wenn ich diese beiden Beispiele analog auf die zu erwartende Entwicklung in the long run übertrage, besteht in medizinischer Hinsicht viel Grund für Optimismus.
In gesellschaftspolitischer Hinsicht nicht so sehr. Aber es liegt in unserer Hand, was wir uns gefallen lassen wollen und wofür wir zu kämpfen bereit sind.
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Teilnehmer wurden nach der Injektion in einem Flur untergebracht und nicht, wie vorgesehen, von medizinischen Fachkräften überwacht.
Bei unerwünschten Ereignissen gab es nur mangelhafte Betreuung.
Protokollabweichungen wurden nicht gemeldet.
Impfstoffe wurden nicht bei den richtigen Temperaturen gelagert.
Laborproben wurden falsch etikettiert
Ventavia hat nicht auf Meldungen zu den Kritikpunkten reagiert.
Jackson hat Vorfälle der FDA gemeldet; sie wurde von Ventavia entlassen. Die FDA selbst schickte keine Inspektoren zu Ventavia. 2 weitere Mitarbeiter bestätigten die Beobachtungen gegenüber dem BMJ, wenn auch nur anonym, aus Angst vor Repressalien ihres Arbeitgebers.
?Das, was die Whistleblowerin aufgedeckt hat, ist ohne Frage unschön, wenngleich ich betonen möchte, dass dies meines Erachtens nicht ausreicht, um an der Qualität der klinischen Studie von BioNTech/Pfizer zu zweifeln?, kommentiert Prof. Dr. Peter Kremsner von der Eberhard-Karls-Universität Tübingen. ?Die Impfdaten wurden schon in zahlreichen Studien bestätigt. Von daher sehe ich keinen Grund, sie deswegen jetzt infrage zu stellen.?
Auch Prof. Dr. Oliver A. Cornely von der Uniklinik Köln bestätigt dies: ?Die im The BMJ-Artikel geschilderten Fehler schränken die Aussagekraft der Zulassungsstudie des Impfstoffs nicht ein. Man sollte die Daten der Probanden dieser Zentren aus der Analyse nehmen und so prüfen, ob sich die Studienaussage ändert.? Auf das Zentrum seien nur Daten von 2,3% aller 44.000 Teilnehmer entfallen. ?Zudem ist die Wirksamkeit inzwischen aus Daten aus Israel und anderen Ländern belegt?, sagt Cornely.
Keine baldigen Auffrischungsimpfungen für alle
Aktuell sind 66,8 % der Gesamtbevölkerung vollständig geimpft. Insgesamt haben mindestens 69,5 % eine oder mehrere Impfdosen erhalten.
Im Rahmen einer Pressekonferenz zur Corona-Lage kommentierte der Vorsitzende der Ständigen Impfkommission (STIKO), Prof. Dr. Thomas Mertens, die Lage. Die Grundimmunisierung sei derzeit wichtiger als Nachimpfungen, so Mertens. In 30% aller Regionen Deutschlands sei die Quote bei den Erstimpfungen viel zu niedrig. Dazu zählen Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Sachsen und Thüringen.
Außerdem, so der Experte, gebe es Impflücken bei Erwachsenen im Alter von 18 bis 59 Jahren. Mertens bestätigte aber, die STIKO wolle sich in ?wenigen Wochen? mit der Frage befassen, ob eine Auffrischungsimpfung generell empfehlenswert sei. Momentan empfiehlt die STIKO allen Menschen über 70 sowie Personen bestimmter Risikogruppen Auffrischungen, falls deren Grundimmunisierung mehr als 6 Monate zurückliegt.
Neue Daten zu Comirnaty®-Auffrischungsimpfungen
Mittlerweile setzen viele Länder auf Booster-Shots. Neue Erfahrungswerte kommen aus Israel. Anhand von Daten der Clalit Health Services wurden Personen, die zwischen dem 30. Juli 2020 und dem 23. September 2021 ihre 3. Impfdosis erhalten hatten, mit demografisch und klinisch ähnlichen Kontrollpersonen ohne Booster-Impfung verglichen.
Teilnehmer hatten die 2. Impfdosis mindestens 5 Monate vor dem Rekrutierungsdatum erhalten, hatten keine frühere dokumentierte SARS-CoV-2-Infektion und hatten in den 3 Tagen vor der Rekrutierung keinen Kontakt mit dem Gesundheitssystem. Personen, die im Gesundheitswesen tätig sind, in Langzeitpflegeeinrichtungen leben oder aus medizinischen Gründen zu Hause bleiben müssen, wurden ausgeschlossen.
