Mittwoch, 4. Januar 2006
Susanne Osthoff nimmt Stellung
Manchmal bringt ja auch der Stern Online sinnvolle Sachen. "Ich wollte mich eigentlich nur bedanken, und jetzt bin ich der Buhmann. Ich glaube, die Deutschen hassen mich.Keiner steht an meiner Seite, alle versuchen, mich als arme Irre darzustellen, die zwischen Bomben und Minen planlos durch den Irak hüpft." - diese Äußerungen spiegeln wieder, welche Auswirkungen eine informelle Medienkampagne hatte
http://rebellmarkt.blogger.de/stories/363979/#364391, http://bz.berlin1.de/aktuell/news/051230/osthoff.html,

gewürzt durch eine eigentümliche Mischung aus Hochhalten der Werte "Familie" und "Christliches Abendland" mit Zynismus http://www.bild.t-online.de/BTO/news/2005/12/28/wagner/wagner.html.

Während also deutsche Hinrichtenkanäle für freies Hinterland für Grabraubprofiteure sorgen, denn längst ist das Thema komplett personalisiert und entpolitisiert, räumt Susanne Osthoff mit einigen Fehlinformationen auf, die sich auf ihre Person beziehen, z.B. mit der Behauptung, sie wolle zurück in den Irak. Tja, da wurde schon in aller Öffentlichkeit diskutiert, exklusiv für Frau Osthoff ein Bürgerrecht aufzuheben, das sie in der behaupteten Form gar nicht wahrnehmen will. Noch nicht mal mit der Rabenmutter kann man den Bild-Lesern dienen, watten Pech aber auch...

http://www.stern.de/presse/vorab/:Susanne-Osthoff-Ich-Irre/552468.html

FAZ zum gleichen Thema:

"Präsentation eines pathologischen Falles

Frau Slomka erläuterte, nach welchen Kriterien die Redaktion das Rohmaterial sendefertig gemacht hat. Frau Osthoff habe „das Bedürfnis” gehabt, „eine Vielzahl von Themen anzusprechen, bei denen man ihr inhaltlich nur folgen kann, wenn man über ein großes Hintergrundwissen verfügt”. Man habe sich daher „entschlossen, dieses Gespräch zu bearbeiten und hier im ,heute-journal' nur jene Passagen zu senden, die für deutsche Fernsehzuschauer inhaltlich nachvollziehbar und auch von öffentlichem Interesse sind”.

Nun ist es Alltag, ein Interviewband zu bearbeiten, das heißt zu kürzen, zumal um Versprecher oder Momente der Sprachlosigkeit, wie sie den vor Kameras ungeübten Menschen heimsuchen, auch wenn er nicht gerade aus drei Wochen Todesangst erlöst worden ist. Indem das ZDF die Selbstverständlichkeit herausstellte, weckte es den Verdacht, das nicht gezeigte Material müsse wohl für das Bild Frau Osthoffs noch ungünstiger sein, als was man sehen und hören durfte.

Vom ersten Wort an präsentierte Frau Slomka einen pathologischen Fall: „Psychisch” stehe Frau Osthoff „unter großer Anspannung”, auch der „öffentliche Wirbel” habe „tiefe Spuren” hinterlassen. Wollte das ZDF den Wirbel eindämmen? Der Sprecher des Senders gab an, man habe „das Gefühl” gehabt, „daß wir Frau Osthoff vor sich selbst schützen mußten”.

Kritik an der deutschen Botschaft unterschlagen

Auch Frau Slomka gab ihr ungutes Gefühl zu erkennen. Aber nicht Mitleid, sondern das Selbstmitleid des um das Interview des Jahres betrogenen Profis sprach aus ihren Worten, „in der konkreten Gesprächssituation” sei es „nicht ganz leicht” gewesen, „Zugang zu Frau Osthoff zu finden”. Den Zugang hatten die arabischen Kollegen geschaffen, in deren Studio Frau Osthoff sich befragen ließ. Frau Slomkas Aufgabe wäre gewesen, Antworten zu erwirken.

Das Bild der bis auf einen Sehschlitz verschleierten Deutschen mußte den Eindruck bestimmen, den Frau Osthoffs Botschaften an die ungeliebte, im bayerischen Akzent freilich überdeutlich nachklingende Heimat machten. Die „heute”-Redaktion hat mit ihren Strichen alles getan, um diesen Eindruck zu verstärken.

