Mittwoch, 29. August 2007
Rütlischule revisited
Ein paar wesentliche Erkenntnisse, die eigentlich am Anfang der Debatte hätten stehen müssen, gefunden bei Ringfahndung:

"Am Beispiel der Rütli-Hauptschule in Berlin Neukölln mit ihren vielen arabischen Jugendlichen ist die Ignoranz der politischen Mitte schnell erzählt. Seit fünfzehn Jahren haben Sozialarbeiter, Sozialwissenschaftler, Journalisten und GEW-Vertreter vor den Problemen vor allem mit den palästinensischen und libanesischen Familien Neuköllns gewarnt. Die Großeltern und Eltern der Kinder der Rütli-Hauptschule kamen in den Achtzigerjahren als Bürgerkriegsflüchtlinge nach Berlin. Sie erhielten keinen sicheren Aufenthaltsstatus, sondern stets auf wenige Monate befristete Duldungen, die ihnen die Aufnahme von Arbeit verwehrten. Die Familien wurden auf Dauer in ein System reduzierter Sozialhilfe gezwungen und hatten nur selten die Möglichkeit, ihr Leben durch eigene Arbeit zu finanzieren. Integrations- oder gar Deutschkurse gab es nicht, und die Schulpflicht für ihre Kinder wurde erst Anfang der Neunzigerjahre durch den rot-grünen Senat verfügt. Dieses Leben im Transit währte 10, 15 oder gar mehr als 20 Jahre.

Das Ergebnis dieser Politik sind zerrüttete Familien, die von Analphabetismus geprägt sind, und Überlebensstrategien, die nicht immer mit bürgerlichen Wertvorstellungen übereinstimmen. Wer nun in kulturkämpferischer Pose über diese Jugendlichen herfällt und meint, sie seien ein weiterer Beweis mangelnden Integrationswillens von Muslimen, ist nicht nur zynisch, sondern zeigt: Das Interesse ist nicht Erkenntnisgewinn, sondern die schiere Lust auf Krawall."

http://www.taz.de/index.php?id=archivseite&dig=2006/04/04/a0162

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Dazu auch dieser Artikel bei spiegel-online: http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,502245,00.html
(nicht vom doofen Titel abschrecken lassen).

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Vielen Dank für die Info
Das ist ja interessant! Das sollte man allen selbsternannten poltisch inkorrekten Bloggern mal erzählen...

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Lieber Erik, verstehe mich bitte nicht falsch - ich stimme Dir völlig zu und finde Dein Blog interessant. Aber lass mal dieses "selbsternannt". Das ist mittlerweile eine Standardfloskel für "finde ich nicht gut" oder "die sind unqualifiziert", dann sollte man das aber auch so sagen. Es begann in den Achtzigern mal mit "selbsternannten Autonomen", und gerade da stellte sich sofort die Frage: wer ernennt die denn sonst?

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Nun ja
Ich dachte da vornehmlich an dieses fürchterliche politicallyincorrect-blog, wo sich neocons etwa 10 Mal pro Tag aufgrund völlig aus der Luft gegriffener Zusammenhänge in Artikeln abfällig über unsere zugezogenen Mitbürger und deren Kinder, besonders in Bezug auf die Rütli-Schule, "äußern". Daher war das "selbsternannt" auch durchaus negativ gemeint. Aber Du hast natürlich Recht; das kann man auch schnell verallgemeinern und auf andere beziehen. Ich stimme Dir zu.

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