Sonntag, 16. Dezember 2007
Was ist Antirassismus? Aus gegebenem Anlass ein paar Basisbanalitäten
Antirassismus setzt an den Strukturen an, die Voraussetzungen des Rassismus geschaffen haben. Von den “Elementen des Antisemitismus” bis hin zu ökonomischen Funktionen wie Migranten als industrielle Reservearmee, die heute nicht mehr gebraucht wird sind dies sehr komplexe Strukturen, die untrennbar mit Sexismus und Klassenwiderspruch verschränkt sind, und Antirassismus bedeutet den Versuch, diese aufzubrechen. Dies ist gedacht als schöpferische Zerstörung: Die deutscheKultur soll sich für Einflüsse anderer Kulturen öffnen, um das beste, was diese zu bieten haben und sich selber zu erneuern und zu wandeln, und die MigrantInnen sollen die Möglichkeit haben, sich von repressiven, freiheitsfeindlichen, antiemanzipativen Elementen der eigenen, tradierten Kultur zu befreien. Das ist in der Vergangenheit auch bereits geschehen: Als in den 70ern Jahren erstmals Leute vor Kneipen draußen saßen, sprach man von “französischen Verhältnissen”, und der damalige Generationenkonflikt beinhaltete auch die Vorliebe der jungen Generation für fremdländisches Essen, die von der Elterngeneration als “Verrat am Deutschtum” gegeißelt wurde. Ohne den Einfluss der MigrationsarbeiterInnen und die Welterfahrung der globetrottenden StudentInnen wäre das kulturelle Geschicht des heutigen Deutschland nicht denkbar, und das Deutschland des gesellschaftlichen Establishments und der Otto Normals vor 1967 war zwar demokratisch regiert, in seinen geistigen Strukturen aber eher halb klerikal, halb faschistisch. Als autonome, sozialrevolutionäre AntirassistInnen haben wir die Perspektive im Auge, dem multikulturellen Konzept den Melting Pot entgegenzusetzen: Interkulturalität als Voraussetzung zu einem gesellschaftlichen Wandel in Richtung mehr Emanzipation, mehr Zivilgesellschaft, Rückeroberung gesellschaftlicher Freiräume, die nicht von kapitalistischen Gesetzmäßigkeiten und Verwertungsinteressen bestimmt sind, Interkulturalität als Strategie sozialen Fortschritts von unten. Das multikulturelle Konzept hingegen ist nichts anderes als der Ethnopluarlismus der Neuen Rechten auf grün: Kulturen werden als einfach bestehend, verschieden und besonders betrachtet. Im “interkulturellen Dialog” wird mit Islamräten und Vertetern staatlicher Religionsämter der Türkei verhandelt, die Frage, ob diese die authentischen Interessen der von ihnen vertretenen Menschen ausdrücken oder vielmehr selber repressiv reaktionär-religiöse Vorstellungen in der eigenen Community durchsetzen wird erst gar nicht gestellt (während in den USA beispielsweise die aktuelle Nachfolgeorganisation der Black Panther Party, die New African People´s Organisation, ihren Kampf sowohl gegen das weiße Establishment als auch gegen die Nation of Islam und die Ghettogangs führt).

Multikulti bedeutet eine wohlwollende, Ethnizität als schick betrachtende sanfte Apartheid, was die rot-grünen Multikulti-PolitikerInnen von den Neuen Rechten unterscheidet, ist der Wille, die Fremden undrangsaliert hier leben zu lassen statt sie alle rauszuschmeißen, der Begriff von Kultur als einer Ethnie fest anhaftender Bestimmung ist aber der Gleiche. Antirassismus bedeutet Interkulturalität als Perspektive der Emanzipation und ethnischer Schmelztiegel als Weg zu einer freieren Gesellschaft.

Auch wenn sich an den kapitalistischen Strukturen der BRD nichts geändert hat, die Zunahme an Interkulturalität hat in den letzten 30, 40 Jahren die Lebensqualität in diesem Land erhöht und seine Kultur bereichert. Anstelle einer Abschottung der EU nach außen, die längst mehr Tote produziert als der Todesstreifen der DDR-Grenze, treten wir für eine wirklich offene Gesellschaft ohne Leitkultur oder Parallelgesellschaften und eine humane Einwanderungs- und Bleiberechtsregelung ein und hoffen auf gesellschaftlichen Fortschritt und Wandel u.a. durch Akkulturation. Lässt sich der Kapitalismus schon nicht durch eine bessere Gesellschaft ersetzen (und auch diese Hoffnung habe ich keineswegs aufgegeben), so ist eine weitere Aufweichung der tradierten Gesellschaftsstrukturen sowohl der Deutschen als auch der Eingewanderten, ein weiterer Wandel in Richtung Weltgesellschaft vergleichbar dem in den letzten Jahrzehnten ansatzweise bereits erfolgtem unser Fluchtpunkt. Das bedeutet nicht Integration, sondern Desintegration: Schaffung einer neuen Gesellschaft durch Synthese der emanzipativen Teile der deutschen und der zugewanderten Kulturen.

