Freitag, 11. März 2022
Ramba-zamba Spielverderber
Der Finanzvertrieb für den ich arbeite gibt demnächst ein großes Frühlingsfest. Mit buntem Sport- und Kulturprogramm, 4Sterne Unterkunft, bestem Essen und Barbecueabend, anschließend Tanzparty. In der Vergangenheit war ich bei sowas immer gerne dabei, der reinste Partylöwe, während der Coronazeit habe ich mich mit Videoschaltkonferenzen statt Lifeevents angefreundet.

Der aktuellen Veranstaltung werde ich fernbleiben. Das ist ein Betriebsfest, für das die Teilnehmenden Geld bezahlen müssen. Nur eine Unkostenbeteiligung, trotzdem finde ich das nicht OK. Begründet wird das damit, dass wir ja Unternehmer sind und als Selbstständige zu den Kosten einer solchen Veranstaltung beitragen können. Der Logik folge ich nicht, ich bin auch nicht der Auffassung, dass Handelsvertreter nach HGB 84 tatsächlich Unternehmer sind, auch wenn wir selber Servicekräfte beschäftigen. Ich würde Scheinselbstständige dazu sagen, auch alle Makler mit Exklusivvertrag würde ich als solche bezeichnen.

Immerhin bin ich selbstständig genug, nicht an der Feier teilzunehmen.

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Na, das sind ja Sachen. Eigentlich bist Du doch der Typ "Keine Feier ohne Meier".

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Ein paar Jahre diese Art Betriebsfeiern mitgemacht zu haben reicht irgendwann. Außerdem erscheint mir die Art Mitarbeitermotivation, bei der man auf eine Bühne geholt und ausgezeichnet wird irgendwie vulgär und etwas infantil.

Mit Badeurlaubs- und Städtereisen als Incentives kann man einen lebenslangen Bergsteiger und Globetrotter auch nicht wirklich locken. Wenn Helene Fischer live aufspielt ist das für jemanden der zu Metallica, Sepultura und Clash tanzt auch von sehr begrenztem wert.

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In welchem Asterix Heft war das noch? Eine phönizische Galeere, auf der die Ruderer keine Sklaven, sondern Gesellschafter waren und der Kapitän der Generaldirektorpräsident?

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Epidemais. Das erste Mal kommt er in "Asterix als Gladiator" vor. Auch die Piraten tauchen darin das erste Mal auf, besser gesagt unter.

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Übrigens gab es Ruderskkaven in der Antike fast überhaupt nicht. Die kamen erst im 15. Jahrhundert auf, nachdem die freien Ruderknechte durch Streiks Löhne erkämpft hatten, die der venezianischen und Genueser Marine untragbar hoch erschienen.

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Im 14. und 15. Jahrhundert betrieben Venedig, Genua und Pisa Sklavenhandel. Zudem gab es im 15. Jahrhundert auch drei der osmanisch-venezianischen Kriege. Es könnte also auch Kriegsgefangene gegeben haben, die man versklavte.

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Die könnte es nicht nur gegeben haben, es gab sie. Dass es aber freie Ruderer gab und der massenweise Sklaveneinsatz eine Reaktion von oben auf deren Emanzipationsversuche war ist ein sozialhistorisches Kapitel, das heute wenig bekannt ist. In der griechisch-römischen Antike jedenfalls gab es Rudersklaven meines Wissens eher als Randerscheinung. Wenn Sklaven als Ruderer eingesetzt wurden, dann meist gegen das Versprechen ihrer Freilassung nach einer bestimmten Dienstfrist.

Hingegen waren die Galeeren Venedigs, Genuas, Spaniens und des Osmanischen Reichs im 16. Jahrhundert schwimmende KZs.


Übrigens eine hochinteressante Quelle, die Du da verlinkt hast.

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In der Antike wohl nur in Ausnahmefällen
https://de.wikipedia.org/wiki/Galeerensklave

Interessant fand ich diese Info:

Durch die Expansion des Osmanischen Reiches entstand eine jahrhundertelange Konfrontation mit den christlichen Anrainerstaaten des Mittelmeeres, in deren Folge durch beide Seiten Gefangene als Ruderer versklavt wurden. Galeerensklaven aus dem Osmanischen Reich wurden auf den Sklavenmärkten in Malta, Livorno und Neapel gekauft. Den Nachschub dorthin lieferten häufig die Ritter des Johanniterordens.

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Irgendwo las ich mal, dass es den Schöpfern von Asterix dabei eher um heutige Arbeitsverhältnisse gegangen sei.

