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Sonntag, 5. November 2006
Fashion shoppen
che2001, 00:26h
Der G. bedrängte mich, ich sollte mit ihm doch mal Klamotten kaufen gehen. Geld hätte ich ja, und im Augenblick gäbe es in der Stadt supergünstige Angebote. Nun habe ich einen Cardin- einen Erdmann- einen Boss- und einen Mangoonanzug sowie 4 Anzüge von C&A, Schuhe von Borelli und Luigi di Mauro, und das ist für mich Arbeitskleidung. In meinem Job braucht man das, so wie der Malocher den Blaumann. Klar finde ich die Klamotten auch hübsch, aber in meiner Freizeit laufe ich eher leger oder dezent-chic herum, öfter auch in Stiefeln und Leder. In meiner ganz freien Freizeit trage ich Outdoor-Klamotten in Khaki und Oliv (mit schweren Stiefeln und Job-to-do-Mütze), und in Transkaukasien wurde ich deshalb schon mal salutierend begrüßt. Ich sehe keinen Grund, mir weitere chice Klamotten zu kaufen. Aber nun gut, ich ließ mich breitschlagen, und schlußendlich kam ich mit einem Satz Klemmkeile, einer Abseilbremse und einem Paar Kletterhandschuhe zurück. Kann ich gut gebrauchen, aber irgendwie fand der G. das komisch:-)
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Methusalem - vom Unfug einer Debatte
che2001, 18:16h
Quer durch alle Parteien geht eine Diskussion, die zum Inhalt hat, dass die veränderte Altersstruktur unserer Gesellschaft dazu führe, dass mehr und vor allem länger gearbeitet werden müsse, um die Altersversorgung künftiger Generationen sicherzustellen. Nun hat schon Winston Churchill gesagt, er glaube keiner Statistik, die er nicht selber gefälscht habe, und in der tat, hier wird mit unsauberen Zahlen Propaganda gemacht, die vorgibt, das Wohl künftiger Generationen im Auge zu haben, in Wirklichkeit aber der weiteren Zurichtung der Bevölkerung für einen immer weiter deregulierten Arbeitsmarkt dient. Wenn die Abhängigkeitsquote definiert wird als das Verhältniss der Arbeitenden zu den Nichterwerbstätigen, dann werden in den üblichen Statistiken nur die Rentner, gelegentlich auch noch die Arbeitslosen erfasst, nicht hingegen die Kinder. Damit stimmt aber die demografische Argumentation, derzufolge immer weniger Erwerbstätige immer mehr Münder zu füttern hätten, nicht mehr, denn wenn die Leute weniger Kinder haben, werden sie dadurch ja finanziell entlastet. Die Abhängigenquote im Jahr 1975 war, bezieht man die Kinder mit ein, weit höher als heute und wird frühestens 2022 wieder erreicht sein. Gleichzeitig wächst aber die Produktivität, immerhin ist Deutschland Exportweltmeister. Seit 1960 ist die Produktivität in Deutschland im Durchschnitt um 2,5 Prozent pro Jahr gewachsen. 2 Prozent in der Zukunft würden ausreichen, jeden zu erwartenden Rückgang in der Zahl der Erwerbstätigen aufzufangen, zumindest bis ins Jahr 2050. Mal ganz abgesehen davon, dass die wesentlichste Ursache der Arbeitslosigkeit ja die ständige Rationalisierung unserer Produktion mit damit verbundenen Entlassungen ist, was eigentlich zwei alternative Lösungen naheliegen würde:Entschleunigung der Wirtschaft, bewusst langsameres Wachstum um des Erhalts von Arbeitsplätzen willen, oder großzügige Alimentierung der Arbeitslosen ohne jede Diskriminierung, die im Prinzip dafür bezahlt werden, dass sie nicht arbeiten, wofür man ihnen im Interesse der Produktivitätsrate dankbar sein sollte.