1.158.269 Personen kamen für die Aufnahme in die Gruppe mit 3. Dosis in Frage. Nach dem Matching umfassten die Interventions- und die Kontrollgruppe jeweils 728.321 Personen. Das Durchschnittsalter der Teilnehmer lag bei 52 Jahren, und 51% waren weiblich. Die mediane Nachbeobachtungszeit betrug in beiden Gruppen 13 Tage.
Die Wirksamkeit des Impfstoffs wurde mindestens 7 Tage nach Erhalt der 3. Dosis im Vergleich zu einer mindestens 5 Monate zurückliegenden Verabreichung von nur 2 Dosen bewertet. Sie lag bei 93% (231 Ereignisse bei 2 Dosen gegenüber 29 Ereignissen bei 3 Dosen; 95-KI: 88-97%) für die Einweisung ins Krankenhaus,
92% (157 gegenüber 17 Ereignissen; 95%-KI: 82-97%) für schwere Erkrankungen,
81% (44 gegenüber 7 Ereignissen; 95%-KI: 59-97%) für COVID-19-bedingte Todesfälle.
?Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass eine 3. Dosis des BNT162b2-mRNA-Impfstoffs wirksam vor schweren COVID-19-bedingten Folgen schützt, verglichen mit nur 2 Dosen, die mindestens 5 Monate zurücklagen?, so das Resümee der Autoren.
Booster sind für Patienten mit hämatologischen Malignomen besonders wichtig
Krebspatienten wird in vielen Ländern zu einem Booster geraten. Doch es gibt wichtige Unterschiede: Bei malignen Bluterkrankungen sind die Immunantworten auf die Impfstoffe noch einmal schwächer als bei soliden Tumoren. Patienten mit hämatologischen Malignomen sollten daher höchste Priorität beim Boostern haben, damit sie vor Durchbruchinfektionen geschützt sind, wie Univadis berichtet.
Grundlage der Arbeit war eine prospektive Kohortenstudie aus Großbritannien. Die Forscher haben 626 Malingom-Patienten im durchschnittlichen Alter von 60 Jahren eingeschlossen, darunter waren 60% Männer. Die Patienten hatten 2 Dosen des BioNTech/Pfizer-mRNA- oder des AstraZeneca-Impfstoffs AZD1222 erhalten.
Vollständige Daten lagen von 585 Patienten vor; 74% (430/585) hatten AZD1222 erhalten und 26% (153/585) BNT162b2. In der Kohorte litten 76% an solide Tumoren und 24% an hämatologischen Krebserkrankungen.
Die Serokonversionsraten (2-4 Wochen nach der 2. Impfung) betrugen 85% bei Patienten mit soliden Tumoren und 59% bei Patienten mit Blutkrebs-Erkrankungen.
Funktionell relevante neutralisierende Antikörper (NAbT) gegen die Deltavariante, die in Deutschland und vielen anderen Ländern vorherrscht, fanden sich nach Impfungen nur bei 54% der Krebspatienten ohne frühere spontane Infektion (bei 62% unter den Impflingen mit soliden Tumoren und bei 31% unter den Impflingen mit hämatologischen Tumoren).
Die AstraZeneca-Vakzine schnitt dabei mit einem Anteil von 50% der Impflinge mit NAbT etwas schlechter ab als die BioNTEch-Vakzine mit 68% und bei beiden Vakzinen waren die Immunantworten gegen die Deltavariante schwächer als bei jüngeren Patienten ohne Malignom (85%).
Die Daten bestätigen die Empfehlungen von Fachgesellschaften, legen aber nach Meinung der Autoren zugleich nahe, dass Patienten mit hämatologischen Malignomen die höchste Priorität für Auffrischungsimpfungen haben sollten, da bei ihnen das höchste Risiko für Durchbruchinfektionen besteht.
CDC: Immungeschwächte profitieren möglicherweise von 4 Impfdosen
Einige Menschen mit mäßig oder stark geschwächtem Immunsystem benötigen möglicherweise 6 Monate nach der 3. Impfung eine 4. Dosis eines mRNA-Impfstoffs gegen COVID-19, schreiben die Centers of Disease Control and Prevention (CDC), USA, wie auch Medscape berichtete.
