... comment
Es gab eine Debatte, die Adorno und Heinz-Klaus Metzger (der gerade am 4. Mai eine aufregende Sendung auf SWR 2 zum Thema "Über einige Facetten der Autonomiefeindschaft" hatte) darüber führten, ob die Zweite Wiener Schule (Schönberg et al) das Ende der avancierten Musik sei oder nicht – ein atemberaubender Titanenkampf, der geprägt ist vom Respekt für die Kompetenz des anderen und vom Bewußtsein, daß es sich um eine Debatte auf der gleichen Seite der Barrikade handelt. Metzger ist der Herausgeber der Kompositionen Adornos.
Adorno verficht statuarisch, hochgeschlossen und dogmatisch die These vom Ende der Kunst. Der rebellisch-revolutionäre Sprühgeist Metzger greift Adornos "Philosophie der Neuen Musik" mit der Arbeit "Vom Altern der Philosophie der Neuen Musik" an. Klar, daß Teddy schon wegen des Titels stockstinkig war.
Metzger sah und sieht in Cage, Nono und Ligeti die Weiterführung und Konsequenz der Zwölftöner, indem sie das, was "auf die Tonhöhen beschränkt geblieben war, auf alle Parameter des Schallphänomens [ausdehnten], insbesondere auf Dauern (den Plural des Singulare Tantum 'Dauer' darf auch nur HKM bilden; Nörgler), Lautstärken und Klangfarben," so Metzger am 4.5.06.
Ach so, ich vergaß zu sagen, welche Position in der Adorno-Metzger-Debatte ich teile. Natürlich Adorno. Was hat man denn von mir erwartet.
... link
Vor einigen Jahren las ich in Konkret einen Beitrag, der am Beispiel Cages die Metzger-Position referierte. Ich diskutierte es mit einer befreundeten Freizeit-Cellistin, die diese entschieden befürwortete. Ich halte auch ein teils-teils für möglich, oder eine sich noch nicht ergebende Synthese.
... link
Nebenbei: Als ich noch Einstürzende Neubauten, John Zorn und ähnlich Nervenaufwühlendes hörte, dachte ich auch mal "progressiv".
... link
Der Ansatz der "Kritischen Musik" ist folgerichtiges Ergebnis einer bestimmten radikalaufklärerischen Denktradition und von daher interessant, muss aber weder vollständig richtig noch vollständig falsch sein. In Sachen Ästhetik verfolge ich ja das Prinzip des Anything Goes, nur sehe ich zugleich die Funktionsweise der Kulturindustrie kritisch.
... link
In der klassischen Musik ist für mich der "Letzte Große" Shostakovitsch, ansonsten kommt derzeit viel "Weird Folk" aus den Boxen: Devendra Banhart, Gary Higgins, Alejandro Escovedo oder auch Vetiver. Ist nicht so schweißtreibend bei der Hitze.
Theorien nehme ich zur Kenntnis, ich finde sie aber heute nicht mehr interessant. Es sind, so sehe ich das, immer "Scheuklappen fürs Gehirn".
... link
Ligeti habe ich immer sehr geschaetzt, bzw schaetze Ihn, besser sein Werk ja noch immer, gerade weil ich die paar Sachen die ich kenne mit Atributen von "atemberaubend schoen" bis "unertraeglich schmerzhaft" bedenken kann. Ich steh auf solche Wiedersprueche da Sie den Verstand wachhalten und schaerfen.
Ich frage mich gerade ob 'elitaer' nicht im krassen Wiederspruch zu 'aufklaererisch' steht, Herr Noergler. Was dazu zu sagen?
PS: Ich will die Neubauten nicht pauschal abwerten, 1/2 Mensch fliegt noch in irgendeiner Kiste hier rum. Grossartig. Dennoch halte ich Blixa fuer die Ausgeburt des camouflierten Spiessers, um nicht zu sagen Reaktionaers. Der Typ ist mir jedenfalls im hoechsten Masse suspekt.
Und noch ein Pfui an den swr. selbstverstaendlich findet sich die von noergler erwaehnte sendung nicht im Archiv. Warum hab' ich ueberhaupt gesucht?
... link
... link
... link
Kurzum - was einst Kultur war, ist jetzt Marketing, wenn nur die Zielgruppen groß oder interessant genug sind. Nach der Gleichung: Je mehr Zahnwaltsgattinnen sich dort tummeln, desto doller. Bleiben für die Kultur nur noch jene Reservate, wo die Zielgruppen nicht interessant sind. Da sind die wirklich Interessanten dann unter sich, da wird dann auch weiterhin Mahler gespielt.
