Samstag, 17. Oktober 2009
Kürzlich, im Gelände oder Coram Publico
che2001, 13:18h
Da war ich mit dem K. mal wieder Klettern. Wie wir da so in der Felswand hingen, kamen unten Normalo-Wanderer vorbei und staunten sehr über das, was wir da machten, besonders über K., der gerade ein Wandstück praktisch ohne Tritte kletterte, hauptsächlich mit Reibung unjd Körperspannung. Nach lauten "Ohs!" und"Ahs!" und "Unglaublich!"-Rufen begannen die uns dann abzufotografieren, ehe sie weitergingen.
Ich habe ein merkwürdiges Gefühl damit. Auf der einen Seite tut es ja der eigenen Eitelkeit wohl, bewundert zu werden. Andererseits finde ich es etwas grenzwertig, ungefragt und sozusagen wehrlos am Fels hängend klackklackklack-mäßig abgelichtet zu werden. Ob wir das nächste Mal Eintritt nehmen sollten?
Ich habe ein merkwürdiges Gefühl damit. Auf der einen Seite tut es ja der eigenen Eitelkeit wohl, bewundert zu werden. Andererseits finde ich es etwas grenzwertig, ungefragt und sozusagen wehrlos am Fels hängend klackklackklack-mäßig abgelichtet zu werden. Ob wir das nächste Mal Eintritt nehmen sollten?
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stefanolix,
Samstag, 17. Oktober 2009, 17:07
Das ging mir beim Doppel-Treppen-Marathon im Mai genauso. Da gibt es zwei kleine Teilstücke, wo die Zuschauer stehen. Und man muss ja hundert Runden laufen. Viele Zuschauer sind wirklich fair und kompetent. Aber es gibt auch welche, die auf jede Regung mit dem Teleobjektiv draufhalten (übrigens auch bei anderen Wettkämpfen). Ich komme mir dann immer ein wenig wie im Zirkus vor.
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sammelmappe,
Samstag, 17. Oktober 2009, 20:50
Genau! Eintritt nehmen. Dafür braucht ihr dann aber eine Kassiererin oder einen Kassierer.
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stefanolix,
Samstag, 17. Oktober 2009, 22:01
Oder eine Kasse des Vertrauens. Aber da legen dann doch nur wieder die fairen Fans etwas rein und nicht die Störenden …
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che2001,
Sonntag, 18. Oktober 2009, 00:39
Ich stelle mir gerade Dich in einem blauen Laufshirt mit der Aufschrift "Stefanolix" vor;-)
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stefanolix,
Sonntag, 18. Oktober 2009, 01:24
Auf den Startnummern steht in der Tat nur der Vorname. Das hat allerdings auch die positive Wirkung, dass man nach mehr als 80 Kilometern dann schon mit dem eigenen Vornamen angefeuert wird (von den fairen Fans).
Ich könnte mich allenfalls als Mitglied eines Vereins »stefanolix« anmelden. Aber würde ich Mitglied eines Vereins sein wollen, der Leute wie mich aufnimmt?
Bevor jemand meckert, der Originalspruch ist von Groucho Marx: »I don't care to belong to any club that will have me as a member.«
Aber wie wäre es mit einem roten Shirt mit der Aufschrift Che2001?
Ich könnte mich allenfalls als Mitglied eines Vereins »stefanolix« anmelden. Aber würde ich Mitglied eines Vereins sein wollen, der Leute wie mich aufnimmt?
Bevor jemand meckert, der Originalspruch ist von Groucho Marx: »I don't care to belong to any club that will have me as a member.«
Aber wie wäre es mit einem roten Shirt mit der Aufschrift Che2001?
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che2001,
Sonntag, 18. Oktober 2009, 01:30
Ich trage normalerweise eine rot-schwarze Jacke mit der Aufschrift "The North Face Summit Series" und einen roten Helm mit der Aufschrift "Tofana". Ich habe allerdings einen Seilpartner, der ab und an eine Che-Mütze trägt. "Ste-Fa-No-Lix, Ste-Fa-No-Lix!" würde aber gut als Anfeuerruf beim Marathon kommen. Wir wurden mal bei der Erstbegehung eines Klettersteigs von Lifemusik vor der Hütte unten begleitet.
