"Leben und Wirken
Hartmann studierte nach dem Schulbesuch im Hamburger Christianeum in Bordeaux, Freiburg, Hamburg und Berkeley. In Kalifornien beteiligte er sich an den politischen Aktivitäten in der Bay Area, die er als „sozial orientiert“ begriff, auch wenn sie sich vor allem gegen den Vietnamkrieg richteten. 1970 in die BRD zurückgekehrt, setzte er die bis heute andauernde politische Betätigung im Kontext sozialer Auseinandersetzungen fort. 1973 nahm er an der Hausbesetzung in der Hamburger Ekhofstraße (1973) teil, bei der es nicht nur auf die Gewinnung von Wohnraum ging, sondern auch gegen ein Bauvorhaben, das die Neue Heimat vorantrieb.[1]
Seit 1977 ist Hartmann als Rechtsanwalt in Hamburg und Köln tätig, in erster Linie als Strafverteidiger, auch in zahlreichen Verfahren gegen linke Aktivisten und darüber hinaus in der Vertretung der Nebenklage in NS-Kriegsverbrecherprozessen, so in den Verfahren gegen Kurt Lischka, Ernst Heinrichsohn und Herbert Hagen vor dem Landgericht Köln 1979, gegen Heinrich Boere vor dem Landgericht Aachen 2007 und gegen Siert Bruins vor dem Landgericht Hagen 2013.[2][3][4]
Hartmann arbeitete mit Mitgliedern der Proletarischen Front (PF) zusammen, einer Gruppierung aus dem operaistisch eingestellten „wir-wollen-alles“-Verbund.[1]
Durch den Strafprozess gegen Roland Otto und Karl Heinz Roth, den Hartmann verteidigte, zog er nach Köln.[5] Dort besetzte er mit den Mitgliedern der sozialrevolutionär orientierten „sozialistischen Selbsthilfe Köln“ (SSK) in der Ehrenfelder Marienstraße eine Anzahl von Häusern als Beginn eines sozialrevolutionären Projekts. Hieraus folgten nicht nur weitere Besetzungen, sondern auch Aktivitäten auf vielen anderen Gebieten: Gegen die Ausländerpolitik, Atompolitik, Militarisierung, NS-Erinnerungs- und „Bewältigungspolitik“ (Teilnahme an der Kampagne für die Edelweißpiraten), vor allem aber gegen die Politik der Stadtsanierung und Vertreibung (Marienstraßenbesetzung, dann Gruppe Wohnraum für alle) sowie gegen die noch stark nazistisch geprägte Rheinische Psychiatrie.[6] Begleitet wurden diese Aktivitäten von der Mitarbeit Hartmanns in der Zeitschrift Autonomie[7] und, mit sozialrevolutionärer Orientierung, im Folgeprojekt, den „Materialien für einen neuen Antiimperialismus“ (Materialien).[8][9] An diese Zeit schlossen sich weitere Aktivitäten Hartmanns gegen die Ausländer- und Vertreibungspolitik (Gruppe Grenzen auf), gegen Hartz IV (Gruppe Zahltag), gegen den neuen Militarismus (Gruppe Bundeswehr wegtreten),[10] Kampagne gegen SFB 700 an, die bis in die heutige Zeit reichen.
Tagesmedial und journalistisch positioniert Hartmann sich etwa in junge Welt[11] und im WDR 5[12].