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Wie wahr, wie wahr
da finde ich mich natürlich wieder, wie Du das schreibst, aber bring mal nem Sozi oder nem Grünen bei, daß es keine »Kulturen« gibt, die Deppen halten einen dann für einen Faschisten. Ganz so weit scheint der Marxismus doch nich in die beiden »linken« Parteien vorgedrungen zu sein, obwohl doch der Straußens' Franzjosef und anderen Ex-Nazi-Karrierelinge immer die fünfte Kolonne Moskaus bzw. den Öko-Vietkong einmarschieren sahen.
Einziger Kritikpunkt: ich finde, man muß die Kritik radikaler durchhalten, das Gegenszenario Desintegration ist richtig und überzeugend, aber man kann dann da strenggenommen nich mehr von »deutschen und zugewanderten Kulturen« sprechen: über das, worüber wir reden, das bleibt immer noch »Gesellschaft« ....

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Das ist einerseits zutreffend, andererseits ist der Begriff der Kultur, der hier verwendet wird, nicht mit dem Kulturbegriff, der "Kulturnation" oder "la culture et la civilisation" zugrundeliegt zu verwechseln. In der Ethnologie und der Psychologie steht Kultur auch für antrainierte kollektive Verhaltensweisen und die diese ausübenden/tragenden Gruppen, in der Biologie für Populationen an sich, und im transkulturellen/interkulturellen Bezugsrahmen ist der Begriff sehr vielschichtig geworden.

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Das Problem bleibt aber
daß er in jeglichem Falle Inklusion und Exklusion organisiert, also immer ein Innen und ein Außen, ein Identisches und ein Nichtidentisches proklamiert etc. Deshalb halte ich für die einzig konsequente Kritik daran, auf ihn zu verzichten - denn er ist identitätslogisch.

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Die Konsequenz wäre dann in the long run Adorno meets Butler, mir sehr sympathisch. Danke für die Anregung!

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Widerspruch
Multikulti bedeutet eine wohlwollende, Ethnizität als schick betrachtende sanfte Apartheid, was die rot-grünen Multikulti-PolitikerInnen von den Neuen Rechten unterscheidet, ist der Wille, die Fremden undrangsaliert hier leben zu lassen statt sie alle rauszuschmeißen, der Begriff von Kultur als einer Ethnie fest anhaftender Bestimmung ist aber der Gleiche.
Wer bestimmt das? Die Idee einer multikulturellen Gesellschaft auf die Ziele oder Vorstellungen von rotgrüner Politik zu reduzieren, ist in meinen Augen vergleichbar mit der Diskreditierung linker Politik (z.B. Forderung sozialer Gerechtigkeit) als Kommunismus nach sowjetischem Muster.
Antirassismus bedeutet Interkulturalität als Perspektive der Emanzipation und ethnischer Schmelztiegel als Weg zu einer freieren Gesellschaft.
Meine Meinung dazu kurz und knapp: Ich traue keinem, der Menschen in einen Schmelztiegel zwingen will!
Eine aufgeklärte, emanzipierte Gesellschaft kann imo nur aus einer freiwilligen Zusammenarbeit vieler verschiedener Menschen mit ihren individuellen Perspektiven erwachsen. Dazu muss man aber erst mal unterschiedliche Perspektiven gelten lassen - undrangsaliert.

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Von Unfreiwilligkeit ist ja gar keine Rede.Zum Verständnis des Gesagten empfehle ich das hier:

http://shiftingreality.wordpress.com/category/alte-manner-plaudern-von-fruher/page/2/


http://shiftingreality.wordpress.com/2007/10/05/was-hat-das-multikulturelle-konzept-mit-verkehrsberuhigung-zu-tun

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Das erklärt mir nichts...
...und ändert nichts an meiner Kritik. Was ich da lese ist nur eine Aufzählung von Positionierungen und Klassifizierungen von Deutsch und Nichtdeutsch, die Du unter dem Begriff 'das multikulturelle Konzept' subsumierst. Oder um es etwas direkter zu formulieren: Du unterstellst den (allen oder nur den rotgrünen?) 'MultiKultis' die Akzeptanz und Förderung von Rassismus zur Bildung einer Klassengesellschaft. Du diskreditierst damit meiner Ansicht nach die 'multikulturelle Gesellschaft'. Und das finde ich ungerecht (gelinde gesagt). Würdest Du sagen, dass Liebe sexuelle Ausbeutung ist, nur weil gewisse Kreise sexuelle Ausbeutung als 'Liebe machen' verkaufen?

Meine Vorstellungen von einer multikulturellen Gesellschaft unterscheiden sich von Deinen Beschreibungen zu 99 Prozent (das 1 Prozent, das übrig bleibt, ist die erwünschte Zuwanderung).
Zum Verständnis des Gesagten empfehle ich das hier: ;o)

http://www.toomuchcookies.net/archives/1120/minderwertigkeitskomplexe.htm
(da hab' ich in den Kommentaren mal kurz angedeutet, was ich unter einer multikulturellen Gesellschaft verstehe)

Nebenbei bemerkt: Das kommt davon, wenn man komplexe Vorstellungen von gesellschaftlichem Zusammenleben verschlagwortet. Man reibt sich in Definitionen auf, statt nach Gemeinsamkeiten zu suchen und einen Konsens zu erarbeiten.

