Donnerstag, 30. November 2006
Der einzig sinnvolle Freiheitsbegriff
In einem interessanten Thread formulierte Statler die Position, der Begriff der negativen Freiheit (Abwesenheit von Zwang) nach Isaiah Berlin sei der einzig sinnvolle Freiheitsbegriff:

http://che2001.blogger.de/stories/620170/#621401


Demgegenüber würde ich sagen, wenn ich mich schon auf einen "einzig sinnvollen" Freiheitsbegriff festlegen wollte (an sich mag ich keine einzigen Wahrheitenund keine absoluten Begriffe, weil ich lieber so frei bin, unterschiedliche Wahrheiten gelten zu lassen und in Facetten und Annäherungen zu denken), wäre das für mich der Begriff der Autonomie. Das ist ja das Thema, mit dem Jaspers, De Beauvoir, Benjamin, Horkdorno sich abgeplagt haben.

Autonomie bedeutet die reale Fähigkeit eines jeden Menschen (auch und gerade der Schwächsten in einer Gesellschaft), das eigene Leben so weit als möglich nach dem eigenen freien Willen zu gestalten. Voraussetzung dafür ist auch, dass der freie Wille sich überhaupt zu bilden vermag. In totalitären Systemen mit ihren Propagandaapparaten ist dies völlig unmöglich, aber der Spätkapitalismus mit seiner Beherrschung der Öffentlichkeit durch eine werbende Wirtschaft und die Simulation von Realität durch eine interessengeleitete Kulturindustrie ist da nicht viel besser, wenn wir Adorno, Sonntag und Postman folgen. Nach Adorno sind alle unfrei unter dem Anschein frei zu sein, kollektive Freiheitsberaubung wird als organisiertes Vergnügen geliefert, "Alles, was heute Komunikation heißt, ist nur der Lärm, der die Stummheit der Gebannten übertönt".

Zur Freiheit gehört auch die Freiheit von den Einflüsterungen der Bewusstseinsindustrie, in diesem Sinne ist der Mensch in der postmodernen Gesellscháft alles Andere als autonom.


Wie der große Meister Horkheimer sprach:

"Die soziologische Meinung, daß der Verlust des Halts in der objektiven Religion, die Auflösung der letzten vorkapitalistischen Residuen, die technische und soziale Differenzierung und das Spezialistentum in kulturelles Chaos übergegangen sei, wird alltäglich Lügen gestraft. Kultur heute schlägt alles mit Ähnlichkeit. Film, Radio, Magazine machen ein System aus. Jede Sparte ist einstimmig in sich und alle zusammen. Die ästhetischen Manifestationen noch der politischen Gegensätze verkünden gleichermaßen das Lob des stählernen Rhythmus. Die dekorativen Verwaltungs- und Ausstellungsstätten der Industrie sind in den autoritären und den anderen Ländern kaum verschieden. Die allenthalben emporschießenden hellen Monumentalbauten repräsentieren die sinnreiche Planmäßigkeit der staatenumspannenden Konzerne, auf die bereits das losgelassene Unternehmertum zuschoß, dessen Denkmale die umliegenden düsteren Wohn- und Geschäftshäuser der trostlosen Städte sind. Schon erscheinen die älteren Häuser rings um die Betonzentren als Slums, und die neuen Bungalows am Stadtrand verkünden schon wie die unsoliden Konstruktionen auf internationalen Messen das Lob des technischen Fortschritts und fordern dazu heraus, sie nach kurzfristigem Gebrauch wegzuwerfen wie Konservenbüchsen. Die städtebaulichen Projekte aber, die in hygienischen Kleinwohnungen das Individuum als gleichsam selbständiges perpetuieren sollen, unterwerfen es seinem Widerpart, der totalen Kapitalmacht, nur um so gründlicher. Wie die Bewohner zwecks Arbeit und Vergnügen, als Produzenten und Konsumenten, in die Zentren entboten werden, so kristallisieren sich die Wohnzellen bruchlos zu wohlorganisierten Komplexen. Die augenfällige Einheit von Makrokosmos und Mikrokosmos demonstriert den Menschen das Modell ihrer Kultur: die falsche Identität von Allgemeinem und Besonderem. Alle Massenkultur unterm Monopol ist identisch, und ihr Skelett, das von jenem fabrizierte begriffliche Gerippe, beginnt sich abzuzeichnen. An seiner Verdekkung sind die Lenker gar nicht mehr so sehr interessiert, seine Gewalt verstärkt sich, je brutaler sie sich einbekennt. Lichtspiele und Rundfunk brauchen sich nicht mehr als Kunst auszugeben. Die Wahrheit, daß sie nichts sind als Geschäft, verwenden sie als Ideologie, die den Schund legitimieren soll, den sie vorsätzlich herstellen. Sie nennen sich selbst Industrien, und die publizierten Einkommensziffern ihrer Generaldirektoren schlagen den Zweifel an der gesellschaftlichen Notwendigkeit der Fertigprodukte nieder.



Aber dafür sind Sprache und Gestik der Hörer und Zuschauer bis in Nuancen, an welche bislang keine Versuchsmethoden heranreichen, vom Schema der Kulturindustrie noch stärker durchsetzt als je zuvor. Heute hat sie die zivilisatorische Erbschaft der Frontier- und Untemehmerdemokratie angetreten, deren Sinn für geistige Abweichungen auch nicht allzu zart entwickelt war. Alle sind frei, zu tanzen und sich zu vergnügen, wie sie, seit der geschichtlichen Neutralisierung der Religion, frei sind, in eine der zahllosen Sekten einzutreten. Aber die Freiheit in der Wahl der Ideologie, die stets den wirtschaftlichen Zwang zurückstrahlt, erweist sich in allen Sparten als die Freiheit zum Immergleichen. Die Art, in der ein junges Mädchen das obligatorische date annimmt und absolviert, der Tonfall am Telephon und in der vertrautesten Situation, die Wahl der Worte im Gespräch, ja das ganze nach den Ordnungsbegriffen der heruntergekommenen Tiefenpsychologie aufgeteilte Innenleben bezeugt den Versuch, sich selbst zum erfolgsadäquaten Apparat zu machen, der bis in die Triebregungen hinein dem von der Kulturindustrie präsentierten Modell entspricht. Die intimsten Reaktionen der Menschen sind ihnen selbst gegenüber so vollkommen verdinglicht, daß die Idee des ihnen Eigentümlichen nur in äußerster Abstraktheit noch fortbesteht: personality bedeutet ihnen kaum mehr etwas anderes als blendend weiße Zähne und Freiheit von Achselschweiß und Emotionen. Das ist der Triumph der Reklame in der Kulturindustrie, die zwangshafte Mimesis der Konsumenten an die zugleich durchschauten Kulturwaren."


