Sonntag, 15. Januar 2006
Hightechwaffe Gladius
Als kürzlich ein gut erhaltenes römisches Legionärsschwert metallurgisch untersucht wurde, stellten Archäologen überrascht fest, dass es in der Konsistens einem industriell gefertigtem Schwert aus hochwertigem Edelstahl entsprach. Nicht nur, dass der Stahl gefaltet war - eine Technik, von der man bisher angenommen hatte, die Japaner hätten sie im 13. Jahrhundert erstmals erfunden - nein, der Stahl enthielt Veredler, die zur Zeit der Römer gar nicht bekannt waren. Dieses Schwert ist mitnichten eine Fälschung, und auch nicht mitneffen; vielmehr stellten keltische Schmiede die Schwerter und Pilumspitzen der römischen Legionen aus Raseneisen her, d.h. Eisen, das dicht unter der Erdoberfläche im Tagebau gewonnen wurde. Die Schwerter kamen aus Noricum, dem heutigen Oberbayern, Salzburg, Ober- und Niederösterreich. Dort aber, genauer gesagt, im Chiemgau, stammte das Raseneisen von einem Kometen. Man hat dieses meteoritische Eisen untersucht und festgestellt, dass es Titan, Nickel, Wolfram und Fullerene enthielt. Die römischen Superschwerter dürften durch die stumpfen Eisenschwerter ihrer Gegner und ihre Schuppenrüstungen einfach hindurch gschnitten haben. So war die Überlegenheit der römischen Legionen nichtnur Ergebnis ihrer extrem hohen Disziplin und ihrerüberlegenen Organisation, sondern auch im Wortsinn eine Gabe des Himmels - der den Kelten einge Jahrhunderte zuvor auf den Kopf gefallen war.

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Es lebe die antiimperialistische Front!
Vom 19.bis zum 23. Januar findet in der malischen Hauptstadt Bamako eine Tagung des Weltsozialforums statt. Auf der Tagesordnung steht der "Internationale Tag zum Wiederaufbau des Internationalismus der Völker und der antiimperialistischen Front".

Was sich vom Vokabular her anhört wie den Texten der RAF entnommen, ist der sehr ernsthafte Versuch, Gewerkschaften und Neuen Sozialen Bewegungen aus den drei Kontinenten Südamerika, Afrika und Asien, NGOs und Bewegungen wie Attac einen organisatorischen Rahmen zu geben, der ihre Schlagkräftigkeit erhöhen soll. Seitens des Sozialforums, aber auch der linken Publizistik in Südamerika ist bereits von einer "Achse des Guten" Havanna-Caracas-La Paz die Rede.

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Der Einzug des fremdländischen Essens
Vor einiger Zeit speiste ich bei meinen Eltern, wobei wir zwar gemeinsam aßen, aber nicht etwa das Gleiche. Man Vater aß Braunkohl mit Bregenwurst, meine Mutter eine Hühnersuppe und ich Spaghetti Putanesca. Jeder hatte sich seine eigene Mahlzeit nach Gusto gekocht, und wieder einmal kritisierte mich mein Vater dafür, dass ich etwas Exotisches esse und damit meine Mißachtung der eigenen Kultur zum Ausdruck bringen würde. "Hauptsache, es ist nicht deutsch!" versetzte er. Diese Auseinandersetzung haben wir regelmäßig. Zwar geht auch er gerne zum Italiener und freut sich bei Auslandsurlaub auf die dortige Küche, aber Speisen, die nicht gutbürgerlich deutsch sind, einfach so selber zuzubereiten, das ist für ihn strange und ein Affront gegen die deutsche Kultur. Für meine Mutter gilt ohnehin das Prinzip "Was der Bauer nicht kennt, isst er nicht", was mitunter ganz witzige Formen annimmt. So weigerte sie sich einmal, von mir zubereitete Spaghetti mit Parmesan zu essen. Die einzig richtigen Spaghetti sind für sie die, die sie selber kocht, und das sind Spaghetti mit Tomatensauce und Krümeln aus zermahlenem und anschließend in der Bratpfanne geröstetem Zwieback. Das hat sie so bei italienischen Fremdarbeiterinnen im "Pflichtjahr" (der weiblichen Variante des Reichsarbeitsdienstes) gelernt, die die Zwiebackskrümel natürlich als Parmesanersatz verwendeten. Egal, für meine Mutter sind Spaghetti mit Zwiebackskrümeln (die übrigens gar nicht schlecht schmecken) die einzig richtigen und Spaghetti mit Parmesan komischer neumodischer Kram.
Irgendwie kann ich verstehen, dass für die 68er ausländisch essen noch ein emanzipativer politischer Akt war. Unser heutiger multikultureller Speiseplan ist eben auch Ergebnis einer Lebensstil-Revolte, das wird mir bei diesen lieben alten Leuten, die vom Lebensgefühl her in der ersten Hälfte der 60er Jahre stehengeblieben sind, immer wieder klar.

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