Theorie
Hartmanns methodisch-philosophischer Ansatz weist als den wesentlichen Ort der Erkenntnis den Kampf aus. Genauer: die Auseinandersetzungen der sozialrevolutionären Prozesse mit den kapitalistischen Innovationsoffensiven. Er begreift ihn damit als umfassender, als die bürgerlichen Ansätze zumindest der Humanities es sein könnten. Denn Wissenschaft, Methodik, Philosophie seien nicht nur Ausprägungen der Offensiven und ihre wissenschaftlichen Akteure Teil ihres Dispositivs. Als in der Offensive wirkende und befangene Größen blieben sie damit auch systemisch blind für die ganze Wirklichkeit.[13][14][15] Denn die Subjekte und Subjektivität ihres sozialrevolutionären Gegenüber müssten ihnen notgedrungen entgehen. Er entwickelt dies detailliert an zwei Beispielen. Einmal den progressistischen wissenschaftlichen Avantgarden der fordistisch/tayloristischen Offensive aus Ökonomie, Ingenieurwissenschaft, Philosophie und formaler Logik und ihren wissenschaftlichen Produkten.[16] Des Weiteren an denjenigen, die sich mit der IT-Offensive auf dem Feld der Technologie, Ökonomie, der narrativen Steuerung und ihrer philosophischen Ausprägung im „neuen Realismus“ geschichtsmächtig zu machen suchen.[17] Damit fasst er die sozialrevolutionären Kämpfe als den umfassenderen generativen Ort des wirklichen Wissens, des Wissens von den wirkenden historischen Kräften, der gegnerischen und der eigenen. Gerade ihre aus der Praxis der Kämpfe gewonnene Perspektive erlaube erst einen Blick von außen auf die Wissenschaften und Wissenschaftler der Innovationsoffensive. Dies mache auch erfahrbar, warum Praxis logisch reicher ist als Theorie, eine bis in die griechische Philosophie zurückgehende Erkenntnis. Was Marx betrifft, so bezieht er sich dabei zurück auf die frühen Schriften vor dessen methodologischem Absturz in den ökonomischen Objektivismus.[18]"
https://de.wikipedia.org/wiki/Detlef_Hartmann
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Hartmann vertritt einen mitunter als Vitalismus bezeichneten Antagonismus Mensch - Maschine, Subjektivität - Entfremdung, die lebendige Arbeit - der tote Sachwert, das persönliche Bedürfnis - Entfremdung.
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Wer von Logik spricht kommt um Aristoteles nicht herum, wer von Ethik spricht nicht um Kant, meines Erachtens auch nicht ums Judentum, ums Christentum und um den Buddhismus, wer von Physik spricht nicht um Newton, Planck, Einstein, Bell und Hawking.
Wer sich nicht mit Marx, Psychoanalyse oder allgemeiner gesprochen analytischer Psychologie/Tiefenpsychologie und mit Volkswirtschaftslehre beschäftigt hat kann zu Geschichte und Gesellschaft eigentlich kein Urteil abgeben. Und das Gesetz vom tendenziellen Fall der Profitrate ist für das Weltwirtschaftsgeschehen und die globale Wirtschafts- und Sozialgeschichte so grundlegend und determinierend wie die Evolutionstheorie fürs Tier- und Pflanzenreich.
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Mein Argumentationszusammenhang ist hier aber doch noch ein anderer. Detlef Hartmann ist ja ein Theoretiker der Klassengeschichte und der Klassenkämpfe, und wie man dem Thema ohne die Kenntnis von Marx beikommen könnte weiß ich nicht. Das ist so, wie sich mit relativistischer Physik ohne Einstein beschäftigen zu wollen.
Willy hatte gemeint, so verstand ich ihn jedenfalls, dass ich eine grundsätzliche Zustimmung zu Marxschen Position voraussetze und Marx für unhinterfragbar halte, das passt aber nicht zu der Vielfältigkeit der unterschiedlichen Marxinterpretationen. In dem oben stehenden und verlinkten Text steht ja, dass Hartmann eher sich am frühen Marx als am späten Marx orientieren würde. Eine mit "ja" oder "nein" zu beantwortende Frage"Hatte Marx Recht?" ist in diesem Zusammenhang völlig unsinnig.
Und, mal etwas polemisch gesagt, wer sich mit Marx, Volkswirtschaftslehre und Massenpsychlogie/Sozialpsychologie nie beschäftigt hat hat auch keine Ahnung von Gesellschaftstheorie und kann hierzu keine Aussage treffen. Das ist ja seit 2003 auf diesem Blog meine ständige Ansage an Leute, die etwas gegen Marx oder gegen Adorno vorbringen wollen, ohne diese gelesen zu haben: Die Texte zu lesen ist Voraussetzung, um über das Thema diskutieren zu können.
