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http://www1.wdr.de/daserste/monitor/sendungen/silvesternacht-102~_compage-1.html
https://www.freitag.de/autoren/antjeschrupp/koeln-ist-nicht-kairo-warum-wir-einen-kuehlen-kopf-bewahren-sollten
https://www.welt.de/vermischtes/article151094026/Fake-Fotos-gaukeln-Uebergriffe-auf-Frauen-vor.html
https://de.qantara.de/inhalt/sexuelle-uebergriffe-auf-frauen-in-der-silvesternacht-der-aufschrei-von-koeln
Wie dem auch sei, das Ganze hatte etwas zu tun mit Straßenkriminalität, Alkohol und sexualisierter Gewalt. Alles schlimm genug - aber ein Zusammenhang zur Asylpolitik, speziell zur "Willkommenskultur" besteht ebensowenig wie zum Islamismus, und von Clash of Cultures kann erst recht keine Rede sein. Diese Zusammenhänge wurden im weiteren Diskurs aber herbeigewillkürt. Im Vorfeld der letzten Sylvesternacht war frühzeitig davon die Rede, dass eine besondere Sicherheitslage herrsche und die Polizei besonders massive Präsenz zeigen würde. Die Medienstimmung klang nach Alarmstufe rot, und ich bemerkte schon mit skeptischer Aufmerksamkeit, dass von der relativierenden Berichterstattung zu dem Thema die vorher stattgefunden hatte nichts mehr zu spüren war. Dann blieb es erfreulicherweise ruhig. Die Kölner Domplatte war ein sicherer Ort. Einerseits. Andererseits wurde von der Polizei massenweise junge Männer abgefangen, die aufgrund ihres maghrebinischen Erscheinungsbilds als potenziell verdächtig erschienen. Sicher wurden dabei tatsächliche Belästiger/Belästigenwoller dingfest gemacht. Dafür wurde eine größere Personengruppe eingekesselt. Beim Hamburger Kessel wurden hinterher die Rechtswidrigkeit des Einsatzes festgestellt.
https://de.wikipedia.org/wiki/Hamburger_Kessel
Gelten für junge Männer aus Nordafrika andere Grundrechte als für linke Deutsche? Es wurde von der Polizei berichtet, dass viele der kontrollierten Männer alkoholisiert waren und Feuerwerkskörper mit sich führten. Das wurde in einem Tonfall geäußert, als ob das für die Gefährlichkeit der Kontrollierten spräche. Junge Männer laufen alkholisiert ! mit Feuerwerkskörpern dabei !! durch die Sylvesternacht !!!
Boah, was für eine Nachricht! In Rotterdam ist gestern ein Sack rostige Nägel umgefallen. In Boheí ist heute ein Wasserbüffelfuhrwerk im Reisfeld steckengeblieben.
Angesichts der außergewöhnlich hohen Anzahl der angezeigten sexuellen Belästigungen beim vorigen Sylvester ist aber noch etwas ganz anderes zu fragen. War die ethnische Herkunft der Belästiger entscheidend dafür, dass angezeigt wurde? Wie hoch ist die Dunkelziffer bei anderen Ereignissen, etwa Betriebsfeiern, Schützenfesten, Feuerwehrfesten auf dem Dorf, beim Karneval, beim Oktoberfest, auf der Reeperbahn?
Damals, in der Abizeit, war eine beliebte Nummer auf Bernies Parties "Leah antanzen". Von hinten an sie ran und mit beiden Händen ihre Brüste umfassen. Haben viele Jungs gemacht und sich nichts bei gedacht. Zum Glück war sie stabil genug um es geschehen zu lassen, aber angenehm war es ihr nicht. Später, in der Firma, hat der Topvertriebler auf der Weihnachtsfeier meine Teamkollegin angefasst und eine geballert bekommen. Dann schnappte er sich eine neunzehnjährige Azubine. Die konnte sich nicht wehren. Konsequenz: Null. Das war eine Vertriebsorganisation, man macht nichts gegen das beste Pferd im Stall.
Wir haben auf dem Oktoberfest ca 13.000 Beschäftigte.
Davon sind 1.500 jüngere weibliche Bedienungen. Jeder dieser 1.500 durchaus auch nach Optik ausgewählten Dirndl-Mädels
wird sagen wir mal pro Tag einmal sexuell
belästigt, genau einmal!
Oktoberfest dauert 16 Tage.
Szenenwechsel: Ausflugsdampfer auf dem Rhein, Loreley-Fahrt.
O-Ton jüngerer weiblicher Serviererinnen: na so zwei, drei, viermal am Tag
benehmen sich die Herren der Schöpfung schon komisch, um es mal so zu
sagen. Bis zu 4 mal am Tag...auf einem gemütlichen Rheindampfer,
tagsüber und ohne Gröhl-Saufen.
32 Sexualdelikte an allen 16 Wiesentagen - das glaubt die bayrische
Polizei doch nicht einmal im Vollsuff...
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zahlreiche Flüchtlingsunterkünfte betreibt, war in den letzten Jahren
immer wieder in Skandale verwickelt: Im westfälischen Burbach
misshandelten Mitarbeiter über Monate hinweg Flüchtlinge. Im hessischen
Marburg entließ das Unternehmen eine Heimleiterin, weil sie zu viel
Mitgefühl mit den Bewohnern zeigte. Im sauerländischen Finnetrop soll
ein mehrfach vorbestrafter EHC-Heimleiter eine Syrerin vergewaltigt haben.
