Montag, 17. April 2006
Elemente der Gegenaufklärung, heute: Neokonservative
che2001, 21:40h
Neokonservative gibt es gleich zweimal. Einmal bedeutet dieser Begriff nämlich in Deutschland eine Richtung des Konservatismus, die bevorzugt traditionelle Schwerpunktthemen der Linken inhaltlich gegen den Strich bürstet, also etwa Selbstbestimmung der Frau, Sexualmoral, Abrüstung, kapitalistische Moderne. Während die klassischen Konservativen hier ihre Positionen vertreten, die sie aber im Allgemeinen nicht mit Links verhandeln wollen, haben die deutschen Neokonservativen sozusagen den Kampf um die verlorenen Seelen aufgenommen. Klassische Konservative mögen hinsichtlich Homosexualität, alternative Lebensweisen und Beziehungsmodelle etc.moderat und tolerant sein, Leute vom Schlage des heutigen CDU-Mainstreams haben hauptsächlich wirtschaftliche Sorgen und sind in vielen Fällen kaum noch ideologisch überzeugte Konservative im tradierten Sinne. Im Unterschied hierzu ist das eigentliche Anliegen der deutschen Neokonservativen (um Namen zu nennen: Christa Mewes, Odo Marquardt, Arnulf Baring, Friedbert Pflüger) eine kulturelle Gegenrevolution gegen die Vorstellungen der 68er, die Wiederverankerung von Bürgerlichkeit und Bürgertugenden. Im Grunde wollen sie ein Lebensgefühl und eine geistige Verankerung der Bevölkerung wiederherstellen, die seit über 30 Jahren obsolet ist, aber aufgrund sozialer Verunsicherung und riskanter gewordenener Lebenslagen gerade unter behütet aufgewachsenen jungen Menschen der heutigen Mittelschicht wieder interessant erscheint - was psychologisch gesehen nichts Anderes ist als eine Regression, insofern könnte man auch sagen, dass die Neokonservativen einen unreiferen Menschen haben wollen, und dass genau dies gerade auf Nachfrage stößt, weil unsere Risikogesellschaft einerseits ein hohes Mass an eigenverantwortlichem Handeln verlangt, andererseits immer mehr Menschen ausgesondert, ihre Lebenschancen verbaut, ihre Perspektiven eingeschränkt werden, und so Etliche ernsthaft glauben, durch Anpassung und Bravheit ließen sich diese widersprüche abwehren.
Zum Anderen gibt es die Neocons, also die Neokonservativen US-amerikanischen Zuschnitts. Ihre Ideologie ist nicht identisch mit dem deutschen Neokonservatismus. Vielmehr vertreten sie zunächst mal den traditionellen US-Konservatismus, der den sein Land auf sich gestellt bewirtschaftenden selbstständigen Farmer oder Rancher oder den kleinen oder mittelständischen Unternehmer zum Idealbild hat. Wirtschaftsliberalismus in seiner harten, manchesterliken Form wird hier als selbstverständlich betrachtet, verbunden mit einer fast paranoiden Abneigung gegen staatliche Eingriffe (Big Government ist etwas, wogegen der Redneck im Zweifelsfalle auf seinem Recht auf bewaffnetem Widerstand beharrt) und einem extremen politischen Konservatismus, dessen integrale Bestandteile eine geradezu begeisterte Befürwortung der Todesstrafe, eine rigorose Ablehnung legaler Abtreibung und eine Sexualmoral darstellen, die es hierzulande seit den 50er Jahren nicht mehr gibt. Wirtschaftsliberalismus geht hier also ganz unmittelbar zusammen mit einem antiliberalen Norm-und Moralkonservatismus, eine Erscheinung, die nur vor dem historischen Hintergrund der US-Gesellschaft erklärbar und sowohl dem deutschen Konservatismus als auch dem deutschen Liberalismus wesensfremd ist. Neo an der Ideologie der US-Neocons ist die Tatsache, dass die traditionellen US-Konservativen einen auf den eigenen Kontinent bezogenen Isolationismus vertreten. Eine aktive Außenpolitik, UNO-Engagement, auch militärische Interventionen im Ausland waren lange Zeit das Steckenpferd und Betätigungsfeld der Demokraten bzw. der sogenannten Dumbarton Oaks Republicans, des fortschrittlicheren Flügels der Republikaner. Neocons sind hingegen Leute, die den traditionellen US-Konservatismus mit politischem Interventionismus, militärische Doktrinen der Falken im Pentagon und einer pathetischen Weltbefreiungs/Befriedungspropaganda verbinden. In der politischen Landschaft der Bundesrepublik Deutschland gibt es für solche Positionen keinerlei Background oder Tradition. Bei Leuten, die in Deutschland genau diesen US-Neokonservatismus vertreten, stellt sich daher die Frage, ob er nur eine geborgte Identität und Hülle für andere, sehr viel rechtere Positionen ist.
