Donnerstag, 29. September 2011
Fragen, die das Leben stellt (3)
Was macht ein Atheist in Pfaffenhofen?

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An bestimmten Sonntagen
über den Flohmarkt schlendern, Kronleuchter und antike Wandspiegel erwerben...

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sich der progressiven Selbstverbürgerlichung widmen...

oder Gründung einer anarchistischen Gemeinschaft in der Don-Straße. Wobei das hier eigentlich auch ganz nett ist.

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Die Villa vom zweiten Link des Doktor Dean sieht aus wie ein Drehort aus einer einer alten Derrick-Folge.

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Wozu Drehort? Die Wirklichkeit ist viel krasser.
Nur mal so:

Das Geld, dass in den letzten Jahren in Dtl. zur Banken- und Anlegerrettung aufgewendet wurde, das genügt locker, um rund 500.000 (!) derartige Domizile zu finanzieren, die ganz locker und hochkomfortabel für eine 30-köpfige WG genügen würden.

Es sind einfach fantastische Zahlen: Seit Ende 2008 hat die EU-Kommission kurzfristige Staatsbeihilfen und Rettungsfonds im Umfang von 2900 Mrd Euro und Kapitalspritzen von mehr als 300 Mrd Euro genehmigt. Bei hochoptimistischen Annahmen wird sich der Anteil der dt. Arbeitnehmer/innen auf "lediglich" 500 Mrd. Euro beschränken. Ich möchte garnicht erst anfangen, das teils sehr billig beseitigbare Elend in der Welt anzuführen, die sinkenden Entwicklungshilfen, die immer stärker in eine Entwicklungshilfe für die eigene Wirtschaft verwandelt wurden, ach...!

Es ist alles aus den Fugen geraten, einzig, um Kapitalbesitzern größere Unannehmlichkeiten zu ersparen. Meinetwegen kann sich Pfaffenhausen, ob an der Ilm, an der Glonn oder sonstwo in einen vollends atheistischen, pfaffenfreien Ort verwandeln, in dem nur noch Harry Potter bzw. den Werken von Rowling gehuldigt wird.

Wenn nur, bitteschön, im Gegenzug "nur" 10 Prozent der für Kapitalbesitzer mobilisierten Gelder nachträglich in mehr Studienplätze, einer positiven Ausbildungsplatzumlage, die allen Mangel beseitigt, und günstigere Kindergärten verwendet werden würde.

(auf mich hört da oben nur leider keiner)

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Selbstachtung
In den Mitte- Endneunzigern machte ich aus meiner finanziellen Knappheit einen Sport.

Grundnahrungsmittel und im Vobeigehen beim Türken für 1,60 DM ne handvoll Möhren oder so und glatte Petersilie (lecker, gut für die Verdauung, Veitamin Ce, was grünes in der Pfanne) - pro Woche 20 DM, das war viel, und da war sogar Tabak dabei, oder, naja 25 DM per week, und dann manchmal sogar n Bier. Gut, um zu wohnen, also richtig mal mit Miete - das war dann irgendwann eine andere Geschichte, Tagelöhnersachen, blöd, so hab ich mein Studim dann auch nicht geschafft. Trotzdem, ein toller Luxus, sich, in Glücksfällen, mal mit wirklich schlauen Leuten zu umgeben (das waren dann meist allerdings nur Dozentehn).

Aber das langte, und ernähren konnte ich mich gar nicht mal so schlecht. Es schmeckte, und einzukaufen machte Spass. Dann kam der Euro=Teuro (eins zu eins) und der Typ vom Tante Emma Laden (ich wohnte nicht mehr in der City, dh. in Türkenlädenneähe) sagte mir, als ich etwas konsterniert auf die Preise guckte, ja, es ist alles teurer geworden, und, ein paar Monate später machte der dicht.

Dann kam der finanzielle Aufstieg, nach längerer Krankheit, vom Sozi- zum Hartz IV-Empfänger, ja, das waren tatsächlich irgendwas unter hundert Euro mehr, und es hieß nicht mehr, wenn du da halbverhungert nach sechs Wochen Grippe ankamst und um die Miete bettelstest, hier hast´e 10 Mark, such dir nen Job (die in der Zeitarbeitsfirma schlugen nur mich musternd die Hände über dem Kopf zusammen, nee, du kannt nicht arbeiten - auf den Trick, dass man sich krankschreiben lassen konnte, wenn man krank ist, kam ich dann später) und wieder, wenn du dich wirklich ausschließlich aufs Einkaufen konzentriertest, also dreimal pro Woche mit Rucksack und Fahrrad los und die verschiedenen Supermärkte ansteuertest, wissend, was es wo zu welchem Preis gibt, jedesmal eine Stunde investierend, dann konntest du dich mit dem Geld gesund ernähren. Gemüse, Linsen, Naturreis.