Um diese Skandale zu dokumentieren und die Machenschaften des
profitorientierten Unternehmens EHC aufzudecken, wurde nun unter
http://ehcwatch.blogsport.eu ein neuer Watch-Blog eingerichtet. Auf
dieser Internetseite werden Berichte über EHC gesammelt. Außerdem können
betroffene Flüchtlinge und interessierte Bürger dort ihre Erfahrungen
anonym und sicher veröffentlichen.
Mit diesem Projekt soll der öffentliche Druck auf EHC erhöht werden.
Damit das funktioniert, benötigen wir Ihre Hilfe: Schicken Sie uns Ihre
Erfahrungsberichte. Erzählen Sie anderen von dem Projekt. Verlinken Sie
den Watch-Blog auf Ihren Internetseiten. Nutzen Sie Ihre
Social-Media-Kanäle. Informieren Sie die politischen Entscheidungsträger
in Ihrer Kommune über die Machenschaften von EHC. Mit jedem dieser
Schritte tragen Sie dazu bei, dass der Druck auf European Homecare und
seine Vertragspartner wächst und sich die schrecklichen Skandale der
letzten Jahre nicht wiederholen.
Wir danken Ihnen für Ihre Unterstützung.
Mit freundlichen Grüßen
Die Initiatorinnen und Initiatoren des EHC-Watch-Blogs
http://ehcwatch.blogsport.eu
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- Wenn ich heute linke oder feministische Diskurse verfolge tue ich das mit einem ähnlichen Interesse wie damals, wie damals mit einer ambivalenten Mischung aus Empathie, Solidarität, Kritik, Belustigung und Entsetzen, je nachdem. Zumindest bezüglich gebloggter Auseinandersetzungen und auch bezogen auf zumindest einen Teil der wenigen betreffenden Menschen die ich auch real kennenlernen konnte habe ich allerdings den Eindruck, dass von dieser Selbstverständlichkeit im sozialen Miteinander nichts vorhanden ist. Ich könnte mir allerdings auch kaum vorstellen dass Leute wie **** oder ****** sonderlich hilfreich bei einem Umzug oder einer Renovierung wären;-)
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https://che2001.blogger.de/stories/2613057/
Dann aber hatte ich ein zweites Gespräch im Kollegenkreis über ein politisches Thema. Diesmal ging es um Gentrifizierung, genauer gesagt um Häuser in Kreuzberg, die von ihren Besitzern mit teils kriminellen Methoden entmietet werden. In einem Fall hatte man Arbeiten am Dach bewusst im Dezember durchgeführt, damit es in den abgedeckten Dachstuhl hineinschneit und dann das Schmelzwasser die Treppenstiegen hinabfließt. Auf die Weise hatte man alle HausbewohnerInnen vertrieben bis auf eine 83 jährige Omi, die verhärmt abends in einer Eckkneipe saß und ihr Leid klagte. Da kamen meine Kolleginnen damit, dass man doch mit seinem Eigentum machen kann was man wolle, eine 83jährige gehöre eh ins Altenheim und nicht in ein Miethaus und in Berlin wuerden sie eh glauben, es sei moeglich, Sozialismus mit westlichem Lebensstandard zu haben. Mir wuerde mein Gutmenschentum schon vergehen, wenn ich erst das Mietshaus erben wuerde. Ueberfluessig zu erwaehnen dass ich empoert und sauer war. Ziemlich reaktonaeres, dumpfbackiges Publikum, meine lieben Kolleginnen.
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Und heute? Die Alltagsgeschichte ist absolut etabliert, die Historische Schule, ja die gesamte politische Geschichte/Ereignisgeschichte ist selber Historie. Sogar das wehrhistorische Museum der Bundeswehr arbeitet strikt alltagshistorisch. Die Schlachten Napoleons werden nicht mehr dahingehend analysiert wer wen wie taktisch ausmanövriert hat, sondern es wird veranschaulicht wie sich das für den kleinen Soldaten angefühlt hat, und Aspekte beackert an die man früher im Traum nicht gedacht hätte: Etwa die Tatsache, dass nach dem großen Sterben Massen an Zahnärzten über die Schlachtfelder strichen, um den Gefallenen die Zähne zu ziehen, als Rohmaterial für Prothesen. Alltagsgeschichte rules, feministische Geschichtswissenschaft auch. Pardon, wir haben gewonnen. Aber nur in der Theorie; die Theorie als Theorie des politischen Handelns hat sich unendlich von den damaligen Debatten entfernt, und wir sind weiter als je zuvor von der Durchsetzung klassenkämpferischer Forderungen entfernt.
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https://www.youtube.com/watch?v=C0aWK68dYxc
https://www.youtube.com/watch?v=yazLuGlQ0bg
https://www.youtube.com/watch?v=OzwpihgPhUE
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https://che2001.blogger.de/stories/453454/
, eine Story die mir meine große Schwester nicht glauben wollte (O-Ton"Sowas passiert in der Türkei oder in Mexiko, aber doch nicht in Deutschland!" - Opa: "Doch, dass passiert in Göttingen!")
Es begann mit einer Diskussion mit einem Polizeibeamten, der meinte, wenn er einen Asylbewerber zur Abschiebung abführe, hätte er keine Empathie für diesen,ein VW-Arbeiter empfinde ja auch keine Empathie für ein Werkstück,und genauso emotionslos müsse er seinen Job sehen.