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Aber Multikulturalismus ist in der politischen Diskussion in Deutschland nicht einfach das Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Herkunft, sondern ein bestimmtes politisches Konzept, das von Daniel Cohn-Bendit und Thomas Schmidt als politische Leitlinie grüner Ausländerpolitik in dem Buch "Heimat Babylon. Das Wagnis der multikulturellen Demokratie" bzw. "Leitfaden für den Gebrauch der multikulturellen Gesellschaft" formuliert wurde. Es beinhaltet nicht nur das Menschenbild der "ethnischen Identität", also Ethnopluralismus, nur eben in einem nicht auf Trennung von "Völkern" abzielendem Sinne, sondern es heißt dort auch, dass wir Einwanderung bräuchten,weil Migranten Jobs machen, die Deutsche nicht machen wollten,weil sie ihnen zu schmutzig seien, und die multikulturelle Gesellschaft hätte als Motor Armut,Macht, Sex und Geld.Dieses Konzept zielt auf staatliche Regelung des Zusammenlebens in unserer Einwanderergesellschaft ab, aber nicht auf Überwindung von Rassismus oder Emanzipation z.B. von Frauen oder Jugendlichen innerhalb ihrer ethnischen Community. Demgegenüber ist von Flüchtlingsselbsthilfegruppen, Flüchtlingsberatungsstellen und bestimmten Teilen der autonomen Linken das Konzept des Antirassismus als bewusster Gegenentwurf entwickelt worden. Es geht hier nicht darum, wie jemand etwas findet, sondern es handelt sich hier um feststehende politische Grundbegriffe.

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Schöner Text, Danke !

Aber eines bitte nicht übersehen: Du formuliertst darin auch eine "Leitkultur" auch wenn das Wort anderweitig besetzt ist. Diese wäre ein zugrundeliegender minimaler Wertekanon, wie immer er auch aussieht, der ein Zusammen- und Gemeinsamleben auf der beschriebenen Basis ermöglicht.

Manche Aufrechtanständigen zucken ja bereits bei der Wortgewalt des "Schmelztigels" zusammen und zücken die Lichterkette.

Allein der Begriff "Emanzipation" kann sehr vielfältig verstanden werden, so wie ihn z.B. Frau Schwarzer vestehen würde oder auch so wie ihn Frau Aliya versteht (http://service.spiegel.de/digas/find?DID=54154622 - noch kostenpflichtig aber in der hardcopy).

Sofern jedoch recht grundlegende Voraussetzungen eines Gemeinsamlebens nicht "verschmelztigelt" werden ist die Alternative lediglich ein munteres Nebeneinanderher in dem der eine versuchen wird dem anderen seine Vorstellungen aufzuzwingen - denn Menschen sind es ja nur alle und Menschen sind so.

Der Ruf "oj, gevalt" wird also nicht abreissen.

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Raider heißt jetzt Twix
Aber Multikulturalismus ist in der politischen Diskussion in Deutschland nicht einfach das Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Herkunft, sondern ein bestimmtes politisches Konzept, das von Daniel Cohn-Bendit und Thomas Schmidt als politische Leitlinie grüner Ausländerpolitik in dem Buch "Heimat Babylon. Das Wagnis der multikulturellen Demokratie" bzw. "Leitfaden für den Gebrauch der multikulturellen Gesellschaft" formuliert wurde.
Vorausgesetzt, dass an der politischen Diskussion nur Leute beteiligt sind, die diese Definitionen kennen und als allgemeingültig anerkennen. Was glaubst Du, auf wie viele das zutrifft, die die Begriffe 'MultiKulti' oder 'multikulturelle Gesellschaft' kennen und gebrauchen?
Demgegenüber ist von Flüchtlingsselbsthilfegruppen, Flüchtlingsberatungsstellen und bestimmten Teilen der autonomen Linken das Konzept des Antirassismus als bewusster Gegenentwurf entwickelt worden.
Na prima, dann haben diese Gruppen ja schon mal einen gemeinsamen Nenner gefunden. Jetzt fehlt nur noch, dass sich die breite Öffentlichkeit auch was darunter vorstellen kann - hoffentlich das Richtige, sonst wird wieder ein Gegenbegriff gebraucht ;o).
Es geht hier nicht darum, wie jemand etwas findet, sondern es handelt sich hier um feststehende politische Grundbegriffe.
Für Dich stehen sie so fest, für mich nicht. Und für mich geht es immer und überall vorrangig darum, wie Menschen konkrete Umgangsformen finden und was sie für Konsequenzen daraus ziehen. Hinter politischen Schlagworten wird mir zu viel versteckt. Es ist zu oft nicht das drin, was draufsteht. Man denke nur mal daran, was sich heute 'Sozialdemokratie' nennt. Und Rechts ist die neue Mitte. Und Raider heißt jetzt Twix ;o).

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Menschen finden im kleinen Kreis Umgangsformen miteinander und nicht alle davon sind immer so wie man es sich gewünscht hätte. Der Vorgang selber kann nicht das Ziel sein.

Eine gosse Gemeinschaft ist in dieser Hinsicht anders, ein Feed-Forward Mechanismus um es sehr verkürzt anzubieten.

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@che eins noch:
Aber Multikulturalismus ist in der politischen Diskussion in Deutschland nicht einfach das Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Herkunft
Multikulturalismus ist auch nach meinem Verständnis nicht nur das Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Herkunft (als ein duldendes Nebeneinanderherleben). Er ist vielmehr eine geistige Öffnung. Er fußt auf der Erkenntnis, dass die eigene Sozialisation (und das darauf basierende Menschen- und Weltbild) nicht das Non plus ultra ist und dass die Gesellschaft, in der ich lebe, keine starre Instanz sondern eine andauernde Entwicklung ist. Das ermöglicht erst den Austausch mit anderen, die Bereicherung, den Gewinn für alle Beteiligten.

