Mittwoch, 29. November 2006
Habe ich was verpasst?
Zur CDU heißt es bei S & W: "Das ganze nach Freiheit gierende Wahlprogramm haben sie gleich zu Beginn der Koalitionsverhandlungen einfach vergessen."

- Nach Freiheit gierend? Hat die CDU die Einführung direkter Demokratie in ihrem Wahlprogramm gehabt, die Aufhebung der Residenzpflicht für Asylsuchende, die Einführung der paritätischen Mitbestimmung in allen Zweigen der Wirtschaft oder die Einbeziehung von Elternvertretungen und Schülerräten in die Gestaltung der Lehrpläne an den Schulen?

Was ich sehe, sind beabsichtigte Kürzungen sozialer Leistungen (welche die persönliche Freiheit der Leistungsbezieher durchaus einschränken), allgemeine Deregulierung und einige Vereinfachungen bürokratischer Abläufe, die in der großen Koalition nun so nicht umgesetzt werden. Abgesehen davon, dass Wahlprogramme immer Humtata just for the gallery sind, haben diese Dinge für mich mit Freiheit im Sinne menschlicher Emanzipation nichts zu tun.

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das einzig interessante ergebnis
des cdu-parteitags ist, dass struck sich immer besser in die rolle des neuen wehner der spd einfindet.

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war struck überhaupt auf dem parteitag oder habe ich was auf die schnelle nicht verstanden?

http://www.dresden2006.cdu.de/

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das sollte heißen, dass bei dem parteitag so wenig rausgekommen ist, dass strucks invektive gegen pofalla noch das interessanteste war, was in den zwei tagen passiert ist.

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ach so, du meinst den "dünnbrettbohrer"!

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Wer ist eigentlich "Pofalla" ... ? ;-)

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Mein Mann nennt ihn 'das Milchbroetchen'.

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dann sind in dem aber ziemlich viele sägespäne, so sägend wie der spricht...

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wer eigentlich

ist das, die cdu?

christlich ist von denen keiner (scheinheilig vielleicht, aber das bringt auch keine stimmen mehr), demokratisch auch nicht (nun gut, man ist das dort so obenhin solange, wie man weiter sein pöstchen hat), und das mit der union, naja, union mag eben noch schleichen.

das mit den volksparteien ist am ende. die wähler merlken langsam aber sicher, dass ihre repräsentanten allenfalls ihre eigenen interseen vertreten. und wieder ist hier der osten dem westen voraus: niedrige wahlbeteiligung einerseits, volatiles wählerverhalten andererseits.

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Weimar, wir kommen...
Man kann erahnen, wie Tucholsky sich gefühlt haben muss: Ein politisches System, dessen Vertreter sich tagsüber lustvoll daran machen, demokratische Strukturen zu zerstören, um abends deren Niedergang zu beklagen, während sie dem Wirtschaftslobbyisten zuprosten und gemeinsam grölen: "Welch ein Bumstheater ist die Wahl!"
Und natürlich Bürger, die sich genau wegen solcher Zustände abwenden, denen peu à peu dank permanenter Propaganda bewährte 'top-down'-Mechanismen schmackhaft gemacht werden, die ihre Freiheit für markige Sprüche und Bequemlichkeit verkaufen, sich freuen über null Toleranz gegenüber Sozialschmarotzern und Patriotismusverächtern, aber aufjaulen, wenn sie am eigenen Leib erfahren, wie es sich anfühlt, wenn die Party vorbei ist, die sich dann trotz schwermütiger Erinnerungen an die gute alte Zeit erstaunlich schnell damit ab- und zurechtfinden, im neuen System eine gute Figur zu machen, weil wie das geht, he! das weiß jedes Kind, nach oben buckeln, nach unten treten, die auch dann noch, wenn die Müllabfuhr längst nicht mehr mit der Beseitigung der Leichen nachkommt, lachen können, vor allem über sich selbst: "Haha, was ein Wahnsinn, das alles, aber wenigstens ist das Fingerfood gut, haha!"


Oder wie Benn so schön schrieb:

"Die Kreuze wildern auf der Schädelstätte,
Götzen und Häscher, blutflüssig dürstende
Pilatusschnauzen, Tempeljalousien
zerreißen unaufhörlich, mitternächtlich
krähn Hühnerhöfe, Zucht- und Brutkomplexe,
Verrat an Gott- und Menschen-Familiärem,
niemand weint bitterlich, man lacht, man lacht,
he, he, die Schädelstätte Abendland"


PS: Eine gute Nachricht gibt es für alle, die nicht auf miefige Uniformen und Fackelparaden stehen: Das wird diesmal voll hip, individualistisch und frei, so scheiße frei, wir werden aus dem Lachen nicht mehr herauskommen. Gut, ab und zu fehlt dann einer beim Cocktailabend - der wird sich eben nicht richtig angestrengt haben.