Der Mensch als Person gerät hierbei also unter völllige Heteronomie.

Ach ja, am Rande: Der Freiheitsbegriff bei Jiddo Krishnamurti ist ebenfalls eine diskutierenswerte Angelegenheit.

... comment

 
Ich bin ja immer etwas mißtrauisch, wenn Männer über Freiheit filosofieren, da fehlt meist eine Hälfte der Menschheit.

... link  

 
@netbitch

Gibt es denn eine spezifische Männerfreiheit?

Ich meine, außer der, samstags zwischen 18 und 20 Uhr nicht gestört zu werden (negative Freiheit) bzw. das Recht auf eine unverschlüsselte Bundesliga-Reportage (positive Freiheit)?

SCNR ;-)

... link  

 
Solange feministische Perspektiven nicht einbezogen werden, ist der Freiheitsbegriff ein männlich dominierter.

... link  

 
Welche feministische Perspektive fehlt denn in diesem Artikel? Was verstehst Du unter einem »männlich dominierten Freiheitsbegriff«? Sollte es nicht zuerst um die Freiheitsrechte gehen, die für »alle« Menschen gelten?

... link  

 
@Stefanolix:

"Furchtbares hat die Menschheit sich antun müssen, bis das Selbst, der identische, zweckgerichtete, männliche Charakter des Menschen geschaffen war. Die Anstrengungen, das Ich zusammenzuhalten, haftet dem Ich auf allen Stufen an, und stets war die Lockung, es zu verlieren, mit der blinden Entschlossenheit zu seiner Erhaltung gepaart."

Horkheimer/Adorno 1986, S. 33

Da knüpft dann eine umfangreiche, aber leider nie sonderlich wirkungsmächtige feministische Theorie-Tradition an ...

... link  

 
Es waren Scheiß-Männer, die die Wasserstoffbombe gebaut haben
Dazu grundsätzlich: Das rationale Machbarkeitsdenken ist von Männern entwickelt worden, die instrumentelle Vernunft, von Che erwähnt und von Horkheimer so genannt, ist das Ergebnis eines männlichen Geistes und männerspezifischer Denkstrukturen. Vor dem Kapitalismus, vor dem Feudalismus, vor der Sklavenhaltergesellschaft, nach der jungsteinzeitlichen Revolution, war das erste grundlegende Eigentums- und Gewaltverhältnis das Eigentum des Mannes über Grund und Boden und über den Leib der Frau. Feminismus, wie ich ihn verstehe, heißt, dieses Gewaltverhältnis aufzubrechen, die letzten 5 000 Jahre Zivilisationsgeschichte umzuwerten, die HERRschaft, die nicht umsonst so heißt, zu überwinden und Gesellschaft neu zu erfinden, ohne Kapitalismus, ohne stereotype geschlechtsspezifische Verhaltensweisen und auf Basis eines grundauf neuen, von Traumatisierungen befreiten Denkens.


Ich hatte eigentlich gedacht, das wäre arschklar.

... link  

 
gut gebrüllt, löwin! leider scheint aber eine mehrheit der frauen den negativen freiheitsbegriff im statler’schen sinne zu bevorzugen. siehe z3 und so weiter und sofort...

... link  

 
Z 3? Was hat das mit Feminismus zu tun? Ich fahre Alfa Spider, knallrot.

... link  

 
eben. die andre fraktion bevorzugt frauenautos.

... link  

 
@netbitch
trotz grundsätzlicher sympathien mit vielen - nicht allen - feministischen ansätzen: das hier würde ich inzwischen anders formulieren:

"Dazu grundsätzlich: Das rationale Machbarkeitsdenken ist von Männern entwickelt worden, die instrumentelle Vernunft, von Che erwähnt und von Horkheimer so genannt, ist das Ergebnis eines männlichen Geistes und männerspezifischer Denkstrukturen."

zeigen frauen in machtpositionen nicht gerade, dass die "instrumentelle vernunft" (aka objektivistische position) kein spezifisch "männliches" kriterium ist? ich halte es eher für berechtigt, diese art von - hm, bewußtsein als *geschlechtslos* zu bezeichnen, eben weil sie objektivistisch (dinglich-tot) ist und eher als eine funktion des gesamten subjekts zu begreifen ist.

das die männliche fraktion der weltbevölkerung sich diese eigenschaft bis heute überwiegend und mehr oder weniger stillschweigend meistens selbst als "geschlechtsmerkmal" zuschreibt - "begründer der zivilisation" und das übliche blabla - hat imo eher etwas damit zu tun, dass diese objektivistische funktion als baustein in einer konstruierten männlichen "identität" unverzichtbar ist - und zwar deswegen, weil sie gleichzeitig diese (als-ob)-identität produziert. was eine tatsächlich authentische männlichkeit ausmacht, können wir, gleichfalls bezgl. der weiblichkeit, unter den bisherigen gesellschaftlichen bedingungen nur in fragmenten erahnen.

zu diesem thema auch ein ergänzender aspekt:

http://autismuskritik.twoday.net/stories/1119925/

und das obige weitergedacht, möchte ich auch hier wiedersprechen:

"Vor dem Kapitalismus, vor dem Feudalismus, vor der Sklavenhaltergesellschaft, nach der jungsteinzeitlichen Revolution, war das erste grundlegende Eigentums- und Gewaltverhältnis das Eigentum des Mannes über Grund und Boden und über den Leib der Frau."

