Mittwoch, 29. Januar 2014
Nichts ist vergessen, und niemand
Wow! Ein äußerst lesenswerter Gedenk-Artikel bei Momorulez:


http://metalust.wordpress.com/2014/01/28/kein-vergeben-kein-vergessen/

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Nichts ist vergessen, und niemand ...

... mit Ausnahme der paar Hunderttausend Toten in Kambodscha, über die sich der Extremismus des deutschen Kleinbürgers so gefreut hat.

Übrigens ist Bütikofer seit Jahren wohlbestalltes Mitglied von US-Lobby-Organisationen. Ralf Fücks ist völlig unbehelligt wohlbestallter Vorstand der PolPot- ... äh... Heinrich-Böll-Stiftung.

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Betr.: derherold

Che, wo hast du dir denn DAS eingefangen? Einmal nicht aufgepasst und schon...

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Das ist mir passiert, als ich mich auf einen 69er mit Medusa einließ,seitdem ist der Herold die Pestbeule an meinem via Elektrischer Mönch in den Hades verbannten nicht vorhandenen Furunkel.

@Nicht vorhandene Pestbeule: Leute wie ich wurden von Trotzki in Kronstadt erschossen, verzichteten in El Salvador auf die Machtübernahme, weil die Regierung sonst Arbeiterviertel bombardiert hätte und gründeten in Kurdistan-Irak eine Rätereblublik, die nicht mehr existiert, aber das ist noch immer meine Perspektive.

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@urfaust, ich habe sehr gelacht, als Du Deine sicherlich aus tiefstem herzen kommende Verachtung zeigtest über die "antikommunistischen Linken..."

... für solche Einlagen gibt es doch sicherlich immer ganz viel Beifall auf den (vom Klassenfeind) finanzierten Seminaren der (vom Klassenfeind finanzierten) RLS.

Es bleibt wie es ist. Es gibt da so einige Massenmorde, Umerziehungs- und Arbeitslager, die @momorulez "vergißt".

So wie er "vergißt", auch nur einziges Wort über die Diskriminierung von SchwulTransetc in den Arbeiter- und Bauernstaaten zu verlieren. Er weiß, daß er da schön den Mund zu halten hat.

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Wer sind denn die RLS? Real existierende Lesben und Schwule? Lieber Paranoia-Hater Herold, ich habe eine ganz bittere Nachrichtfür Dich: Stalin regiert nicht mehr.

Schlimm, nicht?

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Die Konstruktion der extremen Linken als einzig tragfähiges Bollwerk gegen den Faschismus ist schon sehr selbstgerecht.
In meiner eigenen Familie hat mein kommunistischer Großvater, für den der Nationalismus immer ein Thema war, ironischerweise von diesem ihm wirklich verhassten Regime profitiert, während die schlesische Bauern-Familie meiner Mutter ihren Hof verloren hat. Und von den 3 Brüdern + mein Urgroßvater waren auch nur 2 vor dem Anschluss der Tschecheslowakei 1938 überzeugte Nazis. Danach von den 4 politisch hochinteressierten Bauern mit Abitur kein einziger. Mein mittelbäuerlich-konservativer Urgroßvater sprach zeitweise aus Protest nur noch polnisch. Von dem stets anti-faschistischen Großonkel aus dem Klan existiert noch ein längerer Zeitungsartikel, in dem er nach dem Krieg schilderte wie er sich als zutiefst anti-nationalsozialistischer ost-oderischer Gutsverwalter durch den Totalitarismus bewegte. Absolut Brecht Herr K, kein Heldenepos. Wie die sich in ost-oderischen Zugabteilen beschnupperten, ob der andere ein überzeugter Nazi war, und sich dann bei hinreichend Vertrauen auch austauschte.
Mein anderer Großvater erwarb als Hafenarbeiter in der zweiten Hälfte der 30er Jahre ein hochsubventioniertes Siedlungshaus mit großem Garten direkt am Deich in Wilhelmshaven Voslapp. Beides hatte war ihm für den Rest seines Lebens sehr wertvoll. Dabei entging er 1933 nur dank Beziehungen einer Verhaftung, verhielt sich danach aber sehr still, weil er halt auch eine Familie hatte.

Natürlich gab es im Nationalsozialismus auch einen Widerstand der Mitte, die Juden schützten und stets regime-kritisch blieben. Einige von denen endeten in den Vernichtungslagern.
Konrad Adenauer selbst befand sich im Gegensatz zu Momo für ein paar Tage auf der "falschen" Seite des Zwischenlagers Köln-Deutz und konnte da nur mit knapper Not herausgeholt werden.

Es gab viele Beispiele von Kommunisten, die den Faschismus eher für die Ermordung von Mitbewerbern aus der eigenen Seite nutzten als gegen ihn zu kämpfen. Tschian Kai Schek trug die Hauptlast des Verteigungskrieges gegen das imperiale Japan, während sich Mao da sehr zurückhielt. Natürlich der Hitler-Stalin Pakt inklusive Mord an der bürgerlichen polnischen Elite in Katyn. Und vorher die machiavelistischen "Spielchen" der Moskau-Kommunisten im Spanischen Bürgerkrieg.