O.k., ich habe einen DVD-Player, der kostete so 30/40 Euro. Aber Grundnahrungsmittel haben sich mittlerweile verdreifacht z.T. sogar vervierfacht, vervierfacht! Das macht, bei allem sportlichem Ehrgeiz, keinen Spass mehr. Es geht sogar soweit, dass mir das Essen an sich keinen Spass mehr bringt. So war das gemeint, und, es ist jetzt dahin gekommen, dass ich jetzt mitmache, wer wenig Geld hat, darf auf keinen Fall auch nur den letzten Rest an Sebstauchtung haben.

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Mein Mitgefühl hast Du jedenfalls. In vergleichbaren Lebenssituationen war ich zu meinem Glück noch nie.

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Tipps und Erfahrungen
istflut, ich finde, du gehst die Supermärkte etwas zu frontal an. Also, eine Stunde Zeitaufwand: Das kommt schon gut hin. Ich kenne Finanzprobleme ganz außerordentlich gut und gehe darum seit diversen Monaten die Supermärkte bevorzugt seitlich bzw. von hinten an. Notwendige Dreikantschlüssel mache fertige ich mir selbst.

Also, gesunde Ernährung: Das ist das geringste Problem. Wie gesagt, wenn man die Supermärkte nicht allzu frontal angeht oder - gar - durch die Eingangstür. Der Sommer und das Grillwetter dient dazu meine Vorräte an feinstem Fleisch so stark aufzustocken, dass auch ein langer, kalter Winter keinerlei Engpass bedeutet. Wobei ich an dieser Stelle Penny sehr loben muss, jedenfalls die Filale, die in meiner Nähe liegt. Wenn man sich auf bestimmte Uhrzeiten eingestellt hat, wird man prompt beliefert, teils sehr großzügig. Einzig mein Bedarf an Billiglimonade, Milch, und mein heißgelieber Käse (Blauschimmel!, Camenbert! Brie! Maasdamer! Emmentaler!) sowie das notwendige Katzenfutter reißt gelegentlich ein kleines Loch in meine in der Tat unangenehm schmale und leichte Geldbörse.

Ein ungeahnter Vorteil dieser eigentlich ursprünglich ungewollt gewählten Methode ist es, erstens, dass ich meine Zeit nicht mit Einkaufen verplempere. Und zweitens, die sogenannte Kaufanreize haben bei mir, was meinen Alltag betrifft, so gut wie jede Wirkung verloren.

Ich habe immer genug.

P.S.

Allerdings muss man höllisch aufpassen, nicht allzu offensichtlich diese Form der halblegalen Selbstbedienung durchzuführen, das Halbdunkel ist klar zu bevorzugen, denn schneller als man gucken kann, werden von den "verantwortlichen" Marktleitern Absperranlagen, Zäune und Schlösser installiert - durch mangelnde Vorsicht habe ich bereits drei vorzügliche Quellen gekillt bzw. killen lassen. Und wirklich, die Tafel ist keine adäquate Alternative dazu - viel zu zeitaufwendig, entwürdigend, und seltenst bekommt man wirklich eine anständige Menge an abgelaufenen Nahrungsmitteln und welkem Gemüse, mit der man auch wirklich etwas anfangen kann, geschweige denn, dass man mit Grundnahrungsmitteln versorgt wird - wie sowas als Hilfe in der Not ernsthaft funktionieren soll, ist mir ziemlich unklar - einzig lohnenswert ist es, bei den sogenannten Ausgabestellen mal außerhalb der normalen Zeit aufzuschlagen, wenn man tatsächlich halb verhungert ist und keine Vorräte mehr hat - jedenfalls wurde mir da zweimal großzügig geholfen.

Ich kann dir nur raten, dir irgendeine Form von Job/Tätigkeit zu suchen, der dir halbwegs würdig erscheint, als "Schwarzarbeit", um finanziell einigermaßen über die Runden zu kommen. Nichts ist teurer, als rote Zahlen auf dem Konto, plötzlich kommen Mahnungen, Anwälte zocken dich ab usw. usf. Da ist moderate Schwarzarbeit (z.B. Seniorenbetreuung in der Nachbarschaft, Kuscheltierverkauf abends in Kneipen/Cafés) wirklich besser.