Zum Anderen gibt es die Neocons, also die Neokonservativen US-amerikanischen Zuschnitts. Ihre Ideologie ist nicht identisch mit dem deutschen Neokonservatismus. Vielmehr vertreten sie zunächst mal den traditionellen US-Konservatismus, der den sein Land auf sich gestellt bewirtschaftenden selbstständigen Farmer oder Rancher oder den kleinen oder mittelständischen Unternehmer zum Idealbild hat. Wirtschaftsliberalismus in seiner harten, manchesterliken Form wird hier als selbstverständlich betrachtet, verbunden mit einer fast paranoiden Abneigung gegen staatliche Eingriffe (Big Government ist etwas, wogegen der Redneck im Zweifelsfalle auf seinem Recht auf bewaffnetem Widerstand beharrt) und einem extremen politischen Konservatismus, dessen integrale Bestandteile eine geradezu begeisterte Befürwortung der Todesstrafe, eine rigorose Ablehnung legaler Abtreibung und eine Sexualmoral darstellen, die es hierzulande seit den 50er Jahren nicht mehr gibt. Wirtschaftsliberalismus geht hier also ganz unmittelbar zusammen mit einem antiliberalen Norm-und Moralkonservatismus, eine Erscheinung, die nur vor dem historischen Hintergrund der US-Gesellschaft erklärbar und sowohl dem deutschen Konservatismus als auch dem deutschen Liberalismus wesensfremd ist. Neo an der Ideologie der US-Neocons ist die Tatsache, dass die traditionellen US-Konservativen einen auf den eigenen Kontinent bezogenen Isolationismus vertreten. Eine aktive Außenpolitik, UNO-Engagement, auch militärische Interventionen im Ausland waren lange Zeit das Steckenpferd und Betätigungsfeld der Demokraten bzw. der sogenannten Dumbarton Oaks Republicans, des fortschrittlicheren Flügels der Republikaner. Neocons sind hingegen Leute, die den traditionellen US-Konservatismus mit politischem Interventionismus, militärische Doktrinen der Falken im Pentagon und einer pathetischen Weltbefreiungs/Befriedungspropaganda verbinden. In der politischen Landschaft der Bundesrepublik Deutschland gibt es für solche Positionen keinerlei Background oder Tradition. Bei Leuten, die in Deutschland genau diesen US-Neokonservatismus vertreten, stellt sich daher die Frage, ob er nur eine geborgte Identität und Hülle für andere, sehr viel rechtere Positionen ist.
... comment
loellie,
Montag, 17. April 2006, 23:08
Na endlich kann ich diesen herrlichen Link ueber die US-Neocon's an Mann und Frau bringen. Es handelt sich um eine tabellarische Gegenueberstellung der Lebenslauefe der Crazies, wie vor ihrem Putsch in Washington genannt wurden.
Brought to you by PBS (Public Broadcast Service)
http://www.pbs.org/wgbh/pages/frontline/shows/pentagon/paths/
Brought to you by PBS (Public Broadcast Service)
http://www.pbs.org/wgbh/pages/frontline/shows/pentagon/paths/
... link
... comment
auch-einer,
Dienstag, 18. April 2006, 13:50
"Leute vom Schlage des heutigen CDU-Mainstreams haben hauptsächlich wirtschaftliche Sorgen und sind in vielen Fällen kaum noch ideologisch überzeugte Konservative im tradierten Sinne."
tatsächlich handelte es sich bei der cdu um die nachfolgerin der katholischen zentrumspartei, die auch für deutschnationale und ordoliberale zur politischen heimat werden sollte. eigentlich ein kühnes bündnis, hier der nobbi, da der dregger. muss auch nicht für immer halten.
denn das ist das problem der cdu: denen ist die katholische basis ganz stickum entschwunden. oder anders: das angestammte milieu schwindet - so wie das der industriearbeiter bei der spd - zugewinne an wählerstimmen sind hier nicht mehr möglich. so dass das, was wie stolzer deutscher neokonservativismus aussieht, eher aus der verzweiflung geborene aktionen von wahlkampfstrategen im adenauer-haus sind. tatsächlich sollen schichten angesprochen werden, die dem grosstädtisch-akademischen milieu zuzurechnen sind, also so die generation nach ökopax. ob das so klappt wird man sehen. ich setze immer noch auf spaltung der beiden volksparteien und die entstehung kleinerer, von wählerschaft und klientel her enger definierten parteien vergleichbar dem parteisystem der weimarer republik.
alles was auf abgrenzen und bewahren hinausläuft, ist die strategie von in ihrem sozialen besitzstand gefährdeten schichten. der sog. konservativismus, in deutschland heute eine gemengelage nationalistischer und ordoliberaler vorstellungen, ist eine strategie alter bürgerlicher schichten, die ihre bislang behauptete soziale macht gefährdet sehen.
unterbürgerliche schichten sind in solcher lage für faschistische entwürfe anfällig. der ist nicht nur von rechts wie schon gehabt, sondern auch von links her denkbar, siehe lafo von der wasserportgruppe. wem da noch nicht gruselt, kann ja mal schauen, was die alten genossen vom mfs so alles treiben. die haben ja auch erfahrung damit.
die amerikanischen neocons sehe ich als kopfgeburt von leuten, die ihre akademische karriere im umfeld der macht betreiben wollen. für die politik der usa so etwa das, was die anjatanjas für die new economy sind. für den redneck (der angehörige einer weissen unterschicht ländlicher gebiete - was würde der lachen, wenn er diese definition lesen würde, vielleicht würde der mir sogar von seinem whiskey rüberschieben), aber auch für den traditionellen republikaner ist neocon eine beleidigung. das sind für den der oben sitzt, billige emporkömmlinge, für den der unten ist, einfach nur schwätzer.
was die militärischen doktrin der falken im pentagon angeht: mal nach sftt oder soldiers for the truth googeln.
