Montag, 7. März 2022
Kinder und Krieg
Es ist naheliegend und ich finde es gut, dass der Ukrainekrieg in Schulen thematisiert wird. Ein bißchen seltsam finde ich allerdings die Tatsache, dass bei Grundschulkindern die Direktive gilt, mglichst wenig exakt zu informieren sondern vor allem ein Gefühl der Sicherheit zu erzeugen, um traumatisierende Erfahrungen zu vermeiden.

Natürlich muss für kognitive Dissonanzen ein pädagogisch angemessener Umgang gefunden werden, aber dieses die Kleinen vor schlimmen Eindrücken zu bewahren erscheint mir wie Eititei-Helikopterpädagogik.

Wenn ich mir da meine eigene Kindheit anschaue, so wurde ich im Gegenteil frühzeitig an die härteren Komponenten des Lebens herangeführt.

Zu meinen frühesten bewussten Lebenserinnerungen zählen Bilder vom Vietnamkrieg. Da schnitt ein GI einem Vietkong mit dem Bowiemesser den Bauch auf, um Informationen über ein Waffendepot herauszufoltern. Da sah man achtzehnjährige Kriegsgefangene - das US-Militär teilte die vietnamesischen Kriegsgefangenen in Alterskategorien ein, das ging runter bis zu zwölfjährigen - mit auf dem Rücken gefesselten Händen und Stricken um den Hals, wie eine Sklavenkarawane, in Schach gehalten von einem Soldaten mit angelegter MPi. Als ich diese Bilder sah war ich 4. Ich würde nicht sagen, dass die mich traumatisiert hätten. Sie ließen aber bei mir, neben den Weltkriegserzählungen meiner Eltern, bei mir sehr früh ein politisches Bewusstsein entstehen. Dass ich den Kriegsdienst verweigern würde hatte ich mit 8 Jahren klar.

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