Samstag, 29. September 2007
Hässliche Linke
che2001, 21:01h
Ich habe alle möglichen linken Milieus und Szenen erlebt, mit manchen war ich einverstanden und mit anderen nicht, unwidersprochen bleibt von mir eh keine Umgebung, in der ich mich gerade befinde, aber die wichtigsten Szenen, in denen ich mich bewegt habe, zeichneten sich zumindest durch Coolität und eine gewisse Hippness aus, ob das nun die Lederjacken-Autonomen bis hin zur Haudruff-Antifa waren, akademisch-intellektuelle Salonlinke mit einem zumeist wunderbar schrägen Humor, dadaistische Anarchos oder Flüchtlings mit Guerrilla-Hintergrund. Kürzlich, bei einer Veranstaltung anlässlich des 11.09., stieß ich aber auf ganz andere Linke, teils DKP, teils MLPD, teils durch ihr eigenes Elend nachträglich politisierte Langzeitarbeitslose, und was da mit feierlichem Ernst und humorfreiem Pathos an verschwörungstheoretischem Mumpitz vorgetragen wurde (Flugzeuge von der CIA in die TwinTowers ferngelenkt, Traditionslinie bis zurück zu Pearl Harbour, was auch schon eine bewusste Opferung gewesen sei, Gleiwitz als Modell für die bewusste Schaffung von Präzedenzfällen als Regelfall der US-Außenpolitik - und natürlich nur der USA) war ebenso schlimm wie, ich werde jetzt mal ätzend, die Tatsache, dass die betreffenden Leute alle auch noch scheiße aussahen. Wenn die Linken, denen Statler oder z.B. auch Modeste bisher begegnet sind, von der Sorte waren, verstehe ich allmählich bestimmte Standpunkte. ;-)
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ollicchello,
Samstag, 29. September 2007, 21:20
Ich stelle immer wieder fest, daß ein Teil ( Gros...? ) der Linken sehr empfänglich ist für solche Verschwörungstheorien. Ein besonderer Apologet hier ist ein gewisser J.E., der regelmäßig für die jW, einem Blatt das ansonsten sehr lesenswert ist, schreibt.
Was mich dabei am meisen erschreckt und anwidert ist der Umstand, daß es auch auf der Rechten ähnliche Ansichten bzw.Verlautbarungen gibt !
Was mich dabei am meisen erschreckt und anwidert ist der Umstand, daß es auch auf der Rechten ähnliche Ansichten bzw.Verlautbarungen gibt !
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che2001,
Samstag, 29. September 2007, 22:01
Nein, ein Gros ist da eher nicht empfänglich. Zumindest nicht die linke Szene, wie ich sie kenne. Aber das Verführerische an Verschwörungstheorien ist, dass sie Komplexität reduzieren. Ich würde schon sagen, dass erschreckend viele politische Vorgänge mit geheimdienstlichen Methoden umgesetzt oder begleitet werden und dass Bestechung, Desinformation, Waffen- und Atomschmuggel bis hin zu Attentaten bis zu einem gewissen Grad zu den normalen Gepflogenheiten der "inoffiziellen" Außenpolitik sehr vieler Staaten gehören. Nur, festzustellen, dass es diese "dunkle Seite der Macht" gibt ist etwas Anderes, als diese ursächlich für das Weltgeschehen, den Imperialismus oder aktuelle Konflikte zu machen oder anzunehmen, bestimmte Staaten wären die ausschließlichen Anwender solcher Methoden.
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first_dr.dean,
Samstag, 29. September 2007, 23:09
Man kann bei einem derart bedeutenden Ereignis wie den Terrorangriff auf das WTC durchaus verstehen, dass sich Menschen mit dem Begreifen schwer tun. Die Frage, wie eine so furchtbare Tat möglich ist, ist keine einfache. Dass sich Menschen dabei vergalloppieren, nun, das ist unschön, aber immerhin noch verständlich.