- In den 1920er Jahren gab es einmal eine Debatte, die mit ähnlichen Bildern und Horrorszenarien arbeitete wie die heutige Überalterungsdebatte. Damals waren Karikaturen, die einen Arbeiter zeigte, der auf seinen schultern ein Joch trug, auf dem 3 oder 4 Geisteskranke oder Behinderte saßen, weit verbreitet. Von der DNVP bis zur KPD, von der DSTP bis zum Zentrum wurde diskutiert, dass die ständige Zunahme geistiger Erkrankungen und Behinderungen, die als erblich angesehen wurden, zu einer allgemeinen "Zersetzung" der Volksgesundheit und zu nicht mehr bezahlbaren Unterbringungskosten in den Heil- und Pflegeanstalten führen würden. Die Debatte endete im Massenmordprogramm derNazis, doch wird heute meist übersehen, dass dies nur die radikale Ausführung eines Programms war, das, auf falschen biologischen Annahmen basierend, damals politischer Mainstream quer durch alle Parteien war. Selbst die Innere Mission hatte Denkschriften zur zwangsweisen Sterilisierung von Psychiatrieinsassen, Demenz-und Trisomiekranken sowie sog. "Asozialen" (Armutsalkoholiker, Wiederholungsverbrecher, bettelarme Familien mit besonders vielen Kindern) verfasst, und schon 1920 war die Broschüre „Die Freigabe der Vernichtung lebensunwerten Lebens. Ihr Maß und ihre Form“von dem Psychiater Alfred Erich Hocheund dem Juristen Karl Binding erschienen. Die "Euthanasie" war also nicht der wirre Wahn der Nazis, sondern Ergebnis eines damaligen Herrschaftsdiskurses in den HUmanwissenschafte und z.T. auch der Volkswirtschaft und der politischen Publizistik, Teil eines eugenischen Gesamtprogramms, dem es um die Optimierung der Bevölkerung nach den Erfordernissen kapitalistischer Verwertungsbedürfnisse ging. Wenn man sehr zynisch ist, könnte man sagen, die Shoah war dann sozusagen Hilters persönliche Note -der durchgedrehte Rassenhass des "Führers knüpfte an die Ausmerze der überflüssigen Esser an, also machte man mit den Juden, an deren Vermögen sich der Normaldeutsche gerne bereichert hatte, das Gleiche wie zuvor mit den Allerschwächsten und Allerwehrlosesten und trieb hierbei die Ausbeutung menschlicher Arbeitskraft buchstäblich bis zur Verwertung der Knochen. So etwas wäre sicher keinem der gutbürgerlichen Eugeniker der 20er Jahre vorstellbar gewesen, fest steht aber, dass das größte Verbrechen der Menschheitgeschichte in der Kontinuität einer Debatte steht, die nicht nur Ähnlichkeit mit der heutigen Alterspyramidendiskussion aufweist, sondern ideengeschichtlich deren Vorläuferin war. Heute wie damals geht es nicht darum, einem echten Problem entgegenzusteuern, nämlich der Nichtmehrfinanzierbarkeit der Rentenkassen, sondern die Profitmaximierung durch die Verschärfung der unmittelbaren Ausbeutung voranzutreiben und dies ideologisch zu rechtfertigen. Wenn Ihr also Schirrmacher, Tiefensee, Milbradt, Mißfelder oder auch Bütikofer künftig von Überalterug unsererGesellschaft und der sich daraus ergebenden Notwendigkeit von Mehrarbeit und längerer Lebensarbeitszeit faseln hört, schaut ihnen genau ins Gesicht - und denkt daran, was sich dahinter verbirgt, und auch an die Tradition, in der dieses Argumentationsmuster steht.
Literatur zum Thema:
Nicholas Strange, Keine Angst vor Methusalem!
Albrecht Müller, Die Reform-Lüge
Götz Aly, Karl Friedrich Masuhr, Maria Lehmann, Karl Heinz Roth, Reform und Gewissen, "Euthanasie" im Dienst des Fortschritts
Götz Aly, Susanne Heim, Aussonderung und Tod. Die klinische Hinrichtung der Unbrauchbaren
Götz Aly, Susanne Heim, Ökonomie der Endlösung
Susanne Heim, Ulrike Schaz, Berechnung und Beschwörung. Überbevölkerung-Kritik einer Debatte
Jaqueline Kasun, The War on Population
- In den 1920er Jahren gab es einmal eine Debatte, die mit ähnlichen Bildern und Horrorszenarien arbeitete wie die heutige Überalterungsdebatte. Damals waren Karikaturen, die einen Arbeiter zeigte, der auf seinen schultern ein Joch trug, auf dem 3 oder 4 Geisteskranke oder Behinderte saßen, weit verbreitet. Von der DNVP bis zur KPD, von der DSTP bis zum Zentrum wurde diskutiert, dass die ständige Zunahme geistiger Erkrankungen und Behinderungen, die als erblich angesehen wurden, zu einer allgemeinen "Zersetzung" der Volksgesundheit und zu nicht mehr bezahlbaren Unterbringungskosten in den Heil- und Pflegeanstalten führen würden. Die Debatte endete im Massenmordprogramm derNazis, doch wird heute meist übersehen, dass dies nur die radikale Ausführung eines Programms war, das, auf falschen biologischen Annahmen basierend, damals politischer Mainstream quer durch alle Parteien