Als ein Freund von mir dies als unmenschlich bezeichnete, hatte er eine Sekunde später eine Pistolenmündung am Kopf.
Daraufhin sind zwei Leute dem Beamten in den Arm gefallen hielten ihn festr er hielt
die Waffe weiter auf meinen Freund gerichtet
und dann über eine halbe Stunde, kann auch ne Stunde gewesen sein, bliebe alle so stehen, bis ein Deeskalationstrupp mit einem Polizeipsychologen kam, der ihn dazu brachte, die Waffe einzustecken. Die beiden engagierten Passanten bekamen dann ein Ermittlungsverfahren wegen Widerstand. So viel zu der alten Story.
Ja und dann zweimal großartig essengegangen, außer den Tafelfreuden zu Hause, wie immer am Ende das kultische Besäufnis. Jetzt ist erstmal Regeneration im Fitnesscenter angesagt, und auch zwischen den Festen Kundenbesuche, Hoffnung auf Neuabschlüsse.
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Ich könnte ja jetzt auch ins Feld führen "als ich eingeschult wurde spielten die Beatles noch als Band zusammen, galten Überschallpassagierflugzeuge als das Transportmittel der nahen Zukunft, waren die Sex Pistols noch nicht gegründet und konnten in Deutschland Kleinkaliberwaffen, auch Maschinenpistolen mit verminderter Durchschlagskraft ohne Waffenschein gekauft und im Quellekatalog bestellt werden. Außerdem gab es Vistramhosen." Und sagt das irgendwas aus zu kulturpolitischen Entscheidungen oder Fragestellungen?
Eben.
https://www.welt.de/kultur/article159207567/Warum-die-Berliner-Volksbuehne-sterben-muss.html
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Aufenthaltserlaubnisse nach §25 Abs. 5 wegen Unzumutbarkeit einer Rückkehr.
http://www.weser-kurier.de/bremen/bremen-politik-wirtschaft_artikel,-80-Afghanen-duerfen-in-Bremen-bleiben-_arid,1514770.html
https://www.taz.de/Bremen-schiebt-nicht-nach-Afghanistan-ab/!5363927/
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Thomas Ruttig ist Co-Direktor des Afghanistan Analysts Networks, einem unabhängigen Thinktank. Erstmals war er 1983 in Afghanistan, seit 1988 hat er sich immer wieder für lange Zeit dort aufgehalten, um als Diplomat, UN- und EU-Mitarbeiter, dann als unabhängiger Analyst den Konflikt zu beobachten. Er spricht Paschtu und Dari und kennt auch den Süden, die Hochburg der Taliban.
Auf der Veranstaltung des Flüchtlingsrats am 2.12.2016 referierte Thomas Ruttig zur aktuellen Lage in Afghanistan. Im FAKT-Beitrag des mdr „Kritik an geplanten Rückführungen“ trat er als Fachmann auf. Auf seiner Homepage führt er aus:
„Begriffe wie “sichere Gebiete” oder “interne Fluchtalternativen” sind nur Hilfskonstruktionen. So wie auch der Begriff “ausreichend sicher” (den u.a. de Maizière verwendet) oder, wie in AA-Einschätzungen, Begriffe wie „kontrollierbare, überwiegend kontrollierbare ausreichend kontrollierbare, überwiegend nicht kontrollierbare, nicht kontrollierbare Sicherheitslage“ – was dann, bei konkreten Bewertungen, wie z.B. nach dem Taleban-Angriff aus Kundus, zu schwer verständlichen Einschätzungen führt wie „ausreichend kontrollierbar, zeitweise jedoch überwiegend nicht kontrollierbar“ – und damit auf die Fluidität der Situation hinweist. “Sichere Gebiete” aber sollten ja über längere Dauer stabil und wohl auch wirtschaftlich lebensfähig sein.“
Wir dokumentieren hier seinen Vortrag in Stichpunkten sowie nachfolgend sein Interview mit der Süddeutschen Zeitung vom 16.12.2016:
________________________________________
Abschiebung nach Afghanistan:
“Afghanistan ist zweifelsfrei kein sicheres Herkunftsland”
Die Bundesregierung schickt 34 Afghanen zurück in ihre Heimat. Teile des Landes seien “sicher genug”. Analyst Thomas Ruttig sieht die Lage ganz anders.
Interview von Moritz Matzner
SZ.de: Herr Ruttig, teilen Sie die Einschätzung der Bundesregierung, dass es in Afghanistan Regionen gibt, die sicher genug sind?
Thomas Ruttig: Begriffe wie “sicher genug” sind wohl deswegen so vage formuliert, damit man sie nicht überprüfen kann. Was sind denn die Kriterien? Die Regierung sagt, sie informiert das Parlament, die Öffentlichkeit. Doch die Berichte sind unter Verschluss.
Afghanistan ist zweifelsfrei kein “sicheres Herkunftsland”. Die Situation dort gehört [mindestens] in die Top 5 der intensivsten Konflikte weltweit [sagen renommierte Friedensforschungsinstitute wie das Stockholmer SIPRI, das – glaube ich – Afghanistan sogar auf Platz 2 hat].
Aber bezieht sich das auf das ganze Land?
Es gibt nur mehr oder weniger unsichere Gebiete – aber das ist alles. Bamiyan etwa wird immer als Positivbeispiel genannt, wo es zwischen September 2015 und Mai 2016 nach offiziellen Angaben einer EU-Agentur 33 sogenannte sicherheitsrelevante Zwischenfälle gab. Das ist nur im Vergleich wenig.
