Sonntag, 3. Dezember 2017
Tiefenentspannung
Heute morgen intensiv 2 Stunden trainiert, dann Sauna, 3 Saunagänge, dann feist mittag gegessen und dazu Rotwein getrunken. Und mich seit Langem nicht mehr so tiefentspannt gefühlt wie danach.

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Montag, 27. November 2017
Der linke Reichsbürger
Jener Beitrag bei Bersarin

https://bersarin.wordpress.com/2017/11/23/theorie-die-praktisch-wird-thomas-wagner-die-angsmacher/#comment-12712


macht bei mir wach, in welchen Kontexten Theoriediskurse in den Sechzigern bis Achtzigern sich bewegten. Dass Neue Linke und Neue Rechte bestimmte Schnittmengen hatten ist richtig, das geht aber noch viel weiter. In der alten Friedensbewegung, also der Anti-Atomraketenbewegung von 1980 bis 1985 gab es eine Strömung, die sich einsetzte für eine atomwaffenfreie Zone in Westeuropa und für einen gesamtdeutschen Neutralismus. Parolen wie "Besatzer raus!" und "Raus aus der NATO, rein ins Vergnügen!" einten antiimperialistische Linksradikale und Nationalrevolutionäre. Ein früherer enger Genosse von mir vertrat schon 1984 die Position, dass die DDR bald zusammenbrechen würde und forcierte die Forderung, dass die Linke das Thema deutsche Wiedervereinigung für sich entdecken müsste. Die Friedensbewegung, damals mit Anti-AKW-Häuserkampf- und Bürger/Menschenrechtsbewegung eng verzahnt brachte damals Hunderttausende auf die Straße und war die größte und stärkste demokratische außerparlamentarische Massenbewegung der westdeutschen Geschichte. Er kam aus einem explizit linksextremen Umfeld - Sympathisant der Bewegung 2. Juni, Haschrebell - und wollte seinen Hintergrund integrieren in eine Stoßrichtung, die auf deutsche Wiedervereinigung verbunden mit einem deutschen Friedensvertrag und einer neuen Verfassung anstelle des Grundgesetzes ("Wiedererlangung der nationalen Souveränität, Ende des 4-Mächte Status") hinauslief. Und auf ein neutrales oder blockfreies vereinigtes Deutschland, das sowohl demokratisch als auch sozialistisch und ohne Militärbasen fremder Mächte sein sollte ("Der imperialistischen Kriegsmaschinerie die Aufmarsch- und Operationsbasis in Europa weghauen"). Sein Ziel war es, der Friedensbewegung diese Ausrichtung zu geben. Dafür wurde er, besonders von Antifas, extrem angefeindet als angebliches rechtes Uboot in der linken Szene. Tatsächlich leistete er Großes, schleuste etwa geheime Dokumente, die die Beteiligung von Bullenspitzeln an linken Scherbendemos belegten und Papiere aus NATO-Stäben, aus denen hervorging, dass ab 1988 der Islam als neues Feindbild gezielt aufgebaut wurde und Huntigton da zu den Lohnschreibern gehörte in die linke Szene. Gedankt wurde ihm das nicht.

Viel später fragte er nach seiner Stasi-Akte, erfuhr, dass es eine Solche gäbe, und als er bei der Birthler-Behörde vorstellig wurde teilte man ihm mit, dass die sich jetzt in Moskau befinde, in der Lubjanka.

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Digitale Revolution
Praktisch alle Leute haben Handys, viele Smartphones, weltweit. 1993, bei der Bundestagsblockade wegen der Abschaffung des früheren Asylrechts wurden zur Koordination insgesamt 4 Funktelefone benutzt. Wir waren eine der Gruppen die die Aufgabe hatten eines dieser Geräte nach Bonn zu schaffen, das war sozusagen eine Kommandoaktion. In meinem Auto wurde das Gerät transportiert, ein zweites Auto mit 4 Leuten fuhr als "Eskorte" mit, um eine etwaige Festnahme und Beschlagnahme des Geräts zu verhindern. Die Funktelefone waren so groß wie Kofferradios und hatten eine Wählscheibe. Etwa zur gleichen Zeit kamen die ersten Digitalhandys auf den Markt, die ausschließlich von Geschäftsleuten und Amtsträgern benutzt wurden und von einer Privatperson gar nicht erworben werden konnten. Es waren damals Satellitendirekthandys.