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stefanolix,
Sonntag, 18. Oktober 2009, 10:10
Aber »Ste-Fan« skandiert sich einfacher. Müsstest Du doch mit Deiner Demo-Erfahrung wissen: jeden Spruch so einfach wie möglich formulieren ;-)
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che2001,
Sonntag, 18. Oktober 2009, 13:41
Genau das haben wir ja nicht gemacht. "Um Europa keine Mauer, Bleiberecht für alle und auf Dauer!" oder "Mauern, Rassismus, Deportation sind in Deutschland Tradition. Wehrt Euch, greift ein!" oder auch "Wir sind die wilden Horden, wir plündern und wir morden. Wir essen sowieso kleine Kinder roh. Wir waschen uns nie, hoch die Anarchie! Ihr werdet`s nicht vermuten: Wir sind die Guten!" wurden oft vor den Demos choreographisch eingeübt, damit´s auch klappt.
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entdinglichung,
Sonntag, 18. Oktober 2009, 16:07
"Wir sind die wilden Horden, wir plündern und wir morden, wir waschen uns nur wenn's sein muss, für den Kommunismus!
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stefanolix,
Sonntag, 18. Oktober 2009, 16:29
Ja, aber von allen linken Parolen am meisten eingeprägt hat sich: »Ho-Ho-Ho-Tschi-Min!« ;-)
In der friedlichen Revolution in der DDR waren folgende Parolen im Einsatz:
- Wir wollen raus!
- Keine Gewalt!
- Wir bleiben hier!
- Wir sind das Volk!
- Wir sind ein Volk!
Vielleicht waren Eure Slogans doch zu kompliziert?
Bevor jemand fragt: Die erste und die letzte Parole habe ich nicht gebrüllt. Nie.
In der friedlichen Revolution in der DDR waren folgende Parolen im Einsatz:
- Wir wollen raus!
- Keine Gewalt!
- Wir bleiben hier!
- Wir sind das Volk!
- Wir sind ein Volk!
Vielleicht waren Eure Slogans doch zu kompliziert?
Bevor jemand fragt: Die erste und die letzte Parole habe ich nicht gebrüllt. Nie.
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che2001,
Sonntag, 18. Oktober 2009, 16:59
Hätte ich von Dir auch nicht gedacht. Zwischen Ho Ho Ho Tschih Minh und unseren Parolen liegen aber fast 20 Jahre. Das Erstere habe ich als Kleinkind geschrien, als wir Knirpse Demo spielten, so, wie man Indianer spielt. An der Berliner Mauer stand mal "Wir sind das Volk", einen Monat später darunter "Wir sind ein Volk" und etwas später "Ich bin Volker".
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entdinglichung,
Montag, 19. Oktober 2009, 12:31
gab es da 89/90 nicht auch noch "Kommt die D-Mark bleiben wir, kommt sie nicht geh'n wir zu ihr!" ... ?
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stefanolix,
Montag, 19. Oktober 2009, 13:34
1989 gab es diesen Spruch sicher noch nicht. Der kam IIRC erst um den Zeitpunkt der ersten demokratischen Wahl auf (im Frühjahr 1990), als es um die Geschwindigkeit des Vereinigungsprozesses und die Währungsunion ging.
Wobei das Wahlergebnis ja schon in diese Richtung wies, denn es wurden die Parteien gewählt, die dezidiert für eine Wiedervereinigung und gegen einen »dritten Weg« waren. Wobei der »dritte Weg« ohne voll konvertierbare Währung auch nicht funktioniert hätte.
Und letztlich war die Entwicklung sowieso ohne Alternative, denn die BRD konnte ja nicht gegen ihr eigenes Grundgesetz verstoßen und die DDR-Bürger aussperren. Das »… geh'n wir zu ihr« ließ sich also nicht aufhalten.
Wobei das Wahlergebnis ja schon in diese Richtung wies, denn es wurden die Parteien gewählt, die dezidiert für eine Wiedervereinigung und gegen einen »dritten Weg« waren. Wobei der »dritte Weg« ohne voll konvertierbare Währung auch nicht funktioniert hätte.
Und letztlich war die Entwicklung sowieso ohne Alternative, denn die BRD konnte ja nicht gegen ihr eigenes Grundgesetz verstoßen und die DDR-Bürger aussperren. Das »… geh'n wir zu ihr« ließ sich also nicht aufhalten.