Außerdem: Man kann die Provinzen nicht getrennt voneinander betrachten. Ich war selbst Ende Mai in Bamiyan. Man kommt nur per Flugzeug hin, alle Straßen, die aus der Provinz herausführen, sind zu; die Taliban kontrollieren also den Zugang. Da überlegen Sie sich mal, wie sicher Sie sich fühlen, wenn Sie ringsherum belagert werden.
Wie erklären Sie sich dann die Entscheidung der Bundesregierung, die Menschen jetzt zurückzuschicken?
Es ist eine rein innenpolitische Entscheidung. Nicht die Sicherheitslage in Afghanistan, sondern die politische Stimmung in Deutschland ist für diesen Beschluss ausschlaggebend gewesen.
Wieso trifft es ausgerechnet die Afghanen?
Die Afghanen sind die zweitgrößte Flüchtlingsgruppe in Deutschland. Wenn man also jetzt Asylsuchende loswerden will, dann ist es klar, dass man da ansetzt. Dass in Afghanistan weiterhin Krieg herrscht, ist in Deutschland nicht mehr so im Bewusstsein. Kabul ist nicht Aleppo. Aber es war mal wie Aleppo.
Nach dem Fall von Kundus an die Taliban im Herbst 2015 und deren Vorrücken in anderen Provinzen ist die Zahl der Binnenflüchtlinge stärker gestiegen als in den letzten 15 Jahren. Bei vielen ist noch die Erinnerung an die Herrschaft der Taliban präsent. Sie haben deren Vormarsch in den 90er Jahren miterlebt und wissen, wie schnell es kippen kann.
Die 34 Flüchtlinge, die jetzt abgeschoben wurden, sind erst der Anfang. Etwa 12 500 Afghanen sind “ausreisepflichtig”. Welche Zukunft erwartet sie in ihrer Heimat?
Afghanistan bleibt eines der ärmsten Länder der Welt. Konfessionelle Spannungen zwischen Schiiten und Sunniten sind zwar viel weniger präsent als etwa in Syrien oder dem Irak. Dafür gibt es ethnische Spannungen. Vor allem: Das Land befindet sich seit 40 Jahren in einem Krieg, der durch den sowjetischen Einmarsch zu Weihnachten 1979 internationalisiert wurde. In all diesen Jahren sind Kriegsverbrechen passiert, die nie aufgearbeitet wurden. Keiner der Haupttäter wurde zur Verantwortung gezogen. Um Konflikte auszutragen, gibt es keine wirklich funktionierenden politischen Kanäle und Institutionen. Die Regierung ist korrupt. Der Aufstand der Taliban ist eher ein Symptom, denn die Ursache. Viele Menschen haben sich ihnen anfangs zugewandt, weil sie keine politische Alternative sahen. Diese Front hat sich dann verhärtet.
Etliche Länder engagieren sich noch immer in Afghanistan in der Hoffnung, dass es dort besser wird. Auch Deutschland.
Die meisten Beobachter sind sich einig, dass sich die Situation in den nächsten Jahren weder stark zum Besseren noch zum Schlechteren wenden wird. Afghanistan hängt an einem Tropf, wird lediglich am Leben erhalten. Aussicht auf Besserung besteht bei einem bloßen Weiter-so nicht. Und die Situation kann sich durchaus verschlechtern. Falls zum Beispiel Donald Trump als US-Präsident ab nächstem Jahr die amerikanischen Truppen abzieht, oder die finanzielle Hilfe stark verringert, kann sich die Situation rapide verschlechtern.
weitere Infos:
Afghanistan Zhaghdablai ~ Thomas Ruttig über Afghanistan
--
Flüchtlingsrat Niedersachsen e.V.
Röpkestr. 12
30173 Hannover
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Isolation und Einschüchterung
Am Freitag, 16.12., demonstrierten insgesamt 60 Geflüchtete und
Unterstützer*innen in dem Dorf Wollershausen im Landkreis Göttingen für
menschenwürdige Lebensbedingungen. Sie kritisierten die isolierende
Unterbringung in einer Massenunterkunft, den unzureichenden Zugang zu
Deutschkursen sowie die Abgeschiedenheit und das Fehlen bezahlbarer
Transportmittel. Deutlich wurde, dass sie sich durch Ignoranz und
Einschüchterung nicht mundtot machen lassen.
Im Rahmen der Kundgebung ergriffen die Geflüchteten die Gelegenheit am
Mikrofon zu Wort zu kommen und ihre Situation zu schildern. Kernpunkte
ihrer Forderungen sind der Wunsch nach Teilhabe und einem “ganz normalen
Leben”, sowie eine Zukunft für sich und ihre Kinder in Deutschland. Sie
wandten sich gegen den Terror von Abschiebungen, Sozialkürzungen und
Diskriminierung bei Behördengängen.
Bereits am 4.11.2016 hatte es Proteste von Geflüchteten in Wollershausen
gegeben. Um ihre Anliegen erneut in den Fokus zu rücken und ihnen zu
signalisieren, dass sie in ihrem Kampf nicht alleine stehen, war dieses
Mal ein Bus von Unterstützer*innen aus Göttingen angereist. “Wer
versucht, einzelne einzuschüchtern, legt sich mit uns allen an! Wir
setzen uns gemeinsam für die Verwirklichung der erhobenen Forderungen
ein.” so eine Sprecherin der Basisdemokratischen Linken.