das allererste gewaltverhältnis - und damit übrigens auch die grundlage jeglichen eigentumsbegriffes - ist eher in der bildung der objektivistischen position innerhalb der menschen zu sehen, die u.a. die fiktion eines körperlosen "ich" produziert, welches sich zu "seinem" körper in einem antagonistischen verhältnis befindet. dieses "ich" ist eine fiktion, die ihren eigenen ursprung "vergessen" hat und von ihrer - materiell-körperlich-abhängigen - basis innerhalb von untrennbaren weltbezügen nichts wissen will und kann.

in seinen extremformen ist dieses "ich" in jeder art von psychose zu beobachten. es ist - und das ist keine metapher - strukturell autistisch, was kein problem wäre, wenn es sich an sekundärer stelle in einer voll ausgebildeten subjektivität befinden würde. es wird aber dann zum problem, wenn es innerhalb der menschlichen psychophysis zur kompensation bspw. traumatisch bedingter schäden dienen muss. diese schäden implizieren immer u.a. einen grundsätzlichen allgemeinen *bezugsverlust* zur sozialen mitwelt, und das ist das einfallstor für das objektivistische denken - bezugslos, paranoid, narzißtisch allmächtig, und ohne jegliche wahrnehmung für die eigene unauflösbare eingebundenheit in diverse weltbezüge.

das ist der seit langer zeit vorherrschende bewußtseinsmodus in der sog. westlichen zivilisation. es ist ein ver-rückter, und auch letztlich suizidaler modus. der allerdings solche trugbilder wie "absolute freiheit" und auch "eigentum" erzeugt und die werkzeuge zu deren zwangsweise gewaltförmiger durchsetzung in der realität gleich quasi mitliefert.

und männer wie frauen sind darin sowohl täterInnen als auch opfer - die ersten nehmen wir aus verschiedenen gründen eher als täter wahr, die zweiten als opfer. das ist auf *einigen* ebenen auch realitätsgerecht, sollte allerdings nicht den blick auf die grundsätzliche dialektik dahinter verbergen.

... link  

 
der mensch ist das maß aller dinge
"allgemeinen *bezugsverlust* zur sozialen mitwelt, und das ist das einfallstor für das objektivistische denken - bezugslos, paranoid, narzißtisch allmächtig, und ohne jegliche wahrnehmung für die eigene unauflösbare eingebundenheit in diverse weltbezüge" - das hätte protagoras gefallen. :-)

... link  

 
Hätte es. Eigentlich schade, dass der Märtyrertod des Sokrates die elitären Aristokraten Sokrates, Aristoteles und Platon zu den für die Nachwelt wichtigsten griechischen Philosophen machte und nicht den radikalen Demokraten Protagoras oder den Hedonisten Epikur. Man stelle sich vor, statt dem sauertöpfischen Sexisten Augustin hätte ein Kirchenvater das frühe Christentum nicht mit der sokratischen Tradition, sondern mit dem Sophismus und dem Hedonismus zusammengebracht, eine Lehre entwickelt, die gleichzeitig gesagt hätte "Liebet Eure Feinde", "Das höchste Gut ist die Lust" und "Es gibt keine endgültige Wahrheit". Wie wäre die Welt mit einer SOLCHEN Religion?

... link  

 
@monoma: Wenn ich von männer- und frauenspezifischen Denk- und Verhaltensweisen schrub, hatte ich die Tatsache, dass Geschlecht ein soziales Konstrukt ist (Butler) im Hinterkopf. Ich meinte "männlicher Geist" und "männerspezifische Denkstrukturen" also eher in dem Sinne, was der gesellschaftliche Mainstream so den Kerls zuordnet und auch abverlangt. Ich würde noch nicht einmal bipolare Geschlechtlichkeit als fixe unveränderbare biologische Größe für gegeben erachten.

Was diese Passage angeht:

"das allererste gewaltverhältnis - und damit übrigens auch die grundlage jeglichen eigentumsbegriffes - ist eher in der bildung der objektivistischen position innerhalb der menschen zu sehen, die u.a. die fiktion eines körperlosen "ich" produziert, welches sich zu "seinem" körper in einem antagonistischen verhältnis befindet. dieses "ich" ist eine fiktion, die ihren eigenen ursprung "vergessen" hat und von ihrer - materiell-körperlich-abhängigen - basis innerhalb von untrennbaren weltbezügen nichts wissen will und kann." - sorry, das mag richtig sein, aber da ist Dein Ansatz nun wirklich sehr tiefenpsychologisch, ich bin, trotz Nebenfach Psychologie, dann doch eher in einer feministischen Lesart des historischen Materialismus zu Hause.

... link  


... comment
 
Was lehrt den Krishnamurti?

... link  

 
Der ist ganz spannend. Ein indischer Guru, der als Gott (Krishnamurti heißt Wiedergeburt Krishnas, der wiederum war die Inkarnsation des Heilsgottes Wishnu) verehrt wurde, bis er selbst verkündete, es gäbe keine Götter, und der einzige Weg zur Wahrheit liege in der vorurteilslosen, absolut antiautoritären Selbsterkenntnis. Für ihn ist der alles in Frage stellende kritische Geist das höchste. Aus hinduistisch-theosophischer Tradition kommend, entwickelt er einen atheistischen Anarcho-Nihilismus mit philosophischen Elementen, die Gemeinsamkeiten mit der ursprünglichen Lehre Buddhas aufweisen. Krishnamurti ist einer der originellsten, radikalsten und unbekanntesten Denker des 20. Jahrhunderts.

... link  

 
Ist das nicht der,
den man der Welt als Maitreya oder so ähnlich verkaufen wollte?

... link  

 
Er ist´s.