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@lebemann:
Menschen finden im kleinen Kreis Umgangsformen miteinander und nicht alle davon sind immer so wie man es sich gewünscht hätte. Der Vorgang selber kann nicht das Ziel sein.
Die 'offene Gesellschaft' fängt im eigenen Kopf an und setzt sich dann im kleinen Kreis fort. Natürlich wirkt die große Gemeinschaft von außen auf diese innere Entwicklung ein. Daraus kann (und sollte!) eine Wechselwirkung werden.

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@ meonly

hätte, könnte, sollte.

Leider beginnt die "offene Gesellschaft" nicht von ganz allein im individuellen Kopf. Was immer die auch sein soll. Es bedarf dazu einer gewissen Prägung, die man auch als "Gewalt" verstehen könnte, wenn man nicht von Umgangsformen lassen möchte die zum Schaden von anderen gehen, die man selber aber als sein gutes Recht oder gar als absolut richtig betrachtet.

Insofern: wenn eine Teil-Gemeinschaft der festen Auffassung ist das ihre "Sozialisation" (was für ein hohl klingendes Sozialpädagogenwort) die einzig seeligmachende ist und andere Formen schädlich bzw. sogar im Extremfalle bekämpfenswert sind, dann hat die "offene Gesellschaft" ein Problem. Welches Recht hat die Mehrheits-Gemeinschaft auf die Teil-Gemeinschaft Druck auszuüben?

Wo liegt die Grenze? Oder verläuft diese Diskussion eh im luftleeren Raum?

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@lebemann:
wenn eine Teil-Gemeinschaft der festen Auffassung ist das ihre "Sozialisation" (was für ein hohl klingendes Sozialpädagogenwort) die einzig seeligmachende ist und andere Formen schädlich bzw. sogar im Extremfalle bekämpfenswert sind, dann hat die "offene Gesellschaft" ein Problem.
Stimmt. Und sie hat dieses Problem dann imo zu Recht, denn sie hat versagt, weil die große Gemeinschaft die kleine Teilgemeinschaft nicht in ausreichendem Maße überzeugen konnte.
Hast Du was gegen Sozialpädagogen?
Welches Recht hat die Mehrheits-Gemeinschaft auf die Teil-Gemeinschaft Druck auszuüben?
Über das Bestehen auf ihr geltendes Recht (als bereits entwickeltem, gesamtgesellschaftlichem Konsens) hinaus, imo keines.
Wo liegt die Grenze? Oder verläuft diese Diskussion eh im luftleeren Raum?
Welche Grenze?

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Nein, ich habe nur etwas gegen Sozialpädagogenworte die vorgeben viel auszusagen aber entleert sind. Klingen hat schick.


Im Ergebnis Deiner Analyse wäre somit eine aggressive, in sich fest geschlossene, ihr Umfeld verachtende Teilgemeinschaft klar im Vorteil. Erstens sähe sie keinen Anlass zur Annäherung, zweitens wüsste sie das sich ihnen nichts entgegenstellen würde bzw. die "offene Gesellschaft" eine Verschulden bei sich selber suchen würde und drittens diese sich stets nur in sich selbst zurückziehen würde um der Teilgemeinschaft - im Ergebnis - mehr Raum zu lassen. Open House.

Die "offene Gesellschaft" hätte somit die Mutation zu einer Art Selbstmordsekte erfolgreich vollzogen, ihr Ableben wäre nur eine Frage der Zeit.

"Welche Grenze?"
Ja, das sagt es. Im Klartext.

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@lebemann:
Im Ergebnis Deiner Analyse wäre somit eine aggressive, in sich fest geschlossene, ihr Umfeld verachtende Teilgemeinschaft klar im Vorteil.
Erstens habe ich hier keine Analyse geliefert, sondern lediglich Deine Aussagen kommentiert. Zweitens finde ich das Szenario, was Du hier gezeichnet hast, ziemlich paranoid.

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Es handelte sich lediglich um eine schlüssige Folgerung aus den vorliegenden Gedankengängen.

Sag doch satt "paranoid" einfach "realistisch". Alles andere würde voraussetzen das das da draussen ein einziges Love-In von Blumenkindern wäre.

