Sonntag, 3. Januar 2021
Schlimme Zeiten generieren schlimmes Verhalten
Die kognitiven Dissonanzen, die die Covid19-Pandemie bei zahllosen Menschen in Gang setzt führen zum Teil zu seltsamen Reaktionen, die aber dennoch erklärlich sind. Scheinbar sind disziplinierte Fügsamkeit auf der einen Seite und irrationale Bockigkeit bis hin zu Verschwörungsglauben auf der anderen Verhaltensweisen, die es überforderten Ichs in beiden Fällen einfacher machen, mit der Situation umzugehen als ein realistisches Erfassen der Situation. Hinzu kommt wohl eine Schwierigkeit im Umgang mit Komplexität, ja, eine Sehnsucht nach dem Einfachen. Die Mär von der herbeigeredeten Pandemie, dem großen Betrug und der Verschwörung aus Big Pharma, Politik, WHO und Bill Gates ist dann eine Komplexitätsreduktion mit der Stichsäge. In ihrer Schuldzuweisung auf einzelne Akteure als Hintermänner einer komplexen Krise ist die durchaus als strukturell antisemitisch zu bezeichnen. Parallelen zu den Brunnenvergifter-und Ritualmördermythen zur Zeit des Schwarzen Tods sind keinesfalls zufällig.

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Nun ja, es ist ja anders als bei der großen Pest von 1348. Damals bekamen die Menschen Beulen am Körper und waren innerhalb von zwei Tagen tot, die Seuche und ihre Gefahren waren unübersehbar.

Von Covid merkt man als Nichtinfizierter direkt eigentlich nichts, die Kranken verschwinden Im Krankenhaus, ansonsten gelten plötzlich alle möglichen Regeln, die den Alltag doch deutlich unangenehmer machen als vorher.
Da ist es psychologisch schon verständlich, wenn sich Widerstände entwickeln.

Dazu kommen Äußerungen von Politikern, dass es nie wieder so sein wird wie vor der Pandemie. Was soll das? Ich bin mal gespannt, was man sagen wird, wenn alle (oder 80%) geimpft. sind.

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Ich auch.
Wobei, es wurde tatsächlich nie wieder wie vor dem Auftreten von Aids. Die sexuellen Gewohnheiten der hedonistischeren Teile der Menschheit haben sich seither radikal verändert.

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Stimmt, aber wenn es darauf hinausläuft, sich jedes Jahr gegen Covid impfen zu lassen (wie bisher gegen Grippe), rechtfertigt das natürlich keine größeren gesellschaftlichen Veränderungen.

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Allerdings nicht. Ich habe ohnehin das Gefühl, dass die getroffenen Maßnahmen bei allen Fehlern in der Feinjustierung und Schlamperei in der Ausführung (Bestellung zu geringer Impfdosen usw.) im Grundsatz richtig sind, die Drumherum-Panikstimmung allerdings situationsunangemessen ist. Im Augenblick kann niemand sagen, was sein wird wenn Herdenimmunität herrscht. Und wie es schon bei Aids war - Seuchen-Rita und Meldepflicht-Gauweiler - gerieren sich Teile der Politik als Saubermänner und -Frauen, die durch ein möglichst rigoroses Auftreten eine regressive Stimmung erzeugen.

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