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tuc,
Montag, 19. Oktober 2009, 13:49
Kinder, wie die Zeit vergeht!
1990 war "Nie, nie, nie wieder Deutschland!" die wohl meistgerufene Parole auf unseren Demos.
Che, weisste noch wie se uns auf der gleichnamigen Demo in Fankfurt auffe Glocke hauen wollten? Ist auch bald schon wieder 20 Jahre her! In 25 Jahren können wir im Seniorenheim "Zur Schwarzroten Aussicht" darüber in Ruhe palavern. Ist gar nicht mehr lange hin!
Che, weisste noch wie se uns auf der gleichnamigen Demo in Fankfurt auffe Glocke hauen wollten? Ist auch bald schon wieder 20 Jahre her! In 25 Jahren können wir im Seniorenheim "Zur Schwarzroten Aussicht" darüber in Ruhe palavern. Ist gar nicht mehr lange hin!
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entdinglichung,
Montag, 19. Oktober 2009, 14:43
gab davon (zumindest in HH) noch die Antiimp-Variante "Nie wieder Deutschland, Krieg dem Krieg - Kampf um Befreiung bis zum Sieg!", wohingegen die damals sich in HH gerade konstituierende RIM mit "Wir scheissen auf das Vaterland, schwarz-rot-gold wird abgebrannt!" aufwartete (nebst Flaggenverbrennung) ... einige etwas provokant veranlagte Jungantifas hingegen riefen zuweilen "FDJ, SED - Nationale Volksarmee!" ;-)
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che2001,
Montag, 19. Oktober 2009, 15:02
Tuc, klar weiß ich das!
In einem meiner unsterblichen Romane habe ich das folgendermaßen verarbeitet:
Valentin macht für ihn ein komplettes Frankfurt-Programm, eine sehr persönliche Stadtführung, die etwa acht Stunden in Anspruch nimmt. Zu allem, was er Alfie zeigt, hat er seine eigene, selbsterlebte Anekdote zu erzählen, egal, ob es sich dabei um den Turm der Dresdner Bank, die Junkies in der Taunusanlage oder das Senckenbergmuseum handelt. Am Römerplatz ist es die Geschichte von der Nie-wieder-Deutschland-Demo im Frühjahr 1990. "Also, das war echt'n Erlebnis der besonderen Art. Es fing damit an, das wir uns schon in 'nem Bullen- und BGS-Kessel aufstellen mußten, in den wir nur nach 'ner Leibesvisite 'reinkamen. Die wollten vorher sichergehen, daß sie ne völlig unbewaffnete Demo einmachen. Hinterher erzählte dann OB Hauff was von Chaoten, die die Frankfurter Bevölkerung bedrohen. Vor unseren Augen machte die Staatsmacht eine regelrechte Leistungsschau, die Parade des versammelten Fuhrparks. Die Wasserwerfer fuhren vor, und die Schweine da drin grinsten und feixten und spielten an ihren Schaltern, als wären es Joysticks. Menschen wegzuspritzen muß echt n' geiles Game sein. Na, denen würde auch Bombenwerfen Spaß machen." "Die Dinger kamen dann ja auch zum Einsatz, so weit ich weiß." "Na, und wie! Die Demo selber war ein Wanderkessel, Spalier rechts, Spalier links, ohne Möglichkeit, was Anderes zu machen als brav die Strecke abzulatschen und die üblichen Parolen zu schreien. Dann fand zur Abschlußkundgebung hier auf dem Römer das Gemetzel statt. Die eigentliche Demo war vorbei, alles wartete auf die Redebeiträge, inzwischen wurde Bier verkauft, es standen sogar aufgebaute Tische herum. Vorher hatte es n bißchen genieselt, jetzt kam die Sonne durch, alles war am relaxen. Richtiges Idyll. Dann fingen die Cops plötzlich an, ringsherum den Kessel dichtzumachen. Die Leute vom Göttinger Block kapierten als Erste, was los war, weil die Bullei auf der Conny-Demo _ nach dem gleichen Konzept vorgegangen war. Sie mobilisierten über Megaphon die Leute zur richtigen Seite, so daß die Bullen den Kreis nicht ganz schließen konnten. Dafür wurden die richtig wild. Von mehreren Seiten kamen insgesamt sechs Wasserwerfer, die spritzend drauflos