... link  

 
Hallo workingclasshero und che2001...
...und alle anderen auch! Krishnamurti hat keine Lehre, keine Theorie, kein Weltbild aufgebaut, sprich: er hat nie gesagt "Dies ist falsch, jenes richtig! Das da ist gut, das andere ist schlecht!" Mit seinen Reden und Texten wollte Krishnamurti niemanden unterweisen, sondern zusammen mit dem Zuhörer bzw. Leser etwas untersuchen, z.B. die Frage, was es mit der Gewalt auf sich hat, warum Menschen gewalttätig sind und ob man innerlich zum Frieden kommen kann. Liest man seine Texte als bloße Theorien, als philosophische Gebäude, dann "spielt" man nur mit dem Thema, anstatt innerlich nachzuprüfen, ob es stimmt oder nicht. Nicht nur verstandesmäßig. Krishnamurti hat seine Zuhörer oft aufgefordert, das Gesagte zu hinterfragen, daraus also eben keine tote Theorie zu machen. Wer sich für seine Gedanken interessiert, dem sei das Buch "Einbruch in die Freiheit" ans Herz gelegt.
Noch etwas zu einigen deiner Worten, che2001 :-) Du schriebst: "bis er [Krishnamurti] selbst verkündete, es gäbe keine Götter, und der einzige Weg zur Wahrheit liege in der vorurteilslosen, absolut antiautoritären Selbsterkenntnis." Mit jener Verkündung meinst du wahrscheinlich die Rede, mit der Krishnamurti seinen Orden auflöste. So weit ich mich erinnere sagt Krishnamurti nicht, es gäbe keine Götter; die "message" lautete vielmehr: Zur Wahrheit führt kein fester Pfad; durch ein festes Gebilde aus Theorien und Glaubenssätze (wie z.B. der Orden) kann der Mensch nicht zur Wahrheit gelangen; man kann nur durch eigene Kraft und eigenes Erkennen zu ihr gelangen. Des weiteren sagtest du: "Für ihn ist der alles in Frage stellende kritische Geist das höchste." Ich finde, das klingt so als solle man alles kritisch analysieren und bezweifeln, und zwar mit dem reinen Intellekt (von wegen "Hm, ist der Baum wirklich grün?"). Eigentlich geht es jedoch wie du schon sagtest eher darum, keine Vorurteile gegenüber dem eigenen Leben, der Welt, dem eigenen Geist zu haben bzw. sich der eigenen Voreingenommenheit bewusst zu werden. Also wieder: keine Theorien und Dogmen anzuhäufen, sondern das tägliche Leben an sich wirklich zu betrachten.

... link  

 
Danke, .haze, für diese Ausführungen und schon einmal ein flottes Neues Jahr!

... link  


... comment
 
Sag mal, che
beinhaltet Kierkegaards Vorstellung, dass es überhaupt kein objektives Sein, sondern nur eine Bewegung des Menschen in Raum und Zeit gibt, nicht einen eigenen Freiheitsbegriff?

Nur mal so.

... link  

 
Im Prinzip ja. Kierkegaard bestreitet ja die existenz einer objektiven Realität überhaupt und bricht damit als Theologe mit Augustin. Seine Philosophie der absoluten Subjektivität ist,obwohl im Protestantismus angelegt, dem Buddhismus näher als dem aristotelischen Denken. Übrigens ist das ein herrlich ironischer Philosoph, für den Humor Grundvoraussetzung für Religiosität ist. Nach Kierkegaard können gewisse religiöse Fanatiker qua definitionem gar keine religiösen Menschen sein. Einige historisch-kritische Theologen vertreten die Auffassung, Kierkegaard hätte Augustin widerlegt.

... link  


... comment
 
Ja, da ist es wieder, dieses pessimistische Menschenbild. Der Mensch unter völliger Heteronomie, beeinflußt (oder vielleicht besser: programmiert) von einer sinistren Kulturindustrie, selbst nicht fähig, seine Entwicklung zu kontrollieren und immer nur einfach willig das aufnehmend, was ihm aus düsteren Konzernzentralen vorgesetzt wird.

Mein Menschenbild ist das jedenfalls nicht. Ich freue mich über jedes Angebot der Kulturindustrie, denn niemand zwingt mich, es anzunehmen. Sie verschafft mir aber Vielfalt und die Möglichkeit zu wählen, diese Kulturindustrie. Und wenn man sich mal Deine, Ches, Praxis anschaut, dann folgt die ja der gleichen Logik. Sonst wäre Che nicht Che, sondern er hätte sich in den 80ern brav von der Kulturindustrie zum sauber gescheitelten Pullunderträger mit Tennisclub-Ambitionen sozialisieren lassen.

Also, da wird dieses Horkheimersche Menschenbild dann einfach nur noch arrogant. Ja, wir Erleuchteten, wir sind den kapitalistischen Menschenprogrammierern entkommen, wir sind zu klug für die, aber dieses ganze arme Pack da, dieser Pöbel mit seinem Massengeschmack, der war nicht schnell genug auf den Bäumen, und jetzt wählt er auch noch CDU oder SPD. Aber vielleicht haben die Leute, die Dan Brown lesen, bei Quelle bestellen und Formel1-Rennen besuchen ja auch gute Gründe dafür? Nicht, daß Du und ich sie verstehen würden, aber es könnte doch sein, daß da auch erwachsene Menschen einfach nur ein paar Entscheidungen getroffen haben, mit ihren Gründen, und daß sie nicht nur doofe Lemminge sind, die Horkheimer und Adorno nicht gelesen haben?

So. Freiheit nimmt für mich mit der Anzahl und Reichweite der Entscheidungen zu, die ich über mein Leben treffen kann, ohne daß der Staat oder andere Menschen mit durch die Ausübung von Zwang beschränken. Die Kulturindustrie zwingt mich zu nichts. Sie bietet mir Vielfalt, aus der ich wählen kann. Und das ist sehr gut.

... link  

 
You made my day, Statler.

... link  

 
Ich betrachte die Philosophie Horkheimers und Adornos zunächst mal als empirisch an tatsächlichen Beobachtungen ansetzend (Adorno gehörte zu den Begründern der empirischen Sozialforschung), und ich halte dieses Menschenbild auch nicht für pessimistisch. Der entscheidende Schlussatz lautet: Die ihrer selbst mächtige, zur Gewalt werdende Aufklärung selbst vermöchte die Grenzen der Aufklärung zu durchbrechen." In der Dialektik der Aufklärung ist die Selbstbefreiung des Menschen kraft seines Bewusstseins also angelegt. Nur ist die Freiheit heute noch nicht verwirklicht.

