Erfolgreiche Hausbesetzung in Hamburg
Gegen die Pläne, das Gängeviertel komplett umzubauen und luxuszusanieren hatten verschiedene Künstler seit August insgesamt 12 Häuser dort besetzt. Jetzt ist die Stadt Hamburg erstmals bereit, ihre Pläne zu überdenken. GAL-Senatorin Christa Goetsch (ja, Eine von denen, denen ich anlasste, aus einer Tradition heraus zu kommen, die einmal mit Häuserkämpfen zu tun hatte und heute für Armenvertreibung und Gentrifizierung zu stehen) erklärte sich verhandlungsbereit. Nichts von Wert kommt ohne irgendeine Art von Kampf. Schauen wir mal, wie es weitergeht. Zumindest zeigt sich: Hausbesetzungen haben auch 2009 noch Sinn, auch wenn es nicht mehr um "anders leben", sondern nur noch um "sehr viel Schlimmeres verhindern" geht. Eine Form von Zivilcourage, zu der ich gerne die Meinung unserer Liberalen lesen möchte.
http://www.art-magazin.de/szene/21546/hausbesetzung_gaengeviertel
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first_dr.dean,
Freitag, 30. Oktober 2009, 00:15
Welche Liberalen? Die sich liberal nennenden Rechtslibertären? Oder willst du dazu etwas von Leuten wie momorules, Berger, feynsinn, mark753 u.ä. etwas lesen?
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heinrich.osbert,
Freitag, 30. Oktober 2009, 00:29
Klar hat die Stadt da wenig gegen! Es lohnt sich ja wirtschaftlich ein "konzentriertes Kunstviertel" zu haben, wie die Erfahrung lehrt, insbesondere als "weltoffene Hansestadt". Und so muss man auch nix mehr dagegen tun, damit das "Extremistenviertel" wegkommt. Es ist doch kein Zufall, dass das offenbar nur Künstler_innen sind: jeglicher politischer Bezug fehlt, es geht nur um den eigenen Vorteil; ganz ähnlich der unibrennt-Kampagne. Stadtteilaufwertung durch Bürgerengagement, billiger gehts eh nicht. Dank Medienecho wird das Profil der Stadt als weltoffene Elbmetropole geschärft -- alle profitieren. Außer denjenigen, die irgendwie auch sonst nie profitieren. Aber wen scherts? Überhaupt müsste mensch sich vermutlich mal ernsthafter mit der Künstler_innen-Szene beschäftigen, glaube ich. Politisch interessant oder auch nur lebensweltlich alternativ ist da abseits der Oberfläche, glaube ich, sehr wenig; dazu passt es auch, solch eine Aktionsform zu benutzen (ja, ich weiß, dass bei Hausbesetzungen oft Künstler_innen ganz oben mit dabei waren), um die eigenen Anliegen zu stärken. PR kann mensch halt. Künstler_in ist mensch halt, wenn mensch von der Kunstakademie akzeptiert worden ist, dass damit ein ekelhafter Rückfall in Können-Zeiten verbunden ist (und auch somit ein Gegensatz zum Punk), ach wen interessierts?
Den Unterschied, den Du mit "Schlimmeres verhindern" beschreibt, ist einer ums Ganze! Diese ehemals an sich politische Form ist offenbar akzeptiert, da ist es gerade kein Widerspruch, dass die GAL-Senatorin nichts gegen hat, sondern ein Beispiel, wie solche Widerstandsformen vom Kapitalismus geschluckt werden.
In Dresden wird grimmig geräumt, sind ja eh nur Punks und sich austobende Jungmenschen, in Erfurt wurde das Besetzte Haus mit massivsten Polizeiaufgebot geräumt -- diese Linie setzt sich fort, diese Linie müsste betrachtet werden. Ich finde es unkritisch, so etwas nicht zu sehen.
(Selbstverständlich ist unibrennt wie auch diese Besetzung zu begrüßen. Aber in den Kontext einer "erfolgreichen Hausbesetzung", nein darein passen sie nicht, das ist zu undifferenziert. Das Deutungsschema passt einfach nicht.)
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mmarheinecke,
Freitag, 30. Oktober 2009, 11:17
Eine Initiative von Künstlern, die sich nicht vor den Karren des Stadtmarketings, wie sie von der derzeitigen Hamburger Regierung so energisch betrieben wird, spannen lassen wollen.
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stefanolix,
Freitag, 30. Oktober 2009, 00:33
@Che: Ich werde mal sehen, ob ich irgendwo eine freie Schublade besetzen kann ;-)
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In unserer Umgebung sind nach der Wende etliche sehr schöne alte Jugendstilhäuser aufgrund von Spekulationen verfallen, teilweise werden sie erst jetzt saniert. Es ist städtebaulich eine Schande und es ist auch nach meinem Verständnis von Marktwirtschaft eine Schande (weil es anscheinend in einigen Fällen mit wirklich üblen Spekulationen zu tun hat).
Normalerweise würde kein Hauseigentümer ein Haus zwanzig Jahre lang leerstehen und verfallen lassen.
Nach meinem Verständnis von Eigentum sind Hausbesetzungen allerdings der falsche Weg (sie kamen in unserer bürgerlichen Gegend sowieso nicht in Frage). Die Stadt muss Fristen setzen und gegebenenfalls selbst auf Rechnung des Hauseigentümers die Sicherung der Substanz veranlassen. Denn meist geht von solchen Gebäuden Gefahr aus.
