Montag, 5. November 2007
Teurer Blödsinn: Das Telekom I-Phone
Zum 9.11., dem Jahrestag der Novemberrevolution und der Reichspogromnacht, soll ein Gerät bei der deutschen *elekom eingeführt werden, das die Welt nicht braucht. Für eine Grundgebühr, die je nach gewähltem Tarifmodell zwischen der einer überteuerten Online-Phone-Videodownload-Flatrate und der einer Leasingrate für einen Kleinwagen liegt und für Gesamtkosten, die denen eines PS-schwächeren Motorrads entsprechen, wird ein Handy angeboten, man fasst es nicht! Gut, dies ist zugleich auch I Pod (auch son Blödsinn, ich habe meinen MP3-Player insgesamt dreimal in einem Jahr genutzt) und ermöglicht Surfen im Internet (was ich ohne 50cm Keyboard nie tun würde, ich bin doch kein Siganese!) sowie zeitgleiches SMSen oder Downloaden von allem möglichen Schrott während des Telefongesprächs, also: Dinge, die die Welt nicht braucht, Hauptsache, es steht Apple drauf! Ich sehne mich echt danach, dass mal jemand ein Handy herausbringt, mit dem man nichts Anderes kann als telefonieren, etwa dem Leistungsumfang eines alten Relais-Telefons mit Wählscheibe entsprechend, ich würde mir so ein Gerät sofort anschaffen und dafür auch extra weniger Geld ausgeben ;-)

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Medientheoretisch
isses natürlich schon revolutionär, das zentrale (und lächerliche) Interface »Tastatur« zu virtualisieren. V.a. im Hinblick auf gegenwärtige Techniken der Tastatursimulation wie SMS über 10er Zahlenfeld etc. Das ist so, wie was neues für »Autoreifen« erfinden...
Aber gut, zu teuer isses natürlich, aber das ist ein anderes Problem.

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Mittem Auto, dass auf elektromagnetischem Prallfeld schwebt, hätte ich weniger Probleme als mit diesem Gerät. Es mag revolutionär sein, aber alles, was es mehr kann als ein Telefon, ist mir einfach zu klein. Ich habe noch nie in meinem Leben eine SMS geschrieben und werde das, zum Kummer meines weiblichen Bekanntenkreises, auch nie tun. Entweder großes Keyboard oder Touchscreen mit Schreibstift, diese Tastatursimulation ist für mich eine Beleidigung jeder Ergonomie. Gerade weil ich selbst mal zu den Tonträgern des IT-Hypes gehört habe bin ich heute mit Überzeugung anachronistisch, was diese Dinge angeht. Meine Mutter z.B. telefoniert bis heute mit ihrem 1948 gekauften Wählscheibentelefon aus Bakelit, es erfüllt seinen Zweck vollkommen.

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hey! männer brauchen gadgets wie weiber klamotten. und unfähige wirtschaftsprofessoren mit a6 noch viel dringender. also. lass ihnen den spaß am schrott. passt zu ihren veröffentlichungen.

für solche typen ist das iphone sozusagen der cockring an der a6 penisverlängerung.

*gnihihihihi*

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Na gut, jedem Tierchen sein Pläsirchen. Passt ja dann auch wieder zu den Managerkursen in Nevada, bei denen mann Rauchzeichen lernt.

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Wobei es interessant ist, dass beim Iphone viele deswegen kapieren, wie unsinnig es ist, weil der Hype ins Grenzenlose gesteigert wurde und um den reinen Fetischcharakter kein Hehl gemacht worden ist. Bei vermeintlich "harten" features wie GHz, Bildschirmdiagonale, PS usw. ist man auch wieder dabei und gerne bereit, jedem zu erzählen, warum der neue Bildschirm/die neue EOS/die neueste Generation von Laufschuhen noch viel mehr an Leistung rauskitzeln, obwohl man jarelang doch zufrieden war und auch das Benutzer-Handbuch direkt nach Beglückwünschung zum Kauf versichert hat, dass man nun aber wirklich das bestmögliche - wenn nicht sogar (endlich!) das - Produkt, den Begleiter für's Leben gefunden hat.