mangelten - die hessischen Riesenteile, halbe Panzer! Vor einem konnte gerade noch ein Typ wegspringen, den hätts fast erwischt." "Wie damals bei Günther Sare!" "Ja, genau so; und das Beklemmende: in der gleichen Stadt, vielleicht die identischen Bullen oder enge Kollegen, wer weiß? Na, ich sofort nach vorne, in die erste Reihe, Ketten schließen - die Leute rannten da nämlich alle diffus durcheinander, aber von hinten gingen ein paar Besonnene rüber, um das Chaos zu verhindern. Dann flogen die Bierbänke." "Bitte, was?" Alfie traut seinen Ohren nicht. "Ja, ein paar Leute auf der anderen Seite des Platzes wuchteten eine Bank auf ihre Schultern und schmissen sie koordiniert nach vorne, gegen die Windschutzscheibe von `nem Wasserwerfer. Und dann knallte das Ding wirkungslos da drauf, fiel runter, der Fahrer betätigte kurz die Scheibenwischer, das war 's. `Mineralisiertes Glas!' murmelte irgend jemand neben mir. Es kamen noch ein paar größere Holzteile hinterher geflogen, Wirkung natürlich auch gleich null. Als nächstes rückten dann die Prügelgarden an und hauten auf uns ein, was das Zeug hielt. Ich fiel mit dem Bauch auf so ein Gußeisengeländer von 'nem öffentlichen Klo, und unten stand ein Fotograf und knipste mir ins Gesicht. Auf meinem Rücken lag ein Typ, der von 'nem Bullen die Jacke vollbekam, und nur deswegen kriegte ich selber nichts ab." "Huuh!" macht Alfie. "Das hört sich ja echt herbe an!" Valentin nickt. "Das war wie im Film. Als die Bullen endlich mit Hauen aufhörten und ich mich umdrehen konnte, war das erste, was ich sah, die Statue auf dem Brunnen: Justitia! Klasse! Paßte wie Arsch auf Eimer. Dann wichen die Bullen zurück; ich weiß nicht warum, ob sie nicht durchkamen oder uns die Abschlußkundgebung lassen wollten. Auf jeden Fall, wir konnten zurück auf den Platz, überall rote Fahnen und `Hoch die internationale Solidarität!' Richtig romantisch war das." "Was war mit dem Kerl auf deinem Rücken?" fragt Alfie und nimmt Valentins schwungvollem Pathos den Wind aus den Segeln. "Tja, äh...weiß ich nicht. Der war auf einmal weg." ist die betretene Antwort.
Valentin macht für ihn ein komplettes Frankfurt-Programm, eine sehr persönliche Stadtführung, die etwa acht Stunden in Anspruch nimmt. Zu allem, was er Alfie zeigt, hat er seine eigene, selbsterlebte Anekdote zu erzählen, egal, ob es sich dabei um den Turm der Dresdner Bank, die Junkies in der Taunusanlage oder das Senckenbergmuseum handelt. Am Römerplatz ist es die Geschichte von der Nie-wieder-Deutschland-Demo im Frühjahr 1990. "Also, das war echt'n Erlebnis der besonderen Art. Es fing damit an, das wir uns schon in 'nem Bullen- und BGS-Kessel aufstellen mußten, in den wir nur nach 'ner Leibesvisite 'reinkamen. Die wollten vorher sichergehen, daß sie ne völlig unbewaffnete Demo einmachen. Hinterher erzählte dann OB Hauff was von Chaoten, die die Frankfurter Bevölkerung bedrohen. Vor unseren Augen machte die Staatsmacht eine regelrechte Leistungsschau, die Parade des versammelten Fuhrparks. Die Wasserwerfer fuhren vor, und die Schweine da drin grinsten und feixten und spielten an ihren Schaltern, als wären es Joysticks. Menschen wegzuspritzen muß echt n' geiles Game sein. Na, denen würde auch Bombenwerfen Spaß machen." "Die Dinger kamen dann ja auch zum Einsatz, so weit ich weiß." "Na, und wie! Die Demo selber war ein Wanderkessel, Spalier rechts, Spalier links, ohne Möglichkeit, was Anderes zu machen als brav die Strecke abzulatschen und die üblichen Parolen zu schreien. Dann fand zur Abschlußkundgebung hier auf dem Römer das Gemetzel statt. Die eigentliche Demo war vorbei, alles wartete