Dienstag, 18. April 2006
Zwischen Tel Aviv und Potsdam
Mit dem Anschlag von Tel Aviv ist die Auseinandersetzung in Nahost wiedereinmal in eine neue Eskalationsstufe getreten, denn Selbstmordattentate sind dort bislang selten (sie konzentrierten sich in der Vergangenheit vor allem auf Jerusalem, die besetzten Gebiete und westbanknahe Siedlungen), dass aber eine palästinensische Autonomiebehörde sich nicht distanziert, sondern den Anschlag mehr oder weniger gutheißt, das ist eine neue Qualität. Der erste Gegenangriff, der eine Werkstatt in Gaza traf, zeigt auch schon die Gegenstrategie: Die Palästinenser wirtschaftlich noch fertiger zu machen, als sie es eh sind. Mal sehen, wie lange die Hamas das durchhält. Sie könnte ganz andere Probleme bekommen, nachdem schon Staatsbedienstete mit AK und RPG in der Hand gestreikt haben. Ein bißchen sehne ich mich fast nach Arafat zurück, bequeme Korruption ist doch irgendwie menschlicher als entflammter Fanatismus.

Der rassistische Übergriff in Potsdam zeigt, dass es um die Gewalt von rechts in Deutschland nicht ruhiger geworden ist, dass es weiterhin gilt: Kein Fußbreit den Faschisten, wehrt euch, greift ein!

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WAs ist denn dann die Hamas für Dich? Sind das Faschisten oder nicht?

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Mir geht grade durch den Kopf, ob man das Sprengstoffatttentat der Hamas evtl. auch als Kommunikationsform verstehen könnte?! Das ist insoweit relevant (m.E.), weil es zum Dogma der Olmert-Regierung gehört, weder mit Hamas, noch mit Diplomaten zu sprechen, die mit der Hamas gesprochen haben (und zwar: nie wieder!).

Geht man mit diesem Gedanken weit (zu weit), könnte man derartige Attentate teils auch als eine Form der Erzwingung von Kommunikation werten...

Ich halte es für tatsächlich schuftig, mit dem Feind grundsätzlich nicht zu sprechen, und sogar diejenigen mit Schweigen zu bestrafen, die es dennoch tun. Es ändert zwar nichts daran, dass ich Hamas für
a) ziemlich bekloppt und
b) für weit überwiegend einen niederträchtigen Verbrecherverein (ergo bekämpfenswert)
halte, aber es erstaunt mich immer wieder aufs Neue, mit welcher albtraumsicheren Unbeirrtheit beide Konfliktparteien immer wieder neu in die Sackgasse steuern.

Eine Tragikomödie der Weltgeschichte.

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Tschuldigung,
"Eine Tragikomödie der Weltgeschichte."
Wo steckt denn da die Komödie?

Zu dem "Übergriff in Potsdam" finde ich
http://girl.twoday.net/stories/1841823/
ganz aktuell.

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@workingclasshero: Na klar ist die Hamas faschistisch, islamofaschistisch. Ich habe vor langer Zeit einmal mit einer Palästinenserorganisation sympathisiert, nämlich der DFLP (Demokratische Front für die Befreiung Palästinas). Die Islamisten sehe ich ausnahmslos als Feinde an. Diese Tatsache kann allerdings nicht den Blick darauf verstellen, dass die einst starke palästinensische Linke heute politisch herzlich bedeutungslos ist, nicht zuletzt dank der massiven Förderung von Hamas et al durch die Saudis, die öligen Emire und bis zu einem bestimmten Zeitpunkt auch die USA. In dem Konflikt dort würde ich am Ehesten die Position der israelischen Friedensbewegung einnehmen.

@Tragikomödie: Was daran komisch sein soll erschließt sich mir auch nicht.

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Prof. Dr. Lahmenspuck und die tragische Komik
Che, ich sehe, dass Prof. Dr. Lahmenspuck, nebenberuflich Hauptdarsteller in der Marburger Puppenkiste, gerade unter Beweis stellt, dass er als Wissenschaftler zwingend eine Pfeife ist, auch deshalb, weil er schon bei mittelmäßig schwierigen Texten regelmäßig erhebliche Textverständnisprobleme hat.