Etwas anderes ist es, die ganze Welt als verschwörologisches Konstrukt zu verstehen, seien es nun Illuminaten, die CIA, "die Finanzmärkte" oder "der böse Sozialstaat", die dann für nahezu jeden zu beklagenden Umstand Verantwortung tragen.
Mitunter sind es nicht einmal die allerdümmsten Menschen, die politischen Verschwörungstheorien verfallen. Oft sind es aber eben doch, und hier beginnt mein Mitleid, dumme Menschen oder psychisch sehr labile Figuren.
Etwas anderes ist es, die ganze Welt als verschwörologisches Konstrukt zu verstehen, seien es nun Illuminaten, die CIA, "die Finanzmärkte" oder "der böse Sozialstaat", die dann für nahezu jeden zu beklagenden Umstand Verantwortung tragen.
Mitunter sind es nicht einmal die allerdümmsten Menschen, die politischen Verschwörungstheorien verfallen. Oft sind es aber eben doch, und hier beginnt mein Mitleid, dumme Menschen oder psychisch sehr labile Figuren.
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che2001,
Samstag, 29. September 2007, 23:17
Dumme Menschen ergibt sich aus der Tatsache, dass Verschwörungstheorien eben sehr viel einfacher gestrickt sind als komplexe politische Theoriebildung, psychisch sehr labile Figuren hingegen hängt mit der strukturellen Nähe von Verschwörungstheorien zur Paranoia zusammen. Und paranoide Schübe sind halt auch eine mögliche Reaktionsweise auf Traumata und kognitive Dissonanzen, wie 9.11 sie hervorgerufen hat.
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gk,
Samstag, 29. September 2007, 23:22
Um den Begriff mal wieder ins richtige Licht zu rücken: wirklich hässlich ist vor allem, dass nach meinem Empfinden die Linkspartei zum Großteil aus diesen Leuten besteht. Das ist wirklich schade.
Auch wenn ich mich als uncool oute, halte ich die Verschwörungstheorien zumindest für etwas, das man aus diesem begrifflichen Loch herausholen muss. Sie sind zwar allermeistens wirklich Dummfug, aber "Verschwörungstheorie!" zu schreien ist nicht viel mehr als ein Vorurteil. Zum Beispiel kann man dieses Ettiket ja auch ohne weiteres auf die Stammheimer Mordthese kleben. Aber nee, Verschwörungstheoretiker sind ja immer die Anderen ;)
Ansonsten halte ich es für gar nicht schlecht, dass die Linke auch "hässliche" Leute sammelt. Denn abseits allens Ätzertums ist das eine diskriminierte Gruppe, die Solidarität verdient...
Auch wenn ich mich als uncool oute, halte ich die Verschwörungstheorien zumindest für etwas, das man aus diesem begrifflichen Loch herausholen muss. Sie sind zwar allermeistens wirklich Dummfug, aber "Verschwörungstheorie!" zu schreien ist nicht viel mehr als ein Vorurteil. Zum Beispiel kann man dieses Ettiket ja auch ohne weiteres auf die Stammheimer Mordthese kleben. Aber nee, Verschwörungstheoretiker sind ja immer die Anderen ;)
Ansonsten halte ich es für gar nicht schlecht, dass die Linke auch "hässliche" Leute sammelt. Denn abseits allens Ätzertums ist das eine diskriminierte Gruppe, die Solidarität verdient...
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che2001,
Sonntag, 30. September 2007, 00:34
Sehr bedenkenswerte Überlegungen. Zur Linkspartei habe ich allerdings eine kleine Anmerkung: Es ist regional sehr unterschiedlich, wie die drauf sind. In Göttingen habe ich eine (damals noch) PDS erlebt, die ein Sammelbecken war aus vom Kurs ihrer Partei frustrierten Altgrünen, Veganen und Tierrechtlern, Feministinnen und Antifas.
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auch-einer,
Sonntag, 30. September 2007, 11:32
wer eigentlich will von
ihrer Partei frustrierten Altgrünen, Veganen und Tierrechtlern, Feministinnen und Antifas
regiert werden?
mir langt schon die politische klasse im schreistaat faxen so dermassen.
ihrer Partei frustrierten Altgrünen, Veganen und Tierrechtlern, Feministinnen und Antifas
regiert werden?
mir langt schon die politische klasse im schreistaat faxen so dermassen.
