Sonntag, 21. Januar 2007
Die Binnenkultur politischer Kleingruppen
Ich hatte es ja bereits angedroht; in Anlehnung an einen der besten Beiträge bei der Frau Modeste kommt hier ein Beitrag zu den soziokulturellen Besonderheiten politischer Sekten: http://che2001.blogger.de/stories/666698/#comments

Beginnen möchte ich mit den Jungdemokraten/Junge Linke.Das sind Linksliberale, die in dem Sinne linksliberal sind, wie Linksliberale das unter der Regierung Brandt/Scheel waren. Sie wurzeln in den Traditionen des deutschen Liberalismus und verbinden dies mit einem radikalen Pazifismus (Abschaffung der Wehrpflicht, strukturelle Nichtangriffsfähigkeit der Bundeswehr, Abschaffung der Luftwaffe) sowie etwas, das man als Übersteigerung liberaler Rechts- und Innenpolitik bezeichnen könnte (weitgehende Entwaffnung der Polizei, Freigabe fast aller Drogen) sowie der Rückkehr zu einem keynesianischen Wohlfahrtsstaat plus paritätischer Mitbestimmung in allen Teilen der Wirtschaft einschließlich des Mittelstands.

Zu einer solchen Agenda gehört der passende Duktus und Lebensstil: Adrett chic, mit Markenhemd, aber ohne Krawatte, die beiden oberen Knöpfe immer offen, Jeans, die aber auch von Armani oder Pierre Cardin sein können, und ein extrem ratio-drahtiges Auftreten, gerne provokativ. "Heroin ist eine lustige Droge" und "Dealer benötigen eine Schusswaffe, weil sie ja in ihrem Job hochgefährdet sind" gehören zum Bleistift in politischen Diskussionsrunden zu den üblichen Positionen. So, wie die Welt, ginge es nach den Kanalarbeitern in der SPD, wie eine Zechensiedlung aussähe, so erinnert die Welt der Judos an eine Menschheit, die eigentlich nur aus Professorenkindern im Oberstufenalter und Studierenden der Geistes- und Sozialwissenschaften besteht. Immerhin wird, im Gegentum zu vielen anderen Sekten auf der Linken, gut gegessen und prächtig gefeiert.


Demgegenüber kommt die Marxistisch-leninistische Partei Deutschlands (MLPD) richtig verbissen daher. Politische Grundsatzforderungen wie 30-Stunden-Arbeitswoche bei vollem Lohnausgleich hören sich zwar erstmal paradiesisch an, aber die Leute selber wirken alle seltsam abgehärmt, kleiden sich schlecht und erinnern ein klein wenig an Grundschullehrer, die zum Karneval als Arbeiter der 1920er Jahre gehen. Spätestens, wenn man mit ihnen diskutiert, merkt man, dass da hinter der bieder-altlinken Fassade noch etwas Anderes steckt, wenn nämlich von dem "großen Klassiker Stalin" und dem "Hochleben der Mao-Tse-Tung-Ideen" die Rede ist. Die Kochkultur ist unauffällig, tendiert aber zur gegrillten Bratwurst im Park mit Pommes rot-weiß.

Die Bürgerbewegung Solidarität (BüSo) hingegen weiß, was wirklich gespielt wird. Das Weltgeschehen ist nämlich eine große Verschwörung, in der sich alles mit jedem verschworen hat. Grob gesagt, ziehen die Gnome von Zürich gemeinsam mit den Bilderbergern an den Strippen des Weltgeschehens, die wiederum durch die Netzwerke der Insider verlaufen, und die BüSo will dem entgegensteuern, indem sie die Neue Seidenstraße baut. Immerhin weiß der Chef vons Janze, Lyndon La Rouche, wie das Verschwören geht, das hat er bei der Heritage-Foundation gelernt. Die Esskultur ist durch Sommertrüffeln und Kaviar geprägt, allerdings nicht beim gemeinen Fußvolk, das überwiegend aus etwas verwirrten Sozialhilfeempfängern besteht.

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Lesbischer Radikalwirrwar
Ich kann da noch etwas Anderes beisteuern, das Euch Männern zwangsläufig entzogen bzw. nichtnachverfolgbar ist: Die Binnenwelt der Frauen-Lesbenszene (warum eigentlich nicht Frauinnen? Wäre implizit konsequent!).

Auftreten tun sie meist kurzhaarig und ultrastraight, sie verurteilen jede Art von patriarchalem Verhalten, hoch im Kurs stehen in eigenen Zusammenhängen aber lesbische SM-Beziehungen, und wenn Aktionen geplant werden, fallen mal Sprüche wie: "Wir müssen das unter uns klarmachen, ehe die Schwanzlutscherinnen informiert werden".(Habe ich eigentlich mal erzählt, wie gerne ich Schwänze lutsche? Hach, wie die schmecken, hach!) Ach ja: Gegessen wird überwiegend vegan. Getrunken werden Frauengetränke wie Eier(sic!)likör und Amaretto.

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dolle info, netbitch
aber wo ist die relevanz?