Sein intelligenzverminderter Fankreis merkt das nicht, aber sondert umso eifriger eine chauvinistische, kriegsgeile und militant-rassistische Soße ab, in der bereits größere faschistoide, olivbraune Bröckchen schwimmen.

Das müsste für Prof. Dr. Lahmenspuck sehr peinlich sein, sofern er selbst noch nicht völlig hirntod ist.

@kranich05
Ich sprach nicht von komisch, sondern von tragikomisch.

1. Stell Dir einen Nachbarschaftsstreit zwischen zwei Ingenieuren vor, die miteinander auf das Übelste quer liegen, und zwar ihrer Kinder wegen, die sich nicht vertragen. So, und jetzt stell Dir vor, wie diese beiden unter Aufbietung aller Kräfte erdenklich alles tun, um jede mögliche und sich sogar immer wieder neu abzeichnende Lösung zu torpedieren. Stell Dir die absurdesten Zuspitzungen vor, z.B. eine Nachbarschaftsseite, welche ihre und seine Kinder in die Luft sprengt, deshalb, weil die andere Seite nicht mit ihm reden mag. Das wäre sehr absurd, oder?

2. Um jetzt wieder ernst zu argumentieren: Es wird den Fanatikern unter den Lesern (an dieser Stelle nochmals ein Lächeln nach Marburg) nicht gefallen, wenn ich sage, dass bei größerer Gesprächsbereitschaft beider Seiten recht viele Menschen noch am Leben wären.

Und nochmals: Ich halte Hamas für einen Verbrecherverein und für bekämpfenswert. Der aktuelle Finanzstopp ist genau richtig, vielleicht war er etwas verfrüht - aber man sieht ja an den offiziellen Reaktionen dieser Regierung, dass es richtig war. Und doch, genauer gesagt: gerade deshalb!, muss man bereit sein, mit dem Feind zu reden.

Wer nicht redet, um einen Konflikt zu überwinden, ist ein Schuft.

Ich sage nicht, dass es einfach wäre, oder dass es sicher ist, dass beim Reden etwas heraus kommt. Aber man muss es eben probieren, nicht zuletzt deshalb, weil mit der Genfer Iniative bereits eine weitgehend konsensfähige Lösung auf dem Tisch liegt.

Wer bei einem derart schweren Konflikt das Gespräch mit dem Feind generell verweigert, ist damit gleichermaßen gefährlich wie dumm.

Hamas ist nicht Hitler - vor allem aber ist das palästinensische Volk nicht Hitler. Es muss für beide Völker ein friedlicher Modus des dauerhaften Nebeneinander- und Zusammenlebens gefunden werden. Und dafür muss (also: muss) man miteinander sprechen, solange, bis sich die Tür öffnet, und auch dann, wenn das Reden nicht reicht, muss man es immer wieder tun, und auch immer wieder in einer Weise, welche die berechtigten Interessen der Gegenseite in Rechnung stellt.

Einen Teil der Toten kann sich die israelische Regierung ins eigene Buch der Verdienste schreiben, das ist traurig, tragisch und wahr zugleich.

Die Hamas, welche von einer Verbrecher-Ideologie angetrieben ist, ist als Erscheinung und Bewegung - teils - auch das präzise vorhersagbare Ergebnis jahrzehntelanger Gesprächsverweigerung und Arroganz, und auch das Ergebnis der Leichtfertigkeit in der Aufrechterhaltung eines mörderischen und quälenden Besatzungsregimes.

Die Gehirnwäsche ist schon so weit gediehen, dass nicht einmal der Umstand der Besatzung ohne Geschrei offen angesprochen werden kann, geschweige denn, und das wäre noch viel wichtiger, die genauen Umstände der Besatzung.

Das ist absurd.

