Donnerstag, 11. Mai 2006
Aufruf, das Schweigen um Rassismus zu brechen
Sowas leite ich gerne weiter:

Liebe solidarische Menschen,

am 18. Mai steht die NPD vor Gericht im Fall Oury Jallohs (siehe Aufruf unten). Wir als Initiative in Gedenken an Oury Jalloh hier in Berlin
rufen alle solidarischen Menschen dazu auf, sich an der Prozessbeobachtung zu beteiligen. Von Berlin aus wird ein Bus mit 43 Plätzen nach Oschersleben fahren. Treffpunkt ist Donnerstag, den 18.
Mai, um 7:00 Uhr am Ostbahnhof / Eck
Andreasstraße (Hauptausgang raus,
nach rechts runter). Abfahrt 7:15 Uhr!
Um den Bus finanzieren zu können und außerdem die Beteiligung derjenigen Leute zu ermöglichen, die es sich sonst nicht leisten können, wird ein Platz im Bus 15 Euro pro Person kosten. Wir bitten alle, ihre Plätze
vorzeitig zu reservieren (Tel. 0176-65 977 644), denn wir erwarten, dass der Bus sehr schnell voll sein wird. Um Euch weiter zu informieren und um die Kosten ertragbar zu halten organisieren wir dazu eine
Mobilisierungsveranstaltung und Soliparty (mit Essen, Cocktails und wunderbarer Musik) am kommenden Samstag, den 13. Mai ab 19 Uhr im New
Yorck im Bethanien (Mariannenplatz 2, U1/U8 Kottbusser Tor). Kommt alle

zahlreich!!!



Break the Silence!



Initiative in Gedenken an Oury Jalloh



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NPD vor Gericht im Fall Oury Jallohs: Break the Silence!!!

Aufruf zur Prozessbegleitung am 18. Mai in Oschersleben

Solidarität ist eine Waffe: Gegen Volksverhetzung und Menschenverbrennung

Wir sind alle Kläger!!!!



Amtsgericht Oschersleben (Sachsen-Anhalt)

Gartenstraße 1

18. Mai 2006

11 Uhr



Der Mord an Oury Jalloh am 7. Januar 2005 in einer Polizeizelle in Dessau

hätte eine Welle der Empörung auslösen müssen. Stattdessen erfolgte die

übliche Reaktion in diesem Land: Schweigen. Sein Mord wurde größtenteils

ignoriert, im besten Fall zur Kenntnis genommen.

Monate später - Ende März - fand eine Trauerfeier in Dessau statt. Die

etwa 200 TeilnehmerInnen waren überwiegend Flüchtlinge und MigrantInnen,

nur ein minimaler Teil bestand aus Deutschen.



Am 2. April, 2005 meldete sich dann die NPD zu Wort. Unter dem Titel: "Ein

Afrikaner zündet sich selbst an und schuld ist mal wieder die Polizei"

veröffentlichte die NPD (Kreisverband Magdeburg) eine volksverhetzende

Hasstirade gegen Oury Jalloh, den sie als "muslimische Misstäter"

beschreiben, sowie Mouctar Bah (den Menschen, der sich am aktivsten für

die Aufklärung des Falles eingesetzt hatte) und sämtliche hier lebende

Flüchtlinge, Afrikaner und Muslime.



Über die Tatsache, dass Oury Jalloh am lebendigen Leib verbrannt wurde,

schreiben sie: "Kein Mensch konnte damit rechnen, daß der Herr Asylant

mittels des am Körper versteckten Feuerzeuges binnen weniger Minuten die

Matratze auf 350 Grad Celsius erhitzt. Und das sind schließlich

Temperaturen, die selbst für einen an Hitze gewohnten Westafrikaner

eindeutig zuviel sind."

Der Mord an Oury Jalloh wird als "feiges Selbstmordattentat auf das eigene

Leben" bezeichnet. " Das könnte nämlich durchaus so gewesen sein, sind

doch feige Selbstmordaktionen in muslimischen Kulturkreisen nichts

ungewöhnliches", so die Faschisten weiter.

Außerdem stellen sie sich die Faschisten beschützend hinter die Polizei

und forderten die Rücknahme der "politisch motivierten

Disziplinarmaßnahmen gegen die drei Polizeibeamten".

Auf die Forderungen nach Aufklärung, Gerechtigkeit und Entschädigung

reagierten die Nazis mit der folgenden Aussage: "Man darf allerdings schon

gespannt sein, wie die Damen und Herren den heutigen Preis eines Negers

dabei taxieren!"



Daraufhin wurde im Name Mouctar Bahs eine Klage gegen die NPD wegen

Volksverhetzung und übler Nachrede erhoben. Nun wird es endlich eine

Gerichtsverhandlung in Oschersleben geben. Der Kleinstadt in

Sachsen-Anhalt zugewiesene Flüchtlinge beschreiben Oschersleben als

"Nazi-Stadt".



Über 15 Monate nach dem Mord an Oury Jalloh bleibt anscheinend alles beim

Alten. Die Eltern werden nicht anerkannt, weshalb sie nicht als

Nebenkläger den Prozess vorantreiben können, die Vertuschung geht weiter

und ein aufklärender Prozess ist nicht in Sicht.

Stattdessen wurde Mouctar Bah's Laden von staatlicher Seite aus

fadenscheinigen Gründen geschlossen. Die Täter laufen immer noch frei

herum, besetzen die gleichen Posten und haben wieder einmal gesehen, dass

Justiz und Politik ihre Verbrechen nicht aufzuklären gewillt sind - und

sie somit unterstützen. Derweil führen Politik, Gesellschaft und Neo-Nazis

ihre gezielten Hetzkampagnen gegen alle nicht-deutsche Menschen fort.



Als Flüchtlinge und MigrantInnen sind wir fest überzeugt, dass "Nie

Wieder" viel mehr sein muss als ein leerer Spruch. "Nie Wieder" muss

wirklich bedeuten, dass alle Menschen als Menschen behandelt werden und

dass solche menschenverachtende Verbrechen wie der Mord an Oury Jalloh,

die Volksverhetzung durch Neo-Nazis und die alltägliche Diskriminierung

und rassistische Gewalt von Seiten des Staates endlich und endgültig

aufhören muss.



Break the Silence!

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