*) faschismus steht bei mir für ein im inneren rigides gesellschaftssystem, dessen ideal und ziel eine wie auch immer hergeleitete gemeinschaft ist, der sich der einzelne, ggf. unter massivem zwang unterzuordnen hat.
das gesellschaftssystem der nazi-verbrecher bezeichne ich als nationalsozialismus.
tatsächlich handelte es sich bei der cdu um die nachfolgerin der katholischen zentrumspartei, die auch für deutschnationale und ordoliberale zur politischen heimat werden sollte. eigentlich ein kühnes bündnis, hier der nobbi, da der dregger. muss auch nicht für immer halten.
denn das ist das problem der cdu: denen ist die katholische basis ganz stickum entschwunden. oder anders: das angestammte milieu schwindet - so wie das der industriearbeiter bei der spd - zugewinne an wählerstimmen sind hier nicht mehr möglich. so dass das, was wie stolzer deutscher neokonservativismus aussieht, eher aus der verzweiflung geborene aktionen von wahlkampfstrategen im adenauer-haus sind. tatsächlich sollen schichten angesprochen werden, die dem grosstädtisch-akademischen milieu zuzurechnen sind, also so die generation nach ökopax. ob das so klappt wird man sehen. ich setze immer noch auf spaltung der beiden volksparteien und die entstehung kleinerer, von wählerschaft und klientel her enger definierten parteien vergleichbar dem parteisystem der weimarer republik.
alles was auf abgrenzen und bewahren hinausläuft, ist die strategie von in ihrem sozialen besitzstand gefährdeten schichten. der sog. konservativismus, in deutschland heute eine gemengelage nationalistischer und ordoliberaler vorstellungen, ist eine strategie alter bürgerlicher schichten, die ihre bislang behauptete soziale macht gefährdet sehen.
unterbürgerliche schichten sind in solcher lage für faschistische entwürfe anfällig. der ist nicht nur von rechts wie schon gehabt, sondern auch von links her denkbar, siehe lafo von der wasserportgruppe. wem da noch nicht gruselt, kann ja mal schauen, was die alten genossen vom mfs so alles treiben. die haben ja auch erfahrung damit.
die amerikanischen neocons sehe ich als kopfgeburt von leuten, die ihre akademische karriere im umfeld der macht betreiben wollen. für die politik der usa so etwa das, was die anjatanjas für die new economy sind. für den redneck (der angehörige einer weissen unterschicht ländlicher gebiete - was würde der lachen, wenn er diese definition lesen würde, vielleicht würde der mir sogar von seinem whiskey rüberschieben), aber auch für den traditionellen republikaner ist neocon eine beleidigung. das sind für den der oben sitzt, billige emporkömmlinge, für den der unten ist, einfach nur schwätzer.
was die militärischen doktrin der falken im pentagon angeht: mal nach sftt oder soldiers for the truth googeln.
*) faschismus steht bei mir für ein im inneren rigides gesellschaftssystem, dessen ideal und ziel eine wie auch immer hergeleitete gemeinschaft ist, der sich der einzelne, ggf. unter massivem zwang unterzuordnen hat.
das gesellschaftssystem der nazi-verbrecher bezeichne ich als nationalsozialismus.
... link
che2001,
Dienstag, 18. April 2006, 14:31
@für den redneck, aber auch für den traditionellen republikaner ist neocon eine beleidigung. Kein Widerspruch. Zur Zeit ist Neocon in den USa überhaupt für viele eine Beleidigung, es könnte sein, dass diese Ära sich gerade dem Ende zuneigt. Wie wäre es denn mit Hillary Clinton als nächster US-Präsidentin und Ralph Nader als Vize? Noch nie hatte ein Präsident im Amt so schlechte Umfrageergebnisse wie Georgieboy. Was den Redneck angeht: Leute wie Perle, Wolfowitz oder Rice verkörpern deren Alptraum von Big Government, ich habe nicht gemeint, dass die irgendwas mit der Redneck-Mentalität gemein hätten, sondern verwies nur auf die gesellschaftlich-kulturellen Wurzeln ihres Denkend.
... link
first_dr.dean,
Dienstag, 18. April 2006, 23:58
Die Neocon-Ideologie ist in meinen Augen der faschistisch-militaristische Anstrich von Wirtschaftsliberalen bzw. "Liberalen", sowie von Konservativen. Das Alpglühen in den Augen von Neocons finde ich beunruhigend, die Fundamente der Analyse der Weltverhältnisse proidiotisch unfundamentiert, wie Herrn Fukayama inzwischen auch schon aufgegangen ist.
Erledigt sind sie aber lange noch nicht, dazu haben sie viel zu mächtige Finanziers im Hintergrund, oft mit rüstungsindustrieller Verbindung, wie z.B. der Heritage Fond.
Faszinierend finde ich an den Neocons, dass man hier eine eigentlich völlig künstliche und wild zusammengesetzte Ideologie (u.a. mit beachtlichen faschistischen Versatzstücken von Carl Schmitt bzw. Leo Strauss) betrachten kann, welche tatsächlich, und zwar durch Geburtshilfe aus bestimmten Kreisen, in der Lage war, eine synthetisch erzeugte!) politische Bewegung ins Leben zu rufen.
Man könnte die Neocons auch als Teilnehmer in einer Übernahmeschlacht innerhalb des bürgerlichen Lagers ansehen. In etwa: Öl- plus Rüstungsindustrie gegen den Rest.
Sie haben sehr viel erreicht, gewiss auch für die Zukunft, was z.B. ein Rüstungsetat deutlich über 400 US-Milliarden sowie eine US-Militärideologie der ständigen Auslandsintervention belegen.
Soviel geistiger Müll und soviel Erfolg. Davor muss man Respekt haben.
Erledigt sind sie aber lange noch nicht, dazu haben sie viel zu mächtige Finanziers im Hintergrund, oft mit rüstungsindustrieller Verbindung, wie z.B. der Heritage Fond.