Ein Navi gab es in meiner Kindheit nur für Kampfflugzeuge, und auch keineswegs für alle. Die Mirage IIIE hieß so, weil sie besondere Elektronik an Bord hatte, Navi und Dopplerradar.

Wie wird das in 20 Jahren aussehen? Großrechenanlagen im Pocketformat? Beamer für holografische 3D-Filme fürs Armband? Spontane Filmsessions im Park, umsonst+draußen?

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Dienstag, 21. November 2017
Remember Silvio Meier - vor 28 Jahren von Neonazis erschlagen
https://www.mz-web.de/quedlinburg/vor-25-jahren-der-sinnlose-tod-eines-quedlinburgers-1735296

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Dienstag, 21. November 2017
Heia Safari!
Mein Neffe macht gerade eine Tour durch Uganda, Ruanda, Tansania und Kenia, inklusive Ruwenzori, Tsavo und Serengeti. Ist schon einem Berggorilla begegnet. Bin sehr gespannt was seine Berichte zum Thema Afrika hergeben.

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Sonntag, 19. November 2017
Wieder ein Despot weniger.

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Farewell, Malcolm Young
https://www.youtube.com/watch?v=v2AC41dglnM&list=RD8B0PJkS0iyk&index=2

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Samstag, 18. November 2017
Am Tag, als Conny Wessmann starb
Es ist jetzt 28 Jahre her dass meine Kommilitonin Conny von den Bullen in den Tod gejagt wurde.Never forget!

https://che2001.blogger.de/stories/970268/#970417

https://che2001.blogger.de/stories/2554857/

https://che2001.blogger.de/stories/2160462/

https://che2001.blogger.de/stories/1821426/#1822006

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Freitag, 17. November 2017
Die sogenannten Klans
Immer wieder wird gesagt, die Rückständigkeit schwarzafrikanischer Gesellschaften läge unter anderem darinbegründet, dass deren Angehörige sich als Mitglieder von Klans oder Stämmen, nicht als Staatsbürger definieren würden. Im hiesigen Teil der Bloggosphäre wurden solche Positionen beispielsweise von Willy und Bersarin vertreten. Nun, bezogen auf Territorien wie den Tschad oder Lesotho mag das zutreffen. Doch wenn sich Menschen als Ashanti, Fulbe, Haussa oder Songhai bezeichnen und nicht als Bürger von Senegal, Gambia, Ghana oder Nigeria, dann tun sie das, weil sie Nationen ohne Nationalstaat angehören, deren Territorien durch in kolonialer Willkür gezogene Grenzen zerteilt wurden. Diese nationalen Zugehörigkeiten als Klans oder Stämme abzuqualifizieren zeugt von einer implizit rassistischen eurozentrischen Sichtweise, die auch von sich fortschrittlich denkend Wähnenden aus Unwissenheit vertreten wird.

Machen wir ein Gedankenexperiment:

Stellen wir uns vor, die Bretagne, die Normandie, das Pas-de-Calais, Flandern, die Niederlande, Ostfriresland, Oldenburg und Bremen bildeten einen Staat namens Gugan, dessen offizielle Amtssprache Finnisch ist. Nehmen wir weiter an, die Auvergne, die Ile de France, der östliche Teil Frankreichs, Luxemburg, Rheinland-Pfalz, Hessen und Thüringen bildeten einen weiteren Staat namens Tschingbäng mit Russisch als Amtssprache.

Schließlich würden Aquitanien, das Languedoc, die Schweiz, Baden-Württemberg, Bayern, Sachsen und Tschechien im Staat Arelat mit der Amtssprache Arabisch zusammengefasst.