Erinnert Ihr euch noch an das Tränendrama wegen dem kleinen und nur wenige tausend Siedler betrefffenden Abzug aus Gaza?

Gegenüber eigenen Leuten, welche nur zu dem Zweck "siedelten", um anderen Menschen die Heimat zu rauben (!), wurde doch tatsächlich fast jedes Maß menschlichen Mitleids mobilisiert, hach, von wegen was für ein immenses Leid es sei, schon nach wenigen Jahren eines Lebens als mobiler Angriffssiedler sich eine neue Bleibe schenken (!) zu lassen, wie schlimm das alles doch für die gleichermaßen betroffenen Familien und Kinder sei, welche sich jetzt an einem ruhigeren Ort gewöhnen müssten.

Was wurde hier geweint und geflennt, auf allen Kanälen, und von allen Seiten herzlichste Empfindung dargeboten! Tja, und dann betrachte man einfach mal die maschinenhafte Selbstverständlichkeit, mit der (z.B. auf dem Weg von "Siedlungen") den Palästinensern in Gaza und in der Westbank immenses Leid zugemessen wird, und zwar in der kaltschnäuzigsten und arrogantesten, ja sogar ignorantesten Form, die man sich seit den Katastrophen der Weltkriege nur vorstellen kann, in also einer geradezu robotermäßigen Präzision und Mitleidslosigkeit, die sich unter Anwendung von teurem Hightech jeden Tag vieltausendfach perfekt verbirgt.

Da werden (wie jüngst in einem Londoner Gericht zu Recht festgestellt) internationale Beobachter mit gezielten Kopfschüssen aus dem Weg geräumt und der Täter, ein mörderischer Soldat, kommt dafür nicht einmal 2 Wochen lang in Haft, achwas, das war nicht einmal ein Stubenarrest, und er ist nach wie vor das gefeierte Mitglied seiner militärischen Einheit.

So sind die Verhältnisse.

Und genau die gleiche stinkende moralische Verdorbenheit, fast also als Spiegelung, findet man auf palästinensischer Seite, allerdings unter den für diese Seite spezifischen Bedingungen, z.B. also einen gleichermaßen lächerlichen wie mörderischen Märtyrerkult, einer Leben und Hoffnung negierenden Hasslehre, mit der bereits kleinste Kinder gezielt vergiftet werden.

Ich könnte noch viel dazu schreiben, aber die gleichermaßen eingeübte Perfektion, mit der beide Seiten jede Konfliktlösung gründlich, ja sogar kreativ zu vermeiden suchen, die ist: auf tragische Weise komisch.

P.S.
Unsere Hauptprobleme sind nach wie vor z.B. Probleme wie die in Potsdam.

Israel/Gaza/Westbank sind entgegen anders lautenden Vermutungen kein deutsches Bundesland, insofern sind wir recht gut beraten, wenn wir uns bevorzugt über unsere eigenen Probleme Gedanken machen.

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Ein recht kluger und erhellender Kommentar.

Btw.: Die westlich sozialisierten, hedonistischen Normalos in Haifa, mit denen zu verstehen ich nicht die mindesten Probleme habe, sind ebensosehr Israel wie die durchgeknallten 150%-Zionisten. Was in dem Land ist Mainstream? Wer meint, Antifaschismus bedeute begeisterte Zustimmung zu jeder Zahal-Aktion, der muss dann konsequenterweise am Jahrestag von Hiroshima ein Freudenfeuerwerk abfeuern. Hinsichtlich der Parteiungen in Israel bin ich Unterstützer der israelisch-palästinensischen Freundschaftsvereine. Natürlich absolute Minderheitsposition, aber das ist man ja gewöhnt.

Ansonsten hast Du mit Potsdam und unseren eigenen Problemen natürlich völlig recht.

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Mit Lahmenspuck meinst Du den Herrn Langsamström?

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Jain. Da strömt nicht, allenfalls klägliches Spuckgurgeln.