Erst im August letzten Jahres hatte die Behörde eine 3. Impfdosis für mäßig und stark immungeschwächte Menschen genehmigt, da sie mit nur 2 Dosen möglicherweise keine vollständige Immunantwort entwickeln. Laut CDC machen immungeschwächte Menschen, die vollständig geimpft sind, einen ?großen Anteil? der Durchbruchsfälle aus, die eine Krankenhauseinweisung erfordern.
Experten sprechen keine generelle Empfehlung für eine 4. Dosis aus, empfehlen aber dringend, diese Möglichkeit mit dem behandelnden Arzt zu besprechen.
Ihre Empfehlung gilt nicht für immungeschwächte Personen, die den Impfstoff von Johnson & Johnson erhalten haben. Diese Gruppe sollte mindestens 2 Monate nach der ersten Impfung eine 2. Impfung mit einem zugelassenen Impfstoff erhalten, so die CDC.
Nach Angaben der CDC machen schwer oder mäßig immungeschwächte Menschen etwa 3% der US-Bevölkerung aus. Unter diese Definition fallen Menschen, die eine aktive Krebsbehandlung gegen Tumore oder Blutkrebs erhalten, bei denen eine fortgeschrittene oder unbehandelte HIV-Infektion diagnostiziert wurde, die sich einer aktiven Behandlung mit hochdosierten Kortikosteroiden oder anderen Medikamenten unterziehen sowie Empfänger von Organtransplantaten oder Stammzellen.
COVID-19-Impfstoffe bieten 5-mal so viel Schutz wie eine natürliche Immunität
Ungeimpfte Personen, die erst kürzlich eine Infektion durchgemacht hatten, haben ein 5-mal höheres Risiko, sich erneut mit SARS-CoV-2 zu infizieren als Personen, die vollständig geimpft waren und keine frühere Infektion hatten. Dies geht aus einer neuen Studie hervor, die im Morbidity and Mortality Weekly Report der CDC veröffentlicht worden ist, wie auch Medscape berichtete.
Das Forschungsteam kam zu dem Schluss, dass eine Impfung mindestens 6 Monate lang eine höhere, stärkere und beständigere Immunität gegen die Hospitalisierung mit COVID-19 bietet als eine Infektion allein.
Die Wissenschaftler untersuchten Daten des VISION-Netzwerks, das zwischen 1. Januar und dem 2. September 2021 mehr als 201.000 Krankenhausaufenthalte wegen COVID-19 in 187 Krankenhäusern umfasste. 94.000 der Patienten wurden einem Schnelltest auf das Coronavirus unterzogen, und bei 7.300 konnte das Virus nachgewiesen werden.
Das Forschungsteam stellte fest, dass ungeimpfte Personen mit einer früheren Infektion innerhalb von 3 bis 6 Monaten eine etwa 5,5-mal höhere Wahrscheinlichkeit hatten, im Labor positiv auf COVID-19 getestet zu werden, als Personen, die innerhalb von 3 bis 6 Monaten mit den Impfungen von Pfizer oder Moderna vollständig geimpft worden waren. Ähnliche Ergebnisse ergaben sich, wenn man die Monate betrachtete, in denen die Delta-Variante der dominierende Stamm des Coronavirus war.
Der Schutz durch den Moderna-Impfstoff schien höher zu sein als der durch den Pfizer-Impfstoff, schreiben die Studienautoren. Außerdem war der Schutz bei älteren Erwachsenen tendenziell höher als bei Personen unter 65 Jahren. Für den Impfstoff von Johnson & Johnson seien weitere Untersuchungen erforderlich, so die Forscher.
Impfschutz für Genesene: Wann ist der beste Zeitpunkt?
In JAMA gingen US-amerikanische Ärzte der Frage nach, wann Genesene idealerweise eine Booster-Impfung bekommen sollten.
In ihre neueste Studie schlossen Forscher 1.960 Mitarbeitern des Gesundheitswesens von Johns Hopkins Medicine, die beide Dosen des Pfizer/BioNTech- oder Moderna-Impfstoffs erhalten hatten, ein. Darunter waren 73 genesene Personen mit positivem PCR-Test auf SARS-CoV-2 vor der 1. Impfdosis.
Die 73 Teilnehmer wurden in 2 Gruppen eingeteilt: Probanden, die 90 Tage oder näher an der 1. Impfdosis infiziert waren, und diejenigen, deren Exposition gegenüber dem Virus mehr als 90 Tage vor der 1. Impfung stattfand.
