Sonntag, 2. September 2007
Von der Aktualität des Anarchismus
In seinem Buch "Anti-Aging für die Anarchie. Das libertäre Barcelona und seine anarchistischen Gewerkschaften" berichtet Horst Stowasser, eingebettet in eine Geschichte des katalanischen Anarchismus davon, dass Anarchosyndikalismus für die Gewerkschaftsbewegung in Barcelona durchaus heute noch ein Thema ist.

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libertäre
das wäre eben mal wieder breiter deutlich zu machen: die "libertären" haben mit den libertären nix zu tun, und "anarcho-kapitalisten" und friedman nix mit anarchisten. im gegenteil. (stirner war auch kein anarchist.) dieses usurpieren linker begriffe funktioniert auch nur einseitig, selbstverständlich.

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Dazu fällt mir mal ein, dass immer zu lesen ist, die Rechtsradikalen würden linksradikale Aktionsformen, Organisationsstrukturen usw. übernehmen, nur wenn sie mal Black-Block-mäßig demonstrieren. Wäre es so, müsste es dann ja auch ein "Rassismusplenum", einen "faschistischen Ratschlag" oder einen "nationalen Feminismus" geben. Gibt´s aber nicht.

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'Die Linke' (ha! Oder war es jemand anders?) hat den Begriff des Manchester-Liberalismus zu einem Schlagwort für Speichelleckertum gegenüber der Großindustrie und eine Bezeichnung des Ordoliberalismus zum diffusen Ersatzbegriff für 'böse' gemacht. Das ist zwar nicht Usurpation sondern Zerstörung, aber begrifflich hat wohl zumindest jede 'Seite' ihre Leichen im Keller.

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So Leute, da bin ich ganz orthodox. Ich verwende politische Grundbegriffe so, wie sie hier http://www.amazon.de/Geschichtliche-Grundbegriffe-1-Otto-Brunner/dp/product-description/3608915001

hier
http://www.amazon.de/Geschichtliche-Grundbegriffe-1-O
tto-Brunner/dp/product-description/3608915001

und hier definiert sind http://www.amazon.de/s?ie=UTF8&search-type=ss&index=books-de&field-author=Dieter%20Nohlen&page=1

das ist nämlich nichts x-Beliebiges. Den Begriff des Ordoliberalismus kenne ich von links ja eigentlich als eher positiv gesehen und mit Drittem Weg und sozialer Marktwirtschaft assoziiert. So bezeichnet sich ja auch z.B. Reinhard Bütikofer als ordoliberal.

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Und den Begriff libertär kannte ich bis 2005, wo mir die Jungs von der Freiheitsfabrik online über den Weg liefen, ausschließlich als Gattungsbegriff für Anarchismus, Anarchosyndikalismus und Rätekommunismus.

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Was schreibt denn Brunner über den?

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Das müsste ich jetzt nachschlagen, ich habe das nicht bei mir zu Hause liegen. Aber zum Thema Rätekommunismus informativ ist Pannekoek

http://www.amazon.de/s?ie=UTF8&search-type=ss&index=books-de&field-author=Dieter%20Nohlen&page=1

Bei Pannekoek findet sich auch das Modell des Sowjetkommunismus als eine Form des Staatskapitalismus. Rosa Luxemburg als frühe Vertreterin des Rätekommunismus beschrieb das Sowjetsystem hingegen als eine vormoderne jakobinische Erziehungsdiktatur, die nichts mit der marxistischen Konzeption einer Überwindung der bürgerlichen Zivilisation durch ihre Weiterentwicklung in den Händen einer ihrer selbst mächtigen Arbeiterklasse zu tun habe (Luxemburg, "Zur Russischen Revolution", gesammelte Werke IV, S.362).

Interessant ist hier die ursprünglich marxistische Defintion einer Diktatur des Proletariats: Die Herrschaft einer großen Mehrheit, nämlich der werktätigen Klasse, die ihre Interessen gegenüber einer vormals privilegierten Minderheit mit demokratischen Mitteln, aufgrund ihres zahlenmäßigen Übergewichts aber auch mit Zwangsläufigkeit durchsetzt (Karl Kautsky, Die Diktatur des Proletariats), während Lenin den Begriff der Diktatur wörtlich nahm.


Der Begriff Manchesterliberalismus steht in der Geschichts- und Politikwissenschaft für einen gegen Schutzzölle gerichteten reinen Freihandelsliberalismus, der von der Manchester-Partei in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts begründet wurde. Der Begriff beinhaltet also historisch eine Freihandelslehre, die über das Verhältnis zum Sozialstaat nichts aussagt. Als Kampfbegriff gegen Deregulierung und Sozialabbau taugt der Terminus daher nicht so recht.

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