Sonntag, 26. November 2006
Harun al Rashid und Saddam Hussein
Mein Freund Massoud (der heißt nicht so, alle Namen wurden geändert) erzählte mir folgende Geschichte: Er fuhr über eine Brücke in Bagdad, als er merkte, dass er der Einzige war, der das tat. Vor und hinter ihm war sie abgesperrt. Vor ihm landete ein Helikopter, man nahm ihn fest und verband ihm die Augen, und als man ihm die Augenbinde abnahm, fand er sich in einem Marmorpalast wieder, und Saddam Hussein saß ihm gegenüber. Dieser erklärte ihm, sein Auto, ein Ford aus den 1960ern wäre mal von einem Kommando der Baath-Partei für Attentate benutzt worden und sollte deshalb in einem Museum ausgestellt werden. Daher wäre er beschlagnahmt, und Massoud könnte sich ein Ersatzauto auswählen. Manm führte ihn auf einen Parkplatz, wo vom Ferrari bis zum Nasr (ägyptische Automarke, billiger Fiat-Nachbau) alles da war. Sicherheitshalber entschied er sich für ein preiswertes Modell, einen Zastava. Er meinte später, das wäre das Herrschaftsmodell von Harun al Rashid: volkstümlich tun, absolute Macht ausüben, Mischung aus Einschüchterung und Großzügigkeit.

Szenenwechsel: Azad erstieg einen Berg, auf dessen Spitze sich ein Fort der der Republikanischen Garde befand, vier Bunker, nach innen offen. Er warf einen vollen Gurt Handgranaten hinein, runterrollen, oben bumm!

Perdosh erzählte, Hubschrauber des deutschen Typs BK117 hätten über seinem Dorf Giftgasbomben abgeworfen, sie seien in die Berge geflüchtet, hätten sich in Höhlen verkrochen, aber Bashir hätte nur eine Felsspalte gefunden, aus der seine Beine herausragten. Das reichte für den Meister aus Deutschland, in diesem Fall eine 30 mm Mauser MK. Später konnten sie einen roten Fleischbrei bestatten.


Nach einer Kundgebung gegen Abschiebungen, bei der ich den letzten Redebeitrag gehalten hatte, sprachen mich vier persisch aussehende Männer an und fragten mich, ob ich in der Stadt ein Restaurant kenne, wo Iraner verkehrten. Ich wollte es ihnen gerade sagen, als Azad mich in die Rippen stieß. Ich meinte also, nein, ein solches Restaurant gäbe es in der Stadt nicht. Hinterher fragte ich ihn, was das denn gesollt hätte. Er sagte: "Das ist ein Killerkommando!" Ich hielt ihn für paranoid. Am nächsten Tag kam die Meldung, dass im Berliner Restaurant Mykonos ein Kurdenführer erschossen wurde.

Im Iran werden Verdächtige gefragt, ob sie lieber Coca oder Pepsi trinken würden. Es bezieht sich auf die Art der Flaschen, die man ihnen als erste Stufe der Folter mit Kronkorken drauf inh den Hintern rammen wird.

In der demokratischen Türkei gibt es stattddessen in den Polizeirvieren einen Raum, auf dessen Eingangstürnder Spruch steht: "Hier gibt es keinen Gott." Wer hier vernommen wird, wird mit dem Hintern auf die Herdplatte gesetzt.


Als Shahine vernommen wurde, hängte man sie nackt mit den Armen an einem Schlachterhaken auf, prügelte sie mit Stöcken durch, dröhnte sie mit überlauter Musik voll, erklärte, sie wäre als armenische Topp-Terroristin identifiziert, bis wir sie rausholten. Ihre Brüder meinte, das wäre doch nur das Kleine-Mädchen-Programm gewesen.

Das habe ich als Erinnerung intus, wenn ich die Blogeinträge deutscher Blogger zum Thema Irak oder Naher Osten lese.Ich kenne das. Sie nicht.

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wenn du dich mit hochrangigen diplomaten und vertretern der staatsicherheit unter vier augen unterhältst, bekommen all die unmenschlichen details in folge von entscheidungen zum weltgeschehen ein ganz anderes gesamtgefüge, und richtig und falsch verliert jegliche legitimation. die kennen das. du nicht.

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Na ja, zum Teil habe ich mich mit solchen Leuten unterhalten. Wenn ein hohes Tier der Entwicklungs"zusammenarbeit" sagt, dass hinter IWF-Auflagen die Strategie und Absicht steht, Staaten zu destabilisieren und kalt meint, das wäre eben so erwünscht oder mir ein Waffen- und Drogenhändler auf die Frage, womit er handle, lächelnd "everything" erwidert, so habe ich, glaube ich, eine Ahnung von dem, was Du da andeutest.

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ich hatte vor längerer zeit mal das "glück" auf ministerebene informiert zu sein. danach braucht man keine zeitung mehr zu lesen, da stimmt eh kaum was.

wenn man den etwas drögen schreibstil überliest, kann man bei valentin falin zwischen den zeilen eine recht gute ahnung davon bekommen, wie großmächte und ihre verbündeten "denken". deshalb habe ich bspw. auch eine sehr eigene ansicht zum eigentlichen "auslöser" des 2. irakfeldzuges ...

[das buch ist aber leider vergriffen]

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Lass hören!

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Von einem arabischen Freund weiß ich, wie gefährlich es sein kann, das falsche Cafe zu besuchen, mit den falschen Leuten nur rumzustehen. Die Geheoimdienste haben ganz lange Arme. Das ist ein Leben, das wir uns nicht mal vorstellen könenn.