Die Forderungen der Geflüchteten in Wollershausen:
Wir wollen richtige Integration statt Isolierung.
Wir wollen gut strukturierte Deutschkurse für die unterschiedlichen
Niveaus. Das würde uns mehr Motivation und Hoffnung auf eine Zukunft in
Deutschland geben.
Wir wünschen uns Förderung für Fahrten nach Göttingen für diejenigen,
die dort Deutschkurse besuchen oder dies in Zukunft machen wollen.
Wir fordern Internetzugang, um an Informationen zu kommen und
Kommunikationsmöglichkeiten zu haben, sowie Fernsehen mit
unterschiedlichen Kanälen zum Zeitvertreib.
Wir wünschen uns mehr Kontakt zur deutschen Bevölkerung, statt einer
Isolierung der Asylbewerber.
Wir wollen, dass man uns zuhört anstatt uns einzuschüchtern!
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Härtefallkommission behandelt, unterstützt deshalb bitte die Petition, um
seine Abschiebung zu stoppen! Rückfragen können gerne an Rebecca von Ghyczy
(rebecca.ghyczy@outlook.com) gerichtet werden.
Zur Petition:
https://www.change.org/p/bundesamst-f%C3%BCr-mitgration-keine-abschiebung-afghanischer-hindu-herr-samir-narang
Samir Narang wurde am Donnerstag den 08.12.2016 in der Zentralen
Ausländerbehörde in der Amsinckstraße Hamburg festgenommen als er den
Antrag auf Verlängerung seiner Duldung stellen wollte. Anschließend wurde
er dem Haftrichter in Abwesenheit seines eigenen Anwaltes vorgeführt. Er
befindet sich nun in Abschiebehaft in Büren und soll nach der Familie
bekannten Angaben am 14.12.2016 nach Afghanistan abgeschoben werden.
Samir Narang ist vor vier Jahren als afghanischer Flüchtling und
Angehöriger der verfolgten religiösen Minderheit der Hindus nach
Deutschland gekommen. Politisches Asyl wurde ihm von den deutschen Behörden
verwehrt. Eine Abschiebung stellt für Samir als Hindu und somit Angehöriger
einer in Afghanistan verfolgten religiösen Minderheit und der vor Ort
vorherrschenden Sicherheitslage jedoch eine Gefahr für Leib und Leben dar.
Er erhielt deshalb eine Duldung. Innerhalb der vier Jahre, die Samir Narang
in Deutschland als Geduldeter lebte, hat er sich hier gut integriert: Er
spricht fließend Deutsch und er hat viele deutsche Freunde. Aktuell sieht
er seine einzige Zukunft mit einer Perspektive in Deutschland und ist
gerade auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz gewesen, nachdem er in der
Vergangenheit bereits mehrere Praktika absolviert und sich ehrenamtlich
engagiert hat.
Samir Narang ist, wie viele Hindus in Afghanistan in einer Schattenwelt im
Hindutempel aufgewachsen, versteckt vor täglichen Übergriffen auf Hindus
und Sikhs durch die afghanische Mehrheitsgesellschaft. Dadurch spricht er
lediglich den Dialekt der afghanischen Hindus „Multani“ und keine der
afghanischen Amtssprachen.
Der Umgang mit religiösen Minderheiten in Afghanistan ist mit dem
international geltenden Völkerrecht nicht vereinbar. Hindus haben in
Afghanistan noch immer mit Diskriminierung in allen öffentlichen Bereichen
des Lebens zu kämpfen. Hindus werden verfolgt, geächtet und misshandelt und
auf offener Straße angegriffen. Sie sind Bürger zweiter Klasse,
werden ausgegrenzt, schikaniert, angespuckt, daran gehindert, ihre Religion
auszuleben und illegal enteignet. Schutz vom Staat erhalten sie nicht. Ihre
Gesundheit und Unversehrtheit ist durch die afghanischen Behörden und
Sicherheitskräfte keineswegs sichergestellt.
Man sieht Samir Narang auf den ersten Blick an, dass er Hindu ist, er hat
das hinduistische Zeichen „Om“ auf seinem Handrücken tätowiert. Darüber
hinaus hat er in Afghanistan keinerlei Bezugspersonen, da der Großteil der
hinduistischen Gemeinde das Land seit der massiven Zunahme der Verfolgung
in den 1980er Jahren und wiederholten Angriffen seit dem Ausbruch des
Bürgerkrieges 2001 verlassen hat. Von einst 100.000 Hindus und Sikhs in
Afghanistan sind nur noch um die 2.500 übrig. Seine gesamte Familie ist in
der Zwischenzeit ebenfalls nach Deutschland geflohen. Ohne familiären
Rückhalt drohen Samir Narang bei einer Rückführung nach Afghanistan
Obdachlosigkeit, Perspektivlosigkeit, Diskriminierung und Unterdrückung.
Sein Leben ist aufgrund der aktuellen Lage in Afghanistan akut bedroht.
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Dann gingen sie auf ihren ganzen weiteren Bekantnenkreis ein, den ich unfreiwilligerweise gut kennenlernte und darauf, mit wem sich tanzen lässt und mit wem nicht und was Tanzen generell für eine Erfahrung sei. Im Grunde war das ein Gespräch, wie ich es thematisch aus bekifften Parties, psychotherapeuthischen Sitzungen oder intensiven Briefwechseln mit vertrauten Menschen gut kenne - aber eben nicht aus der Supermarktschlange.
