Montag, 26. Juni 2006
80 Jahre und kein bißchen leise
Meine Mutter erzählte, wie das damals war in ihrer Kindheit und von den Streichen ihrer Mädchenclique, die sich für mich ein wenig nach Pipi Langstrumpf anhörten. Im Rahmen des gleichen Gesprächs kam die Frage auf, wie lange es schon Milch in Tetrapacks oder jedenfalls Tüten gibt. Als ich einwarf "Die gibt es schon, seit ich denken kann!" kam von ihr lakonisch: "Du kannst ja noch nicht so lange denken", tja, 80 Lebensjahre halt als Maßstab.

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Das Alter Deiner Mutter habe ich noch nicht ganz erreicht und werde es auch nicht erreichen. Aber ich bin selbst noch als kleiner Bub mit der Milchkanne losgezogen, die in einem kleinen Laden gefüllt wurde. Das war in der Stadt, nicht auf dem Land.
Danach gab es dann die 1-Ltr.-Flaschen, die man zurückbrachte, Tetra erst später.

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Bei uns an der Ecke war auch ein Laden, der Milch lose verkauft hat und zu dem wir mit der Milchkanne gelaufen sind.

Schlauchmilch gab es schon in den frühen 70ern.

Das mit dem Alter ist halt relativ. Ich merke das ganz extrem bei jungen Leuten in manchen blogs. Zum Mauerfall hatte ich mein Studium schon beendet (und ich war nicht gerade schnell), während viele blogger, die heute Mitte 20 sind, gerade mal die Grundschule geschafft hatten. Da fühle ich mich schon echt alt.

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Werde es auch nicht erreichen? So pessimistisch? Du solltest der Welt schon lange erhalten bleiben!

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Die Blechmilchkannen kenne ich auch noch, allerdings mehr aus ländlichen Gegenden. Bei uns gab es Milch in Papptüten, bevor die Plastikschläuche aufkamen. Das war allerdings noch nicht das echte Tetrapack, sondern eine rechteckige Tüte aus einseitig beschichtetem Pappkarton.

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Ich will mich bemühen, so lange zu bleiben, bis durch fortwährendes kritisches Denken des Kapitalbegriffs selbiges durch die Kraft des Geistes von alleine zerfällt.

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Das ist doch mal ein Wort!

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Ländliche Gegenden?
Komm Du mir mal unter die Augen! So alt wie ich und nie zum Milchholen geschickt worden? Ich habe die Blechkannenära (per Handpumpe bei EDK aus einer Großkanne), die Glasflaschenära (schon per Elektropumpe in Pfandglasflaschen) und die Tetrapakära mitgemacht. Und ein Eis kostete damals 10 Pfennige. Was habe ich die Kinder beneidet, die sich ein Eis für 35 Pfennige leisten konnten.

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Klar bin ich zum Milchholen geschickt worden, noch zum Tante-Emma-Laden, aber da gab es auch 1970 die Milch schon in Kartontüten. 1973 kamen dann die Plastikschläuche auf, 1980 die fertig abgefüllten Pfandflaschen.

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Milch in Blechkannen – täglich frisch ins Haus
waren meine ersten Erfahrungen mit dem Wirtschaftssystem – als Bauernbub hab ich in den späten 60ern zusammen mit einem Kumpel das halbe Dorf mit frischer Milch beliefert. Am Wochenende wurde dann von den Kunden bezahlt und obwohl nie über Transporttarife gesprochen wurde waren wir im allgemeinen mit dem Erhaltenen zufrieden.
Das waren Zustände wie sie sich unsere Liberalen wünschen. Du erbringst eine Leistung und die Vergütung liegt im Ermessen des Kunden, obwohl wenn ich es mir anschaue, das System scheint sich durchzusetzen.
Unsere Kunden waren allerdings durchweg keine reichen Leute und deshalb auch nicht geizig.