In Nordamerika würde sich alle Welt aufregen und amüsieren über diese archaischen Franzosen, die sich als Angehörige ihres Klans und nicht als Bürger ihrer Staaten betrachten würden. So etwa sind die afrikanischen Verhältnisse.

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Montag, 13. November 2017
Neulich, in Kassel, auf dem Bahnhof
Auf dem ICE-Bahnhof Kassel unterhielt ich mich mit ein paar Leuten über Restaurants und empfahl ihnen den exklusivsten Italiener der Stadt (einen der mit Abstand besten Deutschlands, wo die Austern fangfrisch aus Sylt eingeflogen werden). Unmittelbar nach diesem Gespräch sah ich, wie eine verkrümmt gehende alte Frau von einem Müllcontainer zum Nächsten ging und die mit einer Taschenlampe nach Verwertbarem ausleuchtete. Uuuurgh.

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Nomen est Omen
Ein Karatemeister namens Haubold, ein Sternekoch namens Fleischhaker, eine Domina Theresa Schlaginhaufen, ein Todesopfer bei einem Hausbrand namens Renate Grillo, ein Hubschrauberbordmechaniker Lothar Brumm, ein Oberförster Hirschfeld, was fällt einem dazu noch ein?

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Soziolekt und Regioslang
Eine Semmel ist bei uns ein in einer Topfkuchenform gebackenes Kastenweißbrot mit Rosinen, eher einem Stollen ähnlich als einem normalen Brot. In Bayern ist das ein Brötchen. War sehr witzig bei der Bauplatzbesetzung in Wackersdorf als ich gebeten wurde Semmeln vorbeizubringen und als ich die auspackte angesehen wurde als hätte ich ein drittes Auge auf der Stirn. In Berlin wiederum heißt ein Brötchen Schrippe, so ähnlich wie in Braunschweig ein belegtes Brot, das Knifte genannt wird, was in Göttingen eine Zigarette meint, auch Zippe genannt, was in Hamburg wiederum eine blöde Frau bezeichnet. "Haste mal ne Knifte/Zippe/Zichte?" kann also immer für Mistverständnisse sorgen.

Die Kölner sind da allerdings mit halver Hahn und Kölsche Kaviar außer jeder Konkurrenz. Richtig schwierig wird es bei der Übertragung in Fremdsprachen. Einer Französin, die meinte, das Englische sei eine so logische Sprache, dass jeder Ausdruck wortwörtlich in andere Sprachen übersetzt werden könne und dass an den Ausdrücken "Hangover" und "Pussylips" erläuterte sagte ein Freund mal: "Tomcat. Shamelips". Ganz wunderbar ist das Kolonialenglisch: Im Ägyptischen Englisch gibt es so wunderbare Berufsbezeichnungen wie "Flighter" statt "Pilote" und "Spoiling History" für Geschichtsklitterung. Wobei dort das Verb "to spoil" für alles mögliche gebraucht wird, ähnlich wie "hogla" bzw. "bogla" in Pimperanto und Molwanisch.


Im Australischen heißt "Guten Tag" "Goaynaemitja" - "Good day, nice to meet you" in MG-Salvengeschwindigkeit gesprochen.

Witzig finde ich die Begrifflichkeiten die mein Vater so gebraucht, denn sie fallen in eine andere Zeit. Ein Strafmandat, ein Knöllchen heißt bei ihm "Beet", und Knast heißt "Kittchen". Als Grundschüler der noch kein Englisch hatte las ich dann auch bei der Beschreibung eines Hotels "Kitchen" und nahm an, dass es sich um Arrestzellen für randalierende Gäste handle;-)

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Sonntag, 12. November 2017
Shakshuka!
Nach durchzechten, durchkifften, durchtanzten oder durchfickten Nächten das ideale Katerfrühstück, neu aus Israel: Vier Spiegeleier gebraten in Harissa, so viel Harissa, dass sie den kompletten Boden einer Bratpfanne bedeckt. Macht den breitesten Schädel wieder klar. Dazu empfiehlt sich ein Cappuccino mit einer Prise Salz und sehr viel O-Saft und Wasser, ev. auch Isostar.