Ich belade mein Auto und fahre los. Von hinten blinkt mich einer mit einer Lichthupe an, oder was heißt hier Lichthupe? In Sekundenbruchteilen wird von Nah- auf Fernlicht umgeschaltet, scheinbar mit einem in die Fahrzeugelektrik eingebauten Programm, wie ein Stroboskop. Dann überholt der mich ohne zu blinken, schwenkt vor mir in die Spur und macht eine Vollbremsung, übrigens unablässig hupend, natürlich ein schwarzer Audi. Will der einen Unfall oder eine Schlägerei provozieren? Ich bleibe ruhig und weiche aus. Zuhause angekommen parke ich ein und merke etwas warmes, weiches auf meinem rechten Bein. Ich sehe, wie sich eine Maus in meinen Schoß kuschelt. Hat das Drehbuch für diesen Nachmittag Luis Bunuel geschrieben?
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Meine Damen und Herren,
ich danke ihnen ganz herzlich für diese Auszeichnung.
Vor allem aber, möchte ich meinem Mann Thomas, danken, der in 32 Tagen und Nächten, trotz Angst und Aufregung, in der Lage war, dafür zu sorgen, dass wir aus dem Gefängnis entlassen wurden. Danken möchte ich auch unseren Freunden, Christoph, Sylvia, Hauke, Uschel, Dagmar und vielen anderen, die ihm mit Trost und Rat zur Seite standen. Und meinen Kindern: Fine, Lea, Wanda, sowie Omid, dass ihr in der schweren Zeit, den Mut nicht verloren habt.
Ja, dass ihr alle da seid, war so manches Mal für mich ein Licht in der Finsternis. Das Wissen, dass es Menschen gibt, denen ich wichtig bin, hat mir die Kraft gegeben, die ich damals so dringend gebraucht habe.
Und natürlich danke ich Ludwig, der mich begleitet hat, auf dieser Reise – der zusammen mit Ramesh und mir im Gefängnis saß, und der, der Halt für Ramesh in der Gefängniszelle war.
Vor zweieinhalb Jahren haben wir uns auf den Weg nach Griechenland gemacht, um einen Jungen abzuholen, von dem ich damals nur wusste, er ist der kleine Bruder, des Liebsten, meiner Tochter. Es war mir schon klar, dass er Flüchtling ist, dass er nicht einfach kommen darf, dass es illegal ist, was ich vorhabe.
Aber mein Herz und meine innere Stimme haben mir gesagt, dass es das ist, was für mich ansteht, gerade in diesem Moment.
Wäre ich damals nicht aufgebrochen, hätte ich vielleicht miterleben müssen, dass dieser kleine Bruder tragisch verunglückt, wie so viele Menschen auf der Flucht vor Krieg und Ausweglosigkeit. Das wollte ich nicht. Und so habe ich mich zum Handeln entschlossen. Heute ist mir Ramesh ans Herz gewachsen. Einen langen Weg sind wir gemeinsam gegangen und ich bereue keinen Schritt davon.
Im vergangenen Sommer hat Deutschland eine Willkommenskultur kreiert, die aus vielen Herzen sprach. Die Politik ging es damals mit, Frau Merkels Ansichten fanden Zustimmung in sehr CDU-fernen Kreisen. Inzwischen haben wir unsere Speicher mit jungen Menschen aufgefüllt – ausgesucht, wer passt, die Wirtschaft voran bringt, den Markt der Zukunft bedienen kann. Nun wendet sich die Politik, der Randgruppe zu, die aus der Enge des Herzens agiert. Und so werden in Deutschland, die Teile der Welt für sicher erklärt, die keinen Benefit versprechen, für die
Zukunft unseres Landes.
Aufgewachsen bin ich im Osten Deutschlands, so hatte ich das Glück, keiner Religion angehören zu müssen. Da die Politik in der DDR, für denkende Menschen jenseits der Pubertät, leicht zu durchschauen war, bin ich auch fast ohne Ideologie aufgewachsen. Heute bin ich frei, von diesen beiden Fesseln der Zivilisation, was nicht heißt, dass ich ohne Glauben und Ideale bin. Aber ich bin in der glücklichen Lage, sie mir frei wählen zu können. Dafür bin ich sehr dankbar.
So ist es mir vielleicht leichter möglich, aus meinem Herzen zu handeln, im Vertrauen darauf, dass ich meine Wahrheit kenne.
Vor gut zwei Jahren wollte ich Ramesh, der damals 14 Jahre alt war, nach Deutschland holen, um ihn in Sicherheit zu bringen. Dieser Impuls war nicht politisch, er war menschlich. Das Wort Flüchtlingskrise war noch nicht erfunden, obwohl auch damals viele Menschen unterwegs waren, auf der Suche nach einem menschenwürdigen Leben in Frieden und Freiheit. Geboren aus der Sicherheit meines eigenen Lebens, dachte ich sehr schlicht, dass ich es einfach nicht ertragen könne zu wissen – ein Kind irrt allein durch Europa. Von Rameshs großem Bruder Omid, wusste ich, wie lang und gefährlich sein Weg, von Afghanistan nach Deutschland war. Ich konnte einfach nicht zu sehen, dass sich das wiederholt. Wenn das Leid der Welt einen Namen, ein Gesicht bekommt, wenn es persönlich wird, muss man manchmal handeln. Und ja, natürlich wäre es besser, politische Lösungen zu finden, aber die dauern lange. Und wie oft, ist die politische Misere zum verzweifeln!