... link
... link
Ich stiess mich an diversiviziert da, zumindest programmtechnisch, sowohl in der Kultur- als auch Popindustrie der Weg von der Vielfalt in die Einfalt geht, um es mal so zusagen.
Beim Thema sponsoring bin ich mittlerweile voellig radikalisiert. Alles was bei Veranstaltungen ueber den ortsansaessigen Baeckermeister oder Fliesenleger hinausgeht wird von mir boykottiert. Die totale Konsumverweigerung urherberrechtlich geschuetzter Werke klappt zwar noch nicht ganz so wie ich's gern haette, aber auch da geben wir z Zt pro Jahr weniger Geld aus als in einem guten Monaten bis vor ca zwei Jahren.
... link
... link
Vom Werk auf die Absicht des Komponisten zu schließen, ist eine ideologische Vorentscheidung, weil damit dem Werk das Moment der Autonomie bestritten wird. "Rechnet man nicht damit, daß Kunst von sich aus etwas bedeuten könnte, und zieht man infolgedessen anstelle des Werkes die Absicht des Künstlers in Betracht, wenn man Auskunft über den Sinn seines Gebildes wünscht, dann nimmt man diesen Sinn bereits dogmatisch als außerhalb der Sache gelegen an und macht sich blind, respective taub für die autonomen Kräfte, die sie birgt." (Heinz-Klaus Metzger, SWR 2, 4.5.06)
Indem chat atkins das Werk aus dem Leben erklären möchte, ist er überdies der Ideologie des philosophischen "Historismus" Wilhelm Diltheys (19. Jahrhundert) aufgesessen, vermutlich deshalb, weil er Dilthey gar nicht kennt.
Daß der – inzwischen zum Stillstand gekommene – Fortschritt der Kunst der Intention eines radikalistischen Rattenrennens der Künstler sich verdanke, kann nur jemandem einfallen, der weder die Werke noch die Biographien kennt.
Der Lektüre von Schönbergs "Harmonienlehre", der atkins entsagte, um im Arkadien seiner Erlebensunmittelbarkeit sich nicht stören zu lassen, wäre zu entnehmen gewesen, daß das Werk in statu nascendi Gravitationskräfte entwickelt, die den Zielen des Komponisten geradezu zuwiderlaufen. Schönberg schreibt über die ersten Quartakkorde in "Pelleas und Melisande":
"Ganz vereinzelt kommen sie dort ein einziges Mal vor als Ausdruck einer Stimmung, deren Besonderheit mich wider Willen ein mir neues Ausdrucksmittel finden ließ. Wider Willen, ich weiß noch heute, wie ich gezögert habe, diesen Klang zu notieren. Die Deutlichkeit, mit der er sich mir aber aufdrängte, machte es unmöglich, ihn abzuweisen."
Und chat atkins darf sich jetzt 1 Stunde mit hochrotem Kopf in die Ecke stellen. Wenn er meint es wäre vorbei, schicke ich ihn noch 2 weitere Stunden in die Ecke für das:
"Eine Ideologie/Theorie/Idée fixe sorgt dafür, dass wir jedes Ereignis schon 'vorgeformt' erleben. Alle 'Unmittelbarkeit' zur Welt geht damit verloren."
Ich weiß nicht wann chat geboren wurde, aber üblicherweise sind das die Sätze von altklugen Zehnjährigen. Erzähl' nicht so einen Scheiß einem gelernten Erkenntnistheoretiker!
Seit Menschen denken, jedenfalls einige von ihnen, sind selbst bereits simpelste Wahrnehmungen nicht unmittelbar, sondern geistig vermittelt und damit "vorgeformt". Stock im Wasser: Der Gesichtssinn sagt mir, er hat einen Knick. Der haptische Sinn sagt mir, er ist gerade. Wer sich da auf chats Unmittelbarkeit verläßt, wird über der Frage, wie es sich wirklich verhält, wahnsinnig werden.
Die Beschwörung des Unmittelbaren und Echten gehört zu den wüstesten Ideologien überhaupt. Noch ein Schritt und man landet bei Blut und Boden oder gleich beim "echten Widerstand" der Wehrsportgruppe.
Aber so war das schon immer mit den wenigstens in der Eigenbewertung Ideologiefreien.
