Montag, 4. September 2006
Wo er recht hat, hat er recht
Ich bin ja mit Herrn Hecht durchaus nicht häufig politisch einer Meinung, aber das kann ich unterschreiben:

"Ich würde die Grünen als strukturkonservative Milieupartei mit wirtschaftsliberalen Einsprengseln sehen, die sich als Interessenvertretung des “neuen Mittelstandes” geriert.
Daher stammt im Übrigen auch die penetrante Denunziation der Liberalen als Partei der “Ellenbogengesellschaft” durch Herren wie Bütikofer: das ist schlicht Revierabgrenzung."

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alles
eine mischpoke. hier in ffm will die grüne ebeling stück für stück die infrastruktur verkloppen und mit den schulen fängt sie an. das schulgeld klopft schon an die tür, denn einer muss die mieten für die gebäude ja bezahlen...

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Klingt schön griffig: "neuer Mittelstand". Aber so homogen, wie früher eine "Klasse", ist der wohl kaum. In die Mitte wollen sie neuerdings wieder alle Parteien: die einen mit Markt und ein bisschen Gott, die anderen mit Markt und Gerechtigkeit, die nächsten mit Markt und Ökologie, wieder andere mit Markt und Markt, ...

Ob die Revierabgrenzungen letztendlich taugen? - Die nächsten Wahlen werden's zeigen ... ;-)

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Che, standest Du den Grünen nicht selbst mal ziemlich nahe?

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@workingclasshero, die Grünen, denen ich nahe stand, war die Partei bis 1988, mit Ditfurth, Trampert und Ebermann in der Führung. Ansonsten war mein Umfeld so radikal, dass eine alte Freundin, die auf meiner Terrasse darüber laut nachdachte, einen Job bei Ralf Fücks anzutreten, sich dafür die Bezeichnung "Counterziege" einhandelte. Dabei plante sie das nicht wirklich, sondern es war ein Test hinsichtlich der Diskretion gemeinsamer Freunde. Lief unter den Arbeitstiteln "Testballon, wie das Umfeld reagiert" und "Gerücht unter Laborbedingungen testen".

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"Sozialstaat statt Zuwanderung"
So lautete es auf einem der Wahlplakate die ich neulich in Salzburg sah. Ein Motto, mit dem man derzeit auch in D punkten könnte, imho.

Und um die peinliche Verhinderung solcher Zustände geht es den "Volksparteien" wohl mit dem Gefasel zur neuen Mitte.

Denn in Wirklichkeit sind CDU und SPD wie selten vereint im Kampf gegen eben diesen "Mittelstand". Er ist - relativ gesehen - der Hauptleidtragende der so genannten "Reformen". Er verliert Ansprüche (Arbeitslosengeld, Rente, bald auch Krankenversorgung), muss für sie aber trotzdem weiter so zahlen als hätte er sie wie früher einmal.

realtiv gesehen, ist der Mittelstand - vom facharbeiter bis zum Kleinunternehmer - das Arsch und die Melkkuh im Lande D geworden. Die wahrheit liegt hier nicht in den Reden der Berufsparlamentarier sondern in der steuerlichen Progresionstabelle und in der ersatzlosen Auslöschung von durch Einzahlung erworbenen Ansprüchen.

Kein Wunder - ist doch bald die Zahl der hauptsächlich durch staatliche Transfers alimentierten Wähler grösser als derjenigen, die duch eigene Arbeit sich hauptsächlich selber alimentierenden. Für einen Politiker eine klare Richtung - der Wahlpöbel ändert seine Zusammensetzung und damit die Richtung der Wiederwahlbemühungen.

Die Gute Nachricht: dem Spiesser, sprich dem Facharbeiterhaushalt und dem besseren Angestellten mit Kleinfamilie im Reihenhaus mit Jägerzaun geht es an den Kragen - lasst uns ihn verblasen "Halali - die Sau soll bluten" !

