Sonntag, 28. Mai 2006
Rassistische Gewalt in guter deutscher Tradition
che2001, 23:22h
Eines ist in Deutschland immer sicher: Gewalt von links wird in Deutschland gnadenlos verfolgt, Gewalt von rechts verniedlicht. Während Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht brutal ermordet, viele Teilnehmer der Münchner Räterepublik und des Hamburger Hafenarbeiteraufstands sofort an die Wand gestellt und Gustav Landauer von Polizeibeamten zu Tode getrampelt wurde, kam Hitler mit ein paar Jahren Festungshaft davon und wurde vorzeitig entlassen, da das Gericht die Überzeugung gewonnen hatte, dass er sich gebessert habe und nie wieder etwas Böses anstellen wolle. Wahrscheinlich galt er auch als resozialisiert, weil er in der Festungshaft "Mein Kampf" geschrieben hatte.
Dieses Spiel setzt sich heute fort. So schreibt in der aktuellen konkret Stefan Frank, dem ich nur zustimmen kann (es dreht sich um Potsdam, die Stadt, wo Ermyas ins Koma geprügelt wurde): "So ist es nicht erstaunlich, dass die Staatsanwaltschaft, die gegen die Neonazis ... lediglich wegen Körperverletzung Anklage erhoben haben, gegen mehrere Linke, die einen bekannten Neonazi angegriffen und verletzt hatten (laut Presseberichten leicht, jedenfalls keineswegs lebensgefährlich), zunächst wegen gemeinschaftlichen Mordversuchs ermittelte. Eine der Beteiligten saß mehrere Monate lang in Untersuchungshaft und rechnet mit einer mehrjährigen Haftstrafe. Weil sie einem Jugend- und Kulturverein angehört, forderte der CDU-Politiker Sven Petke umgehend von der Stadt, diesem Verein jegliche Förderung zu entziehen. ... Offenbar ist man in Potsdam von der "Gewaltspirale" so besessen, dass der Wahn auch die Berichterstattung über den Fall Ermyas M. prägt: Könnte es nicht sein, dass das Opfer provoziert hat? Hatte er nicht schließlich zwei Promille Alkohol im Blut? Er hatte den Ermittlungen zufolge auf einer Feier unter anderem mehrere Rum-Cola getrunken, fanden die Sonderkommissionen mehrerer Tages- und Wochenzeitungen heraus. Es ist schon häufig darauf hingewiesen worden, dass die Ermordung von hochrangigen Bankern, Treuhand- oder Rüstungskonzernmanagern selbstverständlich in den Augen von Journalisten und Politikern etwas weitaus Gravierenderes darstellt als ein rassistischer Anschlag, weswegen Helmut Kohl 1993 unmöglich an der Trauerfeier für die in Solingen ermordete Familie Genc teinehmen konnte". (Anm.d.Verf.: Trotzdem titelte Focus damals "Großmütig will Kohl die Türken versöhnen") "Aber spaßeshalber kann man sich ja mal vorstellen, wie es gewesen wäre, wenn jemand die Frage gestellt hätte: Haben Buback und Rohwedder nicht provoziert? Und müßte Stefan Aust die Geschichte der RAF neu schreiben, wenn man herausfände, dass Herrhausen Rum-Cola getrunken hätte? Die Tatsache, dass dem Opfer Blut abgenommen wurde, um es auf Alkohol zu überprüfen und das Ergebnis sogleich der Presse zu melden, zeigt nicht weniger deutlich, wes Geistes Kind die Freunde sind, bei denen die Welt diesen Monat zu Gast sein das Pech hat....Dass man andererseits aber auch ganz locker mit einem Naziimage umgehen kann, zeigt die Stadt Hoyerswerda, die auf ihrer Homepage selbstbewusst "das braune Gold der Lausitz" bewirbt."