Die Deutschen sind weniger ein Volk von Sozialisten-, Sinti/Roma-, Arbeitsscheuen-, Dissidenten- und Juden-Vergasern insofern, als sie nach ein paar Jahren wieder damit aufhörten, wenngleich nicht aus interner Einsicht, sondern mehr durch externe Motivatoren bewirkt. Was sie aber durchgängig sind, ist ein Volk von Ausweisvorzeigern und von Theorie- und Intellektuellenfeinden. Letzteres softet man heute gerne ab, aber das alte Leiden guckt hervor wie die Sackhaare aus der löchrigen Unterhose:
"Deswegen sage ich ja auch, dass es nichts schadet, alle möglichen Ideologien/Theorien zu kennen, man darf sie nur nicht 'haben'."
Alle möglichen Ideologien/Theorien nicht zu kennen schadet hingegen sehr wohl. Es ist förmlich mit Händen zu greifen, daß er keine einzige Theorie weder hat noch kennt.
Darob ungeschult, fällt er auf die plumpesten Ideologien herein und postet die trostlosen Resultate der geistigen Atkins-Diät auch noch durch die Gegend:
"Die 'Kulturindustrie' produziert immer weniger Kultur", was man nach den Erläuterungen der berüchtigten Theoretiker Adorno und Horkheimer kaum vermutet hätte. Es geht aber doch mehr darum, daß der theoriebefreite Paladin des Echt-Unmittelbaren den Theoriebegriff "Kulturindustrie" verwendet, zwar falsch, aber immerhin. "Die Halbbildung geht der Bildung nicht voraus, sondern folgt auf sie." (Adorno)
"Wer sich dem entzieht, meinen die Anhänger, dessen hoffnungslos kleinbürgerliche Ohren seien nur noch nicht avanciert genug für die Zukunft, die da kommt. Man kann sich also, indem man diese Musik zu ertragen sich imstande zeigt, als Elite fühlen."
Ich fühle mich als Elite, da ich chat atkins ertrage. Ich kenne keinen, der seinen Unterstellungen entspricht. Insbesondere Schönberg, Adorno, Metzger und Riehm haben sich stets jener Verachtung enthalten, die zu erzwingen das offenbare Ziel seiner "Proud to be doof"-Strategie ist.
Daß Du die Neue Musik nicht verträgst, ist von ihr genau so gemeint. Die spröde Dame hat schon so manchem Spacko die Eier gemüllt. Was soll ich angesichts Deines Unverstandes noch handwerklich erklären: daß und wie Schönberg die Auflösung der Kadenz auflöste, und warum darin der Fortschritt bestand? Da müßte tonsetzerisch erstmal verstanden sein, wie die Kadenz nur indirekt das Problem war, indem sie aber den Weg ihrer Auflösung vorgab.
It's music, stupid!
Was soll ich erklären, wie im Quintenzirkel der Dominantseptimakkord, gerne auch DSA genannt, schon lauert; wie Beethoven im Streichquartett "Große Fuge" die letzte, beste und einzige Bastion gegen das Verrecken im DSA errichtet, nicht von ungefähr dadurch, daß er Bachs Extremkonstruktivismus beim Wort nimmt, und ihn kalt kalkuliert in die Negativität rasen läßt.
Es ist nicht so, daß die Große Kunst vor einem fachfremden chat atkins sich rechtfertigen muß. Nicht wirklich.
... link
Die Revolution schafft das Bildungsprivileg ab, nicht die Bildung. –
"selbstverstaendlich findet sich die von noergler erwaehnte sendung nicht im Archiv."
Ich mache Dir gerne eine Fotokopie. Um Deine Anonymität zu wahren, könnte ich es an Che schicken, der es weiterleitet.
Noch stärker empfehle ich jedoch Metzgers Suhrkamp-Bändchen "Musik wozu". Wenn Du es antiquarisch findest, sofort kaufen!
... link
noergler schrieb: "Ich fühle mich als Elite, da ich chat atkins ertrage."
Bei so viel Großmut werde ich auch bestimmt nie wieder etwas über Zwölftonmusik sagen, um die ideologische Deutungshoheit nicht zu gefährden. Großes Indianer-Ehrenwort! Ich wusste ja nicht, dass hier die Gralsritter hausen ...
;-)
MfG
"Wer nicht bereit ist, alles bestehende Inventar des Geistes aufzugeben um der Einblicke willen, die man nur vom Rande eines halbidiotischen Zustandes haben kann: dem ist die Repräsentation des Geistes wichtiger als dieser selbst, der gehört als Stammgast oder als Redner auf die Tagungen, welche das sogenannte kulturelle Leben uns laufend liefert."