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am besten wars im winter
wenn das geldstück für die milch am kannenboden festgefroren war... oder man es schlicht vergaß rauszunehmen, bevor die milch eingefüllt wurde. :-) oder damals, als man in der zweiten klasse mittels eimer und tennisbällen die zentrigulkraft kennen lernte und das gelernte am nächsten morgen mit der milchkanne nachvollzog. das war ne sauerei auf der straße...

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unbeschwerter Kindheit Tage
ein teil der Leute hat auch die eigenen Plagen zum Milchholen geschickt und bei denen war dann auch oft das Geld in der Kanne. Schlimmer fand es meine Mutter (89) wenn die Kids mit ungewaschenen Kannen auftauchten.
Mich hat’s mal einmal bös erwischt, nö nicht in der S-Bahn, bei einem Gewitter als es plötzlich blitzte (soll’s öfters geben), mir der fast synchrone Donner derart in die Knochen fuhr und ich vor lauter Schiss 7 oder 8 Liter Milch einfach fallen ließ. Mann warn das noch schöne Zeiten.

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Ich kann mich erinnern, Milch in der Kanne, zwei Liter, war Ender der 50iger, Anfang der 60iger. Da hatten wir ne Sonnenfinsternis, hat mich damals nicht sonderlich interessiert. Die Leute standen auf der Strasse und blickten Richtung Sonne. Und ich war mit meiner Milch unterwegs.
Das war ne Zeit.

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Die Milch war lange das einzige Getränk, was es in "Papptüten" gab. Es gab auch so einen Karton, der die Form einer Dreiecksspyramyde hatte. Oder täusche ich mich da?
An die Schläuche kann ich mich auch erinnern.
Es dauerte noch ziemlich lange, ehe dann der erste Orangensaft oder Apfelsaft in der Tüte auf den Markt kam.

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Sunkist, die neben Capri-Sonne einzige bezahlbare Limonade meiner Kindheit, kam in einer Pappyramide. Ach ja, und Ahoi-Brause, das waren Zeiten....

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"Ach ja, und Ahoi-Brause, das waren Zeiten...." so und da setzen wir jetzt noch einen drauf: Die erste Zigarette, scheußlich, war 'ne Eckstein. Na wer kennt das noch:
Eins, zwei, drei, vier, Eckstein, Alles muss versteckt sein ... Ach ja, wenn jetzt jemand mit "Bali" toppen will - zählt nicht, war die zweite und genauso besch*****. Warum bin ich nicht bei den damaligen Erkentnissen geblieben? Schönen Tag und Gutes Leben.

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Sunkist? Ich glaube, es gab auch Kakao in Pyramidenpackungen, Schulzeit, Anfang der 70er...

...und so schwarze Plastikscheiben, die Musik spielen konnten. Nannte man "LP", richtige Tonbänder auf großen Spulen, "Uher" war so ziemlich das Edelste, was man als Bandmaschine kriegen konnte. Und mein erstes Radio hatte noch ein "magisches Auge".

Playmobil gab es noch nicht. Man hatte echtes Lego, ganz ohne Gesichter und fertige Formteile. Man musste sich seine zu bauenden Objekte selbst überlegen, es gab keine Anleitung.

Was für eine anstrengende Zeit damals...

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Kakao und Milch in 'Pyramiden'packungen gabs bei uns an der Schule.
An Milchkannen kann ich mich nur entferntest erinnern und wuerde glatt behaupten das es danach gleich TeraPack gab.
An Fahrendes Gewerbe kann ich mich aber noch sehr gut erinnern. Obwohl das schon richtig Stadt war wo ich aufwuchs kamen staendig Eisen-Lumpensammler, Eier, Milch und Kaese, Kartoffeln, Scheerenschleiffer und weis ich nicht was alles.