Und dann in der heutigen Zeit das Zujubeln vieler Linke gegenüber dem Chávez Projekt, das von Elementen faschistoiden Denkens von Anfang an durchtränkt war, ideologisch vor allem das Volk als Schicksalsgemeinschaft, das in einem Führer zu Fleisch wird und sich in einem Überlebenskampf gegen volkszersetzende Elemente befindet, die man zwar nicht mehr in Lager steckt, aber gegen die alle Mittel recht sind.
Publizistisch in unserem schönen Land manipulativ verwertet durch einige Leute, die sich in der Lateinamerikanischen Geschichte, Politik und Kultur auskennen. Dermassen Radio Eriwan, dass ich zu der Überzeugung gelangt bin, das Geld eine Rolle spielen mag. Interessanterweise Geschichte, Politik und Kultur ohne Wirtschaft. Die Naivität von amerika21 in Volkswirtschaftlichen Themen ist kurios aber echt, was leider der heutigen Linke charakteristisch ist. Dabei war Marx wirklich Ökonom.

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"die man zwar nicht mehr in Lager steckt, aber gegen die alle Mittel recht sind."

Was denn nun? :-) Ein "sonst" vergessen?

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Lemmy, es wäre vielleicht hilfreich zu definieren, wer heute die extremen Linken sind. In Deutschland jedenfalls sind da mit Sicherheit Kommunisten in der Minderzahl.

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@herold

"Er weiß, daß er da schön den Mund zu halten hat." das ist nun wirklich Ausdruck absoluter Ahnungslosigkeit. Für Momo ist bereits jeder weiße männliche Heterosexuelle, der diese seine Rolle nicht kritisch hinterfragt eine zumindest potenzielle Bedrohung und jedenfalls ein Problem. Ob kommunistisch oder nicht ist da für ihn von untergeordneter Bedeutung.

Mangelnde Sensibilität von heterosexuellen Linken gegenüber den Problemen von Schwulen und Lesben sowie Schwarzen ist so das wichtigste Thema, das den umtreibt.

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In diesem Punkt gebe ich Dir recht. Das war in diesem recht langen Kommentar sicher zu scharf formuliert. Es ist kompliziert.

Wenn unter einer rechten lateinamerikanischen Regierung:
- eine regierungs-höhrige Justiz oppositionelle Politiker mit mehr als fragwürdigen Prozessen überziehen würden
- oppositionelle Medien durch fragwürdige Prozesse, nicht-Zuteilung von zur Produktion notwendigen Rohstoffen wie Papier in einer inzwischen staatlich massiv gelenkten Wirtschaft in die Pleite getrieben würden
- der Leiter der Wahlkommission vor der Wahl im Fernsehen brüllt, dass man 'der Opposition bei der Wahl kräftig auf die Gebährmutter hauen werde'
- per Gesetz geheime Personen-Listen für ein Abwahl-Referendum vom Präsidenten selbst im Fernsehen verlesen werden, online gestellt und diese Leute dann massenhaft aus eher technischen Jobs entlassen werden.
- selektiv über wenige, aber völlig willkürliche Prozesse einer regierungshöhrigen Justiz ein Klima der Angst erzeugen.

In der bürgerlichen deutschen Presse würden diese Vorfälle behandelt. Unserer linken Presse geht Solidarität mit ihnen genehmen Machthabern vor solchen Details.

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@che
"In Deutschland jedenfalls sind da mit Sicherheit Kommunisten in der Minderzahl."

Das interessier mich jetzt aber wirklich! Wer stellt denn dann die Mehrheit in der extremen Linken? Die Anarchisten? Zählen Sozialdemokraten? Welche? SPD-Wähler wohl nicht. Aber so klassisch sozialdemokratisch argumentierende? Genova und Dean? ;-) Oder meinst du Cultural, Gender, Postcolonial Studies & Poststrukturalismus ? Schnittmengen? Fragen über Fragen.

@lemmy
"Unserer linken Presse geht Solidarität mit ihnen genehmen Machthabern vor solchen Details."

Musste nur Jungle World lesen!

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Ja, und Le Monde Diplomatique, taz, konkret, ProKla, Wildcat, Arranca, und damit ist die deutsche linke Presse außerhalb der Die Linke - Parteirichtungspresse auch fast schon abgedeckt.


Ich denke nicht, dass es eine Mehrheit in der extremen Linken gibt, aber schon, dass ein diffuses Anarcho-Feminismus-Alternativer-Lebensstil-Spektrum da weitgehend überwiegt. Ich vermute, dass es da inzwischen mehr Vegane als Kommunisten gibt. Cultural, Gender, Postcolonial Studies & Poststrukturalismus ist zu intellektuell, als dass dieses Spektrum eine maßgebende Rolle spielen würde, aber deren Kernideen, zumindest in einer stark vergröberten Form, dürften eher tonangebend sein als klassischer Marxismus. Allerdings verbunden mit einer Form von Politicall Correctness (ich bleibe dabei, auch wenn manche es ja nicht hören wollen, innerhalb mir bekannter linker Kreise ist PC z.T. ein positiv blegtes Selbstbekenntnis und nicht etwas Abgelehntes), in der neben Antisexismus, geschlechtsneutralen und antirassistischen Sprachregelungen und Verzicht auf bestimmte Statussymbole und stattdessen szenekonformes Auftreten auch Cuba si! wichtig ist. Das hat dann teilweise Schnittmengen mit dem, was Lemmy schreibt, aber gerade nicht in Presseberichterstattungen, sondern eher in den Befindlichkeiten am linken Stammtisch oder auf der Maifeier.