Es gibt speziell für Künstler andere Möglichkeiten, an günstige Ateliers zu kommen, wie z.B. die alte Baumwollfabrik in Leipzig. Große Städte wie Hamburg und mittlere Großstädte wie Dresden oder Leipzig sollen Infrastruktur für Künstler schaffen, allerdings muss der Ressourceneinsatz vertretbar sein und die Künstler müssen ihren Teil an Verantwortung übernehmen.
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stefanolix,
Freitag, 30. Oktober 2009, 00:48
Ich wohne aber nicht in der Neustadt ;-)
In der Neustadt gibt es kaum noch Hausbesetzungen. Ich kann gern hier in Dresden einige Leute von dort fragen, die sich wirklich gut auskennen.
Soweit ich weiß, gab es 2008 oder 2009 die Besetzung eines brachliegenden Grundstücks, weil darauf ein alternatives Freizeitangebot entstanden war. Das Grundstück gehörte aber jemandem und der wollte darauf bauen. Hier kann man also nicht sagen, dass ein Haus aus Spekulationsgründen verfallen ist.
Die Besetzung eines Hauses durch Punks und die Räumung, die Du oben erwähnst, sind mir vage in Erinnerung (wie gesagt, ich wohne woanders und Dresden ist groß). Das dürfte aber der einzige Fall 2009 gewesen sein. In der Neustadt geht es sonst eigentlich friedlich zu.
Stille Besetzungen mag es geben, aber die spielen naturgemäß in der Öffentlichkeit kaum eine Rolle.
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PS: Oh, da war gerade noch ein Kommentar, auf den ich geantwortet habe. Dann war er weg ;-)
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heinrich.osbert,
Freitag, 30. Oktober 2009, 02:11
Oh, Pardon! Wollte mir den Kommentar dann doch verkneifen. Etwas zu spät, offenbar. Verzeihung!
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stefanolix,
Freitag, 30. Oktober 2009, 07:46
Tja, manchmal ist das hier ein Live-Medium. Die Antwort war ja trotzdem nicht falsch.
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Kann aber auch passieren, dass jemand die Diskussion in Bahnen lenkt, denen ich nicht folgen mag. Dann drehe ich mich um und folge meiner eigenen ;-)
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entdinglichung,
Freitag, 30. Oktober 2009, 11:36
Christa Goetsch ist m.W. erst seit Mitte der 90er GAL-Mitglied, also zu einem Zeitpunkt, wo die GAL schon fast rundumerneuert war
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che2001,
Freitag, 30. Oktober 2009, 12:08
Vielleicht sehe ich das ja schon aus einer Opa-Perspektive, aber für mich ist die GAL eine Partei, deren Gründungsphase von den Hamburger Häuserkämpfen um 1980 nicht zu trennen ist. Und Tradition verpflichtet nunmal...
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entdinglichung,
Freitag, 30. Oktober 2009, 12:44
die GAL hat sich personell in den 1990ern rundumerneuert, nach einem eher tröpfchenweisen Ausstieg einzelner bekannter und unbekannter Personen 1988/89 (Thea Bock, Adrienne Goehler, Ulla Jelpke) zogen sich 1990 zuerst die AG Betrieb/Gewerkschaft und dann die grössere Gruppe um Ebermann/Trampert/Schmidt/Schmidt-Bott sowie das zur PDS tendierende "Linke Forum" (Reents/Stamm) und nach dem Kippen des letzten linken Landesvorstandes 1991 mit AL die letzte Fundi-Gruppe aus der GAL und auch viele frustrierte Einzelpersonen zurück (werden wohl so rund 200-300 zum Kern der 1980er-GAL gehörende Menschen gewesen sein); 1999 nach dem deutschen Angriff auf Jugoslawien spalteten sich dann auch noch die pragmatischen Linken ab die sich als "Regenbogen - für eine neue Linke" konstituierten, ... 2001 ging noch einmal eine kleinere Gruppe zur PDS, etc. ... nach dem vorstandswechsel 1991 gab es eigentlich kaum mehr Bündnisarbeit von GAL-Vorstand oder GAL-Abgeordneten (hier gab es einige Ausnahmen) mit linkeren Gruppen, auf lokale Ebene lief da noch etwas mehr
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che2001,
Freitag, 30. Oktober 2009, 13:00
Ich hatte 1998 eine GAL-Abgeordnete kennengelernt, die ich als astreinen Yuppie beschreiben würde, nur mit ideologisch kanonisierten Ökofood-Ernährungsgewohnheiten.