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@meonly: "Für Dich stehen sie so fest, für mich nicht. Und für mich geht es immer und überall vorrangig darum, wie Menschen konkrete Umgangsformen finden und was sie für Konsequenzen daraus ziehen. Hinter politischen Schlagworten wird mir zu viel versteckt." sorry, aber ich nehme hier Bezug auf eine politische Debatte/Konfliktlinie, nämlich zwischen Flüchtlingssolidaritätsgruppen, z.B. Kein Mensch ist illegal, Karawane, Pro Asyl, The Voice, Antitrassismusbüro auf der einen Seite und grünen (manchmal auch roten oder gelben) IntegrationspolitikerInnen auf der anderen Seite, die es als ständige politische Auseinandersetzung seit 18 Jahren gibt, und da spielt es hinsichtlich der Begriffsbedeutung keine Rolle, wie Du oder ich etwas finden. Auch in der Politikwissenschaft ist die Begriffsbedeutung von Multikulturalismus ebenfalls recht klar definiert. Es gibt da zwar nicht DEN Multikulturalismus, aber, in Abgrenzung zu Interkulturalismus, Antirassismus und melting pot, eine Definition, die Kulturen als Werte an und für sich annimmt, und daran hängt dann die ganze Parallelgesellschaftenproblematik ebenso wie der Rassismusvorwurf gegen Leute, die die Frauenfeindlichkeit fundamentalislamischer Gesellschaften kritisieren. Nur, weil der Volksmund unter Multikulti ganz allgemein Einwanderergesellschaft, Multiethnizität oder gegen Ausländerfeindlichkeit sein versteht, muss ich als Aktivist der Flüchtlingssolidarität einerseits und Politikwissenschaftler andererseits dem Volksmund hier nicht folgen. Ein Physiker meint mit Relativität auch etwas anderes, als ein Stammtischbruder, der "alles ist relativ" sagt.


http://www.perlentaucher.de/artikel/3642.html

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sorry, aber ich nehme hier Bezug auf eine politische Debatte/Konfliktlinie, nämlich zwischen Flüchtlingssolidaritätsgruppen, z.B. Kein Mensch ist illegal, Karawane, Pro Asyl, The Voice, Antitrassismusbüro auf der einen Seite und grünen (manchmal auch roten oder gelben) IntegrationspolitikerInnen auf der anderen Seite, die es als ständige politische Auseinandersetzung seit 18 Jahren gibt, und da spielt es hinsichtlich der Begriffsbedeutung keine Rolle, wie Du oder ich etwas finden.
Ebenfalls sorry. Mir war nicht klar, dass es sich hier um eine geschlossene Gesellschaft Austauschplattform für Insider handelt, sonst hätte ich mich rausgehalten.
Ein Physiker meint mit Relativität auch etwas anderes, als ein Stammtischbruder, der "alles ist relativ" sagt.
*lol* Zum Glück ist die Welt zwischen Wissenschaftler und Stammtischbruder so groß und vielfältig, dass ich zu beiden locker Distanz halten kann, ohne was zu vermissen. Um in Deinem Bild zu bleiben: Aus meiner Perspektive haben beide Typen oftmals das selbe Brett vorm Kopf - der eine die geschliffene und lackierte Seite, der andere die ungehobelte. Was die beschränkte Sicht angeht, spielt die Oberfläche aber imo keine Rolle ;o).

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Von Austauschplattform für Insider kann nun wirklich nicht die Rede sein, aber Begriffe sind nun einmal nicht beliebig. Nicht umsonst gibt es z. b. sowas wie ein Lexikon zur politisch-sozialen Sprache, und selbst in der Wikipedia wirst Du den Begriff "Multikulturalismus" in dem von mir skizzierten Bedeutungszusammenhang finden. Auch ich war zunächst verblüfft, als ich 1990 zum ersten Mal hörte, dass Multikulti durchaus als Multirassismus verstanden werden kann, habe den ReferentInnen, die das vortrugen aber ruhig zugehört und mich überzeugen lassen.Das fand ich in der eigenen antirassistischen Arbeit dann auch wieder.

@"Ich selbst würde mich zwar nicht aus eigenem Antrieb eine Multikulti nennen, aber ich wünsche mir das Deutschland, in dem ich am liebsten leben möchte, u.a. als eine multikulturelle Gesellschaft. Und damit meine ich, dass Menschen, die in dieser Gesellschaft leben, zunächst mal mit Herz und Verstand anerkennen, dass alle Menschen - egal wo sie oder ihre Ahnen (zufällig!) geboren wurden - von Geburt an gleichberechtigt sind, aber deswegen nicht alle gleich sein müssen. Menschen sollen einander mit ihren individuellen Besonderheiten als gleichwertige Gesellschaftsmitglieder achten." - da bin ich ganz bei Dir, aber Multikulturalismus, wie er von der offiziellen Politik, von der Politikwissenschaft und in einer Absetzbewegung davon von AntirassistInnen definiert wird, bedeutet eben gerade das nicht, sondern ein Regulierungsmodell für die vorhandene multiethnische Gesellschaft, d.h. eine Form von Herrschaft.

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Nicht umsonst gibt es z. b. sowas wie ein Lexikon zur politisch-sozialen Sprache, und selbst in der Wikipedia wirst Du den Begriff "Multikulturalismus" in dem von mir skizzierten Bedeutungszusammenhang finden.
Niemand aus meinem Bekanntenkreis besitzt meines Wissens ein 'Lexikon zur politisch-sozialen Sprache' (ich eingeschlossen*). Und ich fände es offen gesagt auch total bekloppt, wenn das Voraussetzung für die Teilnahme an Diskussionen über grundsätzliche soziale Themen wäre. Denn damit wäre der größte Teil unserer Gesellschaft davon ausgeschlossen. Das wiederum betrachte ich als eine Untergrabung der Demokratie.

