Die Urteile zu Enron und Colonia Dignidad erfüllen mich mit Genugtuung. Indirekt sind da auch die schlimmsten Auswüchse eines ungehemmten Neoliberalismus abgeurteilt worden, und ich denke, dass dessen Tage auf dem amerikanischen Doppelkontinent bald gezählt sind.

Das Urteil zu Beslan ist hingegen eine Farce. Ein kleiner Fisch wurde stellvertretend für alle Geiselnehmer zur Höchststrafe verurteilt, die Tatsache, dass die russischen Truppen auch auf die als menschliche Schutzschilde gefesselt aufgestellten Geiseln geschossen haben und schwere Waffen einsetzten, als sich noch Geiseln auf dem Schulgelände befanden wurde nicht thematisiert. Eine "lupenreine" Demokratie, dieses Russland. Schreibt man das Dämokratie? Wäre möglich.

DämoNkratie. Aber ehrlich. Keine einzige Zeugenaussage, dass der Sündenbock auch nur eine Waffe trug....

Der Enronskandal hat in der Weltpresse große Wellen geschlagen. Weitgehend unbekannt ist, dass der Berliner Bankenskandal von gleicher finanzieller Größenordnung war. Da der Filz im Berliner Fall breiter verteilt und dicker war, kam es nie zu einem Aufschrei, der dem bei Enron glich.

Du kennst den Witz über Putin? Putin spricht sich für die "enge Kooperation zwischen Staat und Privatkapital aus." Übersetzt von Politsprache in Normalsprache heißt das " Ich zähle bis drei..." Was in den USA mit Enron, Worldcom, Adelphi et al. passiert ist und andererseits in Russland, sind zwei Seiten derselben Medaille: "Wie bescheiße ich das Volk am gewinnbringendsten?" In allen Belangen. Das Beslan-Urteil ist ein Witz. Lay und Skilling werden mit 10 Jahren davon kommen ohne Antasten ihres Privatvermögens.... *kotz*