http://www.youtube.com/watch?v=xgZKjJt-TkU
http://www.bikinirama.de/img/user/Videos/BIKINIRAMA_iPhone_011_3224.mov

http://www.youtube.com/watch?v=va7bjHYCIGI

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Ich muss ja auch zugeben, mir gerade für fast 200 Euro neue Bergstiefel gekauft zu haben, obwohl die alten keineswegs kaputt waren. Von der Qualität dieser Ausrüstung kann im Zweifelsfall allerdings das eigene Leben, zumindest die Gesundheit abhängen. Bei Desktops bin ich auch überzeugter Mac-Freund, aber schon den Ipod halte ich für ein völlig sinnlos überteuertes Fetisch-Gerät. Hey, was ist an einem Walkman eigentlich falsch?

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Ja klar, bei Bergstiefeln und Kletterausrüstung würd' ich wahrscheinlich auch kein Risiko eingehen wollen, aber gerade das Beispiel mit den Laufschuhen ist schon interessant: Selbst High-Tech-Treter kosten in der Produktion nicht mehr als 10 Euro (und werden im Extremfall im selben Sklavenlager in derselben Sonderwirtschaftszone produziert), wenn man dann noch weiß, dass Markenhersteller bei ALDI und LIDL leicht abgeänderte Standardmodelle no name verticken (der "LIDL-Racer" ist in Läuferkreisen bekannt, Hersteller ist Woolf, die das Modell mit Label für's Fünffache verkaufen, was dann aber immerhin noch 300% günstiger ist als bei Asics, die sich diese Preise dank Fetischmarketing erlauben können), merkt man schnell, dass die Preise im Bekleidungs-, und da vor allem im Sport- und Outdoorsektor, reine Fiktion sind.
Die letzten Asics hatte ich in die Tonne gekloppt, nachdem sie wegen schlampig verarbeiteter Nähte wie ein Sofakissen aufgeplatzt waren, seitdem lauf' ich nur noch in ALDI- und LIDL-Schuhen. Seit Jahren. Auch Marathonstrecken. Ohne Klumpfüße zu bekomnmen.

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Es gibt da eine Ausnahme: Reebok. Das ist "Fair Labour". Und sie tragen sich auch gut, auch wenn sie etwas teurer sind als die original Kinderarbeit-Nikes und sehr viel teurer als die Aldis, die ich sonst noch im Schrank habe. Qualitätsunterschiede sind keine festzustellen. Und sowas wie rumänische Stiefel mit Badelatschenplastiksohle und angeklebten Kunstlederschäften gibt es ja schon lange nicht mehr.

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... schlimm ist nicht das iPhone (obwohl ich die geringe Memoryausstattung fuer sehr verwerflich halte) - schlimm ist das es das Kistchen von der Post gibt (*elekom, *elekom - ist doch alles Humbug, im Herzen sind das alles noch Postler (so richtig mit FTZallueren und so ...).


... Mit 30-60 GByte Memory koennte ich mich auch mit so einem Kaestelein anfreunden ....

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Ich leide mit Dir, das ist ja so, als käme der nächste Power Mac von Siemens oder die nächste Sun-Workstation von Medion.

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Ich hab noch ein zehn Jahre altes Nokia
Funktioniert tadellos, kann nix außer telefonieren und SMS, hat die beste Tonqualität.

Ist auch immer wieder lustig, wenn man in eine Produktionsstätte muss und die anderen Anzugträger ihr Hightech Handy zähneknirschend beim Pförtner in die Plastikschale legen müssen, wegen der Kamera.