... link  

 
Zusammengefasst: Statler und Rayson outen sich als bekennende Konsumidioten.

... link  


... comment
 
@Che:

Nee, so einfach ist das nicht, Adorno und Horkheimer vor Rayson und Statler zu retten, obwohl das zweifelsohne möglich ist, die hatten's ja drauf.

Statler ist auch bemerkenswerterweise nicht aufgefallen, daß das ja selbst eine Theorie negativer Freiheit ist, was unsere zwei Säulenheiligen da formulierten.

Weil's eben implizit eben auch ein bestimmter Typ von Befreiungs-Theorie ist, die die beiden formuliert haben - inwiefern es auch eine Theorie der Freiheit ist, das wäre hier zu kompliziert, das darzustellen. Das ist aber nicht das gleiche, eine Theorie der Befreiuung und eine der Freiheit.

Und Befreiungstheorien können, müssen nicht, strukturell in Entfremdungsmodelle münden, kann man ja täglich in der liberalen Blogosphäre nachlesen, wo wortreich ausgeführt wird, wie vermeindlich "das Sozialsystem" massenhaft seine Opfer psychisch deformiert und daß sie deshalb davon befreit gehörten, ob die das nun wollen oder nicht - und das im Sinne der höheren Wahrheit Hayeks und Berlins. Ist ja deren zweites, zentrale Theorem neben "Nimm mir bloß nix weg!".

Das ist ja strukturell analog zum Massenbetrug durch Kulturindustrie.

Und dann hat man das Problem, das man so etwas wie Eigentlichkeit behaupten muß, eine wahre Natur des Menschen, seine wahren Bedürfnisse im Gegensatz zu den z.B. kulturindustriell künstlich erzeugten, und das ist bei der Kritischen Theorie ein ganz gravierendes Problem - woher wissen das denn die Kritischen Theoretiker im Gegensatz zu allen anderen, welches die wahren Bedürfnisse sind? Und wie wollen die denn da hinkommen, daß die Gesellschaft diese freilegt?

Dieser heroische Eigenverantwortungsdiskurs der Liberalen funktioniert strukturell ganz ähnlich, und ich vermute, daß netbitch dieses "liberale, männliche Selbst" meinte mir ihrer Intervention, das Freiheit vor Bindung präferiert und das Ego über den Anderen stellt?

Nichtsdestotrotz finde ich bestimmte Varianten des Freudomarxismus noch um einiges problematischer als das liberale Selbst, auch femistische Varianten dieses Freudomarxismus, und bin heilfroh, daß Foucault mich von diesen befreite ;-) ...

Das sind immer implizite Naturalismen, die eine wie auch geartete "wahre" Natur des Menschen behaupten, und da wird's dann gefährlich, selbst wenn man die wie Adorno aus guten Gründen nicht positiv kennzeichnet, sondern allenfalls in der Kunst erahnt ... das kann nicht minder zu Normalisierung führen, als die Kulturindustrie dies faktisch und längst schon ebenso macht.

Ich glaube, daß gerade die in so erschreckend vielen Fällen wirklich punktgenaue Analyse der Kulturindustrie Horkheimers und Adornos nur dann reformuliert werden kann, wenn man das Problem der "inneren Natur" anders formuliert, als die beiden das taten ...

Das alles sei ganz ausdrücklich verstanden als Kritik eines bestimmten Typs von Befreiungstheorien, nicht als Kritik von ganz realen, politischen Befreiungsbewegungen, nicht, daß man das hier mißversteht ...

... link  

 
ich kenn nur die theologie der befreiung
schäbige neo-rüssel kommen da nich vor

... link  

 
Freiheit geht nur mit Emanzipation
Freiheit ist das Vorhandensein und die Schaffung von Wahlmöglichkeiten.

Realer Wahlmöglichkeiten! Tjä, für möglichst viele Menschen und nicht allein für bürgerliche Kasten. Um das zu begreifen, muss man nicht einmal Marx gelesen haben. Es benötigt lediglch einen offenen Blick für die Welt.

Dass eine emanzipatorisch verstandene Freiheit sehr verschiedene Freiheitsquellen kennt, deutlich mehr als nur negative Freiheiten, das mag neoliberale Trottel überfordern, auch deshalb, weil sich diese Neoirgendwassis im Wesentlichen nur für die (Steuer- und Abgaben-)Freiheit vom Staat interessieren.

Das ist primitiv.

Es gibt bei politischen Gestaltungsfragen selbstverständlich nicht nur eine Wahl zwischen "Staat oder Markt", sondern immer sehr unterschiedliche Ausformungen des Staates (auch Che wies darauf hin) und überdies sehr unterschiedliche Ausformungen "des" marktlichen ökonomischen Geschehens.

Kommen Sie noch mit Herr Statler?

Und sorry, recht armselig ist es auch, jedenfalls für einen in Heidelberg praktizierenden Akademiker, durchaus berechtigte (wenn auch in meinen Augen oftmals überzogene) Argumentationen hinsichtlich der "Kulturindustrie" mit einem dümmlich-dämlichen Pauschaleinwand wegzuwischen.

Auch wenn derlei Primitivität Raysons Day gemacht haben sollte. LOL.

Wie Che richtig hingeweisen hat, macht eine perfekte negative Freiheit (erlangt durch fast totale Staatfreiheit?) längst noch nicht frei, und zwar gleichgültig, welches mehr oder minder erhabene Menschenbild als Argumentationsschild bzw. als tatsächliche Monstranz vor sich hergetragen wird.