Wenn ich unter den Menschen, die so die Massenbasis linksradikaler Demos oder linksradikaler Blöcke auf Demos darstellen und von denen ich beurteilen kann was sie denken so eine Mehrheitsmeinung ausmache, dann ließe sich das am Ehesten als Mischung aus Antifaschismus, allgemeiner PC, Anti-Establishment und so einer Art Bushido- oder Yedi-Ehrenkodex beschreiben.

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Und in der konkret steht steht sicher auch mal was Chavez kritisches. In Junge Welt und taz kann eins da sicher lange suchen.....

Mehr Veganer als Marxisten.... lol
Das meinte ich mit Schnittmengen. Es gibt da sicher auch welche, die beides sind. Oder halt marxistische Foucault-Exegeten, Zizek-Fans, etc. Das schließt sich ja nicht aus. Ich find ja Anarchismus auch zT. ganz interessant. Dass mischt sich ja alles auch. Z.B. Holloways "Die Welt verändern ohne die Macht zu übernehmen". Ist das Postoperaismus, Wertkritik, Zapatismus, Anarchismus gar? Von allem etwas würde ich sagen.
Grade stelle ich fest, dass Badiou sehr spannend ist. Müsste willy vielleicht mal lesen, könnte vieles klären. ;-) Dieses von der Nihilismus-Tendenz der Poststruk aus- aber auch weggehend fragen: Ist Wahrheit möglich? Und subjektkritische Ontologie und so.

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"Dieses von der Nihilismus-Tendenz der Poststruk aus- aber auch weggehend fragen: Ist Wahrheit möglich? Und subjektkritische Ontologie und so."

Kleine Korrektur am Rande: der Poststrukturalismus (ich nehme mal nur die Namen Derrida, Foucault und Lacan, die ich alle ein wenig zu kennen meine) besitzt keine Tendenz zum Nihilismus. Der Poststrukturalismus in seinen verschiedenen Ausprägungen verweigert sich allerdings den einfachen Oppositionen. Die Philosophie Derridas z.B. dekonstruiert (oder auch: kritisiert) bestimmte im philosophischen, literarischen oder politischen Kontext auftauchende Begriffe. (In seinen letzten Werken z.B. den des Schurken und den der Freundschaft.) Dieses Vorgehen ist nun aber das Gegenteil vom Nihilismus.

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@bersrin
Naja, hier war ich, wie che neulich bei k.u.k. wohl eher wieder bei den Exegeten, die es unzureichend verstanden haben bzw. den Kritikern, die dies auch nicht haben. Und Nihilismus ist auch das falsche Wort. Was ich eher meinte war Antiessentilismus oder vielleicht Destruktion der Metaphysik. Wie schrieb hf neulich:
"Nietzsche ist das beste Beispiel: Perspektivismus, Kontingenz etcetc…und am Ende bastelt er sich per “Wille zur Macht” als formierendes Prinzip dann eben doch eine neue Metaphysik."

Da ging es ja um die Frage: "Wie Politik machen, wenn alle Identitäten über Bord müssen?" Klar, da schleicht sich immer wieder was ein.
Hier sind da ja schon heisse Diskussionen geführt worden. Und genau das berührt Badious Denken
http://www.freitag.de/autoren/seifert/ein-erneuerter-humanismus

"Dieser durch die Mengenlehre bereicherte Materialismus reduziert das Sein nicht auf ein Wahrgenommen-werden. Darüber hinaus hält er fest, dass das Sein als Vielheit der Vielheiten letztlich «Leere» ist. (...)
Aus der These vom Sein als Vielheit der Vielheiten folgt die Einsicht, dass das Sein eine vielfache Unendlichkeit darstellt. Badiou weist die Behauptung, die Unendlichkeit sei eine Totalität, zurück und schlussfolgert daraus, dass es die «Eins» – verstanden als das Absolute, Allmacht, «Gott», oder was auch immer – nicht gibt. (...)
Für das gängige Bewusstsein gilt die Frage nach der Wahrheit als eine «fundamentalistische» Gefahr, der man möglichst aus dem Weg gehen sollte. Für Badiou hingegen gibt es Prozeduren zum Erkennen von Wahrheiten (...)"
Ich finde das berührt das Thema der Diskussion die wir hier mit willy hatten.

Aber das nur als Diskurs. Spannende Vostellung, dass der Anarchismus den Marxismus überholt haben könnte, che. Aber es ist ja auch weniger der Klassische (Proudhon, Bakunin, Stirner) sondern eher sowas undogmatisch- diffus-Linkes, gelle? Tja, was könnte denn mal ein gemeinsamer Nenner für die ganze Baggage sein?

