Freitag, 13. Januar 2006
Du bist Rebell ohne Markt
Du hast in den späten 80ern und frühen 90ern Wirtschaftsinformatik, Grafikdesign oder IT-Kaufmann studiert. Du empfandest die 68er-Ästhetik und deren Dominanz in Feuilletons und Szeneblättern ätzend und meintest, dagegen zu rebellieren, indem Du Dir den Versace-Dolce-Gucci-Daniel-Hechter-Calvin-Klein-Look zulegtest und der Meinung warst, der Anblick von Rucksackträgern und Turnschuhmenschen sei unerträglich. Du wolltest Chef werden, und Deine Vorstellung von der Arbeit eines Chefs war es, mit der Moet & Chandon-Flasche und dem Humidor auf dem Schreibtisch VCs das Blaue vom Himmel zu erzählen und dafür bezahlt zu werden. Sehr gut bezahlt. Reich. Du bist auf den harten Duschraumfliesen der Realität aufgeprallt. Dotcomtod hat die Verlogenheit Deiner ganzen Branche öffentlich gemacht. Die Sentinels, die kritische Öffentlichkeit hergestellt haben, als die Wirtschaftspresse, deren Aufgabe es gewesen wäre, über die Hintergründe des Niedergangs der New Economy zu berichten, jämmerlich versagte, sind für Dich bösartige Zerstörer. Du verstehst nicht, dass Du Dich selbst zerstört hast und siehst die Bericherstatter als Ursache des Übels. Du stellst öffentlich Mutmaßungen über die Identität der Sentinels, über die diese schenkelklopfend lachen. Du nennst Don und seine engeren Kommentatoren auf rebellmarkt die Rebellen ohne Markt, weil Du zu dämlich bist, das Grußwort und das Manifesto zu lesen und zu checken, dass die Rebellen ohne Markt diejenigen sind, über die Don und Freunde sich lustig machen.

Du hast es geschafft: Vom Fast-Millionär zum Tellerwäscher.
Du bist die ökonomische Hoffnung der 90er Jahre, 2000 und nochwas redux.

... link (0 Kommentare)   ... comment