Mit Professor wirds für das Kerlchen nichts mehr, er sollte sich beizeiten nach einer netten Verbandstätigkeit umschauen. Die sind vielleicht noch ergriffen, wenn er zum 720ten Mal Buchanan im Munde führt, was ein eigentlich widerwärtiger Vorgang ist, jedenfalls, wenn man ihn sich näher besieht.
Lars wird ihm nicht helfen können.

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Jungs, wenn ich das so lese, denke ich fast, die Auseinandersetzung zwischen Chedonisten und Neoconbloggern ist sowas wie ein Streit Göttinger Gruppe vs. Marburger Bund ;-)

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Du bist noch da? Ich denke, Du probiert drei Stunden lang Klamotten aus und kommst dann verspätet zur Party??

Um Dein Posting zu beantworten: Es ist exakt eine Auseinandersetzung zwischen Hartmannbund und Marburger Bund.

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Der große Showdown zwischen Gut/Böse, quasi Harmageddon.

Vielleicht hat die liebe netbitch vergessen, das die Puppenfrontler aus Marburg nicht nur eine furchtbare Vergangenheit haben, sondern auch eine üble Zukunft. Und für diese Zukunft, für die engagieren wir uns.

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Wundert es eigentlich jemanden, warum das auf einmal so schnell geht, die rassistischen Beinahemörder von Potsdam zu fassen? Liegt's vielleicht an der WM?

Fritz

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Klar, im Wiedervereinigungstaumel ließ man die Mordbrenner von Hoyerswerda (einem Ort mit einem sorbischen Namen) oder Rostock quasi gewähren. Wenn die Welt auf Deutschland blickt geht das latürnich nicht. Auch-einer, ich bitte um eine Zustandsbeschreibung aus dem Schreistaat Faxen!

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Hartmannbund? Was soll das? Arzt bist Du nicht!

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die frage, warum das ganze nicht auf kleiner flamme gehalten und unter raub dem bereich staatsschutz ferngehalten wurde, stellt sich schon. sieht ganz so aus, als wissen da welche mehr als sie sagen.

angenommen, der/die verbrecher von potsdam wären einschlägig vorbestrafte, als gewalttätig bekannte neue alte nazis, dann wäre das, so schlimm es wäre, noch verhältnismässig die bessere nachricht, weil es wenigstens den kreis potentieller mörder begrenzen würde.

schlechter wäre: wir nehmen zur kenntnis und machen uns klar, dass in neufünfland mindestens fünfundsiebzig prozent der wahlberechtigten rassisten (ausländer/fremdenfeinde, von mir aus auch xenophobe) sind. wir machen uns weiter klar, dass der zivilisatorische firnis bei teilen der bevölkerung dort (potsdam ist nicht nur landeshauptstadt sondern auch universitätsstadt) sehr dünn ist. so dünn, dass sich jeder, der sich als angehöriger einer minderheit zu erkennen gibt, dort in lebensgefahr befindet.

noch schlechter wäre: wir nehmen das, was bisher in den lokalen käsblättern der republik im polizeibericht untergegangen ist, in der gesamtschau zur kenntnis und machen uns klar, dass die lage auch in den alten bundesländern sehr gespannt ist.

noch viel schlechter wäre, wir gewöhnen uns an den gedanken, dass das, was bisher als gewaltbereite trupps die gegend unsicher machte, das potential hat, zum mob zu werden, sobald ein grösseres spektakel nur genügend von denen auf die strassen und plätze treibt.

da potsdam nicht weit weg von berlin ist, und da nächstens ein grösseres event ansteht - ja, fritztheblitz, es könnte schon sein, dass denen, die sich die szenarios ausdenken, um für alle eventualitäten gerüstet zu sein, die muffe saust. bzw. sausen müsste, wenn die so gut sind wie sie sein müssten.

denn, die rabenschwarze nachricht ist, dass sich weder der bundesinnenminister noch der ministerpräsident von brandenburg in irgend einer weise dieser angelegenheit als gewachsen zeigen. wenn sich das erst bei denen, die als mob in frage kämen, herumspricht....

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