Hilft auch bei Erkältungen. Die Viren werden hierbei so sehr gefoltert dass sie fluchtartig den Körper verlassen.

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Freitag, 10. November 2017
Stigmatisierung als "Gefährder" und Abschiebepraxis - eine Veranstaltung des Flüchtlingsrats Bremen
Liebe Interessierte,



wir möchten Euch/Sie auf folgende Veranstaltung des Flüchtlingsrats Bremen am 13.11.2017 zum Gefährder-Paragraph § 58a AufenthG und der aktuellen Praxis in Bremen aufmerksam machen:



Durch Prognose in die Abschiebung

Der „Gefährder“-Paragraph, die Bremer Linie und die Situation in der Abschiebehaft



In Bremen wurden Anfang 2017 erstmals mehrere Personen als sogenannte „Gefährder“ deklariert und direkt in Abschiebehaft genommen. Zwei von ihnen sind bereits abgeschoben.

Das Konzept des Gefährders ermöglicht es Polizei und Innenbehörde, Menschen allein auf Grund einer „auf Tatsachen gestützten Prognose“ in Haft zu bringen und deren Abschiebung – auch in Staaten, in denen ihnen Folter droht – zu betreiben.

Wie werden die unveräußerlichen Menschenrechte durch den gegenwärtigen Gefährder-Diskurs, durch fragwürdige Gesetzesnormen und durch eine Abschiebepolitik, die „um jeden Preis“ (Innensenator Mäurer) durchgesetzt werden soll, verletzt und verhandelbar gemacht?



Vortrag und Diskussion über das menschenrechtlich und rechtsstaatlich bedenkliche Schnellverfahren und die aktuelle Situation im Bremer Polizeigewahrsam mit Prof. Dr. Christine Graebsch (Juristin, Kriminologin und Prozessbevollmächtigte in diversen Verfahren) sowie weiteren Vertreter_innen des Vereins für Rechtshilfe im Justizvollzug des Landes Bremen e.V.



Montag, 13. November 2017

19.00 Uhr | Wallsaal

Stadtbibliothek Bremen | Am Wall 201 | 28195 Bremen

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Montag, 6. November 2017
Gelegenheit macht Liebe
Ich hatte ja von dieser Begegnung mit einer tollen Frau im Fitnesscenter berichtet

https://che2001.blogger.de/stories/2634656/#2635175

und monatelang versucht ihr näherzukommen was aber nie klappte. Und jetzt plötzlich kam bei meinem Versuch ihr wieder Avancen zu machen eine ganz andere Frau, frühere Trainerin von mir und auch eine echte Schönheit plötzlich auf mich zu und knutschte mich ab. Ihre seidige verschwitzte Haut fühlte sich sehr gut an. Da ist mehr drin. Was hatte ich für einen Tunnelblick, sie wäre die ganze Zeit erreichbar gewesen. Stattdessen treibe ich mich sinnlos in Datingforen rum.

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Katzenliebe
Mein Vater hatte vor Jahren sein Leben seinem Kater zu verdanken. Mit einem Magendurchbruch war er Im Bad zusammengebrochen und lag bewusstlos am Boden. Der Kater, der sonst nie das Bad betrat sondern mied und alles hasste was mit Wasser zusammenhing stellte sich neben ihn und maute so lange herzerschütternd laut bis die Rettung kam.


Ein Kunde von mir hatte einen Kater und eine Katze, die beide 8 Jahre alt waren als die Katze starb. Der Kater war nur noch Trauer und fraß nichts mehr. Er wäre auch gestorben wenn seine Menschen nicht ein kleines Kätzchen angeschafft hätten. Seitdem ist er wieder munter.

Erzähl mir noch wer Tiere hätten keine Seele.