Und noch eins: "Die Verpflichtung zur Intelligenz ist dem Menschen in seine chaotische Verfassung gelegt wie ein Demantstein in eine Schüssel voll Kraut und Rüben."
... link
... link
Was bei Dir dahintersteht, ist die Empfindung, die Serielle Kompositionstechnik sei bereits als solche "Ideologie". Das konvergiert mit einer von Metzger kolportierten Anekdote. Der Napola-Eliteschüler, der kleine Heinz-Klaus, wurde von einem älteren Kommilitonen darüber belehrt, daß "in der Systemzeit die Juden die Gleichberechtigung der Töne einführen" wollten. Herrlich, nicht wahr?
... link
Zu che und Doderer: Es gibt niemanden, den ich derzeit lieber läse. Ich bin übrigens durch Qualtinger auf ihn gekommen, der diesen Exzentriker für den Größten hält. Das ist doch wohl keine ganz schlechte Empfehlung. Doderer gehört für mich zunächst einmal in die gleiche Ecke wie Heino Jaeger oder neuerdings Frank Schulz mit seiner Hagener Trilogie. Leute also, die mit einem unglaublichen Sprach- und Klanggedächtnis "gesegnet" sind.
Doderer ist also zuallererst ein großer Stilist und ein absolut apolitischer Mensch, der damals in die österreichische NSDAP vor allem deshalb eingetreten ist, weil sich seine jüdische Ehefrau wegen homoerotischer Eskapaden und schwarz-korselettiger Wünsche von ihm scheiden ließ - und er ihr für diese Demütigung "einen reinwürgen wollte". Prompt handelte er sich einen Haufen Ärger ein, da die NSDAP in Österreich damals unter Dollfuß (noch) verboten war. Nach dem "Anschluss" Österreichs konvertierte er bezeichnenderweise als erstes zum Katholizismus, was mit dem Altnazi-Vorwurf auch nicht so recht harmoniert. Nach dem Krieg haben ihn dann vor allem Mitglieder der Jüdischen Gemeinde stark gefördert - was wiederum seltsam wirken würde, wenn er ein Nazi gewesen wäre. Mit "konservativer Revolution" gibt's da auch wenig, natürlich beschreibt Doderer keine kernigen Proletarier-Figuren, die frohlockend in die Zukunft ziehen, das war gerade der Nazi- und Stalin-Kitsch, ein konservative Revolutionär aber wohl eher sein zeitweiliger Herzens-Buddie, der Albert Paris Gütersloh. Doderer selbst interessierte der Kampf gegen das Bestehende einfach nicht, er sah sich als einen Seismographen für das, was "trotz Geschichte geschieht".
Dennoch - Doderers Herausforderung gilt natürlich auch für dich: "Man zeige mir eine Zeile in irgendeinem meiner Bücher, oder auch nur in einem Aufsatz, in einer kleinen Erzählung oder in einer kritischen Notiz, die in irgendeinem, sei's kackebraunen, sei's kakerlgrünen "Sinne" verfasst wäre. Vergebliches, weil unmögliches Bemühen." Nur Mut - es erwartet dich ein großes Lesevergnügen: Granteln auf höchstem Niveau.
MfG
... link
Schönberg, der Depp, hat es versäumt, eine Singstimme mit dem Libretto "Ich singe jetzt eine serielle Komposition, und ich sage es, damit auch chat atkins es versteht" zu versehen. Wir sehen hier abermals, wie Schönberg der Wicht vor chat atkins regelmäßig versagt.
Auf Adorno hatte ich bereits hingewiesen. Es gibt da noch die von Metzger herausgegebene Zeitschrift "Musikkonzepte". Ganze Uni-Institute und Hörfunksender beschäftigen sich mit der "seriellen Kompositionstechnik". Eben davon spreche ich: Du mischst Dich mit großen Worten in Dir unbekannte Dinge ein.
"Hinter den Dominantseptakkorden und Blue Notes ist für mich die musiktheoretische Welt mit Brettern vernagelt."
Stimmt nicht. Sie ist es auch davor.
... link
Leute gibt's!
MfG
... link
Ob sich Zeit und Aufwand einer physischen uebersendung per Post lohnt stelle ich, in aller Bescheidenheit, in Frage. Obschon mir das Thema "Musik als revolutionaeres Element" grundsaetzlich als ein sehr interessantes erscheint.
... link
... comment
... link
... link
Dass Ligeti aus diesen Gruenden in Vergessenheit geraet halte ich fuer ausgeschlossen.