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Der Begriff Kritische Theorie, nicht im Sinne des Gedankengebäudes, das schon so heißt, sondern als Überbegriff für dieses und den Strukturalismus und Poststrukturalismus sowie den Operaismus?

In meiner akademischen Jugendzeit waren wir uns einig darüber, dass sich aus Adorno logisch der Anarchismus ableiten ließe, wer die Negative Dialektik gelesen habe müsse zum Staatsfeind werden meinte mein Freund Axel. Dass übrigens die Poststrukturalisten, Lyotard vielleicht ausgenommen, ihren Marx als Voraussetzung im Hinterkopf hatten muss ab und an betont werden, das übersehen die Meisten.

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"Kritische Theorie" geht nicht. Für Menschen in der Tradition von Denkern wie Lukács oder Kofler eine Zumutung! ;-)

(Und ich meine das nicht nur als Scherz!)

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Philosophie der Neuen Linken? Antiautoritäre Gesellschaftstheorie? Kritisch-materialistische Massenpsychologie?

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Der anarchistische Adorno
Noch bevor es zum persönlichen Bruch mit Momo kam schieden sich ja gerade bei solchen Punkten die Geister, der sieht den Adorno ja als aus Verzweiflung über den Spätkapitalismus zu einem unpoltischen, im Kern wertkonservativen Ästhetizismus gewendeten Exlinken. Woher kommen solch diskrepante Einschätzungen?

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heute mein genovaesker Kommentar (und mal wieder: edited)
ich frage mich immer, warum eine innerlike Diskussion nie ohne Marx, Foucault, Derrida, Stirner, Lacan, Badiou oder gar Hegel und andere esoterische Autoren auskommt. Ich frage mich andauernd: sind die bescheuert ?

die Linke flüchtet sich in die Philosophie, um nur ja nie eine 'direkte Aktion' zu wagen, echt peinlich.

umgekehrt scheint eine Philosophie nur dann akzeptabel, wenn sie an linke Diskurse sich als anschlussfähig erweist oder wenn sie als Diskursteilnehmer desselben sich betrachtet werden kann.

Das ist aber eine mögliche Definition der Dummheit. Die Verwechslung von Ursache und Wirkung (Schopenhauer).

Es ist diese Idiotie der innerlinken Diskurse, die mich davon anhält, die o.g. esoterischen Autoren zu lesen oder diese Diskussionen als ernsthaft zu studierendes Objekt wahrzunehmen. Schämt euch !

Besonderes Merkmal: unzureichende Interpunktion.

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" Lyotard vielleicht ausgenommen"

Och, Lyotard auch. Der hat nur irgendwann mit "Socialisme ou barbarie" gebrochen, dass Ende der Erzählungen beschworen und als Krönung die "Libidinöse Ökonomie" draufgesetzt. Davon ist er aber später dann auch zurückgerudert.

Bei Lacan bin ich mir jetzt nicht so sicher, was der so im Hinterkopf hatte...

Apropos Lyoatard, Anarchismus, Badiou:
http://pmc.iath.virginia.edu/text-only/issue.907/18.1kaufman.txt

Marx hat ja in der "Deutschen Ideologie" den Anarchismus ..... gedisst, würde eins heute sagen. ;-)

Badiou vergleicht den "Anti-Ödipus" und die "Libidinöse Ökonomie" mit Max Stirner, auf den sich Marx damals vor allem bezog:
"Stirner's doctrine opposes "revolt" to the revolution in terms exactly identical to those spread all over the pestilential gibberish of the decomposition of the petit-bourgeois revolutionary movement that resulted from May 1968. The only difference lies in the small
lexical variation that everywhere substituted the word "desire" for the word "egotism" used by saint Max (Stirner), and even more directly. Beyond that, saint Gilles (Deleuze), saint Félix (Guattari), saint Jean-François (Lyotard) occupy the same niche in the maniacal Cathedral of chimeras. That the "movement" is a desiring urge, a flux that spins out; that every institution is paranoid, and by
principle heterogeneous to the "movement"; that nothing can be done against the existing order, but according to an affirmative schize that remains apart from this order; that it is thus necessary to substitute all organization, all hideous militancy, for the self-consumption. . . of the pure movement: all these audacious revisions, supposedly confronting the "totalitarian" Marxist-Leninism with the brilliant novelty of the dissident marginal masses--this is word for word what Marx and Engels, in The German Ideology, had to shatter--and this around 1845!--in order to clear the landscape with a finally coherent systematization of the revolutionary practices of their time. "

Was in dem Text von Kaufman entgegengesetzt wird, Todestrieb und formalization/order ist in meiner salberisch-morphologischen Diktion einmal mehr Gestalt und Verwandlung! Und von der Verwandlung her denken eben Deleuze und Lyotard. Scheiße, schon wieder exkursorisches Geschwafel. Sorry.

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@ziggev
Ich bekenne mich schuldig im Sinne der Anklage!

@che
Oder einfach Kritischer Materialismus?