Und was in der Wikipedia zum Thema Multikulturalismus unter der Überschrift 'Ideologische Vorstellungen' zu lesen ist, dem würde ich zustimmen (weil es in etwa das auf den Punkt bringt, was ich hier und bei Omar zu meinem Begriffsverständnis schrieb). Wenn ich mir allerdings anschaue, wer und was in besagtem Wikipedia-Artikel unter der Überschrift 'Kritik am Konzept des Multikulturalismus' auftaucht, verstehe ich Deine hier (und andernorts) dargelegte Position dazu noch weniger, denn in der Riege hätte ich Dich bisher auf keinen Fall verortet.

Und wenn sie mir noch Tausend mal weismachen wollen, dass Kriege jetzt 'friedensschaffende Maßnahmen' sind oder Mord an Zivilisten 'Kollateralschäden'. Für mich gilt: Krieg bleibt Krieg und Mord bleibt Mord. Und meinen Traum von einer multikulturellen Gesellschaft lasse ich mir auch nicht umdeuten zu einer rassistischen Unterdrückungsstrategie - weder durch die Heuchelei von rotgrünen Show-MultiKultis, noch von Politikwissenschaftlern oder AntirassistInnen, die sich hier m.E. einen in der breiten Öffentlichkeit etablierten, positiv besetzten Begriff wegnehmen ließen, statt seine ursprünglichen Inhalte gegen den Missbrauch durch Machtstrategen zu verteidigen. Und was ist das Ergebnis dieser Wortverdreherei? Kaum jemand hört sie, geschweigedenn versteht noch wirklich, wofür sie eintreten, weil sie nicht die selbe Sprache sprechen, wie die, die sie überzeugen wollen. DAS ist imo unser Babylon. Und es hilft denen, gegen die Ihr antretet. Remember: divide et impera!

Und damit soll's dann hier von meiner Seite auch erst mal genug sein. Mein persönliches Fazit aus dieser Diskussion: Du und ich sind uns in der Sache weitestgehend einig, nur an der sprachlichen Verständigung müssen wir noch arbeiten ;o).

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*) Dafür besitze ich u.a. ein Lexikon der Psychologie. Gibt das auch Punkte ;o).

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Streich mal, was ich zu Wikipedia geschrieben habe - das wird ja ständig umgeschrieben. Vielleich erklärt das hier besser,was ich meine;

http://www.nadir.org/nadir/archiv/Antirassismus/grenzcamp01/t34.htm

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Meonlys Argumentation ist ein höchst engagierter Kampf, das Recht auf Bildungsferne zu verteidigen. Respekt ;-)

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Na ja, wie ich in dem Thread hier schon sagte,

http://che2001.blogger.de/stories/965631/#966195


ist eine einfache und populär gehaltene Sprache nicht immer in der Lage, Begriffe wirklich auf den Punkt zu bringen. Das ist in diesem Fall wohl ein Problem des Nicht-Wissen-Wollens.

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Ich schliesse mich vollumfänglich der Argumentation vom zitterwolf an.

Der so diskutierte "Multikulturalismus" ist der Weg in die Sektiererei wie ihn besonders ehemalige Studenten der Scheinwissenschaft Soziologie gerne gehen, ist es doch hauptsächlich der ausgelassene Tanz um hermetische Begrifflichkeiten mit kombiniertem Wattebauschkampf um Scheinpositionen oder aber der Weg in die totale Verhohlung.

Aus gegebenem Anlass:
http://en.wikipedia.org/wiki/Idiocracy

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Einfache und populär gehaltene Sprache?
Es ging in unserer Diskussion um die Deutung eines Begriffes - nämlich Multikulturalismus. Und wieso soll ich jetzt auf einmal die Wikipedia vergessen? Da steht immerhin das, was die Allgemeinheit unter Multikulturalismus versteht.

Unterm Strich sieht's doch wohl so aus, dass ein paar Splittergruppen aus der linken Szene was anderes in den Begriff reingedeutet haben (die rotgrünen Politiker, die Ihr damit kritisiert, würden nämlich Eurer Interpretation sicherlich auch nicht zustimmen). Und wieso sollte ich in dieser Sache - völlig ohne Not - Eure Deutungshoheit akzeptieren? Damit Du oder eine netbitch mich für gebildet hält? Och nö, das brauch' ich nicht.

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Der Begriff "multikulturell" hat schon mal rein wortbildungsmäßig begriffliche Voraussetzungen, die höchst heikel sind. Er geht nämlich davon aus, dass Menschen durch Kulturen bestimmt sind, denen sie angehören. In letzter Konsequenz läuft das darauf hinaus, dass Türken eben Muslime sind und Türkinnen Kopftücher tragen,das gehört zur Kultur und alles ist gut.Der Ausdruck multikulturell ist ja nicht einfach über uns gekommen,sondern er ist in den 80er Jahren entwickelt und mit Inhalt gefüllt worden, in Deutschland vor allem von grünen Integrationspolitikern wie Daniel Cohn-Bendit und Dan Nitescu. Zitat von Letzterem: "Wir müssen wieder lernen, mit Armut umzugehen, ohne bei ihrem Anblick gleich in Ohnmacht zu fallen. Die Zutaten der exotischen Mischung sind rumänische Hotelbesitzer, ein ganzer Zigeunerclan...Der Sprung in die neue Heimat kann ungeheure Energien frei setzen." Cohn-Bendit:"Und diese Energie würden sie unheimlich produktiv einsetzen hier in dieser Gesellschaft.Sie würden viele Arbeiten machen." Genau darum geht es beim multikulturellen Konzept: Kein Normalisierungs- und Assimilierungsdruck, der MigrantInnen zu zweiten Deutschen machen soll, kein Rausschmiss, wie die Rassisten wollen, aber auch keine volle Gleichberechtigung, sondern Aufnahme von MigrantInnen als gern gesehene billige Arbeitskräfte, deren Kultur als Bereicherung der kulturellen Vielfalt des Landes angesehen wird. Wohlgemerkt aus "deutscher" Sicht betrachtet. "Unser Völkerzoo", wie schwarzafrikanische Bekannte das gerne nennen.