Und, weil es uns NICHT gelungen ist, weil wir an der bulgarisch-rumänischen Grenze SCHEITERTEN, ins Gefängnis kamen, verurteilt wurden und Ramesh in Bulgarien zurücklassen mussten, darf ich heute hier stehen und zu Ihnen sprechen.
Hätten wir es damals geschafft, wäre kein Wort darüber in der Öffentlichkeit möglich gewesen, denn dann müsste ich heute damit rechnen, von einem deutschen Gericht verurteilt zu werden.
Glauben wir wirklich, dass es Menschenleben gibt, die mehr Wert sind als andere? Hätte ich ein deutsches Kind, zum Beispiel vor dem Ertrinken gerettet, wären mir viele Ehren gewiss gewesen. Wir alle aber lassen Kinder, Männer und Frauen im Mittelmeer ertrinken, aus Angst, sie würden uns etwas wegnehmen, aus Hilfosigkeit, aus Dummheit. Weil dann vielleicht alle kommen würden? Würden Sie? Und haben wir, habe ich damit zu tun, dass sie nicht bleiben können, in den Ländern, in denen sie geboren wurden? Und warum errichten wir Zäune? Damit das Fremde draußen bleibt? Und fühle ich mich sicher, wenn es draußen ist? Oder macht es mir vielleicht gerade deshalb Angst, WEIL ich es nicht kenne, nicht kennen lernen kann, weil ich es aussperre?
Ich wünsche mir statt einer Kultur der Verunsicherung eine Kultur des Vertrauens, des Vertrauens in sich selbst, in das Gegenüber, in die Welt.
Warum schicken deutsche Behörden die Menschen nach Afghanistan zurück? Aus Angst, wir könnten zu viele werden? Aus Angst, die eigene Bevölkerung würde Druck machen, wenn sie hier blieben? Oder aus dem Vertrauen, dass Afghanistan ein guter Platz zum Leben ist? Wenn dem so wäre, dann müsste niemand in Afghanistan mit einer kugelsicheren Weste aus dem Hubschrauber steigen.
Manchmal braucht es Mut, dem eigenen Gewissen und seiner Intuition zu folgen, auch in Situationen, in denen andere mit Argumenten aufwarten, die wir vielleicht gerade nicht entkräften können, weil auch wir die Lösung noch nicht kennen. Aber um eine Lösung zu finden, müssen wir das Problem erst einmal lösen wollen.
Als meine Kinder klein waren, habe ich mir von Ihnen gewünscht, sie mögen die Wäsche zusammenlegen. Einträchtig waren sie der Meinung, das geht nicht, weil es Kleidungsstücke gibt, die einfach zu groß sind, es ist unmöglich, das kann ich nicht schaffen. Sehr oft, mal mit mehr, mal mit weniger Geduld, habe ich sie darauf hingewiesen, dass sie es erst einmal für möglich halten müssen. Lange Zeit, sahen sie nur, dass ein Pullover zu groß ist, dass sie es nicht schaffen können.
Erst wenn wir es für MÖGLICH halten, Lösungen zu finden, werden sie sich offenbaren. Heute sind meine Kinder ganz oder fast erwachsen, alle können Wäsche zusammenlegen, und meistens tun sie das auch gerne, weil sie wissen, dass sie es können. Es ist nicht wichtig, immer gleich den richtigen Weg zu kennen, viel wichtiger ist die Bereitschaft, ihn finden zu wollen und sich nicht entmutigen zu lassen, wenn wir uns einmal verirrt haben. Allein die Beschäftigung mit einem Thema, die aufrichtige Suche nach Veränderung, trägt die Lösung in sich.
Wir können nicht die Augen verschließen, die Zäune höher bauen und uns heraus reden, wenn Menschen vor unserer Haustür sterben. Das ist eine Katastrophe, eine menschliche, eine politische Katastrophe. Warum kann die Bundesregierung beschließen, dass es in Afghanistan sichere Regionen gibt? Wir müssten sagen, ich schicke dich nach Afghanistan zurück, obwohl ich weiß, dass du dort nicht sicher bist, dass es lebensgefährlich ist in Afghanistan. Aber ich schicke dich dorthin zurück, weil ich hier keinen Platz und kein Essen für dich habe, weil mir deine Gesinnung, deine Religion, dein Bildungsstand nicht passen.
Wenn wir das sagen würden, MüSSTEN wir uns fragen, ob es einen wirklichen Grund gibt, Menschen in ein Land zu schicken, in dem Krieg geführt wird, auch mit Waffen aus Deutschland. Waffen, die unseren Wohlstand sichern. Den Wohlstand, den wir nicht teilen wollen. Voll, ist das Boot Deutschland, noch lange nicht.
Im Gefängnis bin ich Ranja begegnet, einer Frau, die vor dem syrischen Krieg geflohen ist. Drei Tage haben wir die Zelle geteilt. Wir hatten keine gemeinsame Sprache, trotzdem habe ich viel über sie erfahren. Sie hat drei Kinder und einen verwundeten Mann und war auf dem Weg nach Deutschland, um hier eine Möglichkeit zu finden, ihrer Familie das Überleben zu sichern. Das sie dafür ins Gefängnis kam, hat sie, zu all der Pein, die sie schon erlitten hatte, als zusätzliche Schande empfunden. Und wenn ich meine Situation mit ihrer verglichen habe, dann war ziemlich klar, dass ich trotz meiner gefühlten Ausweglosigkeit irgendwann mein Leben in Sicherheit, Wohlstand und gesunden Familienstrukturen weiterleben würde. Gemessen an Ranjas Not hatte ich nichts zu befürchten.
