Donnerstag, 12. Januar 2017
Einweihung der Elbphilharmonie
Römische Arenen wie das Kolosseum lassen sich unter zwei Aspekten betrachten: Als großartige Baudenkmäler oder als Zeugen brutalster Grausamkeit, vielleicht KZ-Gedenkstätten vergleichbar. Beides hat seine Berechtigung. Bei der Elbphilharmonie klafft der Unterschied nicht gar so weit, dennoch ist die Diskrepanz vorhanden: Einerseits großartige Architektur und un(ge)erhörte Akustik, andererseits unglaubliche Geldverschwendung, Vertreibung armer Bevölkerungsgruppen und Luxussanierung eines ganzen Stadtbezirks gegen den letztlich erfolglosen Widerstand der unmittelbar Betroffenen und einer buntgefächerten alternativen Szene. Schade, dass Glas nicht brennt.

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da muss ich jetzt doch mal fragen, welche alternative szene aus der speicherstadt für den bau der elbphilharmonie vertrieben worden sein soll. das ding selber war bis 1990 ein speicher, und die arbeiter hat man da schon im 19jh. weggesiedelt.
bleibt die geldverschwendung. ok, über die freut sich niemand. eine ruine mit verkehrssicherungspflicht, in die es dreißig jahre reinregnet und die dann für denn gleichen preis abgerissen werden muss, wäre ja wohl auch nicht so cool gewesen - es war irgendwann too big too fail...

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Du liest mir nicht zu
Ich habe nicht geschrieben, dass eine alternative Szene aus der Speicherstadt vertrieben wurde. Sondern dass es Widerstand der unmittelbar (von Gentrifizierung, Teuerung und Abriss) Betroffenen UND der alternativen Szene gegeben hat. Die Elbphilharmonie ist Flaggschiff des Großprojekts Hafencity, das als Zugpferd der Immobilienhausse in Hamburg fungiert, die wiederum zu exorbitant angestiegenen Grundstückspreisen und Mieten führte, weswegen Leute die sich früher eine Wohnung in der Hamburger Innenstadt leisten konnten heute z.T. aus Elmshorn oder Itzehoe einpendeln.

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Öhm, das war aber aus dem ursprünglichen Posting so nicht zu entnehmen, sondern las sich schon so, wie Herr vert es verstanden hat.

Abgesehen davon glaube ich, dass es auch ohne Elbphilharmonie in Hamburg teurer geworden wäre. Das ist nämlich auch in anderen attraktiven Großstädten der Fall - und die haben keine Elbphilharmonie.

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Klar ist das ein allgemeiner Trend, der aber speziell in Hamburg durch das Hafencity-Projekt eingeleitet wurde. Auch die Häuserkämpfe um die Hafenstraße stehen zumindest zum Teil in diesem Kontext.

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hm. aber da wo die hafencity jetzt steht, war doch vorher auch nix zum wohnen, das kam doch zusätzlich. ob das jetzt wirklich die ursache dafür ist, dass man im alten arbeiterstadtteil eimsbüttel jetzt 17€/qm kalt bezahlt?

(dass es ein übel ist, darüber brauchen wir ja nicht zu streiten...)

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Alle Analysen zur Gentrifizierung in Hamburg die ich kenne gehen von diesem Zusammenhang aus.

BTW ich zahle für 76 qm in Innenstadtlage, Haus mit großem Garten um nicht zu sagen Park 265 Euro im Monat. Dabei sind wir als Großstadt auch schon teuer, in den Kleinstädten der Umgebung werden schon mal Altbau-Einfamilienhäuser für 40.000 Euro verkauft.

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achnaja, das sähe bei einer neuvermietung sicher anders aus.

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Klingt nach einer eher strukturschwachen Gegend.

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Nee, eine der wirtschaftlichen Schwerpunktregionen Deutschlands. Da, wo die Luft- und Raumfahrt koordiniert wird und sich die größte Autofabrik Europas befindet. Das Umland ist öde, . Für den Preis eines Eigentumsappartments in Alsterlage würde man hier ein mehrstöckiges Mietshaus bekommen.
selbst haben wir auch eine ausgeprägte Gentrifizierung. Die Grundstückspreise entsprechen denen von Leipzig

Die Mietpreise bei uns im Haus hängen damit zusammen dass das Familienbesitz ist und die Mieten seit den 1970ern nicht erhöht wurden.