auf die Redebeiträge, inzwischen wurde Bier verkauft, es standen sogar aufgebaute Tische herum. Vorher hatte es n bißchen genieselt, jetzt kam die Sonne durch, alles war am relaxen. Richtiges Idyll. Dann fingen die Cops plötzlich an, ringsherum den Kessel dichtzumachen. Die Leute vom Göttinger Block kapierten als Erste, was los war, weil die Bullei auf der Conny-Demo _ nach dem gleichen Konzept vorgegangen war. Sie mobilisierten über Megaphon die Leute zur richtigen Seite, so daß die Bullen den Kreis nicht ganz schließen konnten. Dafür wurden die richtig wild. Von mehreren Seiten kamen insgesamt sechs Wasserwerfer, die spritzend drauflos mangelten - die hessischen Riesenteile, halbe Panzer! Vor einem konnte gerade noch ein Typ wegspringen, den hätts fast erwischt." "Wie damals bei Günther Sare!" "Ja, genau so; und das Beklemmende: in der gleichen Stadt, vielleicht die identischen Bullen oder enge Kollegen, wer weiß? Na, ich sofort nach vorne, in die erste Reihe, Ketten schließen - die Leute rannten da nämlich alle diffus durcheinander, aber von hinten gingen ein paar Besonnene rüber, um das Chaos zu verhindern. Dann flogen die Bierbänke." "Bitte, was?" Alfie traut seinen Ohren nicht. "Ja, ein paar Leute auf der anderen Seite des Platzes wuchteten eine Bank auf ihre Schultern und schmissen sie koordiniert nach vorne, gegen die Windschutzscheibe von `nem Wasserwerfer. Und dann knallte das Ding wirkungslos da drauf, fiel runter, der Fahrer betätigte kurz die Scheibenwischer, das war 's. `Mineralisiertes Glas!' murmelte irgend jemand neben mir. Es kamen noch ein paar größere Holzteile hinterher geflogen, Wirkung natürlich auch gleich null. Als nächstes rückten dann die Prügelgarden an und hauten auf uns ein, was das Zeug hielt. Ich fiel mit dem Bauch auf so ein Gußeisengeländer von 'nem öffentlichen Klo, und unten stand ein Fotograf und knipste mir ins Gesicht. Auf meinem Rücken lag ein Typ, der von 'nem Bullen die Jacke vollbekam, und nur deswegen kriegte ich selber nichts ab." "Huuh!" macht Alfie. "Das hört sich ja echt herbe an!" Valentin nickt. "Das war wie im Film. Als die Bullen endlich mit Hauen aufhörten und ich mich umdrehen konnte, war das erste, was ich sah, die Statue auf dem Brunnen: Justitia! Klasse! Paßte wie Arsch auf Eimer. Dann wichen die Bullen zurück; ich weiß nicht warum, ob sie nicht durchkamen oder uns die Abschlußkundgebung lassen wollten. Auf jeden Fall, wir konnten zurück auf den Platz, überall rote Fahnen und `Hoch die internationale Solidarität!' Richtig romantisch war das." "Was war mit dem Kerl auf deinem Rücken?" fragt Alfie und nimmt Valentins schwungvollem Pathos den Wind aus den Segeln. "Tja, äh...weiß ich nicht. Der war auf einmal weg." ist die betretene Antwort.
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che2001,
Montag, 19. Oktober 2009, 15:08
@Stefanolix "Und letztlich war die Entwicklung sowieso ohne Alternative, denn die BRD konnte ja nicht gegen ihr eigenes Grundgesetz verstoßen und die DDR-Bürger aussperren. Das »… geh'n wir zu ihr« ließ sich also nicht aufhalten." ---- Das stimmt so nicht. Es gab damals eine parlamentarische Komission zur Ausarbeitung einer neuen, gesamtdeutschen Verfassung (über die ich Ende der 90er dann ein Seminar gegeben habe), damit das eben kein reiner Beitritt wurde. Diese Entwürfe, die unter Anderem eine negative Einkommenssteuer anstelle von Subventionen für schwächelnde Branchen oder strukturschwache Regionen vorsahen oder auch ein Recht auf Arbeit verschwanden dann ebenso sang- und klanglos wie Kohls 10-Punkte-Plan.
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