Insofern teile ich die Meinung des Herrn Hecht in keinster Weise. Diese Sprüche sind keine Revierabgrenzung, sondern der Hoffnung geschuldet, den "Mittelstand" nicht in die Arme von irgendwelchen Rattenfängern zu treiben, um ihn weiter im warmen Griff der "Volksparteien" zum Wohle der Bürokratur auspressen zu können.

Mal ehrlich: wer soll auch sonst zahlen ? Seht Ihr irgendwen ? Ich nicht.

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Ich weiß, ich bin naseweis und neunmalklug, aber ich denke nun mal wie ein Dozent der Politikwissenschaft: Der Begriff "MIttelstand" bezeichnet Unternehmen mit 20-500 Beschäftigten, was Du meinst, ist Mittelschicht.

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Ich bin ja noch viel naseweiser : das Institut für Mittelstandsforschung fasst darunter alle Betriebe mit bis zu 500 MA und bis zu 50 Mio Euro Umsatz.

Dort sind so ca. 80 % aller sozialversicherungspflichtig beschäftigten und ca. 80 % aller Lehrstellen, mit einem Median so um die 10-20 MA.

Da dies sowohl den Friseur um die Ecke als auch den handwerksbetrieb umfasst, kann man "Mittelstand" und "Mittelschicht" sich zum teiel überlappen sehen.

Aber recht hast Du. Du Haarspalter .-)

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... das ist doch das schöne, wenn ich vom mittelstand rede, dass sich da so ziemlich jeder gemeint fühlen kann und auch soll. so ähnlich wie der eine schwachstromer aus rheinland-pfalz, die alte dr.-kohl-klamotte von wegen leistung muss sich wieder lohnen ausgegraben hat und meint, damit auch noch grössere bevölkerungkreise ansprechen zu können.

auf englisch heisst das buzzwords, glaube ich.


für die kapitalgesellschaften ist es im handelsrecht klar geregelt:

Kleine Kapitalgesellschaft nach § 267 Abs. 1 HGB, wenn zwei der drei folgenden Merkmale erfüllt sind (ab 2004):
Bilanzsumme kleiner gleich 4.015.000 EUR
Umsatzerlöse kleiner gleich 8.030.000 EUR
Arbeitnehemer kleiner gleich 50

Mittelgroße Kapitalgesellschaft nach § 267 Abs. 2 HGB wenn zwei der drei folgenden Merkmale erfüllt sind (ab 2004):
Bilanzsumme größer als 4.015.000 EUR
und kleiner gleich 16.060.000 EUR
Umsatzerlöse größer als 8.030.000 EUR
und kleiner gleich 32.120.000 EUR
Arbeitnehmer mehr als 50, weniger gleich 250

so ist das, wenn eine allgemeine regelung getroffen werden muss, wird es immer eine mehr oder weniger schematische sein. denn, bei der chemieindustrie kann auch ein Betrieb mit 1.000 beschäftigten noch als mittelständler durchgehen, wenn man ihn mit den grossen der branche vergleicht.

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Wie ist das mit millionenschweren mittelständischen Unternehmern, gehören die zur Mittelschicht oder zur Oberschicht?

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ich schätze, die antwort hängt einmal davon ab, wie sich diese leute selber einschätzen, und dann davon, wer die anderen in ihrem umfeld sind.

von daher scheint mir bourdieus unterscheidung von sozialem, kulturellem und wirtschaftlichem kapital präziser zu sein. obwohl der im zweifel drauf abstellen würde, ob es sich bei dem wirtschaftlichen kapital des unternehmers um selbst erworbenen (indiz für mittelschicht) oder um ererbten reichtum (indiz für oberschicht) handelt.

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@ che

Das ist erstens eine Definitionsfrage. nach dem IFM (Insitut für Mittelstand) ist mittelsändischen Unternehmen - unabhängig von der Rechtsform (aufgemerkt, auch-einer):

bis zu 50 Mio € Umsatz p.a.
bis zu 500 MA

Von der Bilanzsumme ist dort keine Rede.