Antikörperspiegel von Studienteilnehmern mit SARS-CoV-2-Infektion und mit Infektion mehr als 90 Tage vor ihrer Erstimpfung waren um 9% (1 Monat nach der 2. Impfdosis) und 13% (3 Monate nach der 2. Impfung) höher als Titer der Vergleichsgruppe mit 1. Impfung weniger als 90 Tagen nach der Infektion. ?Dies deutet darauf hin, dass ein längeres Intervall zwischen Infektion und 1. Impfdosis die Antikörperantwort verstärken kann?, so die Autoren.
Quellen: Medscape, Univadis
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Dem US-Transplantationschirurgen Prof. Dr. Robert Montgomery, Leiter des Transplant Institute an der New York University Langone Health, ist es laut einer Pressemitteilung gelungen, eine gentechnisch veränderte Schweineniere für 54 Stunden mit dem Kreislauf einer Hirntoten zu verbinden ? ohne dass es zu einer Immunattacke kam. Noch gibt es keine wissenschaftliche Publikation dazu, USA Today und die New York Times berichten über die Operation.
Das gibt uns die Gewissheit, dass in den ersten Tagen immunologisch nichts schiefgehen kann. Prof. Dr. Robert Montgomery
Ziel des Experiments sei es gewesen zu beweisen, dass die außerhalb des Körpers über die Beinvenen mit der Hirntoten angeschlossene Schweineniere keine unmittelbare Immunattacke auslöse.
Die Niere war über 54 Stunden voll funktionsfähig. ?Das gibt uns die Gewissheit, dass in den ersten Tagen immunologisch nichts schiefgehen kann?, so Montgomery gegenüber USA Today. ?Das wird uns zum nächsten Schritt führen. Der besteht darin, dass Organe für jeden, der sie benötigt, jederzeit verfügbar sind?, so der Transplantationschirurg weiter.
Einen medizinischen Wendepunkt stellt die Operation aber nicht dar, dafür dauerte das Experiment nicht lange genug. Zudem ist das gentechnisch veränderte Schwein ? GALSafe der Firma Revivicor ? in der Xenotransplantation nicht mehr State of the Art. Und die akute Abstoßungsreaktion ist längst nicht mehr die entscheidende Barriere für die Transplantation von Schweineorganen in den Menschen.
Die Berichte aus den USA dürften deshalb darauf hindeuten, dass sich der weltweite Wettlauf um erste ethische vertretbare klinische Xenotransplantationsversuche verschärft. Derzeit publizieren mehrere seriöse Forscherteams zu möglichen regulatorischen Wegen, ersten Indikationen und klinischen Studien für eine Xenotransplantation von soliden Organen.
Schritt auf dem Weg zur Einführung der Xenotransplantation
Dr. Joachim Denner, Leiter der Arbeitsgruppe Virussicherheit der Xenotransplantation am Institut für Virologie der Freien Universität Berlin, wertet den Eingriff als ?weiteren Schritt auf dem Weg der Einführung der Xenotransplantation unter Verwendung von Schweineorganen in die Klinik? ? wenngleich 54 Stunden viel zu kurz seien, um Aussagen zur immunologischen Abstoßung oder zur möglichen Übertragung von Schweineviren zu treffen.
Die Xenotransplantation wurde aufgrund des Mangels menschlicher Spenderorgane entwickelt. Im Jahr 2020 wurden in Deutschland 1.909 Nieren transplantiert, auf der Warteliste für eine Nierentransplantation stehen aber 7.338 Patienten. ?In den USA stehen 90.240 Patienten auf der Warteliste für eine Spenderniere ? 12 sterben jeden Tag, ohne ein Organ erhalten zu haben?, erklärt Denner.
Generell sind wir in der Xenotransplantationsforschung sehr darüber erfreut, dass dieser Versuch beim Menschen durchgeführt wurde und offenbar erfolgreich verlaufen ist. Dr. Konrad Fischer
?Generell sind wir in der Xenotransplantationsforschung sehr darüber erfreut, dass dieser Versuch beim Menschen durchgeführt wurde und offenbar erfolgreich verlaufen ist?, kommentiert Dr. Konrad Fischer, Leiter der Sektion Xenotransplantation an der TU München, die Ergebnisse. Aus wissenschaftlicher Sicht falle es aber sehr schwer, eine klare Stellungnahme abzugeben, da die klare Versuchsbeschreibung, Durchführung und Auswertung fehlten, ebenso fehle eine pathologische Untersuchung der Niere.