Dass die große Mehrheit der Bevölkerung von diesem Hintergrund nichts weiß und mit Multikulti, je nach eigener Gesinnung, entweder positiv Fremdenfreundlichkeit und Antidiskriminierung oder negativ "Unterwanderung" der als nationales Kollektiv gedachten "Deutschen" verbindet ist ja richtig. Aber hinter dem Begriff steht auch ein politisches Konzept, und das hat existenzielle Folgen für die Betroffenen. Indem vom Dialog der Kulturen die Rede ist oder Bälle der Nationen gefeiert werden, wird das angebliche national besondere, das ethnische in den Vordergrund gestellt und als prägend angesehen. Gleichzeitig werden interkulturelle Dialoge mit religiösen Führern oder zum Beispiel dem Religionsamt der Türkei geführt, nicht aber den einfachen MigrantInnen, und dann kommt es schon mal vor, dass ein Integrationsgipfel platzt, weil ein Religionsverband auf dem Recht muslimischer Männer beharrt, kleine Mädchen zwangsweise zu ehelichen und es im Namen der Multikulturalität als rassistisch zurückgewiesen wird, das nicht zu erlauben. Für die hier lebenden MigrantInnen und erst recht Asylbewerber und Bürgerkriegsflüchtlinge wird die Bedeutung, die Multikulturalismus in diesemvon mir gemeinten Sinn hat, jedem Tag als beinharte Realität erfahrbar. In den USA bedeutet Multikulti, dass ethnischen Gruppen bestimmte Rechte und Quoten zugestanden werden, und das führt dann dazu, dass in Mensen nur noch Gruppen gleicher Hasutfarbe an einem Tisch sitzen oder Indianer erfolgreich dagegen klagen, Hawaiier als Indigene anzuerkennen, weil dies mit dem Recht auf das Betreiben von Spielcasinos verbunden ist, was wiederum dazu führte,dass in den letzten Jahrzehnten verdächtig viele blauäugige Delaware, Mohawk und Iroquoi aufgetaucht sind. Sorry, auch wenn es Dir gar nicht bekannt ist, dieses an Ethnizität festgemachte Multikulti-Konzept beherrscht in vielen Ländern die Einwanderungs- und Minderheitenpolitik, zementiert Rassismus, statt ihn zu überwinden und gehört auf den Müll.

edit: Und Lebemann müsste EIGENTLICH dieser Argumentation folgen können, hatte er doch selbst im Zusammenhang mit dem Integrationsgipfel das Verhalten der DITIB kritisiert, die de facto die Verweigerung des Rechts für türkische Männer, minderjährige Mädchen zu heiraten als "rassistisch" bezeichnet hatte.

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Es ist dort offiziell sogar verboten. Religiös fundamentalistische Türken finden sich eher in Deutschland als in der Türkei. Am Menschenbild des Multikulturalismus ändert das aber nichts.

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Na gut, ich bin noch mal dabei ;o)
@che:
Der Begriff "multikulturell" hat schon mal rein wortbildungsmäßig begriffliche Voraussetzungen, die höchst heikel sind. Er geht nämlich davon aus, dass Menschen durch Kulturen bestimmt sind, denen sie angehören.
Na und? Wieso ist Kultur 'heikel'? Dass der Begriff 'multikulturell' dafür stünde, dass Menschen ausschließlich und unveränderlich durch ihre kulturelle Herkunft bestimmt sind, ist doch auch schon wieder Interpretation - und zwar m.E. eine Fehlinterpretation. Allerdings denke ich, dass die wenigsten Menschen (Einheimische und Zuwanderer) bereit wären, ihre kulturelle Prägung, von jetzt auf gleich, einfach so über Bord zu schmeißen, um sich (nach wessen Modell?) zu kulturlosen neuen Menschen zusammenschmelzen zu lassen. Ob Du's glaubst oder nicht, viele sind sogar stolz auf ihre Kultur. Gib's zu, Du doch auch - zumindest auf Dein Marzipanbesteck, gelle? ;o) Und ich finde das auch Okay.
Der Ausdruck multikulturell ist ja nicht einfach über uns gekommen,sondern er ist in den 80er Jahren entwickelt und mit Inhalt gefüllt worden (...)
Nö, es handelt sich schlicht und einfach um einen zusammengesetzten Begriff - aus dem lateinischen Präfix 'multi' (viel) und 'Kultur'. Und beide Worte existierten meines Wissens schon lange vor den 80ern.
Für die hier lebenden MigrantInnen und erst recht Asylbewerber und Bürgerkriegsflüchtlinge wird die Bedeutung, die Multikulturalismus in diesemvon mir gemeinten Sinn hat, jedem Tag als beinharte Realität erfahrbar.
Ja aber daran ist doch nicht das Wort Schuld und auch nicht seine ursprüngliche inhaltliche Bedeutung. Wie Menschen Multikulturalismus leben bzw. politisch umsetzen, kannst Du doch nicht ändern, indem Du ein Schlagwort durch ein anderes ersetzt.