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Für die Muppets ist Freiheit wahlweise freies Unternehmertum im Sinne der Mittelstandsvereinigungen oder das, was die psychologische Kriegsführung der USA als Freedom and Democrazy (free domination and demagogic craziness) bezeichnet. Mit Freiheit, Gleichheit, Geschwisterlichkeit hat das nix zu tun.

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Naja, eigenlich ist es eher so: Freiheit hat nichts mit Gleichheit und "Geschwisterlichkeit" (also "Solidarität") zu tun.

Everything is what it is: liberty is liberty, not equality or fairness or justice.

Das meint Isaiah Berlin, und seine Four Essays on Liberty sind nunmal das Wichtigste, das in den letzten hundert Jahren über Freiheit geschrieben wurde.

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Gleichheit bedeutet, dass die Grundrechte für alle Bürger gelten und dass vor dem Gesetz alle gleich sind. Gleichheit bedeutet nicht, dass alle Menschen das gleiche Einkommen oder Vermögen haben sollen und der Wert »Gleichheit« darf auch nicht zu »Gleichmacherei« führen.

Brüderlichkeit kann in der Politik überhaupt keine Bedeutung haben, weil sie sich auf freiwillige und persönliche Beziehungen zwischen Menschen bezieht. Brüderlichkeit kann man also weder anordnen noch politisch anstreben.

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Positive und negative Freiheit
Ach Che, Schlingel: das machst Du mir jetzt nicht weiss, dass dir der Unterschied zwischen positivem und negativem Freiheitsbegriff nicht geläufig ist.
Den etwas einfacher strukturierten unter deinen KommentatorInnen nehm ich derlei jederzeit ab, aber dir nicht. Oder überschätze ich dich da?

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Isaiah Berlin? Also, wenn ich nachdenke, wer im 20. Jahrhundert das Wichtigste zum Thema Freiheit geschrieben hat, dann fielen zuerst mir Namen ein wie Karl Jaspers, Hannah Ahrendt und Simone de Beauvoir, natürlich auch jene, die sich mit der Abwesenheit von Freiheit und ihren inneren Voraussetzungen befassen wie Freud, Benjamin, das Gespann Horkdorno, Erich Fromm, die Mitscherlichs, Susan Sonntag, Neil Postman, Manes Sperber, ja selbst Frantz Fanon und Martin Luther King würde ich darunter rechnen, vielleicht auch Rawls, Rorty und Michael Waltzer.

Isaiah Berlin würde ich auch dazu rechnen, er wäre mir nur nicht sofort eingefalllen, wobei ich sein Konzept der positiven und negativen Freiheit durchaus gut und brauchbar finde. Es stellt sich dann immer die Frage, wie es real umsetzbar ist. Wie weit reicht in einer Gesellschaft mit einer Kulturindustrie und kommerzialisierten Massenmedien die individuelle Meinungsfreiheit und was richtet sie aus (blogo ergo sum)? Wieviel reale Demokratie ist angesichts von Konzern- Verbands- Bürokratie- und Lobbyinteressen noch vorhanden? usw. etc. pp.


Ich glaube nicht, dass es DEN Freiheitsphilosophen oder DIE Freiheitsphilosophie gibt, sondern eher, dass da verschiedene Strömungen zusammenkommen bzw. akkumulieren.

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@Statler + Stefanolix:

Wenn ihr jetzt klarmachen würdet, was "liberty is liberty" von "Eine Rose ist eine Rose ist eine Rose" unterscheidet und und mal begründen statt beschwören würdet, warum man nicht gleichmachen darf, könntet ihr eure eigene Doktrin nicht mehr lange aufrechterhalten.

Und die Behauptung, diese 4 Essays von Isiah Berlin seien das Wichtigste, was in den letzten hundert Jahren über Freiheit geschrieben wurde, ist ungefähr eine solche wie "Die Bibel ist das Sinnvollste, was in den letzten 2000 Jahren über Gott geschrieben wurde".