Das Ergebnis, die vom ZDF bearbeitete Susanne Osthoff, in der Zusammenfassung der „Bild”-Zeitung: „Redete wirres Zeug, ohne Zusammenhang, reagierte kaum auf die Fragen.” Der Wortlaut widerlegt die stillschweigend zur Stützung der Diagnose der Verwirrtheit geäußerte Behauptung, Frau Osthoff habe viele Themen angesprochen. Ein Thema dominiert, von dem das ZDF jede Spur getilgt hat: Frau Osthoffs Kritik an ihrer Behandlung durch die deutsche Botschaft vor der Entführung.

Keine Vorbereitung, keine Nachfragen

Daß sie aufgefordert worden sein soll, ihr Jahresbudget bis Ende Januar des Folgejahres auszugeben, daß man ihr gesagt habe: „Frau Osthoff, wir brauchen hier keinen Arabisten, wir brauchen hier eine Abrechnungsstelle” - wer, der mit deutschen Bürokraten zu tun hatte, könnte das nicht nachvollziehen? Was triftig erscheint an diesen Vorwürfen, das zu ermitteln wäre ja wohl die Arbeit der Nachrichtenredaktion einer öffentlich-rechtlichen Anstalt, die im Zweifelsfall mitteilen könnte, das Auswärtige Amt verweigere eine Stellungnahme, man werde auf die Sache zurückkommen.

Marietta Slomka, Inbild der Smartness unter den moderierenden und ach so gefährlichen Frauen, blieb die simpelste Nachfrage schuldig. Natürlich wurde Frau Osthoffs schnippische Rüge herausgeschnitten, Frau Slomka hätte sich wenigstens durch Anhören des Interviews mit Al Dschazira vorbereiten können.

Medienkritik als Zeichen eines verwirrten Geistes

Just zu dem Zeitpunkt, da in der deutschen Presse, auch in dieser Zeitung, Zweifel an der Seriosität von Susanne Osthoffs archäologischem und humanitärem Engagement artikuliert wurden, verweigerten ihr die Therapeuten vom ZDF die Möglichkeit, ihre Sicht der Dinge darzulegen. Man ließ ihr den Appell, die Deutschen sollten sich einmal „Gedanken über den Hintergrund machen, daß sie nicht weit von dem Ganzen entfernt sind”.

Es klingt wie eine Weltverschwörungstheorie, wenn sie anfügt: „Irak ist auch bei uns, ich habe ja erwähnt warum”, aber dieses vorher Erwähnte ist der Bearbeitung zum Opfer gefallen - die hohe Zahl irakischer Emigranten in Deutschland. „Die Leute schauen ja viel Fernsehen”, denen muß man nicht groß erklären, wie eine Entführung abläuft. Diese sarkastische Medienkritik zieht sich durch das Interview und dürfte den ZDF-Bearbeitern als untrügliches Zeichen eines verwirrten Geistes erschienen sein. Das verstörende Zeichen der Vermummung deutet sich von selbst: Susanne Osthoff wußte vorher, daß sie im deutschen Fernsehen nur bloßgestellt werden konnte."

F.A.Z., 30.12.2005, Nr. 304 / Seite 31

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…ein mediales Hickhack und Lüsternheit nach menschlichen (Ab)Gründen und Motiven. Das ist kein erstrebenswerter Journalismus, ganz zu schweigen von einer Berichterstattung die informieren und nicht defamieren soll.

Frau Osthoff hat sich verwirrend geäußert und PUNKT! Ein solches Interview hätte nie ausgestrahlt werden dürfen. Klar und zusammenhängend erklärt stern.de den Grund für die Verwirrtheit. Wenn auch hier noch einige Punkte offen bleiben – so soll doch vorerst mal Ruhe einkehren.

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Dazu unbedingt empfehlenswert;
http://www.heise.de/tp/r4/artikel/21/21701/1.html

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Danke dafür!

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Der Heise link ist echt interessant. Mir tut die Osthoff irgendwie leid. Man darf nicht vergessen, was sie für die Menschen im Irak getan hat und ehrlich gesagt, muss sie Geiselnahme erstmal wegstecken, dass ich bestimmt nicht so einfach.

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