Dienstag, 25. April 2006
Ein bißchen Lager muss einfach sein
Im Grunde ist die Existenz des Grenzdurchgangslagers Friedland längst obsolet. Doch da wird das Land Niedersachsen kreativ und betreibt mit Maßnahmen wie Integrationskursen vor Ort Beschäftigungspolitik, statt die Flüchtlinge und Aussiedler ingegrierend dezentral unterzubringen. Ein Lager bedeutet nunmal Ghettoisierung und nicht Integration. Aus der Presserklärung der Landesregierung:

"HANNOVER. "Das Grenzdurchgangslager Friedland wird als zentrale Aufnahmeeinrichtung für deutschstämmige Spätaussiedler und jüdische
Migranten bestehen bleiben." Das sagte der niedersächsische Innenminister Uwe Schünemann am Montag in Hannover. "Für viele Deutsche
ist Friedland ein Symbol als Tor zur Freiheit. Außerdem ist das Grenzdurchgangslager für Südniedersachsen ein bedeutender
Wirtschaftsfaktor."
Schünemann betonte die Aktivitäten des Landes, das Grenzdurchgangslager angesichts zurückgehender Spätaussiedlerzahlen besser
auszulasten. "Die Willkommenskurse sowie die Unterbringung jüdischer Migranten haben die Situation bereits verbessert", so der
Innenminister. Mit einem neuen Vorstoß sollten die Kapazitäten noch besser genutzt werden: "In einem Schreiben an den
Bundesinnenminister habe ich mich dafür ausgesprochen, dass ein wesentlicher Teil der Integrationskurse für Spätaussiedler und ihre
Familien bereits im Grenzdurchgangslager in unmittelbaren Anschluss an das Erstaufnahmeverfahren stattfindet." Dadurch könnten die
Integrationshilfen für Neuankömmlinge deutlich früher als bisher angeboten werden. Außerdem könnten spezielle Kursangebote etwa für
Kinder und Jugendliche gemacht werden, sagte Schünemann.
Nach Ansicht des Innenministers ist das Vorhaben ohne Probleme finanzierbar, da der Bund die Kosten für die Integrationskurse
unabhängig vom Standort der Kurse trage. "Mir ist auch daran gelegen, die Zukunft des Grenzdurchgangslagers zu sichern. Mit dieser
Maßnahme würden wir gemeinsam der besonderen Verantwortung für den Fortbestand des Grenzdurchgangslagers Rechnung tragen", heißt es
in dem Schreiben an den Bundesinnenminister."

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Hilferuf aus dem Iran
Mohamed Ebrahimi sitzt wegen
seiner im Iran nicht akzeptierten Ansichten über Philosophie seit 4-5 Jahren im
Gefängnis. Er wird dort gefoltert und hat bis jetzt 2 mal einen Schlaganfall
erlitten. Mohamad Ebrahimi hat 2 Kinder. Vor ein paar
Jahren wurde er gefangen genommen und zu 14 Jahren Gefängnis verurteilt. Die
zahlreichen Folterungen und die unmenschlichen Lebensbedingungen in den
iranischen Gefängnissen sind für seine Schlaganfälle verantwortlich und
dafür, dass er jetzt an mehreren Krankheiten leidet.
Bei amnesty international wurde nun ein link für ihn eingerichtet
http://www.petitiononline.com/ourworld/petition.html

Jeder kann ihm nun durch seine Unterschrift helfen. Wenn die Anzahl der
Unterschriften 4000 erreicht hat, darf Amnesty International ihn besuchen
und helfen.

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Zu Dahab
Ich kenne den Ort des Anschlags und habe dort zwei wunderbare Urlaube verbracht, also nicht die ganze Zeit in Dahab, sondern quer durchs Land reisend. Die Art und Weise, wie wir in Ägypten Uralub machten, war heute hier, morgen dort, Backpacking, man lernte Ägypter kennen, wurde von denen eingeladen, wohnte bei ihnen zu Hause. So lernten wir sowohl die Villa eines pensionierten Gerictspräsidenten in Heliopolis als auch die selbstgebaute Hütte sudanesischer Flüchtlinge in einem Elendsviertel von Assuan von innen kennen. Nach Dahab waren wir gefahren, um dort zu tauchen, doch waren wir am ersten Tag in folgender absurden Situation: Wir sitzen mitten in der Wüste, und es gießt in Strömen. Eine Beduinenfamilie lud uns ein, und wir verbrachten den Abend bei hochinteressanten Gesprächen am Lagerfeuer. Wir wohnten in einer Art Karawanserei für Touristen, sehr einfach ausgestattet, bestenfalls Jugendherbergsniveau, und mit Hippie-Graffity bemalt, und trafen indische und neuseeländische Touristen, die den langen Weg wegen der fantastischen Tauchreviere zurückgelegt hatten. Auf dem Marktplatz grüßten strahlende Beduinen in ihrer strahlend weißen Kleidung freundlich grinsend (meist nicht mehr mit allen Zähnen in der Frontpartie) "Salaam! Salaam!". Ich habe noch den Duft des Tees und der Gewürze in Erinnerung.

Bumm!

Reihenweise Tote. Ich weiß nicht, wie Dahab heute aussieht, aber diese Art Urlaub ist in Ägypten wohl schon seit einem Jahrzehnt nicht mehr möglich. Die tickende Zeitbombe des sozialen Elends und der Empörung über Korruption und Polizeibrutalität sahen wir damals auch schon, nur vermuteten wir, dass es irgendwann mal wieder einen offenen Volksaufstand im Stil der Brotpreisrevolten geben würde, aber nicht das. Gewalt gegen Touristen? Ich habe Ägypten als das wahrscheinlich fremdenfreundlichste Land der Welt erlebt. Ich weiß nicht, ob die Attentäter aus dem Ausland kommen (z.B. Jihad) oder zur Gamma Islamija gehören, aber soviel ist sicher: Sie treffen ein armes Land an seiner empfindlichsten Stelle. Nichts kann solchen Terror rechtfertigen. Das Ägypten, das ich kannte, scheint mir ungeheuer weit entfernt.

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