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https://www.phase-zwei.org/hefte/artikel/der-neue-griff-nach-der-weltmacht-1678
Uuuurdeprimierend!
Aber 2024 wird anders, versprochen.:)
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Mit den Fluchtpunkten Krieg als negative Bevölkerungspolitik im Sinne von Vernichtung überflüssiger Esser und schöpferische Zerstörung im Sinne Zerbombung unproduktiv gewordener Industrieanlagen, um mit dem Wiederaufbauboom einen neuen Wirtschaftszyklus anzukurbeln. In diesem Kontext stellte der Vernichtungskrieg der Nazis an der Ostfront das avantgardistische Role Model für die meisten heutigen Kriege dar.
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https://www.berliner-zeitung.de/open-source/corona-krise-verschwoerung-oder-zufall-weder-noch-li.2256408#Echobox=1727157725
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Soiland ist Lacan-Schülerin, das merkt man auch. Manches erinnert an Foucault oder auch an Butler, manches an Hartmann, und auch das merkt man. Foucault und Butler wurden beide von Lacan beeinflusst, und beide haben sich später von diesem Einfluss gelöst. Um das Ganze einordnen zu können empfiehlt sich dieser Link:
https://de.wikipedia.org/wiki/Jacques_Lacan
hier ist insbesondere der Absatz "Einfluss und Kritik" interessant.
Linke Perspektiven zur Corona-Krise finden sich hier:
https://www.buchfreund.de/de/d/p/103026538/covid-politik-und-die-neuformierung-der-macht
https://www.thalia.de/shop/home/artikeldetails/A1060908782?msockid=30aa824a29f361cc07b3968e281b60cd
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"Das erzählen sie alle, wenn ich mit ihnen fertig bin!" sagte Dr. Mabuse mit sardonischem Grinsen.
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https://x.com/JasminKosubek/status/1838879034165387497
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;-)
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An some1 musste ich bei Soiland in der Berliner Zeitung auch denken. Und daran:
https://swprs.org/deutschland-und-die-pandemie/
"Die Pandemie selbst war entweder ein Laborunfall mit einem amerikanischen (nicht chinesischen) Virus oder eine Art globale “Biosicherheits-Übung”."
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Laborunfall, eine Sicherheitsübung oder irgend etwas Derartiges gewesen sei. Das ist ein Unterschied ums Ganze, und wenn Du den nicht siehst bist Du saublöd oder, was ich für wahrscheinlicher halte, eine ideologisch geschulte Querdenker-Propagandistin.
@"Deutschland und auch Österreich haben sich für einen insgesamt repressiven und interventionistischen Umgang mit der Corona-Pandemie entschieden. Beim Oxford-Index für die Strenge der Corona-Maßnahmen lagen beide Länder zeitweise auf dem weltweit ersten Platz."
Zu Österreich kann ich nichts sagen, das Land besteht für mich aus dünn besiedeltem Hochgebirge und Nationalparks. Was in Wien los war weiß ich nicht. In Frankreich, Italien und Spanien waren die Maßnahmen weitaus strenger als in Deutschland, mit Ausgangssperren, die an Hausarrest grenzten, Polizeipatrouillen in den Straßen, die die BewohnerInnen beim Verlassen der Häuser beobachteten und z.T. zurückschickten. Ansonsten ist der swprs-Artikel der irrste Unfug, den ich seit langem gelesen habe.
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Was die Maßnahmen in den von Dir erwähnten Mittelmeeranrainerstaaten anbelangt, gebe ich Dir recht. Hier hatte man es eher mit dem Sitzen auf Parkbänken und in anderen Freiluftlokalitäten. https://www.vienna.at/van-der-bellen-nach-corona-sperrstunde-in-wiener-gastgarten-erwischt/6627233
Zu spaßen ist allerdings bei dem Thema mit den Folgeerscheinungen auch nicht. https://tkp.at/2024/09/29/wahrscheinlich-revision-zu-fehlurteil-gegen-frau-die-angeblich-nachbarn-ansteckte/
One Health, nur a Schmäh.