Urheberrecht als Kulturzerstoerer ist dahingegen eine akute Bedrohung fuer jeden Werkschaffenden des 20sten und 21sten Jahrhunderts.
Wussten Sie, dass ueber 90% des in den ersten beiden Dekaden des letzten Jahrhunderts verschossenen Filmmaterials aufgrund urheberrechtlicher Unklarheiten unwiederbringlich verloren ging?
Wussten Sie, dass Shakespeeres Werke frei verfuegbar, Marlowe's hingegen noch immer urheberrechtlich "geschuetzt" sind?
------------
Am Sonntag refferiert Herr Prof. Dr. Horst Bredekamp ueber das Thema "Der Künstler als Verbrecher" auf 3sat um 07:15 / 08:00.
Wenn ich die Gesellschaftlichen Veraenderungen der letzten ~zwei jahrzehnten anschaue halte ich es nur fuer eine Frage der Zeit bis dieses Thema eine unschoene Wiederbelebung erfahren wird.
Wussten Sie, dass De Sade's Schrifften bis heute nur "gekuerzt" erhaeltlich sind?
Wussten Sie dass es einen 'Index verbotener Schrifften' gibt?
Wo stand das nochmal, das mit dem "Zensur wird nicht ausgeuebt"?
... link
Einfach mal beim ZVAB mit "Otto Flake de Sade" suchen, das Buch kostet dort zwischen 2 und 5 Euro.
... link
Dabei wußte Doderer durchaus, wie man eine Parteimitgliedschaft zum eigenen Nutz und Frommen einsetzt, wenn man Artikel in Zeitungen und Bücher bei Verlegern unterbringen möchte.
Beim Doddi-Kumpel, dem Geistesdiätetiker und faktischen Nazisau-Supporter, liest sich das so: "Nach dem 'Anschluss' Österreichs konvertierte er bezeichnenderweise als erstes zum Katholizismus, was mit dem Altnazi-Vorwurf auch nicht so recht harmoniert."
Was mit chats biographischen Verdrehungen nicht so recht harmoniert, ist, wie D. "als erstes" nach dem "Anschluß" die Scheidung betrieb, und erst 2 Jahre später, nämlich 1940, bei den Papstlern eintrat, allerdings ohne aus der NSDAP auszutreten, was mit dem Altnazi-Vorwurf nicht nur bestens harmoniert, sondern ihn geradezu erzwingt.
"Doderer interessierte der Kampf gegen das Bestehende einfach nicht", salbadert sein Laudator. Pech für Doderer: Hätte ihn der Kampf gegen das seinerzeit bestehende Mörderregime interessiert, müßten wir ihn heute nicht die alte Nazi-Sau nennen.
Wenn ich die letzten Jahrzehnte überblicke, dann gehört es zu den Bestandstücken der klassischen Nazi-Apologetik, Mitläufer, Beförderer und Profiteure des Gaskammerstaats als "absolut apolitische" (chat über Doddi) Personen zu bezeichnen. Man glaubt schon bald nicht mehr, daß Hitler ein deutscher Politiker war.
Man möchte Nazis retten, und hat sie leider auch gerettet, indem man das vorgeblich Apolitische supportete. Heinrich George, Zarah Leander, Heinz Rühmann, Ilse Werner, Arthur Furtwängler und Leni Riefenstahl und wie sie alle heißen liefen erst perfekt auf der bestgeschmierten braunen Schiene. Hernach waren sie apolitisch. Wie Kolleginnen und Kollegen ringsum über Nacht verschwanden? Nix gemerkt, weil, äh, ich war apolitsch.
Was da aber regelmäßig blöd dazwischenkommt, sind die Fakten. Während Doddi der Reine absolut apolitisch einen Antrag auf Aufnahme in die Reichsschriftumskammer stellt, fliegt mit das beste Ding, was je auf deutschem Boden gemalt hat: Max Beckmann aus allen Positionen inkl. Reichskammer für Bildende Kunst und Professur raus und wird in der Ausstellung "Entartete Kunst" als Spitzenreiter – meiste Bilder – vorgeführt.
Ich weiß nicht, ob jemand, der noch alle Latten am Zaun hat, die These vom Apolitischen da noch weiter aufrechterhalten möchte.
Die US-Entnazifizierer haben dem Doderer weniger Glauben geschenkt, als chat atkins. Nazi-Doddi kriegt Publikationsverbot. Geschmeidig wie immer, kommt die alte Hitler-Sau mit einem blauen Auge davon und darf sich weiterhin schwachmatig exaltieren.
