Montag, 14. Mai 2007
Everybodies darling
So hieß in einem bestimmten Kreis eine höchst attraktive Frau, die 1988-90 für nahezu alle Männer einer bestimmten linken Politgruppe zu haben war. Heute ist sie eine wichtige Korrespondentin eines wichtigen Mediums. In dieser Eigenschaft sah ich sie nun wieder. Und fand erschreckenmd, wie sehr sich jemand verändern kann. Gut, 15 Jahre verändern jeden Menschen, aber sie hat noch nicht einmal mehr Ähnlichkeit mit der Frau, die ich einst kannte.

... comment

 
die Wörter 13 - 35 haben es in sich...
(vielleicht gewollt). Könnte für einige Leser einfach sein, die Identität besagter Frau fest zu stellen. Freuen Sie Sich auf entsprechende Reaktionen?;-) Vor allem wäre stossend, wenn Sie auch einer der Teilnehmer gewesen sein sollten..?

... link  

 
Das ist mir zu kryptologisch und der betreffende Personenkreis dafür zu diskret. Und ich selber wiederum zu harmlos.

... link  


... comment
 
hast du noch ähnlichkeit mit dem straßenkämpfer von 1990?

ich habe keine ähnlichkeit mehr mit dem typen, der 1988 in den heute-nachrichten war und wochenlang von bekannten und unbekannten angesprochen wurde "hey, ich hab dich im fernsehn gesehn".

der erfolg der grünen und der linken gestern in bremen macht mut. ein bisschen.

... link  

 
Gerade mal über 50 % Wahlbeteiligung macht Mut ? Wurde in Bremen ernsthaft Schwarzgelb erwartet ? In Breh-men ?

Der Traum von der sanften Revolution: stell Dir vor es sind Wahlen, und nur Du gehst hin.

... link  

 
:-)

wie immer hast du recht, lebemann.

und jetzt? nagel's dir ans knie, druck's dir aus und häng's dir aufs klo.

... link  

 
Ähnlichkeit ist eine relative Sache. Die Ziele und Überzeugungen sind im Großen Ganzen noch die alten, die Wahl der Mittel und die Gewandung haben sich geändert. Der Mensch selbst sieht sich noch sehr ähnlich, so sehr, dass Jugendfreunde mich wiedererkennen, denen ich zufällig begegne.

... link  

 
Das würde mich als Jungspund ja mal interessieren: Die Kontinuität, die man sieht, beruht die eher auf einem Nenner, der klein genug ist, um nie angetastet zu werden, einem Set von Grundüberzeugungen, der gefühlten "Gesinnung" oder ist es eher so ein Karma-Modell - ein Ausrutscher in der Werbung, dafür Buße in der NGO - oder die Überzeugung, dass manches (oder einfach die Masse) nun gar nicht geht und derjenige/man selbst, der das getan hat, nun nicht mehr dazu gehört, ist es also eher an den Überzeugungen oder den Handlungen ausgerichtet - oder vielleicht einfach an der möglichst glaubhaften Ausstrahlung und Überzeugung, sich nicht geändert zu haben? Inwiefern spielt Doppeldenk dabei eine Rolle - die normative Kraft des Faktischen im Berufsleben, die man anerkennen muss, während man eigentlich ganz andere Überzeugungen hat - kognitive Dissonanz, ich hör dich nagen? Ändert das die Überzeugungen, ist die Kontinuität auch darin zu sehen, dass man die "Versionsgeschichte" möglichst stringent nachvollziehen, erzählen, begründen, betrinken kann?

Diese Selbstrechtfertigung scheint bei politischen Menschen eminent wichtig zu sein, da rechte Gesinnung und Leistung nicht wie beim Handwerker im Meisterstück und den zahllosen darauf folgenden Arbeiten objektiv und plastisch abgelesen werden können, sondern vor allem in Prozessen, die der Deutung unterworfen sind - auch nachträglich; in vertretenen Meinungen, in Konsens und Dissens - äußerst flüchtigen Dingen, die, wie man an der momentanen politischen Entwicklung sieht, mit einem Handstreich weg gewischt werden können, selbst wenn sie sich als Gesetze abgelagert hatten und deren Vertreter - der Sieger schreibt die Geschichte - meist mit Häme bedacht werden (vor allem wenn die Sprachrohre der Sieger Springer und Bertelsmann heißen).

... link  

 
Hmmm
keine Ahnung, wie es anderen ergeht, wenn man sich aber mal nüchtern und ehrlich selber befragt (ich weiß, geht nicht, hab genügend Ahnung in Psychoanalyse ...), dann muß man irgendwie feststellen, daß man in letzter Konsequenz noch nie anders war, nur die Verirrungen werden weniger. Am Schluß is man wahrscheinlich wieder wie der eigene Alte, der man doch nicht sein wollte harhar.