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@futuretwin
na, wenigsten einer versteht mich. :-)

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Na, ein nicht unerheblicher Teil der Linken macht Dritte-Welt-Soliarbeit, Beratung für Vergewaltigungs-und Mißbrauchsopfer, Castor-Blockaden oder prügelt sich mit der Polizei herum, ohne jemals einen Philosophen gelesen zu haben. Die meisten SeminarmarxistInnen machen nichts von all dem, bezeichnen sich aber als links. Und bei einer kleinen Minderheit, zu der die Autonomen im ursprünglichen Sinn des Wortes dazugehören trifft halt beides zu.

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@ ziggev Ich denke ich lese das Zeug wirklich wie Esoterik. Aber ich kann es mir selbst eingestehen. :-)

Und direkte Aktion? Ich muss mich mal lokal vernetzten, schätze ich. Vielleicht hab ich demnächst mal mehr Zeit.

"Autonome im ursprünglichen Sinne" Das klingt nach nem interessanten Ansatzpunkt für mich. Nehm mir ewig schon vor, mal zu nem Antifa-Treffen zu gehen.
Die einzigen, die ich bisher kenne, sind "Anti"deutsche, also eher Seminarmarxisten ;-)

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Relektüre Heideggers auf dem Klo - wieder mit edit
@futuretwin

ich meine "Esoterik" durchaus im platonischen Sinne. Die wahre Lehre ist geschrieben oder gesagt, ist aber nur fürs ausgewählte Publikum zugänglich.

Ansonsten bin ich ein großer Fan der 'direkten Aktion'. Deshalb lese ich ja auch hin und wieder beim verehrten Che.

Selber bin ich dafür selbstverständlich zu feige. Ich lege großen Wert auf meine körperliche Unversehrtheit, habe keine Tattoos oder Piercings und Ohrringe sind mir ein Greuel. ed: - eine weitere Form der Dummeit.

Ich liebe die 'direkte Aktion', nur leider können wir das nicht hier öffentlich im Netz diskutieren/planen. Lieber pflege ich meinen Konservativismus und lese Nietzsche oder pflege mit meiner Relektüre Heideggers auf dem Klo fortzufahren.

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"Relektüre Heideggers auf dem Klo" lol

"Selber bin ich dafür selbstverständlich zu feige." Das käme bei mir mal auf einen Versuch an. Tatoos hab ich genausowenig wie Piercings, die bei Schlägereien mit der Staatsgewalt aber auch eher kontaproduktiv sind. ;-) Neulich hatte ich tatsächlich so eine Art Kneipenschlägerei..... Potential wäre also da! :-)

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Ich weiß nicht, wieviele "Autonome im ursprünglichen Sinne" sich heute auf Antifa-Treffen noch finden lassen. Zumindest in Deutschland gründeten sich die Autonomen um die Theoriezeitschrift Autonomie und das Folgeprojekt Autonomie Neue Folge und Wildcat.
Abgeleitet war der Begriff von der italienischen Autonomia-Bewegung, bei denen linksradikale Arbeiter gegen Gewerkschaften und KP kämpften und die ihre militanten Streiks, die teils den Charakter von Maschinenstürmereien hatten nicht zur Erkämpfung bessererer Arbeitsbedingungen oder höherer Löhne verstanden, sondern als Kampf gegen die kapitalistische Arbeit selber, Hausbesetzungen nicht als Mittel, sich selbsbestimmt Wohnraum zu verschaffen, sondern als praktischer Angriff auf das kapitalistische Eigentum an Grund und Boden.
Während in der Autonomie unterschiedliche Positionen, von Feministinnen bis RAF diskutiert wurden kristallisierte sich bei der Autonomie Neue Folge eine spezifische Weltsicht heraus, die heute Neuer Antiimperialismus genannt wird. Das ist eine Verbindung aus italienischem Operaismus, sehr quellentreuer Marxanwendung und der sog. Dependenztheorie, die die Abhängigkeitsverhältnisse der Entwicklungsländer aus deren Eigenperspektive reflektiert. In der Fortsetzungsschriftenreihe Materialien für einen Neuen Antiimperialismus wird das noch mit feministischen Perspektiven, Foucault und Bourdieu kombiniert und zu einer vor allem antirassistischen Perspektive erweitert. Diese Theorielinie in Verbindung mit praktischer Teilnahme in sozialen Kämpfen bezeichnete eigentlich mal der Begriff "autonom".

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@futuretwin,
vielen Dank für die nette Konversation, aber n guter Freund hat mir eben 20 €, zum Essen und vor allem Trinken, und die Folgen 4-13 von "Breaking Dead" geliehen - dieses Wochenente also sogut wie keine Zeit mehr ...

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Nee
"... aber n guter Freund hat mir eben 20 €, zum Essen und vor allem Trinken, und die Folgen 4-13 von "Breaking Dead" geliehen"

Entweder ist es "Breaking Bad" oder "The Walking Dead". Eine Serie "Breaking Dead" gibt es nicht.
(Das gleichnamige Mashup hat keine Folgen 4-13.)