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Kurzum, Deine Miete taugt gar nicht zum Vergleich.

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Verdrängung, so gut es - irgend - geht -
abgesehen davon, dass es kein Geheimnis je gewesen ist, dass v. Beust ne Klüngelwirtschaft betrieben hat (das offene Geheimnis seiner Homosexualität war - typisch hanseatisch - dagegen ein bestgehütetes). Der Schulfreund-Tischlermeister: "Ach, wie´s so läuft, bin jetzt ja wo angestellt; die Aufträge sind ok. Mein Chef kennt ja Ole von Beust".

Aber ich komme ins Schwafeln. Die Punker hier um die Ecke halten sich ja immer über Interna etwas bedeckt. Wo die ihren Strom herkriegen, für "den Platz"? Jedenfalls weiß jeder, dass Voscherau ein paar Straßen weiter wohnt ... Und Ortwin Runde, dem Anschein jedenfalls nach, die Saufnase, selbige lüftete er, oder, wie ich es mit vorstelle, seinen Kater, immer in betreffendem Wald morends um c.a. 6.00 h aus, was dortige Hundebesitzer understatementmäßig berichteten (Runde, passend, mit Dackel, keine männliche Katze.)

Die Jour Fixe i.d. Alsterschwimmhallen (z.Z. Voscheraus) waren auch kein großes Geheimnis (so dass dortselbst manchmal sich welche als zugehörig aufspielten, "Voschrautochter").

Was einem halt als Lumpenproletariat so unterkommt. Die organisatorischen Schwierigkeiten, als es um die Immobilien auf dem Kiez ging, wurden komischerweise dann in der U-Bahn, dort wo ich damals immer einstieg, von diesem jungen Paar, "ach, wir sind ja recht glücklich mit dem Grundstück (und dem Job)", recht entspannt, halb belustigt diskutiert - vor ü. 10 Jahren.

Unterdessen bekam ich es mit mafiösen Strukturen / Methoden zu tun, als ich vor ein paar Jahren mal aus dem Clochard - ich wiederhole: aus dem Clochard - rausgeschmissen wurde.

Und das musste ausgerechnet mir passieren, war ich nicht auf dasselbe Gymnasium gegangen wie Ole? Optimal übrigens für Tukur, nach Venedig zu ziehen - wurde ihm wohl ein etwas zu heißes Pflaster, kannte man doch den Wirt vom ...

Aber Schluss mit OFF TOPIC. Die Sendung zur Eröffnung der Elbphilharmonie auf ARTE war jedenfalls schon fast obszön. Der oxforder Architekt, der meine Tante geheiratet hatte (die beiden waren gerade dabei, aus Arizona wg. Krankenversicherungsgeschichten wieder ´rüberzumachen zum "Kontinent"), hatte verständlicherweise großes Interesse gezeigt, ja, ich will mal sagen: doch sehr affirmativ. (versteh´einmal jemand die Briten ...)

Die ganze "Hafen - City" ist aber in der Tat architektonisch eine einzige Katastrophe. War dort, als die Elbphilharmonie gerade im Entstehen begriffen war. Zugegeben, der ARTE-Sendung nach zu urteilen, der Sound scheint echt gut zu sein. Darauf ließ aber nichts bei erster Inaugenscheinnahme der Baustelle schließen. Was als "intime Situation" - mit den Performern - apostrophiert wurde, fühlte sich zunächst wie ein Eingesperrt-Sein wie Sardienen in der sprichwörtlichen Dose an, als man als Besichtiger der Baustelle kurz den Kopf den den Konzertsaal hineinstecken durfte.

Aber was solls. Für Enge habe ich noch nie bezahlt. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass in diesem Gebäude wenigstens in den Gängen, dort, wo sich das Publikum in den Pausen aufhält, sich ein Gefühl für Freiheit, doch unerlässlich für einen Kunstgenuss, oder?, einstellt. Alles sehr eng und bedrückend. Bilder, Werbebilder, von Architekten für Investoren erstellt (etwa wie die, welche auch auf ARTE gezeigt wurden), sprechen eine andere Sprache. Mein Eindruck, eindeutig eine Sprache der Lüge. Wenn der Raum beschränkt und engt ist, dann ist er eng und beschränkt. Da kann man mir als Nordlicht nix vormachen.