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Abgesehen davon stimme ich diesen Ausführungen Komlosys auch zu. Das ist eine saubere kapitalismuskritische, historisch-materialistische Argumentation. Und halte doch ihre Äußerungen zur Covid19-Politik für Unsinn und ihre Haltung zu Israel für antisemitisch. Und finde andererseits einige ihrer früheren sozialhistorischen Studien ganz brauchbar. So komplex ist die Welt nun mal.
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-> Damit wirst Du eingefleischte Fanatiker und Schwarzweißseher zur Verzweiflung treiben;-)
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Wenn ich den Obersalzberg schön finde muss ich nicht für Hitler sein.
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Von Mittelpunkt war keine Rede, sondern, wenn Du nachzulesen beliebst, eben von "u.a.".
Nirgendwo habe ich eine Pauschalzustimmung Soilands zu Komlosy behauptet. Ich finde es positiv erwähnenswert, dass S. nicht von Kontaktschuldängsten geplagt wird. Habt ihr genauere Informationen über ihre Einschätzung die Gefährlichkeit des Virus betreffend?
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BTW Die Art und Weise, wie Spinner wie Wodarg, Bhakdi et al in dem SWPRS-Beitrag als seriöse und anerkannte Wissenschaftler abgehandelt werden bis hin zur Bezugnahme auf Ken Jebsen hat dann noch mal einen ganz besonderen Geschmack.
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Nicht nur SWPRS, auch die ARD sollte bei Dir als sicherlich wissenschaftlich geprüftem Seriositätsdetektor Nachhilfeunterricht in Anspruch nehmen.
https://www.youtube.com/watch?v=sCYBcLvjle4
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Hier gilt der Vorher - nachher- Effekt. Bevor er sich mit Verschwörungsschwurblern einließ galt Herr Wodarg noch als unbescholten.
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Dieser Vorher-Nachher-Effekt muss ansteckend sein.
https://www.berliner-zeitung.de/open-source/corona-impfstoffe-pathologin-warnt-diese-mrna-technik-ist-nicht-ausreichend-getestet-li.2259438#Echobox=1727888997
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1) Die PCR-Tests seien fehlerhaft und zeigten viel zu viele Covid-Positive an. Diese Fehler seien bewusst so gemacht, um eine Handhabe für Lockdowns und andere Notstandsmaßnahmen zu haben.
2) Masken seien wirkungslos, Impfstoffe auch, die hätten dafür aber haufenweise äußerst gefährliche Nebenwirkungen. Nicht nur MRNA-Impfstoffe, sondern alle Impfstoffe. Erfolgreich behandeln ließe sich Covid 19 u.a. mit Ivermectin, was bewusst verschwiegen würde, weil sich damit nicht so viel Geld verdienen lässt wie mit neuen Impfstoffen.
3) Covid 19 sei nicht so gefährlich wie behauptet, sondern eine eher harmlose grippalinfektähnliche Infektion, die nur spezielle Risikogruppen gefährde.
4) Hinter all den Notstandsmaßnahmen und Impfkampagnen stehe eine Art Komplott aus Weltwirtschaftsforum, WHO, Gates und westlichen Regierungen mit dem Ziel, eine Art technokratische Hygienediktatur einzuführen.
Und für diesen Gesamtkomplex liefert der oben verlinkte Beitrag keinerlei Beleg.
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Ich frage mich nur seit Beginn dieser Krise, was durchaus respektable und kaum der Scharlatanerie verdächtige Ärzte und Wissenschaftler dazu bringt, ihre Karriere und teilweise sogar ihre gesamte Existenz zu gefährden, indem sie die offiziellen Narrative anzweifeln und auf den Prüfstand stellen. Dass eine breitere Diskussion mit diesen Zweiflern von Anfang an nicht gewollt war, wirst wohl auch Du nicht in Abrede stellen. Dass viele Einwände sich im Nachhinein als berechtigt erwiesen haben, vielleicht ebensowenig.
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"Ich stehe in diesem Punkt nach wie vor ein bisschen wie der Esel am Berg. Ich verstehe nicht, dass dieselbe Linke, welche jedes kleine Disziplinarelement am Staat kritisiert hat, plötzlich über Nacht akzeptiert, von diesem Staat in der eigenen Wohnung eingesperrt zu werden. Ich verstehe nicht, warum dieser liberalistischste Flügel der sozialen Bewegung am meisten die repressiven Maßnahmen begrüßt hat."