Faszinierend finde ich an den Neocons, dass man hier eine eigentlich völlig künstliche und wild zusammengesetzte Ideologie (u.a. mit beachtlichen faschistischen Versatzstücken von Carl Schmitt bzw. Leo Strauss) betrachten kann, welche tatsächlich, und zwar durch Geburtshilfe aus bestimmten Kreisen, in der Lage war, eine synthetisch erzeugte!) politische Bewegung ins Leben zu rufen.
Man könnte die Neocons auch als Teilnehmer in einer Übernahmeschlacht innerhalb des bürgerlichen Lagers ansehen. In etwa: Öl- plus Rüstungsindustrie gegen den Rest.
Sie haben sehr viel erreicht, gewiss auch für die Zukunft, was z.B. ein Rüstungsetat deutlich über 400 US-Milliarden sowie eine US-Militärideologie der ständigen Auslandsintervention belegen.
Soviel geistiger Müll und soviel Erfolg. Davor muss man Respekt haben.
... link
auch-einer,
Mittwoch, 19. April 2006, 12:52
"Man könnte die Neocons auch als Teilnehmer in einer Übernahmeschlacht innerhalb des bürgerlichen Lagers ansehen."
nicht schlecht gesagt, schöne analogie zu mergers & acquisitions, unfreundliche übernahme der gop durch die s. huntington ltd...
die von der ölindustrie sind, wie immer, die bösen. schön, dass die deutschen da im windschatten mitsegeln können. zur sehr forschungsintensiven rüstungsindustrie wäre noch das corporate banking zu nennen, die das ganze finanziert.
aber, ist nicht das, was als militärisch-industrieller komplex bezeichnet wurde, eher west-coast und nach amerikanischer verortung liberal, also nach unserem verständnis eher sozialdemokratisch?
"Sie haben sehr viel erreicht, gewiss auch für die Zukunft, was z.B. ein Rüstungsetat deutlich über 400 US-Milliarden sowie eine US-Militärideologie der ständigen Auslandsintervention belegen."
schon beeindruckend, wenn man sieht, dass da ziemlich viel geld für militärische f & e verballert wird. einerseits scheint die truppe selber probleme mit der ausrüstung zu haben. andererseits haben die streitkräfte erhebliche probleme mit dem wehrersatz (besonders böse: der mangel an unterführern, da diese nicht mehr verlängern). folge, siehe irak, die us of a können zwar eine schlacht, einen feldzug gewinnen, aber keinen sieg, weil es an infanterie fehlt, die eine längere besetzung durchziehen kann.
siehe z.b. soldiers for the truth. das sind die alten konservativen amerikaner, denen "ein Rüstungsetat deutlich über 400 US-Milliarden sowie eine US-Militärideologie der ständigen Auslandsintervention" ziemlich gegen den strich geht, weil sie merken, dass sich die kampffähigkeit nicht eben verstärkt hat. übrigens empfehle ich diese seiten auch aus dem grund, weil sie belegt, wie ernst das recht der freien meinungäusserung in den us of a genommen wird; ich schätze, ein deutscher, der ähnliche recherchen oder äusserungen für den bereich der bundeswehr betreiben würde, hätte bald probleme, und damit meine ich nicht irgendwelche abmahnungen von ngos und anwälten, sondern eingriffe durch dienststellen des bundes und durch staatsanwälte.
"Soviel geistiger Müll und soviel Erfolg"
soll denn der intellektuelle aufwand im verhältnis zum ausmass des scheiterns stehen? da aber nicht sein kann, was nicht sein darf: es ist so wie schon immer, falsch gedacht führt zu falschem ergebnis.
oder etwas poetischer und flugs einen der grossen der gop -ja, der, der das sagte, war republikaner - zitiert:
you can fool all of the people some of the time and you can fool some of the people all of the time. but you never can fool all of the people all of the time.
für die "beachtlichen faschistischen Versatzstücken von Carl Schmitt" wäre ich für knappe, weiterführende hinweise dankbar. denn, der carl aus plettenberg ist vielleicht der meinstgeplündertste staatsrechtler, und es ist gut zu wissen, wer da alles aus dieser quelle schöpft.
btw: da immerhin möglich ist, dass die democrats den nächsten präsidenten (die nächste präsidentin?) stellen, wo lassen die denn denken?
nicht schlecht gesagt, schöne analogie zu mergers & acquisitions, unfreundliche übernahme der gop durch die s. huntington ltd...
die von der ölindustrie sind, wie immer, die bösen. schön, dass die deutschen da im windschatten mitsegeln können. zur sehr forschungsintensiven rüstungsindustrie wäre noch das corporate banking zu nennen, die das ganze finanziert.
aber, ist nicht das, was als militärisch-industrieller komplex bezeichnet wurde, eher west-coast und nach amerikanischer verortung liberal, also nach unserem verständnis eher sozialdemokratisch?