Die Schweineniere war gentechnisch verändert, durch das Ausschalten bestimmter Gene wurde sie dem menschlichen Organ ähnlicher gemacht, um so eine Abstoßungsreaktion durch das menschliche Immunsystem zu verhindern.
Ohne klare Nennung kann man hier keine verlässliche Auskunft geben. Dr. Konrad Fischer
Wie Denner berichtet, wurden derart modifizierte Organe bereits mit großem Erfolg in präklinischen Studien mit nichthumanen Primaten eingesetzt. ?In diesen Studien konnte gezeigt werden, dass Schweinnieren fast 500 Tage funktionieren können, Schweineherzen bis zu 195 Tage ? ein Rekord, der einem Team in München im Rahmen eines DFG-geförderten Sonderforschungsbereichs gelungen ist. Wichtig für das lange Überleben war unter anderem, dass die Donorschweine frei von bestimmten Schweineviren waren, sogenannten PERVs.?
Zum Vergleich: Der Patient mit der weltweit ersten Herztransplantation eines menschlichen Herzens überlebte 18 Tage, der erste Patient in Deutschland 27 Stunden.
Schweinemodell nicht klar beschrieben
Fischer kritisiert, dass das Schweinemodell nicht klar beschrieben sei. ?Es handelt sich um ein Tier von Revivicor. Diese [Schweine] haben als genetische Modifikation meist eine Inaktivierung des Gens GGTA1 (alpha 1,3 Gal) und Expression von Thrombomodulin (hTM), das die Blutgerinnung verhindert. Sowie CD46, einen humanen Komplementregulator, der die Lyse und Abstoßung des Transplantats verhindert.?
Revivicor habe aber auch andere transgene Schweinelinien: ?Ohne klare Nennung kann man hier keine verlässliche Auskunft geben.? Sollte es sich um das GGTA1-hTM-CD46-Tiermodell handeln, sei das ?schon ein sehr alter Genotyp. Wesentlich bessere und modernere Genotypen sind bereits verfügbar ? auch von der TU München.?
Für uns handelt es sich momentan nicht um einen wirklichen Durchbruch. Dr. Konrad Fischer
Auch weitere Punkte, so Fischer, blieben unklar. Dass die hyperakute Abstoßungsreaktion überwunden werden konnte, sei zu erwarten gewesen, so Fischer, da ?notwendige Modifikationen in den vergangenen Jahrzehnten schon sehr ausführlich beschrieben wurden. Diese Modifikationen sind in den heutigen transgenen Schweinelinien bereits alle enthalten.?
Es träten aber anschließend noch zahlreiche weitere Abstoßungsreaktionen auf ? u.a. akut vaskuläre Abstoßungsreaktionen und zelluläre Abstoßungsreaktionen. ?Diese treten nach einigen Tagen bis einigen Wochen auf. Leider wurde der Versuch zu früh beendet, um Aussagen hierüber treffen zu können.?
Die Herausforderung liege gerade darin, auch diese Abstoßungsreaktionen zu überwinden und ein langzeitiges Überleben der Transplantate im Körper der Empfänger zu gewährleisten. Deshalb, so Fischer, würden die Schweinelinien ständig weiterentwickelt, was zusätzliche Geninaktivierungen sowie Expression weiterer Transgene beinhalte.
?Für uns handelt es sich momentan nicht um einen wirklichen Durchbruch. Dies kann sich jedoch schnell ändern, falls ein völlig neuer Genotyp, Immunsuppression etc. eingesetzt wurden. Dazu fehlen aber momentan die Daten?, sagt Fischer.
Er verweist auf die großen Erfolge im Bereich der Xenotransplantation: ?Gerade in den vergangenen Jahren waren die Entwicklungen atemberaubend, und wir stehen kurz vor einer klinischen Anwendung beim Menschen. Im Bereich der Inselzelltransplantation (Diabetes) ist dies schon Realität.?
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Zu den klassischen Gesundheitsrisiken im Kindes- und Jugendalter, etwa Infektionskrankheiten, sind weitere Risiken hinzugekommen. Als neue Bedrohungen gelten der Klimawandel, COVID-19 und kommerzielle Werbung für gesundheitsschädliche Produkte. Im Englischen hat sich dafür die Abkürzung ?3C? (climate change, COVID-19, commercial marketing) eingebürgert.