Und trotzdem hat es für mich lange Zeit gedauert, bis ich mich erholt hatte. Und noch heute sagen meine Kinder, dass die Angst, die sie um mich hatten, Spuren gegraben hat, in ihre Leben.
Wie viele Menschen müssen täglich mit viel schlimmeren Erfahrungen, Erlebnissen, Bildern weiterleben, Hoffnung schöpfen aus Hoffnungslosigkeit, ihre Zukunft gestalten in ausweglosen Situationen und immer wieder neu anfangen!
Ich glaube, dass es unsere, meine Aufgabe ist, den Menschen, die sich an uns wenden, zu helfen. Sie mit den Mitteln zu unterstützen, die mir zur Verfügung stehen. Und ich glaube daran, dass jedem von uns etwas zur Verfügung steht, und sei es, die eigene Gesinnung zu überdenken und sich zu fragen, wie stelle ich mich dazu, dass die Bundesregierung behauptet, in Afghanistan könne man sicher leben, anstatt zu sagen, Menschen aus Afghanistan wollen wir hier nicht, wir nehmen lieber Syrer, die haben noch nicht so lange Krieg und sind besser ausgebildet. Aber auch von ihnen bitte nur so viele, wie Deutschland brauchen kann, um die Wirtschaft anzukurbeln und das gängige Modell am Laufen zu halten.
Grundgesetz und Asylrecht zum Trotz werden die Entscheidungen aus Angst vor der Flüchtlingsdebatte hierzulande getroffen. Das ist eine katastrophale Politik, die ihre eigenen Werte verleugnet.
Stellen sie sich vor, Ramesh würde nach Afghanistan geschickt werden, ein Land, dass er nach acht Jahren Flucht nicht einmal kennt. Was würde ihn erwarten? Er würde zum Kriegsdienst rekrutiert werden – von den Taliban oder von der Regierung. Auch er würde einer der zornigen jungen Männer werden, die die Welt zerstören. Alternativ könnte er sich das Leben nehmen. Aus genau diesem Grund ist sein älterer Bruder mit 14 Jahren von seiner Mutter weggeschickt worden, aus Afghanistan. Das kann niemand wollen, der auch nur einen Funken Anstand besitzt.
Halten wir es für möglich, dass ein Zusammenleben unterschiedlich Denkender gelingen wird. Und ich weiß, dass es viele Menschen gibt, die wollen, dass es gelingt, und die bereit sind, ihren Teil beizutragen. Einige von ihnen kenne ich, unser Land ist voll von ihnen, im vorigen Sommer habe ich es gesehen, gehört, gelesen. Zusammen gestalten wir die Zukunft, gestalten wir Europa. In Hitzacker haben wir damit begonnen. Wir bauen Neuropa – ein Dorf für 300 Menschen aller Generationen und vieler Kulturen. Möge es gelingen!
www.hitzacker-dorf.de
Hier noch ein lesenswerter Beitrag zu diesem Thema in der HAZ:
Wie Ramesh eine zweite Mutter bekam
http://www.nds-fluerat.org/21948/pressemitteilungen/fluchthilfepreis-geht-an-franziska-hagelstein/attachment/20161203130720/
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Franziska Hagelstein hat einen afghanischen Jungen, Ramesh Kuhestani, über Bulgarien (inklusive Knastaufenthalt dort) nach Deutschland gebracht und als Ziehsohn adoptiert. Bei der Veranstaltung referierte zunächst Thomas Ruttig, Co-Direktor und Mitbegründer des "Afghanistan Analyst Networks zur Situation im Lande und machte deutlich, dass von inländischen Schutz- und Sicherheitszonen nicht die Rede sein könne - in einem Land, das der deutsche Innenminister nur im gepanzerten Helikopter, mit Helm und schusssicherer Weste betritt, es aber für Andere als sicheres Land betrachtet. Im anschluss berichteten afghanische Jugendliche, darunter Ramesh Kuhestani selbst, über ihre abenteuerliche Flucht, über ihre gute Integration und Zukunftspläne in Deutschland, ihre zerrissene Familiensituation und darüber, dass es in Afghanistan keine Bleibeperspektive gibt.




Für junge Männer die keinem der einflußreichen Klans angehören gibt es in den von den Taliban kontrollierten Gebieten oft nur zwei Möglichkeiten: "Tanzjunge", d.h. männlicher Prostituierter, regelmäßige Vergewaltigung inklusive, oder Kämpfer.


Dieses Bild zeigt den Rücken eines achtjährigen Jungen, der öffentlich ausgepeitscht wurde. Die Scharia kennt kein Strafmündigkeitsalter.

Es war extrem beeindruckend, mit welcher toughness und Selbstsicherheit diese 16 Jährigen die Diskussion bestritten. Das sind so die Art gesellschaftlicher Ereignisse die ich bevorzuge.
Ach ja: Im Kommentarbereich des NDR ist dazu leider z.T. ziemlich reaktionärer Scheißdreck zu lesen.
https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/lueneburg_heide_unterelbe/Wendlaenderin-erhaelt-ersten-Fluchthilfepreis-,fluchthilfepreis100.html
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