Als jemand der sich lieber aufm Bau die Knochen kaputt macht als sich aufs Amt zu setzen bin ich im Prinzip vom "Verantwortung uebernehmen" noch nicht mal soooo weit weg. Das Problem ist das ich mir nicht erzaehlen lasse das diese klein und Kleinstgewerbler alle nur vom Grossmarkt auf der gruenen Wiese verdraengt wurden und mir genausowenig erzaehlen lasse das es Heute noch moeglich ist eine solche Gewerbestruktur wieder aufzubauen.
Sollen sich die Verantwortungsuebernehmer doch bitte mal selbst mit Zuhause gekochter Marmelade aufn Ku'damm setzen und sehen wie weit Sie kommen ...

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Stimmt, die Kartoffel- und Kohlenmänner ("Kattoffeln! Kattofeln! Lange Gelbe!" - und ich verstand statt "Lange Gelbe" als Kind immer Plagegeld und fragte, was das denn um Himmels willen bedeuten solle) kamen bis in die späten 70er, ebenso die Bettler, die ganz normal an der Haustür klingelten und von meiner Mutter ihr Glas Milch und ihre Mark und ne Viertelstunde Aufmerksamkeit bekamen. Dann gab es die ganzen legalen Hausierer, z.B. Staubsauger- und Versicherungsvertreter, damals noch im Wortsinn Türklinken putzten.

Und, Loellie, was Deinen Vorschlag angeht: Es gibt da zum Beispiel die Geschichte eines Consultingzöglings, der sich in der Gastronomie versuchte und scheiterte. In den Hypezeiten hatten sich einige Verantwortungsübernehmer (keine Politiker, sondern Leutem die die neoliberale Gründerideologie glaubten und praktizierten) immerhin tatsächlich ans Unternehmengründen gemacht, mit dem bekannten Erfolg der größten Pleitenserie der deutschen Nachkriegsgeschichte.

Und jetzt wird von der Politik genau die Wiederholung des Ganzen als Lösung propagiert.

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Du kannst es ja nicht wissen, aber Gastronom / Gastronomie sind in den luftigen Hoehen des elitaeren Elfenbeinturmes Schmaehungen und stehen fuer Inkompetenz mit einhergehendem Groessenwahn. Typischerweise bezeichnen sich branchenfremde Emporkoemmlinge als Gastronome. Ausserhalb geheiligter Hallen sagt das natuerlich keiner.
Man ist Koch, Kellner oder Gastwirt im Sinne des Wortes und sich trotz Arroganz nur zu bewust das Dienstleistung von dienen und leisten kommt. Handwerk auf hoechstem Niveau laesst sich nicht herbeischwaetzen. Das braucht Blut, Schweiss und Traenen in abundanz.

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Wenn wir hier bei der Erinnerungsarbeit sind:

Darf ich an die Dr.Oetker-Plastik-Eisstiele erinnern, die Löcher hatten und zusammengesteckt werden konnten? Das beste was übrigens das Waldmeister-Eisamstiel.

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Als Alpinist bekenne ich mich natürlich klar zu Dolomiti, dem italo-trikolorefarbenen Eis mit den Drei Zinnen auf der Spitze. Kulturverlust, dass es das nicht mehr gibt, Schweinerei, miserable!

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Dolomiti yeah
mindest eins am Tag. Jahrelang.
Alternativ das "echte" Wassereis Doppelstiel.
Ich mach mir heute noch manchmal aus Aprikosensaft Eiswuerfel und hau sie durch den Crasher zum loeffeln, oder CrashEis nature mit einer ueberdosis Syrup.

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Deine Mutter ist wirklich einmalig :-)

Schläuche - sind das diese labbrigen viereckigen Tüten, die man in bunte Plastikhalter "stellte"? Das ist jedenfalls die Milch meiner Kindheit.

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Klar ist sie das, was meinst Du, woher ich meinen Humor habe. Schläuche:
Genau die meine ich, bei uns war man allerdings für Plastikhalter zu geizig und nahm stattdessen einen großen Meßbecher, was öfter mit Malheur verbunden war.

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