Nebenbei: Mein schwerster Vorwurf an den Rechtsliberalismus ist: Er hat im Wesentlichen einen nihilistischen Freiheitsbegriff. Wichtig ist auch dieses zentrale Zitat zum Freiheitsbegriff:
"Ursprünglich erfahre ich Freiheit im Verkehr mit anderen und nicht im Verkehr mit mir selbst. Frei SEIN können Menschen nur in Bezug aufeinander, also nur im Bereich des Politischen und des Handelns; nur dort erfahren sie, was Freiheit positiv ist und dass sie mehr ist als ein Nichtgezwungen-werden."
Wer als neoliberaler Milchbubi überdies nicht zu begreifen vermag, dass menschliche Freiheiten durchaus auch durch nicht-staatliche Institutionen und Unternehmen bedroht und eingeschränkt werden können, der sollte sich zum Freiheitsbegriff von Isiaiah Berlin am Besten überhaupt nicht äußern.

Denn er hat es nicht verstanden.

P.S.
Freiheit geht nur mit Emanzipation. Dazu zählt für Heidelberger Akademiker z.B. auch die Emanzipation vom engen und vermeintlich chicen ideologischen Korsett der Neoconblubberblogger.

P.P.S.
Und bitte kein dümmliches Gejaule darüber, dass jede Beachtung positiver Freiheiten automatisch bewirken würde, dass dann negative Freiheiten unter die Räder kommen.

Denn: Dem ist nicht so. Das Gegenteil ist richtiger. Eine Diktatur des Marktes ist, im Vergleich zu einem vernünftig regulierten und sozial ausgewogenen System ein erbärmlicher Zustand, ein Zustand, der für die meisten Menschen in keiner Weise preisenswert ist. Ja: Aus Gründen der Freiheit, besonders dann, wenn man diesen Begriff ernst nimmt, und nicht nur als eine Art Orwelldeutsch Abwehrmechanismus (a ´la "mehr Freiheit wagen") gegenüber modernen und berechtigten sozialstaatlichen Denken.

... link  

 
"Ertrage die Clowns"
-- Joachim Fest

Gilt auch für Pausenclowns.

... link  

 
Ertrag Dich selbst, Statler. Damit hast Du genug zu tun. Zum Freiheitsbegriff haste jedenfalls nichts mehr zu sagen.

*lach*

... link  

 
schon widda das löschen vergessen
is ja widerlich

... link  

 
@MR:

Befreiungstheorie -- schön und gut. Aber das ist nicht das relevante Kriterium. Der Paranoide, der meint, daß Freimaurerlogen ihn am guten Leben hindern und deshalb zerschlagen werden müssen, vertritt auch eine Befreiungstheorie, aber wir müssen diese Theorie deshalb weder sexy noch zutreffend finden.

Die relevante Frage ist, ob es diesen angeblichen Zwang wirklich gibt, den Horkheimer und Adorno da unterstellen. Ich denke nicht. Bisher wurde ich im Leben noch nie zum Konsum von irgendwas gezwungen, genauso wenig wie mir jemand meinen Musikgeschmack diktiert oder mich auf meine politischen Präferenzen programmiert hat. Das waren stets meine Entscheidungen, und zwar: freie Entscheidungen.

Also, nein, das Wettern gegen die Kulturindustrie ist keine Theorie negativer Freiheit, denn von welchem Zwang sollte ich denn bitte befreit werden, wenn es die Kulturindustrie nicht mehr gibt?

Bei dem anderen Punkt hast Du allerdings völlig recht, denke ich: Wenn irgendwelche universell gültigen, materiell spezifizierten Auffassungen von der 'wahren Natur des Menschen' zugrunde gelegt werden, dann wird es gefährlich. Wenn man negative Freiheit fordert, dann kommt man ohne sowas aus. Menschen sollen so sein, wie sie sein wollen, sie sollen sich so entwickeln, wie sie sich entwickeln wollen, und die wesentliche Voraussetzung dafür bleibt schlicht die Abwesenheit von Zwang.

... link  

 
I ´ve got you, Statler!
@Menschen sollen so sein, wie sie sein wollen, sie sollen sich so entwickeln, wie sie sich entwickeln wollen, und die wesentliche Voraussetzung dafür bleibt schlicht die Abwesenheit von Zwang. - Stimmt, zum Beispiel die Abwesengeit des Zwanges der entfremdeten Fabrikarbeit oder des kapitalistischen Arbeitsregimes schlechthin. Das Einzige, was dann übrig bleibt, wäre eine klassenlose Gesellschaft anarchistischen Zuschnitts.

@pessimistisches Menschenbild. Man nimmt es den jüdischen Intellektuellen Adorno und Horkheimer also übel, dass sie nach der Realität von Auschwitz ein pessimistisches Menschenbild vertraten, statt guidomobil-mäßig für die Spaßgesellschaft einzutreten. Positiv denken, Leute, la vita e bella!

... link  

 
@Held der Arbeiterklasse: vielleicht ist Dir ja schon mal der Gedanke gekommen, dass seit der Theorie von der »entfremdeten Fabrikarbeit« einige Zeit ins Land gegangen ist und dass sich die Produktionsbedingungen seitdem stark verändert haben?

Eine klassenlose Gesellschaft anarchistischen Zuschnitts würde eben gerade nicht lange übrigbleiben, sondern es würde im wahrscheinlichsten Fall zu einer Gewaltherrschaft kommen. Und bis die Gesellschaft dann wieder auf unserem heutigen Stand ist, möchte ich eigentlich nicht warten.

Es tut mir leid, aber ich muss jetzt auch gleich wieder an meine entfremdete Arbeit gehen: Programme wollen weiterentwickelt werden, der Redakteur einer Fachzeitschrift winkt mit dem Abgabetermin und eine Dienstreise will auch noch vorbereitet werden ...