... link  

 
ach so
was ich vergessen habe: wahrscheinlich reden deshalb immer so viele in der Linken am liebsten über sich selbst und ihren »Weg«, damit das keiner bemerkt .... Den Betreiber dieses Blogs würde ich da allerdings explizit ausnehmen, weswegen es ja immer wieder interessant ist, die neuen Volten und alten, aktualisierten Ansichten mizuverfolgen.

... link  

 
Was ich im Bekanntenkreis bemerke, ist, dass viele stillschweigend, nicht zuletzt aufgrund der Kindergartenverhältnisse in lokalen linken Gruppierungen, langsam von "socialism" zu "socialism in one person" übergehen, von "Freiheit und Wohlstand für alle" zu "Freiheit und Wohlstand für mich, schön wär's, wenn andere auch was davon abbekämen, aber man muss realistisch bleiben". Erst kommt das Fressen, dann die Moral, bei denen fällt's nur nicht so arg auf, da sie meist mit der Moral ihr Fressen verdienen.

... link  

 
Das ist natürlich eine höchst komplexe Angelegenheit. Ich war mal gestartet mit dem Vorsatz, nur eine "politisch korrekte" Karriere zu machen, d.h.es kam nur kritischer (investigativer) Journalismus, Arbeit für eine NGO oder Wissenschaft für mich in Frage. Auch da habe ich mir durch eigene Kompromisslosigkeit Manches verbaut: Ich war in der Wissenschaft nicht bereit, mich der persönlichen Entourage eines Professors anzuschließen. Diese Schulen-Netzwerk- und Seilschaftbildung erschien mir als eine Form von Korruption. Für mich offen stehende Türen bei einer Stiftung und einem Weltkonzern schmiss ich selber zu, weil ich denen in Presseartikeln und einer öffentlichen Veranstaltung in einem ätzenden Tonfall, für den man mich hasste und liebte, ihre Peinlichkeiten unter die Nase rieb. Eine Volontariats-ähnliche Ausbildung an der Holzbrinck-Schule(Verlagsgruppe Handelsblatt) trat ich nicht an, weil ein damals enger Freund erklärte, ich sei ein Verräter, dem man nichts mehr glauben könnte, wenn ich bei einem Verlag arbeiten würde, der dermaßen mit dem Klassenfeind verbandelt ist. Letztendlich engte mich meine eigene moralische Pingeligkeit in den Jobmöglichkeiten so sehr ein, dass ich genau deswegen in einer ganz anderen Umgebung gelandet bin - in einem Schnittstellenbereich zwischen Marketing, Journalismus, Wirtschaft, Politik und Wissenschaft, wo die Dinge, die auseinanderzuhalten ich stets bemüht war, zur Unzertrennbarkeit zusammenfallen. Trotzdem gilt da noch immer eine bestimmte Ethik, die einzuhalten mir sehr wichtig ist.

"Ein Ausrutscher in der Werbung, dafür Buße in der NGO" - no way, ich kenne Werbeagenturen, deren Belegschaften mehrheitlich in autonomen Antifa-Gruppen sind oder dies mal waren und kostenlos Plakate und Broschüren für die herstellen, und ich habe die New Economy durchsetzt mit Linken und Ex-Freaks kennengelernt, die dort ihre Nischen gefunden hatten, ich denke nicht in Begriffen wie Schuld, Sühne und Buße, ich habe nacheinander hauptamtliche Arbeit für eine NGO, freien Journalismus, Wissenschaft, einen Job als Fremdenführer, Software-Startup und meine jetzige Tätigkeit gemacht, ich laufe auf Demos noch immer bisweilen im Schwarzen Block, obwohl ich in meinem normalen Alltag im Nadelstreifen unterwegs bin. Kognitive Dissonanzen? Sehr wenig, ich sehe mich eher als Jemanden, der zwischen verschiedenen Welten switcht und das tendenziell schon immer getan hat. Das würde ich nicht als Widersprüche, sondern als Varianzbreite bezeichnen.

Am Ende doch so sein, wie mein Alter ist? Der war bei der Waffen-SS, verdankte einem Juden sei Leben, machte zwei verschiedene Old-Economy-Karrieren hintereinander und ist heute vor allem ein liebevoll um Ehefrau, Enkel und Haushalt bemühter Opa. Lässt sich alles kaum mit meiner Lebenssituation vergleichen. Charakterlich gibt es Übereinstimmungen und völlige Unvereinbarkeiten. Meine Ansichten und Überzeugungen haben sich in all der Zeit wenig verändert, verschiedene Verhaltensmuster meiner Person hingegen grundsätzlich. Insofern glaube ich auch nicht an unveränderbare Charaktereigenschaften.

... link  


... comment