"Millionenschwer" (ab 1 Mio oder 10 ???) dürften so einige sein, wenn man den Maschinen-und Anlagenpark z.B. eines Automobilzulieferers oder auch nur einer regionalen Grossbäckerei bzw. Molkereigenossenschaft einrechnet. Entscheidendes Kriterium kann das allein jedoch schwerlich sein. Branche, Margen, MA-Zahl etc. spielen auch noch gewisse Rollen.

Wie gesagt sieht das iFM den Median bei ca. 10-20 MA. Dort spielt sich das Wohl und Wehe der deutschen sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung und damit auch der Sozialsysteme ab.

Die Politik ist jedoch eher auf Konzerne ausgerichtet. Klar - denn eine Elektriker kann doch den Bundestagsabgeodneten schwer auf eine zünftige, pressetaugliche Eröffnung eines von vorn herein totsubventionierten Betriebsteiles im Wahlkreis einladen, oder ?

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bei der von mir angezogenen definition aus dem hgb geht es letztlich um den jahresabschluss und seine veröffentlichung. also setzt man da das grosse unternehmen mit umfangreichen erläuterungs- und publizitätspflichten etwas niedriger an als das ifm, das ja schliesslich etwas erforschen will.

wie gesagt, die branche und ihre typischen grössenordnungen scheinen mir im vergleich etwas wichtiger als die ifm-faustregel.

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@ auch-einer

so sicher bin ich da nicht, wenn es um die definition von deutschen mittelständischen Unternehmen geht. Denn sonst hätten wir in D gleich drei mittelständische Autobauer.

So gesehen, fände in Berlin tatsächlich echte Mittelstandspolitik statt.

Vielleicht sieht man das dort ja so.

Möglich wär's.

Ohgottohgott - ich glaub' das ist wohl so.

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Pressetaugliche Eröffnungen von MIttelstandsbetrieben gibt es - nur ist das eine begrenzte Presse, nämlich die IHK-Blätter, Branchenmagazine, Stadtmagazine und die kostenlosen Sonntags-Boulevardblätter. Und die Abgeordneten, die dahin kommen, sind die Hinterbänkler, die Wanne-Eickel, Versmold oder Calbe im Bundestag vertreten.

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nicht weiter vertieft hat der herr hecht, dass es sich bei beiden um im westen verankerte regionalparteien handelt.

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Während die im Osten verankerte Regionalpartei gerade dabei ist, sich auch im Westen zu verankern.

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schauen wir mal.

wenn da einer wie der zu kurz gewachsene saarländer noch anklang findet, spricht das nicht für die politische bildung der wahlberechtigten der alten bundesländer.

eigentlich ist in neufünfland auch die spd keine volkspartei, in den alten bundesländern fehlt es ihr an der zielgruppe wie an ideen (den schwarzen auch), und wenn in zukunft die posten, die sie zu besetzen hat, weniger werden, hat sie auch in den bundesländern, wo sie bislang stark vertreten war, erhebliche probleme. also weiter beobachten, eigentlich sind im sozialliberalen bis sozialistischen segment durchaus drei parteien denkbar.

andererseits, ich warte schon seit zwanzig, ach was, seit genscher schmidt in den arsch getreten hat, darauf, dass der dreipunkteverein dorthin kommt, wo er hingehört, in die politische bedeutungslosigkeit nämlich, aber das hat noch nicht einmal der frischgefönte freund des echten beachvolleyballs geschafft. ob entrismus (hinein in die f.d.p.) helfen kann?

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Tu Dir keinen Zwang an :-)

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Hechtens Sicht
ist m.E., wie auch das typische Gewässer eines schwimmenden Hechtes, ausgesprochen trüb. Dazu kommt natürlich sein behagliches Vergnügen am Grünenbashing.

Die Grünen sind sicher nicht in erster Linie "strukturkonservativ", sondern vor allem heterogen, Kritiker nennen den gegenwärtigen Zustand mitunter auch orientierungslos.