Meine entfremdet und hochmotiviert berufstätige Partnerin hat mich dringend darum gebeten, noch schnell die Waschmaschine zu füllen. OK, letzteres ist natürlich Zwang zu entfremdeter Arbeit, aber sonst habe ich nichts anzuziehen ;-)

... link  

 
@stefanolix: Ich hingegen arbeite die Hälfte meiner Zeit entfremdet und zu bequemen Bedingungen (als untergeordneter akademischer Dienstleister an der Uni) und zur Hälfte selbstbestimmt und auf die schlammige und körperlich schlauchende Art (als frei flottierender Autoklempner), manchmal auch noch politisch korrekt semientfremdet als Aushilfe in einer linken Druckerei. Was die klassenlose Gesellschaft anarchistischen Zuschnitts usw. angeht: Ich habe überhaupt nichts über deren Realisierungschancen gesagt, sondern nur angemerkt, dass man aus dem negativen Freiheitsbegriff der Statler´schen Berlin-Rezeption diesen geradlinig ableiten könnte und dass diese somit nicht zwingend auf eine wirtschaftsliberale Gesellschaft hinauslaufen muss.

... link  


... comment
 
@Statler:

Der Zwang, den Horkheimer und Adorno beschreiben, funktioniert halt anders als unmittelbare, politische Unterdrückung ... wobei ja aktuell schon gilt, daß Ärger mit dem Staat bekommt, wer aus dem "Ich bezahle für alles, was ich tue!" ausschert. Siehe als nur kleine Beispiele das Freilichtkino hier im Schanzenpark oder die Aufstände rund um die Bauwagen-Siedlungen.

Ansonten funktioniert das über soziale Kontrolle und teils auch die technische Entwicklung selbst: Die Rezeption im Fernsehsessel bringt halt ganz andere Wahrnehmungsformen hervor als das Lauschen eines Schönberg-Konzertes (falls der überhaupt noch zur Aufführung gebracht wird). Treibt Kreativität aus und verhindert Autonomie, produziert bestimmte Formen der Sinnlichkeit und im Tanz z.B. zu Swing-Musik auch Formen der Körperlichkeit. Teils läßt sich das auch in Varianten des berühmten "Opium für's Volk" deuten - angesichts der Massenarbeitslosigkeit hätten wir doch längst die Revolution, wenn's kein Fernsehen gäbe.

Auch - um jetzt mal kurz in die Freud-Kiste zu greifen, die ich, siehe oben, so nie vertreten würde, Marx ohne Freud ist mir lieber - die quasi-libidinöse Bindung an Konsumgüter als Ersatzbefriedigung, auf daß die wahre Befriedigung nie zuteil den Menschen werde, das ist ja selbst dann kein Blödsinn, wenn man auf eine positive Kennzeichnung dessen, was "wahre Befriedigung" sei, verzichtet.

Und auch sonst - einfach mal lesen, das Kulturindustrie-Kapitel in der "Dialektik der Aufklärung", das ist schon ein außerordentlich bedeutender und zudem auch noch lustiger Text. Und jenseits aller Selbst-Zuordnungen zu irgendwelchen Doktrinen ist's ja oft hilfreich, gerade das zu lesen, was das eigene Denken gegen den Strich bürstet ...

... link  

 
hm. vielleicht hätte ich gestern doch nicht zur eintracht ins stadion gehen sollen...

... link  


... comment
 
"Ertrage die Clowns"
von Joachim Fest. Dass Statler diesen Spruch zitiert, entbehrt nicht einer gewissen Ironie, wo doch der Herr Fest dem Schüler und Nachfolger von Horkheimer Adorno, Habermas, in seiner Autobiographie am Zeug flicken wollte, was sich posthum als veritabler Rohrkrepierer für das Ansehen des beflissenen "Ich nicht"-Speer-Biografen entpuppte.

Schönes Eigentor, Herr Hobbyphilosoph! :-)

... link  

 
Schüler? Die haben ihn nach kurzem Aufenthalt am Institut für Sozialforschung, bei dem sie sich hauptsächlich über Habermas' Hasenscharte und Sprachfehler lustig machten, nach Marburg verjagt. Herr Hobbyphilosoph.

... link  

 
Du Eimer, es ging um Schüler von Hockheimer. Falls Du z.B. ein "Lexikon der Sozialwissenschaft" in Griffweite haben solltest, dann kannst Du dort nachlesen, dass Habermas zur zweiten Generation der Frankfurter Schule gerechnet wird.

Hey Statler, jetzt kannste janz herrschaftfrei sagen: "Danke, Dean, ich habe etwas gelernt".

Und, falls Du damit nicht überfordert bist, kannst Du mal die Frage beantworten, warum ein "Liberaler" bzw. Liberaler wie Du so eine große Lust verspürt, auf den Liberalen (!) Habermas rumzudreschen.

Irgendwas an Deinem "Liberalismus" ist da ziemlich reaktionär seltsam, Du Isaiah-Berlin-Missversteher, nicht wahr?!

... link  

 
Genauer gesagt, unterscheidet man in der Kritischen Theorie zwischen der Älteren Kritischen Theorie (Frankfurter Schule, Hans Mayr, Walter Benjamin, Herbert Marcuse, Karl Pollock, Max Scheler und Leo Löwenthal), der Frankfurter Schule (Horkheimer, Adorno, Habermas), der Jüngeren Kritischen Theorie (Habermas, Ulrich Sonnemann, Wolfgang Abendroth) und der neuesten Kritischen Theorie (Klaus Meschkat, Detlev Claussen, dem ich hier herzhaft "Prost" wünsche und Wolfgang Essbach). Nicht dazu gehört die Neue Frankfurter Schule (Eckhardt Henscheid, Robert Gernhardt, Hans Traxler, Hans Menz u.a.), deren Konzept des nichtaffirmativen Humors allerdings in Adornos Witztheorie wurzelt.

... link  

 
Jaja, dieser Hockheimer, der war schon ein wirklich gefährlicher Präzisionsdenker.

Promoviert hat Habermas übrigens in Bonn. Ab 1956 war er dann in Frankfurt Assistent, allerdings nicht von Horkheimer, sondern von Adorno ans Institut geholt. Auf Betreiben Horkheimers wurde ihm drei Jahre später die Habilitation verweigert, weshalb er diese bei Abendroth in Marburg erlangte. Und beide, Horkheimer und Adorno, meinten, daß Habermas als akademischer Lehrer keine Zukunft habe. Das alte Thema, Hasenscharte und Sprachfehler und so.