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Alain Badiou ist mir zu wenig bekannt, um mich dazu hinreichend äußern zu können. Wenn ich allerdings den Begriff „Humanismus“ höre, klingeln bei mir sämtliche Alarmglocken und ich hege, wenn ich in die beiden Bücher hineinlese, die ich von Badiou besitze, den Verdacht, daß es dort sehr menschelt. Wie sagte es der selig-legendäre Wolfgang Neuss: „Als Volksschüler bin ich viel zuviel Määnsch, um Humanist sein zu können.“

Kritische Theorie und der Poststrukturalismus: das ist ein Thema für sich, da gibt es zahlreiche Berührungspunkte, ebenso wie Differenzen. Die liegen zum einen in der Rezeption von Heidegger und zum anderen im Subjektbegriff sowie der Vorstellung von Metaphysik. Das Verhältnis beider müßte ich in meinem wunderbaren Blog einmal oder mehrmals und dann in Serie in extenso auswalzen.

Zu der Zeit, als ich die Universität besuchte (dies war ab Mitte 1987 bis Ende der 90er Jahre) und mich in den Arbeitsgruppen herumtrieb, gab es eine seltsame Allianz zwischen dem Poststrukturalismus und der Kritischen Theorie. Mit „Kritischer Theorie“ meine ich ausschließlich Adorno, Horkheimer, Benjamin, Marcuse und dann vielleicht noch Kracauer, Fromm, Löwenthal. Habermas gehört definitiv nicht mit dazu. Lukács und Koffler sind da nochmal etwas anderes und wären gesondert zu lesen. Adornos Text speiste dabei eine grundsätzliche Ablehnung jeglichen orthodoxen Marxismus; die UdSSR nannte er ein gigantisches Arbeitslager. Anders als der Genosse Lukács, der den Realismus Kafkas erst in dem Moment sah, als seine eignen Genossen ihn in das sozialistische Volksgefängnis steckten. Weiterhin unterschieden sich beide voneinander in ihrer Konzeption von Ästhetik. Plädierte Lukács – grob geschrieben – im Feld des Romans für einen epischen Realismus nach dem Vorbild Goethes und Tolstois, ging es Adorno um eine Grenzüberschreitung der Form. Wesentlich für die avancierte ästhetische Form waren innerhalb der klassischen Moderne die Texte Kafkas und Becketts.

Um dabei auf Netbitchs Frage zu kommen: Genau diese Hinwendung zur Kunst und indem Adorno immer wieder für ihre Autonomie eintrat und Agitprop, Betroffenheitslyrik oder unidirektional engagierte Stücke von Sartre oder vulgärmaterialistische von Brecht ihrer gesellschaftlichen Unwahrheit überführte, ärgerte die, welche gerne in der Schänke ein Freiheitslied singen, wenn dabei Joan Baez Gitarre spielt, sehr.

Der andere Aspekt für diese Sicht auf Adorno liegt in jenen Anfangssätzen der „Negativen Dialektik“, die die 11. Feuerbachthese in ein anderes Licht bringen angesichts der ausgebliebenen Revolution und mangels eines historischen Subjekts Proletariat, wie es Lukács vor dem Faschismus noch in „Geschichte und Klassenbewußtsein“ als Instanz und besseres Bewußtsein setzen konnte, so daß gesellschaftliches Handeln eben einer Umpolung bedurfte und unter einem anderen Blick wahrgenommen werden mußte. Kritik überwintert in der Theorie und im Denken. Mit dieser Position Adornos wollten viele – zu Recht oder zu Unrecht – sich nicht zufriedengeben.

In Adornos Diktion – und die teile ich, diesseits aller Problematik und aller Aporien, die im Subjektbegriff mitschwingen – besäße einzig ein starkes Subjekt, ein gestärktes Individuum die Fähigkeit zum Standhalten. Kunst und Philosophie erweisen sich als die Statthalter von Wahrheit. (Wohlgemerkt: Statthalter, nicht die Wahrheit selber.) Dieses Denken – angesiedelt zwischen Hegel, Marx und Nietzsche (teils auch Kierkegaard) – legten ihm manche als Rückzug oder gar als bürgerliche Innerlichkeit aus. Wer aber die „Negative Dialektik“ bis zum Schluß gelesen hat, wird bemerken, daß es so einfach mitnichten sich verhält. Und in der Tat: Nach ihrer Lektüre kann es keine Affirmation, schon gar nicht die für diesen Staat, geben.

Wesentlich für die Kritische Theorie ist der Begriff der bestimmten Negation. Theorie verhält sich nicht affirmativ zur Gesellschaft, indem sie ein irgendwie geartetes Residuum in Kommunikations- und Lebensweltmodellen à la mode de Habermas anbietet. Sondern das Negative bleibt negativ bis es vergeht. Dies macht die Stärke der Adornoschen Philosophie aus. Oder mit Walter Benjamin geschrieben: „Solange es noch einen Bettler gibt, solange gibt es noch Mythos.“

Anarchismus wird kaum die Theorie von Marx „überholen“ können. Wer in gesellschaftlichen Zusammenhängen denkt und analysiert und die Ökonomie nicht ganz über Bord werfen will, wird kaum um den Text von Marx (sehr wohl aber um dem Marxismus) herumkommen.