"Die Frauengesundheitsbewegung war es, die mich in den 80er-Jahren politisiert hat. Wir wollten selbstbestimmt mit unseren Körpern umgehen und eigene Techniken zur gegenseitigen Bildung und Schulung entwickeln. In dieser Selbstgestaltung läge ein riesiges Potenzial. Das hat die Linke vollkommen aufgegeben, weil sie genau das von einem technologisierten Staatsapparat verlangt. Wir gingen damals davon aus, unsere eigenen Experten in Sachen Körper zu sein: Wo ist das hin? Es gäbe hier sicher ein großes Potenzial, wenn wir uns wieder trauen, auch Verantwortung zu übernehmen und Expertinnen unserer eigenen Gesundheit zu sein, anstatt zu erwarten, dass irgendwelche Experten mit besonderem Wissen das für uns lösen."
"ch würde bei der Corona-Krise anfangen: Es bräuchte dringend eine Diskussion darüber, was geschehen ist und warum die Linke unvorbereitet und nicht bereit war, plural zu diskutieren. Es bräuchte Diskussionsorte, -runden, -veranstaltungen, wo diskutiert werden könnte, warum diese Pluralität nicht mehr möglich ist, warum mit Linken, die von Anfang an auf die Gefährlichkeit der Maßnahmen hingewiesen haben, nicht diskutiert werden konnte. Wir müssten mit einer innerlinken Aufarbeitung beginnen, bevor wir von irgendeiner Handlungsfähigkeit sprechen können."
Zumindest die Maßnahmen scheint Soiland für gefährlich zu halten.
https://platypus1917.org/2023/01/19/interview_soiland/
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Ansonsten bin ich selber in drei unterschiedlichen Wirkungskreisen aktiv und habe da völlig unterschiedliche Erfahrungen mit dem Umgang mit den Corona-Maßnahmen gemacht. Das ist einmal ein in gesundheitspolitischen Anliegen aktiver Verein und zum Anderen zwei verschiedene Gruppen, die etwas mit Migration, Asyl und Rassismus zu tun haben.
In der ersten Gruppe, die ursprünglich mal aus einem Netzwerk von Patienten-Selbsthilfegruppen hervorgegangen war hatten wir uns in der ersten Phase der Corona-Maßnahmen strikt an die Regeln gehalten und auch unsere Treffen als Videoschalten abgehalten und uns dann ziemlich bald wieder getroffen, wenn auch mit Masken und Lastexhandschuhen. In diesem Kreis wurde auch medizinisch fundiert sehr kontrovers diskutiert welche Maßnahmen sinnvoll seien und welche nicht.
In dem einen, größer organisierten Flucht- und asylpolitischen Arbeitskreis wurde sich strikt an die Regeln gehalten und fast ein Jahr nur über Zoom und Teams kommuniziert. In der anderen, kleineren Gruppe wurde, außer in den "harten" Kernzeiten der beiden Lockdowns darüber weitgehend hinweggegangen. Hintergrund war hier allerdings keine kritische Auseinandersetzung mit den seuchenhygienischen Maßnahmen, sondern eher so ein arabo-afrikanischer Machismo der Geschmacksrichtung: "Was soll ich mich vor einem Virus fürchten, wo ich doch im Bürgerkrieg mit der Panzerfaust gegen den Feind gekämpft habe?".