Neben ökolibertären, linksliberalen, ökoliberalen, pazifistischen und sozialistischen Strömungen gibt es auch allerhand realpolitische Pragmatiker, Neoliberale (z.B. Metzler/Scheel) und Karrieristen, dazu sogar ein paar Kommunisten, und - was für den Hecht vielleicht interessant ist - anzahlmäßig deutlich mehr klassische Liberale (die z.B. auf Bürgerrechte setzen) und sozial und ökologisch verantwortlich denkenden Liberale als es diese in der heutigen FDP gibt. Dazu kommen jede Menge Restbestände aus der Zeit sozialer Bewegungen der 80er Jahre, welches das vorhandene Sammelsurium grüner Spezialanliegen erklären hilft.


Heterogen halt.

Der beobachtbare Drift in die Mitte mag mit dem Älter- und Saturierter-werden des grünen Stammwählerpotentials und ebenso der Parteibasis zusammenhängen, aber sorry, egal, was man davon hält, dieses Klientel ist nie und nimmer sonderlich "strukturkonservativ", genauso wenig wie dies z.B. eine Frau Künast ist.

Die FDP ist im Vergleich einfacher strukturiert, neben ein paar Libertären (der jugendliche Chic sozusagen) tummeln sich dort vor allem sozial verantwortungslose Wirtschaftsliberale, Besserverdiener-Klientelisten, Bürgerlich-konservative, einige korrupte Lobbyisten sowie ein vernachlässigenswerter Restbestand an klassischen Liberalen.

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Der Begriff "Milieupartei" trifft trotzdem zu. Da ist die Eine dann die Partei der Bauunternehmer, Zahnärzte, Steuerberater und Notare und die Andere die der Heilpraktiker, Physiotherapeuten, Studienräte und Psychotherapeuten, sie war aber mal der parlamentarische Arm der Neuen Sozialen Bewegungen.

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Ein geangelter Hecht ist fast immer ein Irrtum
Okay, der Begriff "Milieupartei" trifft für beide Parteien recht stark zu, auch muss man hier auch konstatieren, dass beide Kleinparteien teils um das gleiche Millieu konkurrieren, nämlich im weiteren Sinn um das akademische Bildungsbürgertum. Z.B. Rechtsanwälte häufen sich auch bei den Grünen.

Insofern könnte man den grünen Run in die sogenannte politische Mitte auch als Konkurrenzverhalten deuten.

Wobei der grüne Anteil an diesem Spektrum m.E. kreativer, lebenoffener und in der Tat liberaler ist, während die FDP ein eindeutig eher konservativeres und weniger liberales Millieuklientel im Bildungsbürgertum bedient.

Habe ich schon mal erwähnt, dass ich den Hecht, in seiner Eigenschaft als Fisch, für überschätzt halte, weil er vom Fleisch her eben doch sehr fad ist?

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Keine Ahnung, ich bevorzuge Lachs, Hai und Thun, auch Makrele, Forelle oder Seeteufel darf´s sein.


Die Mitte wird irgendwann zusammenbrechen, da fast alle Parteien darauf herumstehen.

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Darf ich da einen alten Klasssiker zitieren?
"Nur unter Fischen ist der herrschaftsfreie Diskurs üblich und alltäglich. Hai sein heißt frei sein."
(Geschwätzige Wand eines Fachschaftsraums)

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Was für Fisch gab es denn in Kanada? Schriebst Du nicht etwas von Hechten?

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Die PDS und so
Auch-einer, ich teile Deine Kritik an der Linkspartei nicht, ich bin, wenn auch ohne Überzeugung, ein Stammwähler dieser Partei, so, wie ich vorher als kleineres Übel die Grünen gewählt habe. Und im Wesentlichen stellt sich mir diese Partei, die ich nur in Nordwestdeutschland und ihrem dortigen Erscheinungsbild kenne, auch so dar wie die frühen Grünen gewesen sind. Das verwundert auch nicht, weil ihr politisches Führungspersonal zu einem nicht unerheblichen Teil aus vom Rechtskurs ihrer Partei enttäuschten Ex-Grünen besteht. Aber das politische Deutschland, das ich aus persönlichem Erleben kenne, beschränkt sich auf Hamburg, Bremen, Niedersachsen und einen bestimmten Teil Hessens.

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