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Danke, Bersarin, für diese höchst erhellenden Ausführungen. Dazu von mir zwei Ergänzungen: Zunächst mal eine Antwort auf Netbitch - Die Adorno-Interpretation von Momorulez, Adorno sei als l´art pour l´art - Kunstbetrachter in seinen späteren Lebensphasen den realpolitischen Kämpfen ein Stück weit entrückt geht auf seinen philosophischen Lehrmeister Schnädelbach zurück, dessen Adorno-Interpretation ich für eine sehr unpolitische, Werkimmanenz in den Vordergrund stellend halte. Auch Habermas sehe ich als jemanden, der die Radikalität der Adornoschen Kritik entschärft hat. Beides ist eine linksliberale Adorno-Interpretation, es gibt auch eine linksradikale - Krahl, Reiche, Jay.

@Bersarin: "Zu der Zeit, als ich die Universität besuchte (dies war ab Mitte 1987 bis Ende der 90er Jahre) und mich in den Arbeitsgruppen herumtrieb, gab es eine seltsame Allianz zwischen dem Poststrukturalismus und der Kritischen Theorie." --- Das war bei uns noch anders, ich studierte 1984 bis, mit Unterbrechung, 1994, um Jahre später noch einmal zu promovieren. Während meines Studiums gab es sog. "autonome Seminare", in denen wir uns Theorie außerhalb des Lehrbetriebs und z.T. gegen die Lehrmeinungen unserer Prophen aneigneten. Da wurde auch Bourdieu gelesen, in Kombination mit Horkdorno.

Unsere Lehrkörper verbanden diese Ansätze nicht, vielmehr wurde der ganze Poststrukturalismus neben Kommunitarismus, Rorty und den Neuen Vertragstheorien unter "Neueste politische Theorien" abgehandelt und in Gegensatz zum Neomarxismus und Freudomarxismus gestellt.

Wenn ich oben die Theorie der Autonomen, d.h. des Neuen Antiimperialismus skizziert habe, ist zu ergänzen, dass mein eigenes Weltbild die Kombination dieses Ansatzes mit Kritischer Theorie und Poststrukturalismus beinhaltet. Wobei ich Letzteren früher nur sehr kursorisch behandelte, hauptsächlich auf Bourdieu, den Biomacht-Ansatz von Foucault und das Hauptwerk seines Opponenten Baudrillard "Der symbolische Tausch und der Tod" bezogen und meine Sicht auf den Gesamtzusammenhang erst Momorulez zu verdanken habe.

Bei Nadja auf Shehadistan las ich, dass die Bourdieu in ihrem Studium lesen "mussten". Wir hätten diesen Autor gegen unsere Profs nicht durchsetzen können.

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Nachbar als Vorbild
Schnädelbach habe ich mal live im Seminar erlebt - über Levinas, aber offenkundig hatte er keine Ahnung.

Ich nannte ihn immer "den Arbeiter der Philosophie". Zuerst hängte er sein Jackett über den Stuhl, bezog sich auf Husserl, dann krempelte er sich die Ärmel hoch während seines Vortrags, höchst engagiert, fuchtelte im Raum herum.

Als ich bei der Post arbeitete, stelle ich fest, dass er eine Zeit lang direkter Nachbar von mir gewesen war.

Ihm wurde ein Buch aus Japan zugestellt. - Etwa so:: "Als ich in Japan war, wurde mir ein Buch über Heidegger" - oder war es Husserl? - "in die Hand gedrückt - aber was sollte ich sagen, ich verstand ja kein Wort"

Das Unverständnis des Generalisten , der als philosophischer Arbeiter mein Nachbar gewesen war, gilt mir bis heute als Vorbild.

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@ziggev
Breaking Bad habe ich mittlerweile durch: vermutlich die beste Serie ever!

@bersarin
"Wer in gesellschaftlichen Zusammenhängen denkt und analysiert und die Ökonomie nicht ganz über Bord werfen will, wird kaum um den Text von Marx (sehr wohl aber um dem Marxismus) herumkommen."
Definitiv!

@che
"Bei Nadja auf Shehadistan las ich, dass die Bourdieu in ihrem Studium lesen "mussten". Wir hätten diesen Autor gegen unsere Profs nicht durchsetzen können."

Jep. Ich auch. Foucault kam auch z.T. viel vor. Bordieu habe ich im Studium kennengelernt und viel in meiner Magisterarbeit benutzt. Butler habe ich erst bei der Arbeit daran dann kennengelernt.

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@ nörgler

Danke für die Korrektur - da muss ich nicht selber noch mal ran (war mit derweil selbst aufgefallen).

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Butler habe ich damals (vor Urzeiten!) quasi im Stadium Nascendi kennen lernen dürfen. Ihre Schriften bzw. vorab heraus gegebene Texte (!) schwirrten bei uns munter herum. Im Gegensatz zu unserer Frauengruppe - die allerdings freundlicher Weise zugab, wenig von dem von ihr Geschriebenen zu verstehen - hielt ich schon damals so reinweg gar nichts von ihr. Inzwischen ist mein Urteil da weitaus gnädiger geworden, und ich respektiere sie dafür, dass sie mit ihren Schriften/Ideen vielen Menschen eine Anregung war.

Allerdings glaube ich nicht an das Konzept, Denkfiguren, Ideen und Theorien einfach mal "nach Bedarf" zu entwickeln - und diese dann akademisch klingen zu lassen.