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Wenn hier schon zusammengepuzzelt wird, was es an Bizarritäten gibt, bin ich gerne dabei. Demnächst kommt noch was zu Chefs und Tanjas aus Systemhäusern. Relevanz? Was von all dem ist für die gesamte Gesellschaft relevant, und was ist für Menschen persönlich relevant?
Und dass Interna von Frauengruppen, die nur für die bedeutsam sind, aber für eine ganze Frauenkulturbewegung, so es sie noch gibt, von Männern als nicht relevant betrachtet werden, spricht für sich

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Die Info liegt quasi in der Beschreibung linker Grupp(inn)enzusammenhänge. Zum Typus der emanzi-linken Frau fallen mir sowohl gute Erinnerungen ein, als auch einige groteske Situationen, z.B. der an die linken Mitmänner, äh, Genossen gerichtete Unterwerfungsanspruch, z.B. vorgetragen mit den Worten "Jetzt müsst ihr euch aber auch emanzipieren" - womit dann nicht etwa ein faires partnerschaftliches Verhältnis zu Frauen gemeint war, sondern mehr die Unterwerfung unter den bisweilen skurrilen Abstrusitäten der feministischen Theorie bis hin zur Selbstanklage: "Ja, ich bin ein potentieller Vergewaltiger." Aber wie gesagt, das waren eher vereinzelte Übertreibungen. Einzelne Übungen waren sogar richtig interessant, zum Beispiel das "Du, jetzt stell dir mal vor, das wäre jetzt keine Frau, sondern ein Mann: Wie würdest Du Ihr Verhalten dann sehen?" - wobei bei derlei (m.E. nützlicher) Umkehrung der Betrachtungsperspektive mitunter auch das Gegenteil rauskommen kann, was von den FeministInnen gewollt war...

Den Männern, die sich emanzipatorischer (?) Theorie und Praxis unterwarfen, galt unser ungeteiltes Mitleid, auch wenn sich diese sich das Privileg erarbeiteten, bei den wöchentlichen Sitzungen der Frauengruppe mitzuarbeiten (z.B. Norbert, der Schlingel), nicht zuletzt, um wenige Monate später mit rund der Hälfte ebendieser Frauengruppe gepoppt zu haben (sowie ein halbes Jahr lang eine faszinierende 1-Mann-4-Frauen-Beziehung zu unterhalten nach dem Motto "Ich kann vier Frauen lieben").

Hey: Ist das etwa nicht relevant ???

P.S.
Netbitch, Du meinst doch hoffentlich den gut gebürsteten bzw. hygienisch einwandfreien Schwanz, ggf. mit via Süßstoff (funktioniert bestens) geschmacklich optimierten Ejakujat, oder?

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Norbert ist doch ein Glatter ;-)

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"Was von all dem ist für die gesamte Gesellschaft relevant, und was ist für Menschen persönlich relevant?"

sehr gute fragen!!!!!

NOTHING.

frau mohnhaupt sitzt seit über zwanzig jahren im knast.
interssieren sich irgendwelche frauengruppen für sie?

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Norbert hätte man schon damals "geschmeidig" genannt. Heute nennt man ihn Bolz. Oder so.

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Jolly: Ich schon.Aber ich bin ja auch nur die Ex-antimperialistische, völlig dekadente, linkssentimentale NE-Schnalle, die Linksradikalismus und nen Job in der Systemhausbranche unter einen sehr schönen Hut bringt.Quer zu allem, aber ich fühl mich wohl dabei.

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Du kennst den Witz nicht, Dean. "Norbert ist ein Glatter" war ein berühmtes Graffito im Bremer Ostertorviertel, das dort ein Jahrzehnt zu sehen war und meint, dass jener Norbert keine Schamhaare hat.

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Gut, aber vielleicht gilt das ja auch für meinen "Nobbi"...

Übrigens, in Deinem Artikel gefällt mir der dritte Satz ganz besonders gut. Von den insgesamt 34 Silben des Satzes sind immerhin 14 Silben ausgesprochen "linksliberal".

Das gibt, rein wissenschaftlich betrachtet, für einen 34-Silbensatz einen Spitzenwert von 41 Prozent!!

;-)

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Die Süßstoffvariante, Freund Dean (eigentlich solltest Du Dich eher Dr. Obama nennen), war mir unbekannt, ich kenne da eher Präser mit Bananen- und Ananasgeschmack. Zu Anjatanjas und ihren Chefs in Systemhäusern:

Sie sind aufgetakelt wie eine Fregatte vor Trafalgar, tragen Escada, Fuzzi oder Cretin, häufiger aber die Remakes aus Polen und Südostasien, hochhackig und tiefausgeschnitten, die Lippen häufig schwarzgeschminkt. Dem Äußeren nach könnten sie als Huren durchgehen, sind aber meist studierte Germa-Roma- oder sonstige Istinnen, was aber wiederum kaum glaubhaft erscheint angesichts des Wortschatzes. "Die Contentsyndication ruled die Business Application", "ich werde deinen Termin forewarden", "wir haben eine Accelerated Performance, die beim User eine starke Impression unser Objects generiert in Synergie mit Blahfasel", das muss frau erstmal hinbekommen. Chefs, die entweder etwas bauchig oder hochsportlicher Jungdynamiker sind und zumeist Versaceanzüge und Danielhechterhemden tragen, treten den Anjatanjas gegenüber zumeist gönnerhaft-freundlich auf, sind aber durchaus im Stande, ihnen auch mal auf den Hintern zu fassen, was die typische Anjatanja freundlich, aber bestimmt zurückweist, obwohl das ganze Verhalten so aussieht, als ob es darauf ankäme, Chefchen ins Bett zu kriegen, warum Anjatanjas wiederum Zickenkriege führen. Kolleginnen, die wirklich einmal etwas mit Vorgesetzten haben, sind einem regelrechten Terror ausgesetzt, der von Rumgetratsche bei den unmöglichsten Gelegenheiten bis zu echtem Mobbing reicht. Selbst die ertappte Anjatanja trägt aber immer ein niedliches Puppengesicht. Das Essen ist mittlerweile von Champagner, Austern, Kaviar geradewegs bis zu Junkfood herabgesunken.

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