Obwohl neue Gefahren für Kinder auf den 1. Blick sehr verschieden zu sein scheinen, sind diese Bedrohungen miteinander verbunden und sollten gleichzeitig in Angriff genommen werden. Darüber diskutierten Experten auf dem diesjährigen World Health Summit, der als Hybrid-Veranstaltung über 3 Tage in Berlin und digital stattfand ? mit weltweit rund 6.000 Teilnehmern aus 120 Nationen, davon 1.100 vor Ort [1].
Expertenbericht kurz vor Beginn der COVID-19-Pandemie
Wenige Wochen bevor die WHO im März 2020 COVID-19 als Pandemie deklariert hat, stellte eine internationale WHO-UNICEF-Lancet-Kommission für Kindergesundheit die wichtigsten Herausforderungen zusammen: den Klimawandel und das Marketing für gesundheitsgefährdende Produkte wie gezuckerte oder hochgradig industriell verarbeitete Lebensmittel, Alkohol und Tabak.
?Als wir unseren Bericht schrieben, ahnten wir damals jedoch noch nicht, in welchem enormen Ausmaß dann auch die COVID-19-Pandemie die Gesundheit und das Wohlbefinden von Kindern und Jugendlichen beeinträchtigen sollte?, sagte Helen Clark, Co-Chair der Kommission und ehemalige Premierministerin von Neuseeland, beim World Health Summit.
Keine adäquate Berücksichtigung von Kindern
Scharf kritisierte Clark die Politik: ?Wir leben in einer Welt, in der die Bedürfnisse, Stimmen und Meinungen von Kindern von ganz vielen politisch Verantwortlichen einfach nicht adäquat berücksichtigt werden. Kinder zahlen einen hohen, vielleicht sogar den höchsten Preis für Versagen bei Herausforderungen wie Luft- und Wasserverschmutzung, fortbestehender Armut, schlechter Ernährung und schlechten Wohnverhältnissen.?
Wir leben in einer Welt, in der die Bedürfnisse, Stimmen und Meinungen von Kindern von ganz vielen politisch Verantwortlichen einfach nicht adäquat berücksichtigt werden. Helen Clark
Dabei sei es die Politik mit ihren Bestimmungen, die etwa Werbung für ungesunde Nahrungsmittel erlaube und eine Städteplanung ermögliche, bei der Kinder keine sicheren Orte zum Spielen hätten. Eine zentrale Forderung des Kommissionsberichts sei deshalb, Kinder bei allen sie tangierenden politischen Entscheidungen in den Vordergrund zu stellen.
Ein generationsbezogenes Ungleichgewicht beim Umgang mit der Coronakrise sprach die südafrikanische Gymnasiastin und Klimaaktivistin Almaaz Mudaly an: ?Vor dem Beginn der Impfkampagne in Südafrika mussten sich Kinder streng an alle COVID-Regeln halten, um die Erwachsenen zu schützen, weil die Infektion für diese riskanter ist. Jetzt, wo die Mehrheit der erwachsenen Bevölkerung geimpft ist, sehen wir allerdings nicht die gleiche Verantwortung der Erwachsenen gegenüber den Kindern.?
Gefahren für die mentale Gesundheit nicht außer Acht lassen
Obwohl die Infektion mit SARS-CoV-2 bei Kindern mit deutlich weniger Risiken für ihre körperliche Gesundheit verbunden ist als bei Erwachsenen, gilt dies nicht für Corona-Regeln wie Lockdowns.
Lockdowns, Schulschließungen und eine Zunahme von Armut in der Pandemie haben die mentale Gesundheit von Kindern und Jugendlichen beeinträchtigt ? Dr. Aboubacar Kampo
?Diese sozialen Konsequenzen können schädlich oder sogar katastrophal für Kinder sein?, sagte Dr. Aboubacar Kampo, Direktor für UNICEF-Gesundheitsprogramme. So seien aktuell weltweit 168 Millionen Kinder immer noch nicht in regulären Schulunterricht zurückgekehrt. Das sei auch für die Mütter dieser Kinder ein sehr großes Problem, wenn sie ihre Arbeit aussetzten oder aufgeben müssten, um bei ihren Kindern zu Hause zu bleiben.
