Sonntag, 7. Januar 2007
Freiheitskämpfer Friedman
Zum Tod von Milton Friedman hatte ich ja schon einen Beitrag geschrieben, um den hart, aber fair diskutiert wurde. Wirtschaftsliberale Blogger brachten Positionen vor, denen Linke und Linksliberale widersprachen, all das bewegte sich im Rahmen von Differenzierung, Themeneinkreisung und Facettenbetrachtung. Nun, vielleicht ist ja die Bloggosphäre inzwischen wirklich der Rahmen für die intelligenteren Diskurse, vielleicht sind auch bissige, antibürokratische oder waldorfsalatessende Liberale einfach menschlich reifer und lebenserfahrener als Jungliberale, jedenfalls kommt von den Julis hier etwas, das ich - im Gegensatz zu Blogdiskussionen - nicht als differenzierten Diskurs, sondern eher als Hochjubeln und Parolengeschrei bezeichnen würde:

http://www.julis.de/fileadmin/downloads/jundl/j_l-2006-4.pdf

Friedman ein "Freiheitskämpfer". Hmm. Unter welcher Diktatur hat er denn im Kerker geschmachtet? Gegen welches autoritäres Regime ist er aufgestanden? Sind seine Bücher im Samisdat gegen die Zensur veröffentlicht worden? Hat er zumindest einen Hungerstreik organisiert?


Ein Professor, der seine Positionen ex Cathedra verkündet und Regierungen berät, kämpft nicht, sondern veröffentlicht seine Meinung. Friedman hatte durchaus freiheitliche Vorstellungen vertreten, zum Bleistift die Idee, dass eine Legalisierung von Marihuana, Haschisch und Kokain die Drogenkartelle zerstören und den Konsumenten durch Zufuhr von sauberem Stoff ein menschlicheres Leben ermöglichen würde. Aber nicht solche Friedman-Ideen wurden politisch umgesetzt, sondern ausschließlich seine makroökonomischen und finanzpolitischen Vorstellungen, deren Holzhammer-Variante von Militärdiktaturen unter Ermordung zigtausender Menschen - darunter etliche Freiheitskämpfer - durch Waffengewalt verwirklicht wurde. Also, Kinderliberale:
Setzen, sechs.

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@Che: Warum muss ein Freiheitskämpfer im Kerker geschmachtet haben und warum muss er in einem autoritären Regime Widerstand geleistet haben?

In unserer heutigen Gesellschaft sind auch Freiheiten bedroht und es finden sich zu wenig Leute, die für diese Freiheiten kämpfen. Bis hierher sind wir uns sicher einig und auch bei den verteidigenswerten Freiheiten werden wir sicher Schnittmenge finden.

Deshalb muss es Freiheitskämpfer auch in einer freien Gesellschaft geben. Ich nehme die Vorlage aber gern auf und werde mich heute noch mal mit einem Kommentar zum Thema Freiheitskämpfer melden.

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alle, alle sind sie "Freiheitskämpfer"
Die reaktionären Rechtsblogger, die sich "Liberale" heißen. Da möchte keiner zurück stehen im "prowestlichen" Freiheitskampf.

Jedenfalls, sofern es keine Druckstellen verursacht, oder über papageienartig dahergebetetes (und somit problemlos zu handhabendes) Gerede hinaus geht...

Wer, ähem, liberale Freiheitskämpfer @ work sehen möchte, der sollte sich den Spaß gönnen, ins Neo-Wiki zu schauen bzw. die Aktivitäten des Freiheitskämpfers Boche zu betrachten...

*lach*

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Stefanolix "Deshalb muss es Freiheitskämpfer auch in einer freien Gesellschaft geben." dem stimme ich ja zu, aber mit dem Begriff "Freiheitskämpfer" verbinde ich eher Leute vom Schlage Gandhis, Kings, Mandelas, Bolivars oder Garibaldis, nicht regierungsberatende Professoren. In der Weltöffentlichkeit ist der Name Friedmans recht eindeutig mit Regimen wie dem von Pinochet assoziiert (inwieweit das berechtigt ist und inwieweit nicht war hier ja schon Thema, insofern verweise ich da auf meine eigenen Postings), und daher erscheint es mir zumindest als extrem instinktlos, ohne jede Erklärung, Relativierung oder Kommentar hier Friedman als "Freiheitskämpfer" zu posten.

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