Im Wesentlichen sehe ich die Corona-Maßnahmen als notwendig an, um in den frühen Phasen der Pandemie einer zu schnellen Ausbreitung des Virus entgegenzuwirken, ich kritisiere die autoritäre und kompromisslose, bastamäßige Art und Weise, wie diese durchgesetzt wurden, aber nicht die Tatsache an sich. Allerdings kritisiere ich sehr, wie hierbei die Großindustrien bevorzugt und die Kleinbetriebe, etwa Gastro und auch die Sporteinrichtungen benachteiligt wurden, und verbinde dies mit einer allgemeinen Kapitalismuskritik. Und aus dem Querdenkerlager wurde diese Haltung überhaupt nicht anerkannt, sondern darauf mit justiziablen Beschimpfungen reagiert. Die Frage, ob und inwieweit die Maßnahmen seuchenhygienisch tatsächlich notwendig waren unabhängig von der Art und Weise, wie diese kommuniziert oder durchgesetzt wurde wird von Soiland nicht thematisiert. Es ist zweifellos eine extrem autoritäre Maßnahme, jemandem in die Beine zu schießen statt mit ihm ergebnisoffen zu diskutieren. Aber bei einem Geiselnehmer ist diese Maßnahme notwendig und der herrschaftsfreie Diskurs nicht. Oder, wie Netbitch das einmal ausgedrückt hatte, es erübrigt sich, mit einem Vergewaltiger über Sinn und Zweck des Vergewaltigens zu diskutieren. Ein Virus kennt keine Moral.
@ " Das Ziel ist, diese neue politische Konstellation zu beschreiben, zu verstehen und in die Linke hineinzutragen, inwiefern die Corona-Krise eine politische Gefahr für sie darstellt und deshalb ernst genommen werden muss. Die Corona-Krise ist nicht überstanden. Wir werden neue, ähnliche Formen von Gesundheitskrisen haben. Generell hat diese Krise den Sinn, den linken Widerstand zu brechen, oder eher, die Überreste der Linken noch ganz zu Fall zu bringen. Diese Zersetzung einer sich als kapitalismuskritisch verstehenden Linken ist schon sehr lange im Gang"
ist eine interessante These, die die andere Möglichkeit, dass es bei den Maßnahmen trotz aller HERRschaftlichen Implikationen die damit einhergíngen, sozusagen als kapitalismusimmanente Surpluseffekte, zunächst um die Rettung von Menschenleben und um die Aufrechterhaltung funktionierender gesellschaftlicher Prozesse ging gar nicht mehr für erwähnenswert hält. Der Begriff der Biopolitik nach Foucault wird hier auf eine sehr enge Art interpretiert, gewissermaßen eingedampft. Ich habe trotz geistiger Nähe vom Theorieansatz her damit doch erheblichen Dissenz.
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Im beruflichen Alltag und in meinem privaten Umfeld wurde härter mit den Auflagen umgegangen als in meinen Politzusammenhängen. In der Firma hatten wir ganze 2 Wochen Home Office, wir bekamen aber sofort Masken und Passierscheine, die unsere freie Beweglichkeit sicherten und binnen kürzester Zeit neuartige Software, die es uns ermöglichte ohne direkten Kundenkontakt Verträge abzuschließen sowie die Berechtigung, im Kundenauftrag zu unterschreiben. In der eigenen Familie wurde sehr restriktiv mit allem umgegangen. Weihnachten 2020 saßen Vater, mein Neffe und ich bei der Weihnachtsfeier meiner großen Schwester meterweit vom Rest der Familie entfernt am Katzentisch, körperliche Berührung gab es gar keine.
Überhaupt war das alles eine körperferne Zeit, wobei die bayerische Bussi-Kultur bei uns Norddeutschen ja schon als sexuelle Handlungen durchgehen würde, auch sich die Hände geben ist bei uns nicht mehr üblich.
Meine Geburtstagsfeier spielte sich für meine jüngere Schwester (die einen linken Szenehintergrund hat) als Geschenkübergabe auf der Terrasse und gemeinsamer Spaziergang mit dem Hund ohne Aufenthalt in der Wohnung ab. Menschen, die in der Zeit in Gruppen unterwegs waren und sich u.a. an den Händen hielten wurden von ihr als "asoziale Arschlöcher" bezeichnet und z.T. auch so angesprochen. Ich würde all dies nicht als Verinnerlichung repressiver staatlicher Maßnahmen bezeichnen, sondern als teils sinnvolles und teils angstgeleitetes Handeln um eine Infizierung zu vermeiden.