Also, wenn ich schon was lerne, dann lieber nicht von präpotenten Scheindoktoren, denn bei denen lernt man meistens nur Falsches.

... link  

 
Sorry, S-Tatler, das mit "Hockheimer", iss ´nen freudscher Verschreiber. Wenn ich in Bezug auf einen "Liberalen" wie Dich etwas verfasse, dann kann es halt gut sein, dass aus Horckheimer z.B. Hockeimer wird...

Und die Größe zuzugeben, dass Du Dich da vertan hast mit Deiner Antwort an Artur, die hast Du halt nicht. Habermas war halt doch eine ganze Zeit lang Schüler (u.a.) von Horckheimer, Du Eimer.

Und wo bitteschön bleibt Deine Erklärung die seltsame Lust an "liberalen" Habermas-Bashing, hä?

... link  

 
Oh ja, richtig, der Horckheimer. Der ist natürlich ein noch gefährlicherer Schwergewichtsdenker als der Hockheimer.

Hat der Scheindoktor nicht wenigstens *ein* Buch von Horkdorno zuhause, auf dessen Einband er die Schreibweise des Namens nachsehen kann? Und seine Entgegnung in der Sache ist ja nun eh schwach. Bildungssimulant.

... link  

 
Die Gegenaufklärer von rechts unterscheiden sich nicht groß von den Gegenaufklärern, die mit dem Ende der Sowjetunion ihr Lichtlein gelöscht haben und heute z.B. als Antideutsche unterwegs sind. Zur Beachtung:
http://www.blogfrei.de/metalust/2006/12/beissattacken_gegen_gutmensche.html

... link  

 
@S-Tatler
Nö, mein Süßer! Hockdorno ist mir unbekannt. Aber falls Du Dich wirklich für die Bücher interessierst, die ich gelesen habe, dann würdest Du staunen.

Über Deine Unbildung.

... link  

 
Hab er Maß! möchte frau dem ein oder anderen Diskutanten zurufen.

... link  

 
@nette Frau
Hier sind wir immerhin in einem Warlog. Sollte ich wirklich Maß haben? Muss ich? Ja, gut. Meine neuen Bücherregale messen 100 Zentimeter und 80 Zentimeter (es gibt kaum etwas quälenderes als fehlender Raum für Bücher). Die sehen zusammen mit dem letztes Wochenende selbst gebauten Zweit-Schreibtisch richtig gut aus. Und die neuen (ebenfalls selbst gebauten) Sitzhocker sind ein prima Lacher. Stell ich vielleicht ins Blog.

Und doch interessiert es mich, welchen Sinn ein grantliger wie süßer S-Tatler im Habermas-Bashing sieht. Ist es die Bekämpfung des 68´-er Urfeindes? Irgend einen Sinn muss das für ihn ja machen.

Ich erwarte von S-Tatler Die Dialektik der Aufklärung! Und eine statlersche Geistesleistung, die einen Hock-Eimer Horkheimer noch im Grabe vor Ehrfurcht erschauern lässt.
"Denn ich hege keinen Zweifel, dass die Freiheit in der Gesellschaft vom aufklärenden Denken untrennbar ist.

... link  

 
Wenn wilde Genugtuung den Verstand abschaltet
gibt's einen Rohrkrepierer. Aber, lassen wir doch zu Statlers Säulenheiligen Fest einfach seinen anderen Säulenheiligen Dahrendorf sprechen:
Die Geschichte, die über Jürgen Habermas verbreitet worden ist, hätte mir genauso passieren können: Ein «Pimpf» mahnt einen anderen, in Zukunft pünktlich zum Dienst zu erscheinen. Der andere «Pimpf» allerdings, Hans-Ulrich Wehler, und der neuerliche Verbreiter der Episode, Joachim Fest, sind nicht Irgendwers. Mindestens einer von ihnen, Fest nämlich, hat das mit der Geschichte verknüpfte offenbare Märchen ernst genommen, dass der Zettel mit dem Dienstbefehl dreissig, vierzig Jahre später von Habermas aus Sorge vor politischer Inkriminierung verschluckt worden sei. Wer solchen Unsinn glaubt, hat seine normalen Urteilskräfte suspendiert...
Eins noch: Wer nichts mehr zu bieten hat, der hängt sich an Rechtschreibfehlern auf. Ein Merkmal von Armseligkeit nicht nur in der Bloggosphäre...

... link  

 
Friedrich-Naumann-Stiftung will „Stiftung für die Freiheit“ werden:
im nächsten Jahr soll es einen großen Kongress zu Bedrohungen der Freiheit geben und zur Vernetzung mit anderen Denkfabriken geben. Außerdem soll eine “Freiheitsgesellschaft” gegründet werden, es gibt “Reden zur Freiheit” und einen “Freiheitspreis”. Der erste Preisträger ist der ehemalige FDP-Vorsitzende Hans Dietrich Genscher.*

Welche Freiheit meinen die da? Die nagative Freiheit als Abwesenheit von Kapital beim Volk?

Die positive Freiheit des Kapitals und seiner Besitzer? Nämlich unbehelligt damit tun und lassen zu können was man will, ohne den lästigen GG-Artikel "Eigentum verpflichtet"? Wahrscheinlich.

Sicher werden hier und da und dort demnächst Naumann geschulte Propagandisten durch die Gegend schreiben, dass die Freiheit, die sie meinen, von der sie aber nicht sagen dürfen, welche es genau ist, allen dient und das Volk glücklich machen wird... hähähä. Köhli lässt grüßen!

*via lobbycontrol

... link  

 
Ich vermute mal, dass die da auch Seminare veranstalten, wo "Freiheitsphilosophen" kurz zum Mitschreiben vorgestellt werden, so 2 Stunden Mises, 2 Stunden Hayek, 2 Stunden Berlin, 2 Stunden Dahrendorf, Kernaussagen und Kurzbiografie für die Kladde.

... link  

 
Freiheit ist doch nichts spezifisch Liberales, sondern ein Kategorialbegriff, zu dem sich nun aber auch alle Philos und Theos irgendwann geäußert haben.

... link  


... comment