In jeder Hinsicht, wie ich finde. Und mühsam ist es, als Hatzvierling aus dem finanziellen Loch heraus zu krabbeln, erst recht, wenn man etwas kränklich sein sollte (wie ich es leider bin).

Viel Glück - und verwirkliche ein paar kleine Träume!

(man muss das System schon ein wenig austricksen, finde ich, um seine Würde zurückzuerlangen)

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danke für den Zuspruch, die Tipps - wird schon
in dieser Speckgürtel- Bonzenecke, wo ich wohne (es gibt hier dann noch die 50er Jahre Siedlung mit zT günstigen Mieten), gibt es absurderweise hauptsächlich Supermärkte mit unterirdischem Lebensmittelangebot, was die Quailtät angeht (Lidl, ...), und danbn den Delikatess-Markt, der dann aber Grundnahrungsmittel zu fairen Preisen anbietet (Kindey-Bohnen, Apfel, Espresso, der Naturreis preislich unschlagbar), dort, wo man mit Pelz und geschminkt einkaufen geht, und dann einfach runde Preise, da gehe ich hin, wenn´s etwas besser sein darf, z.B. das hier auf de Ecke produzierte Brot, der Espresso, den Reis brauche oder etwa Orangenmarmelade. Ansonsten bin ich auch ein großer Fan von Penny.

Dazu muss ich dann immer in den nächsten Stadtteil mit dem Bike oder Bahn (Tickt?). In letzter Zeit lief das mit der Kohle ja auch eigentlich immer ganz gut; nur dann war es doch mal knapp. Das blöde: wenn du mal auch nur etwas mehr hattest, ist es schwer, wieder zur Disziplin zurückzukehren. Z.B. hatte ich diesen 1,40 @ Job, der sogar interessant war, (Verschlagwortung für´s digitale Bildarchiv des archäölogischen Instituts), da konnte ich allerdings auch beobachten, wie die frischen Tomaten von der Auslieferungsstelle für die Tafeln in HH abgezweigt wurden. Vielleicht gebe ich mal Musikunterricht, ein Bekannter verdient sich damit hier dumm und dämlich, beim bürgerlichen Publikum.

Aber gute Ideen, mal etwas kreativ werden, kannte sogar mal Leute, die Kontakte zu der Supermakt-Crew pflegten und denen dann immer bescheid gesagt wurde ... ;-)


Aber gestern war ich, das ist am nächsten, bei Edeka, na gut, bringste das Leergut weg und kaufst dir mal wieder Tellerlinsen. Was pflanzliches angheht, der höchste Eiweißgehalt und günstig. Günstig? 1,59 €/500g! Preis früher: 0,89 Mark. Da hätte ich in die andere Himmelsrichtung zum Delikatess-Markt fahren müssen, nochmal 45 Min hin da, der, was Hülsenfrüchte angeht etwa, sogar mit Penny konkurrieren kann. Ich weiß jetzt nicht mehr, welcher Penny die noch im Sortiment hat. Ich finde das echt frech, 1,59€/500g, nur weil man im Grundnahrungsmittelsektor nicht konkurriert, da erst mal preislich voll zuzulangen.

... Ach, und hier in der Nähe ist ja noch die Sache mit den beiden Bio-Gemüse-Feldern, da mache ich vielleicht mal heute nen kleinen Ausflug ...

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PS Das mit den Linsen hat habe ich von Jules Vallès, der damals recherchierte, dass sie den höchsten pflanzlichen Eiweißgehalt haben, in: "Les refractaires", "Die die Abtrünnigen" bzw. "Die Abwegigen" - deren Leben im Paris seiner Zeit er beschreibt.

http://de.wikipedia.org/wiki/Jules_Vall%C3%A8s

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Kannte mal HausbesetzerInnen, die lebten von Reis, Kartoffeln und Linsen, die sie in Zentnersäcken gespendet bekommen hatten, da gab es dann den einen Tag Reis mit Scheiß (Reis mit mehr oder weniger Küchenabfällen), den nächsten Linsensuppe, Eintopf aus Linsen, Kartoffeln und Reis, Bratkartoffeln, Kartoffelsuppe, gebratenen Reis usw. Bonbons machten die sich selber, indem sie Brotkrumen in Zuckerwasser tunkten und in die Bratpfanne warfen, ergab Caramel.


@Dean, Du hast Mail!

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