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Als ich Massoud fragte, welche Stellung in Ägypten die (legalen) Oppositionsparteien Waft und Tagammu hätten, fragte er, ob ich wahnsinnig wäre, das in Anwesenheit von Security-Leuten des Gouverneurs von Südsinai zu fragen. Die Securitys waren etwa 50 Meter entfernt. Sein Bruder, ein Staatsanwalt, hat uns auch nur mal so zum Spaß durch Militär festnehmen lassen,. Familienscherze.

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ich glaube, der irak krieg ist die folge einer fehlenden geheimdienst zuverlässigkeit. ich habe mich immer gewundert warum blaire mit gemacht hat, das paßte absolut nicht ins bild. anscheinend konnten weder die engländer noch die amerikaner mit letzter sicherheit ausschließen, ob der irak chemische waffen auf raketen setzen konnte. und saddam hussein war in einem zustand der völligen unberechenbarkeit, so ähnlich wie vor längerer zeit mal gaddafi. es war ihm also rein szenarienmäßig in seinem wahn zuzutrauen, daß er bspw. tel aviv mit chemischen waffen angreift.

dummerweise ist israel ein vergleichsweise kleines und vor allem schmales land, was strategisch sehr verwundbar ist. ein direkter nuklearer gegenschlag auf bagdad ohne abstimmung mit den usa liegt in diesem szenario ebenfalls sehr nah im bereich der möglichkeiten. und was das für den nahen osten und die problemstellung westliche welt / islam für die nächsten 500 jahre bedeutet hätte liegt auf der hand.

nehmen wir also diesen theoretischen ansatz und legen noch alle anderen kleinargumente [bush meschugge, öl, waffentests, usw,.] aufs paket dann haben wir's. aber bei dem hauptargument, da bin ich mir sicher. anders bekomme ich den briten da nämlich nach wie vor nicht rein. und öffentlich zugeben konnte man es nicht - also hat man dieses laien-schauspiel veranstaltet ... aber davon gibt es ja so einige.

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... und das führt nun dazu, dass es Leute gibt, die Blair mit den Neocons gleichsetzen, was ungefähr so sinnvoll ist, wie Westerwelle mit Chirac in einem Atemzug zu nennen.

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@timanfaya:
Also ich weiß nicht. Wenn Saddam so ein unberechenbarer Irrer gewesen wäre, dann hätte man doch eher befürchten müssen, dass er sein WMD-Arsenal einsetzt, wenn er angegriffen wird. Was Blair letztlich geritten hat, da mit reinzugehen, darüber kann ich auch nur spekulieren (geostragische Erwägungen), aber Geheimdienstberichte werden dabei nicht so eine zentrale Rolle gespielt haben. Dieser Krieg war von vornherein gewollt von Bush und Blair, und Geheimdienstberichte waren nur dazu da, irgendwelche Pseudo-Legitimationen zu liefern.

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Hartmann und Vogelskamp gehen ja davon aus, dass Saddam gleichsam wie eine Marionette gehandhabt wurde, zumindest nach 2001. Es gibt auch die Theorie, dass man ihn schon damals in die Falle gelockt hatte. Laut Weltwoche hatte die US-Vertretung der UNO gegenüber Saddam signalisiert, dass die USA bei einer Aktion Iraks gegen Kuwait nichts unternehmen würde. Das hieße, die US-Führung hätte den irakischen Einmarsch in Kuwait gewollt, um eine Handhabe für einen großen Aufmarsch im Mittleren Osten zu haben als Plan einer Langzeitstrategie.

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Die Quellen, in denen ich ursprünglich auf diese Lesart gestoßen bin, waren, nun ja, nicht über jeden Zweifel erhaben. Dass die Weltwoche das auch so kolportiert hat, wusste ich nicht. Klingt leider aber ziemlich plausibel.

Ich glaube ja längst nicht das ganze verquaste Zeug, was Leute wie Sherman Skolnick und Konsorten absondern, aber als kleinen reality check (im Sinne von: könnte es nicht auch ganz anders gewesen sein?) von Zeit zu Zeit mag ich so Seiten wie beispielsweise auch rense.com wirklich nicht missen.

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Wer waren denn Deine ursprünglichen Quellen?

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Najaaa,
so Internet-Seiten halt. ;-) Weiß nicht mehr genau, ob ichs zuerst bei Skolnick gelesen hatte, bei antiwar oder in einer nicht autorisierten George-Bush-Senior-Biographie.

Ich hab mich vor paar Jahren mal ziemlich exzessiv durchgesurft durch die ganze US-Konspirologen-Posse, Alternativ- und Graswurzel-Freaks, die Patrioten, die glauben, dass die Vereinten Nationen Luzifers irdische Dachorganisation ist, UFO-Jünger, was auch immer. In all dem kruden Zeug steckten natürlich auch immer wieder mal Info-Bits drinne, die durchaus Sinn machten. Und da passt es ja auch ins Gesamtbild, dass Saddam zu Zeiten des ersten Golfkriegs (also Iran-Irak) sehr nützlich war für die Amerikaner, die Sorge hatten, dass der Iran in der strategisch wichtigen Weltgegend zum Regional-Hegemon erstarkt.

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Ich hätte jetzt schon gedacht, Du hättest einen von unseren Artikeln gelesen;-) Ich dachte dabei natürlich an den Herbst 1991, da erschien auch der Beitrag in der Weltwoche.

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Ach, man liest ja so viel... ;-) Aber zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich die Weltwoche nur sporadisch lese. Daher war mir nicht bewusst, inwieweit das wann genau schon Allgemeingut war. Ich weiß, dass meine Schwiegereltern mir vor drei Jahren zunächst nicht glauben wollten, als ich das in einer abendlichen Nahost-Diskussion zum besten gab. Die hielten Saddam für die größte Bedrohung des Weltfriedens seit Hitler und glaubten, wenn Uncle Sam da unten mal ordentlich aufräumt, dann werde alles gut...

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