war. Selbst die Innere Mission hatte Denkschriften zur zwangsweisen Sterilisierung von Psychiatrieinsassen, Demenz-und Trisomiekranken sowie sog. "Asozialen" (Armutsalkoholiker, Wiederholungsverbrecher, bettelarme Familien mit besonders vielen Kindern) verfasst, und schon 1920 war die Broschüre „Die Freigabe der Vernichtung lebensunwerten Lebens. Ihr Maß und ihre Form“von dem Psychiater Alfred Erich Hocheund dem Juristen Karl Binding erschienen. Die "Euthanasie" war also nicht der wirre Wahn der Nazis, sondern Ergebnis eines damaligen Herrschaftsdiskurses in den HUmanwissenschafte und z.T. auch der Volkswirtschaft und der politischen Publizistik, Teil eines eugenischen Gesamtprogramms, dem es um die Optimierung der Bevölkerung nach den Erfordernissen kapitalistischer Verwertungsbedürfnisse ging. Wenn man sehr zynisch ist, könnte man sagen, die Shoah war dann sozusagen Hilters persönliche Note -der durchgedrehte Rassenhass des "Führers knüpfte an die Ausmerze der überflüssigen Esser an, also machte man mit den Juden, an deren Vermögen sich der Normaldeutsche gerne bereichert hatte, das Gleiche wie zuvor mit den Allerschwächsten und Allerwehrlosesten und trieb hierbei die Ausbeutung menschlicher Arbeitskraft buchstäblich bis zur Verwertung der Knochen. So etwas wäre sicher keinem der gutbürgerlichen Eugeniker der 20er Jahre vorstellbar gewesen, fest steht aber, dass das größte Verbrechen der Menschheitgeschichte in der Kontinuität einer Debatte steht, die nicht nur Ähnlichkeit mit der heutigen Alterspyramidendiskussion aufweist, sondern ideengeschichtlich deren Vorläuferin war. Heute wie damals geht es nicht darum, einem echten Problem entgegenzusteuern, nämlich der Nichtmehrfinanzierbarkeit der Rentenkassen, sondern die Profitmaximierung durch die Verschärfung der unmittelbaren Ausbeutung voranzutreiben und dies ideologisch zu rechtfertigen. Wenn Ihr also Schirrmacher, Tiefensee, Milbradt, Mißfelder oder auch Bütikofer künftig von Überalterug unsererGesellschaft und der sich daraus ergebenden Notwendigkeit von Mehrarbeit und längerer Lebensarbeitszeit faseln hört, schaut ihnen genau ins Gesicht - und denkt daran, was sich dahinter verbirgt, und auch an die Tradition, in der dieses Argumentationsmuster steht.
Literatur zum Thema:
Nicholas Strange, Keine Angst vor Methusalem!
Albrecht Müller, Die Reform-Lüge
Götz Aly, Karl Friedrich Masuhr, Maria Lehmann, Karl Heinz Roth, Reform und Gewissen, "Euthanasie" im Dienst des Fortschritts
Götz Aly, Susanne Heim, Aussonderung und Tod. Die klinische Hinrichtung der Unbrauchbaren
Götz Aly, Susanne Heim, Ökonomie der Endlösung
Susanne Heim, Ulrike Schaz, Berechnung und Beschwörung. Überbevölkerung-Kritik einer Debatte
Jaqueline Kasun, The War on Population
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Keinen Fußbreit den Faschisten!
che2001, 17:13h
Bislang hat es zwar etwas Gewuppe gegeben, aber keine wirklich schweren Auseinandersetzungen. Anderweitig verterminiert, kann ich nicht dabei sein, wünsche aber nach Bremen alles Gute und hoffe, dass die braune Pest den Tag in unangenehmer Erinnerung behält.
http://www.radiobremen.de/nachrichten/meldung.php3?id=32220
http://bremen.antifa.net/
http://www.radiobremen.de/nachrichten/meldung.php3?id=32220
http://bremen.antifa.net/
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Ches politisch unkorrektes Essen
che2001, 16:59h
Wunderbar: Eine fertige Mischung aus Couscous mit Wildkräutern und Waldpilzen aus dem Laden für vegane Kost, eigentlich als Vollmahlzeit gedacht, als Beilage zu Wildschweingulasch, dazu Ayran und Bordeaux. Na ja, bevor ich mir den Gourmet leisten konnte, war ich Anhänger des Currywurst-Kommunismus, wahrscheinlich wirkt sich das aus.
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Lasst Borat leben!
che2001, 16:56h
Jetzt haben also die PC-Spacken zugeschlagen und gegen Sacha Cohens Film "Borat" Strafanzeige wegen Volksverhetzung erstattet. Das ist latürnich der beste Weg, zur Völkerverständigung beizutragen: Man braucht nur die Satire abzuwürgen, den Spaß zu verbieten und einen Komiker mundtot zu machen. Ich war immer schon dafür, einen Witzbollah einzusetzen, der zu entscheiden hat, über was gelacht werden darf. Es lebe der Pietcong!
P.S. Hoffentlich schaffe ich es noch den Film zu sehen, nicht, dass die den absetzen, die kriegen ja alles fertig.
P.S. Hoffentlich schaffe ich es noch den Film zu sehen, nicht, dass die den absetzen, die kriegen ja alles fertig.
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