"Sie haben sehr viel erreicht, gewiss auch für die Zukunft, was z.B. ein Rüstungsetat deutlich über 400 US-Milliarden sowie eine US-Militärideologie der ständigen Auslandsintervention belegen."
schon beeindruckend, wenn man sieht, dass da ziemlich viel geld für militärische f & e verballert wird. einerseits scheint die truppe selber probleme mit der ausrüstung zu haben. andererseits haben die streitkräfte erhebliche probleme mit dem wehrersatz (besonders böse: der mangel an unterführern, da diese nicht mehr verlängern). folge, siehe irak, die us of a können zwar eine schlacht, einen feldzug gewinnen, aber keinen sieg, weil es an infanterie fehlt, die eine längere besetzung durchziehen kann.
siehe z.b. soldiers for the truth. das sind die alten konservativen amerikaner, denen "ein Rüstungsetat deutlich über 400 US-Milliarden sowie eine US-Militärideologie der ständigen Auslandsintervention" ziemlich gegen den strich geht, weil sie merken, dass sich die kampffähigkeit nicht eben verstärkt hat. übrigens empfehle ich diese seiten auch aus dem grund, weil sie belegt, wie ernst das recht der freien meinungäusserung in den us of a genommen wird; ich schätze, ein deutscher, der ähnliche recherchen oder äusserungen für den bereich der bundeswehr betreiben würde, hätte bald probleme, und damit meine ich nicht irgendwelche abmahnungen von ngos und anwälten, sondern eingriffe durch dienststellen des bundes und durch staatsanwälte.
"Soviel geistiger Müll und soviel Erfolg"
soll denn der intellektuelle aufwand im verhältnis zum ausmass des scheiterns stehen? da aber nicht sein kann, was nicht sein darf: es ist so wie schon immer, falsch gedacht führt zu falschem ergebnis.
oder etwas poetischer und flugs einen der grossen der gop -ja, der, der das sagte, war republikaner - zitiert:
you can fool all of the people some of the time and you can fool some of the people all of the time. but you never can fool all of the people all of the time.
für die "beachtlichen faschistischen Versatzstücken von Carl Schmitt" wäre ich für knappe, weiterführende hinweise dankbar. denn, der carl aus plettenberg ist vielleicht der meinstgeplündertste staatsrechtler, und es ist gut zu wissen, wer da alles aus dieser quelle schöpft.
btw: da immerhin möglich ist, dass die democrats den nächsten präsidenten (die nächste präsidentin?) stellen, wo lassen die denn denken?
... link
che2001,
Mittwoch, 19. April 2006, 13:34
Die Parteien des MIK
Der militärisch-industrielle Komplex ist sowohl bei den Republikanern als auch bei den Demokraten verankert. Es gab mal bei US-Linken den Spruch, in einem Fall regiert Martin-Marietta, im anderen Boeing-McDonnellDouglas-Lockheed. Dass die Demokraten nicht bei der Heritage-Fundation denken lassen liegt auf der Hand.Vielleicht Mail an Howard Dean?
... link
first_dr.dean,
Mittwoch, 19. April 2006, 15:08
H.D. ist schon mal keine schlechte Idee, und er hat bei dem Demokraten relativ viel zu sagen (u.a. als DNC Chairman). Die MIK-Deformation der am. Politik durchzieht auch die Demokraten, okay, aber nicht in gleichen Ausmaß. Da gibt es noch Widerstandskräfte. Wenn sie sagen: "we take our country back", dann ist das auch eine ernst gemeinte Kampfansage gegen den MIK.
"(...) because they never made an honest living in their lives."(MSNBC inkl. Videolink)
... link
che2001,
Mittwoch, 19. April 2006, 16:54
Das wird zu einer Kampfansage gegen ein ganzes System, das eigentlich außerhalb dessen steht, was bis 2000 in den USA Mainstream war.
... link
first_dr.dean,
Mittwoch, 19. April 2006, 18:27
Was werden wird
Und man unterschätze diese Gegenbewegung und die Macht der breiten Bevölkerung in den USA nicht, da formiert sich im Untergrund (z.B.) jede Menge Unheil gegen die Neocons zusammen, ein allgemeiner Unmut, welcher den von Eliten finanzierten Einfluss der neokonservativen Netzwerke übersteigt.
Weite Kreise in den USA fühlen sich getäuscht und nicht zuletzt deshalb wächst in der amerikanischen Gesellschaft ein starker Wunsch, den Neocons endlich die Rechnung zu präsentieren.
Wenn die GOP Mc Cain aufstellt, hat sie ggf. noch eine Chance, aber bereits mit Rice (obwohl sie keine klassiche Neoconisse ist) ist der Untergang bei den nächsten Wahlen sicher, denn Rice wird mit dem alten System und den falschen Versprechungen der Neocons in Zusammenhang gebracht.
Noch scheint das Wasser ruhig, noch mögen meine Worte auf besonnene Leser übertrieben wirken, aber unter der Oberfläche kreist mächtig schon der Strudel, welcher die Neocons von der Regierungsmacht fortreißen wird.
Hunderttausende unsichtbare Hände schreiben es an die Wände und nichts kann diese Aufschrift mehr fortwischen: Die Neocons lügen. Bush lügt. Mene mene tekel upharsin.
Wir werden erleben, dass der DNC-Kandidat von einem zuvor nie gekannten Spendenaufkommen aus der Bevölkerung getragen wird, Spenden, gespeist aus dem brennenden Wunsch der ordinary people, den korrupten Schwindel endlich fort zu bekommen.
Ach, und weil es thematisch wunderbar zu Che´s Serie passt, hier ein Überblick zur Untergrundradioshow Mindwalk von Upstart Radio.
Weite Kreise in den USA fühlen sich getäuscht und nicht zuletzt deshalb wächst in der amerikanischen Gesellschaft ein starker Wunsch, den Neocons endlich die Rechnung zu präsentieren.
Wenn die GOP Mc Cain aufstellt, hat sie ggf. noch eine Chance, aber bereits mit Rice (obwohl sie keine klassiche Neoconisse ist) ist der Untergang bei den nächsten Wahlen sicher, denn Rice wird mit dem alten System und den falschen Versprechungen der Neocons in Zusammenhang gebracht.