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entdinglichung,
Freitag, 30. Oktober 2009, 13:40
derartiges war letztendlich auch das Karriereziel vieler Junggrüner an der Uni, die zu diesem Zeitpunkt die GHG und den AStA dominierten, einer von denen ist inzwischen Senator
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che2001,
Freitag, 30. Oktober 2009, 14:03
@Heinrich Osbert, einerseits schätzt Du die Dinge ja richtig ein, andererseits möchte ich dann doch aber mal fragen, wer denn die wahren und richtigen Hausbesetzer sind. Ich habe ja noch die richtig wilden Häuserkampfzeiten mitgemacht, und da gab es schon damals krasse Unterschiede zwischen den einzelnen Fraktionen, die in Berlin sogar bis hin zu Kämpfen untereinander führten. Da gab es die verschiedensten Motivationen für Hausbesetzungen: Vom "Instandbesetzen" runtergekommener Altbauten über "schneller Wohnen" von Leuten, denen es in ihren Buden nicht mehr passte über das Erhalten Wollen eines Kiezes, persönliche Kommune-Anders-Leben-Realutopien und alternative Kulturprojekte bis hin zum strategisch gedachten Schaffen linker Zentren und zum praktischen Angriff auf das kapitalistische Eigentum. Da gab es Linksintellektuelle, wandernde Handwerksgesellen, Studierende, Pflegepersonal, Obdachlose, Müsli-Hippies,Stachelpunks und Asylbewerber unter den Besetzern. Grüne, Kommunisten, Anarchos, Spontis, Autonome,Antiimps, FrauenLesben-Zusammenhänge und Unpolitische. So heterogen die Gruppen waren, so ähnlich waren ihre Probleme, nicht nur mit den Bullen, sondern z.B. auch die Berberkriege, zu denen es meist nach ein paar Wochen kam, wenn Berber dort einzogen und früher oder später Suffkoppaktionen starteten. Bei all dieser großen Heterogenität und den unterschiedlichen Ergebnissen - Zwangsräumung, Mietverträge, Überlassen der Häuser, Wohngenossenschaften - siehe auch mein Beitrag hier zur Situation im Ostertorviertel scheue ich mich zu sagen "die Hamburger Künstler sind aber keine richtigen Hausbesetzer".
@Erfurt: Zu der Räumung hatte ich seinerzeit etwas geschrieben. Ich muss allerdings sagen, dass kommunalpolitisch und politszenemäßig alles hinter Elbe und Main für mich gefühltes Ausland ist. Amsterdam und Kopenhagen sind mir da näher.
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heinrich.osbert,
Freitag, 30. Oktober 2009, 16:14
Keine Ahnung! Ich will auch gar keinen Regelkatalog aufstellen, wer oder was wünschenswert ist und was nicht. Bin ja kein Politbüro...
Eigentlich wollte ich lediglich darauf hinweisen, dass mensch da sehr, sehr vorsichtig mit politischen Einschätzungen und Kategorien sein muss. Mit "vom Kapitalismus geschluckt(en)" Widerstandsformen meinte ich, dass Hausbesetzungen auch im öffentlichen Diskurs nicht mehr per se politisch sind. Ich glaube, das ist trotz aller immer und natürlich auch in der Vergangenheit existierenden Heterogenität (und ja, das immer mitzubedenken ist wichtig, danke für den Hinweis, ich zumindest neige dazu, soetwas zwar zu wissen, aber dann doch der Einfachheit halber von einer "reinen" Sache auszugehen, das ist ziemlich falsch) ein gewaltiger Unterschied zu den 80igern. Ich wollte also nicht den Hamburger_innen ihr Hausbesetze_innenrtum wegnehmen, nur infrage stellen, inwiefern das politisch/links/in diesem Zusammenhang stehend ist, was zumindest in meiner Betrachtung die zentrale Frage ist. Es ging mir also um die politische Bewertung.
Unterscheidet sich die Politszene in Ostdeutschland so stark von der im Westen? Bin aus dem Westen in den Osten gekommen und abgesehen von einer anderen inhatlichen Ausrichtung der Linkspartei (die aber auch hier, Stichwort Katja Kipping, Nähe zu den "Bewegungen" und diesem Kram sucht ) sehe ich hier so viele Unterschiede nicht.
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che2001,
Freitag, 30. Oktober 2009, 19:13
Ich meinte erstens nicht nur die Politszene, sondern auch die kommunalen Strukturen, und bezog in das "gefühlte Ausland" nicht nur die neuen Länder, sondern auch Bayern und Baden-Württemberg ein.
Wie soll ich einen Anfang finden? Ich kenne die Politszenen des Ostens - außer Erfurt und Jena - kaum, das ist terra incognita für mich. Fällt allerdings auf, dass die Partei Die Linke, in der sich hier punkige und freakige Antifas und Ex-Grüne engagieren dort (nicht nur, aber deutlich sichtbar) die Partei der SED-Rentner und strammen Freunde der sozialistischen Ordnung ist. Da sind zwei Flügel in der gleichen Partei, die ohne räumliche Trennung wahrscheinlich einander bekämpfen würden. Dann die scheinbar noch immer einflussreichen Antideutschen in den linken Szenen von Leipzig und Berlin, die es bei uns in Norddeutschland, von bestimmten Hamburger Intellektuellenzirkeln abgesehen kaum gibt, zumindest sind mir nie welche über den Weg gelaufen, wenn man auch ständig ihre Flyer liest. In Bayern und BaWü dominieren in der radikalen Linken, soweit ich das mitkriege, marxistisch-leninistische Sekten, während der/die Durchschnittslinke bei uns eher anarchistisch bzw. autonom oder ohne geschlossenes Weltbild ist. Hinsichtlich der kommunalen Strukturen habe ich den Eindruck, dass die Demokratie auf der Gemeindeebene im Osten noch gar nicht angekommen ist. Da wird nicht offen in den Rathäusern debattiert, sondern hinter geschlossenen Türen ausgemauschelt und dann verkündet. Das ist aber nur ein Eindruck, keine wirklich substantiierte Wahrnehmung. auch-einer und stefanolix mögen da gerne ergänzen/kommentieren.