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Mit Vater im Museum
Ich war kürzlich mit meinem Vater im Museum. Die Ausstellung war viel zu dunkel, sollte wohl finsteres Mittelalter darstellen, und da die Exponatbeschriftungen schwer zu lesen waren benutzte er seine Lesebrille und las die Texte aus nächster Nähe. Als wir wieder ins Helle - ins Treppenhaus - traten hatte er die Lesebrille noch auf, übersah eine Stufe und flog einige Meter durch die Luft und prallte mit dem Kopf gegen die Wand, blieb blutend liegen. Rettungswagen verständigt, Einlieferung ins Klinikum. Ich wartete bange in der Wartezone neben der Notaufnahme, verständigte über Smartphone Schwester und Neffe, die mir beide rieten auf Vater einzuwirken dass er auf jeden Fall zur Beobachtung eine Nacht dableiben sollte. Mein Instinkt der immer sehr gut funktioniert sagte mir "nein", wir würden wie geplant heute zusammen zu Mittag essen. Andererseits ist der 89 Jahre alt, es war von Verdacht auf Schädelbasisbruch die Rede. Als ich dann in die Notaufnahme gerufen wurde erwiesen sich alle Befürchtungen als komplott unbegründet: Vater hatte seine Personality-Show abgezogen und das Notaufnahmeteam perfekt unterhalten. Auf die Frage nach seiner Lebenssituation hatte er geantwortet dass er seit 2012 Witwer sei, meine Mutter sehr geliebt habe und obwohl tot noch immer liebe, 62 Jahre lang mit ihr verheiratet gewesen sei und ihr die letzten Jahre jeden Abend drei Ständchen gesungen habe. Eines dieser Ständchen trällerte er dann auch mit seiner noch immer tollen Stimme (er hätte Opernsänger werden können). Als Arzt und Schwestern voll der Bewunderung für Vater waren konnte ich nicht an mich halten und erzählte, dass ich genau in dieser Station 2005 mit einer zerschmetterten Schulter eingeliefert worden war und man mir erzählt hatte dass ich diesen Arm nie wieder richtig bewegen können würde, tatsächlich aber ein halbes Jahr nach meiner letzten OP als touristischer Erstbegeher einen neuen Klettersteig mit Felsüberhang eröffnet hatte. Wir sind so in dieser Familie. Eine Krankenschwester verabschiedete Vater mit: "Sie sind ein toller Mann."

Der könnte einen Fanshop aufmachen.

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Sonntag, 5. November 2017
Politisch korrekter Irrsinn, heute: Das Unaussprechliche
Seit ich zurückdenken kann gehört das Sichbeschäftigen mit der Realität der Folter zu den Grundelementen politischer Aufklärung. Auf dem Gymnasium war das Thema "Menschenrechte und Folter" ein eigenständiges Schwerpunktthema in Curriculum meines Werte-und-Normen-Kurses. Gründlich wurde sich damit auseinandergesetzt wer foltert, wer gefoltert wird, welche Foltermethoden zur Anwendung kommen (ein Religionslehrer war später kühn genug, hier auch die "weiße Folter" in Stammheim zu thematisieren), wie traumatisierten Folteropfern geholfen werden kann und wie jemand zum Folterer wird.

Heute, im Zeitalter der Triggerwarnungen, scheint dieser Umgang mit dem Thema nicht mehr so ohne Weiteres möglich zu sein. Als ich einer Genossin ein Buch, das aus der Opferperspektive über ein Foltercamp berichtet zum Geburtstag schenkte fragte sie mich süffisanft grinsend ob ich ihre SM-Komponenten stimulieren wollte. Als eine weitere Genossin einen Vortrag über ihre Foltererlebnisse in einem türkischen Gefängnis hielt merkte ich dass ein Freund sich Notizen machte. Später fragte ich ihn ob er sich aufgeschrieben hatte wie sie gefoltert wurde. Völlig entsetzt erwiderte er wie könne ich nur auf so eine Idee kommen das wäre ja pornografisch nein er hätte sich Notizen zu den Strukturen der türkischen Streit- und Polizeikräfte gemacht.
Als Abschiebehäftlinge von Vollzugsbeamten mißhandelt wurden machten wir eine Kundgebung, auf der ich einen Redebeitrag hielt in dem ich im Einzelnen beschrieb auf welche Weise die Mißhandlungen abliefen. Man hätte mir fast das Megaphon entrissen. Es galt als ganz und gar nicht angesagt so etwas zu verbalisieren.

