Freitag, 23. Juni 2006
Unser täglich Rassismus aus Niedersachsen
Ich zitiere hier die Cellesche Zeitung:


"Fragwürdiger Umgang mit Wertgutscheinen
Geschäfte zahlen Restbeträge nicht an Asylbewerber aus
Lebensmittel auf Gutschein kaufen - für Asylbewerber ist das oft ein
Verlustgeschäft: Geschäfte wie Wal-Mart wollen den Flüchtlingen etwaige
Restbeträge nicht in bar ausbezahlen. Eine Praxis, die von den Celler Grünen
wiederholt kritisiert wurde. Jetzt will die Stadtrats-Fraktion der Partei
einen neuen Antrag auf den Weg bringen, um zu erreichen, dass die Unternehmen
dieses Geschäftsgebaren einstellen.

CELLE. Kopfrechnen muss man können, wenn man als Asylbewerber bei Wal-Mart
einkaufen geht: Denn wer die Preise für Lebensmittel nicht punktgenau
zusammenaddiert, so dass eine runde Summe herauskommt, hat das Nachsehen -
Restbeträge werden nicht ausbezahlt.

Dies habe "systemtechnische Gründe", so die zuständige Mitarbeiterin der
Celler Wal-Mart-Filiale, die sich auf eine Absprache mit der Stadt Celle
beruft. Danach sei vereinbart worden, dass "bongenau" mit den Asylbewerbern
abgerechnet werde: Wer also für acht Euro einkauft und mit einem
Zehn-Euro-Gutschein bezahlt, macht einen Verlust in Höhe von zwei Euro - eine
Summe, die nach Angaben der Wal-Mart-Mitarbeiterin der Stadt Celle
gutgeschrieben wird.

"Von solchen Sonderabsprachen weiß ich nichts", sagt Kerstin Oehl, zuständig
für die Rechnungsstelle des Fachbereichs Bildung, Jugend und Soziales der
Stadt Celle. Es sei im Gegenteil eher so, dass die Stadtverwaltung im
vergangenen Jahr sieben große Unternehmen angeschrieben habe, um daran zu
erinnern, dass Wechselgeld in Höhe von bis zu zehn Prozent des
Gutscheinwertes ausgezahlt werden dürfe. Ein entsprechender Hinweis ist zudem
auf jedem Gutschein abgedruckt. Eine Kontrolle darüber, wie diese Vorgabe von
den Unternehmen umgesetzt wird, gäbe es nicht, so Kerstin Oehl. "Zudem liegen
uns keine Beschwerden von Asylbewerbern vor."

Angesichts der geringen Finanzmittel, mit denen Flüchtlinge auskommen müssen,
schlagen nicht ausbezahlte Restbeträge von nur wenigen Cent schnell negativ
zu Buche: Der Regelsatz für einen erwachsenen Flüchtling liegt derzeit bei
158,50 Euro in Wertgutscheinen, hinzu kommt ein Taschengeld von 40,90 Euro in
bar. "Natürlich wäre es weniger umständlich, den Flüchtlingen das Geld
vollständig in bar auszubezahlen", sagt Kerstin Oehl. Allerdings ließen die
gesetzlichen Vorgaben des Landes Niedersachsen der Stadt in dieser Hinsicht
keinen Handlungsspielraum. Dieses Verfahren zu ändern, fordern die Grünen
schon lange: So hat die Celler Landtagsabgeordnete Georgia Langhans sich
bereits im Jahr 2003 dafür eingesetzt, dass Kommunen selbst entscheiden
dürfen, ob sie Asylbewerbern Gutscheine oder Bargeld aushändigen. Im jetzt
formulierten Antrag fordert die Stadtratsfraktion der Partei die Verwaltung
zum wiederholten Mal auf, Unternehmen wie Wal-Mart zur Änderung ihrer
Geschäftspraxis anzuhalten."

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