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auch-einer,
Sonntag, 1. November 2009, 11:14
"Hinsichtlich der kommunalen Strukturen habe ich den Eindruck, dass die Demokratie auf der Gemeindeebene im Osten noch gar nicht angekommen ist. Da wird nicht offen in den Rathäusern debattiert, sondern hinter geschlossenen Türen ausgemauschelt und dann verkündet."
gut beobachtet.
ich erkläre mir das so, dass es da einen grundlegenden unterschied in der aufassung, wie politik gemacht wird, gibt.
in den alten bundesländern halten vor allem die undogmatischen linken die politik für etwas, vergleichbar einem gesellschaftswissenschaftlichen seminar, bloss mehr auf dauer angelegt. also eine etwas ins universitäre gekehrte auffassung des liberalen staatsbürgers, der politik als austausch von sachargumenten versteht. wichtig für dieses verständnis ist, dass diese diskussion nie zu ende ist und keinen gewinner und keinen verlierer kennt.
dass es in der politischen praxis um posten, um die bedienung der eigenen klientel und auch um den willen zur macht und den willen zur machtausübung geht, wurde dabei gern ausgeblendet. dazu kommt noch die moralisierende argumentation, die zwar den vorteil hat, mit sachargumenten nicht widerlegt werden zu können, aber den nachteil, oft den blick auf das wesentliche (posten besetzen, klientel bedienen) zu verstellen.
siehe die grünen der ersten generation (was jetzt nachkommt, ist näher an der fdp, und der möglichkeit, schnell an den begehrten posten zu kommen).
siehe die linke im westen, deren personal, wenn es nicht aus der spd oder von den gewerkschaften kommt, unfähig zur praktischen politik ist.
anders im osten. dort wurde und wird politik als kaderpolitik und als machtpolitik verstanden. nur wird nicht öffentlich diskutiert, weil dem gelernten ddr-bürger oft genug gesagt, sogar vorgesungen wurde, dass von vornherein die partei schon immer recht hat. so erwartet er, dass die zuständigen organe für ihn eine lösung finden, der er zustimmen kann. der demokratische akt ist hier nicht die entscheidungsfindung sondern die zustimmung zur gefundenen entscheidung.
- siehe hierzu den begriff der bürgerinitiative, der im beitrittsgebiet, anders als im westen, bedeutet, dass sich eine gruppe von bürgern mit einem ersuchen an ein organ des staates oder der partei (das war früher ziemlich dasselbe) wendet. beispiel, die bewohner der karl-marx-strasse wenden sich mit einer unterschriftenliste an den bürgermeister, um die schaglöcher in ihrer strasse aufgefüllt zu erhalten. also etwa das, was man im westen unter einer eingabe versteht. das heisst im osten deshalb initiative, weil das an sich vom bürger nicht erwartet wird, initiativ zu werden. als es wirklich soweit gekommen ist, dass die bürger initiativ wurden, waren die alten herren auch bald entbehrlich. den prozess, wie die jungen sed-bonzen an der macht kommen wollten und die cdu-blöckflöten an die macht kamen, wird uns heute, noch zwanzig jahre später, als revolution verkauft.
bei solcher art von politik und solchen politikern kommt es auch zu fehlern, aber sie sind individuellem, nicht systemischem versagen geschuldet. die alten kader der die linke im osten sind nicht gewohnt, im sinn eines herrschaftsfreien diskurses oder auch nur dem austausch von sachargumenten zu diskuteren. derjenige, der bei der sed oder den blockparteien sozialisiert wurde, kann umso besser missionieren. diekussion im verständnis des ml bedeutet, dem dümmeren seine unzulänglichkeit und damit seine gesellschaftliche schädlichkeit klar zu machen, siehe hierzu auch die rolle der massenmedien der ddr in der ddr.
dafür sind diese leute (und auch die der blockparteien) in der praktischen politik ausgebildet und erfahren, es geht um posten, um kader, um seilschaften, und darum, die eigene klientel zu bedienen. das läuft bei der cdu ost genauso wie bei der die linke ost.
dies betrifft die alten.
für die meisten jungen ist politik uncool, cool ist, eine gute ausbildung und spätestens dann dann ab in den westen oder ins ausland.
diejenigen, die bleiben und auch noch politik machen, sind eindeutig zweite garnitur - wenns hoch kommt.
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che2001,
Sonntag, 1. November 2009, 12:17
@"die linke im westen, deren personal, wenn es nicht aus der spd oder von den gewerkschaften kommt, unfähig zur praktischen politik ist." --- Ich habe aber nun seit über 20 Jahren erlebt, dass gerade die radikale, nämlich autonome Linke im Westen da, wo ich lebe, zumindest monothematisch, nämlich im Bereich Antifaschismus und Solidarität mit Flüchtlingen sehr pragmatisch politikfähig ist, dies allerdings wiederum im Dauerbündnis mit Gewerkschaftens und Kirchens sowie linksliberalen BIs.