Dieses Spiel setzt sich heute fort. So schreibt in der aktuellen konkret Stefan Frank, dem ich nur zustimmen kann (es dreht sich um Potsdam, die Stadt, wo Ermyas ins Koma geprügelt wurde): "So ist es nicht erstaunlich, dass die Staatsanwaltschaft, die gegen die Neonazis ... lediglich wegen Körperverletzung Anklage erhoben haben, gegen mehrere Linke, die einen bekannten Neonazi angegriffen und verletzt hatten (laut Presseberichten leicht, jedenfalls keineswegs lebensgefährlich), zunächst wegen gemeinschaftlichen Mordversuchs ermittelte. Eine der Beteiligten saß mehrere Monate lang in Untersuchungshaft und rechnet mit einer mehrjährigen Haftstrafe. Weil sie einem Jugend- und Kulturverein angehört, forderte der CDU-Politiker Sven Petke umgehend von der Stadt, diesem Verein jegliche Förderung zu entziehen. ... Offenbar ist man in Potsdam von der "Gewaltspirale" so besessen, dass der Wahn auch die Berichterstattung über den Fall Ermyas M. prägt: Könnte es nicht sein, dass das Opfer provoziert hat? Hatte er nicht schließlich zwei Promille Alkohol im Blut? Er hatte den Ermittlungen zufolge auf einer Feier unter anderem mehrere Rum-Cola getrunken, fanden die Sonderkommissionen mehrerer Tages- und Wochenzeitungen heraus. Es ist schon häufig darauf hingewiesen worden, dass die Ermordung von hochrangigen Bankern, Treuhand- oder Rüstungskonzernmanagern selbstverständlich in den Augen von Journalisten und Politikern etwas weitaus Gravierenderes darstellt als ein rassistischer Anschlag, weswegen Helmut Kohl 1993 unmöglich an der Trauerfeier für die in Solingen ermordete Familie Genc teinehmen konnte". (Anm.d.Verf.: Trotzdem titelte Focus damals "Großmütig will Kohl die Türken versöhnen") "Aber spaßeshalber kann man sich ja mal vorstellen, wie es gewesen wäre, wenn jemand die Frage gestellt hätte: Haben Buback und Rohwedder nicht provoziert? Und müßte Stefan Aust die Geschichte der RAF neu schreiben, wenn man herausfände, dass Herrhausen Rum-Cola getrunken hätte? Die Tatsache, dass dem Opfer Blut abgenommen wurde, um es auf Alkohol zu überprüfen und das Ergebnis sogleich der Presse zu melden, zeigt nicht weniger deutlich, wes Geistes Kind die Freunde sind, bei denen die Welt diesen Monat zu Gast sein das Pech hat....Dass man andererseits aber auch ganz locker mit einem Naziimage umgehen kann, zeigt die Stadt Hoyerswerda, die auf ihrer Homepage selbstbewusst "das braune Gold der Lausitz" bewirbt."
... comment
first_dr.dean,
Montag, 29. Mai 2006, 00:56
Oma Merkel meinte heute in ihrem unnachahmlich dümmlichen Ton, auf der Trauerfeier für Paul Spiegel:
In der Art, wie sie sprach, fiel auf, dass sie sich das Wort "rechtsextreme Gewalt" extrem verbissen hat. Das hätte sie nicht über die Lippen gebracht. Salbungsvoll rharbarberte sie darüber, was wohl Paul Spiegel gesagt hätte...,---- und ich habe mich gefragt: Ja, was? Was z.B. zu den offenkundig hochbedrohten "blonden und blauäugigen Menschen" des Herrn Schäuble?
"Ich finde, wir sind diesem Menschen, der eine moralische Autorität in Deutschland war, etwas schuldig. Dies gilt gerade in diesen Tagen, in denen wir verstärkt von extremistischen Übergriffen hören müssen."Schade, dass es in unserer Demokratie nicht üblich ist, derartige Reden des platitüdenstarken Regierungschefs im Original verfügbar zu machen inkl. einem Mitschnitt.
In der Art, wie sie sprach, fiel auf, dass sie sich das Wort "rechtsextreme Gewalt" extrem verbissen hat. Das hätte sie nicht über die Lippen gebracht. Salbungsvoll rharbarberte sie darüber, was wohl Paul Spiegel gesagt hätte...,---- und ich habe mich gefragt: Ja, was? Was z.B. zu den offenkundig hochbedrohten "blonden und blauäugigen Menschen" des Herrn Schäuble?
... link
workingclasshero,
Montag, 29. Mai 2006, 01:36
Filbingerschüler Schäuble?
Denn genau DAS ist er. Natürlich ist Deutschland fern vom Faschismus. Aber es ist definitiv nicht antifaschistisch.
... link
... comment