Zeugt zumindest von ausgeprägter Ignoranz und ausgeprägten Lektüre- und Reflektionsdefiziten. Was jetzt nix gegen Herrn Berlin sagt, aber gerade der hätte sich heftigst dagegen gewehrt, bibelanalog gelesen zu werden.

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Och, MR, jetzt stell Dich bitte nicht aus diskussionstaktischen Gründen unbelesener dar, als Du bist. Du weißt schließlich genau, daß dieses "liberty is liberty" keine Tautologie, sondern eine rhetorische Figur zur Abgrenzung von equality et al. ist und daß Berlin viel Mühe und viele Seiten darauf verwendet, Freiheit als Abwesenheit von Zwang zu definieren und diese "negative" Freiheit als einzigen sinnvollen Freiheitsbegiff von "positiver" Freiheit abzugrenzen.

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Als einzig sinnvoller Freiheitsbegriff? Ich verstand diesen Dualismus negativer und positiver Freiheiten eigentlich immer dialektisch, in dem Sinne, dass es nicht ausreiche, von etwas frei zu sein, sondern auch für etwas (vgl. Erich Fried: Frei sein für Liebe) und dass beide Arten der Freiheit einander bedingen.
Yin und Yang eben.

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@Statler:

Wenn man selbst ein Menschenbild vertritt, das Personen auf individuelles Nutzenkalkül reduziert, mag man ja alles und jedes auf Diskussionstaktik zurückführen - darum ging's mir aber gerade mal nicht. Mir geht's schon ganz wie Dir auch um die Sache. Würde das Dir meinerseits auch nicht absprechen.

Mir ging es auch nicht um eine Tautologie im Falle der Dreifachrose - das ist gar keine, das ist Literatur. Und wer z.B. den Wahrheitsgehalt der Kunst gar nicht erkennt und in Diskussionen um Freiheit bereits begrifflich ausschließt, daß auch die Kunsterfahrung eine Dimension möglicher Freiheit ist, indem er alles und jedes in ein Korsett "negativer Freiheit" pressen will, der hat ein Problem, das auch ein begriffliches ist.

Und sollte vielleicht wenigstens klarstellen, daß es ihm z.B. um ein Konzept politischer Freiheit geht und nicht um menschliche Freiheit als solche.

Dann muß er aber auch erklären, wie er eine Instititution wie beispielsweise das Wahlrecht in Begriffen negativer Freiheit formulieren will. Klar: Da sitzt kein Staatsbüttel und sagt, wo ich das Kreuz zu machen haben, und eine Wahlpflicht haben wir auch nicht. Trotzdem ermöglicht das Wahlrecht selbst die Partizipation.

Das ist doch ganz analog zu diesem Kolonialismus-Forscher, über den Du mal geschrieben hast. Jener, der festgestellt hat, daß Staaten, die "bürgerliche" Rechtsinstitutionen entwickelt hatten, effektiver bei der Ausbeutung der Kolonien waren als "absolutistische" Staaten. Solche Möglichkeitbedingungen gelten also noch nicht mal nur für den im engeren Sinne politischen Bereich, sondern auch für's Ökonomische.

Ich finde es auch etwas ärgerlich, nun den Text von Berlin völlig unbegründet als Monument seiner eigenen Wichtigkeit in die Welt zu stellen. Natürlich war der wichtig, meines Wissens waren z.B. sowohl John Rawls als auch Charles Taylor (der Philosoph, nicht dieser Dikator), man korrigiere mich, dessen Schüler, worin sich zweifelsohne dessen Wichtigkeit zeigt.

Aber dann doch bitte auch einlösen, in welcher Hinsicht er wichtig war. Da kann man dann den ganzen wirkungsgeschichtlichen Schwanz nicht mal eben so abschneiden; hilfreicher wäre es, vielleicht mal die Argumente von Berlin als auch die Argumente seiner Kritiker aufzuzeigen und zur Diskussion zu stellen.

Warum ich da so insistiere - und das im Gegensatz zu anderen Diskussionen, wo man ja gut und gerne mal einfach so daherquasseln kann -: Diese suggestiv statt argumentativ verwendete "negative Freiheit" fungiert doch durchgängig als Diskreditierung des politischen Gegners, um dieses so angenehme und praktische "Wer zwingt, ist böse" durchziehen zu können. Ist vielleicht Usus auf dem politischen Boulevard oder in der Pubertät, und letztere ist ja was immer wieder auf's Neue tolles, aber sorry, viel rauskommen tut dabei nicht ...