Noch scheint das Wasser ruhig, noch mögen meine Worte auf besonnene Leser übertrieben wirken, aber unter der Oberfläche kreist mächtig schon der Strudel, welcher die Neocons von der Regierungsmacht fortreißen wird.
Hunderttausende unsichtbare Hände schreiben es an die Wände und nichts kann diese Aufschrift mehr fortwischen: Die Neocons lügen. Bush lügt. Mene mene tekel upharsin.
Wir werden erleben, dass der DNC-Kandidat von einem zuvor nie gekannten Spendenaufkommen aus der Bevölkerung getragen wird, Spenden, gespeist aus dem brennenden Wunsch der ordinary people, den korrupten Schwindel endlich fort zu bekommen.
Ach, und weil es thematisch wunderbar zu Che´s Serie passt, hier ein Überblick zur Untergrundradioshow Mindwalk von Upstart Radio.
... link
maternus,
Mittwoch, 19. April 2006, 20:57
Ralph Nader als demokratischer Vize? Haha, guter Witz. Die Convention möchte ich mal sehen, die ausgerechnet den Mann auf den Schild hebt, der Al Gore die entscheidenden 2-3% gegen Dabbeljuh gekostet hat.
... link
che2001,
Mittwoch, 19. April 2006, 21:04
Ich habe nicht gesagt, dass das realistisch wäre, das war mehr die Abteilung-wünsch-dir-was.
... link
maternus,
Mittwoch, 19. April 2006, 21:15
Na, ich weiß ja nicht. Mit diesen Aktionen hat sich der Mann in meinen Augen diskreditiert. Lieber 2% für die reine Lehre als endlich den Cowboy aus dem Weißen Haus zu werfen.
... link
che2001,
Donnerstag, 20. April 2006, 15:25
Ich bin da gespalten. Einerseits könnte man heulen. Was für Chancen hätten die USA unter Gore gehabt! Und unter Kerry wäre es zumindest besser geworden als jetzt.
Na ja, alles ist besser als der Cowboy, und der Preis des Cowboys wird in Leichenbergen im Vorderen Orient und im Haushaltsdefizit der USA gemessen.
Andererseits finde ich die Grünen im Kongress irgendwie charming. Nicht, dass das irgendwas radikal gesellschaftveränderndes wäre. Auch wenn sie durch ihre Ende der 80er einsetzende starke parlamentarische Fixierung eher kontraproduktiv für soziale Bewegungen wurden, so möchte ich doch die Grünen in den europäischen Parlamenten nicht missen, auch wenn sie heute wenig mehr als ein kleineres Übel sind. Wenn sie in den USA ihre Zukunft vielleicht noch vor sich haben, sollen sie ihre Chance bekommen. Das fasst Nader allerdings insofern falsch an, als dass er zuwenig auf grass root movements eingeht.
Na ja, alles ist besser als der Cowboy, und der Preis des Cowboys wird in Leichenbergen im Vorderen Orient und im Haushaltsdefizit der USA gemessen.
Andererseits finde ich die Grünen im Kongress irgendwie charming. Nicht, dass das irgendwas radikal gesellschaftveränderndes wäre. Auch wenn sie durch ihre Ende der 80er einsetzende starke parlamentarische Fixierung eher kontraproduktiv für soziale Bewegungen wurden, so möchte ich doch die Grünen in den europäischen Parlamenten nicht missen, auch wenn sie heute wenig mehr als ein kleineres Übel sind. Wenn sie in den USA ihre Zukunft vielleicht noch vor sich haben, sollen sie ihre Chance bekommen. Das fasst Nader allerdings insofern falsch an, als dass er zuwenig auf grass root movements eingeht.
... link
loellie,
Donnerstag, 20. April 2006, 17:53
Die Geschichte des letzten Jahrhunderts lehrt uns, dass sich noch kein Praesident der USA zu fein fuer Kriegsverbrechen war. Auch Kerry haette die Besatzung Iraks nicht ohne weiteres beenden koennen (und verhindern schon garnicht). Verzeiht mir etwas schwarzweiss malerei, aber ob Bush, Kerry oder Hillary, Klassenfeinde sind die alle.
Insofern bin ich nicht wirklich unschluessig, sondern werte die 2% die Kerry nicht bekam, als politisch marginales Zeichen des guten Willens, Bewegung in das in den USA vorherschende Einparteiensystem zu bringen.
Insofern bin ich nicht wirklich unschluessig, sondern werte die 2% die Kerry nicht bekam, als politisch marginales Zeichen des guten Willens, Bewegung in das in den USA vorherschende Einparteiensystem zu bringen.
... link
first_dr.dean,
Sonntag, 23. April 2006, 16:34
Kontraproduktiv für soziale Bewegungen
"parlamentarische Fixierung" als "eher kontraproduktiv für soziale Bewegungen"??
Sorry, wie naiv ist das denn? Ist das Dein Ernst, Che?
Vorab: Die behagliche Bewegungstümelei von vielen Linken geht mir sowieso auf den Sack, und zwar i.d.R. umso deutlicher, je deutlicher der Antiparlamentarismus dort ausgeprägt ist.
Zur Sache: Wer als "Bewegung" mit seinen politischen Bestrebungen* nicht danach trachtet, sie politisch wie rechtsstaatlich im bzw. über das Parlament durchzusetzen, dem geht es entweder nicht um ein ernsthaftes Anliegen, oder er ist, freundlich formuliert, naiv.