Wirklich, der Hype, in der Bauphase, schien mir ziemlich peinlich. Dann aber, die Führung ging ebenso durch (Teile) der so ominösen Luxus-Wohnungen ... Nun staune aber eins mal: Fenster, zum öffnen? Fehlanzeige ! Echt krank, total eingesperrt, kein Gefühl mal "zum Durchatmen". Absolut kein erhebendes Gefühl beim Blick auf die Elbe ...

Nun, warum wohl kann man da kein Fenster Öffnen? Na? das liegt an der nicht unerheblichen Feinstaubblelastung in der Hafengegend, die jeder, der oder die die umwaldeten Gegenden, wo ich aufwuchs, kennt - und wo Ole ebenfalls herkommt -, unmissverständlich zu spüren bekommt, wenn er oder sie seinen oder ihren Kater, nach einem Kiezbesäufnis, auf den Landungsbrücken auslüften will! Frische Brise am Hafen, auf den Landungsbrücken, i.d. "Hafen-City" ?

Die Nähe des Hafens sorgt dafür, dass du ersticktst ! -Jedenfalls im Sommer und wenn es nicht frühestens halb eins ist ...

Die "Hafen-City" - eine vollkommene, und - was Ole betrifft - einer gewissen Tragik nicht entbehrende Fehlkonzeption ! Hamburg, die grüne Stadt, ja, es gibt überall viele Bäume, nun in der "Hafen-City" völlig unbegrünt und ohne jeden Schatten. Dann haben sie überall diese quaderförmigen Wohnsilos hingehauen, große "modernistische" Komplexe wie das Unilever-Gebäude, mit dem Ergebnis, dass es nirgendwo Schatten gibt, obwohl der restliche Raum nichts als Affekte der Beengung bewirkt. Die Quaderbauten, die auf architektonischen Zeichnungen das Gegenteil ja möglicherweise evozieren, und die an italienischen Stil vielleicht gemahnen sollen, also auf diesen Zeichnungen immer wie in der Sonne daliegend erscheinen (da ist dann immer auch viel mehr Platz), fristen nun ihr trostloses Dasein, da ihre eigentliche Schönheit, die strenge Form, überhaupt nicht mehr zur Geltung kommen kann.

Überhitzt also, jedem Impuls vielleicht "zu flanieren" beraubt, sucht der entsetzte Hamburger vielleicht ein Restaurant auf. Früher gab es möglw. einen Imbiss. Ungetoastetes Toastbrot plus Würstchen mit Senf. Stattdessen jetzt irgendwie sich "besonders" ausgebende Karte. Von schlecht gelaunter Bedienung - weil das Geschäft schlecht läuft. Zu hohe Mieten, keine Besucher.

Und da wohnen? Mit Kindern gar? Bitte. Wird denn wirklich jemand annehmen, dass mitten im Feinstaubbelastungssmog irgendjemand eine Einrichtung für Kinder Betreiben wird? (Ja, so ist es mir zu Ohren gekommen: No-Go für Kinder oder Kindergärten, also Kleinfamilien.) Will keiner hin. Kleinunternehmen machen vom ersten Tag an Miese.

Um Luft zu holen, bloß weg aus der Hafengegend; darum bin ich ans andere Ende der Stadt gezogen.

(Ich hatte mal die Idee gehabt, die Geschichte mit der Feinstaubbelastung (wg. Hafen) als Fake-News in die Welt zu setzen. Plausibel hätte ich es ja gefunden. Recherchen machten´s aber nicht spruchfest. Doch dann erfuhr eben das mit der ausgesprochen kinderfeindlichen Wirkung, auch im Zusammenhang mit der Luftqualität dort.)

Pleite total, Fehlkonzeption, Klüngelpolitik, nur peinlich und lebesnfeindlich. Niemand will dort hin. Abgesehen davon, dass Schopenhauer da um die Ecke mal gewohnt hat und von ein paar Erinnerungen, verdränge ich die ganze Gegend aus meinen Vorstellungen so gut es geht.

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Ganz alter Feminismus
Netbitch, wo Du schon Rundungen ansprichst, das ist dann wohl die sehr traditionelle Richtung:

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/0/09/Venus_von_Willendorf_02.jpg

Jup Zup und Aga Ada müssen wieder in den Bundestag, denn sie sind die Leute der ersten Stunde;-)

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