Warte übrigens immer noch auf eine Begründung, warum Gleichmacherei nicht in Ordnung ist. Anhand dieser kann man das Thema dann nämlich vertiefen.

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warum Gleichmacherei nicht in Ordnung ist:
weil die volksschädlinge che und statler wie karpfen würmer fressen und keine zitterwölfe sind

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@momorules: »Gleichmacherei« ist völlig in Ordnung, solange es um unsere verfassungsmäßig garantierten Rechte und um die Gleichheit der Bürger vor dem Gesetz geht.

Gleichmacherei ist dann nicht mehr in Ordnung, wenn jeder Mensch in ein Korsett gepresst werden soll. Dabei ist es mir gleichgültig, ob dieses Korsett nach dem Modell eines Bloggers, einer Diktatur, einer Einheitspartei oder eines Kastensystems geschmiedet wurde.

Menschen sind unterschiedlich begabt, unterschiedlich motiviert und unterschiedlich charakterstark. Daraus ergeben sich unterschiedliche Leistungen und unterschiedliche Lebensentwürfe. Woran soll sich denn das Maß einer Gleichmacherei orientieren? Am Mittelwert? Am Medianwert? Am geringsten Niveau?

Natürlich kannst Du auf dem Schachbrett der Theorie über Gleichheit philosophieren: Du bewegst Deinen Elfenbeinturm nicht von der Stelle und Deine Theorien werden nicht gestört. Keine Gleichheits-Theorie hat jemals den Praxistest bestanden, aber unter ihrer Umsetzung haben Millionen Menschen gelitten und bei ihrer Umsetzung wurden Millionen Menschen umgebracht.

Vielleicht hast Du ja die ultimative Lösung: gern schaue ich morgen abend noch einmal in dieses Blog ;-)

Aber als einer, der 1989 gegen so ein »gleichmacherisches« System und für die Freiheitsrechte auf die Straße gegangen ist, werde ich diese Lösung sehr genau unter die Lupe nehmen.

Noch ein PS: Ich vertrete gerade kein Menschenbild, das den Menschen auf seinen ökonomischen Wert oder auf das »individuelle Nutzenkalkül« reduziert und ich kann hier auch nicht sehen, warum Du Statler diese Meinung unterstellst.

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@Stefanolix:

Lies mal die Passagen über Kulturindustrie im anderen Thread, die bringt über Marktprozesse auch Uniformität hervor, ich Idiot verdiene damit auch noch mein Geld. Brauchste Dich doch nur einmal in einen Flieger von Hamburg nach München zu setzen oder die Fuhlsbütteler Straße langspazieren, da sieht man das. Renft oder Feeling B. wären im Westen durch Anpassung an Marktgängigkeit depotenziert worden - das macht Rammstein ja so großartig, genau das thematisieren die ja. Bück Dich!

Ansonsten ist der Verweis auf faktische, materiale Differenz ja noch keine Begründung. Da kann man ja auch draus ableiten, daß z.B. die spezifischen Fähigkeiten eines Jeden gleichermaßen bestmöglich und individuell zu fördern seien und im Sinne der Chancengleichheit alle auch die Möglichkeit haben sollten, diese zu nutzen, was dann einen Begriff positiver Freiheit erfordert. Wenn man auf das Individuum und das Individuelle wirklich wert legt, kann man nicht diesen ungebrochenen pro-kapitalistischen Pathos an den Tag legen. Und: Man kann Individualität nicht verordnen.

Das mit dem Nutzenkalkül ist Basis der von Statler vertretenen Wirtschaftstheorie, und es besteht dann immer die Neigung, das auf politische und andere Bereiche zu übertragen.

Und die Nummer mit dem Elfenbeinturm ist Stammtisch und Schlimmeres ...

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Kurzes Adorno-Zitat hierzu: "Die Kulturindustrie schlägt alles dermaßen mit Ähnlichkeit, dass die Unterschiede der Diplomatenfrühstücke zwischen Dumbarton Oaks und Persien als nationales Timbre erst ausgesonnen werden müssen. Die Unterschiede werden vornehmlich an den verhungerten Millionen erfahren, die durch die weiten Maschen gefallen sind."

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"Das Kollektiv der Lacher parodiert die Menschheit", "Fun ist ein Stahlbad" ....