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auch-einer,
Sonntag, 30. September 2007, 11:40
eben, ollichello
Was mich dabei am meisen erschreckt und anwidert ist der Umstand, daß es auch auf der Rechten ähnliche Ansichten bzw.Verlautbarungen gibt !
wobei beim antiamerikanismus der neuen alten nazis auch mit unbewaffneten auge erkennbar ist, wer da wirklich gemeint ist.
Was mich dabei am meisen erschreckt und anwidert ist der Umstand, daß es auch auf der Rechten ähnliche Ansichten bzw.Verlautbarungen gibt !
wobei beim antiamerikanismus der neuen alten nazis auch mit unbewaffneten auge erkennbar ist, wer da wirklich gemeint ist.
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che2001,
Sonntag, 30. September 2007, 13:18
auch-einer, wenn ich die Wahl hätte, würde ich es vorziehen, von niemandem regiert zu werden. Ansonsten finde ich, dass die Veganen und Tierrechtler einen Sockenschuss haben, die Zusammensetzung dieser Ortsgruppe dieser Partei aber jedenfalls angenehmer ist als die von CDU, FDP,SPD oder den Grünen.
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che2001,
Sonntag, 30. September 2007, 13:48
Wie ist im Schreistaat Faxen überhaupt die Stimmung seit der Korruptions- und Bankenaffäre? Man hört ja, der Herr Milzbrand hätte gute Chancen, wiedergewählt zu werden, was ich, wäre ich nicht Kummer gewohnt, unter normalen Umständen für unfassbar halten würde.
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auch-einer,
Sonntag, 30. September 2007, 16:09
wie dort die stimmung ist?
nun, zunächst einmal hat sich milbradt gegen die innerparteilichen frondeure durchgesetzt, und das nicht einmal ungeschickt. von daher ist erstmal bei der cdu klar, wer dort in zukunft die richtung weist.
deshalb wird es auch um alle möglichen affären ganz still werden.
die eigentliche affäre: milbradt hat die stimmung im freistaat soweit erfasst, von den bösen wessis zu fordern, endlich die hetze gegen die ehrlichen ossis einzustellen. die presse zieht mit, er scheint jetzt tatsächlich besser beraten zu werden, eine kluge volte, die ihn und andere gegen kritik immun macht.
da hat keiner in der cdu jetzt noch lust, am ast zu sägen, auf dem er sitzt.
die spd ist handzahm, vielleicht klappt es ja nochmals mit schwarz-rot, opposition heisst für die genossen nicht regeneration sondern bedeutungslosigkeit.
die fdp steht auch schon als koalitionsanwärter bereit, was die lust am opponieren in grenzen hält, und die grünen können machen, was sie wollen, mit denen koaliert sowieso keiner.
die linke bedauert, dass die zeit für schwarz-ganzrot noch nicht gekommen ist, das bislang eher heimlich, aber man würde schon gern wieder am trog sitzen, egal wie.
beim wahlvolk eher ernüchterung bis ablehnung.
der wirtschaftaufschwung wird da nicht als neue, gut bezahlte arbeitsplätze sondern als abbau von arbeitsplätzen, lohnsenkung beim rest und dazu noch steigende preise wahrgenommen, stagflation könnte man das auch nennen, macht aber keiner.
dass die renten nicht an die steigenden preise sondern die sinkenden reallöhne angepasst werden, macht die rentner nicht glücklicher. diejenigen, die jetzt so um die fünfzig und arbeitslos mit leistungen nach sgb zwo sind, ahnen, dass es das für den rest ihres lebens war.
von den gewerbetreibenden sind die froh, die jetzt in rente gehen können, die brauchen sich das, was die frau kanzler als abbau der bürokratie verkaufen will, nicht mehr länger antun. die bauwirtschaft geht, ohne dass das groß zur kenntnis genommmen wird, zugrunde, das baunebengewerbe gleich mit. wer kann, arbeitet im westen als sub, in münchen soll noch gebaut werden und die meyer-werft in papenburg nimmt gerne sächsische subs für den innenausbau ihrer schiffe.