BTW Ich selbst bin in einer Welt aufgewachsen in der die FSK und das Mindestalter für Filme nie eine Rolle spielten. Im Gegenteil, mein Vater fand es gut wenn ich als Kind schon schreckliche Gewaltszenen sehen würde sofern die eine gesellschaftliche Realität darstellen würde. Der Zweite Weltkrieg hätte auch keine Rücksicht darauf genommen dass er noch ein Kind war als er ihn erleben musste. Zu meinen frühesten bewussten Erinnerungen (mit vier Jahren) gehört denn auch ein Bild wie US-Soldaten einem vietnamesischen Kriegsgefangenen mit einem Messer dem Bauch aufschneiden damit der ein Waffenversteck verrät.

Sorry, ich finde der Welt gehört die Brutalität solcher Szenen um die Ohren gehauen.

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Samstag, 4. November 2017
Eine Stimme der Vernunft zum #metoo-Getöse
Die Frau sagt wie es ist und hat einfach Recht:

https://www.welt.de/debatte/kommentare/article169911081/Wir-wollen-doch-alle-nur-spielen.html


Die Erfahrungen von Kathrin Spoerr decken sich mit meinen eigenen, und das gilt nicht nur auf das Berufsumfeld "Redaktion" bezogen. In der deutschkurdischen Community in der ich mich etliche Jahre lang bewegte wurden andauernd Witze über Rassismus gemacht und so miteinander geredet: "Wieso ist denn Ahmed nicht da?" "Der verspätet sich wohl." "Ach was, Flüchtling, der ist schon wieder am Flüchten!" "Wieso kratzt Du runtergefallenen Döner vom Fußboden auf?" "Der ist für einen Freund. Wir Kurden sind die Juden von heute, und da muss man ja Menschenversuche machen." Permanent, den ganzen Tag, immer in diesem Tonfall. Einen der humorlosesten PC-Moralisten die ich kannte hat es endgültig zu meinem Feind gemacht als ich diese Dinge vor Jahren im Blog ausbreitete.

Drei frühere Komilitoninnen arbeiteten während der vorlesungsfreien Zeit einmal auf einer Baustelle. Und fanden es sehr charmant wie die Arbeiter mit ihnen umgingen und ihnen ständig Komplimente machten. Doch dann bestellte sie der Polier ein und sagte so ginge es nicht weiter die drei gefährdeten die Arbeitsabläufe. Als sie erwiderten, wieso, sie langten doch fleißig zu und mit den Kollegen verstünden sie sich hervorragend druckste der rum, wurde rot und platzte dann heraus: "Diese Kalksandsteine mit dem länglichen Loch in das man so schön hineinfassen kann haben wegen des Lochs bei den Jungs eine besondere Bezeichnung. Und seit hier drei Frauen arbeiten traut sich niemand mehr über die Baustelle zu brüllen <<Harry, roll mal ne Karre Fotzen rüber!>>

Als die Frauen, die sich alle drei als Feministinnen verstanden davon erzählten hielten sie sich prustend die Schenkel.


BtW und ich denke mal dass es sehr vom soziokulturellen Kontext abhängt was so als sexuelle Anmache/Belästigung empfunden wird. Habe ja selbst schon erlebt dass eine Frau mich im öffentlichen Raum begrapschte, worauf ich aber absolut positiv reagierte und umgekehrt, dass eine es als sexuelle Belästigung betrachtete dass ich mich neben ihr an eine Bar setzte und Small Talk beginnen wollte. Diese Frau war Lehrerin. Ich erzählte einer Hörerin in meinem Seminar davon, und die fragte "Hasste ihr an die Düsen gefasst?" und konnte beim besten Willen nicht verstehen was da Belästigung sein sollte. Sie selbst war VW-Arbeiterin und den Umgangston gewohnt der so am Montageband herrscht.

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Dienstag, 31. Oktober 2017
Zeitgeistbegriffe
Ist Ultra HD eigentlich das aktuelle Wort für das frühere Gütesiegel oberaffengeil?

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