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auch-einer,
Sonntag, 1. November 2009, 12:33
mit praktischer politik meine ich das, was max weber als das bohren dicker bretter mit dünnen bohrern beschrieben hat. an die macht zu wollen, ist nur der erste schritt, aber der genügt nicht, man muss auch dorthin kommen.
dorthin kommt man mit koalitionen, innerparteilichen wie ausserparteilichen. dazu kommen noch informelle absprachen, klientelpolitik und all das, was politik in der ausübung unangenehm, hässlich, verächtlich erscheinen lässt. es ist da so wie im leben, der schlaue, rücksichtslose ist, wie auch sonst oft, im vorteil.
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heinrich.osbert,
Sonntag, 1. November 2009, 23:56
Ich meinte meine Nachfrage gar nicht einmal kritisch oder gar aggressiv, sondern wollte nur mal Argumente für die These hören. Bin noch nicht lange hier, habe aber auch schon sonderbare Sachen beobachten können (Kommunalpolitik: etwa, dass mensch Auschussbesetzungen solange wählen lässt, bis das richtige Repräsentationsverhältnis der Parteien erreicht ist, irgendein_e Abweichler_in wählt hier nämlich böse nicht den Menschen der eigenen Partei). Ich weiß nur nicht, ob das nicht eher mit anderen politischen Gegebenheiten (Mehrheiten etc.) mehr zu tun hat als mit einer spezifisch ostdeutschen Mentalität.
Ich bezweifle sehr, dass die Linke hier im Osten einfach nur Freunde der sozialistischen Ordnung sind. Sie ist sicherlich sehr von der im Westen verschieden. Aber auch hier ist die Linke durchaus heterogen. Dass diejeningen, die hier Politik machen lediglich zweite Garnitur sind, ist Unfug. Die Klientel, die in den Westen geht, ist doch äquivalent der Geburtswestler, die nur ihren eigenen Vorteil suchen. Die machen auch nur im seltensten Fall Politik!
"dass es in der politischen praxis um posten, um die bedienung der eigenen klientel und auch um den willen zur macht und den willen zur machtausübung geht, wurde dabei gern ausgeblendet"
Es wurde/wird doch nicht ausgeblendet, sondern bewusst abgelehnt, weil mensch sich anders organisieren will! Und das gibt es in der entsprechenden Gruppe auch im Osten. Politik darf doch nicht mit der jetzt herrschenden Art von Interessenorganisation gleichgesetzt werden.
Ich will nicht sagen, dass es keine Ost-West-Unterschiede gibt. In der Tendenz mag auch einiges stimmen. Aber ob die behaupteten Unterschiede wirklich so einfach und mit bloßem Rückgriff auf die kulturelle Eigenheit der DDR zu fassen sind? Ich kenne mich weder hier besonders gut aus noch weiß ich viel über die DDR: Aber das erscheint mir einfach zu einfach, der Osten hat ja auch nach 1990 nicht aufgehört zu existieren. Müsste es, wenn die Prä-1990-sozialisierte-Generation so drauf wäre, nicht auch erhebliche Probleme mit dem Nachwus geben? Von Generationskonflikten sehe ich hier wie im Westen allerdings überhaupt nix, ganz im Gegenteil, es zählt die Familie wie selten in den vergangen Jahren.
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entdinglichung,
Montag, 2. November 2009, 13:42
meine generelle Erfahrung aus den 90ern ist, dass Linke aus der Ex-DDR (ganz gleich ob SED/PDS-sozialisiert, bürgerrechtsbewegt, autonom, etc) den Umgang miteinander, das Diskussionsverhalten und die Form interner Auseinandersetzungen unter "Westlinken" als viel zu aggressiv und unsolidarisch empfinden
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che2001,
Montag, 2. November 2009, 15:50
Die Erfahrung kann ich bestätigen. Ich hatte dann zwar das Glück, in einer netten und sozial hochkompetenten Gruppe gelandet zu sein, aber generell würde ich sagen, dass kein mir bekanntes Milieu mit sich selbst so grausam umging wie die westdeutschen Autonomen der 80er und 90er. Das ging ja vielfach so weit, dass heterosexuelle Männlichkeit nur noch über den "alle Männer sind potenzielle Vergewaltiger"-Leisten geschlagen wurde.
Und auch solche Sachen, wie jemanden mit den Worten zu unterbrechen "Um Deinen Redefluss jetzt mal zu beenden sage ich dazu mal meine Meinung" oder Ähnliches sind Verhaltensweisen, die ich aus der west-linken Szene als ziemlich normal und in jedem anderen mir bekannten Milieu, australische oder isländische Arbeiter ausgenommen völlig unmöglich bezeichnen würde. Rüpelhaftigkeit als Normalfall. Wenn ich mir allerdings anschaue, mit welcher Verbissenheit sich Antideutsche und Antiimperialisten in Magdeburg, Berlin und Leipzig gegenseitig beharkt haben finde ich Letzteres eher schlimmer.
BTW Und den Umgangston grober Verarsche, der in meinem eigenen Umfeld herrschte hingegen völlig in Ordnung, aber das muss man halt kennen - ist so was wie schottischer Humor.