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"Würde es dem Staat wirklich um die Gesundheit der Bevölkerung gehen, müsste er ins Gesundheitswesen investieren. Genau dies tat er nicht, sondern trieb im Gegenteil auch nach Ausbruch der Corona-Krise die Sparmaßnahmen weiter voran; und das weckte unser Misstrauen."
https://www.nd-aktuell.de/artikel/1152848.pflege-der-permanente-pflegenotstand.html?sstr=permanente%7CPflegenotstand
"Als hätte es in Deutschland nie eine problematische Indienstnahme der Medizin gegeben, die sich in das Gewand von Wissenschaftlichkeit und Fortschritt kleidete - was uns eigentlich die politische Pflicht auferlegte, genau in diesem Feld besonders wachsam und vorsichtig zu sein. Doch die Mehrheit der Linken tut bis heute das Gegenteil: Wer berechtigte Zweifel an der Sinnhaftigkeit von Maßnahmen äußert, deren Wirksamkeit nie evidenzbasiert untersucht wurde, wird kurzerhand in die rechte Ecke gestellt, das Gespräch verweigert; Rückfragen an die Zweckmäßigkeit von Massenimpfungen, ja, überhaupt die Frage, warum die Impfung der einzige Ausweg aus der Krise sein soll, wird mit dem Hinweis auf »die Wissenschaft« als reaktionäre Antifortschrittshaltung von rechten Esoterikern und Sozialdarwinisten abgetan - obwohl namhafte Wissenschaftler seit Beginn der Krise darauf hinwiesen, dass eine Impfung gegen Coronaviren als Mittel der Immunisierung der Bevölkerung nicht funktionieren werde."
https://www.nd-aktuell.de/artikel/1162247.die-linke-und-corona-ein-postideologischer-totalitarismus.html?sstr=tove%7Csoiland
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https://netbitch1.twoday.net/stories/1022683310/
Na, und die Tatsache, dass Corona-Maßnahmen-GegnerInnen Verschwörungsdenke und Antisemitismus - zumeist struktureller Antisemitismus, der ohne Juden auskommt - nachgesagt wird liegt primär daran, dass es eine Querdenkerszene gibt, die tatsächlich aus solchen Leuten besteht. Soiland tut so, als ob es die nicht gäbe.
https://che2001.blogger.de/stories/2864781/#2864801
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Worin besteht denn dieser Dissenz, was hast Du an Soilands Ausführungen zu Bio-Macht auszusetzen?
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Das von Soiland begründete Modell des Bio Security State kann mit Fug und Recht auf Foucaults Dispositiv der Biopolitik zurückgeleitet oder damit begründet werden oder ist eine Anwendung dieses Dispositivs. Soiland schreibt das aber so, als ob das Foucaultsche Dispositiv das, was sie selbst zum Bio Security State schreibt beinhalte, und dem ist nicht so.
Foucaults Dispositiv der Bio-Macht, das er in seinen Werken "Der Staub und die Wolke", "Dispositive der Macht", "Sexualität und Wahrheit" und "Vom Licht des Krieges zur Geburt der Geschichte" entwickelt und ausgebreitet hat beinhaltet eine "Biologisierung" gesellschaftlicher Machtverhältnisse einerseits und einen Zugriff der Eliten auf die Biologie der Beherrschten andererseits. Biologisierung beinhaltet die ideologisch gefärbte Rechtfertigung der gesellschaftlichen Hierarchien durch ihre behauptete "Naturnotwendigkeit" im Sinne vererbbarer anthropologischer Grundkonstanten, etwa in Form des Patriarchats, des Sozialdarwinismus, der Rassenideologien, der Rassenhygiene und Eugenik oder biologistisch begründeter Homophobie.