Die mitunter verständliche Enttäuschung über parlamentarische Prozesse und über die Möglichkeiten der Einbringung der Interessen von Bürgern (nicht: bürgerliche Interessen!) darf keineswegs darüber hinweg täuschen, dass die Alternativen zum mühseligen Weg über und durch die Institutionen alles andere als erfolgversprechend, angenehm und demokratisch sind.
Aus Sicht eines linken Bewegungstümlers (übrigens auch ein Kandidat für die Serie: Elemente der Gegenaufklärung) mag es so aussehen, als ob man im rein revolutionären Habitus, und dabei sich sehr hübsch gegen das Establisment inszenierend, bereits Teil einer besseren Welt sei, und im Idealfall mag das sogar ein wenig stimmen.
Nur, der Weg zum gesellschaftliche Konsens bzw. zur gesellschaftlichen Durchsetzung von Fortschritt geht in hiesigen Ländern nicht unwesentlich über die Parlamente! Erinnert sich noch jemand an das Bewegungsgetue und sektiererische Gezappele der Agenda21-Leute, welche meinten, mit "Audits" und Selbstbeschränkungen etwas Relevantes bewegen zu können, und zwar an der Gesetzgebungsmacht des Parlaments vorbei.
Falsch gedacht.
Okay, sie haben sich damit die durchaus hässlichen Mühen weitgehend gespart, in das Parlament und in die Parteien hineinzuwirken. So muss man sich auch nicht mit lauter Leuten abgeben, die nicht den gleichen Erleuchtungsgrad haben, sondern kann höchst angenehm stets unter Gleichgesinnten bleiben.
Der Weg zur Macht indes geht über die Parlamente und Bürgervertretungen.
Man kann (besser: sollte) dabei einen Parallellauf aus parlamentarischer und außerparlamentarischer Bemühung vollziehen, jedenfalls, sofern man ein ernstes Anliegen verfolgt. Ein Verzicht auf parlamentarische Wirkung ist jedoch zugleich ein Verzicht auf politische Macht und dauerhaften politischen Erfolg.
Das mag in Fall sehr starker sozialer Bewegungen zeitweise anders sein, z.B. im Fall der 68er-Bewegung, welche recht stark auf die politische Landschaft und das Parlament ausstrahlte.
Im Regelfall jedoch zeigt sich, dass schon kleinste und zahlenmäßig unbedeutendste politische Interessengruppen ein sehr hohes politisches Gewicht entwickeln können, welche wohlgeordnet und dem parlamentarischen Prozess gegenüber bestens gewappnet sind! Ist es nicht eigentlich lachhaft, welchen hohen Einfluss Lobbygruppen z.B. zur Durchsetzung eines größeren Monopol/"Urheber"rechtsschutzes entfalten können, welche sich in ihren Aktivitäten klar gegen die Bevölkerung und gegen das Gemeinwohl richten?
Die freuen sich über jeden einzelnen antiparlamentarischen Bewegungstrottel, der ihnen die Gelegenheit verschafft, ohne größere Konkurrenz an parlamentarische Macht heran treten zu können.
Das ist der Punkt.
Man verstehe mich nicht falsch, ich habe nichts gegen außerparlamentarische Partizipationsformen. Ich habe allerdings etwas gegen die Propagierung von Selbstkastration. Dieses "linke" und antiparlamtentarische Selbstkastration liegt allein in Interesse derjenigen, welche die Gesellschaft unbehelligt von oben herab re-formieren wollen.
Nein, danke.
*Ich meine mit meiner Anmerkung politische Bestrebungen bzw. Bewegungen innerhalb von OECD-Staaten, okay? In Ländern mit schlecht entwickelten demokratischen Institutionen gelten andere Regeln.
Sorry, wie naiv ist das denn? Ist das Dein Ernst, Che?
Vorab: Die behagliche Bewegungstümelei von vielen Linken geht mir sowieso auf den Sack, und zwar i.d.R. umso deutlicher, je deutlicher der Antiparlamentarismus dort ausgeprägt ist.
Zur Sache: Wer als "Bewegung" mit seinen politischen Bestrebungen* nicht danach trachtet, sie politisch wie rechtsstaatlich im bzw. über das Parlament durchzusetzen, dem geht es entweder nicht um ein ernsthaftes Anliegen, oder er ist, freundlich formuliert, naiv.
Die mitunter verständliche Enttäuschung über parlamentarische Prozesse und über die Möglichkeiten der Einbringung der Interessen von Bürgern (nicht: bürgerliche Interessen!) darf keineswegs darüber hinweg täuschen, dass die Alternativen zum mühseligen Weg über und durch die Institutionen alles andere als erfolgversprechend, angenehm und demokratisch sind.
Aus Sicht eines linken Bewegungstümlers (übrigens auch ein Kandidat für die Serie: Elemente der Gegenaufklärung) mag es so aussehen, als ob man im rein revolutionären Habitus, und dabei sich sehr hübsch gegen das Establisment inszenierend, bereits Teil einer besseren Welt sei, und im Idealfall mag das sogar ein wenig stimmen.
Nur, der Weg zum gesellschaftliche Konsens bzw. zur gesellschaftlichen Durchsetzung von Fortschritt geht in hiesigen Ländern nicht unwesentlich über die Parlamente! Erinnert sich noch jemand an das Bewegungsgetue und sektiererische Gezappele der Agenda21-Leute, welche meinten, mit "Audits" und Selbstbeschränkungen etwas Relevantes bewegen zu können, und zwar an der Gesetzgebungsmacht des Parlaments vorbei.