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entdinglichung,
Montag, 2. November 2009, 17:17
der Witz bei der ganzen Sache ist, dass die repressive Stimmung in vielen autonomen Gruppen auch ohne formelle Hierarchien und "demokratischen Zentralismus" funktionierte, das Resultat war hingegen das gleiche wie bei "Kritik-Selbstkritik-Kritik"-Sitzungen des KBW in den 1970ern ... ein schlechtes Gewissen auf Grund eigener Privilegien, ein protestantisch anmutender Moralismus ("alle sind schlecht aber wir sind ein wenig besser, weil wir erkannt haben, dass wir schlecht sind") sowie die eigenen hohen Ansprüche und diejenigen der GenossInnen sorgen da für ein hohes Mass an gruppeninterner Konformität, wo es zuweilen sehr schwer fällt, basisdemokratische Ansprüche umzusetzen ohne sich "schuldig" zu machen
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che2001,
Montag, 2. November 2009, 18:50
Dazu dann noch etwas, das ich falsch verstandenen Antiimperialismus nennen würde. Eine materielle Selbstmarginalisierung, die auf freiwillige Armut hinausläuft. Natürlich ist Konsumkritik sinnvoll, ist es sinnvoll, ökologisch bewusst auch im Privaten zu wirtschaften, und viele Autonome sind/waren ohnehin Soz/ALG2-Empfänger. Ich kann mich selbst auch noch gut darin erinnern, wie ich als Student mir das WG-Zimmer teilweise mit Sperrmüll einrichtete oder dass "selber Kochen" Dose Ravioli aufwärmen, Fischstäbchen mit Reis und Tomatensoße aus Ketchup und Margerine bedeutete und meine WG als "bourgeois" kritisiert wurde, weil wir Premiumbier und Rotwein aus der Flasche tranken und nicht Billigbier und Cuvée Tetrapack. Als ich mal ein neues Bett brauchte haben wir das aus kostenneutral beschafften Holzbalken selbst gezimmert, niemand wäre auf die Idee gekommen, dafür Geld auszugeben.
Aber aus hardcore-autonomen Kreisen kenne ich eine Haltung, die Lebensstandard an sich an den sozialen Verhältnissen des Trikont misst. Da heißt es dann "die Verhältnisse bei uns sind so feist, dass es eine Frage der Gerechtigkeit und der persönlichen Würde ist, gegen soziales Unrecht und amtliche Gängelung zu kämpfen, aber keine materielle". Ich habe da selbst einen Sozialhilfeempfänger erlebt, der sich als "reich" bezeichnete, weil für ihn Bezugsrahmen der Weltmaßstab war, in den die materiellen Bedingungen Indiens und Ägypten mit eingerechnet wurden. Mit so einem Selbstverständnis kann man aber keine Arbeitsloseninitiativen mehr ansprechen, und wenn man sich tausendmal "sozialrevolutionär" nennt wird einen Otto Normal nur als Haufen arger Sonderlinge wahrnehmen.
Btw. Und danach kam dann zum Ausgleich ausgerechnet die McAntifa Poplinke mit ihren Carharrt-Markenfetischismus.
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entdinglichung,
Montag, 2. November 2009, 19:22
Ravioli ... da ist ja TIERLEICHE drin ;-)
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che2001,
Montag, 2. November 2009, 19:29
Die Veganen - oder Gurkenkinder, wie wir sie nannten - tauchten erst auf, als ich schon groß war. Da meinte meine Genossin Rosanna dann: "Jetzt gehen wir einen Döner essen und rauchen danach. Ich fühle mich richtig subversiv, nie war es so einfach, Verbotenes zu tun", und der Coach sagte, es sei dringend nötig, eine allgemein verbindliche Moral zu etablieren. Als alles bekräftigend nickte setzte er hinzu: "Wie im Iran." Die Verbohrtesten bekamen die Ironie erst mit, als ich ergänzte "Und dann wird ein Witzbollah eingesetzt, der entscheidet, über was gelacht werden darf."
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netbitch,
Montag, 2. November 2009, 19:39
Wie war das noch mit der vegetarischen Hühnersuppe?
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tuc,
Montag, 2. November 2009, 19:39
Ja, die Sektenbildung an den Rändern der 90er-Jahre-Autonomenbewegung trug schon seltsame und teils auch entsetzliche Stilblüten.
Hab neulich Hanekes "Das weisse Band" im Kino gesehen und dabei musste ich mich manches Mal an jene Tage erinnern.
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che2001,
Montag, 2. November 2009, 19:49
Kenne ich nicht. Worum geht es da?
Ich erinnere mich noch, wie ein Dir sehr gut bekannter Mitbewohner sich in einer Diskussion mit völlig vernagelten Veganen sich als Anhänger des Currywurstkommunismus "outete". Die Pressemeldung, die ich über die Demo dieser Tierrechtsfanatiker schrieb wurde nicht veröffentlicht, weil mir das in der Redaktion niemand glaubte.
Wir dachten uns damals aus Verarsche vegane Demoparolen aus wie "Hinter dem Schlachthof steht das Kapital, der Kampf um Befreiun ist interanimal" und "Trauer und Wut, Milch ist weißes Blut!". Das Schlimme: Im Gegensatz zu meinen Chefredakteuren nahm die Szene das ernst.
