Samstag, 31. Juli 2010
Schluss mit lustig
Nachdem dort gerade freudig darüber diskutiert wird, wie viel ein Menschenleben wert sei, in Geld gemessen, habe ich die Bissigen Liberalen entlinkt. Möglich, dass ich zum persönlichen Blog von Stefanolix ein Link legen werde, aber die Diskussion, die auf diesem Blog gerade abgeht, ist so unterirdisch, dass ich da nicht als mittelbarer Multiplikator wirken will.

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Hey, Moment mal, der Ursprung der Diskussion war aber nicht ganz so, wie Du das hier darstellst. Denn es geht da doch letztendlich um ein ganz praktisches Problem, wie ich mehrfach betont habe: Welche Summen sollte man ausgeben, um bestimmte Risiken für tödliche Unfälle zu reduzieren oder zu eliminieren? Auch eine weitere Frage, die sich daraus ergab, finde ich nicht ganz so unterirdisch: Wie hoch sollten die Entschädigungszahlungen sein, die jemand, der einen Tod verursacht hat, an die Hinterbliebenen zahlen soll?

Vieles, was in der Diskussion dann kam, finde ich auch selbst mehr als schmerzlich, eigentlich sogar unerträglich. Aber ich gucke zu selten in die Kommentarspalte, um etwa den Hartz-IV-Euthanasie-Kommentar von Freiherr Markt frühzeitig zu löschen, bevor sich da eine ganze Diskussion draus entwickelt.

Einige Kommentare sind aber auch sehr gut, sehr interessant. Der letzte von "huch" etwa gefällt mir sehr gut, wenn er sich auch nicht mit der im Beitrag aufgeworfenen Fragestellung beschäftigt.

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Entscheidend ist, was hinten bei rauskommt. Dazu hat "Huch" alles gesagt.
"Einst waren es Liberale, die ihre antiliberale Meinung sagen wollten." Theodor W. Adorno, Elemente des Antisemitismus

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Man kann als mildernd allenfalls anführen, dass das Meiste, was in dem betreffenden Thread bei Euch drüben diskutiert wurde ohnehin in den Bereich des Klinischen gehört.

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"des Klinischen"? Bitte erläutere dies doch mal. Ich verstehe nämlich nicht, was Du damit sagen willst.

Übrigens entwickelt sich die Diskussion weiter, und wird wieder deutlich angenehmer.

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Der Sozialpsychologe und humanistische Psychoanalytiker Erich Fromm beschrieb in seinen Hauptwerken wie "Die Kunst des Liebens", "Haben oder Sein" und "Jenseits der Illusionen" inwieweit kaltes, unempathisches, bewusst emotionsfreies Denken krankhaft und zugleich die Grundlage des Aufrechterhaltens von Machtstrukturen ist. Er analysierte die sehr stark in Macht-Geld-Technik-Sachwerte denkenden und emotional stark unterkühlten Menschen als latent nekrophil und latent psychopathisch. Dafür liefern Leute wie Freiherr Markt Paradebeispiele, wie sie kein Lehrbuch besser schematisieren könnte.


http://de.wikipedia.org/wiki/Haben_oder_Sein


http://www.amazon.de/Haben-oder-Sein-Erich-Fromm/dp/3423361034

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Die Unfähigkeit zur Emphatie wie auch zur Trauer wie auch des Respekts vor dem Gegenüber ist in der US-Psychiatrie zentrales Merkmal des Psychopathen. Kann man auch Soziopath nennen. Total durchrationalisiertes Verhalten ist eben das: Pathologisch.

Es gibt übrigens empirische Forschungen, die belegen, dass derartige Soziopathologien in den Führungsetagen von Wirtschaftsunternehmen weit überproportional häufig anzutreffen sind. Unter den Führungskadern evangelikaler und katholischer Kirchen vermutlich auch, das ist aber nicht belegt.

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Und in diesem Zusammenhang finde ich auch erschreckend, was Rayson in seinem Duisburg-Posting veranstaltet hat. Das ist nun bei Weitem noch nicht pathisch, aber dennoch trostlos. Ich bin nun im Gegensatz zu Anderen von der Katastrophe emotional nicht aufgewühlt, was teils auch darin begründet liegt, dass nach Duisburg noch schlimmere Dinge geschehen sind (Überschwemmungen in China und Pakistan, Heidebrände in Russland), teils aber auch darin, dass ich mich gegen kognitive Dissonanzen innerlich schütze. Solche Schutzmechanismen aufzubauen halte ich für legitim, Rettungskräfte könnten ohne diese nicht arbeiten. Aber was Rayson dort trieb, war die Versachlichung des Entsetzlichen, das Rationalisieren über jede Rationalität hinaus und der Aufbau einer künstlichen Distanz mit Erhöhung des eigenen Ich und Herabsetzung der Opfer (Aufbau der Distanzierung von den Massen, Hegen eines kulturalistischen Dünkels). Wer sich in dieser Weise erhebt, demonstriert damit eigentlich ein emotionales Defizit nach dem Muster "Standest so oft an der Wand mit dem hochmütigen Blick des Richters, wärst so gerne beteiligt gewesen an der Spontaneität der Anderen, hattest immer ein "Aber" bereit." Und dann sind wir eigentlich schon mittendrin in Theweleits Männerfantasien oder auch bei dem, worüber Monoma ein eigenes Blog betreibt.

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Nicht von ungefähr hatte man für die "kalte, unempathische, bewusst emotionsfreie" Clique um Condoleezza Rice einen sehr passenden Spitznamen gefunden: The Vulcans.

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