Dienstag, 20. Oktober 2009
Seltsame Welten
Wenn ich lese, was in antideutschen, trotzkistischen, wertkritischen und MG-nahen Blogs mit Hauspostnummer in Ostelbien so abgeht kann ich nur den Kopf schütteln.

Zugegeben,meine eigene linke Verortung sieht auch völlig anders aus.

Das sind dann bei mir die autonome und Antifa-Antira-und Flüchtlingss/asylsolidaritätszene einschließlich der politischen Selbstorganisationen von Flüchtlingen in Göttingen, Hannover, Bremen und die daran angedockten sehr viel kleineren Szenen in Alfeld und Hildesheim sowie in Kassel, und in Hamburg rund um Hafenstraße und Flora, bezogen auf den Zeitraum 1982-jetzt, seit 2002 aber nur noch fragmentarisch. Und da wären solche Debatten wie in diesen distinktionslinken Blogs mit ihrer "Ich bin bessere/r Linke/r als Du" - Attitüde kaum denkbar gewesen. Anarcho-Positionen, Radikalfeminismus, früher noch Ökofundamentalismus und ganz diffuse, bauch-linke Ansätze waren da weit verbreiteter als im engeren Sinne kommunistische Positionen oder "Antiimperialismen", die mit exotischen Diktaturen liebäugeln. Viel verbreiteter sind da offene, nicht festgelegte Weltbilder nach Patchwork-Muster, z.B. so ne Mischung aus allgemeinem PC (gegen Sexismus, Rassismus, Homophobie, Ausgrenzung von Minderheiten allgemein), Bushido-Kampfsportethos (im Ernst bei manchen Leuten sogar mit Jedi-Mythologie gemischt) und allgemeiner Staatsferne bei gleichzeitigem sozialen Engagement. Als während des Jugoslawienkrieges mal ein paar Leute in Göttingen meinten, für Milosevic sein zu müssen, hießen die überall nur noch "Stalins Schergen" und wurden verspottet. Dabei waren das gerade mal 5 Personen im Durchschnittsalter von 18.


Nicht, dass so etwas nicht ein Ausdruck von Theoriedefiziten wäre, aber die linken Diskussionen, in denen ich so zu Hause bin, bewegen sich zwischen den Ansätzen zwischen eher "lebensweltlichen" als theoretisch besonders beschlagenen linken Positionen, Kritischer Theorie, Wertkritik und Neuem Antiimperialismus, nicht aber in den Spannungsverhältnissen der meisten innerlinken Blogdiskussionen, und auch in einem völlig anderen Klima, meist an linken Kampagnen und Aktionen (Kein Mensch ist illegal, No Lager usw.) aufgehängt. Die in diesen Bloggerdiskussionen immer wieder namentlich auftauchenden "Antiimps" kenne ich auch nur noch als die mehr oder minder unmittelbare Unterstützerszene der RAF, und die gibt es seit 1994 nicht mehr. Was in der Hinsicht heute dort gebloggt wird sind Geisterdebatten.


Die meisten linken Diskussionen, die ich so kenne, sind Diskussionen realer Menschen in einem Plenum, und die gehen anders. Abgesehen davon, dass ich genug Autonome kennenglernt habe, die niemals online diskutieren würden, da sie fürchten, vom Staatschutz ausgespäht zu werden, oder gar keinen Computer haben und ihre Papers per Typenradscheibmaschine tippen. Diese Art von symbolpolitisch aufgeladenen Distinktions- und Dominanzdebatten, die in manchen linken BLogwelten stattfinden, kenne ich auch - von linken Hochschulgruppen in KB- oder MG-Umfeld so zwischen 1982 und 89. Von den eher aktionsorientierten undogmatischen Linken wurden die seit jeher wenig ernst genommen oder gar nicht beachtet. Teilweise habe ich das Gefühl, das Schlechteste von damals wird, angehübscht mit antideutscher Attitüde und einem Vokabular zwischen Kritischer Theorie und Foucault, aber ohne deren tieferes Verständnis wieder aufgebrüht.

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Gesagt, wie es ist.
Und dabei Eines nicht ausgesprochen, was mehr und mehr in Vergessenheit gerät: Geschichte wird gemacht.


http://inform.antville.org/stories/1937305/

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Abgespritzt
Da steht also mal wieder eine Ärztin vor Gericht, weil sie reihenweise Krebspatienten durch überdosierte Schmerz- und Beruhigungsmittel getötet haben soll. Grauenhaft, diese Regelmäßigkeit, in der sich das wiederholt. "Frau Doktor, sie vergiften mich doch nicht?" "Keine Sorge, ich spritze Ihnen doch nur ein kleine Mengele."

Oder so.

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