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auch-einer,
Montag, 2. November 2009, 20:08
heinrich osbert,
beobachte weiter und berichte davon.
das auseinanderfallen zwischen deinen und meinen beobachtungen führe ich darauf zurück, dass wir unterschiedliche personenkreise in blick haben.
wenn ich von gelernten ddr-bürgern spreche, meine ich bürger, die zu zeiten des mauerfalls so fünfundzwanzig jahre und älter waren. die sind heute so mitte fünfundvierzig und darüber.
weitere interessante auskünfte geben die seiten des sächsischen landtags, mal einfach nach den herren klaus bartl, klaus tischendorf und andré hahn suchen, aber diese nur zum beispiel. oder die biografien der anderen funktionsträger der fraktion. das sind die leute, mit denen mich herr platzeck versöhnen will.
dort, wo ich wohne, sind hausbesetzungen kein wirkliches problem, es gibt keine, wozu auch. es steht in den städtchen im umkreis genug leer.
die politszene wird auch im osten in den grossen städten bunt sein. die politische richtung der verlierer läuft auf nationalismus (den braucht man nicht lernen) und befehl und gehorsam (da braucht man nicht denken) hinaus. vorsicht also beim versuch, leute zu agitieren, die das nicht wollen. wenn sogar der saarländer bogenpisser nationalistisch-populistische versatzstücke bemüht, wird er wissen, wie er seine kundschaft ansprechen muss.
was politik angeht, selbstverwirklichung und sammeln von erfahrung ist ein beachtlicher aspekt. bei der politik als beruf geht es irgendwann darum, an die macht zu kommen, dort zu bleiben, einen posten zu erhalten und anderen posten zu geben. ist übrigens in der freien wirtschaft nicht anders. die bewusste entscheidung, das sich und seiner familie nicht anzutun, ist beachtlich und ehrenwert, bloss, die nischen werden weniger.
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tuc,
Montag, 2. November 2009, 20:19
Che, "Das weisse Band" dürfte für Dich als Historiker sehr interessant sein. Da geht es um ein norddeutsches Dorf am Vorabend das ersten Weltkrieges. Darum, wer da das sagen hat (Baron, Pfarrer, Lehrer) und darum, wie das repressive und eiskalte Klima auf die Menschen wirkt. Vordergründig ist es eine Art Krimigeschichte, dahinter eine Studie über Fanatismus und religiösen Wahn, über Totalitarismus und das 20. Jahrhundert. Schlau erzählt und sehr gut gefilmt.
Aber wie wohltuend dagegen die Ideologie des Currywurstkommunismus! Ich bin und bleibe eifriger Schüler dieser einzig wahren Lehre!
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auch-einer,
Montag, 2. November 2009, 20:54
ernst glaeser, jahrgang 1902
fällt mir zum beginn des 1. weltkriegs in der provinz ein.
leonhard frank, die räuberbande
spielt in würzburg, noch vor dem 1, weltkrieg
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auch-einer,
Montag, 2. November 2009, 20:55
Aber wie wohltuend dagegen die Ideologie des Currywurstkommunismus! Ich bin und bleibe eifriger Schüler dieser einzig wahren Lehre!
tuc, gibt es da noch praktikumsplätze?
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che2001,
Montag, 2. November 2009, 23:03
Tuc, ich erinnere mich noch an den Werner-Cartoon den Du damals gezeichnet hattest mit dem Subtext "Postfordismus kesselt nicht";-)
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che2001,
Montag, 2. November 2009, 23:09
@"die bewusste entscheidung, das sich und seiner familie nicht anzutun, ist beachtlich und ehrenwert, bloss, die nischen werden weniger." --- Da, wo ich herkomme, ist es eher so, dass jemand, der im konventionellen Sinne Karriere macht als schlechterer Mensch angesehen wird und freiwillig Verzicht zu üben (was heißen kann, Sozialhilfe bzw.H4 als Lebensperspektive) als moralische Haltung. Es hat ja echt jemand die Kontaktpflege zu mir aufgekündigt, weil ich eine Laufbahn in einem Unternehmen eingeschlagen habe und mein Verhalten wörtlich als "Verrat" bezeichnet.
Btw aber in Wirklichkeit ist aus manchen der großen Kämpfer Erstaunliches geworden, z.B. in der Rüstungsindustrie.
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netbitch,
Mittwoch, 4. November 2009, 00:55
Und aus anderen sind Alkohollleichen oder Junkies geworden. Die Zahl der "Verräter" und der Dropouts dürfte etwa gleich sein, die Mehrzahl dürfte doch eher unspektakuläre Lebenswege eingeschlagen haben. Wie Du und ich ja auch.
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entdinglichung,
Mittwoch, 4. November 2009, 13:48
unspektakuläre Lebenswege, "die LINKE wählen, sich zu einzelnen Themen gelegentlich engagieren und hin- und wieder auf Demos gehen" ist, soweit ich dass noch überblicke auch bei meinen Antifa-GenossInnen von um 1990 die gängige Lebensweise, kaum Leute die wirklich heftig abgestürzt sind und einer, der als Anwalt für Callcenterbetreiber Betriebsräte "rausklagt" ... interessant ist vielmehr, dass sich einige "KaderInnen" von damals fast vollständig zurückgezogen haben wohingegen einige GenossInnen, die sich eher am Rande der "Zusammenhänge" bewegten inzwischen viel aktiver sind ... ansonsten denke ich manchmal, dass für diejenigen, die sich nach der "Hochphase der Bewegung" und speziell ab 1990/91 politisiert haben, die Enttäuschungen und damit auch die Gefahr eines Absturzes/der Resignation geringer waren
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che2001,
Mittwoch, 4. November 2009, 14:05
Es gibt da verschiedene gefühlte Hochphasen. Eine war die Häuserkampf-und Anti-AKW-Bewegung 1978-82, in der die Autonomen als Bewegung in Westdeutschland überhaupt erst entstanden, für mich waren es eher die mittleren Achtziger mit Friedens/Antikriegsbewegung, Volkszählungsboykott 1+2 und dem Hochkommen der Antifa und die Phase um 1990 eher eine der Neuorientierung und der Krise. Für eine jüngere Genossin, die die alte autonome Szene überhaupt nicht mehr kennt war die Zeit ab 1991 eine Zeit des Aufbruchs, die mindestens bis 1995 dauerte: Jugoslawienkrieg und Flüchtlingssolidarität, auch mit Flüchtlingen aus dem Irak und Kurdistan-Türkei als wirklich praktische Unterstützungsarbeit und Proteste gegen rassistische Diskriminierung allgemein neue Inhalte einer an Aktivität zunehmenden Bewegung. Was nach 1998 passiert ist sehe ich aber tatsächlich weitgehend als Rückzugsgefechte und Auflösungserscheinungen.