von daher zunehmend wahlenthaltung mit einem starken protestpotential für die npd.
allerdings weiss keiner, welche sau 2009 durchs dorf getrieben wird, da können noch mancherlei überraschungen ins haus stehen. angenommen, das was uns bislang als wirtschaftsboom verkauft wird, marschiert dann auch im westen stracks talwärts...
dass herr milbradt gute aussichten hat, noch einmal ministerpräsident zu werden (ob er sich dann noch eine ganze legislaturperiode halten kann, glaube ich eher nicht) ist keineswegs unfassbar. man muss sich einfach nur ansehen, was da noch alles zur wahl steht.
wirklich interessant wird dann die zeit nach milbradt...
nun, zunächst einmal hat sich milbradt gegen die innerparteilichen frondeure durchgesetzt, und das nicht einmal ungeschickt. von daher ist erstmal bei der cdu klar, wer dort in zukunft die richtung weist.
deshalb wird es auch um alle möglichen affären ganz still werden.
die eigentliche affäre: milbradt hat die stimmung im freistaat soweit erfasst, von den bösen wessis zu fordern, endlich die hetze gegen die ehrlichen ossis einzustellen. die presse zieht mit, er scheint jetzt tatsächlich besser beraten zu werden, eine kluge volte, die ihn und andere gegen kritik immun macht.
da hat keiner in der cdu jetzt noch lust, am ast zu sägen, auf dem er sitzt.
die spd ist handzahm, vielleicht klappt es ja nochmals mit schwarz-rot, opposition heisst für die genossen nicht regeneration sondern bedeutungslosigkeit.
die fdp steht auch schon als koalitionsanwärter bereit, was die lust am opponieren in grenzen hält, und die grünen können machen, was sie wollen, mit denen koaliert sowieso keiner.
die linke bedauert, dass die zeit für schwarz-ganzrot noch nicht gekommen ist, das bislang eher heimlich, aber man würde schon gern wieder am trog sitzen, egal wie.
beim wahlvolk eher ernüchterung bis ablehnung.
der wirtschaftaufschwung wird da nicht als neue, gut bezahlte arbeitsplätze sondern als abbau von arbeitsplätzen, lohnsenkung beim rest und dazu noch steigende preise wahrgenommen, stagflation könnte man das auch nennen, macht aber keiner.
dass die renten nicht an die steigenden preise sondern die sinkenden reallöhne angepasst werden, macht die rentner nicht glücklicher. diejenigen, die jetzt so um die fünfzig und arbeitslos mit leistungen nach sgb zwo sind, ahnen, dass es das für den rest ihres lebens war.
von den gewerbetreibenden sind die froh, die jetzt in rente gehen können, die brauchen sich das, was die frau kanzler als abbau der bürokratie verkaufen will, nicht mehr länger antun. die bauwirtschaft geht, ohne dass das groß zur kenntnis genommmen wird, zugrunde, das baunebengewerbe gleich mit. wer kann, arbeitet im westen als sub, in münchen soll noch gebaut werden und die meyer-werft in papenburg nimmt gerne sächsische subs für den innenausbau ihrer schiffe.
von daher zunehmend wahlenthaltung mit einem starken protestpotential für die npd.
allerdings weiss keiner, welche sau 2009 durchs dorf getrieben wird, da können noch mancherlei überraschungen ins haus stehen. angenommen, das was uns bislang als wirtschaftsboom verkauft wird, marschiert dann auch im westen stracks talwärts...
dass herr milbradt gute aussichten hat, noch einmal ministerpräsident zu werden (ob er sich dann noch eine ganze legislaturperiode halten kann, glaube ich eher nicht) ist keineswegs unfassbar. man muss sich einfach nur ansehen, was da noch alles zur wahl steht.
wirklich interessant wird dann die zeit nach milbradt...
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