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Ich weiß noch, wie wir 1993 zu einer bundesweiten Demo das Funktelefon in Kofferadiogröße mit einer eigenen Begleitgruppe in zwei PKWs einen Tag vor dem Ereignis losschickten ;-)

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Das müsste aber eher 1983 gewesen sein, 1993 hatte ich schon meinen ersten Knochen

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Es war definitiv 1993 (ich gehörte zu den Organisatoren dieser Demo), der größere Teil meiner Bekannten schrieb damals ihre Arbeiten und Pamphlete auf C64er Atari (1983 benutzten sie dazu noch Composer, d.h. Kugelkopfschreibmaschinen mit Diskettenlaufwerk und Bildschirm), und als ich zum Mitprotokollieren einer Diskussion in einem besetzten Haus ein Notebook dabei hatte, wurde ich gefragt, was das sei, und man sagte mir: "Das lass hier aber nicht liegen, sonst verhökern wir das oder machens kaputt!". Autonomskis konnten sich damals nur Geräte leisten, die sehr gebraucht gekauft wurden.

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was bitte ist
»sehr gebraucht«?
P.S.: Die Tatsache, daß Du noch nie ne SMS geschrieben hast, ist sehr sympathisch. Ich nämlich auch nich, außer einmal, wo man mir sagte, wo ich draufdrücken muß. Ich hab es sein lassen nach ein paar Wörtern, das schien mir subprimatenmäßig zu sein. Aber die Telefonnostalgie in allen Ehren: das Verwählen, das war schon Streß auf den alten Dingern! Ich hoffe, meine Begeisterung für das iPhone (werde mir sicher nie eines kaufen, denn ich habe und werde nie in meinem Leben ein Mobiltelefon benutzen) ist in dieser Hinsicht verständlich: man tippt halt einfach seinen mit dem Mac synchronisierten Kontakt an, nix mehr wählen ... elegantly provocative! Mein neuer Lieblingsbegriff.

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Sehr gebraucht heißt bei Computern und dergleichen mindestens 5 Jahre alt, teilweise sogar Flohmarkt.Und 1993 war ein 5-10 Jahre alter Rechner halt etwas zwischen C64 und 286. Mein Gott, solche Prozessoren steuern heute die Einspritzanlagen von Automotoren, und die Tuner, die dunnemals Zylinder mechanisch aufbohrten, programmieren heute die Chips um. Manny mit seinem Manta ist zum IT-Nerd geworden.

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@ "Manny mit seinem Manta ist zum IT-Nerd geworden."

Besonders das "Personalisieren" von digitalen Endgeräten ist zum Massenphänomen geworden, bietet es doch selbst dem unqualifizierten Laien ohne Programmierkenntnisse die Möglichkeit, Anerkennung für die stimmige Auswahl, Gestaltung und Anordnung vorgefertigter Programmelemente zu erheischen und damit gleich eine Visitenkarte abzugeben.

Ich hoffe, jemand hebt dieses Internet gut auf, das könnte in ein paar Jahrzehnten sehr aufschlussreich werden für soziologische Studien; Zeitgeschichte wie Postkarten und Tagebücher des späten 19. Jhdts. - und nützlich bei der Frage, was zum Geier die Menschen damals getrieben haben, statt auf die Barrikaden zu gehen, wie sie diesen bis dahin (immer noch) unerreichten Grad an freier Zeit genutzt haben: "In den Anfangsjahren des 21. Jahrhunderts beschäftigte sich ein Großteil der Bevölkerung vornehmlich damit, Mobiltelefone zu personalisieren und mit GPS-Empfängern nach versteckten Tupperdosen im Wald zu suchen."

PS: Monatlicher Grundpreis für's Iphone ab 49 Euro/mtl. und "sollten Sie schon
T-Mobile Kunde sein und möchten Ihren Vertrag verlängern, müssen Sie ebenfalls in einen der neuen Tarife wechseln."? Haha, schön die Eier rasiert - "bestellen Sie jetzt und sichern Sie sich eine Option auf eine kostengünstige T-Imesharing-Wohnung."

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