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entdinglichung,
Mittwoch, 4. November 2009, 14:24
als "1987er" für den die Bewegung gegen die Abi-Deform wichtig war bin ich da wohl eher eine Übergangserscheinung aus einer Phase zwischen zwei Umbruchperioden ;-)
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heinrich.osbert,
Mittwoch, 4. November 2009, 19:58
Was'n Abi-Deform?
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che2001,
Mittwoch, 4. November 2009, 23:45
Die Verschärfung der Abiturbestimmungen im Zusammenhang mit der Reform des Hochschulrahmengesetzes Ende der 80er.
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auch-einer,
Sonntag, 1. November 2009, 10:11
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neues aus österreich gibts im profil (österr. nachrichtenmagazin), hier:
http://www. profil.at/articles/0944/560/254638/die-generation-nachkriegszeit-revolte
und hier (die antworten der leser sind fast interessanter als der kommentar):
http://www. profil.at/articles/0944/567/254613/christian-rainer-tupperware-party-audimax
und im falter (österr. szenemagazin, dort ruhig einmal ins archiv einischaun), hier:
http://www. falter.at/web/print/detail.php?id=1025
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schon sonderbar, dass man hierzulande eher wenig davon erfährt, oder?
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che2001,
Sonntag, 1. November 2009, 13:06
Eine Bekannte aus Österreich schilderte mir, dass dort die Jugend im Aufbruch sei und eine starke und sehr aktive linksalternative Bewegung sich seit ein paar Jahren entwickle. Was sie im Einzelnen beschrieb erinnerte mich an die frühen 80er in Deutschland, die in Österreich eher ruhig waren.
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heinrich.osbert,
Mittwoch, 4. November 2009, 19:58
Offenbar ist bei der These was dran, war letztens bei einer Veranstaltung überrascht: da kamen die Österreicher_innen tatsächlich busweise, dabei war das Ganze so spektakulär nicht. Mag vielleicht auch damit zusammenhängen, dass es mindestens in Wien mit Ulrich Brand einen der letzten wenigen kritischen Profs gibt, sonst wird ja eine linke Einstellung gerne versucht universitär abzuerziehen.
Im Übrigen ist nun auch Potsdam, Münster, Heidelberg besetzt und das, obwohl der offizielle Bildungsstreik-Auftakt noch gar nicht begonnen hat. Mal abwarten, was noch passiert.
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che2001,
Mittwoch, 4. November 2009, 23:44
Österreich hat keine 68er Revolte erlebt, jedenfalls nicht so wie Frankreich, Deutschland, Italien, England, Dänemark, und auch die Nazi-Zeit wurde kaum aufgarbeitet: Nazis, das waren die Deutschen. Austrofaschisten und Sozis hatten in den gleichen Lagern gesessen, vorher unter Schuschnigg Sozis und österreichische Nazis. Der Generationenkonflikt war in den 70ern nicht dermaßen politisiert gewesen wie in Deutschland, schon gar nicht unter antifaschistischen Vorzeichen. Da kam es erst später zu einer aufholenden Entwicklung und infolgedessen zu einer linken Jugendbewegung, die sich heute artikuliert. ie ist auch aber eher mit unseren früheren Grünen vergleichbar als mit der deutschen Linken dazwischen.
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saltoftheearth,
Donnerstag, 5. November 2009, 17:12
Bei "Kottan Ermittelt" hab ich immer den Eindruck, dass die zumindest die guten Sachen von 68 alle mitbekommen haben.
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che2001,
Donnerstag, 5. November 2009, 18:54
Na ja, zumindest subversiven Humor und sexuelle Befreiung. Der Einfluss auf die Gesellschaft insgesamt war aber weitaus geringer, wie auch der österreichische Kapitalismus sich vom deutschen lange Zeit deutlich unterschied: Extrem hohe Staatsquote, fast wie in Schweden, Ladenketten und Konzerne in Parteibesitz, ausgeprägtester Korporatismus - und lange Zeit geringere Ausprägung der Krisenzyklen bei einer Ökonomie, in der Spezialindustrien (Werkzeugmaschinenbau, Spezialstraßenbau, Wasserkraftwerkstechnik, Seilbahn- und Liftbau, alpine Sportgeräteindustrie, Bau von Speziallastkraftwagen), Tourismus und Landwirtschaft lange Zeit Schwerpunkte bildeten.
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