?Lockdowns, Schulschließungen und eine Zunahme von Armut in der Pandemie?, so Kampo mit Verweis auf den im Oktober erschienenen UNICEF-Bericht The State of the World's Children 2021, ?haben die mentale Gesundheit von Kindern und Jugendlichen beeinträchtigt und zu mentalen Instabilitäten sowie einer Zunahme von Gewalt beigetragen?. Dabei könnte die Pandemie dem Bericht zufolge sogar nur die Spitze eines ?Mental-Health-Eisbergs? repräsentieren, der bereits zuvor zu lange ignoriert wurde.
Junge Menschen in den Fokus nehmen
Die Zunahme von Armut und Ungerechtigkeit bezeichnete die Kinderärztin Dr. Soumya Swaminathan, Chief Scientist der WHO, als eine der ?verheerendsten Konsequenzen der Pandemie?, die viele Millionen von Kindern betreffe, weil ihre Eltern z.B. ihren Lebensunterhalt verloren hätten. Sie verwies dabei u.a. auf den UN-Bericht The State of Food Security and Nutrition in the World 2021, wonach im Pandemiejahr 2020 rund ein Drittel der Weltbevölkerung (2,37 Milliarden Menschen) keinen Zugang zu adäquater Ernährung hatte ? eine Situation, die sich im Vergleich zu früheren zeiträumen verschlimmert hat.
?Egal, ob es sich um die Ernährung, die Umwelt, die Ausbildung oder andere soziale Determinanten wie die Wohnsituation handelt?, so die WHO-Wissenschaftlerin, ?sollten Regierungen und Behörden Kinder ins Zentrum von allem platzieren, das sie für eine Erholung der allgemeinen Situation planen?.
Digitalisierung als Risiko ?
Weltweit haben Corona-bedingte Lockdowns und soziale Distanzierung auch bei Kindern und Jugendlichen dazu geführt, dass sie noch deutlich mehr Zeit online mit Handys, Tablets und Computern verbringen. ?Das macht sich kommerzielles Marketing zunutze, um unter Zuhilfenahme von Big Data im Internet und über soziale Medien gezielt bei jungen Menschen für gesundheitsgefährdende Produkte zu werben?, sagte Margianta Surahman, Vertreter einer indonesischen Nicht-Regierungsorganisation, welche sich für die Gesundheit und Rechte junger Menschen engagiert.
? oder als Chance
Beim Meeting kamen aber auch positive Aspekte zur Sprache. Was die zunehmende Digitalisierung für das Gesundheitswesen bedeutet und welche Chancen sie für dieses bietet, hat die Lancet and Financial Times Commission on governing health futures 2030: growing up in a digital world untersucht. Ihr aktueller Bericht wurde während des World Health Summits veröffentlicht.
?Tatsache ist, dass digitale Transformationen bereits in vollem Gange sind?, sagte Naomi Lee von The Lancet. Dem Bericht zufolge entwickelt sich der Gesundheitsbereich im Rahmen umfassenderer digitaler Transformationen rasch zu einer hochrelevanten Branche ? etwa durch die wachsende wirtschaftliche Bedeutung von Gesundheitsdaten und die zunehmende Nachfrage nach digitalen Lösungen im Gesundheitswesen: Prozesse, welche durch COVID-19 stark beschleunigt worden sind.
Kinder und Jugendliche, so der Bericht weiter, sollten dabei in den Mittelpunkt gerückt werden. So müssten Prioritäten im Bereich der digitalen Gesundheit dringend bereits in jungen Jahren auf die Schaffung einer soliden Grundlage für Gesundheit und allgemeines Wohlbefinden ausgerichtet werden, damit alle Menschen von den digitalen Transformationen in Gesundheit und Gesundheitsversorgung profitieren können.
?Für die Zukunft unserer Kinder brauchen wir große Investitionen in die Gesundheit, große Investitionen in den Ausbildungssektor und große Investitionen, um dem Klimawandel zu begegnen ? und all das sollte gemeinsam mit jungen Menschen auch ständig überprüft werden?, sagte Kampo.
Und die senegalesische Infektiologin Dr. Awa Marie Coll-Seck resümierte: ?Notwendig ist eine verbesserte Planung, bei der Verteilungsgerechtigkeit im Fokus steht. Das gilt für Investitionen, für politische Entscheidungen und alles, was wir tun, sei es im Hinblick auf COVID-19, den Klimawandel oder kommerzielles Marketing.?
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