Monsieur Avantgarde weiß vielleicht, ob Epidemais im Original auch so heißt. Dieser Quelle zufolge, lautet sein Name eigentlich Ekonomikrisis.

Auf der Rückfahrt sind die Ruderer jedenfalls Mitglieder eines Klubs für Urlaubsfahrten, im französische Original ist es eine Anspielung auf den Club Méditerranée.

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Der satirische Blickwinkel
Mit den Römern werden keine Italiener persifliert, sondern Bürokraten, Machtmenschen, auch Großstädter im Unterschied zur Landbevölkerung. Massenhaft werden farnzösische Schauspieler und Politiker der 60er und 70er Jahre auf die Schippe genommen, der Arena-Spieleveranstalter Francocampus ist der deutsche Quizmaster Peter Frankenfeld. In Tour de France und Der Arvernerschild wird auf die Resistance gegenüber der Nazi-Besatzung angespielt. Die Goten reden in jener Frakturschrift die heute gotisch heißt. Die echte gotische Schrift sah aus wie eine Mischung aus Kyrillisch und Runen und wäre wohl den wenigsten Asterix-Lesern verständlich.


In Die Trabantenstadt geht es um die vollmundigen Versprechungen von Wohnungsmaklern hinsichtlich des Wohnkomforts in den Hochhausvierteln der Banlieues und die tatsächliche Trostlosigkeit dort.


Epidemais heisst auf Französisch Maiskolben, also vermute ich, dass er auch im Original so heißt.

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Ekonomikrisis scheint sein englischer Name zu sein (Quelle). Dem Steckbrief dort zufolge, heißt er auch im Original Epidemais.

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Mittelalterlicher Sklavenexport
Hier ist noch ein interessanter Artikel, in dem der mittelalterliche Sklavenexport aus Russland erwähnt wird.

How did Russia get so big?
and so cold


In fact there were two goods that could be easily produced in Russia and then exported.

First, slaves. Pre-Mongol Rus was the major exporter of slaves in Medieval Europe. In a sense, Pre-Mongol Rus was very much alike some West African kingdoms like Dahomey or Benin, greatly surpassing other competing slave-exporting polities for example in what is now Czech Republic. I'll certainly cover it in one of my next blogposts on the White Slavery.

And yet, the Mongol Conquest destroyed the old Rus and cut off what is now Russia from the really lucrative Mediterranean slave markets. Of course, chattel slavery existed in the North Europe, too. Even in the 14th c German merchants would visit Novgorod to 'buy girls' (девкы купити). But northerners had less cash and by the late Middle Ages chattel slavery was on decline here.

Secondly, furs. Unlike the demand on slaves, the demand on furs was booming in the Northern Europe, too.


Lesenswert. Von der Muscovy Company, der ältesten englischen Handelsgesellschaft hatte ich noch nie gehört.

Und das Fazit des Artikels ist auch hochspannend:

(...) maintaining these export flows is a matter of first and foremost importance for the Russian leadership. Their priorities are: to secure the extraction of natural resources, and secure their export to the West. Without taking this into account we can't understand either Oprichnina, nor Putinomics. Basically we can summarise priorities of the latter as building seaports, railways and pipelines. Everything to secure the continuous export of natural resources.

On a meta-level, there's one more lesson. For the past 500 years, Russia has been continuously moving south. Its economic centre of gravity has been shifting from the sub-Arctic first down south, across Oka, then further south-East, across Volga. In the future we should expect that it would go even further south, to the Russian sunbelt along the Krasnodar coast. Indeed, that's what is already happening. But that's again, for another story.

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In den Grundzügen war mir das bekannt, aber nicht so detailliert, also schönen Dank.

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Zurück zum Ausgangsposting: Mein Seniorpartner äußerte sein Bedauern, dass ich nicht an der Party teilnehme und meinte, das wäre doch eine prima Gelegenheit, eine flotte Kollegin kennenzulernen mit der ich anbandeln könnte.

Früher war das mal der Grund für mich, überhaupt auf Parties zu gehen. Von derlei Betriebsfesten verspreche ich mir allerdings nichts in der Hinsicht.

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Warum nicht?

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Ich sach mal so: Die paarungswilligen Kolleginnen sind im Allgemeinen in einem Alter, in dem sie meine Töchter sein könnten. Ob ich bei denen eine Chance hätte ist zweifelhaft. Und gleichaltrige Frauen haben zumeist Interessen und Erwartungshaltungen die ich nicht teile.

Kleine Feiern im Freundeskreis wären da interessanter.
Und die Mischung aus Rambazambafröhlichkeit und pflichtschuldigem Mitfeiern auf solchen Betriebsfesten ist nicht meins.

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