Doderer zeigt sich listig, wenn er sagt, und chat atkins zeigt sich arglistig, wenn er zitiert: "Man zeige mir eine Zeile in irgendeinem meiner Bücher (…) die in irgendeinem (…) kackebraunen, Sinne verfasst wäre. Vergebliches, weil unmögliches Bemühen."
Für den Satz hätte ich dem Hasterlik-Vertreiben- und Verreckenlasser gerne mit dem Vorschlaghammer die Fresse eingehauen.
... link
MfG
... link
http://www.doderer-gesellschaft.org/pdf/HeimitovonDoderer_1896-1966.pdf
... link
... link
Kriegt unser Terrier mit den Gewalt-Phantasien sich denn in der Regel auch irgendwann wieder ein? Paradoxe Ergänzung: Ob er wohl weiß, wie ähnlich er dem Doderer darin ist? Leider nur darin ...
;-)
... link
Ich hatte den Satz doch gerade zitiert. Alle können das lesen.
Ratlos,
Nörgler
... link
Das ist nun genuin faschistische Untergangsrhetorik, die sich in die neuen Verhältnissen fügt, ohne den Suizid zu wagen. Da wurde vielleicht wenig später auch die Grenze zwischen Nazi und Mitläufer gezogen, aber darum geht es hier ja nicht.
Aber die oben zitierte Volte in eine Erkenntnistheorie der Innerlichkeit umzumünzen, die privaten und politischen Ekligkeiten und Katastrophen sich in Untertatsächlichkeiten wegzulügen, macht mich doch einigermaßen sprachlos. Soll man da aus dem restlichen Werk was lernen können? Aber seit Benn und Brecht und diversen anderen Großkünstlern erschauert man immer wieder ob der charakterlichen Kaltblütigkeiten und zum Teil für andere Menschen mörderischen Produktionssymbiosen, die da be- und eingegangen werden.
Damit habe ich mich dem nörgler jetzt als theorieloser Theweleitianer ausgeliefert, aber wenn hier schon Blut spritzt, will ich mein Scherflein beitragen.
... link
Übrigens: Solche "Untergangsrhetorik" predigte auch die Öko-Bewegung in den 80ern mit ihren indianischen Weissagungen und dem ganzen Spökenkiekerkram. War die etwa auch "genuin faschistisch"? Oder ist so etwas nur "typisch deutsch", wie es Doderer hier meint?
Vielleicht solltet ihr alle den Doderer mal lesen, statt über ihn in selbstgerechter Unkenntnis bloß zu schnacken. Zur Reihe der Benn und Brecht ließen sich noch einige andere hinzufügen: Fallada und sein "Eiserner Gustav" bspw., die ganze Latte der Schriftsteller im sowjetischen Exil, die sich fast ausnahmslos in Stalins ergebenste Denunzianten verwandelten, Thomas Mann, der an der "Sammlung" nicht teilnehmen mochte, weil er um den Absatz seiner Ware in Nazi-Deutschland fürchtete --- usw. usf. Schriftsteller sind charakterlich meist keine großen Helden, sie können nur schreiben. Und das wiederum ist viel.
MfG
... link
... link
Auch wenn ich mich mit dieser Bemerkung jetzt mal wieder in die Nesseln setzen werde: Zwischen der einfachen Parteimitgliedschaft und der Lagerkommandantur in Auschwitz lagen menschlich noch gewisse, nicht unerhebliche Zwischenschritte. Die "Idealisten" der Bewegung waren übrigens hier (wie überall) mal wieder die Grausamsten
... link
... link
... link
... link
... link
Übrigens war Mühsam Anarchist.
... link
@Mühsam: Solche 'handwerklichen Fehler' darf man nicht machen, wenn Che in der Nähe ist.
... link
... comment
swr donnerstag 22.06
22.30 Partitur einer Freundschaft:Ingeborg Bachmann - Hans Werner Henze
23.30
Arte samstag 24.06.
22:35 György Ligeti - Porträt
György Ligeti, einer der bedeutendsten Komponisten der Gegenwart, ist im Alter von 83 Jahren in Wien verstorben.
23:40
... link
... comment
swr donnerstag 22.06
22.30 Partitur einer Freundschaft:Ingeborg Bachmann - Hans Werner Henze
23.30
Arte samstag 24.06.
22:35 György Ligeti - Porträt
György Ligeti, einer der bedeutendsten Komponisten der Gegenwart, ist im Alter von 83 Jahren in Wien verstorben.
23:40
... link
... comment