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@momorules: Die Anspielung auf den Elfenbeinturm war eine kleine Spitze, vom Stammtisch bin ich ja nun mit meinen Beiträgen wirklich weit genug entfernt. Aber welchen Nutzen hat ein abstraktes Philosophieren über Freiheit und Gleichheit, wenn es sich nicht an den Erfahrungen der Menschheit und an der Umsetzbarkeit orientiert?

Wenn ich nicht wirklich an die Arbeit müsste, würde ich das folgende vielleicht noch etwas besser ausformulieren:

Mir geht es überhaupt nicht um ein »pro-kapitalistisches« Modell der Gesellschaft, sondern genauso wie Dir um eine freie Entfaltung der Menschen. Im Gegensatz zu Dir denke ich aber, dass es in unserer Gesellschaft die Möglichkeiten dazu gibt.

Die Begründung mit dem »Nutzenkalkül« finde ich sehr dünn; ich denke, Du solltest Statler als Persönlichkeit inzwischen etwas besser kennen.

Und warum ausgerechnet »Rammstein« kein Produkt der »Kulturindustrie« sein soll und warum diese Gruppe nicht nach »Marktgängigkeit« aufgebaut wurde, verstehe ich ehrlich gesagt auch nicht. Im Gegenteil: gerade an »Rammstein« könnte man alle typischen Vermarktungsmechanismen erkennen. Und solange ich die Freiheit habe, zwischen einer Aufführung der »Zauberflöte« und einem »Rammstein«-Konzert auswählen zu dürfen, ist doch alles in Ordnung. Oder?

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@Stefanolix:

Ob Du's glaubst oder nicht: Ich rede die ganze Zeit aus der Praxis. Auch schon zu Zeiten meines Studiums, wo ich außerordentlich unproduktive Behindertenarbeit gemacht habe - aber mittlerweile treibt man die ja lieber gleich ab, sind ja unnütz.

Das ging jetzt nicht gegen Dich und auch nicht gegen irgendeinen der Diskutanten hier, paßt aber zum Thema: Totalisierte Zweckrationalität.

Das find ich auch einigermaßen beleidigend, jetzt die ganze politische Philosophie unter Fiction-Verdacht zu stellen, aber genau das ist ja die Masche, anhand derer "eurereins" bei aller persönlichen Sympathie die Nivellierungsmaschinerie anschmeißt und zum Zermalmen von Differenzen aktiv beiträgt.

Rammstein thematisieren ihre Marktgängigkeit und demonstrieren die Grenzen, an die man gehen kann, wenn man sich verkauft, und genau das macht sie zur Rache des Ostens am Kapitalismus, behaupte ich mal.

"Zauberflöte" ist kein so gutes Beispiel, die ist schon durch Vermarktung in Drogerie-Ketten jeden Potenzials beraubt. Und wenn das so weitergeht, dann wird's bald noch nicht mal mehr Richard Strauß, den ollen Nazi, zu hören geben - außer der Passage aus "Also sprach Zarastruthra" oder wie der sich schreibt auf irgendwelchen Compilations. Ist ja ein Hit. Aber die Electra? Sowas will doch keiner sehen, Mönsch ... schreib mal das Konzept um ...

Ansonsten weiß ich, daß ihr genau die gleichen Intentionen wie ich habt, deshalb diskutiere ich ja gerne mit euch und mag euch auch, (fast) jeden für sich.

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Die Zauberflöte kann auch durch die Vermarktung in der allerletzten Drogeriekette nicht ihres Potentials beraubt werden. Außerdem bezog ich mich auf die Aufführung (und nein, es gibt hier in Dresden nicht nur die Semperoper).

Aber egal: ich muss natürlich damit leben, dass man bestimmte Teile aus der Zauberflöte auf Billigtonträger presst und vermarktet. Ich muss auch damit leben, dass Sonaten, Konzerte oder Oratorien in der gleichen Weise ausgeschlachtet werden. Ein ähnliches Verbrechen am guten Geschmack leisten sich »Klassiksender« (auch nur eine andere Art von Dudelfunk). Ich muss das aber nicht kaufen und ich muss diese Sender nicht hören.

So, nehmt es mir bitte nicht übel, aber mein Telefon klingelt und ich muss mich jetzt wirklich verabschieden. Ich habe mir ganz fest vorgenommen, meine Gedanken zu ordnen und aufzuschreiben; vielleicht komme ich morgen im ICE dazu ...

Richard Strauß und Nazi? Bitte überprüfe das noch einmal, ich kenne da andere Meinungen ... aber das hängt sicher von der Definition des »Nazi« ab.

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