Was den herrschaftlichen Zugriff auf die Biologie der Beherrschten angeht spannt Foucault hier einen Bogen auf, der über Jahrtausende reicht und jeglichen Versuch der Herrschenden umfasst, die Körperlichkeit der Beherrschten in den Griff zu bekommen, vom frühen Patriarchat in der Jungsteinzeit über den Drill auf dem Kasernenhof, die entfremdete Arbeit am Fließband, Geschlechtsrollenstereotypen, Normierungen sexuellen Verhaltens und komplexe Steuerungssysteme wie Bevölkerungspolitik, Gentechnik und die gleichzeitige Bürokratisierung und Kapitalisierung des Medizinwesens. Wenn Soiland diese sehr komplexen Zusammenhänge reduziert auf das aktuelle Gesundheitssystem der westlichen Industrieländer und der WHO mit seiner in der Tat totalitäre Züge annehmenden Ideologie von gesunden Lebensweisen, die ich hier ein paar Mal anhand von Medscape-Beiträgen abgebildet hatte, dann zweifle ich am Foucault-Verständnis und an der Seriosität der Autorin.
Das meinte ich mit Eindampfen des Konzepts der Biomacht/Biopolitik.
Erschwerend hinzu kommt, dass sie nicht einmal die Existenz einer paranoid-verschwörungsgläubigen Querdenkerszene zur Kenntnis nimmt.
Und die Behauptung, die vermachtete Gesundheitspolitik diene der politischen Zerschlagung der Linken und sei ein Mittel der vorbeugenden Aufstandsbekämpfung stimmt in ihrer systemischen Funktionalität, in der Annahme, das sei ihr Existenzzweck und es gäbe sie nur darum ist aber für sich schon Verschwörungsideologie.
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"Die Frauengesundheitsbewegung war es, die mich in den 80er-Jahren politisiert hat. Wir wollten selbstbestimmt mit unseren Körpern umgehen und eigene Techniken zur gegenseitigen Bildung und Schulung entwickeln. In dieser Selbstgestaltung läge ein riesiges Potenzial. Das hat die Linke vollkommen aufgegeben, weil sie genau das von einem technologisierten Staatsapparat verlangt. Wir gingen damals davon aus, unsere eigenen Experten in Sachen Körper zu sein: Wo ist das hin? Es gäbe hier sicher ein großes Potenzial, wenn wir uns wieder trauen, auch Verantwortung zu übernehmen und Expertinnen unserer eigenen Gesundheit zu sein, anstatt zu erwarten, dass irgendwelche Experten mit besonderem Wissen das für uns lösen."
Ich lese das so als Selbstzeugnis einer Mein-Bauch-gehört-mir-Politik-in-Erster-Person Treibenden, die nicht damit zurechtkommt, dass ihr in einer existenziellen Krisensituation ihre Freiräume und Komfortzonen genommen werden.
Eher mangelnde Realitätstauglichkeit als realistische Lagebeurteilung.
Da wird dann Foucault bemüht um das eigene Unbehagen und die kognitiven Dissonanzen zu rationalisieren. Wir hatten ja auch schon mal Einen, der Foucault und FC St Pauli in Zusammenhang brachte ;-)
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----------> Das wäre erstmal zu belegen
Gibt es keine linken Gruppen mehr, die autonome Seminare, Workshops und Selbsterfahrungsgruppen zu
Gesundheit, psychischer Stabilität, alternativer Medizin usw. betreiben?
Ist die Tatsache, dass das aus dem Leben von Frau Soiland verschwunden ist gleichbedeutend damit, dass es überhaupt nicht mehr existiert?
Die Tatsache, dass ein technologisierter Staatsapparat in einer schweren globalen Krise Krisenmanagement betreibt soll darauf zurückzuführen sein, dass eine subkulturelle grün-alternative Linke die Verantwortung für die eigenen selbstorganisierten Projekte an die Staatsmacht und die Gesundheitsbürokratie abgegeben hat? Und deshalb drohe ein technokratischer neuer Faschismus?
Das ist ja fast so wie "die bösen Dinge passieren immer nur um mich zu ärgern."
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Ich bin damals ja auch zutiefst verunsichert und voller düsterer Ängste gewesen, wenn die auch in eine ganz andere Richtung gingen.
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Wie jetzt, ist sie nun überzeugte Steigbügelhalterin?
Missbraucht wurden zum Beispiel auch die hier.
Edit: Hier wurde ein Link zu Querdenkerpropaganda gelöscht für die ich kein Forum biete.
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https://www.diebresche.org/der-coronavirus-und-die-philosophie/
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