Für mich ist das einfach arm. Andererseits hat ihre Methode den Vorzug - was ich damals noch nicht erkannt habe - die bestehenden Geschlechterverhältnisse wirklich fundamental kritisieren zu können.

Das ist dann doch schon etwas wert. Sogar notwendig. Ob man ihren Folgerungen dabei folgt oder gar noch darüber hinaus sich den teils offen hetenfeindlichen Auswüchsen der Queer Theory anschließt, ist dann noch einmal eine andere Frage. Ich ordne Butler (auch: Adorno) in eine Klasse von Autoren, welche vor allem Fragen aufwerfen, fundamentale Fragen zumal.

Das ist dann auch was wert. Die Antworten dieser Autoren allerdings, die finde ich dann allerdings deutlich weniger interessant. Die ästhetische Theorie von Adorno, beispielsweise, das ist einfach nur gequirlter Humbug.

Sage ich mal so als Musiker. Sry.

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Ach ja, wir armen diskriminierten Heten habens schon schwer. Jetzt geht das wieder los.....
Da hab ich echt keine Lust mehr auf den Humbug.

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Wenn du kein Bock auf bestimmte Ausläufer der Queer Theory hast, ist das doch dufte...
;-)
Nö, von Hetendiskriminierung habe ich nichts geschrieben. Echt nicht. Wäre mir auch neu. Hetenfeindliche Aussagen/Stimmungen, wie sie sich z.B. im Umfeld der Männermädchen vereinzelt finden, schaffen nur seltenst den Sprung ins Realweltliche - und sind dort reichlich irrelevant. Relevant ist hingegen, leider nach wie vor, dass Schwule und Lesben (hey: und auch andere!) mitunter mit Diskriminierungen, Benachteiligungen, Hassrhetorik etc. zu kämpfen haben.

Dennoch: Dass bestimmte Leute in linken Sekten nur krasse Kacke im Kopf haben, und das für "theoretisch unterfüttert" halten, das war hier die Aussage.

Ob du da "kein Lust auf den Humbug" hast, ergibt sich vermutlich daraus, erstens, dass du selektiv das heraus liest, was ich garnicht geschrieben habe (nur: warum??), zweitens, dass du halt die Dinge vom anderen Ufer aus betrachtest. Und dann schrillen halt die Alarmglocken mitunter schon mal etwas vorschnell.

Aber: So etwas wie "Hetenfeindlichkeit": Das gibt es nun mal. Nicht, dass ich es für besonders häufig halten würde (eher: für völlig absurd und panne - genauso panne halt wie Schwulenfeindlichkeit). Ich sehe es aber als durchaus etwas dämlich an, wenn derartige Haltungen von bestimmten Vertretern/Interpretateuren der Queer Theory sogar noch propagiert werden. Das hat dann auch direkt wieder mit bestimmten Spielarten des Poststrukturalismus bzw. dessen Anwendung zu tun. Da gibt es, da mache ich mal ein ziemlich großes und allgemeines Fass auf, "eine Option zum Reaktionären". Was imho auch an der Grundstruktur dieser, äh, Theorien bzw. deren innerer Mechanik liegt, die sich mit nur etwas Fantasie in praktisch jede beliebige Richtung verbiegen lässt. Mithin, Poststruk ist nicht automatisch links oder emanzipativ. Wenn sich (vereinzelt, wohlgemerkt) derartige Erscheinungen dann ausgerechnet unter Bezugnahme auf Butler ergeben, finde ich das schon spannend. Wenngleich mehr aus der theoretischen Perspektive, und weniger, weil es in der Praxis echte Relevanz hätte.

Andererseits: Dass es auch innerhalb von Minderheiten echt dämliche Leute gibt, das ist ja nichts Neues. Lohnt es sich, darüber zu sprechen?

Kann man drüber streiten. Ich bin da ziemlich unentschieden, und finde eigentlich beide Haltungen zu dieser Frage gut begründbar. Nachrangig als Thematik ist es jedenfalls für mich. Nur finde ich, dass mensch ja auch mal über nachrrangige Themen sprechen kann. Und grundsätzlich bin ich auch skeptisch (abhängig allerdings vom Umfeld, in dem mensch sich äußert), ob mensch sich bestimmte Thematiken (auch wenn sie eindeutig nachrangig sind) verkneifen sollte.

Zumindestens der Anarchist und Widerspruchsgeist in mir findet, dass dieses Verkneifen i.d.R. wenig Wert hat. Und das an Stelle einer letztlich reaktionären (! dolle Aussage, gell) stark ausgeweiteten PC-Kultur besser eine Kultur "sinnvollen Sprechens" gepflegt wird. Müsste ich allerdings etwas zu ausladend beschreiben, wie das gemeint ist. In Kürze: PC finde ich dort okay, wo es um Hate Speech geht, aber die Ausweitung von PC darüber hinaus: halte ich für ein Problem - und zwar ein ziemlich grundsätzliches.

So, jetzt habe ich vermutlich erstmal einen Haufen mehr Missverständnisse geschaffen, als ausgeräumt. Aber vielleicht lässt sich mit etwas Gutmütigkeit doch halbwegs verstehen, worauf ich hinaus will bzw. wie ich es gemeint habe. :D

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