Falsch gedacht.
Okay, sie haben sich damit die durchaus hässlichen Mühen weitgehend gespart, in das Parlament und in die Parteien hineinzuwirken. So muss man sich auch nicht mit lauter Leuten abgeben, die nicht den gleichen Erleuchtungsgrad haben, sondern kann höchst angenehm stets unter Gleichgesinnten bleiben.
Der Weg zur Macht indes geht über die Parlamente und Bürgervertretungen.
Man kann (besser: sollte) dabei einen Parallellauf aus parlamentarischer und außerparlamentarischer Bemühung vollziehen, jedenfalls, sofern man ein ernstes Anliegen verfolgt. Ein Verzicht auf parlamentarische Wirkung ist jedoch zugleich ein Verzicht auf politische Macht und dauerhaften politischen Erfolg.
Das mag in Fall sehr starker sozialer Bewegungen zeitweise anders sein, z.B. im Fall der 68er-Bewegung, welche recht stark auf die politische Landschaft und das Parlament ausstrahlte.
Im Regelfall jedoch zeigt sich, dass schon kleinste und zahlenmäßig unbedeutendste politische Interessengruppen ein sehr hohes politisches Gewicht entwickeln können, welche wohlgeordnet und dem parlamentarischen Prozess gegenüber bestens gewappnet sind! Ist es nicht eigentlich lachhaft, welchen hohen Einfluss Lobbygruppen z.B. zur Durchsetzung eines größeren Monopol/"Urheber"rechtsschutzes entfalten können, welche sich in ihren Aktivitäten klar gegen die Bevölkerung und gegen das Gemeinwohl richten?
Die freuen sich über jeden einzelnen antiparlamentarischen Bewegungstrottel, der ihnen die Gelegenheit verschafft, ohne größere Konkurrenz an parlamentarische Macht heran treten zu können.
Das ist der Punkt.
Man verstehe mich nicht falsch, ich habe nichts gegen außerparlamentarische Partizipationsformen. Ich habe allerdings etwas gegen die Propagierung von Selbstkastration. Dieses "linke" und antiparlamtentarische Selbstkastration liegt allein in Interesse derjenigen, welche die Gesellschaft unbehelligt von oben herab re-formieren wollen.
Nein, danke.
*Ich meine mit meiner Anmerkung politische Bestrebungen bzw. Bewegungen innerhalb von OECD-Staaten, okay? In Ländern mit schlecht entwickelten demokratischen Institutionen gelten andere Regeln.
... link
loellie,
Sonntag, 23. April 2006, 17:36
Dr. Dean, Dein Loblied in Ehren, aber die ausserparlamentarische Buergerbewegung der fruehen 80er hat politisch und gesellschaftlich mehr bewegt als die gruene Regierungsbeteiligung welche gerade, moeglicherweise vollumfaenglich zurueckgebaut wird.
Seehofer, so scheint es, hat sich das Ende der oekologischen Landwirtschaft auf die Fahne geschrieben, Biodieselproduzenten und Vertriebe werden durch vorgezogene Steuererhoehung gezielt in den Ruin getrieben, und den Atomausstieg sehe ich schon, aus purer idiologischer Verblendung am Kippen. Oder gibt es einen besseren Weg diesem Hippiegesockse zu zeigen wo der Hammer haengt, als ein neues Atomkraftwerk?
Mir persoenlich laege nichts ferner als mich in einer Partei zu engagieren. Warum auch. Sachfragen gerne. Demonstrieren, Unterschrifften sammeln, Oeffentlichkeitsarbeit, Abstimmen, Case closed.
Das Heute zB zwei Jahre Probezeit apathisch, ohne den auch noch so geringen Wiederstand aus der Bevoelkerung hingenommen wird hat seine Ursache im Fehlen einer APO.
Die Spaltung der Gruenen und die daraus resultierende Hinwendung zum Parlamentarismus spiegelt doch nur das Auseinanderbrechen der APO wieder. Insofern liegst du mit deiner Analyse, wer hier wen kastriert, so daneben wie man nur daneben liegen kann.
Die in Deutschland praktizierte parlamentarische Inzucht hat nach meinem Dafuerhalten mit Demokratie herzlich wenig zu tun.
Seehofer, so scheint es, hat sich das Ende der oekologischen Landwirtschaft auf die Fahne geschrieben, Biodieselproduzenten und Vertriebe werden durch vorgezogene Steuererhoehung gezielt in den Ruin getrieben, und den Atomausstieg sehe ich schon, aus purer idiologischer Verblendung am Kippen. Oder gibt es einen besseren Weg diesem Hippiegesockse zu zeigen wo der Hammer haengt, als ein neues Atomkraftwerk?
Mir persoenlich laege nichts ferner als mich in einer Partei zu engagieren. Warum auch. Sachfragen gerne. Demonstrieren, Unterschrifften sammeln, Oeffentlichkeitsarbeit, Abstimmen, Case closed.
Das Heute zB zwei Jahre Probezeit apathisch, ohne den auch noch so geringen Wiederstand aus der Bevoelkerung hingenommen wird hat seine Ursache im Fehlen einer APO.
Die Spaltung der Gruenen und die daraus resultierende Hinwendung zum Parlamentarismus spiegelt doch nur das Auseinanderbrechen der APO wieder. Insofern liegst du mit deiner Analyse, wer hier wen kastriert, so daneben wie man nur daneben liegen kann.
Die in Deutschland praktizierte parlamentarische Inzucht hat nach meinem Dafuerhalten mit Demokratie herzlich wenig zu tun.
... link
... comment