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Es geht nicht darum, ein Schlagwort durch ein anderes zu ersetzen, und auch nicht darum, im ethnischen Schmelztiegel kulturlose neue Menschen zu erzeugen. Es geht darum, dass Regierungen, Kultur-und Ausländerbehörden und auch Migrantenverbände konkrete Politik machen, die dem Konzept des Multikulturalismus entnommen sind, und dass ich, wie viele andere, die seit 20 und mehr Jahren Flüchtlings-und Asylarbeit machen, diese Politik für falsch halte. Wieso und warum habe ich oben erläutert.Und es geht darum, andere Fluchtpunkte für Flüchtlingsarbeit und Flüchtlingskämpfe aufzuzeigen, die nicht in das Konzept des Multikulturalismus passen, sondern auf individuelle und kollektive Emanzipationsmöglichkeiten über ethnische und traditionelle Bindungen hinweg abzielen. Das hat alles sehr wenig mit theoretisch-abgehobenen Streitigkeiten um Begriffe zu tun, sondern ist eher die Abstraktion höchst handfester alltäglicher Fragestellungen und Zielsetzungen der Flüchtlingsarbeit/Flüchtlingssolidarität.

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Äpfel und Birnen
Ach che, was glaubste wohl, was meine Mutter mir antwortet, wenn ich sie frage, was Antirassismus ist? Oder meine Nachbarin, der Bäcker, der Briefträger, der Mathelehrer meiner Tochter oder meine Freundin die Betriebsrätin oder oder oder ...ganz normale, politisch durchschnittlich interessierte Leute eben. Also ich schätze, die würden kaum drauf kommen, was Du und Deine Leute damit meinen. Aber das scheint Dir ja auch irgendwie gar nicht so wichtig zu sein, oder? Und Du erzählst mir hier was von theoretisch abgehoben. Tze.

Na ja, ich will weder Dir, noch irgendwem sonst vorschreiben, wie er was zu nennen hat. Aber ich rede trotzdem weiterhin in der Sprache, die ich gelernt habe und sehe nach wie vor nicht ein, wieso ich mein Vokabular alle naselang ändern soll, nur weil irgendwelche Heinis mit dieser Sprache Bosheiten oder Blödsinn rechtfertigen. Aber versuch' Du ruhig weiterhin, den Leuten beizubringen, was Antirassismus ist. Wenn's dann jeder versteht, dann ist das Wort gebrauchstauglich genug, dass ich es eventuell auch in meinen aktiven Wortschatz übernehme ...wenn ich dann noch lebe.

Und um jetzt schnell noch den Bogen zur Überschrift zu spannen: Die Inhalte des Begriffs 'Antirassismus' und die guten Absichten, die Du und andere damit verbinden, hab' ich ja gar nicht in Frage gestellt. Und es besteht aus meiner Sicht auch überhaupt kein Anlass, dass Du mir hier erklärst, was an der politischen Umsetzung des Multikulturalismus in Deutschland nicht stimmt, denn die sehe ich mindestens genauso kritisch wie Du.

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Wenn Du Dich mit Schwarzen,auch ohne akademische Bildungoder Einbindung in eine bestimmte Szene, über Multikulti und Antirassismus unterhältst, kannst Du sehr konkrete Antworten bekommen, z.b. "Multikulti ist Menschenzoo für die Deutschen und Antirassismus unser Kampf". Dass Deine Mutter damit nichts anfangen kann und Otto Normaldeutsch auch nicht ist etwas Anderes als die Perspektive der unmittelbar Betroffenen.

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Na ja, dass Antirassismus seit jeher ein Kampf der Schwarzen ist, darauf wäre meine Mutter wohl auch gekommen. Aber beim Thema Multikulturalismus geht's ja wohl nicht nur um Schwarz/Weiß, oder?
die Perspektive der unmittelbar Betroffenen
Der Multikulturalismus betrifft uns imo alle.

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Die Idee hinter den verschärften Zuwanderungsgesetzen liegt imnsho schlicht und einfach darin, dass man die Imigration in dem Sinne kanalisieren will, dass ein größerer Anteil von gut ausgebildeten Ausländern in das Land kommen soll.
Zur Zeit gibt es einen nicht kleinen Teil von Illegalen, die im Gaststättengewerbe und im Bau unterkommen.
In den schlecht bezahlten Jobs gibts eh schon einen sehr harten Verdrängungswettbewerb, zumal gerade dort die Löhne (allein schon zur Sicherung des physischen Überlebens) nicht mehr sehr elastisch sind.
Mao hat Bevölkerungswachstum gutgeheissen. Er meinte, dass jeder Mensch mit 2 Armen schon irgendwie ein Auskommen findet. Im Grunde geht das gegen die Erfahrung der chin. Geschichte, da es dort immer mal wieder Hungersnöte gegeben hat.
Findest du, wir sollten das Thema auch so wie Mao angehen?
Ohne diese ökonomischen Aspekte auf dem schlechter ausgebildeten Teil der Freßkette bin ich voll für Interkulturalität. Mit Blue Card (also Konkurrenten für mich) hab ich keine Probleme.

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